Theragāthā
und Therīgāthā
Die Lieder der Mönche und
Nonnen
Aus
dem Pāli übersetzt von Ekkehard Saß
Konstanz 2000
Universität Konstanz
Fachbereich Geschichte und Soziologie
Forschungsprojekt „Buddhistischer Modernismus“
Forschungsbericht 17
Herausgeber: Prof. i.R. Dr. D.
Kantowsky
Fach D 38,
D 78457 Konstanz
E-Mail:
Detlef.Kantowsky@uni-konstanz.de
Als
elektronische Publikation erschienen im Konstanzer Online-Publikations-System
(KOPS) - http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2000/571
Eine
Auswahl von rund fünfhundert Versen der Nonnen und Mönche mit ausführlichen
Kommentaren und Erläuterungen zum Text erscheint im Frühjahr 2001 in der
„Schriftenreihe“ der Deutschen Buddhistischen Union. Bestellungen über den
Buchhandel oder direkt bei: Deutsche Buddhistische Union, Amalienstrasse 71, D
80799 München. Telefon: 089/280104, Fax: 281053, email:
dbu@dharma.de
[Auf
stillem Pfad - Lieder von Mönchen und Nonnen des Buddho, Eine Auswahl aus den
Theragāthā und Therīgāthā des Pālikanon; 220 Seiten DIN A5; ISBN 3-9804620-3-X;
19,00 €]
Copyright: Ekkehard Saß,
2000
Herstellung: Universität Konstanz
Fachbereich Soziologie
und Geschichte Forschungsprojekt „Buddhistischer Modernismus“
[Die
Zweitveröffentlichung auf dieser Webseite erfolgt mit freundlicher Genehmigung
des Autors und des Herausgebers. Neu eingefügt wurde die Rezension von E.
Thriemer.]
Inhaltsverzeichnis [Seitenzahlen
im Original]
Vorwort 5
Einleitung 7
Theragāthā 23
Therīgāthā 203
REZENSION VON
EDGARTHRIEMER
Mehr als hundert Jahre nach
demdichterisch einfühlsamen Wurf von Karl Eugen Neumann erscheint eine
zweitedeutsche Übersetzung aus dem Pāli, die versucht eine möglichst
genaueEntsprechung des Originals in Wort und Satzbau zu vermitteln.
Neben den Reden des GotamaBuddhas,
die seine erhabene Lehre in unerschöpflicher Weise ausbreitet, bewahrtder
Pāli-Kanon auch eine Sammlung von Dichtungen der ersten Jünger undJüngerinnen
des Meisters, Thera- und Therīgāthā, die man als das Buch von derNachfolge
Buddhas bezeichnen darf. Im Leben und in den Taten haben die Lehrenhier
Ausdruck gefunden.
Wir haben 263 namentlich genannte Mönche vor uns
mitihren 1279 Gāthās und 72 Nonnen mit ihren 520 Versen. Im vorliegenden Buch finden
wireine Auswahl von ca. 500 Versen
derNonnen und Mönche. Die Schönheit und Klarheit vieler Gedanken und
Gleichnissekann uns heute noch stark berühren. Klaus Mylius schreibt darum mit
Recht inseiner zusammenfassenden Darstellung der frühbuddhistischen Literatur:
„Indiesen beiden Sammlungen (Theragāthā und Therīgāthā) hat die religiöse
Lyrikihre höchste Entfaltung im Rahmen des Pāli-Kanons erlangt“.
Welche Themen behandeln nun
dieVerse?
Es ist die „Lehre der Alten“,
dasLob der Einsamkeit, die innere Schulung und Vertiefung, die
absoluteGenügsamkeit, den Gleichmut, das innere Wohl des Ungebundenseins,
dasaufmerksame Betrachten der Vergänglichkeit. Die hohe Qualität
derNaturbeschreibungen wird den Leser begeistern. Die Probleme des
Mönchslebenskommen zur Sprache, der Kampf mit den Triebkräften, extreme
asketischeSelbstquälereien, die vom Buddha als nicht hilfreich selbst erfahren
undabgelehnt wurden. Das Aufbrechen des Kastenwesens durch den Buddha
wirdvermittelt, der Wert des „guten Freundes“.
Über die
„erstaunlichenNonnenlieder“ zitiert Ekkehard Sass aus einem Brief von Detlef
Kantowsky: „DieTherīgāthā scheinen mir viel authentischer zu sein als die
Lieder der Mönche.Es sind Geschichten zu ganz konkreten Heilungskarrieren“. Es
sind echteBekenntnisse, Schicksale treten hervor in einer besonderen Offenheit,
wie derVerlust von Kindern oder des geliebten Mannes, das Elend des Leibes und
desAlters, persönliche Tragödien. Ein starkes weibliches Selbstbewusstsein
tauchtauf und damit ein Modell für den Befreiungskampf der Frau.
Beide Sammlungen sind Berichte
vonErfahrungen und vermitteln daher eine große Lebendigkeit und Realität,
weshalbsie auch heute noch aktuell und hilfreich sein können. Für
professionelleBuddhologen galten die Lieder schon immer als eine Fundgrube für
dieForschungen zu den sozialen Verhältnissen in Indien zur Zeit
Buddhas.Neuerdings besteht ein aktuelles Interesse der „feminist movement“ an
denTexten. Die Verse sind aber vor allem sehr bewegende Zeugnisse über
spirituelleErfahrungen auf dem Weg der Befreiung, über Zweifel und Kämpfe, über
Einsicht,Glück und Frieden.
Im Vorwort des Herausgebers
derKarl Eugen Neumann’schen Übersetzung von 1923 ist zu lesen: „Sollten nun
diese Lieder, die lebendigen Zeugeneiner großen Vergangenheit, diese
Herzensergüsse der ersten Buddhisten, heutenur mehr Literatur, als schöne
Dichtungen genossen werden oder sollte es jetztnicht wieder manche geben, denen
das Meisterwort Anlass zur Besinnung und zurernsten Arbeit an sich selber
wird?“
Ekkehard Sass gibt in
sehreindringlicher Weise Antwort auf diese Frage. In seiner umfassenden
Einleitunglässt er uns spüren, wie diese Übertragung für ihn ein Stück
Lebensgeschichtewurde, wie die Sogwirkung dieser Texte für ihn zum Weg wurde,
wie der täglicheliebevolle Umgang mit der Pālisprache zur Meditation wurde, wie
er versuchtedie sprachliche Genauigkeit zu ergründen und in der rhythmischen
Sprache zu bleiben.Wie er aber auch nach jahrelangen Übungen an Grenzen stieß,
die zu kritischenÜberlegungen führten. An der „Härte der Realität“ bricht so
manches hohe Idealfast komisch zusammen und der ganze „Nimbus der Erhabenheit“
löst sich wieNebel in der Sonne auf.
Auch Ekkehard Sass reklamiert
fürsich wie einst Karl Eugen Neumann „liebevolle Behandlung, Aufmerksamkeit
undFleiss bei jedem Vers.“ Er ließ sich immerhin sechs Jahre Zeit für
diesorgfältige Übertragung .Befasste sich täglich nur mit einem Vers. Karl
EugenNeumann ging wie ein Komponist mit den Versen um, suchte eine
„deutscheKomposition“. Ekkehard Sass versucht eine möglichst
„originalnaheAnschmiegung“. Das Pāli sollte durchklingen. Textvergleiche mit den
Versen vonKarl Eugen Neumann machen den Unterschied deutlich. Ekkehard Sass
bemerkt, dassalles christlich belastete Sprachgut in seiner Übertragung nichts
zu suchenhat. Ein Wort wie „Sünde“ etwa gibt es im Pāli gar nicht. Seine
Aufforderungsich mit dem Pālideutsch allmählich zu befreunden, fällt leicht.
Dass hier einesprachlich zeitgemäße und korrekte Übertragung vorliegt, ist
offensichtlich. ObKarl Eugen Neumann auch heute noch als unantastbar gilt, weil
er „so genialwar, dass er nicht mehr zu übertreffen ist“, muss nach 100 Jahren zu Recht in Frage gestellt werden.
Hier liegt nun eine
großartigeÜbersetzung vor, von jemandem der weiß, worum es geht. Möge diese
Übertragungder Lieder durch Ekkehard Sass vielen Menschen auf ihrem „Stillen
Pfad“hilfreich sein. Ein Glossar mit ausführlichen Erklärungen
buddhistischerKernbegriffe aus moderner Sicht und Anmerkungen zu den Versen
werden geradeNeulingen auf dem Buddhaweg großen Nutzen bringen.
Edgar Thriemer.
(28.Feb.2003)
VORWORT
Die Thera- und
Therī-Gāthā, die „Lieder“besonders befähigter Mönche und Nonnen, gehören als
achtes bzw. neuntes Stückdes Khuddakanikāya zum klassischen Pāli-Kanon. Sie
wurden von H. Oldenberg undR. Pischel für die Pali Text Society ediert (London
1883) und liegen in der neubearbeiteten 2. Auflage von K.R. Norman und L.
Alsdorf seit 1966/71 vor.
Als „Lieder der Mönche
und Nonnen“ wurden sieerstmals von K.E. Neumann in eine westliche Sprache
übersetzt (1899, 2. Auflage1923). Dieser Übertragung ins Deutsche folgte
1910/13 eine englischeÜbersetzung von C.A.P. Rhys Davids (2. Auflage 1937).
Mehr als hundert Jahre
nach dem grossen,dichterisch-einfühlsamen Wurf von Karl Eugen Neumann erscheint
also jetzt imMedium moderner Datenerfassung und -verbreitung eine zweite
deutscheÜbersetzung aus dem Pali, die versucht, eine möglichst genaue
Entsprechung desOriginals in Wort und Satzbau zu vermitteln.
Zur
besonderen Bedeutung derTexte für das Verständnis der ursprünglichen Lehre des
Buddha hier dieEinschätzung von Klaus Mylius in seiner „Geschichte der
altindischen Literatur“(Berlin 1988):
Über beiden Sammlungen
könnte der Leitsatzstehen:
„Frei von Wünschen leben wir
ohne Hoffnung undFurcht!“ Diese Tendenz haben natürlich Theragāthā und
Therīgāthā mit anderenbuddhistischen Texten gemeinsam. Was diese beiden
Sammlungen dagegenunverkennbar heraushebt, sind die Berichte über die
persönlichen Erfahrungen,die hier vorgelegt werden. Die Texte erhalten dadurch
zum grossen Teil die Notedes Lebendigen und in gewissem Sinne Realen. Dadurch
und durch diestreckenweise sehr schöne Lyrik haben beide Sammlungen für den
Buddhologengrossen Wert. (S. 311)
Was die
„Lieder“ aberdarüberhinaus so aufschlußreich macht, sind die ganz
unterschiedlichen Inhalteund der jeweils besondere Darstellungsstil der Mönche
bzw. Nonnen. Dazu noch einmalKlaus Mylius:
Die
Therīgāthā möchte man,insgesamt gesehen, doch noch höher bewerten. Es ist
zunächst klarzustellen, daßhier tatsächlich Frauen als Autoren gewirkt haben -
ein Faktum, das früher inAnbetracht der Abneigung des Buddhas gegenüber Frauen
und weiblichenAktivitäten bezweifelt worden ist. Freilich ist nicht sicher, ob
wirklich alleTherīgāthā von Frauen herrühren, doch sollte diese offene Frage
das Gesamtbildnicht beeinträchtigen. Zwischen Theragāthā und Therīgāthā
bestehen sowohl inhaltlichals auch in der Ausführung bestimmte Unterschiede.
Die Naturbeschreibungentreten in den Therīgāthā zurück, dafür berühren die
Erzählungen der Nonnen instärkerem Maße das reale Leben. Oft sind es - und das
sicherlich in Wahrheit -persönliche Tragödien, die eine Frau dazu bestimmt
haben, das Familienlebenaufzugeben und eine Anhängerin des Erhabenen zu werden.
Als häufigste Ursachewird der Verlust eines geliebten Kindes genannt, nach
welchem die ihresLieblings beraubte Mutter Trostund Zuflucht zu FüßendesBuddha
gesucht hat. Voll greller Kontraste sind die Berichte ehemaligerProstituierter
über ihre frühere Lebensführung und den Seelenfrieden, den sienunmehr als
Nonnen geniessen. ....
Neben diesen Motiven offenbaren sich jedoch
gelegentlich auch andere,die gewiß nicht weniger real gewesen sind. In Nr. 11
gibt nämlich eine Nonneunverhohlen ihrer Freude darüber Ausdruck, daß sie durch
ihre Mitgliedschaft imBuddha-Orden sowohl vom mühseligen Reisdreschen als auch
von ihrem ungeliebtenEhemann befreit worden ist. Das war gewiss kein
Einzelfall, und es gibtallerlei Hinweise der zeitgenössischen Quellen, daß der
Sangha nichtausschließlich aus edlen Motiven aufgesucht wurde. Es versteht sich
also, daßdie Therīgāthā eine ausserordentlich wertvolle Fundgrube für Forschungen
überdie soziale Stellung der Frau im alten Indien darstellen. (S. 312/13)
Bei
dieser buddhologischenEinschätzung der „Lieder“ als sozialhistorischer
Fundgrube zur sozialenStellung der Frauen im alten Indien ist es nicht
geblieben. Im Zuge derEmanzipation spirituell motivierter Frauen von männlich
geprägten Lehr- undLebensformen beobachten wir heute eine engagierte
Auseinandersetzung mit diesenkanonischen Texten. Kathryn R. Blackstone hat im
einleitenden Kapitel ihresBuches über „Women in the Footsteps of the Buddha“
(Curzon Press, 1998) diejüngste Diskussion referiert und fasst den besonderen
Stellenwert gerade der „Therīgāthā“für die Frauen-Bewegung so zusammen (S. 11):
The Therīgāthā bears witnessto
the claim of feminist scholars that women have a history of independentthought
and action. Though the text is far from a feminist rebellion againstsex
discrimination, it does relate the experiences and perceptions of a groupof
female renunciants who engaged in an alternate lifestyle that liberated’them to
some extent from the gender expectations of their social world. In thisway, the
Therīgāthā provides us all, Buddhists and feminists alike, with amodel of
women’s persistent and effective struggle for liberation.
Noch
wichtiger aber mag fürLeserinnen und Leser der folgenden Neuübersetzung das
Ergebnis derdetaillierten Textvergleiche der Mönchs- und Nonnen-Lieder und
derThemenauszählungen sein.Kathryn Blackstone fasstdazu wie folgt zusammen:
The
personalization of the Therīgāthā and the abstraction of the Theragāthāindicate
that the authors understand central features of Buddhist doctrinedifferently.
The therīs contemplate the doctrine of impermanence by reflectingupon their own
life histories, their own experiences of relationshipstransforming, and their
own bodies aging. They see the delusory perception ofpermanence and stability
as it has been experienced in their own lives. Theyovercome the delusion by
reflecting upon their own experiences. The theras alsoknow the delusion of
permanence to be the main obstacle to their quest forliberation, but they
contemplate the impermanence of others. They do notreflectan their own
experience, but ratherconcentrate an the environment around them, abstracting
impermanence fromthemselves.
Thus we see that althoughboth
must overcome a false perception, their methods of doing so differ. Thetherīs
internalize the obstacles and must combat them in their own psyches. Thetheras
externalize the obstacles and conquer them by isolating themselves awayfrom
them.(S. 110/11).
PersönlicheAuseinandersetzung
mit dem eigenen Erleben und der selbst erfahrenenWirklichkeit auf der einen,
abstrakte Generalisierungen von Lehrmeinungen unddie Projektion eigener
Betroffenheiten auf die Aussenwelt auf der anderen Seite- gerade deswegen bin
ich froh, daß ich Ekkehard Saß nicht lange bitten musste,auch die so ungleich
anschaulicheren Schilderungen der Nonnen neu zuübersetzen: Möge seine Arbeit
vielen Menschen hilfreich sein!
Bodman, im Herbst 2000 DetlefKantowsky
EINLEITUNG
Über
zwanzig Jahre ist esher, seit ich zum erstenmal diesen „Liedern“ begegnet bin,
die den frühenMönchen und Nonnen des Buddho zugeschrieben werden. Im Zuge
meiner „Gier“ nachallem, was mit Buddhismus zu tun hatte, waren es vor allem
die drei großenBände der Übertragungen aus dem Pāli-Kanon von Karl Eugen
Neumann, die michnach der Umschau in allen buddhistischen Schulen in ihren Bann
zogen. Es warschon fast beängstigend, wie ich der Sogwirkung dieser Texte
erlag, wie siemich sozusagen mit Haut und Haar verschlingen wollten, wie sie
mich dazubrachten, eigene Schritte auf einem Weg zu tun, der mich mit jedem
Schrittleidfreier zu machen versprach.
Der dritte Neumann-Band
mit den vierwichtigsten Verssammlungen aus dem „gemischten“ Korb des
Pāli-Kanons schiennoch einmal die „Lehre der Alten“ in verdichteter Form zu
enthalten und sie aussehr unterschiedlichen Blickwinkeln zu vermitteln. Die
erdrückende Fülle mitihren beschwörenden Wiederholungen störte mich damals
nicht. Ich las und lasund staunte und staunte und fragte und fragte, - und fand
immer wieder einzelneprägnant formulierte Gedanken, denen ich begeistert
zustimmen, die ich längerbetrachten konnte.
Etwas
seltsam Endgültigesging von diesen Texten aus. Es konnte einem zuweilen angst
und bange werden vorso viel Entsagung und Weltflucht, die einzig zum höchsten
Glück führen sollten.Doch ließ ich mir meine lebenslange Zustimmung zu einem
Friedensweg nicht durchasketische Übertreibungen verderben. Überhaupt verlief
meine ganze Annäherungan die „Lehre des Buddho“ ganz fern von allen
traditionellen Bindungen aufindividuellem, autodidaktischem Wege. Der
abendländische Humanismus, nicht dasChristentum, blieb mein Nährboden. Aus der
„Lehre des Buddho“ nahm ich mirimmer nur das heraus, was mir von Nutzen sein
konnte, was mich noch glücklichermachen konnte, als ich vielleicht schon war.
Niemals war Resignation meineTriebfeder.
Einer seltsamen „Lyrik“
begegnete ich da. Siebewegte sich von einem einfachen Vierzeiler allmählich zu
immer höherenVers-Türmen - und dabei verkündeten sie doch allemal schon zum
Ende gekommen zusein, zum endgültigen Frieden, zum Verlöschen aller
Lebenstriebe. Nur wenigeNamen, die als „Verfasser“ genannt wurden, waren mir
vertraut, wie die dergroßen Nachfolger aus den Sutten: Sāriputto, Anando,
Moggallāno, Revato und wiesie alle heißen. Manche Verse waren mir aus der
Lektüre schon bekannt, anderewiederholten sich auffallend oft unter
verschiedenen Namen, als wären dabestimmte Texte wie in das Gehirn eingeprägt
worden, quasi eingestempelt. Der „wacheMeister“ war immer gegenwärtig und um
das Ausführen seiner Anweisungen ging es.Man vertraute ihm blind. Und man
entwickelte einen durchaus praktischen Sinnfür die Übungen, die zu tun er empfahl.
Daß auf diesem Weg alles anders verliefals üblich, das gerade gefiel mir. Die
Armut an persönlichen Bekenntnissenvergaß ich über der sich wiederholenden
Botschaft der Stille. Vor allem war esdas Lob der Einsamkeit und
Zurückgezogenheit, das mich begeisterte, denn ichsuchte sie selbst, als ich auf
die Fünfzig zuging und sie intensiv zuerforschen begann.
In
kleinen Dosen zogich mir einzelne Zeilen aus den Sammlungen heraus, manchmal
nur ein einzigesWort, und begann, es in mein Leben hineinzunehmen, ihm
sozusagen Odemeinzublasen.
Die
„Experimente“mit dem Dhammo, der „Lehre“, begannen. Sie sollten Einfluß auf
mein Lebennehmen, es behutsam ein wenig weiter umformen, vor allem es
friedvoller,gelassener, noch toleranter machen. Ich nahm die Ideale auf, die ich
in meinerJugend schon als Ziele gesehen und verfolgt hatte, verlieh ihnen noch
einegrößere Verbindlichkeit. Die „Überprüfung meiner Friedfertigkeit“ begann.
Was
sich also vorzwanzig Jahren schon stark einprägte und einen gewissen
Vorsatzcharaktererhielt, waren etwa einzelne Zeilen und Gedanken aus Neumanns
Übertragungen der„Lieder“:
Herr Gotamo, der gänzlich
durch die Dingesieht. –
Von Kummer spürt er keine
Spur. –
Geborgen bin ich, einsam,
ungesellt. –
Ein rechtes Wort, ich
hab’s gehört. –
Den Tod bedenk ich ohne
Angst. –
Allein im Walde leben
einsam wir. –
Verweile gern, wo keiner
weilt, wo allesjubelt, juble nicht. –
Wie leicht ist, wahrlich,
doch mein Leib. –
Kein Dasein hat
Beharrlichkeit. –
Der Erbe allereignenTat.
–
Und stoß die Menge mächtig ab. –
Gedenken taugt uns einzig an Vergänglichkeit. –
Ich freue mich des Lebens nicht, ich freue mich des
Sterbens nicht. –
O sieh, wie stark die Lehre wirkt. –
Geborgen bin ich, kenne keinen Haß. –
Den besten Lehrer fand
ich da, den Lenker,der wie keiner lenkt. –
Auf mich allein sei mein
Verlaß. –
Die freien Lüfte sind uns
liebste Freunde. –
Das eigne Heil, man soll
es sehn. –
Den Dingen forschen nach
bis auf den Grund. –
Die reine Mitte hielt ich
recht. –
Binaller Bruder, aller Freund. –
Mit sich
in Frieden, selberfroh gefestigt. –
Wehrlos
in dieserWaffenwelt. –
Die letzte Zeile machte
ich sogar zum Titeleiner Rundfunksendung über Wehrdienstverweigerung.
Neumanns Sprache mit
ihren zum Teilaltertümlichen, ungebräuchlich gewordenen und arg „gewitzigten“
Wendungen nahmich als historisch bedingt hin. Über manche „Ungereimtheiten“ sah
ich hinweg.Die Prägnanz und Schönheit einzelner Sprüche machte alles wieder
wett. Über dieNähe oder Ferne zum Original konnte ich damals nichts sagen, da
ich des Pālinoch nicht mächtig war. Neumanns eigener Begeisterung über seine
Nachdichtungenkonnte ich mich nicht entziehen. So schrieb er im Vorwort zu
seinerDhammapada-Übertragung 1892:
„Vorliegende
Umdichtung isteine getreues Abbild des Textes. Trotzdem, oder vielleichtweil
sie die ursprünglichen Metra wiedergibt, schließt sie sich dem Original,meist
bis auf den Wortlaut, vollständig an, fast einem Gipsabgusse nach einerAntike
vergleichbar. Daß sie also in keiner Weise den Urtext ersetzen kann,versteht sich.
Jedoch halte ich sie für die erste wirkliche Übersetzung: derKenner möge
urteilen. Das große deutsche Volk aber, dem ich sie widme, mögekommen und sich
daran erquicken.“
Erste Zweifel an Neumanns
„Gipsabgüssen“kamen auf, als ich einige Jahre später, 1986, auf die
Dhammapada-Übertragungvon Paul Dahlke stieß, die Helmut Klar 1969 auf eigene
Kosten neu herausbrachteund die glasklaren Erläuterungen von Dahlke neu faßte.
Aus dieser Übertragungvon 1919 spürte ich sofort eine besondere „Echtheit“.
Dahlke scheute sichnicht, auch für uns ungewohnte Wortverbindungen zu benutzen
und sogewissermaßen vom Pāli her die deutsche Sprache dynamisierend zu
„behandeln“.Das Büchlein wurde für mich zum täglichen Begleiter.
Ein
Freund vonHelmut Klar schenkte mir wenig später dessen mit Schreibmaschine
geschriebene Pālifassungdes Dhammapadam, die zugleich Klars Neuordnung der
Verse unter anderenÜberschriften enthielt. Das war meine erste Begegnung mit
der Pālisprache, wennich von den unter Buddhisten viel gebrauchten
„Fachwörtern“ absehe, die siegerne im Munde führen.
Als alter
Sprachenliebhaber wurde ich nunneugierig auf dieses geheimnisvolle Pāli. Schon
1950 war ich kurz einmal aufHindustani gestoßen, fing sogar an, die
Devanāgari-Schrift zu üben. Das war nunnicht nötig, da es die Pālitexte seit
über hundert Jahren in europäischerUmschrift gab. Kurz entschlossen bestellte
ich mir Warders Pāli-Einführung inenglischer Sprache und fing an, täglich Pāli
zu lernen. Zum erstenmal konnteich nun die so oft gelesenen deutschen Sätze aus
den Lehrreden des Pālischreiben, lesen und sprechen. Das berührte mich schon
seltsam tief. Ichstaunte, wie leicht mir das Verständnis der Grammatik und
Formen fiel. Meinlebenslanges Studium von Sprachen trug nun seine Früchte. Und
wie verwandtwaren doch die deutsche und die alte indische Sprache (eine ja nur
von sehrvielen und nicht die, welche Gotamo sprach).
Mit der Anschaffung des
großen Pāli-Englisch-Lexikonsvon Rhys Davids und William Stede (Ersterscheinung
1921, sieben mal neugedruckt, zuletzt 1986) stand mir ab 1989 nichts mehr im
Wege (ich festigte underweiterte gleich noch mein Englisch dabei).
Der tägliche, liebevolle
Umgang mit der Pālisprachewurde ein ganz wesentlicher Teil meiner „Übung“,
wurde zur „Meditation“, zumNachdenken mit bestimmten Folgen. Das ging so weit,
daß ich schließlich schonbeim Aufschlagen des Lexikons ruhig und besonnen wurde
und die Lehrinhalte fastkörperlich spürte. Bald flog die Mittlere Sammlung der
Lehrreden aus Englandheran und nun konnte ich mich endlich an der Quelle laben
und begann, täglich Pālizu lesen und erschloß mir mehr und mehr das Original.
Zum Beginn meines
Ruhestandes mit 60 Jahren(1992), den ich auf meine Weise ernst nehmen wollte -
zur Ruhe kommen, in derRuhe stehen bleiben -, wünschte ich mir weitere
Schriften von der Pāli-Text-Gesellschaft:die Längere Sammlung der Lehrreden und
die Verse der Mönche und Nonnen.
Meine
Freude an dem immertieferen Eindringen in das Pāli wuchs mit jedem Tag. Das
Erschließen derüberlieferten Lehrsätze und Betrachtungen blieb tägliche Übung.
Die Merksätze,die ich mir in den vergangenen Jahren in deutscher Sprache
aufgeschriebenhatte, konnte ich nun mit dem Original vergleichen und viel
besser und tieferverstehen. Ich spürte bei den mir zugänglichen Übertragungen
ins Deutscheleichte Abweichungen, Ungenauigkeiten und sogar gelegentlich
„Irrtümer“ auf.Der Wunsch, mich immer mehr nur noch dem Original, der „Quelle“
anzuvertrauen,wurde stärker und stärker.
1992
begann ich dannals tägliche Übung, in einen Kalender jeweils einen kurzen oder
längeren Textauf Pāli zu schreiben und darunter die genau entsprechende
deutsche Fassung derWörter, wie sie mir das Lexikon verriet. Dabei fand ich
besonders hilfreich dieetymologischen Hinweise auf die große indo-germanische
Sprachfamilie. Ich stießauf eine überraschende und unerwartete Verwandtschaft.
(Nāsā heißt z.B. dieNase und Nāmam der Name).
Zuerst
erschloß ich mir aufdiese Weise Texte aus den Sutten, dann mehr und mehr aus
den großenVerssammlungen, dem Dhammapadam und den Versen der Mönche und Nonnen.
Wenn miretwas zu einer Zeile oder einem Gedanken oder Gleichnis einfiel,
schrieb ichdarunter meine eigenen Überlegungen, versuchte, mir selbst
klarzumachen, was wohljeweils gemeint sein könnte, was davon überhaupt
übertragbar auf eine realeSituation in meinem Alltag war. So wurde der „tote
Geist“, der auf einemPalmblatt und Papier objektiviert worden war, von einem
lebenden Geist derGegenwart aufgegriffen und behandelt.
Karohi dipam attano.
Mache
Insel des Selbsts.
Wie
sollte darübernicht auch heute nachgedacht werden können? An diesem Tag und
auch immer wiederan neuen, anderen Tagen? Die Tagesereignisse in meinem Leben
hielt ich inStichworten in dem Kalender fest und sah sie, wenn möglich, im
Spiegel desjeweiligen Dhammatextes. Zuweilen erschloß ich mir für einen Tag
auch nur eineinziges Pāliwort und begann, darüber nachzudenken oder etwas
aufzuschreiben.Aniccam, nirodho, nibbānam, sankhāro, indriyam, visallo, santi
waren etwasolche Wörter. Und das war für mich durchaus eine Art
„Lehr-Ergründung“ als einwichtiges Hilfsmittel auf dem Wege, als ein
„Erwachensglied“.
So
erfuhr ich eine großeBereicherung meines Lebens durch die Beschäftigung mit der
Pālisprache und denInhalten des urbuddhistischen Kanons. Ich konnte sehr vieles
in mein täglichesLeben hineinnehmen und in der Meditation, dem stillen Sitzen
auf meinemHolzklotz, fruchtbar machen.
Der Wunsch, eine eigene
größere Übertragungaus dem Pāli ins Deutsche zu versuchen, wurde groß und so
wählte ich 1993 danndas Dhammapadam, diese berühmte und vielübersetzte
Spruchsammlung als erstesVersuchsobjekt. Die Verse hatten mich nun schon viele
Jahre begleitet, und ichhatte das Manuskript von Helmut Klar zur Hand. Die
Prägnanz, Kürze undSchlichtheit dieser Vierzeiler regte mein Dichtertalent
besonders an.
Im Sinne der
„Zeitlosigkeit“ der Lehre wollteich mir Zeit für diese Arbeit lassen und doch
nicht säumen. So zwang ich mich,jeden Tag e i n e n Vers Wort für Wort zu
erschließen (ich schrieb mir unterjedes Pāliwort das entsprechende deutsche
Wort) und „entschlossen“ zuversuchen, die beste deutsche Version zu finden und
sie dann auch so stehen zulassen ohne noch weiter groß zu zweifeln und zu
grübeln. Dahlkes Übertragungdiente mir dabei als Kontrolle. Ich begann im
Februar 1993 und übertrug denletzten Vers (423) am 10.3.1994. Ein ganzer
Zettelkasten hatte sich mit Versengefüllt, die ich dann auch einmal in die
Klarsche Abfolge brachte.
Ich war
täglich überrascht,wie mühelos sich die deutsche Sprache an das Altindische
anschmiegen ließ. Ichbrauchte nicht einmal in den Zeilen zu springen und konnte
sogar oft dieReihenfolge der Wörter in einer Zeile beibehalten, was mir oft
sehr sinnvollerschien. Also übertrug ich etwa statt des „normalen“ Satzes: „Des
BuddhoBotschaft ist getan“ die Pālireihenfolge wörtlich: „Getan des Buddho
Botschaftist.“ (Mit deutlicher Anfangsbetonung des Vollbrachten). Ich lobte
dieunglaubliche Geschmeidigkeit der deutschen Sprache und mutete ihr das
Äußerstezu. Das Metrum verlangte zwar dann doch gewisse „Opfer“, doch war immer
mehrmöglich, als ich zunächst vermutete. Vom Leser allerdings wird nun
einegehörige Portion Mitarbeit verlangt, eine gewisse Anstrengung oft, um
hinterden Sinn des jeweiligen Verses zu kommen. Viele Verse müssen eigentlich
längerbedacht werden, bis ein gewisses AHA erscheint. Das ist auch gut so, denn
eshandelt sich ja hier im Grunde nicht um lyrische „Dichtkunst“, sondern
umernste Empfehlungen zu einem glücklicheren, leidfreieren Leben. Das, was
Hegel „dieAnstrengung des Begriffs“ nannte, also der geistige Prozeß, einen
Begriff mitimmer neuem Leben zu erfüllen, ist hier in hohem Maße verlangt. Vor
allem immerwieder bei den unübersetzt gebliebenen Begriffen, von denen wir nie
wissenkönnen, ob sie überhaupt im Sinne der alten Inder zu erfassen sind. Es
gilt,jede „Begriffsstutzigkeit“ zu überwinden, ein Wort völlig unbefangen und
neuauf- und anzunehmen, es von innen her mit neuem Leben zu erfüllen, auch
jeweilsaus der eigenen Lebenserfahrung heraus. Dazu ist das Pāli in hohem
Gradeprädestiniert, ist es doch eine dynamische, kausative Sprache, mit der
sichleicht festgehämmerte Denkbarrieren niederreißen lassen.
Daß meine Übertragung nun
schon die 13. deutscheVersion geworden war, störte mich in keiner Weise. In
englischer Sprache sollenweltweit 70 Übertragungen des Dhammapadam zu finden
sein. Und fast gleichzeitigmit mir saß schon wieder ein Liebhaber dieser
Verssammlung an einerProsaübertragung aus dem Englischen, ohne eigene
Pālikenntnisse, - und fandsogar einen Verleger.
Weil mir alles so gut von
der Hand gegangenwar, suchte ich nach einem neuen Objekt für meine
Übertragungskünste. Mitmeinem Pāli-Original in der Hand hatte ich schon öfter
in Neumanns Übertragungder Mönchs- und Nonnenverse hineingesehen, neugierig,
wie „genau“ er eigentlichübertragen hatte. Und gleich ging das große Verwundern
los über die Nähe undFerne zum Original, über den großen Sprachverlust, der oft
eintrat. Ja, gelegentlichmeinte ich, reine Phantasie vor mir zu haben.
Besonders „schöne“ Verse
versuchte ich schoneinmal in eine genauere Fassung zu bringen. Tauschte
einzelne Wörter aus: das „Nichtirgendetwas“schien mir mehr auszusagen als das
„Von Kummer frei“. „Befreit“ mehr als „heilig“.„Vertrauend“ mehr als „fromm“.
Ich sah
mir die Bedeutungder Namen an, die über den Versen standen und erkannte, daß
sie oft eine ArtÜberschrift oder Inhaltsangabe für die folgenden Verse waren.
Also eigentlichschon Anstöße zu Übungen, die dem jeweiligen „Sprecher“ wichtig
waren. Unterdiesem Blickwinkel verblaßte auch die Vorstellung, es bei den Namen
in jedemFall mit einer „historischen“ Gestalt zu tun zu haben. Die Namen selbst
konntenschon zu Anregungen für jeden Tag werden, enthielten eine Art
Vorsatzprogramm:Lichthüter, Allfreund, Sorgenfrei, Glückgewinner, Brahmadeich,
Ohnegleichen,Ruhmgewinner, Freudiger, Floß, Allwunsch, Glücksessenz,
Tugendhafter,Mettagewinner.
Die „Überprüfungen“ bei
Neumann verstärktenin mir immer mehr die Überzeugung, daß es nach nun bald 100
Jahren an der Zeitwäre, eine genauere und sprachlich modernere Fassung zu
versuchen. Auch einigeFreunde äußerten das Bedürfnis nach einer „besseren“
Übertragung. Es tauchenbei Neumann ja Wörter auf, die längst außer Gebrauch
gekommen sind. Wer weißnoch, daß Zagel für Schwanz steht, was glaues Glück ist,
ein Höllengauch, eineungehießene Welt, daß Hindin für Hirschkuh und Ilph für
Elephant steht, daßgewitzigt eigentlich weise meint, und was da einig weien
könnte? Ganz abgesehenvon der christlichen Überfärbung, die in vielen Wörtern
zu finden ist, wieSünde, Sündenknecht, fromm, abbüßen und ähnliche.
Mein Entschluß, eine neue
Gesamtübertragungder Möchsverse zu wagen, festigte sich, als Alfred Weil einige
meinerNeu-Übertragungen von Mönchs- und Nonnenversen in sein Buch „Wege
zurTodlosigkeit“ aufnahm.
Ich zögerte nicht mehr
lange und schrieb am25. August 1994 „ Thag 1“ in meinen Kalender - und fuhr,
wie gehabt, geduldigTag für Tag und Jahr für Jahr fort, die gewaltige Textmasse
zu erfassen und zuerschließen.
Die Schwierigkeitsgrade
wechselten bei denMönchsversen stärker als in der Spruchsammlung des
Dhammapadam. Doch ließ sichdas bewährte Prinzip gut fortsetzen. In einem großen
Zettelkasten sammelte ichdie gefundene deutsche Version für jeden Vers ein.
Rätselhaftes ließ ich ersteinmal offen. Viele bekannte Verse aus dem Dhammpadam
fand ich wieder und,schwer zu deuten, Standardverse, die unter verschiedenen
Namen mehrfachwiederkehrten. Zum Beispiel „Bin tief erfreut am Leben nicht, bin
tief erfreutam Tode nicht.“ Bei 1279 Versen hatte ich Arbeit für mehrere Jahre
vor mir. Ichwollte mir wieder bewußt Zeit lassen. Der Kalender war ein guter
Ansporn zumDranbleiben. Wieder konfrontierte ich die Ereignisse meines Lebens
mit denLehrinhalten der Verse.
Es ging mir vor allem um
das Ergründen dersprachlichen Genauigkeit. Jedes einzelne Wort wurde im Lexikon
nachgeschlagen,jede Verbform genau erfaßt. Gerade bei den Verbformen fand ich
in denÜbertragungen die größten Ungenauigkeiten. Unschätzbaren Dienst bei
dieser
Verbforschungsarbeit
leistete mir die Pāligrammatikvon Achim Fahs, der eine Liste seltener
Verbformen erstellte, wofür ihm größterDank gebührt. Nur ganz selten hatte er
mal eine Verbform nicht aufgeführt.
Wieder waren mir die
etymologischen Hinweisevon großer Hilfe bei der Suche nach einem passenden
deutschen Wort.
Mit den
alten Versmaßendieser „asketischen Poesie“ (Neumann) konnte ich mich nicht
beschäftigen.Neumann sprach von der „herben Unbeugsamkeit und feinen
Geschmeidigkeit“ dieserVerse. Da ist wohl etwas dran. Um in der rhythmischen
Sprache zu bleiben,entschloß ich mich - wie Neumann -, weitgehend den
schlichten Jambus zubenutzen. Nur ganz selten gab es einen Wechsel zum Trochäus
(durchgehend nurbei der Nonne Ambapāli). An die Länge der Zeilen hielt ich
mich, wenn nurirgend möglich, genau, doch mußte sie ab und zu wegen des
Verständnisses umeine Silbe verlängert werden. Die vierfüßige Zeile herrscht in
beiden Sprachennun vor. Längere Zeilen sind aber auch oft im Original zu
finden.
Neumann ging wie ein
Komponist mit den Versenum. In einem Brief an seinen Freund Giuseppe de
Lorenzo, den italienischenÜbersetzer aus dem Pālikanon, kritisierte er dessen
Verfahren, Zeile für Zeilezu übertragen, wobei schlechte Prosa herausgekommen
sei und meinte, dieindischen Gāthās würden genau so viel „liebevolle Behandlung
und Aufmerksamkeitund heißen Fleiß“ erfordern wie die Sonette von Shakespeare
(die Lorenzo auchübertragen hatte).
Und er schildert dann sein „Verfahren“:
„Glaubst
Du etwa,ich hätte einen einzigen Vers übersetzt, ohne ihn vorher auswendig zu
kennen,de coro, by heart, und ohne ihn immer und immer wieder nach allen Seiten
hin zudrehn, bis er endlich eine entsprechende Form angenommen? So habe
ichgelegentlich an bloßen vier Zeilen zwei und drei volle Tage
unermüdlichgearbeitet, auf dem Sofa liegend, auf Spaziergängen, inderTramway,
überall. Anders geht es nicht.“
Auch ich habe es mir
nicht leicht gemacht undreklamiere liebevolle Behandlung, Aufmerksamkeit und
Fleiß bei jedem Vers. Dochging es mir nicht um eine „deutsche Komposition“,
sondern um eine möglichstoriginalnahe Anschmiegung. Ich mutete der deutschen
Sprache sehr viel dabei zu.Ich wollte sozusagen das Pāli hindurchklingen lassen,
die Eigentümlichkeiteneiner alten Sprache nicht verwischen, die hohe Bildkraft
vieler Wörter nichtdurch blasse Begriffe schwächen. Früh-indisches Denken gaben
doch Wörter wiederwie „Vogelweg“ für „Himmelsraum“, „Gott“ für „Wolke“,
„Trompeter“ für „Elefant“,„Schüttler“ für „störrisches Pferd“. Ein
„Nichtfreund“ klingt viel sanfter alsunser „Feind“. „Schlecht“ ist milder als
„böse“.
Alles christlich
belastete Sprachgut hatte inmeiner Übertragung nichts zu suchen. Ein Wort für
„Sünde“ etwa gibt es garnichtim Pāli. Die in beiden Sprachen gerne verwendeten
engen Wortverbindungen wollteich auch gerne erhalten und versuchte zuweilen,
die OriginalWorttürmenachzubauen. So ist dann zu lesen:
Fesselungsgewitterwolke, Kernholzlehre,Satiplattform, Nibbānapfad, Himmelssinnenlüste,
Schmutz-Dürre-Kummer, derBuddhaSonnen-Anverwandte, der
Sammlungs-Wissensmeister, das Mārolasttier, derNeunstromkörper,
Gras-Holz-Äste-Blattwerk. Der Bindestrich in diesenÜbertragungen ist dann oft
als ein „und“ zu lesen. Also bei Lager-Sitz ist anLager und Sitz gedacht, die
ja für einen Asketen oft identisch sind. Ich denke,das ist dem Leser zuzumuten.
Er wird sich mit meinem „Pālideutsch“ allmählichbefreunden und allmählich
besser verstehen, was mit den Wortverbindungengemeint gewesen sein könnte.
Das
große Streitwortattā habe ich stets mit SELBST übersetzt und nicht reflexiv
abgeschwächt. Eswird so am deutlichsten, was mit diesem Begriff in
buddhistischer Prägunggemeint war. („Das SELBST ist nur des Selbstes
Schützer.“)
Meine Interpunktion ist
als Lesehilfe gedachtund soll das Verständnis eines Verses erleichtern. Sie hat
nichts mit denüblichen Regeln zu tun.
Die Nähe zum Original in
der gehobenenrhythmischen Sprache des Vers- und Spruchcharakters war also
oberstes Ziel.Eine Wiedergabe in „erklärender“ Prosa hielt ich für unangebracht
und völligreizlos.
Meine Arbeitsweise mögen nun einige Beispiele
verdeutlichen.
Accāraddhamhi
viriyamhi
Beim zu sehr Sichanstrengen beider
Tatkraft
satthā
loke
anuttaro
der Lehrer inder Welt unübertroffen
vinopamam karitvā me
das Lautengleichnis gemacht habend mir
dhammam desesi cakkhumā
die Lehre wiesauf derSehende
(Augehabende)
Neumann überträgt:
Und heftig büßt’ ich, allzu hart:
da kam der Meister her zu mir
und ließ mich kennen, gab mir kund
das
Gleichnis von der LauteKlang.
Ich
versuchte, denZeilen und der Wortbedeutung treu zu bleiben und faßte
aufdeutsch:
Bei allzu überspannter Tatkraft
der Lehrer, in der Welt
der höchste,
das Lautengleichnis er
mir gab,
wies
so die Lehreauf, der Seher.
Wie
weit einesprachliche Anpassung (Anschmiegung) möglich ist, möge noch Vers 614
zeigen
Sīlam balam appatimam
die
Tugend Kraft
unvergleichlich
sīlam āvudham uttamam
die
Tugend Waffe höchste
sīlam ābharanam settham
die
Tugend Schmuck bester
sīlam kavacam abbhutam
die
Tugend Panzer außergewöhnlich.
Neumann
übertrug:
Der Tugend eignet größte Kraft,
der Tugend eignet beste Wehr,
der Tugend eignet hellster Schmuck,
ein
wunderbares Panzerhemd.
Ich
versuchte, dem lapidarenWortwerk treu zu bleiben und übertrug:
Die Tugend: Kraft - ganz unvergleichlich,
die Tugend: Waffe - höchster Art,
die
Tugend: Schmuckstück -allerbestes,
die
Tugend: Panzer -ungewöhnlich.
Wie
verschieden dieEntdeckungen im Versgebirge der alten Texte auf diese Weise
sind, mögen nocheinige Beispiele zeigen.
Thag 350
Neumann:
Von Gliederreißen gleich versucht
im wilden Walde, hainbehaust,
in rauher Regel, zäher Zucht,
wie
magst du, Mönch,beharren so?
Ich
behielt das Pāliwort für„Rheuma“ bei und übertrug:
Wenn du von Windkrankheit befallen
beim Leben in dem lichten Wald,
in rauhen Weidegrund geworfen:
wie wirst du, Mönch, wohl
handeln dann?
Thag 355
Neumann:
Ich will dich häkeln fest, o Herz,
genau wie Ilphen ins Gestöck,
will nicht im Bösen bei dir stehn,
du
fleischgewordnerFlausenbalg!
Ich
übertrug:
Ich werde fest dich binden, Herz,
am Torpflock, wie den Elefanten!
Nicht dich zum Schlechten werd’ ich drängen,
du
Sinnen-Netz, du leibgebor’nes!
Thag 673
Neumann:
Und hell und heller wird mir nun,
ich kenn’ der Wahrheit köstlich Wort,
verkündet recht, verkündet rein,
das alles Hangen heilen
kann.
Ich
übertrug:
Ich komme mehr und mehr
zum Frieden,
seit ich gehört die Lehre
allzu köstlich, -
die frei von Reiz
gezeigte Lehre,
nicht
haftend mehrallüberall.
Und noch
drei Beispiele ausder Nonnenversen:
Thīg 137
Neumann:
Sein Wort, ich hab es
wohl gehört;
gewandert bin ich weiter
dann
als Nonne, hold genommen
auf:
und
helle Spur warbald erspäht.
Meine
Version:
Als seine Lehre ich gehört,
zog ich in die Hauslosigkeit, -
ich band mich an des Lehrers Wort,
verwirklichte den Glückespfad.
Thīg
490 Neumann:
Wie
Kokosnüsse locktuns Lust,
wie
Aas, wonach derGeier giert,
wie
Träume trügenlügt die Lust,
ist ausgeborgt wie Bettelputz.
Meine
Version:
Baumfrüchten gleich die Sinnenlüste sind,
Fleischfetzen gleich, die Leiden bringen nur, -
den Träumen gleich, sie täuschen etwas vor,
die
Sinnenlüste sindgleichsam gelieh’nes Gut.
Thīg 508
Neumann:
Um kleines Erdenglück, um Wonne winzig nur
mag nicht verleugnen hohes Heil,
nicht schnappen nach der
Angel schnell
und
wie der Fischgefangensein.
Meine
Version:
Auch nicht um
allerkleinstes Sinnenglück
gib auf das weite, weite
Innenglück!
Nicht wie ein Fisch verschluck den Angelhaken!
Du wirst
danach brutal nurabgeschlachtet!
Die Frage, ob wir in den
Versen „wirklich“Zeugnisse der Frühzeit haben oder die literarische Sammlung
eines oder mehrererspäterer Autoren, wird sich wohl nie eindeutig klären
lassen. Mönche und Nonnenals verkappte Dichter, die gar kein Ende finden im
„Schmieden“ von Versen?Gotamo als emphatischer „Sänger“? „Habt ihr mich je so
sprechen gehört?“ fragteder frisch „Erwachte“ seine ersten Mönche. Darin liegt
wohl das Bewußtseineines neuen Umgangs mit der üblichen Sprache, ein
Angehobensein, das wie vonselbst in ein Metrum fließt, um das Gewicht einer
Erkenntnis, einer tiefenErfahrung zu betonen. Deshalb muß auch die Wiedergabe
dieser Verse in einemlängeren Prosatext immer unbefriedigend bleiben, kann dem
Original nichtgerecht werden, zeigt nur, was da überhaupt so gesagt wurde. 1996
brachteChristine Schoenwerth in Utting eine solche Übertragung der Mönchsverse
herausnach einer englischen Fassung.
Das „Buddhawort“ in den
Lehrreden bleibt jaeher schlicht, sachlich und klar, Verse kommen nicht allzu
häufig vor und wenneinmal, dann nur am Schluß als Verdichtung und
Zusammenfassung des zuvorGesagten. Sie wirkten auf mich fast immer als Zusatz
eines talentiertenSchreibers. Und nun haben wir 263 namentlich genannte Mönche
vor uns mit ihrenein bis 73 strophigen Gedichten und auch noch 73 Nonnen mit
522 Versen.
Daß die Verse insgesamt
in der altindischenLiteratur einen hohen Rang einnehmen, darüber kann es für
denunvoreingenommenen Leser keinen Zweifel geben. Die Schönheit und Klarheit
vielerGedanken und Gleichnisse kann uns heute noch stark berühren.
Klaus
Myliusschreibt darum mit Recht in seiner zusammenfassenden Darstellung
derfrühbuddhistischen Literatur:
„In diesen beiden
Sammlungen (Theragāthā undTherīgāthā) hat die religiöse Lyrik ihre höchste
Entfaltung im Rahmen des Pāli-Kanonserlangt.“
Daß hier
unterschiedlicheAutoren am Werk gewesen sind, steht für europäische Indologen
fest. Ebenso wiedie unterschiedliche Zeit der Entstehung dieser Lieder.„Beide Textesind in einem unordentlichen Zustand und werden den
Anforderungen, die man anBestandteile eines Kanons stellen zu dürfen glaubt,
nicht gerecht. So gibt eszahlreiche Wiederholungen, und zahlreich sind auch die
Fälle, in denenoffensichtlich zusammengehörige Texte getrennt stehen.
Vermutlich ist schon dieursprüngliche Redaktion sehr nachlässig vorgenommen
worden, und dieÜberlieferung hat diesen Zustand beibehalten.“(Mylius)
Diese
Beobachtung kann ichnach meinem jahrelangen Umgang mit den Versen nur
bestätigen. Nicht nur, daßich immer neue Wörter nachschlagen mußte, auch
Verskonstruktion undSatzstellung änderten sich mit dem Umfang der Gedichte. Die
unterschiedlicheKlarheit und Flüssigkeit einzelner Versgruppen (Gedichte)
könnte durchaus einenRückschluß auf verschiedene Autoren geben. Und es schien
mir gut, dieunterschiedliche Sprachfertigkeit in einer Übertragung nicht
wegzuglätten. DieIndologen sind auch der Überzeugung, daß bestimmte Begriffe
sich erst spätherausgebildet haben und in sehr alten Texten überhaupt nicht zu
finden sind.Dazu zählt z.B. der Begriff „kilesa“ für „Fleck, Beschmutzung“. Daß
sich eineSprache im Laufe von Jahrhunderten verändert, ist ja ganz
selbstverständlich.
Welche Themen behandeln
nun diese Verse? Esfindet sich in ihnen alles, was mit der „Lehre der Alten“
zusammenhängt, wiesie uns im Pālikanon überliefert ist. An erster Stelle das
Lob der Einsamkeit,des zurückgezogenen Lebens, der inneren Sammlung und
Vertiefung, der absolutenGenügsamkeit.
Man möchte mit dem
Mönchsleben alte Gewohnheitenablegen, neue gewinnen, die vor allem zum
Gleichmut führen. Das sanfte, innereWohl des Ungebundenen, von allen Pflichten
Ledigen wird gelobt. Keine Pflichtender Welt gegenüber gibt es, nur noch
Pflichten der „Lehre“ gegenüber, die ausdem Kreislauf der „Wiedergeburten“
befreien will.
Mit vielen Gleichnissen
ist diese Spracheangefüllt, ist getragen vom Pathos der inneren Ergriffenheit,
desHochgehobenseins im seelisch-geistigen Streben. Ein abgrundtiefer Ernst
liegtin diesen Gedanken und Betrachtungen. Keine Spur von Humor ist zu finden
beidem Versuch, das Lebensleiden zu beenden.
Sehr stark kommt das
Bewußtsein durch, zueiner „Elite“ zu gehören, „gegen den Strom“ zu schwimmen,
etwas ganz Feines undBesonderes gefunden zu haben, eigentlich das Beste, was es
überhaupt nur gebenkann.
Im Mittelpunkt immer
wieder das aufmerksameBetrachten der Vergänglichkeit. Man will dem „Māro“, dem
„Endiger“, auf dieSchliche kommen, seine Listen durchschauen, ihm nicht in die
Fänge geraten, jaihn sogar „blind“ machen, indem man leicht und glücklich in
der „Vertiefung“verschwindet.
Man sucht das Reich der
Stille, wie es derLehrer gesucht hat, man sucht wie er den „allerbesten
Friedenspfad“ und folgtgehorsam und hingebungsvoll allen seinen Empfehlungen,
gibt eigenes Nachdenkenvöllig auf. Man bedenkt und wiederholt nur immer wieder
die Hauptlehrsätze zurLeidensüberwindung. So wird allmählich die Angst vor
allem, was kommt,besonders eben vor dem Tod, überwunden, und immer dabei das
Freudensglückbetont, wozu auch die Wahrnehmung der Natur im Jahreswechsel
gehört.
Der
Felsen dient alsVorbild für Unerschütterlichkeit, kein Orkan kann ihn vom Fleck
bewegen, - derBaum als Gleichnis für Abgeschiedenheit und Ruhe: unbewegt steht
er da,elastisch im Winde sich bewegend, nachgebend, ohne zu zerbrechen, - der
stilleSee als Identifikationsobjekt, um selbst so still zu werden, - oder so
stillwie das tiefe Meer unter der wogenden Oberfläche.
Auch der eigene Körper
kann zum Gleichniswerden: die Knochen sind beständiger und „ruhiger“ als der
wirbelnde undgrübelnde Geist. Hier bekommt die Achtsamkeit auf den Körper ihre
hoheBedeutung.
Die hohe Qualität der
Naturbeschreibungenwird jeden Leser begeistern. Bunte Fasane, Scharen von roten
Insekten,Raubvögel, die Herde von Kühen, die kletternden Gemsen, Donner und
Blitz, diedunklen Regenwolken mit ihren Gestalten, Fische und die zahllosen
Laute derTiere, das Blühen der Bäume und Blumen, die Großartigkeit des
Gebirges, - alldas tritt sehr plastisch vor Augen.
Der Elefant als das
größte undmajestätischste Tier dient als Gleichnis für den Buddho und seine
großenJünger. Der Löwe jagt uns den heilsamen Schreck vor der Vergänglichkeit
ein,darum heißt eine Lehrrede auch „Das Löwengebrüll“. Das Pferd aus edler
Zuchtläßt sich zähmen, so auch der übungswillige Mönch und Mensch. Der Stier
ziehtgeduldig den Pflug, so auch müssen wir unsere Pflichten übernehmen und
alle Notdurchstehen.
Der
Affe ist immerdas Gleichnis für die sprunghaften Gedanken, den flatternden, unruhigen
Geist. „Stehstill, du Affe, rase nicht!“ heißt es darum auch.
Die
spezifischenProbleme eines Mönchslebens, wie es damals geführt wurde, kommen
zur Sprache:die Last des Almosengangs, aber auch die Freude, die damit
verbunden sein kann.Die Gefahr, von Familien allzu sehr verehrt und geliebt zu
werden, wird benanntund gelegentlich ist ein gewisser asketischer Hochmut
herauszuhören, wenn davongesprochen wird, daß ein „Laie“, der nicht Mönch
werden will, „schlecht“ ist,weil er nicht so intensiv strebt. Von „Toren“ ist
darum auch viel die Rede, dienichts „verstanden“ haben, die nicht den „echten“
von dem „falschen“ Mönch zuunterscheiden wissen.
Zentral - ganz
unnatürlich, die Gesetze desrealen Lebens auf den Kopf stellend - der Kampf mit
den Triebkräften, vor allemmit dem Geschlechtsdrang. Daraus erwächst für
europäische Leser und Leserinneneine schwer zu ertragende Abwertung, ja
geradezu Verachtung des weiblichenGeschlechts, die von einer tiefen
neurotischen Störung zeugt und nicht gerade „lehrgemäß“ist. Verachtung,
Abwertung sollen ja gerade aufgehoben werden. Mit diesemasketischen Kampf
zusammen hängt die übertriebene Abwehr aller sinnlichenReize. Man glaubt, sie
durch Abwertung überwinden zu können und wird nur immerstärker in ihren Bann
gezogen. Selbst ein weiblicher Leichnam kann einen Mannnoch sexuell erregen.
Das wird beschrieben und daraus soll eine „befreiende“Einsicht kommen.
Es finden sich auch die
extremen asketischenSelbstquälereien wieder, die vom Buddho als nicht hilfreich
selbst erfahren undabgelehnt wurden. Man möchte etwas erzwingen, was sich nicht
erzwingen läßt.Nicht essen, nicht trinken, bis endlich der „Durstpfeil“ raus
ist. Man lief 55Jahre schmutzverkrustet herum, aß nur einmal im Monat, rupfte
sich Haare undBart aus, stand immer nur auf einem Bein, aß trockenen Kot, saß
immer nur undlegte sich nie hin, - all die uralten indischen Selbstquälereien
tauchen auf,bis der Buddho belehrt: „Durch inneres Wohlsein gelangt man zum
Frieden, nichtdurch Schmerzensaskese.“ Erinnerungen an frühere schöne Momente
im Hauslebensollen nicht mehr aufkommen. Im Asketentum heißt es, nur immer
voller Sehnsuchtnach Freiheit zu sein.
In einigen Versen wird
das Aufbrechen desKastenwesens durch den Buddho vermittelt. Jeder soll sich auf
den Weg machenkönnen, auch ein Schilfbrecher, ein Schauspieler, ein
Straßenkehrer, einBehinderter (in der Ordensregel allerdings ausgeschlossen).
Das Regelwerkeinzuhalten, ist das größte Glück: so gibt man jeden Eigenwillen
völlig auf,gibt seine individuelle Freiheit hin.
Man sollte auch möglichst
viele Verwandte zurLehre bringen, zur Weltflucht. Der Wert des „guten Freundes“
steht hoch imKurs. Einer, der schon weiter ist, der „viel gehört“ hat, dem soll
man sichanschließen.
Und man glaubt, sich an
frühere „Aufenthalte“zu erinnern, also auch an frühere Lebensläufe in anderen
Körpern. An die Zeitenin der Unterwelt, im Tierschoß, in der Menschenwelt, in
der Himmelswelt und inder formlosen Welt. So wird es einem in der Meditation
(Vertiefung) deutlich,wenn man immer nur daran denkt. So glaubt man dann zu
„wissen“. Einer rühmtsich, 500 lange Weltzeitalter in einer Nacht zurückdenken
zu können. Derindische Geist kennt keine Grenzen.
Man erzählt, was man
alles an Reichtumaufgegeben hat und wie viel schöner es ist, jetzt so „leicht“
zu leben. Man hatdie Dhammafreude gegen die Weltfreude eingetauscht. Und am
besten ist es „natürlich“,schon als ganz junger Mensch in den Orden zu gehen.
Mit 15 erlaubt es dieRegel. Mit 20 frühestens kann einer „ordiniert“ werden. In
den Versen wird vonsiebenund achtjährigen Kindern berichtet. Aber es ist nie
zu spät, „in dieLehre“ zu gehen. Auch mit 120 kann man noch weise und frei
werden.
Ganz zentral die hohe
Verehrung dem Lehrer,dem Buddho gegenüber. Ihm werden endlos viele Beiwörter
gegeben, er ist ja der,dem nachgestrebt wird, der immer wieder anspornt und
ermuntert, sich frei vonallen Lebensfesseln zu machen. Der Zweifel am
„Erwachten“ ist darum immerwieder zu überwinden und dabei hilft einzig das
tiefe Vertrauen in seine „Lehre“,seinen Saddhammo.
Der Buddho
ist der Menschenhöchster, des Leidens Jenseitsgänger, der Augenmächtige,
derSonnen-Anverwandte, der Licht-Erzeuger, das All-Auge, der Menschenzähmer,
derLehrer aller Weisen, der Dhammakönig, der Fragenkenner, der Furchtlose,
derWorterfüller, der Göttergott, der Groß-Erbarmer, der Welt-Beschützer.
DerSangho gilt als Selbstschutz, in ihm ist man am besten aufgehoben, um
nichtwieder zurückzukehren in das „niedere“ Weltleben, solange man noch kein
Munigeworden ist. Immer gilt es, die Zeit zu nutzen, nicht nachlässig zu sein.
DasGeistige steht im Mittelpunkt. Möglichst keine körperliche Arbeit. Man will
dieLust töten, die Sinne einstülpen, keine Wünsche mehr haben, wunschlos
glücklichsein.
Nach drei Jahren und fünf
Monaten so etwaschrieb ich am 24.1.1998 den letzten Mönchsvers in meinen
Kalender. Aber nochwaren längst nicht alle Verse übertragen. Viele standen noch
mit Fragezeichenund unübersetzten Strophen da. Das weitere Aufchließen der
Verse zog sich dannmit vielen Unterbrechungen noch bis zum 16. September 1999
hin. Ich wollteunbedingt die Übertragung zum Abschluß bringen und auch gegen
wachsende, großeinnere Widerstände zwang ich mich, die Lücken in meinem
Zettelkasten allmählichzu schließen. Das Nachschlagen von unbekannten Wörtern
wollte kein Ende nehmen,je weiter ich an den Schluß der Sammlung kam. Der
Eindruck, daß sich hier dochsehr verschiedene Sprachschichten versammelt
hatten, vertiefte sich.
Die
kritische Haltunggegenüber den Botschaften dieser Verse verstärkte sich so
sehr, daß sichstreckenweise sogar eine Art Widerwille einstellte gegenüber
dieser dann dochim Kern lebensverachtenden Askese. Der „Aufbau der realen Welt“
erschien hiervollkommen verdreht: das schwächste Glied, der Geist, wurde zum
„absoluten“Alleinherrscher erhoben und sollte „Unmögliches möglich machen“.
Möglichkeitund Wirklichkeit gerieten hier vollkommen durcheinander. Der Geist
bleibt dochimmer angewiesen auf die starken Kräfte der Natur, des Leibes und
der Seele,kann doch nur m i t ihnen und nicht g e g e n sie zur Reife kommen. Daß
ausdieser „Lehre der Alten“ andere „Lehren“ sich entwickeln mußten,
dieumfassender und klüger vorgingen mit der „Zähmung des Menschen“, schien
mirjetzt vollkommen einsichtig zu sein. Die „Lehre des Buddho“ war nicht als
„Dogma“verkündet worden, sondern als eine ganz realistische Anleitung zu
einemglücklichen, leidfreien Leben. (Wenn so etwas überhaupt möglich ist.)
Eine
neue Übung begann fürmich: an der Leidbefreiungslehre nicht zu leiden. Den
Blick weit zu machen, die„Sozialpolitik“ eines frühen Mönchtums in buchloser
Zeit zu durchschauen, seineigenartig eingeengtes Wertesystem zu überprüfen und
durch vernachlässigte,neue, hohe Werte zu erweitern. Es wurde nötig, sich von
falscher Ehrfurcht (dieimmer etwas mit Angst und Enge zu tun hat) frei zu
machen, einmal wieder zulachen, um zu einer „gesunden“ Einstellung zu kommen.
Die Arbeit an derAutobiographie des Buddho gemeinsam mit Detlef Kantowsky
erwies sich alsaußerordentlich fruchtbar. Im freieren Umgang mit dem Original
der Lehrredenfand ich neuen Mut, mich der gebundenen Verssprache wieder
zuzuwenden.
Als ich dann mit einer
letzten großenAnstrengung alle noch fehlenden, unübersetzt im Kalender stehen
gebliebenenVerse deutsch gefaßt hatte, fragte ich vorsichtig bei zwei
buddhistischenVerlagen an, ob sie eine Veröffentlichung der Neufassung wagen
wollten. KeinInteresse. Neumann galt als unantastbar. „Er ist so genial, daß er
nicht mehrzu übertreffen ist.“ Ich hörte allerdings auch andere Stimmen, sogar
sehrkompetente, die ein sehr großes Interesse an einer getreueren
Neuübertragungbekundeten. Also blieb wohl wieder nur die kleine Auflage im
Selbstverlag. An30 Verlage mich zu wenden, wie Neumann vor 100 Jahren, hatte
ich nicht diegeringste Lust. Selbst als ich die heute viel günstigere und
offene Haltungallem Buddhistischen gegenüber in Erwägung zog.
Zu meiner großen Freude
setzte sich dannDetlef Kantowsky im Herbst 1999 für meine Sache ein und
entschloß sich, miteiner Auswahl aus den Mönchsversen seine Schriftenreihe der
UniversitätKonstanz „Buddhistischer Modernismus“ abzuschließen. Es sollte der
Band 17werden. Er war der einzige, der freundschaftlich verbunden Anteil an
meinerArbeit nahm, dem ich gelegentlich auch Proben meiner Übertragungen
schickte. ImVergleich mit Neumann konnte er sie durchweg loben. Das war eine
guteErmunterung zum Abschluß des Werkes.
In brieflichem und
telefonischem Austauschmit Detlef Kantowsky wurden mir dann noch einzelne,
spezifisch indische Ritualeklar, die meine Wortwahl bestätigten oder ganz
selten in Frage stellten. Beieiner Bestattung von Toten ist sowohl das Wort
„baden“ als auch „waschen“möglich. Nicht jeder Tote in Indien konnte
schließlich an den Ganges gebrachtwerden. Mit dem Wasser allgemein „reinigt“
man den Toten, stellt sich dabeivor, ihn von allen „Unreinheiten“, die sich
„karmisch“ an seinem Körperverdichtet hatten, zu befreien.
Die für unser westliches
Verständnisunmögliche Aufnahme von Kindern in den Sangho ist, indisch gesehen,
ganz „normal“.Schon in vorbuddhistischer Zeit wurden Kinder einem Guru
(Brahmanen)anvertraut, in die Lehre gegeben. Sie lernten bei ihm die Veden
auswendig, umin der noch „buchlosen“ Zeit zu helfen, die „heiligen“ Texte
sicher und genauzu überliefern. Das galt in frühbuddhistischer Zeit auch für
die „Lehrreden“,als sie nur mündlich weitergegeben werden konnten. Man wußte
die hohenGedächtnisleistungen im Kindesalter zu nutzen. Was allerdings auch
dasunabhängige, eigene Denken stark beeinträchtigte. Das Denkprogramm wurde
aufdiese Weise ein für allemal fixiert.
Als wir dann gemeinsam
über Inhalt und Aufbaudes Buches nachdachten, kamen wir bald darauf, daß die
Nonnenverse, die zurSammlung gehören, unter den Tisch fallen würden, falls ich
nicht daran ginge,nun auch noch die 520 Nonnenverse zu übertragen. Dazu hatte
ich zunächst nichtdie allergeringste Lust. Ich wollte vorläufig nichts vom
Übersetzen wissen.Doch dann wuchs in mir die Überzeugung, daß es gut wäre, auch
noch dieNonnenverse zu übertragen, um das historische Werk vollkommen in
einerNeufassung zugänglich zu machen. Auch hatten wir öfter von Frauen zu
hörenbekommen, daß sie gerne die Verse in einer neuen Gestalt lesen würden.
Nein,die Frauen durften wirklich nicht unter den Tisch fallen.
Meine
Erschöpfung warvergessen, neue Begeisterung flammte auf und schon ging ich an
die ersten Verseund konnte nicht genug staunen, wie leicht sie mir, sozusagen
wie von selbst,in unsere gute deutsche Sprache rutschten. Vielleicht trug die
jahrelange Übungnun ihre Früchte. Vielleicht war die Sprache der Frauen auch
anders als die derMänner. Die Themen waren auch anders. Es tauchten Erzählungen
auf, echteBekenntnisse. Schicksale traten da vor mein Auge, die mich berührten.
Hierherrschte eine besondere Offenheit. Kein Vers gab mir ein Rätsel auf. Ich
sahund merkte sofort, daß ich hier zügiger vorankommen würde und übertrug
täglichmehrere Verse. Allerdings hatten wir auch einen Termin für das Buch ins
Augegefaßt, und so ein Termin ist ein gehöriger „Stachelstock“.
Zu meiner Verwunderung
geschah es, daß ich ingut vier Monaten (vom 23.10.99 bis zum 29.2.2000) alle
Verse „im Kasten“ hatte.(Von 73 meist namentlich genannten Nonnen).
Ich
hatte hier, im Gegensatzzu den Mönchsversen, die ich ganz unabhängig übertrug,
Neumanns Fassung vorAugen und fand besonders große Unstimmigkeiten mit dem Original.
Oft sogargravierende Fehler, so daß ich schon die Vermutung hatte, er hätte
vielleichtdamals unter Zeitdruck gestanden, um sein großes Übersetzungswerk zu
vollenden.
Dererste Leser dieser neugefaßten Nonnenverse war Detlef
Kantowsky. Er schriebmir:„Die Therīgāthā scheinen
mir vielauthentischer zu sein als die Lieder der Mönche: Nicht so viel
Redundanz derimmer wieder gleichen stereotypen Heils- und Loslass-Formeln,
sondern „Geschichten“zu ganz konkreten „Heilungs-Karrieren“. Diese
Weibergeschichten sind einfachviel schöner und anregender als die
vergleichsweise drögen Aussagen der HerrenMönche, die sich eher wohl die Zunge
oder sonstwas abschneiden würden, bevorsie so frank und frei berichten!“
Im Vordergrund der
Nonnenverse steht dieTrauer um den Verlust von Kindern oder des geliebten
Mannes. Des BuddhoPflegemutter zog im Alter viele Frauen mit in die
Hauslosigkeit. Sie war es jaauch, die den Nonnenorden überhaupt wollte und ins
Leben rief, auch unter denabschreckenden Sonderregeln, die der Sohn den Frauen
auferlegte.
Im Alter sieht man das
Elend des Leibes,erfährt Überdruß am Leben und möchte frei werden von der Last
des Wiedergeborenwerdens.Man möchte dasewige Gebären aufgeben, die Todesangst
überwinden, im Sanghoglücklich werden, am Bettelleben froh sein, wie Dörrgemüse
in einem Topf nurnoch liegen.
Auch hier das Lob der
Einsamkeit, der Stille,der Versenkung. Die Bemühung, sich von aller weiblichen
Schönheit undSelbstverliebtheit zu lösen, wird ausgedrückt. Dem Werben eines
Mannes willkeine Frau mehr nachgeben.
Oft fällt es schwer,
ruhig und still zuwerden. Eine Frau macht immer wieder Anläufe, will sich sogar
das Leben nehmen:da blitzt es auf und das Herz wird erlöst. Das Bild eines
gezähmten Elefantenspornt an. Oder der Fluß des Wassers, der von oben nach
unten verläuft. Dialogemit Māro finden sich, darin taucht ein neues, starkes,
weiblichesSelbstbewußtsein auf, das sich dem Manne in keiner Weise unterlegen
fühlt.Nonnen werden zu Ermunterinnen auf dem Weg und zu großen Lehrrednerinnen.
DasLob der Freundschaft zu anderen Nonnen auch hier. Ehemalige Dirnen geben
ihrLeben auf und folgen dem Buddho. Eine Frau pilgerte 50 Jahre lang, bis sie
denBuddho traf und Einsicht erlangte.
Das Ideal des Verlöschens
wie eine Lampe wirdgeschildert: der Docht wird eingezogen, nichts brennt mehr.
Die völligeAbwertung der Sinnenlust ist auch von den Frauen verinnerlicht. Die
große Wendewird geschildert: von Saus und Braus zu stillem Glück. Wenn eine
Frau demBuddho und seiner Lehre folgt, haben nicht einmal reiche Prinzen und
Königeeine Chance. Māro versucht immer wieder umzustimmen, die Frau bleibt hart
undunbeugsam.
Die
große Verehrungdes Meisters auch hier. Mit all den bekannten schönen Beinamen.
Eine Mutterüberredet ihren Sohn zum „stillen Pfad“. Ein Brahmane wird belehrt,
daß Badenund Waschen nicht viel Sinn hat. Auf das neue Denken kommt es an. Eine
Tochtersingt ihrem Vater das Lob des Asketentums, befreit es vom Makel des
Faulenzer-und Schmarotzertums. Mönche leisten geistiges Werk, dienen als
Vorbilder.
Eine Frau will ihren
Gatten beschwören, nichthinauszuziehen, aber er bleibt hart. Selbst als die
Frau droht, das gemeinsameKind zu töten. Als sie dann vom Buddho hört, kommt
die große Einsicht, siepreist ihn und läßt den Mann ziehen.
In einer Brahmanenfamilie
bringt die Tochterihren Vater zum Buddho, beide begeben sich auf den stillen
Pfad.
EineGoldschmiedstochter,
die entsagt hat, wird vom Götterkönig Sakko verehrt. Einejunge Frau kann ihren
Ehemann nicht zufriedenstellen und versteht seinVerhalten nicht. Erklärt sich das
mit früherem Fehlverhalten alsweibersüchtiger Mann. Am Schluß der Sammlung
wird’s dann wieder märchenhaft,wenn sie erzählt, daß sie als männliches Tier
kastriert wurde.
Um
den Namen derMönche und Nonnen tiefer auf die Spur zu kommen, bestellte ich mir
in Englanddas Lexikon der Pāli-Eigennamen von Malalasekera, das gerade 1997 neu
aufgelegtwurde. (Erstauflage in den dreißiger Jahren). In drei dicken Bänden
ist daalles erfaßt, was überhaupt im Laufe der Jahrhunderte an Namen in
Textenauftauchte. Leider wurde die Etymologie der Namen nur ganz selten
deutlich, wasmich sehr enttäuschte und mich wieder auf meine eigenen
Mutmaßungenzurückführte. Ich konnte darum auch nicht alle Namen zu übertragen
versuchen.Mein Vorschlag hinter dem Pālinamen soll auch nur eine Richtung
andeuten. Fürdie Genauigkeit kann ich nicht bürgen, doch dürfte der Hinweis oft
hilfreichsein. Bei allzu schwierigen Kombinationen ließ ich die Übersetzung
eher weg.Die Erklärung wäre zu lang geworden: z.B. „einer, der den Almosengang
zugleichals Last und auch als Kraft gebend empfindet“. Oft sind Namen auch
Anspielungenauf bestimmte Charakterzüge. So wenigstens versucht der Kommentator
vielehundert Jahre später einen Namen zu erklären: „Kletterpflanze“ für einen,
dersich gerne anklammert und nicht so recht alleine zurechtkommt.
Die Geschichte einer
Übertragung ist einStück Lebensgeschichte geworden. Ein inneres Aufspüren alter
Quellen auseigener Erfahrung bei aller fremden Verwandtschaft mag genügend
Rechtfertigungfür den Versuch darstellen.
Bei den guten
Hilfsmitteln, die mir zurVerfügung standen, ließ sich wohl wesentlich sicherer
arbeiten als vor 100Jahren, als die Sprachforschung noch in den Anfängen
steckte. Nur ganz seltenblieb auch das Lexikon die Auskunft schuldig, rätselte
man auch dort herum, wasgemeint gewesen sein könnte, welche Lesart wohl Sinn
ergäbe. Die Namenbestimmter asiatischer Pflanzen waren oft nur lateinisch
angegeben oder es warvon einer „Baumart“ die Rede, oder einer „Vogelart“.
Nichts war aufdeutsch auszumachen. Tiere wurden früher oft mit
Beinamenversehen. Zum Beispiel heißt eine rote Insektenart, die massenhaft
auftritt: „DieIndrahirten“. Da mußte ich dann zu unsvertrautenBezeichnungen
greifen.
Nur
zuweilen blieb es dochschwer, ganz genau zu erfassen, was eigentlich mit Anspielungen
und einzelnenWörtern gemeint war. Ich mußte mich in diesen Fällen auf ein
mutiges Deuteneinlassen, auf eine Interpretation, die noch einigen Sinn ergab.
Bei den „Fahnenrätsel“in den Versen 967 und 968 half mir Hellmuth Hecker auf
die Spur. Es soll da aneine Wiedergeburtsgeschichte Nr. 514 erinnert werden.
Also ein sehr späterVers.
Es
werden immer Grenzenbestehen bleiben, die kein Übersetzer durchbrechen kann.
Die weitegeschichtliche und kulturelle Distanz zwischen dem alten Indien und
demmodernen Europa darf nicht vergessen werden. Wir meinen wohl, die in
langenZeiträumen geprägten Vorstellungen und Welterklärungen zu verstehen und
könnendoch nie ganz sicher sein, ob wir wirklich begreifen, was da früher mit
soerstaunlicher Gewißheit gesagt und behauptet wurde. Unser Gehirn arbeitet
ganzanders als das Gehirn eines Inders, für den die Welt vor 2500 Jahren
eineinziges Rätsel war und das mythologische Bewußtsein sich nur zögernd durch
einneues, rationales Denken veränderte. Wir dürfen bei der übertragenen Lektüre
dieseralten Dichtung nicht vergessen, daß das Wort immer nur Symbol eines
Gedankensist, - es vertritt ihn,kann aber nie die Erfahrungvermitteln, die den
Gedanken einmal entstehen ließ.
Was
für Erfahrungenheute mit diesen Versen zu machen wären, habe ich am eigenen
Beispiel zuerzählen versucht. Jeder Leser wird da seinen eigenen Zugang und
seine eigeneAntwort finden müssen.
Baden-Baden
EkkehardSaß
Sommersonnenwende 2000
THERAGĀTHĀ
SUBHÚTI
1
Gedeckt,
mein Hüttchen,angenehm, geschützt, -
so
regne, Gott, wie’sdir genehm!
Mein
Geist ist rechtgesammelt, ist befreit, -
in inn’rer Glut ich lebe, - regne, Gott!
MAHĀKOTTHIKO
2
Ganz
still geworden,abgelassen,
die
Texte sprechendunverwirrt:
er
schüttelt ab dieschlechten Dinge,
gleichwie das Blatt vom Baum der Wind.
KANKHĀREVATO
3
Sieh
diese Weisheitder Tathāgatas!
Wie
Feuer, das insich zusammenfällt,
sind
sie, die Lichtund Einsicht-Augen geben,
die den Willkomm’nen nehmen jeden Zweifel!
PUNNO MANTĀNIPUTTO
4
Mit
Starken sitzeman zusammen,
mit
Weisen, die denSinn erschauen:
den
Sinn, den großenund den tiefen,
der
schwer zuschauen, fein, subtil,
die
Weisen nurerreichen ihn,
nicht lässig und mit wachem Blick.
DABBO (fähig)
5
Zu
zähmen schwer,durch Zähmen nur gezähmt:
der
Dabbo, derzufrieden, weit vom Zweifel,
ein
Sieghafter, deraller Furcht entgangen, -
der Dabbo, ganz erloschen, steht im SELBST.
SÍTAVANIYO (Kühlwäldler)
6
Tief
in den kühlenWald ging dieser Mönch,
allein,
zufriedenund im Selbst gesammelt,
ein
Sieghafter, derfrei von Haaressträuben,
schützend die Sati, die zum Körper geht,
entschlossen.
BHALLIYO
7
Wer
von sich stießdes Todeskönigs Heer,
wie
Binsenbrücke schwacherKraft die große Woge,
ein
Sieghafter, deraller Furcht entgangen:
der ist gezähmt, erloschen ganz, steht in sich
selbst.
VÍRO (Held)
8
Zu
zähmen schwer, durchZähmung nur gezähmt:
der
Held, der ganzzufrieden, weit vom Zweifel,
ein
Sieghafter, derfrei von Haaressträuben,
der Held, erloschen ganz, steht in sich selbst.
PILINDAVACCHO
9
Bin
angekommen,nicht gegangen,
nicht
ist dasschlechter Rat für mich:
von
allenmitgeteilten Dingen
kam, was das Beste ist, auf mich.
PUNNAMĀSO (Dickbohne)
10
Er lebte voller Wünsche hier wie dort, -
wer wissend ist, beruhigt, hält das Selbst
von allen Dingen völlig unbeschmiert,
der mag
verstehn der WeltEntstehensfurcht.
CÚLAGAVACCHO (Klein-Kalb)
11
Ein
freudenreicherBettelmönch,
beim
Dhammo, den derBuddho lehrt,
mag
er denStillepfad erreichen,
Sankhāra-Ruhe, tiefes Glück.
MAHĀGAVACCHO (Groß-Kalb)
12
An
Weisheit starkund im Besitz von Tugend,
gesammelt,
anVertiefung froh und achtsam,
den
Sinn nur sehend,nimmt das Mahl er ein,
und wartet ab die Zeit hier, frei von Reiz.
VANAVACCHO (Waldkalb)
13
Die
schwarze Wolkeglänzt in Farben,
das
kühle Wasserträgt sie rein, -
mit
Indrahirten ganzbedeckt,
die Felsen, sie erfreuen mich.
SĀMANERO DES VANAVACCHO (Novize des Vanavaccho)
14
Der
nahe Lehrersprach mich an:
„Von
hierich gehe, Sīvaka.
Im
Dorf nur lebt derKörpermir.
Zum
Wald ist mir derGeist gegangen,
selbst
wenn ichliege, geh ich schon:
nicht gibt es Haften dem, der schaut.“
KUNDADHĀNO (gebeugt sich haltend)
15
Fünf
spalte ab, fünflasse los,
fünf
weitereentfalte dir, -
ein
Mönch, der diefünf Fährten sieht,
wird „Flut-Entkomm’ner“ wohl genannt.
BELATTHASÍSO
16
Gleichwie
ein gutesRassepferd
den
Pflug bewegt mitschmucker Mähne
und
ohne jede Müheläuft:
so
auch bei Tag undNacht für mich
es
laufen ohne jedeMühe
die Glücksmomente, köderlos.
DĀSAKO (von Sklavenart)
17
Wenn
einer trägeist, ein großer Esser,
ein
Schläfer, dernur liegt, sich hin und her wälzt,
gleichwie
ein großerEber, voll gemästet, -
stets wieder in den Schoß geht solch ein Dummkopf.
SINGĀLAPITĀ (Schakalvater)
18
Er
war des BuddhoErbe ganz,
ein
Mönch im Besakalā-Wald:
mit
dem Gedanken andie Knochen
durchdrang
er dieseErde ganz, -
ich
denk, er wirdden Sinnenreiz
ganz schnell auf diese Weise los.
KULO
19
Das
Wasser leitendie Kanälebauer,
die
Pfeilemacherschlichten sich den Pfeil,
das
Holz dieZimmerleute schlichten,
das SELBST sich zähmen Tugendhafte.
AJITO
20
Beim
Tode bin ichohne Furcht,
beim
Leben ohnejeden Wunsch,
den
Körper leg’ icheinmal ab,
klar wissend, voller Achtsamkeit.
NIGRODHO
21
Nicht
fürchte ichmich vor der Furcht,
der
Lehrer weiß umdie Todlosigkeit.
Wo
Furcht nichtlänger stehen bleibt,
nur diesen Weg die Mönche schlagen ein.
CITTAKO (von Schmuckart)
22
Die
blauen,buntbehalst, beschopft,
die
Pfauen schrei’nin Kāramvi, -
die
kühlen Winderauschen sanft:
den
Schlafenden sie zurVertiefung wecken.
GOSĀLO (Rinderstall)
23
Ich
habe nun imBambusdickicht
gegessen
meinensüßen Reis
und
sah, im Innernvoller Frieden,
der
Gruppen Auf- undNiedergang, -
zum
Felsen werd’ ichgehn zurück,
die Einsamkeit zu pflegen dort.
SUGANDHO (Wohlduft)
24
Zog
fort vor einerRegenzeit,
sieh
nurder Lehre Kerngesetz:
drei
Wissen habe icherlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
NANDIYO (Freudiger)
25
Ist
inn’rer Glanzzur Frucht geworden,
im
Geiste wessen daauch immer:
setzt
du zu solchemMönch dich hin,
zum Leiden, Dunkler, sinkst du ab.
ABHAYO (Furchtloser)
26
Gehört
diewohlgesprochne Rede
des
Buddha-Sonnen-Anverwandten,
durchdrang
ich dadie, ach, so feine,
wie Haaresspitze mit dem Pfeil.
LOMASAKANGIYO (mit behaarten Gliedern)
27
Das
feste Gras, dasMühlsteinklicken,
den
Duft der Wurzelund des Schilfs
aus
meiner Brust ichwerde treiben:
und nur die Einsamkeit noch pflegen.
JAMBUGĀMIKAPUTTO (Rosenapfeldörflersohn)
28
Vielleicht
aufsKleid nicht mehr bedacht,
vielleicht
amSchmuck nicht mehr erfreut,
vielleicht
dentugendechten Duft
du lebst, als Führer unterm Volk?
HĀRITO (der Einnehmende)
29
Hast
feucht gemachtdu dieses SELBST,
wie
Pfeilemacherseinen Pfeil,
hast
du das Herz dirgrad gemacht:
Nichtwissen spalte, Hārita!
UTTIYO
30
Ist
eine Krankheitda entstanden,
die
Sati rasch bautsich mir auf:
„Die
Krankheit istentstanden da,
es ist jetzt Zeit, nichts geh’n zu lassen!“
GAHYARATÍRIYO
31
Berührt
von Bremsenund von Mücken
im
Wald, im tiefen,weiten Forst:
wie
Elefant anKampfesfront,
dort mög’ er achtsam sich gedulden.
SUPPIYO (Wohllieb, Gutlieb)
32
Zum
Alterslosen mitdem Altern,
und
mit dem Brennen hinzur Kühle:
so
schaffe ich dietiefste Stille,
den Übungsfrieden, unerreicht.
SOPĀKO (der Ausgestoßene)
33
Gleichwie
bei einemeinz’ gen Kind,
dem
lieben, gut siemöge sein:
so
auch bei allem,was da atmet,
allüberall nur gut mögst sein!
POSIYO (der Gedeihende)
34
Nicht
abgesunkendiese Wünsche,
so
immer wieder nahmich wahr, -
ging
aus dem Dorfzum Wald hinaus,
von
da zum Haus ichtrat heran, -
hab
mich erhobendann, ging fort
und sagte nichts,bin Posiyo.
SĀMAÑÑAKĀNI (der Asketenschaftliche)
35
Das
Glück, wer Glückersehnt, gewinnt es sich durch Tat.
Er
kommt zu Ruf dannund es wächst sein Ruhm, -
wer
diesen edlen,achtgliedrigen, graden, rechten
entfaltet, diesen Weg, der zum Todlosen führt.
KUMĀPUTTO
36
Ach,
gut ist das Gehörte,- gut ist das Verhalten,
gut
ist immer, nichtim Haus zu wohnen,
das
Fragen nach demSinn, Verehrungswerk:
das ist Asketenschaft des Nichtmehrwas.
KUMĀPUTTASSA SAHĀYAKO (des Kumaputtassa Freund)
37
In
Vielfaltsland siegehen hin,
sie
schweifen ausganz ungezügelt,
die
Sammlungunterlassen sie:
was
soll imKönigreich das Wandern?
Drum
man gebe aufden Zorn,
vertiefe sich ohn’ Gegenüber!
GAVAMPATI (Kuh-Herr, Leiter)
38
Wer
da die Eidechsemit Geistmacht bannte,
der,
Gavampati,haftet nicht, ist wunschlos, -
den
hin zumAllverkehr gegangnen großen Muni,
die Götter selbst verehr’n des Werdens
Jenseitsgänger.
TISSO (Drei)
39
Gleichwie
von einemSchwert berührt
an
seiner glühendheißen Spitze:
um
Sinnenlustreizaufzugeben,
zieh achtsam man als Mönch hinaus.
VADDHAMĀNO (Wuchsgeist)
40
Gleichwie
von einemSchwert berührt
an
seiner glühendheißen Spitze:
um
Werdensreizeaufzugeben,
zieh achtsam man als Mönch hinaus.
SIRIVADDHO (Glückswuchs)
41
In
Felsenspaltenschlagen Blitze
beim
Vebhāro undPandavo, -
doch
in derBergesspalte sich vertieft
der Sohn des unvergleichlich Solchen.
KHADIRAVANIYO (Akazienwäldler)
42
Cāla,
Upacāla und Sīsūpacāla!
Bleibt
ihr nun wohlin voller Achtsamkeit?
Gekommen ist, der feinstes Haar durchschießt.
SUMANGALO (Glück verheißend)
43
Ach,
frei zu sein,befreit, wie gut ist das!
Befreit
bin ich vondrei der Buckellasten:
von
meinenNahrungen, von meinen Pflügen,
von
allen meinenkleinen Äckern!
Wenn
sie auch hiernoch sind und hier und hier:
ich
hab genug vonihnen, hab genug, -
vertiefe
dich,Sumangala, vertiefe dich!
Nicht lässig lebe du, Sumangala!
SĀNU (Gebirgskamm, Grat)
44
Sie
weinen, Mama, umden Toten,
den
keiner hier imLeben sieht, -
mich
Lebenden siesehen, Mama,
warum, Mama, beweinst du mich?
RAMANÍYAVIHĀRÍ (Entzückt lebend)
45
Wie
gut trainiertesRassepferd,
ist
es gestolpert,wieder steht:
so
auch, wer klarhier sehen kann,
der recht geschickte Buddha-Jünger.
SAMIDDHI (Gedeihen)
46
Vertrauend
bin ichausgezogen
vom
Haus in dieHauslosigkeit, -
Sati
und Weisheitsind gediehen,
das
Herz istwohlgesammelt mir, -
schneid’
ab die Lustzu den Gestalten!
Nicht weiter wirst du mich verwirren!
UJJAYO (Hochsieg)
47
Verehrung
sei Dir,Buddhaheld!
Du
bist befreitallüberall.
Dein
Leben inVollkommenheit,
das lebe ich, von Einfluß frei.
SANJAYO (der Geborene)
48
Seit
ichhinausgezogen bin
vom
Haus in dieHauslosigkeit,
erkenne
ich keinDenken mehr,
das haßverbunden ist, unedel.
RĀMANEYYAKO (der freudig Geartete)
49
Beim
Amsellied undFinkenschlag,
beim
Flötenton derNachtigall
pocht
mir das Herznicht schneller mehr,
der ich zum Einssein nur geneigt.
VIMALO (frei von Schmutz)
50
Die
Erde wirdbesprengt, es bläst
der
Wind, der Blitzgeht in der Wolke, -
ganz
ruhig werdendie Gedanken:
das Herz ist wohlgesammelt mir.
GODHIKO (Eidechsler)
51
Der
Gott, er regnetgleichwie Wohlgesang, -
bedeckt
meinHüttchen, angenehm, geschützt, -
und
auch mein Herzist wohlgesammelt mir:
so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!
SUBĀHU (Gut, arm zu sein)
52
Der
Gott, er regnetgleichwie Wohlgesang, -
bedeckt
mein Hüttchen,angenehm, geschützt, -
und
auch das Herzist wohlgesammelt auf den Körper:
so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!
VALLIYO (Kletterpflanze)
53
Der
Gott, er regnetgleichwie Wohlgesang, -
bedeckt
mein Hüttchen,angenehm, geschützt, -
dort
wohne ich ganzohne Lässigkeit:
so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!
UTTIYO
54
Der
Gott, er regnetgleichwie Wohlgesang, -
bedeckt
meinHüttchen, angenehm, geschützt, -
dort
wohne ich, ganzohne Zweiten:
so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!
ANJANĀVANIYO (Anjanāwäldler)
55
Baut’
mir aus langemStuhl ein Hüttchen,
bin
eingetaucht imWalde Anjanā:
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
KUTIVIHĀRÑÍ (Hüttenbewohner)
56
Wer
lebt in diesemHüttchen? Ein Mönch
in
diesem Hüttchenlebt, von Lustreiz frei
und
wohlgesammelt indem Herzen.
So
wisse denn, meinguter Freund:
nicht bautest du umsonst das Hüttchen dir.
KUTIVIHĀRÍ (Hüttenbewohner)
57
Dies
hier, er sagt,ist eine alte Hütte,
nach
and’rer, neuerHütte sehnt er sich. -
Den
Wunsch nacheiner Hütte, gib ihn auf!
Nur Leiden, Mönch, bringt wieder neue Hütte!
RAMANÍYAKUTIKO (Schönhüttler)
58
Entzückend
schönmein Hüttchen ist,
Vertrauensgabe,Geist
erfreuend.
Nicht
ziel’ ich mehrnach jungen Mädchen, -
ihr, die ihr dorthin zielt, geht nur zu Frauen!
KOSALLAVIHĀRÍ (tüchtiger Bewohner)
59
Nur
aus Vertrauenzog ich fort,
im
Wald baut’ ichein Hüttchen mir:
nicht
lässig bin undglühend ernst,
verstehend ganz, voll Achtsamkeit.
SÍVALI
60
Sie
trugen Fruchtmir, die Gedanken,
mit
denen ich betratdie Hütte:
durch
WissenFreiheit werd’ erlangen,
die Stolzneigung ich gebe auf.
VAPPO (Säer, Sämann)
61
Es
sieht, der sieht,den Sehenden,
und
den, der nichtsieht, sieht er auch, -
wer
nicht sieht, denNichtsehenden
und den auch, der da sieht, nicht sieht.
VAJJIPUTTO (Sohn des Ausgeschlossenen)
62
Allein
und einzelnleben wir im Wald,
verlassen
im Gehölzden Baumsitz nicht, -
um
den beneiden,ach, so viele mich,
wie Höllische zum Himmel Strebende.
PAKKHO (der Krüppel)
63
Die
Toten fallen überTote,
die
Gierigen sindwieder angekommen, -
getan
die Pflicht,die frohe, schöne:
mit Glück ist nun erlangt das Glück.
VIMALAKONDAÑÑO (Sohn des Bimbisāro)
64
Dem
Baumbenanntenbin erschienen,
geboren
unter weißerFlagge, -
ganz
ohne Stolz mitWeisheitsflagge
die große Flagge er zerstörte.
UKKHEPAKATAVACCHO (weggeworfen gemacht Kalb)
65
Den
Kalbsstatus, denhob er auf
(den
Kälbchenstatushob er auf), -
was
er gelernt invielen Jahren,
das
trägt er jetztden Hausnern vor,
wenn er da sitzt, erhaben-froh.
MEGHIYO (der Wolkenartige)
66
Es
lehrte da dergroße Held,
der
aller DingeJenseitsgänger, -
als
dessen Lehre ichgehört,
ich
blieb in seinerNähe froh:
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
EKADHAMMASAVANÍYO (daseine Ding ist angenehmzu
hören)
67
Die
Fleckenausgebrannt von mir,
die
Werdenswurzelnausgezogen:
erschöpft
ist derGeburtenkreis,
nicht gibt es mehr ein Wiederwerden.
EKUDDĀNIYO (Eins-Zusammenbinder)
68
Dem
Hochgesinnten,Nichtberauschten,
dem
Muni, der aufMuniwegen übt:
nicht
Sorgen sind mehreinem solchen,
der still geworden und stets achtsam.
CHANNO (geeignet)
69
Gehörtdes
Großen Lehre, an Geschmack so reich,
vom
Besten derAllwissenskenntnis aufgezeigt,
den
Weg ging ich, umzum Todlosen zu gelangen,
binKenner jetzt des Pfads zum
tiefstenÜbungsfrieden.
PUNNO (der Volle)
70
Die
Tugend gilt wohlals die Spitze,
der
Weise aber istderHöchste
bei
allen Menschenund bei Göttern:
er istder Tugend-Weisheit Sieg.
VACCHAPĀLO (Kalbshüter, Baumhüter)
71
Den
äußerst feinen,zarten Sinn zu sehn vermögen,
und
die, im Geistgeschickt, im innern Schutz leben,
die
gerne folgenallen Buddha-Tugendhaften:
Nibbānam ist nicht schwer für sie mehr zu
erreichen.
ĀTUMO (Selbst)
72
Wie
Bambussprößling,gut gewachsen bis zur Spitze,
sehr
schwer zu brechenist, zu festem Holz geworden
so
sprach ich schwerzu meinem Weibe, gut versorgt:
„Ach, laß nun zu, daß ich hinausgezogen jetzt!“
MANAVO (der Junge)
73
Sah den
Gealterten, denLeidenden, den Kranken,
den
Toten sah ich, der zumLebensende kam:
darum
verließ ich alles, zoghinaus,
gab auf die Sinnenfreuden, die den Geist
entzückten.
SUYĀMANO (gut Wachender)
74
Den
Sinnenwillen,Abneigung
und
Schlaffheit beidem Mönch,
das
Grübeln innen,Zweifelschwanken:
das ganz und gar gibt es nicht mehr.
SUSĀRADO (Gutherbst)
75
Gut
ist das Seh’nder bestens Eingeübten,
der
Zweifel spaltetsich und Wachsein wächst, -
den
Toren machen siezu einem Weisen,
darum ist gut einsolch Zusammentreffen.
PIYANJAHO (Liebes aufgebend)
76
Bei
denHochfliegenden will fallen,
bei
Fallenden willfliegen hoch:
will
wohnen bei denWohnungslosen,
bei Fröhlichen will micht nicht freu’n.
HATTHĀROHAPUTTO (Hand nicht rot)
77
Dies
Herz ging früher immernur auf Wanderschaft,
wohin es
wollte, wo es Lustfand, wie sein Glück, -
das
werd’ ich gründlichzügeln mir von heute an,
wie Elefanten bricht der Stachelstockdompteur.
MENDASIRO (Widderkopf)
78
DasViel-Geburten-Wandelkreisen
durchwandert’
ichund fand heraus,
der
ich zu Leidennur geboren,
daß Leidensmasse falscher Weg.
RAKKHITO
(der Bewachte, Beschützte)
79
Hab
aufgegeben jedenReiz,
und
jeden Haß ausmir gezogen,
Verblendung
ist vonmir gegangen:
bin kühl geworden, bin erloschen.
UGGO (der Mächtige)
80
Was
ich getan auchhab an Werk,
sei’s
wenig nur undsei es viel:
all
das ist rundumnun getilgt -
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
SAMITIGUTTO (Versammlungsbewacht)
81
Was
ich getan auchhab an Schlechtem,
zuvor
in anderenGeburten,
hier
muß es jetzterfahren werden,
ein andres Feld gibt es nicht mehr.
KASSAPO
82
Wo
immer reicheBettelgaben
glückbringend
sind,von Ängsten frei:
dorthin,
meinSöhnchen,gehe du,
nicht sei durch Sorge du besiegt!
SÍHO (der Löwe)
83
Du
Löwe, lebe lässignicht!
Bei
Tag und Nachtsei niemals faul!
Entfalte
denheilsamen Dhammo!
Laß ab vom Körperhaufen schnell!
NÍTO (der Geleitete, Geführte)
84
Die
ganze Nacht hater durchschlafen,
am
Tag macht ihnGesellschaft froh. -
Wann
wird wohl,wahrlich, solch ein Tor
des Leidens Ende sich bereiten? (endlich machen?)
SUNĀGO (der gute Elefant)
85
Das
inn’reGeistesbild erkennend weise,
den
Einsamkeitsgeschmackmag er erfahren, -
vertiefend
sich alsAchtsamer und Kluger,
mag er erlangen Glück, frei von der Welt.
NĀGITO (kleiner Elefant)
86
Da
draußen gibt esViele, die was andres lehren,
doch
zum Nibbānam führtkein andrer Weg als dieser:
nur
gut den Sanghoder Erhabene berät,
der Lehrer selbst läßt seine offne Hand uns sehen.
PAVITTHO (eingetreten)
87
Die
Gruppen wirklichsind gesehen,
All-Werdensströmesind
gebrochen,
erschöpftGeburtenkreislauf
ist,
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
AJJUNO (Silber)
88
Ich
konnte wahrlichmir das Selbst
vom
Wasser heben aufden Grund,
war
wie aus großerFlut gezogen,
als ich die Wahrheiten durchdrang.
DEVASABHO (Götterhalle)
89
HerausgezogenSchmutz
und Schlamm,
die
Klippen alleferngehalten,
befreit
von Flutenund von Fesseln,
die Stolzesarten all zerstört.
SĀMIDATTO (Eignerselbst)
90
Fünf
Khandhas sindrundum erkannt,
zerspalten
bleibtihr Wurzelwerk:
Geburtenkreislaufist
erschöpft,
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
PARIPUNNAKO (Vollender)
91
Nicht
gibt es Maßfür feinstes Schmecken,
was
ich an Schatzheut hab genossen,
als
Gotamo, derweithin sieht,
der Buddho mir die Lehre zeigte.
VIJAYO (Sieger)
92
Bei
wem dieEinflüsseerschöpft,
wer
an der Nahrungnicht mehr hängt,
wer
leer geworden,zeichenlos,
wem
Freisein nur istWeidegrund:
gleichwie
imHimmelsraum den Geiern,
der Spur von ihm ist schwer zu folgen.
ERAKO (der in Bewegung Setzende, seine Stimme
Erhebende)
93
Leidvoll
ist Lust, oEraka!
Nicht
Glück bringtLust, o Eraka!
Wer
sich nach Sinnenlüstensehnt,
ersehnt
das Leiden,Eraka!
Wer
Sinnenlüstenicht ersehnt,
ersehnt nicht Leiden, Eraka!
METTAJI (Mettagewinner, Mettaeroberer)
94
Verehrung
demErhabenen,
dem
Sakyersohn so vollerGlanz,
Durch
den die Spitzeist erreicht,
der Spitzenlehre aufgezeigt. (ev. Gipfel)
CAKKHUPĀLO (Augenhüter)
95
Blind
bin ich mitgetrübtem Auge,
aus
wilder Gegendsprang ich fort:
auch
schlafend werd’ich nun nicht gehen
mit einem schlechten Freunde mehr.
KHANDASUMANO (Wohlgeist im Alter)
96
Wie
eine Blume ließich los
die
Zeit der achtzigLebensjahre, -
hab
mich anHimmelswohl erfreut,
und mit dem Rest bin ich erloschen.
TISSO (Drei)
97
Zurück
ließ ich denSchatz an Bronze,
das
viele angehäufteGold,
nahm
nur die Schalenoch aus Ton:
dies ist für mich die zweite Weihe.
ABHAYO (Furchtlos)
98
Hat
er Gestaltgesehn, Sati vergessen,
den
Geist auf das,was lieb, gerichtet,
fühlt
er mit tieferregtem Herzen
und
haftend bleibtes immer stehn, -
so
wachsenihm die Einflußkräfte,
die neu zur Werdenswurzel führen.
UTTIYO
99
Hat
er den Klanggehört, Sati vergessen,
den
Geist auf das,was lieb, gerichtet,
fühlt
er mit tieferregtem Herzen
und
haftend bleibtes immer stehn, -
so
wachsenihm die Einflußkräfte,
die zum Samsāro ihn nur führen.
DEVASABHO (Götterhalle)
100
Von
rechtem Mühenganz erfaßt,
den
Satistand alsWeidegrund:
von
Freiheitsblütenüberdeckt,
erlischt er ganz, von Einfluß frei.
BELATTHAKĀNI
101
Verließ
den Hausstander, tat nichts am SELBST,
macht
seinen Mund zueinem Pflug, gefräßig, träge:
gleichwie
ein großerEber, vollgemästet,
stets wieder in den Schoß geht solch ein Dummkopf.
SETUCCHA (Sechserbrücke)
102
Wenn
sie vom Stolzsind tief getäuscht,
bei
den Sankhārasgeistbeschmutzt,
bei
Spende-Nichtspendeerregt:
Samādhi sie erlangen nicht.
BANDHURO (Verwandter)
103
In
dem hier seh ichkeinen Sinn, kein Glück,
das
Dhamma-Schmeckenmich befriedigt,
trank
feinstesSchmecken, allerhöchstes:
nicht werd’ ich da mit Gift Bekanntschaft machen.
KHITTAKKO (der Geworfene)
104
Wie
leicht istwahrlich mir der Körper,
durchdrungen
ganzmit weitem Freudensglück, -
wie
Baumwollflocke,die vom Wind bewegt,
so treibt mein Körper leicht dahin.
MALITAVAMBHO (Unreines verachtend)
105
Nicht
unzufriedenbleibe wohnen,
sei
froh und geheruhig fort!
Was
nicht von Wohlbegleitet ist,
mög’st du nicht leben weiten Auges.
SUHEMANTO (Gut-Winter)
106
Bei
einemHundert-Zeichen-Ziel,
dashundert
Merkmale enthält:
ein
Glied nur siehtder Dumme da,
und hundert sieht der Weise wohl.
DHAMMASAVO (Dhammahörer)
107
Ich
zog hinaus - wogalles ab -
vom
Haus in dieHauslosigkeit, -
drei
Wissen habe icherlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
DHAMMASAVAPITU (Vater des Dhammahörers)
108
AlsHundertzwanzigjähriger
ich
zog in dieHauslosigkeit:
drei
Wissen habe icherlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
SANGHARAKKHITO (Sanghabeschützt)
109
Nicht
wird bei dem,der höchstes Wohl nur immer wünscht,
in
Einsamkeit erseiner Weisung voll gerecht,
lebt
er dort nur mitungezähmten Sinneskräften,
gleichwie ein Reh von zartem Alter tief im Walde.
USABHO (Bulle)
110
Die
Bäume auf denBergesgipfeln treiben aus,
von
höchster Wolkesind sie neu besprengt:
dem
Freund derEinsamkeit, der „Wald“ wahrnimmt,
dem Usabho läßt das mehr Wohl entstehen.
JENTO
111
Schwer
ist derAuszug, schwer ist der Verbleib im Haus, -
die
Lehretief, - schwer ist es, Reichtum zu erlangen, -
armselig
ist dasLeben uns auf beide Weise:
da paßt’s zu denken stets das Nichtbeständige.
VACCHAGOTTO
112
Dreiwisserbin,
groß im Vertiefen,
die
inn’re Stillekenn’ ich gut,
den
tiefen Sinn habich erschlossen
getan des Buddho Weisung ist.
VANAVACCHO (Waldkalb)
113
Das
Wasser in denvielen Klippen,
in
denen wilde Tierehausen,
mit
Wasserpflanzenganz bedeckt,
die Felsen, sie erfreuen mich.
ADHIMUTTO (Hingegeben)
114
Dem,
der den Körperlüstern ehrt,
der
schon verlassenwird vom Leben, -
dem,
der nachLeibeswohl nur giert:
woher ist dem Asketsein gut?
MAHĀNĀMO (großer Name)
115
Verlassen
wollt’ ersich im Berge,
voll
Wurzel- undvoll Baumgeflecht,
in
dem Nesādaka-Gebirge
mit der berühmtengrünen Decke.
PĀRĀPARIYO (Jenseitserfasser)
116
Hab
sechsBerührungen gelassen,
bewacht
das Tor undgut gezügelt,
die
Leidenswurzelausgespien:
erlangt hab ich Einfluß-Versiegen.
YASO (Ruhm)
117
Gut
eingeölt und gutgekleidet,
mit
jedem Unterhaltgeschmückt:
drei
Wissen icherlangte schon,
getan des Buddho Weisung ist.
KIMBILO (Wurmloch)
118
Gleichwie
ein Fluchbricht das Verwehen ein,
ich
seh an mir schonandere Gestalt,
doch
wenn ichaufmerksam und achtsam bin,
an einen andern ich erinnere das Selbst.
VAJJIPUTTO
119
Geh
unters langeWurzelwerk der Bäume!
Nibbānam
tief imHerzen siedle an!
Vertiefe
Dich, oGotama, nicht lässig!
Was wird Gebabbel Dir noch weiter tun?
ISIDATTO (Meisterselbst)
120
Fünf
Gruppen sindrundum erkannt,
sie
stehn, ihrWurzelwerk gespalten, -
das
Leidversiegenist erlangt,
erlangt hab ich Einfluß-Versiegen.
UTTARO (der Hohe)
121
Keinirgend
Werden ist beständig,
Sankhāras
sind auchewig nicht, -
nur
Khandhas tauchenimmer auf
und gleiten fort schon immer wieder.
122
Als
ich dies Elendklar erkannt,
gab
ich den Wunschnach Werden auf, -
kam
raus aus allenSinnesdrängen,
erfuhr den Einfluß-Untergang.
PINDOLABHĀRADVĀJO
123
Nicht
ist dies Lebenda für Not,
die
Nahrung nichtfür Herzensnähe, -
die
Nahrung stelltden Körper auf:
so sah ich, gehe suchend nun.
124
Als
„Schmutz“ hab’ iches bald erkannt:
Gruß
und Verehrungbei Familien, -
ist
feiner Pfeil,schwer auszuziehn,
schwer läßt man Gastfreundschaft bei Schlechten.
VALLIYO („der Binder“)
125
Der
Affe aus denFünfertoren
an
dieser Hüttedrängt hinaus.
Durchs
Tor er wandertviel herum,
klopft immer wieder: bum, bum, bum.
126
Steh
still, du Affe!Rase nicht!
Verhalt’
dich nichtwie früher mehr!
Mit
Weisheit halt’ich dich zurück,
wirst nicht mehr in die Ferne schweifen.
GANGATIRIYO (der Gangesuferbewohner)
127
Drei
Palmenwedelreichten aus
zur
Gangesuferhüttemir, -
die
Schädelschalenahm ich mir,
zog Müllplatzfetzenrobe an.
128
Im
Laufe zweierganzer Jahre
hab
ich ein einzigWort gesprochen, -
im
Laufe dann desdritten Jahrs
die Dunkelwand war schon durchbrochen.
AJINO (Ziegenhäutler)
129
Selbst
wenn er einDrei-Wisser ist,
der
Tod gelassen,einflußfrei:
„Hat
nichtsverstanden“, so die Toren
verleumden ihn, die nicht erkennen.
130
Doch
wer zu essenund zu trinken
ganz
ohne Müh’bekommt, der Mensch,
auch
wenn vonschlechter Art er ist,
ist er von ihnen doch geehrt.
MELAJINO
131
Als
ich die Lehreangehört
beim
Meister, der soruhig sprach:
kein
Zweifel wurdemir bewußt
beim Alleswisser, Unbesiegten.
132
Beim
Menschenführer,Karawanenführer, (großen) Helden,
beim
Besten-Höchstenaller Lenker.
Und
auf dem Weg, demÜbungspfad,
den Zweifel gibts nicht mehr für mich.
RĀDHO (Gelungen)
133
Wie
in ein Haus, dasschlecht gedeckt,
der
Regenungehindert dringt,
so
in ein Herz, dasnicht geübt,
der Reiz der Sinnenwünsche dringt.
134
Wie
in ein Haus, dasgut gedeckt,
kein
Regenungehindert dringt,
so
in ein Herz, dasgut geübt,
kein Reiz der Sinnenwünsche dringt.
SURĀDHO
135
Erschöpft
ist nunvon mir Geburt,
gelebt
dieSiegerbotschaft schon,
verlassen
das, was „Netz“genannt,
der Werdensführer ganz entfernt.
136
Aus
welchem Grundich zog hinaus
vom
Haus in dieHauslosigkeit,
den
Grund hab ichgefunden mir:
All-Fesselwerk-Beseitigung.
GOTAMO
137
Im
Glück nurschlafen stets die Munis,
die
nicht an Frauenmehr gebunden,
die
wahrlich stetszu schützen sind,
bei denen Wahrheit schwer erlangbar.
138
Zu
töten gingen wirdie Lüste
und
sind jetzt freivon jeder Schuld, -
jetzt
gehen wir zumNibbānam hin,
wo, angelangt, man nicht mehr trauert.
VASABHO (Bulle)
139
Zuerst
er tötet sichdas Selbst,
dann
tötet er dieAnderen, -
er
tötet gut getötetSelbst,
wie mit der Falle einen Vogel.
140
Nicht
machtBrahmanen Außenfarbe,
die
Innenfarbe machtBrahmanen, -
bei
wem sichschlechte Taten finden,
der dunkel ist, Sujampati!
MAHĀCUNDO (großer Elfenbeinschnitzer)
141
Durch
Hörwunschnimmt Gehörtes zu,
Gehörtes
bringtWeisheitsvermehrung,
durch
Weisheit manden Sinn versteht,
erkannter Sinn bringt Glück mit sich.
142
Sucht
weit entfernteLager-Sitze auf!
Verbleiben
möge manin Fesselfreiheit!
Wenn
sich die Freudedort noch nicht einstellt,
im Sangho lebe man im Selbstschutz achtsam.
JOTIPĀLO (Lichthüter)
143
Und
die mit Hilfevon Gewalt,
mit
vielfachzweck-gebundnerTat,
die
Menschen immerweiter hindern,
die
grob im Umgangsind, die Leute,
die
streuen da nurimmer aus,
denn keine Tat geht je verloren.
144
Was
er auch tut, derMann, an Tat:
ob
gut sie oder obsie schlecht, -
er
ist stets ganz ihrErbe eben,
was er für Tat auch immer tut.
HERAÑÑAKĀNI (Goldschmied)
145
Es
gehen hin dieTage-Nächte,
das
Leben wird zuEnde sein, -
die
Zeit derSterblichen verdorrt,
gleichwie der Flüßchen Wasserlauf.
146
Und
dann nur immerschlechte Taten
vollbringt
der Torund wird nicht wach, -
und
späterhin fühlter nur Bitteres,
nur schlechte Frucht wird ihm zuteil.
SOMAMITTO (Freund einer Baumart)
147
Auf
kleines Holz nuraufgestiegen,
will
sitzen er ingroßer Flut, -
so
grad nur bis zurTrägheit kommend,
im
Guten Lebenderwohl sitzt.
Darum
er möge dasvermeiden,
was träge ist und Mindertatkraft.
148
Mit
Abgeschiedenen,mit Edlen,
mit
Selbstgesammelten,Vertiefern,
mit
immerTatkraft-Angefüllten,
mit Weisen möge er nur leben.
SABBAMITTO (Allfreund)
149
Der
Mensch amMenschen ist gebunden,
gestützt
vom Menschenist der Mensch, -
der
Mensch vomMenschen wird gequält,
es quält der Mensch das Menschenkind.
150
Wer
durch denMenschen hat Gewinn,
den
Menschen, dergeboren ist?
Den
Menschen laßich, gehe nun, -
wie sehr hab ich gequält den Menschen.
MAHĀKĀLO (die hohe Zeit)
151
Die
dunkle Frau, soübergroß, der Krähe gleich,
den
Schenkelausgespreizt und auch den andern Schenkel,
den
Arm hat sie gespreiztund auch den andern Arm,
das
Haar hat sie gespreiztund ihre Dickmilchbrust:
so sitzt sie da, vertrauensvoll ergeben ganz.
152
Wer
dieses wahrlichnicht erkannt und darauf baut,
der
geht ins Leidenimmer wieder, dieser Träge, -
darum
der MenschenBaustoff sollte er nicht liefern:
„Nicht werd ich wieder mit gespalt’nem Kopfe
liegen!“
TISSO (Drei)
153
Viel
Feinde er nurstets bekommt,
der
Kahle, den dieRobe deckt,
erlangt
er leicht zuessen, trinken,
die Kleidung und das Lager auch.
154
Dies
als Gefahr,wenn er erkannt,
zeigt
er beiSpendern große Scheu, -
mit
wenig nur, nichtausgedörrt,
mag achtsam wandern wohl der Mönch.
KIMBILO (Der den Wurm der Vergänglichkeit sieht)
155
Im
Osten, in demBambuswald,
die
Sakyersöhne,meine Freunde,
die
ließen nichtgeringen Reichtum,
am Bettelschalenmahl nun froh,
156
die
voller Tatkraft,Selbst-entschlossen,
die
ständig fest imStreben sind:
sie
freu’ n sich ander Dhammafreude,
wenn sie gelassen Weltenfreude.
NANDO (der Freudige)
157
Nicht
bis zum Grundhab ich gedacht,
dem
Körperschmuckgab ich mich hin,
unruhig,
schwankendwar ich nur,
vom Sinnenlustreiz arg geplagt.
158
Dem
Wegetüchtigenich bin,
demBuddha-Sonnen-Anverwandten,
vom
Grunde her nunganz gefolgt:
zog aus dem Sein das Herz heraus.
SIRIMĀ (der Glanzvolle)
159
Die
einen wohl, sieloben ihn,
wenn
ungesammelt istdas Selbst:
den
Narren lobendiese einen,
ist ungesammelt ganz das Selbst.
160
Die
anderen, sietadeln ihn,
wenn
ungesammelt istdas Selbst:
den
Narren tadelnandere,
ist gut gesammelt ganz das Selbst.
UTTARO (der Hohe)
161
Die
Khandhas sindvon mir erkannt,
der
Durst von mirherausgezogen,
entfaltet
dieErwachungsglieder,
erlangt der Einfluß-Niedergang.
162
Der
ich die Khandhastief erkannt
und
hab’ entferntden Netzesspanner,
entfaltet
dieErwachungsglieder:
erlöschen werd’ ich, einflußfrei.
BHADDAJI (der Glück gewinnende)
163
„Aufschrei“
- so wardes Königs Name,
aus
Gold war seinPalast gebaut:
ging
in die Breitesechzehnfach,
nach oben, heißts, auf tausend Wegen.
164
Mißt
tausendPfeilschuß, 100 Kuppeln,
geschmückt
mitgoldgewirkten Flaggen, -
es
tanzten dort dieSänger froh,
sechstausend wohl in sieben Gruppen.
SOBHITO (der Geschmückte)
165
Alsachtsam-weisheitsvoller
Mönch,
mit
Einsatz allerTatkraftmacht,
500
langeWeltzeitalter
in einer Nacht dacht’ ich zurück.
166
Die
vier Satipatthānasgut,
die
sieben und achtgeworden schon:
500
langeWeltzeitalter
in einer Nacht dacht’ ich zurück.
VALLIYO (Kletterpflanze, Bast)
167
Was
da zutun mit fester Tatkraft,
was
da zu tun, ausWunschwelt aufzuwachen,
ich
wird’ es tun, wird’nichts versäumen:
sieh diese Tatkraft, angespannt!
168
Und
Du,erkläre mir den Weg,
der
ins Todlosegerade eingetaucht! (dringt)
Mit
Muni-Sein ichwerde Muni werden,
wie Gangesstrom das Meer erreicht.
VÍTASOKO (Sorgenfrei)
169
„Die
Haare werd’ ichscheren mir!“
So
ging ich zumHaarschneider hin.
Da
nahm den Spiegelich zur Hand,
betrachtete das Corpus lang.
170
Leer
ist der Körper,sah ich da:
im
BlindseinDunkelheit ging fort.
Die
Kleider allelegt’ ich ab:
nicht gibt es mehr ein Wiederwerden.
PUNNAMĀSO (Dickbohne (Vollmond?))
171
Fünf
Hemmungen, ichhob sie auf,
um
Yogafrieden zuerlangen, -
den
Dhammaspiegelnahm ich mir:
Erkenntnis-Schauen ganz des Selbst.
172
Als
ich betrachtet’diesen Körper,
das
ganze Innen unddas Außen:
von
innen und vonaußen da
„leer ist der Körper“, sah ich nur.
NANDAKO (Freudiger)
173
Gleichwie
ein gutesRassepferd,
ist
es gestolpert,wieder steht
und
mehr noch zeigtErgriffenheit,
nicht hängen läßt die Wagendeichsel:
174
So
den mit Schauenwohl Verseh’nen,
den
Voll-Erwachten-Schülerda,
den
Durchtrainiertenmich behaltet,
den Sohn des Buddho, legitim.
BHARATO (der Getragene)
175
Komm,
Nandaka, wirgehen jetzt
ganz
nahe zumVertiefer hin,
das
Löwenbrüllenwoll’n wir brüllen
im Angesicht des Buddhabesten.
176
Aus
tiefem Mitleidwohl für uns,
für
uns zog erhinaus, der Muni,
ist
an das Ziel füruns gelangt,
hat alle Fesseln abgetan.
BHĀRADVĀJO (Last-Kraft)
177
Es
brüllen so dieWeisheitsvollen,
wie
Löwen in derFelsenspalte, -
die
Helden, die inKämpfen siegen,
besiegten Māro und sein Nehmen.
178
Der
Lehrer wird vonmir verehrt,
geschätzt
der Dhammound der Sangho, -
ich
bin so froh,mein Sinn ist heiter:
sah schon den Sohn, den Einflußfreien.
KANHADINNO (Dunkel gegeben)
179
Bin
immer nah denEdelmenschen
und
hab’ die Lehrenoft gehört, -
was
ich gehört, werd’ich verfolgen,
ins Todlos geradewegs getaucht.
180
Den
Werdensreiz hab’ich zerschlagen mir,
nicht
wieder wirdder Werdensreiz erscheinen, -
nicht
war er mehr,nicht wird er mir mehr sein,
und auch nicht jetzt wird er mir mehr erscheinen.
MIGASIRO (Wildtierkopf)
181
Als
ichhinausgezogen war,
auf
wahreBuddhaweisung hin,
da
wurd’ ich freiund hob mich hoch,
entkam dem Kern der Sinnenlust.
182
Ich
sah nur noch aufBrahmā hin,
da
wurde mir dasHerz befreit:
„Undankbar
ist dieFreiheit mir!
Die Fesseln all’ sind abgetan!“
SIVAKO (Glück verheißend)
183
Vergänglich
sind dieHausnersachen
zu
allen Zeiten,immer wieder, -
den
Hauserbauer, werda sucht,
hat Leidgeburt nur immer wieder.
184
Du,
Hauserbauer,bist durchschaut,
nicht
wieder wirstein Haus du bau’n!
Die
Rippen all’gebrochen sind,
der
Giebel völligeingestürzt.
Ein
Herz, das ausder Bahn geworfen,
das wird hier eben abgetan.
UPAVĀNO (Hochwunsch)
185
Der
heil, der rechtging in der Welt,
an
Schmerzen isterkrankt der Muni.
Wenn
sich hierheißes Wasser findet,
dem Muni gibs, Brahmane, du!
186
Verehrt
sei’n dieZu-Ehrenden!
Die
Zu-Bedienendenbedient!
Geschätzt
sei’n dieZu-Schätzenden:
so wünsche ich zu folgen nur.
ISIDINNO (Herrscher gegeben)
187
Durchschaut
von mirdie dhammatreu’n Upāsakas:
„VergänglichSinnenfreuden“,
sagen sie
und
sind erregt beiOhrenringjuwelen,
die sich nach Kindern und nach Frauen sehnen.
188
Schon
lange Zeit siekennen wohl den Dhammo:
„VergänglichSinnenfreuden“,
sprechen sie, -
doch
Reiz zu brechen,reicht die Kraft nicht hin,
so haften sie an Kind und Frau und Reichtum.
SAMBULAKACCĀNO
189
Ein
Gott gibt Regenjetzt, ein Gott läßt Regenströme pladdern,
allein
bin ich intiefer Wildnis, leb’ in einer Höhle, -
der
ich allein intiefer Wildnis bin, in einer Höhle,
kenn’ keine Furcht, bin nicht erstarrt, bin ohne
Haaressträuben.
190
Für
mich ist diesdes Dhammo eigenstes Gesetz,
daß ich
allein in tieferWildnis leb’ in einer Höhle,
bin ohne Haaressträuben, kenn’ keine Furcht, bin
nicht erstarrt.
KHITAKO
191
Bei
wem istfelsengleich das Herz,
steht
fest und wanktnicht hin und her,
ist
nicht erregt beischönen Dingen,
bei
den bewegendennicht bebt:
bei
wem entfaltet sodas Herz,
woher noch Leiden wird da kommen?
192
Bei
mir istfelsengleich das Herz,
steht
fest und wanktnicht hin und her,
ist
nicht erregt beischönen Dingen,
bei
den bewegendennicht bebt:
mir
ist entfaltet sodas Herz,
woher mir Leiden noch wird kommen?
SONG POTIRIYAPUTTO
193
Nicht
ist so lang zuschlafen jetzt,
die
Nacht trägtihren Sternenkranz,
tief
anzuschauen istsie eben,
die Nacht, für den, der wissen will.
194
Vom
Elefantenrückenfallen,
will
der Trompetervorwärtsgeh’ n:
im
Kampfe tot zusein, ist besser,
als wenn im Leben ich besiegt.
NISABHO (Leitbulle unter Menschen)
195
Fünf
Sinnensträngegab ich auf,
die
lieben, die denGeist enzückt, -
und
aus Vertrauenzog ich fort,
des Leidens Endiger will sein.
196
Bin
nicht erfreut amTode mehr,
bin
nicht erfreut amLeben mehr, -
die
Zeit nur wünscheich herbei,
sie tief verstehend, achtsam stets.
USABHO (Bulle)
197
Als
wenn einMangosproß erscheint,
schlang
um dieSchulter ich die Robe, -
ich
saß mitElefantennacken,
ins Dorf umAlmosen ich trat.
198
Den
Elefantenrückentragend,
durchzogErgriffenheit
mich tief, -
hinausgehoben
warich da,
erlangt der Einflußniedergang.
KAPPATAKURO (Schmutzlumpen-rauh)
199
Das ist Schmutzlumpenträger Kappatakuro,
er
zog sich an, wasschwer nur ist zu tragen, -
das
Todlos-Bettelschälchenhat das Dhamma-Maß,
der Weg ist da, Vertiefungen zu sammeln.
200
Nun
schwanke du nicht,Kappata, mehr hin und her!
Nicht
sei beim Ohrmehr schweifend ungezügelt! -
Nicht
hast, oKappata, du dann das Maß gekannt,
wenn in der Sanghamitte wird dein Auge schwer.
KUMĀRAKASSAPO
201
Ach,
der Buddho!Ach, der Dhammo!
Ach,
Vollkommenheitdes Lehrers!
Wo
den so geformtenDhammo,
wird verwirklichen der Jünger.
202
In
unzählbarenWeltzeitlagern
war
ich in Körpereingefügt,
von
denen dieser seider letzte:
zu
Ende sei diesKörperhäufchen,
Geburts-
undTodeswandelkreisen:
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
DHAMMAPĀLO (Dhammahüter)
203
Wer
wahrlich schonals junger Bhikkhu
sich
bindet an dieBuddha-Weisung,
ganz
wach unter denSchlafversunk’nen,
nicht sinnlos ist für den das Leben.
204
Darum
an das Vertrau’n,die Tugend,
an
Klarheit, an dasDhamma-Schau’n
mag
schließen sichder Weise an,
erinnernd sich der Buddha Weisung.
BRAHMĀLI (Brahma-Damm (Deich))
205
Bei
wem die Sinnesind zur Ruh’ gekommen,
wie
Pferde, die einTrainer gut gezähmt, -
wer
Stolz gelassen,wer von Einfluß frei,
die Götter selbst beneiden einen solchen.
206
Bei
mir die Sinnesind zur Ruh’ gekommen,
wie
Pferde, die einTrainer gut gezähmt, -
hab
Stolz gelassen,bin von Einfluß frei,
die Götter mich beneiden, einen solchen.
MOGHARĀJĀ (Vergeblich-König)
207
Von
schlechter Haut,du, doch von gutem Geist,
du
Mogharājā,immerfort gesammelt, -
die
langenwinterlichen Frostzeitnächte,
Mönch, der du bist, wie wirst du sie durchstehen?
208
Die
reichen ErntenMagadhās,
ich
hab von ihnenwohl gehört, -
doch
ist dasStrohdachhüttchen besser,
als dort wie andere im Glück zu leben.
VISĀKHO PANCĀLIPUTTO
209
Nicht
heb’ er hochund nicht umkreise er die andern,
er
lass’ nichtfallen den, der rüberging, - bewege nichts, -
nicht
vom verlor’nen Ruhm er bei den Treffen spreche,
der unverwirrt und maßvoll redet, gut in Übung.
210
Für
den, der allerfeinstentiefen Sinn sieht,
im
Geist geschicktund wie im Windschutz lebt,
wer
willig folgt derBuddha-Tugend-Art:
Nibbānam ist für den nicht schwer erreichbar.
CÚLAKO (Haarknoten)
211
Es
schrei’n die Pfau’n,mit schöner Krone, schönem Federschmuck,
mit
schönemBlauhals, schöner Brust, dem schönen Donnerruf, -
und
schön begrastliegt diese große Erde da,
gut angefüllt mit Wasser ist der Regenwolkenhimmel.
212
Wie
wohlgestaltetist dem Geistesfrohen das Vertiefte!
Wer
leichthinauszieht, der bejaht die gute Buddhaweisung:
den
schönen, überausso reinen, feinen, schwer zu seh’nden,
berühre ihn, den höchsten, unerschütterlichen Weg!
ANÚPAMO (Ohnegleichen)
213
Zum
Freudenstolz kamdieses Herz, -
den
Pfahl desStolzes stellst du auf,
gehst
immer geradedort nur hin,
wohin der Pfahl, der Klotz, dich führt.
214
Ich
nenne, Herz,dich: Unglückswurf!
Dich
nenn’ ich,Herz, verräterisch!
Zum
selt’nen Lehrerkam ich hin:
zum Unglück drängte er mich nicht.
VAJJITO (vermieden, entsagt)
215
Den
Weltenlauf solange Zeit,
auf
Fährten vieldurchstreifte ich,
sah
nicht die edlenWahrheiten:
ein blind geword’ner Massenmensch.
216
Da
war ich lässiglänger nicht,
entschilfte
alleWeltenläufe,
die
Fährten alleschnitt ich ab:
nicht gibt es jetzt ein Wiederwerden.
SANDHITO (verbunden)
217
Beim
Bodhi-Baum, imgrünen Glanz,
beim
hochgewachs’nen,starken Baum
den
einenBuddha-Ziel-Gedanken
erfuhr ich voller Achtsamkeit.
218
Sind
einunddreißigKappas jetzt,
daß
den Gedanken icherfuhr, -
durch
dieseneinzigen Gedanken
kam ich zum Einfluß-Untergang.
ANGGANIKABHARADVAJO (Fleck-Last-Stärke (wacker))
219
Grundlose
Reinheitsuchte ich,
dem
Feuer huldigt’ich im Wald, -
den
Reinheitswegverstand ich nicht,
unsterblich wollte sein durch Qual.
220
Durch
Glück erfuhrich da das Glück:
sieh’
diesesDhamma-Heilsgesetz.
Drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
221
Verwandt
dem Brahmāwar ich einst,
jetzt
nun binwahrlich ich Brahmane:
im
Dreifachwissenbin gebadet,
hab ausgelernt, bin wissend jetzt.
PACCAYO (Stütze)
222
Fünf
Tage war ichfort vom Haus,
war
übungswillig,ohne Geist, -
als
ich das Klosterda betrat,
der Herzentschluß mir wurde klar:
223
Nicht
werd’ ichessen, werd’ nicht trinken,
will
aus dem Klosterfort nicht geh’n, -
werd’
sehend davonab nicht fallen,
bis Durstpfeil ist herausgezogen.
224
So
harrte ichgeduldig aus, -
sieh
nun derTatkraft weites Streben:
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
BĀKULO
225
Wer
Pflichten, dielang fällig sind,
erst
späterauszuführen wünscht:
fürs
Glück raubt ersich jede Chance
und später nur bedauert er.
226
Was
er zu tunwünscht, mag er sagen,
was
nicht zu tun,das sag’ er nicht, -
den,
der nichts tut,der stets nur redet,
durchschauen tief die Weisen wohl.
227
Ein
wahres Glück istdas Nibbānam,
vom
Recht-Erwachtenaufgezeigt:
das
sorglos,schmutzfrei, voller Frieden,
wo Leiden ganz zur Ruhe kommt.
DHANIYO (Gläubiger)
228
Wenn
einer Glück zuleben wünscht,
voll
Sehnen imAsketentum:
die
Sanghapflichtnehm’ er nicht leicht,
die Robe, Trinken und das Essen.
229
Wenn
einer Glück zuleben wünscht,
voll
Sehnen imAsketentum:
wie
Schlangen- oderMauseloch,
mag nutzen er den Lager-Sitz.
230
Wenn
einer Glück zuleben wünscht,
voll
Sehnen imAsketentum:
wie
immer auch, seier zufrieden,
eineinzig Ding entfalte er.
MĀTANGAPUTTO (Mutterglied-Sohn)
231
Zu
kalt ist es, esist zu heiß,
zu
weit schon istdie Nacht, sagt er, -
so
werden Taten unterlassen
und Zeit versäumt der junge Mann.
232
Doch
wer an Kälteund an Hitze
nicht
mehr, als andas Strohdach denkt
und
tut, was einemMann gebührt,
der wird vom Glück nicht mehr verlassen.
233
Den
Strauch, dasKusagras, das Reet,
die
Wurzel, duftend,Stroh und Binsen
aus
meiner Brustwerd’ ich vertreiben,
die Einsamkeit nur still entfaltend.
KHUJJASOBHITO (Buckelglanz)
234
Die
schmuckreichsprechen, viel gehört,
Asketen
aus Pātaliputto,
bei
ihnen eingewisser Alter
am Tore steht, der „Buckelglanz“.
235
Die
schmuckreichsprechen, viel gehört,
Asketen
aus Pātaliputto,
bei
ihnen eingewisser Alter
am Tore steht, vom Wind bewegt.
236
Mit
wahrlich Hohem,mit Gewünschtem
und
mit im KampfeSiegendem,
mit
Brahmaleben wohlgeübt:
so dieses Glückvermehret sich.
VĀRANO (Elefant)
237
Wer
hier auch immerunter Menschen
den
andern Wesen tutGewalt:
von
dieser Welt undvon der andern,
von beiden ist beraubt der Mann.
238
Doch
wer mitliebevollem Geist
für
alle Wesen hatErbarmen:
viel
bringt der wohlaus sich hervor
Verdienst, von solcher Art ein Mann.
239
Zum
Gutessprecher üb’er sich,
zu
einem, derAsketen folgt,
zum
Einsamsitzer,still verborgen,
zu einem, dem der Geist gestillt.
PASSIKO (Sehender)
240
Allein
vertrauendwohl der Weise
bei
seinen nichtvertrau’nden Nächsten,
derLehr-Sinn-Tugend-Mächtige
gereicht zum Heil der Anverwandten.
241
Als
das Erbarmen siegetadelt,
ermahnte
dieVerwandten ich:
aus
der Verwandten nahenLiebe
Verehrung zeigten sie den Mönchen.
242
Die
schon gegangen,die gestorben,
erlangten
dreifachHimmelsglück:
die
Brüder mein, dieMutter auch
genießen helle Sinnenlust.
YASOJO (Ruhmgeboren)
243
Der
Zeitvorausgegangen scheint er,
der
hager, Adern-nur-bedeckt,
das
Maß kennt er beiSpeis und Trank,
nicht schwachen Geistes ist der Mann.
244
Berührt
von Bremsenund von Mücken
im
Wald, im riesigenGehölz:
wie’
n Elefant vornan der Kampffront,
voll Achtsamkeit hielt er dort durch.
245
Wie
Brahmā ist man,so allein,
und
wie ein Gott, soman zu zweit, -
wie’nDorf
schon ist es,so zu dritt,
Tumult ist, was darübergeht.
SĀTIMATTIYO (Allzu-Maßvoll)
246
Du
warst dir frühervoll Vertrauen,
das
gibt es heutenicht für dich, -
was
dir auch immer dasbedeutet:
nicht gibt’s für mich ein Schlechtverhalten.
247
Nicht
stetig,schwankend ist Vertrauen, -
so
ist erkannt daswohl von mir.
Sie
sind erregt, siesind entregt,
da, wo zum Schwinden kommt der Muni.
248
Gekocht
dem Muniwird das Mahl,
ein
bißchen immerbei Familien.
Den
Bettelgang ichwerde gehen
es gibt die Beinkraft wohl in mir.
UPĀLI
249
Nur
aus Vertrauen zogich fort,
als
Neuer ging ichneu hinaus,
schloß
mich denguten Freunden an,
beim reinen Leben gar nicht lasch.
250
Nur
aus Vertrauenzog ich fort,
als
Neuer ging ichneu hinaus.
Im
Sangho lebend alsein Mönch,
die Regel mag der Wache üben.
251
Nur
aus Vertrauenzog ich fort,
als
Neuer ging ichneu hinaus.
Kommts
gut, kommtsschlecht: er kennt das Heil, -
so mag er leben unverehrt.
UTTARAPĀLO (Höchstes-Hüter)
252
Den
Weisen,wahrlich, mich den stillen,
den
Ganz-das-Ding-Durchdenkenden:
fünf
Sinnensträngein der Welt,
die täuschenden, befielen mich.
253
Fand
Freude da in MārosReich,
war
festemPfeilschuß ausgeliefert:
doch
konnte ichdem Todeskönig
aus seiner Schlinge wohl entkommen.
254
All-Sinnen-Lust,
ichgab sie auf,
All-Werdensdrängesind
gebrochen,
geschwunden
ganzGeburtenkreisen,
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
ABHIBHÚTO (gemeistert)
255
Ach,
hört auf mich,Verwandte alle,
soviel
ihr hierversammelt seid!
Die
Lehre werd’ ichauf euch zeigen:
leidvoll Geburt ist immer wieder.
256
Ach,
fangt doch an!Ach, geht hinaus!
Den
Bund schließtmit der Buddhabotschaft!
Zermalmt
des Todesganzes Heer,
wie Haus aus Schilf der Elefant!
257
Wer
in der LehreRegelwerk
nicht
lässig fortanleben wird,
wird
lassen denGeburtenkreislauf,
des Leidens Ende wird er machen.
GOTAMO
258
Viel
kreisend in dieUnterwelt ich ging,
zur
Welt der Totenging ich immer wieder,
wohl
auch inleidensvollen Schoß der Tiere:
so viel gelebt, so lange hab’ ich schon.
259
Auch
menschlich Werdenhabe ich mit Glück erfüllt,
zum
Himmelskörperging ich nicht nur einmal:
in
dem Bereich derFormen und des Formlosen,
des Wederwahr- noch Nichtwahrnehmens stand ich.
260
All
das Entfaltensah ich kernlos da,
geschaffen,schwankend,
immer nur bewegt, -
als
ich erkannt dasgroße Selbst-Entfalten,
die Stille nur ich wollte achtsam reinigen.
HĀRITO (der Einnehmende)
261
Wer
Pflichten, die langfällig sind,
erst
späterauszuführen wünscht:
fürs
Glück raubt ersich jede Chance
und später nur bedauert er.
262
Was
er zu tunwünscht, mag er sagen,
was
nicht zu tun,das sag’ er nicht, -
den,
der nichts tut,der stets nur redet,
durchschauen tief die Weisen wohl.
263
Ein
wahres Glück istdas Nibbānam,
vom
Recht-Erwachtenaufgezeigt:
das
sorglos,schmutzfrei, voller Frieden,
wo Leiden ganz zur Ruhe kommt.
VIMALO (Schmutzfrei)
264
Gab
man die schlechtenFreunde auf,
man
schließ’ sichbesten Menschen an:
bei
ihrem Rat manmöge bleiben,
verlangend nach dem steten Glück.
265
Auf
kleines Holz nuraufgestiegen,
will
sitzen er ingroßer Flut, -
so
grad nur bis zurTrägheit kommend,
im
Guten Lebenderwohl sitzt.
Darum
er möge dasvermeiden,
was träge ist und Mindertatkraft.
266
Mit
Abgeschiedenen,mit Edlen,
mitSelbstgesammelten,
Vertiefern,
mit
immerTatkraft-Angefüllten,
mit Weisen möge er nur leben.
NAGASAMĀLO (Elefant mit Girlande)
267
Geschmückt,
invollem Kleiderstaat,
Girlanden
tragend,Sandel duftend,
auf
breiter Straßeeine Frau
tanzt zur Musik als Tänzerin.
268
Beim
Bettelgang tratich hinzu,
im
Gehen icherblickte sie,
die
schön geschmücktim Kleiderstaat,
wie Todesschlinge ausgelegt.
269
Da
mir die klareGeistausrichtung
zum
Ursprung hinging in mir auf:
Gefahr
mir wurdeoffenbar,
und Überdruß stellte sich ein.
270
Da
löste sich dasHerz mir ab.
Ach,
siehder Lehre Kerngesetz!
Drei
Wissen sind nunvoll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
BHAGU (Glücksmensch)
271
Ich
war im Innernwie gelähmt,
ging
aus dem Klosterda hinaus, -
zum
Gehplatz nunbegab ich mich,
dort eben fiel ich auf den Boden.
272
Als
ich die Gliederabgerieben,
von
neuem auf denGehplatz trat,
ging
auf dem Platzich auf und ab,
im Inneren mir gut gesammelt.
273
Da
mir die klareGeistausrichtung
zum
Ursprung hinging in mir auf:
Gefahr
mir wurdeoffenbar,
und Überdruß stellte sich ein.
274
Da
löste sich dasHerz mir ab.
Ach,
siehder Lehre Kerngesetz!
Drei
Wissen sind nunvoll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
SABHIYO
275
Die
anderen begreifennicht:
„Laßt
uns den Todhier immer sehn!“
Doch
denen, diebegreifen dort,
die Kämpfe werden endlich still.
276
Und
wenn dieNichtbegreifenden
bewegen
sichgleichwie ein Aal, -
so
die den Dhammotief begreifen,
bei Kranken sind Gesunden gleich.
277
Jedwede
Tat, dielasch getan,
und
jede Regel, diebeschmutzt,
ein
Brahmaleben,zweifelhaft:
nicht bringt das jemals große Frucht.
278
Im
Brahmaleben wer beiandern
Verehrung
nichterlangen kann,
der
ist weit weg vomechten Dhammo,
gleichwie die Wolke von der Erde.
NANDAKO (Freudiger)
279
Pfui
sei, was vollerSchlechtgeruch,
was
aus der Māraseitesickert!
Neun
Ströme sind’sbei deinem Körper,
die fließen, fließen immer zu.
280
Ach,
denke fest, wasabgetragen!
Sink’
ab nicht vomTathāgato!
Die
Himmel bringendir nicht Freude,
um wieviel weniger die Menschen!
281
Die
da nun Toren,Dumme sind,
beraten
schlecht,verblendungsvoll:
nur
solche finden danoch Freude,
wo Māro seine Schlinge warf.
282
Bei
welchen aberGier und Haß,
Nichtwissen
sind vomReiz befreit:
die
finden da nichtFreude mehr,
zertrennt der Faden, fesselfrei.
JAMBUKO
283
Wohl
fünfundfünzigJahre lang
nur
Staub undSchmutz trug ich an mir,
aß
einmal monatlichein Mahl,
das Haar, den Bart ich rupfte mir.
284
Auf
einem Beinestand ich still,
den
Sitz vermied ichganz und gar,
den
Kot, derausgetrocknet, aß ich,
nicht Äußerung erlaubt’ ich mir.
285
In
dieser Artverlief mein Tun,
viel
schlechte Wegeging ich lang.
Da
trug mich fortdie große Woge:
zur Buddha-Zuflucht ging ich hin.
286
Dies
Zufluchtgehensieh nur an!
Ach,
siehder Lehre Kerngesetz!
Drei
Wissen sind vonmir erlangt:
getan des Buddho Weisung ist.
SENAKO
287
Willkommen,wahrlich,
du mir warst,
du
Gaya, Gaya, kleingeraten,
an
der ich sahden Vollerwachten,
den, der die höchste Lehre wies.
288
Den
großen Leuchter,Lehrer vieler,
der
an die Spitzekam, den Führer
in
dieser göttlichreichen Welt,
den Sieger, unwägbar zu sehn,
289
Groß-Elefanten,großen
Helden,
den
großen Glanz,den Einflußfreien,
der
allen Einflußausgedörrt,
den Lehrer, der ganz ohne Furcht. -
290
Den
lange soBeschmutzten, wahrlich,
mich,
der vomAnsichtsseil gebunden,
befreite
derErhabene
von Fesseln all, den Senako.
SAMBHÚTO (der Entstandene)
291
Wer,
wenn viel Zeitist, eilig hastet,
bei
Zeit, die rennt,will langsam sein:
mit
oberflächlichemGetue
der Tor zum Leiden geht hinab.
292
Ihm
schwindet allesGute hin,
wie
in derDunkelnacht der Mond, -
in
einen schlechtenRuf gelangt er,
bei Freunden wird er nur blockiert.
293
Wer,
wenn viel Zeitist, langsam handelt,
bei
Zeit, die rennt,sich sputen will:
mit
gründlich wohlbedachtemTun
das Glück erlangt der Weise sich.
294
Ihmwird
vollkommenalles Gute,
wie in
derStrahlennacht derMond,
zu Ruhm
und Ruf gelangt erbald,
bei Freunden wird er nicht blockiert.
RĀHULO
295
Mit
beidem bin ichgut versehn,
„Rāhula-Glück“
siesahn in mir:
daß
ich der Sohn desBuddho bin,
und daß ich durch Dinge sehe.
296
Daß
ich dieEinflüssebeseitigt,
daß
nicht mehr istein Wiederwerden.
BinArahat,
der Gabenwürdig,
hab Dreifachwissen, Todlosblick.
297
Die
Sinnenblingen,Netzbedeckten,
verborgen
unterDurstes Decke,
mit
Lässigfesselfestgebunden:
wie Fische sind sie vor dem Netz.
298
Die
Sinnenlust habich gelassen,
zerschnitten
gut desMāro Band,
samt
Wurzel zog denDurst ich aus:
bin kühl geworden, bin erloschen.
CANDANO
299
Mit
reinem Goldeganz bedeckt,
von
vielenSklavinnen verehrt,
das
Kind auf ihreHüfte nehmend:
so kam das Weib zu mir heran.
300
Da
sah ich sie denArm ausstrecken,
die
Mutter meineseignen Sohnes, -
geschmückt
war sieund schön gekleidet,
wie eine Todesfalle ausgelegt.
301
Da
mir die klareGeistausrichtung
zum
Ursprung hinging in mir auf:
Gefahr
mir wurdeoffenbar,
und Überdruß stellte sich ein.
302
Da
löste sich dasHerz mir ab.
Ach,
siehder Lehre Kerngesetz!
Drei
Wissen sind nunvoll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
DHAMMIKO (Dhamma-Art, -artig)
303
Der
Dhammo wirklichschützt den Dhamma-Geher,
der
Dhammo, gutgeübt, bringt Glück mit sich:
dies
ist der Lohnbei gut geübtem Dhammo:
nicht schlechten Weg geht stets der Dhamma-Geher.
304
Der
Dhammo nicht undder Nichtdhammo
ergeben
beidegleiche Furcht -
der
Nichtdhammo zurHölle führt,
der Dhammo sorgt für guten Weg.
305
Darum
bei Dhammasmach den Willen auf,
sich
freuend so mitsolchem Sugato -
beim
Dhammo bestenSugatos die Jünger stehn,
geführt die Steten werden, Zufluchtspitzengänger.
306
Gebrochen
ist derSchwellung Grund,
das
Durstnetz istherausgezogen -
Samsāro
ist verdorrt,nicht gibt es etwas,
gleichwie der Mond bei klarer Vollmondnacht.
SABBAKO (der überall ist)
307
Ach,
wenn der Kranichmit rein-weißer Flügeldecke
vor
dunkler Wolkevoller Furcht erschrocken ist
und
eilen wird zuseinem Schlafplatz, der ihn birgt:
dann macht der Fluß, die Ajakaranī, mich froh.
308
Ach,
wenn der Kranich,schön in seinem reinen Weiß
vor
dunkler Wolkevoller Furcht erschrocken ist,
und
sucht dieFelsenhöhle, sich ganz schutzlos sehend:
dann macht der Fluß, die Ajakaranī, mich froh.
309
Wie
sollten dortdenn nicht erfreu’ n
die
Apfelbäumezweifach da,
die
leuchten an derUferböschung,
weit hinter dieser großen Höhle.
310
Die
„Gierigen“, siegaben die Gemeinschaft auf,
die
Frösche stoßenlangsam ihr Gequake aus:
„Nicht
ist jetztZeit den Bergesflüssen fern zu sein,
die Ajakaranī schenkt Frieden, Glück und Freude.“
MUDITO (der Freudige)
311
Ich
zog hinaus, dasLeben suchend,
und
fand zurMönchsgemeinschaft hin, -
dort
das Vertrauenich gewann,
und setzte feste Tatkraft ein.
312
Die
Lust will ausdem Leib ich brechen,
die
Fleischesmassensoll’n verdorren,
von
meinen beidenKniegelenken
die Beine sollen fallen ab.
313
Ich
werd’ nichtessen, nicht ins Dorf geh’n,
mag
dieses Klosternicht verlassen,
nicht
eher mich zurSeite legen,
bis ich den Durstpfeil ausgezogen.
314
So
harrte ichgeduldig aus, -
sieh
nur derTatkraft weites Streben:
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
RĀJADATTO (Königsgabe)
315
Als
Mönch ging ichzum Leichenplatz,
sah
eine Frau dorthingeworfen,
nicht
eingehüllt inguten Hanf,
zernagt von Würmern durch und durch.
316
Was
manche ekligwidert an,
wenn
sie gesehn dasTote, Schlechte:
das
lockte Sinnenreizhervor,
wie blind ich war in diesem Strom.
317
Nur
durch gekochtenBrei von Reis,
ging
ich aus solchemOrt hinaus:
so
wurd’ ichachtsam, tief verstehend,
und seitlich näherte ich mich.
318
Da
mir die klareGeistausrichtung
zum
Ursprung hinging in mir auf:
Gefahr
mir wurdeoffenbar,
und Überdruß stellte sich ein.
319
Da
löste sich dasHerz mir ab.
Ach,
siehder Lehre Kerngesetz!
Drei
Wissen sind nunvoll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
SUBHÚTO (Gutgeworden)
320
Wer
nicht ans Jochsich jocht das SELBST,
der
Mann, derwünscht, die Pflicht zu tun,
der,
wenn erhandelt, nichts erlangt,
der ist für mich ein Unglückszeichen.
321
Verloren
hat er einerobert Land,
will
eins er lassen,mag es sein wie Unglückswurf,
doch
wenn er allelassen will,
mag er ein Blinder sein, gleich-ungleich er nicht
sieht.
322
Was
er zu tunwünscht, mag er sagen,
was
nicht zu tun,das sag’ er nicht, -
den,
der nichts tut,der stets nur redet,
durchschauen tief die Weisen wohl.
323
Gleichwie
die Blumeleuchtend glänzt,
in
Farbe strahlend,ohne Duft,
so
ist das rechtgesprochne Wort
fruchtlos für den, der es nicht tut.
324
Gleich
wie die Blumeleuchtend glänzt,
in
Farbe strahlend,voller Duft,
so
ist das recht gesprochneWort
fruchtreich für den, der es auch tut.
GIRIMĀNANDO (Bergfroh)
325
Es
regnet,Wolkengott, wie Wohlgesang,
gedeckt
meinHüttchen, angenehm, geschützt:
in
ihm ich lebevoller Frieden, still,
so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!
326
Es
regnet,Wolkengott, wie Wohlgesang,
gedeckt
meinHüttchen, angenehm, geschützt:
in
ihm ich lebe mitgestilltem Geist,
so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!
327
Es
regnet, Wolkengott,wie Wohlgesang,
gedeckt
meinHüttchen, angenehm, geschützt:
in ihm
ich lebe frei vomReiz der Lust,
so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!
328
Es
regnet,Wolkengott, wie Wohlgesang,
gedeckt
meinHüttchen, angenehm, geschützt:
in
ihm ich lebe freivon jedem Haß,
so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!
329
Es
regnet,Wolkengott, wie Wohlgesang,
gedeckt
meinHüttchen, angenehm, geschützt:
in
ihm ich lebe vonVerblendung frei,
so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!
SUMANO (Gutgeist)
330
Nach welchen Dhammas ich verlangte,
der
Meister gab siehelfend mir -
das
Todlose ersehnteich,
getan hab ich, was mir zu tun.
331
Erlangt
ist undverwirklicht schon
der
Dhammo, durchsich selbst erfahren -
Erkenntnis
rein, vonZweifel frei,
erklär ich ihn wohl bis zum Schluß.
332
Den
alten Aufenthaltich weiß,
das
Himmelsauge istgeklärt,
der
Lehre Sinn istvoll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
333
Nicht
lässig bin ichin der Übung,
in
reicher,vielgehörter Weisung.
All
Einflüsse sindausgedörrt,
nicht gibt es mehr ein Wiederwerden.
334
Belehrt
hat mich einEdler, wahrlich,
erbarmend
hat er mirgeholfen, -
so
blendungslos istdeine Botschaft,
bin Lehrling, der sich gut geübt.
VADDHO (der Wachsende)
335
Gut,
wahrlich, daßdie Mutter mir
den
Stachelstock vorAugen führte:
als
ihre Rede ichgehört,
ermahnt
durch dieErzeugerin,
war
ich vollTatkraft, strebte selbst:
erlangte höchste Einsicht dann.
336
BinAraham,
der Gabenwürdig,
bin
dreifachwissend, Todlosseher, -
besiegt
ist desNamuci Heer,
ich lebe jetzt als Einflußfreier.
337
Im
Innern und imÄußeren,
was
da an Einflüssenerschien,
ist
alles restlosabgeschnitten
und nichts tut sich da wieder kund.
338
Und
weise nun dieSchwester da
sprach
diesensinnerfüllten Satz:
jetzt
ist nun leiderauch zu mir
die tiefe Neigung dir geschwunden.
339
Zu
End gebracht dasLeiden ist,
dies
ist der letzteKörperhaufen.
Geburt
undTodeskreisen endet:
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
NADÍKASSAPO (Fluß-Kassapo)
340
Zu
meinem Glück derBuddho, wahrlich,
zum
Fluß Neranjaram erkam, -
als
dessen Lehre ichgehört,
die falsche Ansicht gab ich auf.
341
Ich
opferte dieHochspruchopfer,
das
Feueropferopfert’ ich:
„Dies
ist dieReinheit“ immer denkend,
ein blind gewordner Massenmensch.
342
Ins
Ansicht-Dickichttief gefallen,
an
Altem hängend,ganz getäuscht:
was
unrein war, ichdacht’ als rein,
ganz blind geworden, närrisch fast.
343
Die
falsche Ansichtgab ich auf,
die
Werdensfesselnsind zerbrochen, -
ich
opfre jetzt dasGabenfeuer,
verehre den Tathāgato.
344
Verblendung
all, ichgab sie auf,
der
Werdensdurst istaufgebrochen -
zu
End’ gedörrtGeburtenkreislauf:
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
GAYĀKASSAPO
345
Frühmorgens,
mittagsund des Nachts,
drei
lange Male Tagfür Tag,
stieg
ich insWasser, in den Strom
der Gaya, dieser kleinen Gaya.
346
Was
von mirausgeführt an Schlechtem
in
anderen Geburtenfrüher,
das
dacht’ ichabzuwaschen hier:
in solcher Ansicht stand ich fest.
347
Ich
hört’ daswohlgesproch’ne Wort
vom
Lehr-Sinn tiefverbundnem Weg, -
den
wahren,wesentlichen Sinn
betrachtete ich gründlich da.
348
Hab
abgebadet allesSchlechte,
bin
ohne Schmutz,beherrscht und rein,
binrein,
des ReinenErbe jetzt,
des Buddho Sohn, von ihm gezeugt.
349
Getaucht
in denAcht-Gliederstrom,
wusch
allesSchlechte ich hinweg:
drei
Wissen habe icherlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
VAKKALI
350
Wenn
du vonWindkrankheit befallen
beim
Leben in demlichten Wald,
in
rauhen Weidegrundgeworfen:
wie wirst du, Mönch, wohl handeln dann?
351
Mit
tiefemFreudensglück, mit weitem,
durchdringend
diesenKörperhaufen,
das
Rauhe allesüberstehend:
werd’ leben ich im lichten Wald.
352
Entfaltend
dieSatipatthānas,
die
Fähigkeiten unddie Kräfte,
Erwachungsliederauch
entfaltend:
werd’ leben ich im lichten Wald.
353
Weil
ich dieTatkräftigen, Strebenden,
die
immer fest sichMühenden,
die
Friedlichen,Geeintensah:
werd’ leben ich im lichten Wald.
354
Nur
folgend noch demGanz-Erwachten,
dem
Höchst-Gezähmtenund Gesammelten,
ganz
ohne TrägheitTag und Nacht:
werd’ leben ich im lichten Wald.
VIJITASENO (besiegtes Heer)
355
Ich
werde fest dichbinden, Herz,
am
Torpflock, wieden Elefanten!
Nicht
dich zum Schlechtenwerd ich drängen,
du Sinnen-Netz, du Leibgebor’nes!
356
Bist
du gezügelt,nicht du gehst,
gleichwie
zur Toröffnungder Elefant nicht kommt,
und
nicht dasHerzensunglück immer wieder
besiegend, nur erfreut am Schlechten, wirst du
leben.
357
Wie
den „Trompeter“,ungezähmt,
in
neuen Stall derStachelstockdompteur
mit
Kraft zurücktreibtden, der störrisch,
so werd’ zurück ich treiben dich.
358
Gleichwie
ein edlesPferd, zur Zähmung fähig,
ein
exzellenterTrainer zähmt zum Rassepferd,
so
auch ich werdezähmen dich,
gegründet fest in den fünf Kräften.
359
Mit
Sati band ichnieder dich,
beherrscht
im SELBSTdich werd’ ich zähmen,
das
Tatkraftjoch istnicht gelöst:
von jetzt an wirst nicht fern mehr gehn, du Herz!
YASADATTO (Ruhmselbst)
360
Im
Herzen tadelndnur, der Tor,
hört
er dieSiegerbotschaft an:
so
fern ist er vomSaddhammo,
gleichwie die Erde von der Wolke.
361
Im
Herzen tadelndnur, der Tor,
hört
er dieSiegerbotschaft an:
er
schwindet weg vomSaddhamo,
gleichwie auf dunkler Seit’ der Mond.
362
Im
Herzen tadelndnur, der Tor,
hört
er dieSiegerbotschaft an:
er
trocknet aus imSaddhammo,
gleichwie der Fisch im Kaum-noch-Wasser.
363
Im
Herzen tadelndnur, der Tor,
hört
er dieSiegerbotschaft an:
er
wächst nicht fortim Saddhammo,
gleichwie im Boden faule Saat.
364
Doch
wer mit ganzzufriednem Herzen
hört
sich dieSiegerbotschaft an,
warf
alle Einflüssehinaus,
verwirklichte
dasUnbewegte:
mag
sich erlangenhöchsten Frieden,
verlöscht, von allem Einfluß frei.
KUTIKANNO
365
Die
Aufnahme hab icherlangt,
befreit
bin ich, bineinflußfrei, -
und
der Erhab’ne damich sah,
im Klosterbund sah er mich leben.
366
Viel
von der Nachtder Bhagavā
verbrachte
unter freiemHimmel, -
der
leicht im Glückewohnt, der Lehrer,
den Wohnbereich betrat er dann.
367
Er
breitete die Robeaus,
das
Lager nahm er,Gotamo,
dem
Löwen gleich inBergeshöhle,
von Angst und Schrecken völlig frei.
368
Da
führte er schönesGespräch,
des
VollerwachtenSchüler er:
die
gute Lehre Sonosprach
im Angesicht des Buddhabesten.
369
Fünf
Gruppen hat ervoll erkannt,
entfaltet
hat er dasGerade, -
will
er erlangenhöchsten Frieden,
wird er erlöschen, einflußfrei.
KOSIYO (Eule)
370
Wer
der Verehrten Redekennt, der Kluge,
zu
diesem EinflußLiebe sich erzeugt,
der
heißt „Ergeben“und ist wahrlich Weiser:
er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.
371
Wen
hat ein großesMißgeschick befallen
und
fühlt den inn’renFrieden nicht gehemmt,
der
heißt wohl „Standfeststark“und ist ein Weiser:
er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.
372
Wer
wie der Ozeansteht ohne Wünsche,
tiefgründig-weise,sehend
feinsten Sinn,
der
heißt „Nicht-Einnehmbar“und ist ein Weiser:
er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.
373
Hat
viel gehört undist ein Dhammahalter,
beim
Dhammo lebt erganz entlang dem Dhammo,
der
heißt „Was fürein Mensch!“ und ist ein Weiser:
er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.
374
Und
wer desAusgesprochnen Sinn versteht
und
so, wie er denSinn versteht, auch handelt,
der
heißt „Im Sinnelebend“, ist ein Weiser:
er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.
URUVELAKASSAPO
375
Gesehn
hab ich dieWunderdinge
des
Gotamo, deshochgerühmten, -
doch
mocht ich michvor ihm nicht beugen,
von Eifersucht und Stolz getäuscht.
376
Als
er mein Denkengleich erkannte,
ermahnte
mich derbeste Lenker, -
ich
ward ergriffenganz von ihm,
gemeistert war das Haaressträuben.
377
Hab
früher Flechtennur getragen.
Was
ich an kleinerMacht besaß,
verleugnete
ich ganzund gar,
zog in der Siegerbotschaft aus.
378
War
mit dem Opfereinst zufrieden,
hab’s
Sinnenelementgeschätzt, -
danach
den Reiz undauch den Haß,
die Blendung auch zog ich heraus.
379
Weiß
meinen altenAufenthalt,
das
Himmelsauge istgeklärt,
hab
Macht, erkenneandrer Herzen,
das Himmelsohr erlangte ich.
380
Zu
welchem Zweckhinausgezogen
vom
Haus in dieHauslosigkeit,
der
Zweck ist nunvon mir erreicht:
die Fesseln alle fielen ab.
TEKICCHAKĀNI (die heilbaren Sachen)
381
Das
Reiskorn istgeerntet,
zum
Dreschen liegtder Reis, -
nicht
mag ichNahrung mehr,
wie ich einst pflügte.
382
Erinnre
an den Buddhodich, den unermeßlichen!
Ganz
klar, vontiefer Freude leibberührt,
wirst immer sein du ganz erhoben.
383
Erinnre
an den Dhammodich, den unermeßlichen!
Ganz
klar, vontiefer Freude leibberührt,
wirst immer sein du ganz erhoben.
384
Erinnre
an den Sanghodich, den unermeßlichen!
Ganz
klar, vontiefer Freude leibberührt,
wirst immer sein du ganz erhoben.
385
Ganz
unter freiemHimmel lebst du
in
winterlicherKälte diese Nächte, -
von
dieser Kältenicht berührt, geschlagen,
betrittst du den torbalkenfesten Klosterort.
386
Vier
Unermeßlichkeitenwerde ich berühren,
und
werd’ mit ihnennur noch glücklich leben, -
nicht
werd’ vonKälte ich geschlagen,
wenn unerschüttert bleibe ich.
MAHĀNĀGO (großer Elefant)
387
Wer
unter seinenMitbrüdern
Verehrung
nichterfahren kann,
der
trocknet aus imSaddhammo,
gleichwie der Fisch im Kaum-noch-Wasser.
388
Wer
unter seinenMitbrüdern
Verehrung
nichterfahren kann,
der
wächst nichtfort im Saddhammo,
gleichwie im Boden faule Saat.
389
Wer
unter seinen Mitbrüdern
Verehrung
nicht erfahren kann.
Fern
ist er vom Nibbānamweit,
fern von des Dhammakönigs Botschaft.
390
Wer
unter seinen Mitbrüdern
Verehrung
wohlerfahren kann,
der
wird verlassennicht vom Saddhammo,
gleichwie der Fisch im Reichlich-Wasser.
391
Wer
unter seinenMitbrüdern
Verehrung
wohlerfahren kann,
der
recht gedeiht imSaddhammo,
gleichwie im Boden gute Saat.
392
Wer
unter seinen Mitbrüdern
Verehrung
wohlerfahren kann,
ganz
nahe ist er dem Nibbānam,
ganz nah’ des Dhammakönigs Botschaft.
KULLO (das Floß)
393
Zum
Leichenplatzging Kullo hin,
sah
eine Frau dorthingeworfen,
nicht
eingehüllt inguten Hanf,
zernagt von Würmern durch und durch.
394
Den
kranken, unreinen und faulen,
sieh,
Kullo, diesen Körperhaufen,
aus
dem es sickert nur und trieft,
von Toren überaus genossen.
395
Als
ich den Dhammaspiegel nahm,
der
zum Erkenntnis-Schauen führt,
betrachtete
ich diesen Körper,
als leer und eitel innen-außen.
396
Wie
das ist, so dieses hier,
wie
dieses hier, so ist das da, -
wie
unten ist, so oben ist,
wie oben ist, so unten ist.
397
Wie
es bei Tag, soist’s bei Nacht,
wie
es bei Nacht, so ist’s bei Tag,
wie’s
früher ist, so ist es später,
wie später, was es früher auch
398
Musik
im Fünfergruppenspiel
löst
keine solche Freude aus,
wie
der auf Einsgespitzte Geist
bei dem, der recht den Dhammo sieht.
MĀLUNKYAPUTTO
399
Dem
Menschenwesen, das da lässig lebt,
der
Durst wächst wie ein langes Rankenkraut, -
das
treibt von einerWelt zur andern hin
und sucht sich Frucht, wie in dem Wald der Affe.
400
Wen
dieser üble Durst besiegt,
das
feste Haften inder Welt,
dem
wachsen alle Sorgen an,
wie aufschießt langes Wiesengras.
401
Wer
diesen üblen Durst besiegt,
so
schwer zu zwingen in der Welt,
dem
fallen alle Sorgen ab,
wie Wasser perlt vom Lotusblatt.
402
Das
sag ich euch:zum Glück für euch!
Euch,
die ihr hier versammelt seid:
dem
Durste grabt die Wurzel aus,
dem
Wiesengras geht auf den Grund,
damit
nicht, wie der Strom das Schilf,
der Tod euch breche immer wieder.
403
Erfüllt
nur stetsdas Buddhawort!
Die
kleinste Zeit verschwendet nicht!
Die
rechte Zeit verpaßt, die klagen,
sind ausgeliefert Höllenreich.
404
Trägheit
ist Schmutz allüberall,
trägheitsbefallenist
der Schmutz, -
durch
Nichtträgheit,durch tiefes Wissen
ziehst du heraus den Pfeil des Selbst!
SABBADĀSO (All-Sklave)
405
Es
sind jetzt fünfundzwanzig Jahre,
seit
ich hinausgezogen bin, -
doch
nicht ein Fingerschnalzen lang
errang ich Stille im Gemüt.
406
Fand
nicht des Herzens einz’gen Punkt,
vom
Sinnenlustreiz stets geplagt.
Die
Arme streckt’ich weinend aus,
ging fort vom klösterlichen Ort.
407
Ans
Schwert nun werde ich mich halten,
wo
liegt der Sinn im Leben mir?
Wie
denn, die Übung klar vor Augen,
nicht sollte sterben, wer wie ich?
408
Dann
nahm das Messer ich zur Hand,
dem
Lager näherte ich mich, -
schon
rund geführt das Messer war,
des Selbstes Ader zu durchtrennen.
409
Da
mir die klare Geistausrichtung
zum
Ursprung hinging in mir auf:
Gefahr
mir wurde offenbar,
und Überdruß stellte sich ein.
410
Da
löste sich dasHerz mir ab.
Ach,
sieh der Lehre Kerngesetz!
Drei
Wissen sind nun voll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
KĀTIYĀNO
411
Erhebe
dich und setz dich, Kātiyāna!
Gib
dich dem Schlaf nicht hin und rufe wach dich:
damit
dich Müden nicht der Lässigkeitsverwandte
mit seiner Fall’ besieg’, der Todeskönig!
412
Gleichwie
die Flut des großen Ozeans,
so
dich Geburt und Alter überkommen, -
drum
baue gut dieInsel deines Selbst (des Selbstes Insel du),
nicht gibt es andern Schutz, soweit das Wissen.
413
Erobert
hat der Meister diesen Weg,
hat
Haften und Geburts- und Alternsfurcht verwunden,
drum
sei nun Nacht für Nacht nicht lässig mehr,
gib ganz dich hin und ziehe fest das Joch!
414
Die
alten Fesselnstreife alle ab!
Freu
dich an Robe, Messer, Kahlkopf, Bissen!
Nicht
mehr an Spielund Spaß und nicht an Schlaf
mehr binde dich! Vertiefe dich, Kātiyāna!
415
Vertiefe
dich undsiege, Kātiyāna!
Bist
auf demYoga-Friedensweg schon kundig!
Hast
du erlangt die Reinheit,nicht zu übertreffen:
wirst du erlöschen, wie durch Wasser Feuerglut!
416
Die
Lampe bringt nurkleines Licht hervor,
vom
Windeausgeblasen wie der Blitz, -
so
auch sei du undgreife hier nichts auf!
Den
Māro, du, vomIndrastamm, den schüttle ab!
Bist
bei Gefühlen jaschon frei von Reiz, -
die Todeszeit wart ab, hier kühle geworden!
MIGAJĀLO (Wildfallensteller)
417
Bin
gut belehrt vomSehenden,
vomBuddha-Sonnen-Anverwandten,
der
alle Fesselnabgestreift,
das All-Umkreisen hat gestoppt.
418
Er
führt hinaus, erkreuzt hinauf,
des
Durstes Wurzeldörrt er aus, -
hat
er dasWurzelgift zerstört,
veranlaßt er Beruhigung.
419
Zieht
aus derNicht-Erkenntnis Wurzel,
macht
auf das Endealler Taten,
hüllt
ein, was imBewußtsein lebt,
Erkenntnis-Keil fällt so herab.
420
Er
zeigt dieVielfalt der Gefühle,
befreit
vom Drang, siefestzuhalten, -
das
Werden nur alsKohlengrube
betrachtet durch Erkenntnis er.
421
Er
hat Geschmack,ist gut und tief,
das
Alter und denTod er wendet:
der
edle,achtgliedrige Weg,
der Leiden stillend glückliche.
422
Hat
einer Tat alsTat erkannt,
und
das Ergebnis alsErgebnis, -
Entstehn
der Dingeaus dem Grund:
wie
Licht vermag erdann zu sehn, -
geht
hin zum Friedendann, der Stille,
der vom Ende ist beglückt.
JENTO PUROHITAPUTTO
423
Von
dem Geburtsrauschwar berauscht ich,
von
Reichtum und vonHerrschern auch,
von
Form, von Farbeund Gestalt -
als Rauschberauschter lebte ich.
424
Nicht
bei mir selbstdas Gleiche immer
bedachte
ich inhohem Maß:
war
stolzverdorben,war ein Tor,
hielt steif die hochgeschwungne Fahne.
425
Die
Mutter und denVater nicht,
noch
andre zuVerehrende,
nicht
irgendeinengrüßte ich,
von Stolz verhärtet, ohne Achtung.
426
Als
ich denSpitzenführer sah,
von
allen Lenkernden best-höchsten,
der
leuchtet wie diehelle Sonne,
vom Bhikkhu-Sangho hochgeehrt:
427
Da spie
den Stolz und Rauschich aus
und tief
beruhigt im Gemüt
begrüßte
mit dem Kopfe ich
von allen Wesen wohl den
Höchsten.
428
Da waren
Stolz und dieVerachtung
schon
aufgegeben, wohlentfernt, -
Ich-Bin-Stolz
ganzdurchschnitten schon,
des Stolzes Arten all zerstört.
SUMANO (Gutgeist)
429
Als
Neuer zog ichaus dem Haus,
war
von Geburt erstsiebenjährig, -
mit
inn’rer Macht hatt’ ichbesiegt
den abgefall’nen Indra, groß und mächtig.
430
Des
nahen Meistersklares Wasser
vom
großenAnotatto-See,
ich
nahm es auf. Alser es sah,
der Meister darauf dieses sprach:
431
Ach,
Sāriputta, diesen sieh,
der dort
herankommt, diesenKnaben!
Den
Wassertopf hat ergenommen,
im Innern gut gesammelt wohl.
432
Mit
Anmut folgt erseiner Pflicht,
und
schön führt erBewegung aus:
Novize
er desAnuruddho,
auf inn’re Kraft vertrauend ganz.
433
Nur
Training gibtein Rassepferd,
durch
Guten wird mangut gebaut, -
geleitet
wohl vonAnuruddho,
ist Pflicht getan, ist abgeübt.
434
Erreicht
isthöchster Frieden jetzt,
dasUnerschütterliche
da, -
und
der NovizeSumano:
„Es wisse keiner von mir!“ wünscht.
NAHĀTAKAMUNI (Bademeister-Muni)
435
Wenn du
von Windkrankheitbefallen,
beim
Leben in dem lichtenWald,
in
rauhen Weidegrundgeworfen:
wie wirst du, Mönch wohl handeln dann?
436
Mit
tiefem Freudensglück,mit weitem,
durchdringend
diesenKörperhaufen,
das
Rauhe allesüberstehend:
werd’ leben ich in lichtem Wald.
437
Entfaltend
siebenErwachungsglieder,
die
Fähigkeiten unddie Kräfte,
Vertiefungsfeinheitganz
erreicht:
so werd’ ich leben einflußfrei.
438
Das
von den Fleckenganz befreite,
das
reine Herz, dasnicht verwirrte,
im
Innern oft undoft betrachtend:
so werd’ ich leben einflußfrei.
439
Was
innen mir undaußen mir
an
Einflußströmentauchte auf,
sie
all sind restlosabgeschnitten
und rühren sich nicht wieder mehr.
440
Fünf
Gruppen sindrundum erkannt,
sie
stehn entwurzeltnur noch da:
das
Leidens-Ende isterreicht,
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
BRAHMADATTO (Brahmagegeben, Brahmagabe)
441
Wer
ohne Zorn, wohernoch Zorn?
Wer
da gezähmt, gleichmäßiglebt,
wer
durch Erkenntnisrecht befreit, -
wer ist wie dieser still geworden?
442
Der
macht sich ebendadurch schlechter,
wer
einem Zornentgegenzürnt, -
wer
einem Zorn nichtgegenzürnt,
siegt in dem Kampf, schwer zu ersiegen.
443
Zu
beider Wohlseinlebt er da:
zum
Wohl sich selbstund auch des andern, -
wenn
er den anderenerregt erkennt
und
achtsam dabeiruhig wird.
(Zum Wohl des Selbst und auch des Andern)
444
Bei
dem, der beiderHeiler ist,
des
Selbst und auchdes Anderen,
die
Leute denken: „Welchein Tor!“
Die wahrlich nicht die Lehre kennen.
445
Wenn
einmalhochkommt dir der Zorn,
denk’
übersSägegleichnis nach!
Kommt
dir beimSchmecken auf die Gier,
erinn’re dich ans Sohnfleischgleichnis!
446
Stürmt
dir das Herzeinmal davon
bei
Sinnesreizen,Werdensdingen,
halt’
es mit Satischnell zurück,
wie schlechtes Rind, das Korn verschlingt!
SIRIMANDO (Glücks-Essenz)
447
Auf
Zugedecktespladdert Regen,
auf
Offnes pladdertRegen nicht, -
darum:
waszugedeckt, deckt ab,
so pladdert darauf Regen nicht.
448
Vom
Tod geschlagenist die Welt,
das
Alter schleichtum sie herum,
vom
Pfeil desDurstes tief durchbohrt,
vom Duft des Wünschens stets verführt.
449
Vom
Tod geschlagenist die Welt,
das
Alter wirbeltsie herum,
schlägt
um sich,immer ohne Schutz,
wie mit dem Stock bestrafter Dieb.
450
Sie
kommen an wieFeuermassen:
Tod,
Krankheit,Alter, diese drei, -
sie
zu verlassen,fehlt die Kraft,
kein Tempo gibt’s, um fortzurennen.
451
Nicht
nutzlos seidas Tagewerk,
im
Kleinen nicht, imGroßen nicht, -
denn
welche Nachtauch immer geht,
mit jeder nimmt das Leben ab.
452
Für
den, der geht,für den, der steht,
für
den, der sitzt,für den, der liegt:
die
letzte Nacht,sie kommt heran,
nicht bleibt dir Zeit zum Lässigsein.
SABBAKAMO (Allwunsch)
453
Er
ist zweifüßig, istnicht rein,
schlecht
riechendläuft er stets herum,
von
Vielem ist seinKörper voll,
es sickert da und dort heraus.
454
Das
wilde Tier sitztin der Falle,
am
Angelhaken hängtder Fisch, -
den
Affen wie mitKlebemasse,
so hindern sie den Massenmenschen.
455
Die
Formen, Tön’,Geschmäck’, Gerüche,
Berührungen,
denGeist erfreuend:
dies
sind derSinnenstränge fünf,
zu sehn in der Gestalt der Frau.
456
Sie
alle, dieverfolgen sie
erregten
Herzens,Massenmenschen:
vermehren
nur dasLeichenfeld
und häufen Weiterwerden auf.
457
Doch
wer sich fernvon ihnen hält,
wie
einenSchlangenkopf vom Fuß,
der
dieses Haften inder Welt
kann achtsam überkommen dann.
458
Da
ich dieSinnen-Not gesehn,
gesehn
das Lassenals den Frieden:
bin
ich befreit vonallen Lüsten,
erlangt hab ich das Einfluß-Ende.
SUNDARASAMUDDO (Schön-Ozean)
459
In
reichem Schmuck,gekleidet schön,
Girlanden
tragend,reich geziert,
und
rot gefärbt diebeiden Füße,
in feinen Schühchen steckt die Dirne.
460
Da
legte sie dieSchühchen ab,
nachdem
den Handgrußsie getan, -
und
schmeichelndweich und zart zu mir
mit einem Lächeln leis sie sprach:
461
„So
jung bist duhinausgezogen.
Bleib
stehen hierauf meinem Platz!
Genieß
der MenschenSinnenfreuden!
Ich
gebe Reichtumdir, Besitz!
Die
Wahrheit kann ichdir versprechen!
Das Feuer in dir trag ich weg!
462
Und
wenn wir beidealt geworden,
uns
auf den Stocknur stützen noch,
dann
ziehen b e i d ewir hinaus, -
das wär ein Glückswurf, zweifach gut!“
463
Als
ich die Bittendeso sah,
die
Dirne, die denHandgruß gab,
in
reichem Schmuck,gekleidet schön,
die Todesschlinge ausgelegt:
464
Da
mir die klareGeistausrichtung
zum
Ursprung hinging in mir auf:
Gefahr
mir wurdeoffenbar,
und Überdruß stellte sich ein.
465
Da
löste sich dasHerz mir ab.
Ach,
siehder Lehre Kerngesetz!
Drei
Wissen sind nunvoll erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
LAKUNTAKO (der Zwerg)
466
Die
Andern sind imMangopark,
im
tiefen Wald istBhaddiyo, -
samt
Wurzel ziehtden Durst er aus:
dort glücklich er Vertiefung übt.
467
Es
freun sich manchean den Trommeln,
an
Lauten- und anGlockenspiel, -
und
ich bin unterBaumeswurzel
froh an des Buddho Weisung nur.
468
Der
Buddho kann mirHöchstes geben,
was
er erlangt, istHöchstes mir, -
ich
richte bei derganzen Welt
die Sati ständig auf den Leib.
469
Die
mich aus derGestalt nur dachten,
und
die nach meinerStimme gingen:
dieWillensreiz-Einfluß-Besetzten,
sie kennen mich nicht, diese Menschen.
470
Tief
in sich selbstkennt er sich nicht
und
außen weit, dasieht er nicht:
der
Tor schließtüberall sich aus,
den, wahrlich, reißt der Stimmklang fort.
471
Tief
in sich selbstkennt er sich nicht
und
außen weit, dasieht er klar:
wer
Außenfrucht nurimmer sieht,
auch den reißt schnell der Stimmklang fort.
472
Doch
wer tief in sichselbst sich kennt
und
außen immerweiter sieht:
wer
nicht sichausschließt, wenn er sieht,
den reißt der Stimmklang nicht mehr fort.
BHADDO (der Glückliche)
473
Ihr
Sohn, dereinzige, ich war,
der
Mutter lieb, demVater lieb, -
mit
vielen Pflichtenlebte ich,
hielt mein Versprechen immer ein.
474
Und
sie, aus reinemMitgefühl,
Sinnvolles
liebend,Wohl nur wünschend,
sie
beide, Vater undauch Mutter,
dem Buddho übergaben mich.
475
„Mühsam
erzogen istder Sohn,
ein
zarter Knabevoller Glück,
den
geben wir dir,großer Schutzherr,
dem Sieger jetzt zum Diener hin.“
476
Als
mich der Meisteraufgenommen,
da
zu Anando sagteer:
„Nimm
diesen schnellim Orden auf!
Ein Rassepferd wird bald er sein!“
477
Als
aufgenommen michder Lehrer,
ging
in das Klosterhin der Sieger, -
die
Sonne war nochnicht gesunken,
da wurde ich im Herzen frei.
478
So
nahm der Lehrermir den Durst.
Zurück
aus seinerEinsamkeit,
„Komm,
Bhadda!“sagte er zu mir.
Das war für mich die Ordensweihe.
479
Nach
der Geburt imsiebten Jahr
erlangte
ich dieOrdensweihe.
Drei
Wissen sind vonmir erreicht:
Ach, siehder Lehre Kerngesetz!
SOPĀKO
480
Sah
imTerrassenschatten ihn,
den
Höchsten, gehenauf und ab, -
da
ging ich langsamzu ihm hin,
begrüßte ihn, den höchsten Menschen.
481
„Deckt
meineSchulter erst die Robe,
und
falt’ ich unterihr die Hände,
werd’
ich demFehlerlosen folgen,
dem Höchsten aller Lebewesen.“
482
Da
Fragen stellte eran mich,
der
Fragenkenner,Wissende, -
und
furchtlos ganzund ohne Angst
erklärte sie dem Meister ich.
483
Und
über dieserFragen Antwort
erfreut
war der Tathāgato,-
sah
hin auf seineBhikkhu-Schar,
sprach dieses Sinnwort vor sich hin:
484
„Wie
gut für Magadhā,Angāna,
wo
dieser allesleicht genießt:
die
Robe und denBettelgang,
den
Unterhalt undLager-Sitz,
das
Aufstehn und denrechten Gang, -
wie gut für sie“ - so sagte er.
485
„Sopāka,
heute bistzu mir,
zu
sehen mich,herangekommen -
grad
dieser Schritt,Sopāka, eben
soll dir die Ordensweihe sein.“
486
War
sieben Jahr nachder Geburt,
als
ich dieOrdensweihe nahm, -
trag
ab nun meinenletzten Leib.
Ach, dieses Dhamma-Kerngesetz!
SARABHANGO (Schilfbrecher)
487
Das
Schilf mitHänden brach ich los,
zerschnitt
es, bauteeine Hütte, -
darum
sie gaben „Schilfbrecher“
als Namen mir, mich zu benennen.
488
Nicht
ziemt es sichmir heute mehr,
das
Schilf mitHänden loszubrechen, -
ist
nicht derÜbungsweg erklärt
von Gotamo, so reich an Ruhm?
489
Die
ganzeausgemachte Krankheit
als
Schilfbrecherich sah nicht früher, -
hab
diese Krankheitnun durchschaut
beim Worterfüller-Übergott.
490
Auf
welchem Weggegangen ist Vipassī,
auf
welchem Weg auchSikhī und Vessabhū,
Kakusandho,
Konāgamanound Kassapo:
auf dem ging immer gradeaus auch Gotamo.
491
Befreit
vom Durstund frei vom Haften,
sind
sieben Buddhasabgetaucht, -
sie
haben aufgezeigtden Dhammo,
sind selbst zum Dhammo ganz geworden.
492
Die
vier der edlenWahrheiten,
aus
Mitgefühl mitallen Wesen:
das
Leiden, dasEntstehn, der Weg,
das Ende, Leidensuntergang.
493
Aus
wem das Leidensich entwindet,
das
im Samsāroendlos hält,
für
den ist beimZerfall des Körpers,
bei
Trockenwerdendieses Lebens
ein
andresWiederwerden nicht:
„Befreit nun bin ich ganz und gar!“
MAHĀKACCĀYANO
494
An
Tat nicht viel ermöge machen,
das
Volk er mögemeiden, nicht hinausgehn, -
wer
eifrig ist,Geschmack ergiert,
verläßt das Wohl, das Glück nur bringt.
495
„Das
ist nur Staub!“erkannte ich, -
Gruß
und Verehrungbei Familien
gleicht
feinemPfeil, schwer zu entfernen.
Schwer ist zu lassen Gastfreundschaft bei
Schlechten.
496
Mit
anderm nichtvergleiche man
die
schlechte Tatdes Sterblichen, -
man
sollte dieserselbst nicht folgen,
als Tatverwandter einer Mutter.
497
Nicht
durch das Wortsind andre Räuber
nicht
durch das Wortsind andre Muni -
erst
wenn das eigneSELBST verschwindet,
erfahren es die Götter dann.
498
Die
anderen begreifennicht:
„Laßt
uns den Todhier immer sehn!“
Doch
denen, diebegreifen dort,
die Kämpfe werden endlich still.
499
Er
lebt jetzt alsein Weiser nur. -
Hateiner
Reichtum fahren lassen
und
tiefe Weisheitnicht erlangt,
lebt er im wahren Reichtum nicht.
500
Ja,
alles hört ermit dem Ohr,
ja,
alles sieht ermit dem Auge, -
was
er gesehn,gehört, der Weise,
verdient er, alles nicht zu lassen?
501
Der
Sehende ist ihmwie blind,
der
Hörende ist ihmwie taub,
der
Weisheitsvolleihm wie stumm,
der
Starke wie einSchwächling nur, -
und
dann beimaufgesprungnen Sinn
er möge ruhn, als schliefe er.
SIRIMITTO (Glücksfreund)
502
Wer ohne
Zorn und ohneGroll,
von
Täuschung undVerleumdung frei, -
wer so
geartet ist alsMönch,
klagt wahrlich nach dem Tode nicht.
503
Wer ohne
Zorn und ohneGroll,
von
Täuschung undVerleumdung frei, -
ein
immer torbewachterMönch,
klagt wahrlich nach dem Tode nicht.
504
Wer ohne
Zorn und ohneGroll,
von
Täuschung undVerleumdung frei, -
der im
Verhalten gute Mönch
klagt wahrlich nach dem Tode nicht.
505
Wer
ohne Zorn undohne Groll,
von
Täuschung undVerleumdung frei, -
der
immer guteFreund als Mönch
klagt wahrlich nach dem Tode nicht.
506
Wer
ohne Zorn undohne Groll,
von
Täuschung undVerleumdung frei, -
dergute
Weisheit hatals Mönch
klagt wahrlich nach dem Tode nicht.
507
Vertrauen
zum Tathāgato,
wer
das, nichtschwankend, aufgebaut,
bei
wem auch dasVerhalten gut,
von Edlen nur geliebt, gelobt, -
508
wer
bei dem Sanghoklar geworden,
das
Sehen gradgerichtet hat:
der
wird nichtBettler mehr genannt,
geht unverblendet durch das Leben.
509
Darum
an das Vertrau’n,an Tugend,
an
Klarheit und dasDhamma-Sehen
sich
schließe an derwirklich Weise,
nur folgend noch der Buddhas Botschaft.
MAHĀPANTHAKO (der große Wegler)
510
Als
ich das ersteMal ihn sah,
den
Lehrer, der ganzohne Furcht,
da
fühlte ich michtief ergriffen:
hatt’ angeschaut der Menschen Besten (Höchsten).
511
Mit
Glanz an Händenund an Füßen,
wer
will verweisenden, der kam, -
wer
will, der einensolchen Lehrer
erlangt hat, ihn noch ferner missen?
512
Darum
mein Kind und meineFrau,
den
Reichtum-Wohlstandwarf ich weg, -
schnitt
ab die Haareund den Bart
und zog in die Hauslosigkeit.
513
Das
Übungslebenfüllt’ ich aus,
war
bei den Sinnengut gezügelt, -
verehrend
tief denganz Erwachten,
ich lebte völlig unbesiegt.
514
Mein
Trachten warvon da an nur
fest
im Gemütverankertmir:
mag
keinenAugenblick mich setzen
zum Durstpfeil, der herausgezogen.
515
Auf
diese Weiselebte ich.
Sieh
nur, wasTatkraft-Streben kann:
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
516
Ich
weiß nun, wo ichfrüher war,
das
Himmelsauge istgeklärt, -
binArahat,
der Gabenwürdig,
bin abgelöst, von Wünschen frei.
517
Ins
Dämmerlicht derdunklen Nacht
brach
hell derSonnenaufgang ein, -
mein
ganzer Durstwar ausgedörrt,
ich nahm den stillen Kreuzsitz ein.
BHÚTO (Geworden - Natur)
518
Wenn
„Leiden ist dasAlter und der Tod“ der Weise,
wo
töricht sind undfestgebunden Massenmenschen,
das
Leiden tief erkennend,achtsam sich vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
519
Wenn
er das Leidenbringende Verhaftetsein,
den
Vielfaltsknoten,der nur Leiden in sich birgt,
den
Durst verlassenhat und achtsam sich vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
520
Wenn
er den glücklichen,Zweimal-Viergliederpfad,
den
höchsten Weg zurReinigung von allem Schmutz
mit
Weisheit hatgeschaut und achtsam sich vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
521
Wenn
er das staub-und kummerfreie Ungeschaff’ne,
den
stillen Pfad zurReinigung von allem Schmutz
entfaltet
und durchtrenntdie ganzen Fesselbanden:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
522
Wenn
tief im Himmelmächtig dröhnt die Wolkenpauke
und
Regen wirbeltüberall auf Vogelwegen
und
still der Mönchin seinem Berge sich vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
523
Wenn
bunte Blüten aufdem Strom der Flüsse wirbeln,
als
hätten sie mitreichem Kopfschmuck sich geputzt,
er
still am Ufer sitztund heiter sich vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
524
Wenn
in der Nacht, intiefer Einsamkeit des Waldes
die
Götter aus derKehle, Zähne zeigend, brüllen
und
still der Mönchin seinem Berge sich vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
525
Wenn
denGedankenstrom des Selbst er in sich hemmt,
und
im Gebirge sichin Felsenspalte schmiegt,
sich
frei von Furchtund inn’rer Dürre leicht vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
526
Wenn
glücklich erSchmutz-Dürre-Kummer hat vertrieben
ganz
ohne Riegel,ohne Sucht, vom Pfeil befreit,
am
Ende allerEinflußmächte sich vertieft:
ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu
finden.
KĀLUDĀYÍ
527
Es
glühen hellrotjetzt die Bäume, Herr,
sie
tragen Frucht,das Blätterdach entlaubt!
Die
glühendFlammenden, sie wollen sagen:
„Zeit ist es, großer Held, Erlösung auszukosten.“
528
Die
blüh’nden Bäume,die den Geist erfreu’n,
allüberall
siesenden Düfte aus, -
will
lassen das Erlangte,Frucht nicht wünschen,
jetzt ist die Zeit, um fortzugehen, Held!
529
Es
ist jetzt nichtzu kalt und nicht zu heiß,
die
rechteJahreszeit zum Wandern, Herr, -
sie
mögen sehenDich, die Sakyer, Kolyer,
wenn Du die Rohini im Westen überquerst.
530
Mit
Hoffen wirdgepflügt das Feld,
die
Saat mit Hoffenwird gesät,
mit
Hoffen geht manHandel ein,
der
Ozean anReichtum bringt, -
bei
welchem Hoffenfest ich stehe,
dies Hoffen möge mir gedeihen.
531
Ach,
immer wiedersäen sie die Saat,
ach,
immer wiederregnet Götterkönig,
ach,
immer wiederPflüger pflügen Felder,
ach, immer wieder kommt das Reich zu Reichtum!
532
Ach,
immer wiedergehn umher die Bettler,
ach,
immer wiedergeben Gabenherren,
ach,
immer wieder,wenn die Gabenherren gegeben,
ach, immer wieder gehen sie zum Himmelsort!
533
Der
Held gewiß dasWesensjoch erkennt,
in
welchem Stamm erwird gebor’n, der Weise -
„ich
denke ICH“ - sogeht der Göttergott,
durch den gebor’n des Muni Wahrheitsname.
534
Suddhodano
der Vaterhießdes großen Weisen,
des
Buddho Mutteraber trug den Namen Māyā, -
sie
nahm das Buddhawesenauf in ihren Schoß,
und als ihr Körper brach, sie freute sich im
Himmel.
535
Als
Gotami gestorben,ging sie fort von hier,
mit
Himmelssinnenlüstenwar sie reich begliedert,
sie
freute sich anden fünf weiten Sinnesbahnen,
umgeben glücklich von den hohen Götterscharen.
536
Des
Buddho Sohn binich, Unmögliches erreichend,
desunvergleichlichen
Angīraso,
des
Vaters Vaterbist du wahrlich mir, o Sakka,
bist eigentlich, o Gotama, Großvater mir.
EKAVIHĀRIYO (der Alleinlebende)
537
Nicht
vor mir undnicht hinter mir,
wenn
keinen anderenes gibt:
wie
äußerst angenehmist das
dem, der allein im Walde lebt!
538
Darum
werd’ ichalleine geh’n
in
tiefen Wald,Buddhagelobt,
so
wohl dem, deralleine lebt,
dem Mönch, der in sich selbst nur strebt.
539
Ach,
wie tutYogi-Freude wohl,
wenn
man demElefanten folgt!
Allein,
den Sinnerlebend, rasch,
werd’ treten ich in tiefen Wald.
540
Im
aufgeblühtenkühlen Wald,
im
Kühlen einerBergeshöhle,
wenn
ich die Gliederfeucht benetzt,
werd’ auf und ab ich geh’n allein.
541
Für
mich allein,ganz ohne zweiten,
im
wunderbarengroßen Wald:
wann
werde ich dorteinmal leben
vollendet ganz, von Einfluß frei?
542
So
möge mir, derhandeln will,
der
tiefe Wunschalsbaldgelingen!
Bemühen
will ichredlich mich,
kein andrer tut für andern was.
543
Ich
lege mir denPanzer an,
betreten
werde ichden Wald,
nicht
eher wiederaus ihm gehn,
bis ich erreicht das Einfluß-Ende.
544
Im
Winde, der michdort umweht,
im
kühlen, Wohldufttragenden,
Unwissen
werde ichzerbrechen,
im Stillsitz einer Bergesspitze.
545
Im
Wald, von Blütenganz bedeckt,
im
Kühlen einerBergesgrotte,
mit
tiefemFreiheitsglück beglückt,
bin froh ich in der Bergeshöhle.
546
Vollendet
bin ich imEntschluß,
gleichwie
der Mond amVollmondtag, -
All-Einfluß
hab ichüberwunden,
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
MAHĀKAPPINO
547
Wer
das, was nochnicht da, klug in Vorausschau sieht:
das
Wohl, den Nutzenund das Nichtwohl, dieses Doppel,
bei
dem, der haßt, -bei dem, der Wohl nur wünscht,
sie sehen keine Kluft, die stets den Frieden
suchen.
548
Bei
wem dieAtem-Achtsamkeit
vollendet,
gutentfaltet ist,
mit
jedem Schrittund Tritt durchübt (vermehrt)
wie
sie vom Buddhoaufgezeigt:
der
strahlt in dieseganze Welt,
gleichwie der wolkenfreie Mond.
549
Ach,
wahrlich weißist jetzt mein Herz,
unmeßbar
weit undgut entfaltet,
durchdrungen
ist es,hochgespannt
und strahlt in jede Richtung hin.
550
Er
lebt jetzt alsein Weiser nur, -
hateiner
Reichtum fahren lassen
und
tiefe Weisheitnicht erlangt,
lebt er im wahren Reichtum nicht.
551
Die
Weisheit nimmtGehörtes wahr,
die
Weisheit mehrAnsehn und Ruf,
von
Weisheit tiefergriffner Mann,
selbst noch im Leiden findet er das Glück.
552
Nicht
gilt die Lehreheute nur,
nicht
wunderbar undnicht erstaunlich:
geboren
wird undSterben kommt, -
was ist daran wohl so erstaunlich?
553
Geborenem
folgt ohnePause (unaufhörlich)
das
Leben und dersich’re Tod, -
(das
Leben ständigund der Tod)
die
immer neu Gebor’nensterben:
von solcher Art sind Atemwesen.
554
Nicht
ist dasMaßstab eines tief’ren Sinns,
was
Lebenssinn dervielen andern Menschen, -
die
Totenklage führtzu keinem Ruhm,
wird nicht gelobt von strebenden Brahmanen.
555
Dem
Weinendenerkranken Aug’ und Körper,
zerstört
wirdSchönheitskraft und Kraft des Geistes,
von
Herzen froh sindalle seine Feinde,
die Wohlgesonnenen sind glücklich nicht.
556
Darum
sich sehne,wer Familie hat,
nach
weisen Menschen,die gehört schon viel,
mit
ihnen wird erWeisheit reich entfalten
und kreuzen mit dem Schiff den Strom, den vollen.
CULAPANTHAKO (Kleinwegler)
557
Ganz
langsam warmein Gehen nur,
verachtet
war ichnur bisher, -
der
Bruder beugtesich zu mir:
„Geh Du jetzt in das Haus hinein!“
558
Ich
war wieabgeknickt in mir,
als
ich beimLagerraum des Sanghaparks
trübsinnig
dortalleine stand,
mich einzig sehnend nach der Weisung.
559
Da
der Erhab’ne kamheran,
den
Kopf berührtesanft er mir,
nahm
mich behutsamdann am Arm,
betrat mit mir den Sanghapark.
560
Aus
Mitleid wohl derMeister da
das
Fußtuchüberreichte mir:
dies,
widme Dich, g an z rein zu machen,
das eine Ende ist schon rein.
561
Als
ich dies Wortvon ihm gehört,
lebt’
ich mit seinerWeisung froh,
gab
ganz mich demSamadhi hin,
um zu erfassen höchsten Sinn.
562
Ich
weiß nun, wo ichfrüher war,
das
Himmelsauge istgeklärt,
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
563
Viel
tausendmal hatsich das Selbst
gebaut,
geformt derPanthako, -
saß
in dem schönenMangohain,
bis er die Todeszeit erkannt.
564
Da
mir der Lehrersandte zu
den
Boten für dieTodeszeit, -
und
als die Zeit bekanntgemacht,
ging durch die Luft ich hin zu ihm.
565
Als
ichverehrt des Lehrers Füße,
zu
seiner Seitesetzt’ ich mich, -
und
wie er sitzendmich erkannt,
nahm mich der Lehrer bei sich auf!
566
„Das
Opfer dieserganzen Welt,
die
Gaben nahm eralle an,
ist
das Verdienstfeldaller Menschen, -
ihr nahmt sie an, die reiche Gabe.“
KAPPO (der Geeignete)
567
Mit
aller ArtenHausschmutz voll,
ein
einzig großesKot-Entstehen,
gleichwie
ein Teich,der ganz verrottet,
wie große Beule, großer Dschungel.
568
Von
Eiter und vonBlut ganz voll,
in
eine Dunggrubegesunken,
von
Wasser triefendist der Körper,
strömt immer Fauliges nur aus.
569
EinSechzig-Sehnen-Angebinde,
mit
Fleisch alsSchmiere zugeschmiert,
ins
Futteral derHaut gebunden,
ein Körper faulig, ohne Nutzen.
570
Die
Knochen zumVerbund gebunden,
mit
Sehnenschnürenfestgezurrt,
durch
vielerleiZusammenspiel
entsteht dann die Bewegungsart.
571
Nur
immer ausgesetztdem Tod,
dem
Todeskönig immernah:
wenn
er diesausgespieen hat,
gehter, wohin er will, der Mann.
572
Gehemmt
durchUnwissen der Körper,
mit
Viererfesselganz gefesselt,
in
eine Woge sinktder Körper,
ein Neigungsnetz weit ausgebreitet.
573
Fünffache
Hemmunghält ihn fest,
ganz
mit Gedankenausgefüllt,
der
Durst durchziehtihn wurzelgleich,
Verblendungsdach hält ihn bedeckt.
574
So
dieser Körpersich bewegt,
von
Tun und Handelnangetrieben, -
Glück
baut sich auf- und bricht entzwei,
nur Vielfaltwerden stets erscheint.
575
Die
sich den Leib zueigen machen,
die
blinden Toren, Massenmenschen,
vermehren
nur denFriedhof schrecklich,
ergreifen immer Wiederwerden.
576
Doch
die den Leib zulassen wissen,
wie
einekotbeschmierte Schlange,
die
Werdenswurzelausgespien:
die löschen aus, von Einfluß frei.
UPASENO
577
Den
abgeschied’nen,wenig lauten,
von
wilden Tierennur besuchten,
den
Lagersitz derMönch benutze,
zurückgezogen übe er.
578
Vom
Abfallhaufennahm er sich,
vom
Friedhof und vomWegesrand -
und
machte draus dieRobe sich:
die rauhe Robe trage er.
579
Bescheiden
ganz denGeist gemacht,
mit
gleichem Schrittvon Stamm zu Stamm,
um
Brockenspeise geh’der Mönch,
ein Torbewachter, wohl gezügelt.
580
Mit
Rauhem geh’ ersich zufrieden,
find’
nur Geschmackan stillem Platz,
dem,
der nur nachGeschmäcken giert,
vertiefungsfroh ist nicht der Geist.
581
An
Wünschen arm undstets zufrieden,
ganz
abgeschiedenleb’ der Muni, -
laß
sich mitHaushaltern nicht ein
und mit Hauslosen gleichfalls nicht.
582
Wie
dumm und auchwie stumm,
das
Selbst er solltesehen so, -
nicht
allzu lang’ ersollte leuchten
in Sanghamitte, er, der Weise.
583
Nicht
er beleid’ ge,wen auch immer,
Verletzung
gebe erganz auf,
gezügelt
im Systemder Regeln,
kennt er das Maß auch recht beim Essen.
584
Leicht
greift er aufdas Sammlungszeichen,
erkennt,
was in denGeist einströmt,
an
Stille schließeer sich an,
im Zeitfluß an das weite Sehen.
585
Versehn
mit Tatkraftund mit Ausdauer,
sei
er ansÜbungsjoch gebunden,
ist
nicht dasLeidensend’ erreicht,
mag zum Vertrauen gehn der Weise.
586
Dem
so im GeisteLebenden,
dem
Mönch, der sodas Reine liebt,
dem
schwinden alleEinflüsse,
zum tiefen Frieden er gelangt.
GOTAMO
587
Er
mög’ erschließensich den Sinn,
betrachten
danngesproch’nes Wort:
was
hier und heuteauf ihn paßt,
der zum Asketentum gekommen.
588
Er
suche hier denguten Freund
und
nehme auf dasweite Übungsfeld
und
wünsche, vonVerehrten viel zu hören:
das ist für den Asketen passend.
589
Den
Buddhas zolle erVerehrung,
beim
Dhammo habe erRespekt,
den
Sangho seh’ ervoller Achtung!
Das ist für den Asketen passend.
590
Am
Gutverhaltenangebunden,
rein
der Erwerb,untadelhaft,
im
Geiste tief insich gegründet,
das ist für den Asketen passend.
591
Zu
vieles Handeln ervermeide,
sei
ruhig in derLeibbewegung,
schließ’
an den hohenGeist sich an:
das ist für den Asketen passend.
592
Im
Wald geleg’neLager-Sitze,
fern
abgelegen,ringsum still,
zu
teilen nur miteinem Muni:
das ist für den Asketen passend.
593
Die
Tugend und dieweite Wahrheit,
der
Lehren tiefes,wirkliches Ergründen,
der
Wahrheitenvolles Erfassen:
das ist für den Asketen passend.
594
Entfalten
mag er: „Nichtbeständig!“
Und
den Gedanken: „Nichtdas Selbst!“ und „Unrein!“
Und
an der Welt dasNichterfreutsein!
Das ist für den Asketen passend.
595
Entfalten
dieErwachungsglieder,
die
Pfade inn’rerMacht, die Sinneskräfte,
den
achtgliedrigen,edlen Weg:
das ist für den Asketen passend.
596
Den
Durst, den gebeauf der Muni,
samt
Wurzeln rode erdie Einflüsse,
er
lebe ganz in sichbefreit:
das ist für den Asketen passend.
SAMKICCO
597
Was
findest Du amWalde, Vater?
Wie
Ujjuhāno tief imRegen?
Die
Höhenwinde tunDir wohl?
Die Einsamkeit der Meditierer?
598
Gleichwie
derHöhenwind die Wolken
vorübertreibt
inRegenzeit,
so
mich Gesichteüberkamen,
die an die Einsamkeit gebunden.
599
Der
gar nicht weißeRabenvogel,
der
auf demLeichenfeld in Scharen lebt,
ließ
Sati grad inmir entsteh’n,
die auf Reizfreiheit zielt am Körperhaufen.
600
Wenn
wen die andernnicht beschützen,
und
wer die andernnicht beschützt,
der
ist ein Mönch,den Glück bewohnt,
bei Sinneslüsten ohn’ Verlangen.
601
Das
Wasser in denvielen Klippen,
in
denen wilde Tierehausen,
mit
Wasserpflanzenganz bedeckt,
die Felsen, sie erfreuen mich.
602
Ich
hab gelebt intiefen Wäldern,
in
Schluchten und indunklen Höhlen,
mein
Lager und meinSitzwar einsam,
von wilden Tieren nur besucht.
603
„Die
tötet nur undschlachtet sie!
Nur
Leid die Wesensoll’n erfahren!“
Von
d e r Gesinnungweiß ich nichts,
der unedlen und haßverbundnen.
604
Verehrt
von mir derMeister ist,
getan
des BuddhoWeisung ist,
und
abgelegt dieschwere Last,
der ganze Werdensfluß entfernt.
605
Zu
welchem Zweck ichzog hinaus,
vom
Haus in dieHauslosigkeit,
der
Zweck ist nunvon mir erreicht:
all meiner Fesseln Untergang.
606
Bin
tief erfreut amTode nicht,
bin
tief erfreut amLeben nicht,
die
Todeszeit ichwarte ab,
gleichwie
der Dienerseinen Lohn.
(zur
Todeszeit(Sterbezeit) ich schaue aus,
gleichwie der Knecht auf seinen Lohn.)
607
Bin
tief erfreut amTode nicht,
bin
tief erfreut amLeben nicht,
die
Todeszeit ichwarte ab,
verstehend alles, achtsam ganz.
SÍLAVĀ (der Tugendhafte)
608
Die
Tugend nur ihrmögt hier üben,
in
dieser Welt guteingeübt!
Denn
ist die Tugendganz erlangt,
erschließt
sie sichdem treuen Dienst.
(Denn
Tugend nur denAll-Erfolg
bringt nahe, wird gedienet ihr.)
609
Die
Tugend schützesich der Weise,
wenn
er erwünschtsich dreifach Glück:
das
Lob und denGewinn von Wohlfahrt
und nach dem Tod im Himmel Freude.
610
Der
Tugendhafteviele Freunde
durch
seine Zügelungsich gewinnt,
der
Tugenlose vonden Freunden
beraubt ist durch sein Schlechtverhalten.
611
Auch
nicht ein wenigLob, nicht Ruhm
der
tugendlose Mannbekommt, -
doch
Lob und Ruhmund vieles Preisen
der Tugendhafte stets bekommt.
612
Beginn
ist Tugendund ist Stütze,
der
guten DingeMutterschoß
im
Angesichte allerDinge:
darum die Tugend kläre man.
613
Maß
ist und Zügelungdie Tugend,
des
Herzens freudigeErhellung
(des
Herzenstiefstes Freudenwort)
ist
auch die Furt jaaller Buddhas:
darum die Tugend kläre man.
614
Die
Tugend: Kraft -ganz unvergleichlich,
die
Tugend: Waffe -höchster Art,
die
Tugend:Schmuckstück - allerbestes,
die Tugend: Panzer - ungewöhnlich.
615
Die
Tugend: Brücke -fest gegründet,
die
Tugend: Duft -unübertrefflich,
die
Tugend: Salbe -allerbeste,
wohin sie weht, in jede Richtung.
616
Die
Tugend: Vorsorge- die Spitze,
die
Tugend:Reisezehrung - höchste,
die
Tugend:allerbester Führer,
wohin man geht, in jede Richtung.
617
Hier
schon den Tadeler bekommt
und
nach dem Todeerst, der Dumme,
allüberall
der dummeTor,
in Tugenden ganz ungesammelt.
618
Hier
schon den gutenRuf bekommt,
danach
im Himmelauch, der Heit’re,
der
überall istheiter, weise,
in Tugenden ist gut gesammelt.
619
Die
Tugend eben hierist Spitze,
der
Weise aber istderHöchste
bei
Menschen und beiGöttern auch:
der Tugend und der Weisheit Sieg.
SUNÍTO (der Straßenfeger)
620
In
niederm Stammgeboren bin,
ein
Armer mit nurwenig Nahrung, -
geringes
Werk, daswar mein Teil:
war Blütenrestentferner nur.
621
Verabscheut
war ichvon den Menschen,
geschmäht
war ichund nur verachtet, -
hatt’
niedrig meinenGeist gemacht
und grüßte noch die vielen Leute.
622
Dann
sah ich ihn,den Vollerwachten,
vom
Bhikkhu-Sanghotief verehrt,
wie
er hineinging,großer Held,
nach Magadhā, der Menschen höchster.
623
Ich
legte ab den Korbund Besen,
ihn
zu verehren gingzu ihm, -
und
voll Erbarmenmit mir fühlend,
stand vor mir da der Menschen höchster.
624
Als
ichverehrt des Lehrers Füße,
zur
Seite stellteich mich dann, -
die
Ordensweihe icherbat
von aller Wesen Höchsten mir.
625
Und
da dermitleidvolle Lehrer,
der
aller WeltErbarmer ist:
„Komm,
Bhikkhu!“einfach zu mir sprach, -
das war schon meine Aufnahme.
626
Alleine
dann imtiefen Wald
ich
lebte, war nichtträge dort,
erfüllte
ganz desLehrers Wort,
wie es gelehrt der Sieger mich.
627
Des
Nachts zurersten Wachezeit
früh’rer
Geburtgedachte ich, -
des
Nachts zurmittler’n Wachezeit,
das
Himmelsauge wargeklärt, -
des
Nachts, zurletzten Wachezeit
die Dunkelmasse ich vertrieb.
628
Im
Dämmerlichte dannder Nacht,
dem
Sonnenaufgangschon entgegen,
der
Indo und derBrahmā kamen,
verehrten mit dem Handgruß mich:
629
„Verehrung
Dir, DuRassemensch!
Verehrung
Dir, Duhöchster Mensch!
Die
Einflüsse hastDu erschöpft,
bist gabenwürdig, edler Herr!“
630
Als
mich der Lehrerso gesehn,
vom
Göttersanghotief verehrt,
zog
Lächeln übersein Gesicht,
und diesen Sinnspruch er da sagte:
631
„Durch
glühendernstes Brahmaleben,
durch
Zügelung unddurch Bezähmung,
dadurch
ist einBrahmane man, -
dies Höchstes des Brahmanentums.“
SONO KOLIVISO
632
Der
in dem Reichewar verherrlicht,
des
Königs AngoDiener nur,
heut’
bei den Lehrenwird verherrlicht:
Sono, des Leidens Jenseitsgänger.
633
Fünf
spalte ab, fünflasse los,
fünf
weitereentfalte dir, -
ein
Mönch, der diefünf Fährten sieht,
wird „Flut-Entkomm’ ner“ wohl genannt.
634
Dem
aufgeblas’nen,lässigen,
dem
außen wünschendenBhikkhu
die
Tugend,Sammlung, Weisheit auch
zu der Vollendung nicht gelangt.
635
Was
da zu tun, wirdabgelehnt,
was
nicht zu tun,das wird gemacht, -
den
Aufgeblas’nen,Lässigen,
die Einflußmächte wachsen an.
636
Bei
welchen aber,recht begonnen,
die
Sati stets zumKörper geht:
was
nicht zu tun,wird nicht verfolgt,
ausdauernd
tun sie,was zu tun.
Bei
denen, diebewußt und achtsam,
gehn Einflüsse zum Guten hin.
637
Auf
gradem Wege, demerklärten,
geht
nur voran,kehrt niemals um!
vom
SELBST her sporn’das Selbst man an,
Nibbānam kann gewonnen werden.
638
Bei
allzuüberspannter Tatkraft,
der
Lehrer, in derWelt der höchste,
das
Lautengleichniser mir gab,
wies so die Lehre auf, der Seher.
639
Als
dessen Wort ichangehört,
lebt’
ich an seinerWeisung froh, -
zur
inn’ren Stillebracht’ ich mich,
zum
höchsten Zieldrang ich hindurch:
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
640
Wer
der Entsagunghingegeben,
der
Einsamkeit tiefim Gemüt,
wer
derNichtfeindschaft hingegeben,
und auch des Lebensbrennstoffs Ende, -
641
Wer
dem Durst-Endehingegeben,
und
auch demNichtverblendungsgeist, -
wer
sah desSinnenreichs Erscheinen:
der wird im Herzen recht befreit.
642
Für
den, derwirklich recht befreit,
für
den im Herzenstillen Mönch,
häuft
sich Getanesnicht mehr an,
und Pflichten gibt es auch nicht mehr.
643
Gleichwie
der Felseneinzig fest
vom
Winde nichterschüttert wird,
so
sind die Form,Geschmack und Ton,
Geruch, Berührung und das alles.
644
Erwünschte
Dinge,unerwünschte,
nicht
gehen einensolchen an, -
sein
Herz stehtfest, ist ganz entjocht,
Vergehensieht es überall.
REVATO
645
Seit
ichhinausgezogen bin
vom
Haus in dieHauslosigkeit,
erkenn’
ich keineAbsicht mehr,
die unedel, mit Haß verbunden.
646
„Ach,
tötet diese!Schlachtet sie!
Die
Wesen sollenLeid erfahren!“
Nicht
mehr erkenn’ich solche Absicht
in dieser langen Zwischenzeit.
647
Die
Mettā hab ichtief erkannt,
hab
unermeßlich sieentfaltet,
mir
Schritt fürSchritt vertraut gemacht,
wie von dem Buddho aufgezeigt.
648
Binaller
Freund,Gefährte aller,
fühl’
mich mit allenWesen eins, -
den
Metta-Geistentfalte ich,
bin ohne Feindschaft immer froh.
649
DasUneinnehmbar-Unerschütterliche
bringt
tiefe Freudein mein Herz, -
das
Brahmawohnen ichentfalte,
von schlechten Menschen nicht verfolgt.
650
Gedankenstille
haterreicht,
des
VollerwachtenSchüler er,
tief
in den edlenStand des Schweigens
ist er getaucht für alle Zeit.
651
Wie
im Gebirg dasFelsmassiv
ist
unbewegt gutaufgestellt:
so
derverblendungsfreie Mönch
wie das Gebirge nicht mehr zittert.
652
Bei
einemfleckenlosen Menschen,
der
immer nur dasReine sucht,
Haarspitzenmaß
desSchlechten
gleichwie ein Wolkenmaß erscheint.
653
Gleichwie
die Stadt,dicht an der Grenze,
bewacht
von innenund von außen,
so
hüt’ man sich daseigne Selbst,
die kleinste Zeit verschwend’ man nicht!
654
Bin
tief erfreut amTode nicht,
bin
tief erfreut amLeben nicht,
die
Todeszeit ichwarte ab,
gleichwie der Diener seinen Lohn.
655
Bin
tief erfreut amTode nicht,
bin
tief erfreut amLeben nicht,
die
Todeszeit ichwarte ab,
verstehend alles, achtsam ganz.
656
Verehrt
von mir derMeister ist,
getan
des BuddhoWeisung ist,
und
abgelegt dieschwere Last,
der ganze Werdensfluß entfernt.
657
Zu
welchem Zweck ichzog hinaus,
vom
Haus in dieHauslosigkeit,
der
Zweck ist nunvon mir erreicht:
all meiner Fesseln Untergang.
658
„Strebt
eifrig ohneLässigkeit!“
Nur
dies ist meineUnterweisung.
Wohlan,
ich werdeganz erlöschen,
befreit bin ich allüberall.
GODATTO (Kuhselbst)
659
Gleichwie
ein gutesRassepferd,
ans
Joch gebunden,Joch erträgt,
bedrückt
von allzuschwerer Last,
dem Zuggeschirr sich nicht entwindet:
660
So
in der Weisheitsind zufrieden,
gleichwie
das Meermit seinem Wasser,
die
andere nichtmehr verachten:
das ist die Edelart der Wesen.
661
Wenn
in der Zeit dieZeit erfahren,
zumWerden-Nichwerden
gegangen:
die
Menschen gehnzum Leid hinab,
sie klagen hier als Junge schon.
662
Die
hochgestimmt vomGlücksereignis,
vom
Leidensumstandtief bedrückt:
zweifach
die Torensind geschlagen,
die das,was wirklich ist, nicht sehn.
663
Doch
die beim Leidund auch beim Glück
die
Naht der Mitteüberschritten,
die
stehen wie dieIndrasäule:
sind nicht erhoben, nicht bedrückt.
664
Nicht
vom Gewinn,nicht vom Verlust,
vom
Ruhm nicht undvom Ansehn nicht,
vom
Tadel nicht, auchnicht vom Lob,
vom Leiden nicht und nicht vom Glück -
665
Allüberall
schmiertnichts sie zu (benetzt sie nichts),
wie
Wassertropfennicht den Lotus,
allüberall
sindGlückeshelden,
allüberall sind unbesiegt.
666
Wer
rechtlich zuGewinn nicht kommt,
und
wer Gewinnunrecht erhält:
derrechtlich
Nichtgewinn ist besser,
als unrechtmäßiger Gewinn.
667
Und
Ruhm gibt es beiWeisheitsarmen,
bei
Weisheitsvollenkeinen Ruhm, -
kein
Ruhm ist besserbei den Weisen,
nicht dieser Ruhm bei Weisheitsarmen.
668
Und
bei den Dummengibt es Loben,
bei
Weisen gibt esöfter Tadel, -
der
Tadel besser istbei Weisen,
als aller Toren Lobgesang.
669
Es
gibt ein Glückaus Sinnenlust,
ein
Leiden aus derEinsamkeit, -
Einsamkeitsleidenbesser
ist,
als sinnenlusterzeugtes Glück.
670
Es
gibt ein Lebenungesetzlich,
gesetzlich
gibt eseinen Tod, -
der
Tod gesetzlichbesser ist,
als wollt’ man leben ungesetzlich.
671
Die
Sinnenwirbelaufgegeben,
die
stillen Geistsim Werdensstrom,
sie
gehen in derWelt nicht haftend,
nicht gibt es für sie lieb-unlieb.
672
Entfaltend
dieErwachungsglieder,
die
Fähigkeiten unddie Kräfte,
erlangen
sie den höchstenFrieden,
erlöschen sie, von Einfluß frei.
ANNĀKONDANNO (einer der ersten fünf Mönche)
673
Ich
komme mehr undmehr zum Frieden,
seit
ich gehört dieLehre allzuköstlich, -
die
frei von Reizgezeigte Lehre,
nicht
haftend mehrallüberall.
(läßt haften nicht allüberall.)
674
Ach,
viele Bilder inder Welt
auf
diesem weitenErdenkreis,
verwirren,
meineich, das Denken, -
das Schöne ist mit Reiz verbunden.
675
Wie
Staub, vom Windeaufgewirbelt,
die
Regenwolkeniederschlägt,
so
werden ruhig dieGedanken,
wenn man mit Weisheit das durchschaut.
676
„Sankhāras
alle sindvergänglich.“
Wenn
man mitWeisheit das durchschaut,
dann
wird verdrossenman am Leiden.
Das ist der Weg zur Reinigung.
677
„Sankhāras
alleleidvoll sind.“
Wenn
man mitWeisheit das durchschaut,
dann
wird verdrossenman am Leiden.
Das ist der Weg zur Reinigung.
678
„Die
Dhammas all’sind nicht das SELBST.“
Wenn
man mitWeisheit das durchschaut,
dann
wird verdrossenman am Leiden.
Das ist der Weg zur Reinigung.
679
Am
Buddho isterwacht der Thero,
Kondanno
läßt dieWelt zurück:
verlassen
sindGeburt und Tod,
wer Brahmaleben hat vollendet.
680
Die
Wogenfalle:fester Pfahl,
Gebirge,
schwierigaufzubrechen, -
sind
aufgespaltenPfahl und Falle,
ist
Fels gespalten,schwer zu brechen:
wer
kreuzte,rüberging versenkt,
befreit ist er von Mārafessel.
681
Wer
ruh’los,schwankend ist als Mönch,
zu
Freunden kommt erschnell, die schlecht:
er
sitzt in einergroßen Woge,
von einer Welle überdeckt.
682
Wer
nicht mehr ruh’losund nicht schwankend,
wer
klug ist, vollerSinnenzüglung,
ein
guter Freund,ein weiser Mensch:
des Leidens Endiger mag sein.
683
Der
Zeitvorausgegangen scheint er,
der
hager,Adern-nur-bedeckt,
das
Maß kennt er beiSpeis und Trank,
nicht schwachen Geistes ist der Mann.
684
Berührt
von Bremsenund von Mücken
im
Wald, im riesigenGehölz:
wie’
n Elefant vornan der Kampffront,
voll Achtsamkeit hielt er dort durch.
685
Bin
tief erfreut amTode nicht,
bin
tief erfreut amLeben nicht,
die
Zeitlichkeit ichwarte ab,
gleichwie der Diener seinen Lohn.
686
Bin
tief erfreut amTode nicht,
bin
tief erfreut amLeben nicht,
die
Zeitlichkeit ichwarte ab,
verstehend alles, achtsam ganz.
687
Verehrt
von mir der Meisterist,
getan
des BuddhoWeisung ist,
und
abgelegt dieschwere Last,
der ganze Werdensfluß entfernt.
688
Aus
welchem Grundich ausgezogen
vom
Haus in dieHauslosigkeit,
der
Grund ist nun von mirerreicht,
was soll mir noch das Wälderleben?
UDĀYI
689
Den
Menschgewordenen Erwachten,
den
selbstgezähmtGesammelten,
den
Wandernden aufBrahmapfad,
den, der an Geistesruhe froh:
690
Den
alle Menschentief verehren,
den
aller DingeJenseitsgänger,
die
Götter selbstverehren diesen,
sohab’s als Araham gehört.
691
All
Fesselwerkvergangen ist,
im
Wald er zum Nibbānamkam,
anSinnenlustentsagung
froh,
wie frei von Felsgeröll das Gold.
692
Wie
glänzt dochdieser Elefant
in
demHimalaya-Gebirge!
Von
allenElefantennamen
der Wahrheitsname höchster ist.
693
Den
Elefanten werd’ich euch erklären,
von
ihm geht nieBedrängnis aus:
Sanftmut
undFreisein von Gewalt
zwei Füße sind des Elefanten.
694
Die
Sati und dieklare Einsicht
des
Elefanten andernFüße,
Vertrau’n
als Rüsselhat der große Elefant,
(Vertrau’n
desElefanten Rüssel)
Gleichmut
als weißesElfenbein.
(Gleichmut das weiße Elfenbein)
695
Die
Sati Nacken,Kopf die Weisheit,
das
Forschen ist dasDhammadenken,
der
Dhammaschoß dasrechte Wohnen (sein Aufenthalt),
die
Einsamkeit istdessen Schwanz.
(die Abgeschiedenheit sein Schwanz)
696
Der
sich vertieft,am Atem froh,
und
ist im Innerngut gesammelt, -
es
geht der Elefantgesammelt,
es steht der Elefant gesammelt.
697
Gesammelt
liegt derElefant,
im
Sitzen ist erauch gesammelt, -
stets
ist derElefant gezügelt,
diesElefanten-Meisterschaft.
698
Er
ißt untadelhafteDinge,
die
tadelhaften ißter nicht,
verdeckte
Nahrung ererlangt,
Zusammenhorten meidet er.
699
Die
Fessel fein, dieFessel grob,
jedwede
Bindungschnitt er ab,
wohin
auch immer ernur geht,
ganz ohne Wünsche geht er da.
700
Gleichwie
im Wasserer entsteht,
der
weiße Lotus,weiterwächst
und
nicht benetztvom Wasser wird,
von reinem Duft, der Geist (das Herz) erfreut:
701
So
auch ist in derWelt entstanden
der
Buddho, in derWelt er lebt,
wird
nicht benetzt mehrvon der Welt,
gleichwie vom Wasser nicht der Lotus.
702
Das
große Feuersteht in Flammen,
nur
ohne Nahrunghört es auf, -
sind
alle Kohlenausgebrannt:
„erloschen“ wird das wohl benannt.
703
Um
zu verstehn, wasdas bedeutet,
ein
Gleichniszeigten Kluge auf:
es
sehn die großenElefanten
den Elefanten elefantgezeigt.
704
Von
Reizen frei, vonHassen frei,
von
Blendung frei,von Einfluß frei,
den
Körper läßt derElefant,
wird ganz erlöschen, einflußfrei.
ADHIMUTTO (der Hingegebene)
705
Zum
Zweck des Opferns,des Besitzes
zerstörten
früherwir so viel, -
zurück
blieb nichtsals lauter Furcht,
es zittern alle, alle klagen.
706
Du
bist in Dir nichtvoller Furcht
schön
strahlst Duwie aus tiefer Ruhe, -
warum
nicht bist Duvoller Klagen
bei solcher großen Furcht umher?
707
Es
gibt im Innerenkein Leid
dem,
der nichtswünscht, Du Hauptmann, Du, -
die
Ängste all sindüberwunden
dem, der die Fessel abgestreift.
708
Wenn
alles Werdenausgeschöpft,
der
Dhammo ist ganzklar erschaut,
nicht
gibt es längerTodesfurcht,
als wär die Last schon abgelegt.
709
Mein
Brahmaleben istvollbracht
und
auch der Weg istganz entfaltet:
vorm
Tode ist mirnicht mehr bang,
ist aller Krankheit Ende nur.
710
Mein
Brahmaleben istvollbracht,
und
auch der Weg istganz entfaltet:
sah
ohne Süße allesWerden,
getrunknes Gift, schnell ausgespien.
711
BinJenseitsgänger,Haftensfreier,
tat,
was zu tun, binEinflußfreier,
zufrieden,
wenn dasLeben endet (wenn die Zeit vorbei)
wie freigekommen aus dem Schlachthaus.
712
Wer
höchstesDhammatum erlangt,
in
aller Welt siehtkeinen Sinn,
ist
aus demFlammenhaus befreit,
beim Tode jammert er nicht mehr.
713
Was
es auch anVerbindung gibt
und
wo er Werdenauch erlangt:
all
dies ist ohneAusweg stets,
so ward’s gesagt vom großen Weisen.
714
Wer
dieses wirklichso versteht,
wie
es vom Buddhoaufgezeigt,
nicht
greift er mehrnach einem Werden,
als wär’ es glüh’nde Eisenkugel.
715
Nicht
gibt es mehrfür mich „Ich war“ -
„Ich
werde sein“gibt es nicht mehr -
Sankhāras
werdennicht mehr sein:
was gäbe es zu klagen da?
716
Das
reine Kommenaller Dhammas,
die
reine Dauer derSankhāras:
wer
das, so wie eswirklich, sieht,
der kennt nicht Furcht, Du Hauptmann, Du.
717
Gleich
Gras undFeuerholz ist Welt -
wenn
er mit Weisheitdas so sieht,
hat
er nichtMein-Empfinden mehr,
„Nicht gibt es Mein!“ er nicht beklagt.
718
Bin
unzufrieden mitdem Leibe,
beim
Werden bin ichohne Wunsch, -
der
Körper wirdzerbrechen einst,
ein anderer wird nicht mehr sein.
719
Was
ihr zu tun habtmit dem Leibe,
das
tut, wenn ihr esdenn so wünscht!
Nicht
wird in mir,dadurch bedingt,
Haß oder Liebe zu euch sein. -
720
Als
diese Rede siegehört,
die
alle Haaresträuben läßt,
die
Schwerter legtensie zu Boden,
die Jünglinge, und sprachen dies:
721
Was
hast Du da nur,Herr, vollbracht?
Wer
ist Dein Lehrerwohl gewesen?
Auf
Grund von wessenLehre wohl
wird so erlangt Klaglosigkeit?
722
Der
All-Erkenner,Alles-Seher,
der
Sieger ist einLehrer mir, -
der
Groß-Erbarmerist mein Meister,
der
aller Welt einHeiler ist.
(der ganz erbarmensweite Meister)
723
Er
zeigte dieseLehre auf,
die
zum Versiegenführt, die höchste, -
auf
Grund von dessenLehre ja
wird so erlangt die Klaglosigkeit.
724
Als
angehört desWeisen gutes Wort die Räuber,
da
legten sie die Schwerterab und ihre Waffen, -
die
einen lösen sichvon ihrem Tun,
die anderen entschlossen sich hinauszuziehn.
725
Und
als sie angelangtin des Sugato Botschaft,
entfaltet
die Erwachungsglieder-Kräfte,Weise,
von
scharfem Geist,die Sinne gut in der Gewalt:
berührten sie Nibbānapfad, den ungeschaffnen.
PĀRĀPARIYO
726
Dem
Samano kam einGedanke,
dem
Pārāpariyo,einem Bhikkhu,
dem
einsamen, demsitzenden,
dem abgeschied’nen Sich-Vertiefer:
727
Welch
eine Regel magein Mensch,
und
welche Übung,welch Verhalten
sich
selbst zurPflicht erlegen auf,
und nicht auch irgendetwas quälen?
728
Der
MenschenSinnesfähigkeiten
zum
Wohle und zumNichtwohl führ’n:
die
unbeschütztenführ’n zum Nichtwohl,
und die beschützten hin zum Wohle.
729
Die
Sinne immer gutbeschützend,
die
Sinne wie einHirt bewachend:
ist
das sich selbstzur Pflicht geworden,
nicht wird dann irgendwas gequält.
730
Wem
Augensinn zu denGestalten
hineineilt
und nichtgehalten wird,
wer
die Gefahr dabeinicht sieht,
der wird vom Leiden nicht befreit.
731
Und
wem derOhrensinn zu Tönen
hineilt
und nichtgehalten wird,
wer
die Gefahr dabeinicht sieht,
der wird vom Leiden nicht befreit.
732
Wer
das Entkommennicht kann seh’n,
wenn
die Gerüche erverfolgt,
der
wird nicht freivon allem Leid,
an die Gerüche hingegeben.
733
Des
Sau’ren und desSüßen Spitze,
des
Bitter’n Spitzesich erinnernd,
an
denGeschmacksdurst festgebunden,
das Herz kommt zum Erwachen nicht.
734
Der
schönen sich,nicht abgestoßen,
sich
der Berührungenerinnernd,
erregt,
vom Reizeüberwältigt,
vielfältig findet sich das Leiden.
735
Wer
seinen Geist beidiesen Dingen
nicht
recht vermagzu schützen sich,
von
da folgt ihm dasLeiden nach
bei eben allen diesen Fünfen.
736
Mit
Eiter und mitBlut gefüllt
ist
dieses vielerleiGerippe,
zum
Heldenmanngemacht und schön,
wie eine Schachtel hübsch bemalt.
737
Scharf
stechend istGeschmack des Süßen,
des
Lieben Fesselungist Leiden, -
wie
Messer, ganzbeschmiert mit Honig,
daß es beschmiert, man nicht begreift.
738
Gestalt
der Frau,Geschmack der Frau,
und
auch Berührungeiner Frau,
bei
Frauendüften,wer erregt:
der Erregte vielfältig findet sich das Leiden
(findet in sich).
739
Ach,
dieseFrauenströme alle,
durchfließen
ständigfünf bei Fünfen, -
bei
ihnen einen Wallzu bauen,
wer dazu fähig, heldenhaft:
740
Der
ist im Vorteil,Lehr-Sinnkundig,
der
ist geschickt,der ist ganz wachsam, -
er
mag nun tun volltiefer Freude
die Pflicht, dem Lehr-Sinn ganz verbunden.
741
Dann
sitzt er, insich fest gezügelt,
vermeidet
Pflicht,die nutzlos ist!
„Nicht
d a s istPflicht!“ hat er gedacht,
nicht träge, immer wachsam sehend.
742
Und
was da sinnvollist gezügelt,
und
was entsteht anDhammafreude,
das
übernehmt undhaltet aufrecht,
das, wahrlich, ist die höchste Freude!
743
Wer
da mit großen,schlauen Reden
die
Andern zumBegehren treibt,
der
hat getötet,führt zum Klagen,
brach mit Gewalt bei Andern ein.
744
So
wie beim Bau’nmit Bolzen einen Bolzen
schlägt
tief hineinder starke Mann:
so
auch die Sinnemit den Sinnen
schlägt tief hinein der Tüchtige.
745
Vertrauen,
Tatkraftund die Sammlung (Samādhi)
und
Sati-Weisheit stetsentfaltend:
hat
fünf mit Fünfener getötet,
ganz unverwirrt geht der Brahmane.
746
Der
ist im Vorteil,lehrsinnkundig,
begriff
den Kern derUnterweisung,
mit
allem ist erganz beim Buddho:
ein solcher Mann läßt Glück gedeih’n.
TELAKĀNI (einer mit kleinen Mengen Öl)
747
Ach,
lange in derÜbung eifrig,
die
Lehre hab ichdurchgedacht,
des
GeistesGleichmaß fand ich nicht, -
so fragt’ ich Wand’rer und Brahmanen:
748
Wer
ging zumJenseits in der Welt?
Wer
tauchte insTodlose ein?
Ach,
wessen Lehrenehm’ ich an,
den höchsten Sinn ganz zu begreifen?
749
Am
Innenhaken saßich fest,
gleichwie
ein Fischden Köder schluckt, -
saß
glücklich inMahindas Falle,
dem Vepacitti gleich, dem Riesen.
750
Ich
zieh’ ihn an,ich lös’ ihn nicht
mit
diesem Jammern,diesem Klagen. -
Wer
wird dasWeltband lösen mir
und mein Erwachentief erfahren?
751
Ach,
welcher Wand’rerund Brahmane
zeigt
dasZerbrechliche mir auf?
Ach,
wessen Lehrenehm’ ich an,
das Alter und den Tod zu bannen?
752
An
Schwanken,Zweifel festgeknotet,
an
Ärgerkräfteangebunden,
in
Zorn geraten,geistverhärtet,
im Wünschen voller Heftigkeit, -
753
des
Durstes Bogenwird gespannt,
mitzwei
mal fünfzehn ausgestattet:
sieh
diesenselbstgemachten Toren,
wie er gespalten in sich steht!
754
Gab
fremde Ansichtennicht auf,
Gedankenpfeil,
sospitz geschärft, -
von
ihm durchbohrt,ich bin geplagt,
bin wie ein Blatt, vom Wind bewegt.
755
Wenn
ich im Innernmich erhebe,
schnell
wird gequältdas Meingefühl,
die
sechs Berührungsreicheund der Körper,
wo er sich drängt allüberall.
756
Den
seh ich nicht,des Heilens kundig,
der
mir den Pfeilentfernen kann, -
mit
seiner reichen,überlegnen Lehre,
nicht anders mir das Schwanken nimmt.
757
Wer
ohne Messer,ohne Wunde
den
Pfeil, der mirim Innern liegt,
und
nicht verletzendalle Glieder,
den Pfeil wird einmal mir entfernen?
758
Der
Dhammameisterist der Beste,
zieht
böses Gift ausmir heraus, -
mir,
der ich in dieTiefe fiel,
hat rettend er die Hand gezeigt.
759
In
klaren See binich getaucht,
trag
keinen Staubmehr nah an mir,
getrocknet
Täuschungist und Ärger,
die Trägheit nicht mehr ausgebreitet.
760
Die
Unruhwolke hatgedonnert,
dieFesselungsgewitterwolke:
die
Führerführ’n zu falscher Ansicht,
sind in Gedanken reizgebunden.
761
Es
fließen überalldie Ströme,
das
Schlinggewächssteht fest im Boden:
die
Ströme wer kannsie wohl stauen?
Das Schlinggewächs, wer spaltet es?
762
„Zieht
eine GrenzeIhr, o Herr,
zu
dieser StrömeAll-Abwenden!“ -
„Nicht
soll Dichgeistgemachter Strom
wie einen Baum gewaltsam reißen!“
763
So
gab mir, der inFurcht geboren,
im
Diesseits sichdas Jenseits wünscht,
der
Lehrer Schutzund Weisheitswaffe,
als ich dem Weisen-Orden folgte.
764
Auf
Stufen, gutgebaut und rein,
die
Kernholzlehreehern fest
gab
er, der ichgetragen nun:
„Sei ohne Furcht!“ er sprach zu mir.
765
Die
Sati-Plattformstellt’ ich auf,
bestieg
sie undbetrachtete
all
das, was früherich bedachte,
wie das am Körper frohe Volk.
766
Und
als ich da denWeg nun sah,
aufs
Rettungsbootstieg ich hinauf,
stand
auf dem Selbstnicht länger fest,
die Furt sah ich, die allerhöchste.
767
Den
Pfeil, der ausdem Selbst entstanden,
der
Werdensbahnennur vermehrt,
an
diesem nicht mehrfortzubau’n,
er zeigte auf den Weg, den höchsten.
768
So
lange Zeit ichschlafend ruhte,
so
lange Zeit steh’ich nun fest:
der
Buddho nahm dieFessel mir,
zog böses Gift aus mir heraus.
RATTHAPĀLO (Reichshüter)
769
Sieh
dieseschmuckgemachte Puppe,
den
Wundenkörper,aufgebaut,
den
kranken, vonGedanken voll,
der Dauer und Bestand nicht hat!
770
Sieh
die Gestalt, soschmuck gemacht,
juwelenschwer
am Ohrder Ring,
die
Knochen sieh,mit Haut bedeckt,
darüber leuchtet Kleiderpracht.
771
Sieh
nur die Füße,rot lackiert,
den
Mund, mit Farbegrell geschminkt, -
wohl
recht, denToren zu verblenden,
nicht den, der’s andre Ufer sucht.
772
In
Zöpfen fällt dasHaar herab,
die
Augen glänzeneingesalbt, -
wohl
recht, denToren zu verblenden,
nicht den, der’s andre Ufer sucht.
773
Der
Salbentopf wirdneu bemalt,
der
faule Körperwird geschmückt, -
wohl
recht, denToren zu verblenden,
nicht den, der’s andre Ufer sucht.
774
Der
Jäger legteseine Schlinge,
nicht
fiel das Wildauf ihn herein, -
das
Futter nahmenwir und gehen,
der Fallensteller schreit umsonst.
775
Zerschnitten
ist desJägers Schlinge,
nicht
fiel das Wildauf ihn herein, -
das
Futter nahmenwir und gehen,
es klagt der wilde Jäger nun.
776
Ich
sehe in der Weltwohl reiche Menschen,
von
dem Besitz siegeben nicht, verblendet,
sie
gier’ n nachReichtum, horten nie genug,
ersehnen mehr und mehr an Sinnenlüsten.
777
Der
König mit Gewaltdie Erde nahm,
die
ozeanumgebengroße er bewohnt,
diesseits
des Ozeansgenügt ihm nicht,
das Jenseits auch des Ozeans ersehnt er sich.
778
Der
König und dieandern vielen Menschen,
nicht
frei von Durstzum Tode sie gelangen,
im
Mangelfühlenlassen sie den Körper,
bei Lüsten in der Welt ist nicht Genügen.
779
Es
weinen dieVerwandten, raufen Haare,
„Weh
uns noch nichtGestorbenen!“ sie sagen,
mit
einem Kleid bedeckt,sie tragen ihn hinaus,
verbrennen ihn auf einem Scheiterhaufen.
780
Er
wird verbrannt,mit Pflöcken angestoßen,
ein
einziges Gewand bliebsein Besitz, -
für
einen Sterbendensind sie nicht Schutz,
Verwandte nicht, noch Freunde, Kameraden.
781
Die
Erben tragenfort, was er besaß,
das
Wesen aber gehtnach seinen Werken, -
nicht
folgt denSterbenden der Reichtum nach,
und auch nicht Kinder, Frauen und das Reich.
782
Nicht
langes Lebenschafft er sich mit Reichtum,
und
mit Besitz er auchdas Alter nicht zerschlägt,
nur
äußerst kurz istLeben, sagen Weise,
ist ewig nicht, Verwandlung sein Gesetz.
783
Gewiß,
auch Armerühren an Berührung,
der
Tor, der Weise,sie sind gleich berührt, -
der
Tor durchTorheit wie geschlagen liegt,
der Weise zittert nicht, faßt ihn Berührung.
784
Darum
ist Weisheitbesser noch als Reichtum,
durch
sie man zurVollendung hier gelangt, -
ganz
ohne Sinn indiesem, jenem Leben
nur schlechte Werke tun, die ganz verblendet.
785
Es
kommt das geist’geWesen in die andre Welt,
setzt
den Samsāroimmer weiter fort, -
auch
wer gering anWeisheit, tief vertrauend:
es kommt das geist’ge Wesen in die andre Welt.
786
Gleichwie
einRäuber, der beim Einbruch wird ergriffen,
durch
eig’ ne Tatsich tötet, welcher schlecht geartet:
so
Spät’rer nach demTod in andrer Welt
durch eig’ne Tat sich tötet, welcher schlecht
geartet.
787
Die
Sinnenlüste, buntund süß, den Geist erfreuend,
mit
Form um Formzermalmen sie das Herz, -
ich
sah Gefahr nurbei den Sinnessträngen,
darum bin ich hinausgezogen, König.
788
Baumfrüchten
gleiches fallen hin die Jungen,
die
Frauen jung undauch die Alten, bricht der Körper, -
als
ich auch dies gesehn,zog ich hinaus, o König,
das blattlose Asketentum ist eben besser.
789
Vertrauend
bin ichausgezogen,
kam
bei der Siegerbotschaftan,
untadelig
meinAuszug ist,
schuldlos genieße ich das Mahl.
790
Die
Lüsteflammenstehendsah,
Goldmünzen
als einscharfes Schwert,
die
Schöße nur alsLeidempfängnis,
und vor den Höllen große Angst.
791
Als
die Gefahr ichklar gesehn,
Ergriffenheit
kamüber mich,
ich
war durchdrungen- und dann still,
kam hin zum Einfluß-Untergang.
792
Verehrt
von mir derMeister ist,
getan
des BuddhoWeisung ist,
und
abgelegt dieschwere Last,
der ganze Werdensfluß entfernt.
793
Zu
welchem Zweck ichzog hinaus
vom
Haus in dieHauslosigkeit,
der
Zweck ist nunvon mir erreicht:
all meiner Fesseln Untergang.
MĀLUNKYAPUTTO
794
Sieht
er Gestalt,vergißt die Sati,
bedenkt
dies Zeichennur als „lieb“,
ist
er im Herzentief erregt,
dran festgebunden bleibt er stehn.
795
Ihm
mehren dieGefühle sich,
Gestalten
immer mehrentstehn, -
Verlangen
undVerdruß in einem,
sein
Herz wird ihmverdorben ganz, -
so
häuft er weiterLeiden an,
„fern vom Nibbānam“ wird’s genannt.
796
Hört
er Getön,vergißt die Sati,
bedenkt
dies Zeichennur als „lieb“,
ist
er im Herzentief erregt,
dran festgebunden bleibt er stehn.
797
Ihm
mehren dieGefühle sich,
und
Töne immer mehrentstehn, -
Verlangen
undVerdruß in einem,
sein
Herz wird ihmverdorben ganz, -
so
häuft er weiterLeiden an,
„fern vom Nibbānam“ wird’s genannt.
798
Riecht
er Geruch,vergißt die Sati,
bedenkt
dies Zeichennur als „lieb“,
ist
er im Herzentief erregt,
dran festgebunden bleibt er stehn.
799
Ihm
mehren dieGefühle sich,
Gerüche
immer neuentstehn, -
Verlangen
undVerdruß in einem,
sein
Herz wird ihmverdorben ganz, -
so
häuft er weiterLeiden an,
„fern vom Nibbānam“ wird’s genannt.
800
Schmeckt
erGeschmack, vergißt die Sati,
bedenkt
dies Zeichennur als „lieb“,
ist
er im Herzentief erregt,
dran festgebunden bleibt er stehn.
801
Ihm
mehren dieGefühle sich,
Geschmäcke
immer neuentstehn, -
Verlangen
und Verdrußin einem,
sein
Herz wird ihmverdorben ganz, -
so
häuft er weiterLeiden an,
„fern vom Nibbānam“ wird’s genannt.
802
Spürt
er Getast,vergißt die Sati,
bedenkt
dies Zeichennur als „lieb“,
ist
er im Herzentief erregt,
dran festgebunden bleibt er stehn.
803
Ihm
mehren die Gefühlesich,
Berührung
immer neuentsteht, -
Verlangen
undVerdruß in einem,
sein
Herz wird ihmverdorben ganz, -
so
häuft er weiterLeiden an,
„fern vom Nibbānam“ wird’s genannt.
804
Hat
er gedacht,vergißt die Sati,
bedenkt
dies Zeichennur als „lieb“,
ist
er im Herzentief erregt,
dran festgebunden bleibt er stehn.
805
Ihm
mehren dieGefühle sich,
Gedankendinge
stetsentstehn, -
Verlangen
undVerdruß in einem,
sein
Herz wird ihmverdorben ganz, -
so
häuft er weiterLeiden an,
„fern vom Nibbānam“ wird’s genannt.
806
Erregt
er n i c h tsich bei Gestalten,
sieht
die Gestalt,stellt Sati auf:
ist
er im Herzennicht erregt,
nicht dran gebunden bleibt er stehn.
807
Selbst
wenn er nunerblickt Gestalt,
sich
einläßt auchauf das Gefühl,
wird’s
abgebaut,nicht angehäuft:
so
dieser lebt inAchtsamkeit,
so
häuft er sichnicht Leiden an,
„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.
808
Erregt
er n i c h tsich bei Getön,
hört
einen Ton,stellt Sati auf:
ist
er im Herzennicht erregt,
nicht dran gebunden bleibt er stehn.
809
Selbst
wenn er nunGetöne hört,
sich
einläßt auchauf das Gefühl,
wird’s
abgebaut,nicht angehäuft:
so
dieser lebt inAchtsamkeit,
so
häuft sich nichtLeiden an,
„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.
810
Erregt
er n i c h tsich bei Gerüchen,
riecht
den Geruch, stelltSati auf:
ist
er im Herzennicht erregt,
nicht dran gebunden bleibt er stehn.
811
Selbst
wenn er denGeruch gerochen,
sich
einläßt auchauf das Gefühl,
wird’s
abgebaut,nicht angehäuft:
so
dieser lebt inAchtsamkeit,
so
häuft er sichnicht Leiden an,
„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.
812
Erregt
er n i c h tsich bei Geschmäcken,
schmeckt
erGeschmack, stellt Sati auf:
ist
er im Herzennicht erregt,
nicht dran gebunden bleibt er stehn.
813
Selbst
wenn er denGeschmack genießt,
sich
einläßt auchauf das Gefühl,
wird’s
abgebaut,nicht angehäuft:
so
dieser lebt inAchtsamkeit,
so
häuft er sichnicht Leiden an,
„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.
814
Erregt
er n i c h tsich bei Getast,
fühlt
er Getast,stellt Sati auf:
ist
er im Herzennicht erregt,
nicht dran gebunden bleibt er stehn.
815
Selbst wenn er das Getast nur spürt,
sich einläßt auch auf das Gefühl,
wird’s abgebaut, nicht angehäuft:
so
dieser lebt inAchtsamkeit,
so häuft
er sich nichtLeiden an,
„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.
816
Erregt
er sich nichtbei Gedanken,
denkt
er ein Ding,stellt Sati auf:
ist
er im Herzennicht erregt,
nicht dran gebunden bleibt er stehn.
817
Selbst
wenn er nundas Ding gedacht,
sich
einläßt auchauf das Gefühl,
wird’s
abgebaut,nicht angehäuft:
so
dieser lebt inAchtsamkeit,
so
häuft er sichnicht Leiden an,
„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.
SELO
818
Vollkommen
ist derLeib und glänzend,
so
wohl geboren,schön zu seh’n:
goldfarben
bist,Erhab’ner, Du!
Weiß ist Dein Zahn! Bist voller Kraft!
819
Bei
einem Mann, derwohl geboren,
bestimmte
Zeichensind zu finden:
sie
alle sind anDeinem Körper,
des Großen Menschen Leibmerkmale.
820
Hell
ist das Auge,gut ist das Gesicht,
dem
Brahmā gleichsein großer Glanz:
inmitten
derAsketenschar
gleichwie die Sonne leuchtest Du.
821
Ein
so schön anzuseh’nderMönch
mit
schimmernd goldgefärbterHaut:
was
find’st Du amAsketensein,
der Du so höchste Schönheit hast?
822
Ein
König wohlverdienst zu sein,
ein
Herrscher, Herrder Wagenlenker,
und
an vierErden-Enden siegreich,
des Rosenapfelhains Gebieter.
823
Die
Krieger und dieHerrscher auch,
verbunden
sind siealle Dir, -
Du
Königskönig,Menschenkönig,
regiere nun, o Gotama!
824
Der
Buddho:
Ein
König bin ichwahrlich, Sela,
ein
Dhammakönighöchster Art, -
mit
meinem Dhammostoß das Rad ich an,
das Rad, das nicht zurückzudreh’n.
825
Selo:
Als
ganz erwachterkennst Du Dich?
Ein
Dhammakönighöchster Art?
„Mit
meinem Dhammostoß das Rad ich an“,
so sprichst Du zu mir, Gotama.
826
Wer
ist nunHeerführer des Herrn,
der
Jünger, der demLehrer folgt?
Wer
führt das allesweiter fort,
das Dhamma-Rad, in Gang gesetzt?
827
Der
Buddho:
Das
von mirangestoßne Rad, Sela,
das
Dhamma-Rad vonhöchster Art,
der
Sāriputtofortbewegt,
so gleichend dem Tathāgato.
828
Was
zu erkennen, isterkannt,
was
zu entfalten,ist entfaltet,
was
loszulassen, istgelassen:
darum bin Buddho ich, Brahmane.
829
Gib
auf an mir denletzten Zweifel
und
öffne mir DeinHerz, Brahmane, -
schwer
zu erlangenist das Sehen
der ganz Erwachten, wahrlich, immer.
830
Schwer
zu erlangenin der Welt
Erscheinung
ist, dieimmer währt:
ein
Buddhobin, Brahmane, ich,
ein Pfeilchirurg, von höchster Art.
831
Brahmageworden,
ohneGleichen,
bin
ich einTodesheerzermalmer, -
die
Feinde alle sindgebannt,
ich freue mich, woher noch Furcht?
832
Selo:
Dies
nun, IhrHerren, wohl beachtet,
wie
einer spricht,der’ s Auge hat:
der
Pfeilchirurg,der große Held,
dem Löwen gleich, brüllt er im Wald.
833
Den
Brahmaart’gen,ohne Gleichen,
denTodesheerzermalmenden,
wer
ihn gesehn,sollt’ klar nicht werden,
selbst wenn von niedriger Geburt?
834
Wer’s
wünscht, dermöge folgen mir,
wer’s
nicht wünscht,möge weitergehn.
Hier
werd’ ich jetztnach draußen ziehn,
der höchsten Weisheit wahrlich nah.
835
Die
Jünger des Selo:
Wenn
dies dem Herrenso gefällt,
das
Lehrgebot desganz Erwachten,
auch
wir nachdraußen werden ziehn,
der höchsten Weisheit wahrlich nah.
836
Selo:
Dreihundert
derBrahmanen hier,
sie
bitten mit demHandgruß nun:
„Das
Brahmalebenwoll’n wir führ’n
in Deiner Nähe, Bhagavā!
837
Der
Buddho:
Gut
ist erklärt, dasBrahmaleben,Sela,
ist
klar zu sehn undzeitlos gültig, -
die
Weltabkehr istungetrübt
für einen, der nicht lässig übt.
838
Die
Jünger des Selo:
Die
Zuflucht habenwir genommen,
und
schon am achtenTag, o Seher,
nach
sieben Nächten,Bhagavā,
sind wir gezähmt in Deiner Lehre.
839
Du
bist der Buddho,bist der Lehrer,
bist
Māro-Überwinder,Muni, -
Du
hast dieNeigungen gespalten,
hinüber hilfst Du diesem Volk.
840
Der
Lebensbasis bistentkommen,
die
Einflüsse hastDu zerstört, -
dem
Löwen gleich,ganz ohne Haften,
hast aufgegeben Angst und Schrecken.
841
Selo:
Dreihundert
dieserBhikkhus hier,
sie
stehen mit demHandgruß da:
die
Füße, Held, ostrecke aus,
die Elefanten wollen ehr’n den Meister (Lehrer).
BHADDIYO (der Glückerfüllte)
842
Da
war aufElefantennacken
ein
feines Tuch mirausgebreitet, -
ich
habe guten Reisgegessen,
mit klarer Brühe übergossen.
843
Heut
lebt im Glückbeharrlich er,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
844
Staublumpen
trägt beharrlicher,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
845
Um
Gaben gehtbeharrlich er,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
846
Drei
Roben trägtbeharrlich er,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
847
Im
Gleichschrittgeht beharrlich er,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
848
Alleine
sitztbeharrlich er,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
849
Die
Brocken kriegtbeharrlich er,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
850
Nie
ißt zu spätbeharrlich er,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
851
Im
Walde lebtbeharrlich er,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
852
Am
Baume sitztbeharrlich er,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
853
Lebt
untermHimmelsraum beharrlich,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
854
Lebt
auf demLeichenfeld beharrlich,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefungübt
er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
855
Nimmt
jedenLumpensitz beharrlich,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
856
Sitzt
ohne Pausestets beharrlich,
mit
seiner Sammelschalefroh,
Vertiefung
übt er, nichtmehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
857
Hat
wenigWünsche nur beharrlich,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
858
Ist
ganz zufriedenstets beharrlich,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
859
Lebt
abgeschiedenganz beharrlich,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
860
Liebt
nicht Gemeinschaftganz beharrlich,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
861
Setzt
immer Tatkraftein beharrlich,
mit
seinerSammelschale froh,
Vertiefung
übt er,nicht mehr haftend,
der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.
862
Ich
ließ zurück denSchatz an Bronze,
das
schwere Goldließ ich zurück,
nahm
eine Schale nuraus Ton
und wusch sie zweimal gründlich aus.
863
Ich
schirmt’ mich abmit hohem Zaun
und
sicherte (überprüfte)die Speicher alle,
zum
Schutz hielt ichein Schwert in Händen,
nur voller Furcht ich lebte früher.
864
Und
heute glücklich,unerschrocken,
ganz
frei von Angstund jeder Furcht,
vertieft
sich, inden Wald getaucht,
der Sohn der Godhā, Baddhiyo.
865
Auf
Tugendgruppenfest mich gründend,
Sati
und Weisheitrecht entfaltend,
erlangte
ich so nachund nach
all meiner Fesseln Untergang.
ANGULIMĀLO (Fingergirlande)
866
Beim
Gehen sagst Du,Du Asket: „Ich stehe!“
Und
mich nennst Dubeim Stehen „nicht stehend“.
Ich
frage Dich,Asket, nun nach dem Sinn:
warum stehst Du und warum steh’ ich nicht?
867
Fest
stehe ich,Angulimāla, überall,
bei
allen Wesen legt’ich ab den Stock
(bei
allem, wasgeworden)
Du
aber bei denWesen ungezügelt bist:
darum
steh’ ich undDu, der nicht steht, bist.
(bist einer, der nicht steht)
868
Jetzt
endlich mirder hochverehrte, große Weise
im
großen Walde, derAsket, erschien, -
ich
werde lassentausendfaches Schlechte:
hab’ ihn gehört, den Vers, dhammagebunden.
869
So
jetzt der RäuberSchwert und scharfe Waffe
in
tiefe Grube,Abgrund, „Hölle“ warf, -
der
Räuber grüßtedes Sugato Füße,
um Ordensweihe er den Buddho bat.
870
Der
Buddho nun, dermitleidvolle Weise,
der
Lehrer dieserWelt mit ihren Göttern,
das
„Komm’ Bhikkhu!“sprach er nur einfach aus:
das war für ihn das ganze Bhikkhuwerden.
871
Wer
früher immerlässig war
und
später dannnicht lässig mehr,
der
bringt einLeuchten in die Welt,
gleichwie der wolkenfreie Mond.
872
Bei
wem die schlechtgetane Tat
mit
heilsam Gutemwird bedeckt,
der
bringt einLeuchten in die Welt,
gleichwie der wolkenfreie Mond.
873
Wer
in der Tat alsjunger Mönch
sich
bindet an dieBuddha-Weisung,
der
bringt einLeuchten in die Welt,
gleichwie der wolkenfreie Mond.
874
Die
Feind mir mögen’sLehrgespräch anhören!
DieFeind
mir binden sich an Buddhaweisung!
DieFeind
mir mögen jene Menschen teilen,
die diesen Dhammo fähig sind zu lehren!
875
Die
Feind mir - beiden Lehren der Geduld,
den
ungehindertlobenswerten,
sie
mögen hör’ n dieLehr’ zur rechten Zeit
und dann nach ihrer Weisung handeln!
876
Ach,
niemals mögeeiner mich verletzen,
auch
einen andernnicht und wen auch immer, -
er
möge finden indie tiefste Stille
und schützen die, die zittern - und die zitterfrei!
877
Das
Wasser leitendie Kanälebauer,
die
Pfeilemacherschlichten sich den Pfeil,
das
Holz dieZimmerleute schlichten,
das SELBST sich zähmen Tugendhafte.
878
Nur
mit dem Stockdie einen zähmen,
mit
Stachelhaken undmit Peitsche, -
ganz
ohne Stock undohne Schwert
bin ich gezähmt von einem Großen.
879
„Gewaltfrei“
wareinmal mein Name,
und
voll Gewalt warich doch früher, -
heut’
trage ich denwahren Namen,
denn nicht verletz’ ich irgendeinen.
880
Ein
Räuber ichvorher nur war,
„Angulimālo“
weitbekannt, -
getragen
von dergroßen Woge,
zur Buddhazuflucht ging ich hin.
881
Die
Bluthand ichvorher nur war,
„Angulimālo“,
weitbekannt, -
das
Zufluchtgehensieh nur an:
die Werdensstütze ist entfernt.
882
Nur
schlechtes Werkhab ich getan,
ging
oft auffalschen Wegen nur, -
berührt
nun von derKammafrucht,
kann schuldlos essen ich das Mahl.
883
An
Lässigkeit siebinden sich,
die
Menschen,töricht, ohne Wissen, -
Nichtlässigkeit
derWeise sich
beschützt, wie seinen besten Schatz.
884
An
Lässigkeit nichtbind’ man sich,
sei
nicht mitSinnenreiz vertraut, -
wer
sich vertieft,nicht lässig ist,
gelangt zu einem reichen Glück.
885
Bin
angekommen, gingnicht fort,
nicht
ist diesschlechter Rat für mich, -
was
an den Dingenist zu teilen,
das Beste, das erlangte ich.
886
Bin
angekommen, gingnicht fort,
nicht
ist diesschlechter Rat für mich, -
drei
Wissen sind vonmir erlangt:
getan des Buddho Weisung ist.
887
Im
Walde, unterBaumeswurzel,
in
Bergen und inHöhlen auch:
wo
ich auch früherimmer stand,
war angsterfüllt mein wirrer Geist.
888
So
glücklich liegeich und stehe,
so
glücklich führeich das Leben,
nicht
in der Handdes Māro mehr:
ach, dieser Lehrer voll Erbarmen!
889
Aus
Brahmastämmenging ich vor,
beidseitig
vonNordwestursprung, -
heut’
bin ich Sohndes Sugato,
des Dhammakönigs, meines Lehrers.
890
Vom
Durst befreit,an nichts mehr haftend,
bewachten
Tors undgut gesammelt, -
die
Sorgenwurzelausgespien,
hab ich erlangt das Einfluß-Ende.
891
Verehrt
hab’ meinenLehrer ich,
getan
des BuddhoWeisung ist, -
ist
abgelegt dieschwere Last,
die Werdensstütze ist entfernt.
ANURUDDHO (der Hingegebene)
892
Verlassen
Mutter undden Vater,
Verwandte,
Schwesterund den Bruder, -
fünf
Sinnesbahnenaufgegeben:
Anuruddho sich nun vertieft.
893
Er
ließ auf Tanz,Gesang sich ein,
erwachte
sanft beiLautenklang, -
dadurch
er kam zurReinheit nicht,
an Māros Reich war er erfreut.
894
Und
dies nun langsamüberwindend,
erfreut
er sich desBuddho Weisung, -
die
ganze Wogeüberwindend,
Anuruddho sich nun vertieft.
895
Form,
Ton, Geschmackund den Geruch,
Berührung,
die denGeist erfreu’n:
dies
alles langsamüberwindend,
Anuruddho sich nun vertieft.
896
Vom
Bettelgangzurückgekehrt,
alleine,
nicht zuzweit, ein Muni:
er
sucht sichAbfallumpen aus,
Anuruddho, von Einflußfrei.
897
Er
wählte, nahm undreinigte,
er
färbte, trug dasTuch, der Muni:
ein
Abfallumpenträger,klug,
Anuruddho, von Einflußfrei.
898
Wer
voller Wünsche,unzufrieden,
gesellig
lebt,umhergetrieben,
für
den sind allediese Dinge
nur schlecht und voller Schmutzigkeit.
899
Wer
achtsam ist undohne Wunsch,
zufrieden
ist undunverstört,
froh
an derEinsamkeit, voll Glück,
bereit, stets Tatkraft einzusetzen:
900
Für
den sind allediese Dinge
nur
heilsam, zumErwachen führend, -
von
jedem Einflußfrei ist er.
So hat’s gesagt der große Weise.
901
Wie
ich gesonnen, ererkannte,
der
Lehrer, in derWelt der höchste, -
mit
seinemgeistgeschaff’nen Körper,
durch Geistmagie er kam zu mir.
902
Als
die Gesinnungfest in mir,
noch
weiterhin erzeigte auf:
dernichtvielfalterfreute
Buddho
die Nichtvielfalt er zeigte auf.
903
Als
ich die Lehretief erkannt,
ich
lebte in derBotschaft froh, -
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Botschaft ist.
904
Nun
sind esfünfundfünfzig Jahre,
daß
ich ein Stillesitzerbin, -
und
fünfundzwanzigJahre sind’s,
daß ich die Trägheit aus mir trieb.
905
Nicht
war mehr Ein-und Ausatmen
dem
Geiste, der festin sich steht, -
von
Wünschen frei,in Stille mündend,
ist der, der sieht, rundum erloschen.
906
Mit
einem Herzen,das nicht klebt,
besiedelte
er dasGefühl, -
wie
einer Lampe dasVerlöschen,
Befreiung des Gemüts geschah.
907
Dies
sind dieallerletzten jetzt
des
Muni fünfBerührungen, -
nicht
and’re Dhammaswerden sein
beim ganz Erwachten, voll Erlosch’nen.
908
Nicht
ist jetzt mehrein Wiederkehren
im
Götterleib, derNetze wirft:
erschöpft
ist derGeburtenlauf,
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
909
Wer
blitzesschnelldie tausendfache Welt
erkannt,
der ist demBrahmā gleich, -
wer
meistert dieMagie, und Gehn und Kommen
auch bei der Gottheit immer sieht, ist Bhikkhu.
910
Ein
Essensträger warich früher,
ein
Vagabund, derNahrung nahm, -
an
den Asketen gabich’s weiter,
zu meinem allerhöchsten Ruhm.
911
Ich
wurd’ imSakyastamm geboren,
„Anuruddho“
mannannte mich, -
versorgt
mit Tanzund mit Gesang,
erwacht’ ich sanft bei Lautenklang.
912
Dann
sah ich ihn,den Vollerwachten,
den
Lehrer, der ganzohne Furcht, -
bei
ihm das Herz zurRuhe fand:
ich zog in die Hauslosigkeit.
913
Die
alten Stättenich nun kenne,
dort,
wo ich früherhab’ gelebt, -
unter
dendreiunddreißig Göttern
stand ich, als Sakka dort geboren.
914
Und
an vierErden-Enden siegreich,
als
RosenapfelhainesHerr,
ganz
ohne Stock undohne Schwert,
dem Dhammo treu ich unterwies.
915
Von
da noch sieben,da noch sieben,
Geburtenkreisenvierzehnmal,
den
Aufenthalt werd’ich erkennen,
wenn in der Götterwelt ich stehe.
916
In
demfünfgliedrigen Samādhi,
dem
stillen, ganzauf Eins gerichtet,
die
Körperstille icherlangte:
das Himmelsauge sich mir klärte.
917
Das Lebenswandern ich erkenne,
der Wesen Kommen und ihr Gehen,
ihr Immer-wieder-Anderswerden,
in der
fünfgliedrigenVertiefung stehend.
918
Verehrt hab meinen Lehrer ich,
getan des Buddho Weisung ist, -
ist abgelegt die schwere Last,
die
Werdensstütze ist entfernt.
919
Im Bambusdorf der Vajji-Leute
werd’ ich bei meinem Lebensende,
geborgen unterm Bambusbusch,
erlöschen,
ganz von Einflußfrei.
PĀRĀPARIYO
920
Dem Pilgernden kam ein Gedanke
im blütenreichen, großen Wald,
dem Einspitzigen, Sitzenden,
dem
Abgeschied’nen,Sich-Vertiefenden:
921
Wie anders war beim Weltbeschützer,
beim standhaften, beim höchsten Menschen,
noch das Verhalten seiner Bhikkhus, -
wie
anders ist es jetzt zusehen!
922
Vor Kälte, Sonnenwind, als Schutz
das Lendentuch bedeckte sie,
das Maß einhaltend, aßen sie,
zufrieden
stets auf jedeWeise.
923
Ob vorzüglich oder dürftig,
ob es wenig oder viel:
nur zum Lebensgang sie aßen,
ohne
Gier, nicht zugeneigt.
924
Zum Lebensgang an Ausstattung,
an Medizin, dann an Versorgung
nicht allzu viel verlangten sie,
wie
alle, die amEinfluß-Ende.
925
Im Walde unter Baumeswurzeln,
in tiefen Schluchten und in Höhlen,
die Abgeschiedenheit sie pflegten
und
lebten nur nochhingegeben.
926
In Demut fest und leicht ertragend,
voll Sanftmut und nicht starren Herzens,
ganz ungeschwächt, nicht schwatzhaft lärmend,
den Sinn
der Lehre nurbedenkend.
927
Daher war stets so angenehm
ihr Gang, ihr Essen, ihr Besuch, -
geschmeidig wie ein Strom von Öl
war die
Bewegung ihresKörpers.
928
Von allem Einfluß ganz befreit,
in der Vertiefung und im Glücke groß:
erloschen sind jetzt diese Theras,
jetzt
gibt’s nur wenigsolcher Art.
929
Durch aller heilsam guten Dinge
und aller Weisheit Untergang
die höchste wohl in jeder Hinsicht,
die
Siegerbotschaft wirdzerstört.
930
Und naht der unheilvollen Dinge
und der Beschmutzungen die Zeit, -
durch rechte Abgeschiedenheit
sie
bleiben dem Saddhammotreu.
931
Wenn die Beschmutzungen sich mehren,
ergreifen sie das ganze Volk,
sie spielen, denk’ ich, mit den Toren,
wie mit
Verrückten dieDämonen.
932
Die überwältigt sind von Schmutz,
die da und dort herumgeirrt,
die Menschen bei den Schmutzobjekten
sind
selbstbesessen, jammernlaut.
933
Ist aufgegeben der Saddhammo,
sie streiten miteinander sich,
geraten in die Ansichtsfallen:
„Nur
dies ist besser“,denken sie.
934
Den Reichtum, Sohn und auch die Frau
sie warfen weg und zogen fort, -
um volle
Kelle baten sie,
doch nicht die Pflichten übten sie.
935
Den
Bauch siestopfen voll beim Essen,
und
legen sichbehaglich lang,
Gespräche
führensie, wenn wach,
die unser Lehrer hat getadelt.
936
Sie
übenHandwerkskünste aus,
die
schätzen sie undlernen sie, -
gestillt
tief innensind sie nicht,
„Asketenziel“ - es bleibt zurück.
937
Den
Ton, das Öl, diePuderpaste,
das
Wasser, Sitz undNahrungsmittel
den
Haushältern siepreisen an,
daß die verlangen mehr und mehr.
938
Mit
Zahnholz und mitHolzapfel,
mit
Blumen und mitKaubarem
sind
sie aufBettelpfad versehn,
mit Früchten auch vom Mangobaum.
939
Heilmittel
haben siewie Ärzte
und
Pflichten,gleich den Haushältern,
wie
eine Hure stehensie im Schmuck,
sind Herrscher wie aus Kriegerkaste.
940
Betrüger
sind sie,Hintergeher,
sind
falsche Zeugenvoller Tücke
und
wenden vieleListen an,
das Fleischliche genießen sie.
941
Sie
spiegelnUnterweisung vor
und
haben nichts alsList verfolgt, -
zum
Unterhalt mitKniff und Trick
sie sammeln großen Reichtum an.
942
Sie
rufen dieVersammlung ein
zum
Tätigsein, nichtDhammahören, -
den
Dhammo lehrensie die andern
um Selbstgewinn, nicht um das Ziel.
943
Um
Sanghareichtumstreiten sie,
als
Sangho völligaußerhalb, -
von
Anderer Gewinnsie leben,
sind ohne Scheu und nicht sich schämen.
944
Sie
üben nicht aufdiese Weise,
als
kahlgeschor’neRobenträger, -
Verehrung
sie sichwünschen grad,
von Lohn und Gastfreundschaft betört.
945
So
sind nun vieleabgefallen, -
und
abwärts jetztist’s nicht so leicht,
das
Unerreichte zuerreichen
und das Erreichte recht zu schützen.
946
Wie
über eineDornenstelle
er
gehe ohne dieSandalen,
die
Sati in sichaufgestellt:
so in dem Dorf der Muni gehe.
947
Hat
er gedacht anfrüh’re Yogis,
an
ihr Geloben sicherinnert:
was
immer bleibt anletzter Zeit,
er kann berühren Todlospfad.
948
Als
dies gesagt imWeidenhain
der
Pilger, der dieSinne zwang,
der
Brāhmanoerlöschte ganz,
der Meister, frei von Wiederwerden.
PHUSSO (der Klare)
949
Als
er all dieseSanften sah,
im
Selbst entfaltet,gut gezügelt,
ein
Weiser derPandarasa’s
befragte Phusso, sprach ihn an:
950
Was
wird anWille, was an Wunsch,
was
an Erscheinungalles sein
in
fernen,zukünftigen Zeiten?
Das mir erkläre, so gefragt.
951
„So
höre nun dasWort von mir!“
Der
Weise sprach zuPandaro.
„Und
gründlich auchbehalte es!
Ich werd’ erklären Zukunft Dir.“
952
Von
Zorn verzehrtund böswillig,
scheinheilig,
starr,betrügerisch,
voll
Neid und vollerMeinungen:
so werden sie in Zukunft sein.
953
Sie
rühmen sich derLehrerkenntnis,
der
tiefen,Jenseitsküstenweide, -
leichthin
sie ehr’ nden Dhammo nicht,
einander schenken sie nicht Achtung.
954
Viel
an Gefahren inder Welt
erscheinen
werdenkünftighin, -
und
die wohlaufgezeigte Lehre
beschmutzen werden Törichte.
955
Die
schwach anTugend sind im Sangho,
die
spielen sich alsWeise auf, -
die
werden stark anEinfluß sein,
viel schwatzen, weil sie nicht „gehört“.
956
Und
selbst die Gutenauch im Sangho,
die
sich nach wahremZweck verhalten,
sie
werden schwachan Einfluß sein,
von scheuem Geist und ohne Ziel.
957
An
hellem Silber,reinem Gold,
an
Land, Besitz, anSchafen, Ziegen,
an
Sklavin, Sklavewohl die Dummen
ergötzen werden künftig sich.
958
Stets
reizbar sindsie, diese Toren,
und
im Verhaltenungesammelt, -
dreist
werdenwandern sie umher,
streitlustig wie die wilden Tiere.
959
Ganz
unruhvoll siewerden sein,
von
schwarzer Robenur bedeckt, -
falsch-harteSchwätzer,
aufgeblasen,
sie werden leben wie die Edlen.
960
Mit
Öl geglättetihre Haare,
ganz
zapplig, mitgeschminkten Augen,
sie
werden gehn aufbreiter Straße,
mit Weißgefärbter ganz bedeckt.
961
Was
nicht verachtetvon Befreiten,
das
rechtgefärbteHeil’genbanner:
verachten
werden siedie Gelbe,
in Weiße immer nur vernarrt.
962
Gewinnerpicht
siewerden sein,
nur
träge, vongeringer Tatkraft, -
voll
Überdruß amstillen Wald,
sie werden nahe Dörfern wohnen.
963
Nur
denen, dieGewinn erlangen,
am
schlechten Lebenstets erfreut,
nur
denen folgen sienoch nach
und teilen mit den Zügellosen.
964
Und
die, die zuGewinn nicht kommen,
die
werden nichtmehr recht verehrt, -
und
auch denliebenswerten Weisen
nicht folgen werden solche mehr.
965
Was
eingefärbt mitfremder Farbe,
sie
tadeln stets daseigne Banner
und
der SektiererBanner auch, -
sie werden tragen nur das Weiße.
966
Nicht
achtenswertwird wohl die Gelbe
zu
jener Zeit dannihnen sein, -
ein
tiefes Denken andie Gelbe
den Mönchen wird nicht länger sein.
967
Dem,
der von Leidenüberwältigt,
vom
Pfeildurchbohrt, so sehr gequält,
der
ganz bewußtegroße Schrecken
dem Elefanten war nicht auszudenken.
968
Als
der Sechszähnerdort gesehen
die
gut gefärbteHeil’ genfahne,
da
eben sprach erdiese Verse,
der Elefant, die sinnerfüllten:
969
Wer
nicht befreitvon Flecken ist
und
zieht die gelbeRobe an,
von
allerZähmungswahrheit fern,
verdient die Gelbe wahrlich nicht.
970
Wer
alle Fleckenausgespien,
in
Tugendwohlgsammelt ist,
zur
Zähmungswahrheithingelangt,
verdient die Gelbe wahrlich sich.
971
Wer
im Verhaltenfalsch, der Dumme,
gemein,
nurSinnenlüsten folgend,
im
Geiste wanderndund nicht rein:
verdient die Gelbe wahrlich nicht.
972
Doch
im Verhalten,wer vollendet,
vom
Reize frei,gesammelt ist,
den
Geist auf’sWeiße nur gerichtet:
verdient die Gelbe wahrlich sich.
973
Der
unruhvolle,stolze Tor,
bei
dem es Tugendgar nicht gibt,
das
Weißgewandverdient er sich, -
die Gelbe, was soll sie ihm taugen?
974
Die
Mönche und dieNonnen auch,
im
Geist gestört undohne Ehrfurcht,
all
jene vollerMettageist
sie werden tadeln in der Zukunft.
975
Und
selbst wenn alteMönche lehren,
die
Toren, die dieRobe tragen,
nicht
lauschenwerden diese Dummen,
gemein, nur Sinnenlüsten folgend.
976
Und
die soeingeübten Toren,
die
sich einandernicht verehren,
sie
werden nicht denLehrer achten,
wie Schüttler nicht den Wagenlenker.
977
So
in derzukünftigen Zeit
der
Weg wirdanzusehen sein
der
Mönche und derNonnen auch,
wenn angelangt die letzte Zeit.
978
Bevor
dies alleskommt heran,
der
Zukunftübergroßer Schrecken:
sanft
redend seid,freundlich gesinnt!
Einander seid euch Ehrende!
979
Seid
liebevoll undhabt Erbarmen!
Seid
in der Tugendgut gesammelt!
Macht
Tatkraft aufund strebt im Selbst!
Steht immer fest in eurer Übung!
980
Ist
Lässigkeit alsAngst gesehn,
Nichtlässigkeit
alsFrieden bringend:
entfaltet
denAchtgliederweg!
Berühretdes Todlosen Pfad!
SĀRIPUTTO
981
Recht
lebend,achtsam stets und tief bedenkend,
in
der Gedankenführungnie mehr lässig,
im
Innern froh undgut in sich gesammelt,
allein zufrieden: den wohl nenntman ,Mönch’.
982
Wenn
Frisches er undTrock’nes ißt,
nie
sei er allzustark gesättigt,
mit
leerem Magen,mäß’ger Nahrung,
achtsam ein Mönch mag wandern gehn.
983
Hat
er vier Bissenoder fünf
gegessen,
trinke ernoch Wasser:
genug
ist das zumleichten Leben
für einen Mönch, in sich entschlossen.
984
Das
Regelfolgennimmt er an,
die
Robe reicht ihmvöllig aus:
genug
ist das zumleichten Leben
für einen Mönch, in sich entschlossen.
985
Wer
mit gekreuztenBeinen sitzt,
die
Kniee netzt derRegen nicht:
genug
ist das zumleichten Leben
für einen Mönch, in sich entschlossen.
986
Wer
Glück alsleidvoll nur noch sah,
und
Leiden sah alsPfeilverwundung,
und
zwischen beidenauch nicht war:
in welcher Welt was mag er sein?
987
„Mir
bleibe fernein Übelwünscher,
ein
Träger, vongeringer Tatkraft,
der
nichts gehörtund ohne Ehrfurcht!“
In welcher Welt was mag er sein?
988
Wer
viel gehört undweise ist,
in
Tugenden, wer gutgesammelt,
an
Herzensstilleangejocht:
der soll als Vorbild nah mir stehn!
989
Wer
an die Vielfaltangejocht,
ein
vielfalttieferfreutesTier,
der
hat verfehltschon das Nibbānam,
den Übungsfrieden höchster Art.
990
Doch
wer dieVielfalt aufgegeben,
auf
demNichtvielfaltwege froh,
erreichte
das Nibbānamschon,
den Übungsfrieden höchster Art.
991
Im
Dorfe oder auchim Walde,
im
tiefen Land undauf der Höhe:
wo
Heilgewordeneverweilen,
das ist ein angenehmer Ort.
992
Wie
angenehm dieWälder sind,
wo
nicht sich freutdas ganze Volk,
nur
die EntreiztenFreude finden,
nicht die, die Sinnenlüste suchen!
993
Dem
Klugen, der den Tadelspricht,
nur
solchem Weisenschließ dich an!
Dem,
der sichanschließt einem solchen,
gehts besser nur, nicht schlechter mehr.
994
Er
möge raten,unterweisen,
von
Niedrigem haltenzurück, -
so
ist er liebBesonnenem,
unlieb dem Nichtbesonnenen.
995
Dem
andern der erhab’ne Buddho
die
Lehre zeigteauf, der Seher, -
und
während er dieLehre zeigte,
lieh ich mein Ohr, den Sinn erforschend.
996
Das
war mirblendungsfreies Hören,
befreit
bin ich, vonEinfluß frei, -
nicht
mehr nach früh’remAufenthalt,
auch nicht nach einem Himmelsauge,
997
nach
tieferHerzenskunde Macht,
nach
Weitergehn undWiederkehren,
nach
HörbereichesReinigung
ein Streben gab es da für mich.
998
An
Baumeswurzelhingesetzt,
geschoren
kahl,robenbedeckt,
an
Weisheit nun derhöchste Thero,
Upatisso sich tief versenkt.
999
Gedankenstille
haterreicht
des
VollerwachtenJünger er, -
tief
in den edlenStand des Schweigens
ist er getaucht für alle Zeit.
1000
Wie
im Gebirg dasFelsmassiv
ist
unbewegt gutaufgestellt,
so
derverblendungsfreie Mönch
wie das Gebirge nicht mehr zittert.
1001
Bei
einemfleckenlosen Menschen,
der
immer nur dasReine sucht,
Haarspitzenmaß
desSchlechten
gleichwie ein Wolkenmaß erscheint.
1002
Bin
tief erfreut amTode nicht,
bin
tief erfreut amLeben nicht, -
den
Körper werd’ ichlegen ab:
aufmerksam, voller Achtsamkeit.
1003
Bin
tief erfreut amTode nicht,
bin
tief erfreut amLeben nicht, -
den
Körper werd’ ichlegen ab:
gleichwie der Diener seinen Lohn.
1004
Die
beiden Seiteneben dieses Todes:
nicht
einem Todespäter und nicht früher
folgt
weiterhin, gehtniemals mehr zugrunde!
Die kleinste Zeit verschwendet nicht!
1005
Gleichwie
die Stadt,dicht an der Grenze,
bewacht
von innenund von außen,
so
hüte dir daseigne Selbst,
die kleinste Zeit verschwende nicht.
1006
Ganz
still geworden,abgelassen,
die
Texte sprechendunverwirrt:
er
schüttelt ab dieschlechten Dinge,
gleichwie das Blatt vom Baum der Wind.
1007
Ganz
still geworden,abgelassen,
die
Texte sprechendunverwirrt:
zieh
ab dieschlechten Dinge all,
gleichwie das Blatt vom Baum der Wind.
1008
Ganz
still geworden,ohne Kummer,
im
Glück geborgen,unverwirrt,
schön
in der Tugend,voller Weisheit:
des Leidens Endiger er sei.
1009
Vertraut
sich nichtden Einzelgängern an,
bei
Hausnern weder,noch bei Pilgern auch, -
gewesen
gut, sindsie nicht länger gut,
nicht gut gewesen, sind sie wieder gut.
1010
Der
Sinnendrang undAbneigung,
die
schlaffeTrägheit eines Mönchs,
die
Unruh’ und dasZweifelschwanken:
fünf Geistesflecken sind dies wohl.
1011
Wen
die Verehrungnicht macht stolz
und
auch dieNichtverehrung nicht,
die
Sammlung nichtins Wanken kommt,
wer immerfort nicht lässig bleibt:
1012
Den,
der beharrlichsich vertieft,
die
feine Schau imInnern sieht,
am
Haftensuntergangerfreut:
den nennt mit Recht man „wahrer Mensch“.
1013
Das
große Meer, dieErde nicht,
Gebirge
nicht undnicht der Wind:
zum
Gleichnisreichen sie nicht hin
des
Lehrers, der dieFreiheit lehrt.
(der so gut befreit.)
1014
Das
Rad hält er inGang, der Thero,
groß
an Erkenntnisund gesammelt, -
er
ist wie Erde,Wasser, Feuer,
erregt sich nicht und wird nicht schlecht.
1015
An
Weisheit istvollendet er,
ist
weit an Einsicht,großer Muni:
nicht
träge scheinter träg’ zu sein,
für immer lebt erloschen er.
1016
Verehrt
von mir derMeister ist,
getan
des Buddho Weisungist
und
abgelegt dieschwere Last,
der ganze Werdensfluß entfernt.
1017
„Strebt
eifrig ohneLässigkeit!“
Nur
dies ist meineUnterweisung.
Wohlan,
ich werdeganz erlöschen,
befreit bin ich allüberall.
ĀNANDO
1018
Mit
Boshaftem undZornigen,
mit
Selbstischem,Zerstörungsfrohem
nicht
Freundschaftschließt der Weise wohl:
schlecht ist mit schlechten Menschen Umgang.
1019
Mit
demVertrauend-Liebenswerten,
derWeisheit
sucht undviel gehört
wohl
Freundschaftschließt der Weise sich:
Glück ist mit guten Menschen Umgang.
1020
Sieh
dieseschmuckgemachte Puppe,
den
Wundenkörper,aufgebaut,
den
kranken, vonGedanken voll,
der Dauer und Bestand nicht hat!
1021
Der
viel gehört, einGlanzredner,
des
Buddhoumsichtiger Diener,
der
Lastenlose, ganzEntjochte:
das Lager macht sich Gotamo.
1022
Von
Einfluß frei undganz entjocht,
hält
er nicht fest,ist voll erloschen, -
so
trägt er seinenletzten Leib,
Geburt- und Todesjenseitsgänger.
1023
Bei
wem die Lehrenfest gegründet,
beim
Buddha-Sonnenanverwandten:
auf
dem Nibbāna-Wanderweg
steht sicher dieser Gotamo.
1024
Als
er erwacht,behielt er zweiundachtzig,
zweitausend
schonals Bhikkhu noch:
das
warenvierundachtzigtausend,
die diese Lehren vorwärtsbrachten.
1025
Der
Mensch, derwenig nur gehört,
demOchsen
gleich vormPflug er altert,
die
Fleischesmassenwachsenihm,
die Weisheit aber wächst ihm nicht.
1026
Wer
viel gehört undden, der kaum gehört,
mit
dem Gehörtenganz verachtet,
gleichwie
einblinder Lampenhalter,
so eben scheint mir der zu sein.
1027
An
den, der viel gehört,schließ er sich an,
nd
das Gehörte lasseer nicht schwinden,
es
ist die Wurzelganz des Brahmalebens,
darum sei er ein wahrer Dhammaträger.
1028
Das
Wortgefüge kennter, kennt den Sinn,
und
um den Weg derSprache weiß er wohl, -
das
gut Erfaßte faßter gut in sich,
bewegt den Sinn, erforscht ihn klug.
1029
Auf
die Geduld zieltder den Willen,
was
er gewagt, daswägt er ab,
zur
rechten Zeitstrengt er sich an,
im Innern ist er gut gesammelt.
1030
Der
viel gehört, denDhammaträger,
den
weisheitsreichenBuddhajünger,
den
LehrverständnisWünschenden,
den teilt euch, den, der so geartet.
1031
Der
viel gehört, derDhammaträger,
der
Schatzhüterdes großen Weisen,
das
Auge dieserganzen Welt,
der zu verehren, der so viel gehört.
1032
Der
Dhammafreud’ge,Dhammafrohe,
den
Dhammo stetsBedenkende:
des
Dhammo stetsgewahr, der Mönch,
vom Dhammo fällt er nicht mehr ab.
1033
Wer
nur dasKörperselbst verehrt,
den
lasse er undrichte sich nicht auf, -
wer
Leibeswohlseinnur begehrt,
woher Asketen-Leichtigkeit?
1034
Nicht
leuchten mehrdie Himmel alle,
die
Dhammas kommenmir nicht in den Sinn, -
daß
mir der guteFreund gegangen,
wie Dunkelheit scheint das zu sein.
1035
Ach,
hingegangen derGefährte,
er
lebt nicht mehr,der gute Lehrer, -
jetzt
gibt es nurnoch einen Freund:
die Sati, die zum Körper geht.
1036
Die
Alten alle sindvergangen,
mit
Neuen mich nichtmehr verbindet:
so
heut’ allein ichmich vertiefe,
gleichwie zur Regenzeit die Vögel.
1037
Zum
Sehen kamen sieherbei
aus
fremden Ländern,viele Menschen:
Geopfert
seien nichtdie Hörer!
Sie mögen meinen Orden sehn!
1038
Zum
Sehen kamen sieherbei,
so
zahlreich fremderLänder Menschen:
der
Meister gibtGelegenheit,
nicht weist sie ab, der’s Auge hat.
1039
Die
ganzenfünfundzwanzig Jahre,
die
auf demÜbungsweg ich bin,
nicht
Lustgedankekam mehr auf:
Sieh nur des Dhammo Kerngesetz!
1040
Die
ganzenfünfundzwanzig Jahre,
die
auf demÜbungsweg ich bin,
nicht
Haßgedanke kammehr auf:
Sieh nur des Dhammo Kerngesetz!
1041
Die
ganzenfünfundzwanzig Jahre,
hab
dem Erhab’nen ichgedient
mit
liebevollemKörperwerk,
gleichwie der Schatten, der nicht weicht.
1042
Die
ganzenfünfundzwanzig Jahre
hab
dem Erhab’nenich gedient
mit
liebevollemRedewerk,
gleichwie der Schatten, der nicht weicht.
1043
Die
ganzenfünfundzwanzig Jahre
hab
dem Erhab’nenich gedient
mit
liebevollem Geisteswerk,
gleichwie der Schatten, der nicht weicht.
1044
Dem
Buddho, der gingauf und ab,
von
hinten folgteich ihm nach, -
als
er den Dhammoaufgezeigt,
da stieg Erkenntnis in mir auf.
1045
Mir
bleibt nun etwasnoch zu tun,
ich
übe noch, binohne Geisteskraft, -
der
Meister fandNibbānam ganz,
der mit uns hat so stark gefühlt.
1046
Da
kam in mir derSchrecken auf,
da
war in mir einHaaressträuben
bei
ihm, demHöchstes ganz gelang,
beim ganz Erwachten, der erloschen.
1047
Der
viel gehört, derDhammaträger,
der
Schatzhüterdes großen Weisen,
das
Auge dieserganzen Welt:
Ānando ist erloschen ganz.
1048
Der
viel gehört, derDhammaträger,
der
Schatzhüterdes großen Weisen,
das
Auge dieserganzen Welt
des Blindseins Dunkelheit vertreibt.
1049
Der
aufrecht geht,der achtsam ist,
der
festentschlossen ist, der Weise,
der
den Saddhammoträgt, ein Thero:
Ānando, die Juwelenmine.
1050
Verehrt
von mir derMeister ist,
getan
des BuddhoWeisung ist
und
abgelegt dieschwere Last,
der ganze Werdensfluß entfernt.
MAHĀKASSAPO (der große Kassapo)
1051
Nicht
von der Mengehoch verehrt man lebe,
man
ist bedrängt,kommt schwer zur Sammlung, -
die
Massenvolkversammlungist nur leidvoll,
und so geseh’n, die Menge man nicht möge.
1052
Nicht
zu Familienmöge gehn der Muni,
er
wird bedrängt,kommt schwer zur Sammlung, -
wer
gierig nurGeschmack begehrt,
gibt auf das Ziel, das einzig Glück nur bringt.
1053
„Das
ist nur Staub!“So habe ich erkannt, -
Gruß
und Verehrungbei Familien
gleicht
einem Pfeil,schwer zu entfernen:
schwer ist zu lassen Gastfreundschaft bei
Schlechten.
1054
Vom
Lager-Sitz erhobich mich,
die
Stadt um Almosenbetrat, -
zu
einemleprakranken Mann, der aß,
respektvoll stellte ich mich hin.
1055
Er
reichte mit derlinken Hand
mir
einen Bissen dannherüber,
und
als den Bissen ermir gab,
ein Finger löste sich ihm ab.
1056
An
eine Baumwurzelmich lehnend,
den
Bissen dann nahmich zu mir, -
beim
Essen und auchnach dem Essen
den Ekel gab es nicht für mich.
1057
Nur
Weggeworfenes -die Nahrung,
und
fauler Harn -die Medizin,
der
Lager-Sitz - dieBaumwurzel,
und
Kehrichtlumpen -seine Robe:
wer
dieses fähig istzu tragen,
der ist Vier-Himmels-Enden-Mann.
1058
Wo
manche tiefhinunterstürzen
beim
Klettern in demFelsgebirge,
da
wohl des Buddhoguter Erbe,
klar
wissend, vollerAchtsamkeit,
von
magisch-starkerKraft getragen,
der Kassapo klimmt leicht hinauf.
1059
Vom
Bettelgangzurückgekehrt,
auf
Felsen stieg derKassapo, -
vertieft
sich ohnejedes Haften,
verlassen ganz von Furcht und Schrecken.
1060
Vom
Bettelgangzurückgekehrt,
auf
Felsen stieg derKassapo, -
vertieft
sich ohnejedes Haften,
bei Brennenden schon ganz erloschen.
1061
Vom
Bettelgangzurückgekehrt,
auf
Felsen stieg derKassapo, -
vertieft
sich ohnejedes Haften,
tat, was zu tun, von Einfluß frei.
1062
Buschrosen
inGirlanden weit,
dies
Stückchen Erdefreut den Geist,
Trompeter
hallt hierschön herauf:
die Felsen, sie erfreuen mich.
1063
BlauschwarzeWolkenformen
glänzen,
die
kühlen Wassertragen Reinheit, -
von
roten Käfernganz bedeckt,
die Felsen, sie erfreuen mich.
1064
Die
Wolkenspitzenaufgerichtet,
dem
schönstenTürmchendach so gleich, -
der
Ruf der Geierhallt so schön:
die Felsen, sie erfreuen mich.
1065
Begossen
sind dieschönen Gründe,
die
Berge, von denWeisen aufgesucht, -
voll
tönen sie vomPfauenschrei:
die Felsen, sie erfreuen mich.
1066
Es
reicht dem, derVersenkung liebt,
mir
Strebenden, derachtsam ist, -
es
reicht mir, derdas Ziel so liebt,
dem in sich strebenden Bhikkhu.
1067
Es
reicht mir, derdas Leichtsein liebt,
mir
Strebendem, derMönch nun ist, -
es
reicht mir, derdas Joch nur liebt,
dem in sich Strebenden von solcher Art.
1068
Die
ganz vonFlachsblüten besetzt,
gleichwie
vonHimmelswolkendecke,
und
die von vielenVögeln überstreut:
die Felsen, sie erfreuen mich.
1069
Nicht
überstreut vonHaushaltern,
von
Wildtiergruppennur besucht,
von
ganz verschiednenVögeln überstreut:
die Felsen, sie erfreuen mich.
1070
Das
Wasser in denvielen Klippen,
in
denen wilde Tierehausen,
mit
Wasserpflanzenganz bedeckt,
die Felsen, sie erfreuen mich.
1071
Musik
imFünfergruppenspiel
löst
keine solcheFreude aus,
wie
der auf Einsgespitzte Geist
bei dem, der recht den Dhammo sieht.
1072
An
Tat nicht viel ermöge machen,
das
Volk er mögemeiden, nicht hinausgehn, -
wer
eifrig ist,Geschmack ergiert,
verläßt das Wohl, das Glück nur bringt.
1073
Das
große Werk mansetze nicht in Gang,
vermeide
das, wasnicht zum Ziele führt, -
es quält
der Körper sich,ermüdet,
und voller Leiden nicht zur Ruh’ er findet.
1074
Mit
Lippensieg alleinenur
das
Selbst manniemals sehen kann,
steifnackig
geht manda einher,
und „Ich bin besser!“ denkt man nur.
1075
Nicht
besser, besserdoch zu sein,
so
denkt der Torwohl sich das Selbst,
nichtkönnen
Weise ihn da loben,
den steif im Geist geword’nen Mann.
1076
Wer
beim Gedanken „Besserbin ich!“
„Nicht
bin ichbesser!“ wiederum,
„Geringer
bin ichoder gleich!“
nicht eingebildet sich erregt, -
1077
den
Klugen, der nurrecht noch spricht,
in
aller Tugend gutgesammelt,
an
Seelenfriedenangeschlossen,
den können Weise loben wohl.
1078
Wer
zu den eignenBrahmamönchen
Verehrung
nichtgewinnen kann,
entfernt
ist der vonwahrer Lehre,
wie von der Wolke ist die Erde.
1079
Bei
welchen Scham,Gewissenscheu
ist
immer richtigaufgestellt,
im
Wachsen ist dasBrahmaleben:
bei denen endet Wiederwerden.
1080
Ein
Mönch, derunruhvoll und schwankend,
mit
Müllplatzlumpennur bedeckt:
gleichwie
ein Aff’mit Löwenfell,
bringt er dadurch kein Leuchten auf.
1081
Wer
nicht unruhig,wer nicht schwankend,
wer
klug, gezügeltbei den Sinnen,
der
glänzt mitseinen Müllplatzlumpen,
dem Löwen gleich in Bergeshöhle.
1082
Hier
diese vielen,vielen Götter,
die
mächtigen, diehochgerühmten,
zehntausend
Göttersind es wohl,
die alle Brahmā angehören.
1083
DenDhamma-Heerführer,
den Weisen,
groß
in Vertiefungund gesammelt,
den
Sāriputto sieverehren
und stehen mit dem Handgruß da:
1084
„Verehrung
Dir, derMenschen Edler!
Verehrung
Dir, derMenschen Höchster!
Was
Dir so klar,versteh’n wir nicht:
auf was gestützt, man sich vertieft, -
1085
wie
wunderbar istder Erwachten
so
tiefer, eig’nerWeidegrund!
Wir
können ihn nichtrecht erkennen,
die, Haar durchbohrend, wir versammelt.“
1086
Als
er so bei denGötterscharen
den
hochverehrtenAraham,
den
Sāriputto danngesehen,
dem Kappino ein Lächeln kam.
1087
Soweit
wie auf demBuddhafeld
ist
hingestellt eingroßer Muni:
genau’ste
Bahn michzeichnet aus,
den, der mir ähnlich ist, nicht gibt es.
1088
Verehrt
von mir derMeister ist,
getan
des Buddho Weisungist
und
abgelegt dieschwere Last,
der ganze Werdensfluß entfernt.
1089
Nicht
bei der Robe,nicht beim Lager,
beim
Essen nichtwird er beschmutzt, -
der
Gotamo istunermeßlich,
wie
Lotusblüteunbenetzt vom Wasser, -
geneigt zum Weltaufgeben und dem Dreierwerden fern.
1090
Die
Sati richten istsein Nacken,
Vertrauen
ist dieHand des großen Muni,
die
Weisheit istsein Kopf in großem Wissen, -
stets geht im Leben er erloschen.
TĀLAPUTO (Fächerpalmengefäß (Schauspieldirektor))
1091
Wann werde ich in tiefen Bergeshöhlen,
wann ganz allein und ohne zweiten wohnen,
als nicht beständig alles Werden sehend, -
daß dies geschieht, wann wird es endlich sein?
1092
Wann
werde ich dasStückelkleid wohl tragen,
ein
Muni, gelbgekleidet, ohne Mein und völlig frei?
Wann
werd’den Reiz, die Abwehr ich, Verblendung
gelassen haben, voller Glück am Berghang wohnen?
1093
Wann
werd’ denunbeständigen, krankheitsgeschlag’nen,
den
Leib, der stets vonTod und Verfall bedroht,
durchschau’n
undwerde wohnen, frei von aller Furcht
allein im Wald? Ach, das, - wann wird es endlich
sein?
1094
Wann
werd’ ich das,was Furcht erzeugt und Leiden bringt,
den
Durst, der ranktund in die Vielfaltstäuschung führt,
hab’
ich das scharfeWeisheitsschwert ergriffen erst,
zerschlagen diese Mächte? Das auch, - wann wird’s
sein?
1095
Wann,
wenn ich vondem mächtig starken Weisheitsfeuer,
vom
Lehrer allerWeisen tief ergriffen bin,
werd’
ich das Māra-eig’neHeer kraftvoll vertreiben
vom Löwenthron? Ach, das, - wann wird es endlich
sein?
1096
Wann
habe höflichich bei den Zusammenkünften
erschaut
denWerdensstrom mit denen, die den Dhammo ehren?
Wann
bin mitwirklich sehenden, besiegten Sinnen
ich einer, der sich müht? - Wann wird das endlich
sein?
1097
Wann
werden mich derträge Hunger und der Durst,
die
Glutwinde, dieKäfer und die Schlangen auch
nicht
länger plagen,wenn ich in der Bergeshöhle
mir selbst nur Zielbin? Ach, wann wird dasendlich
sein?
1098
Wann
hab’ ich nun,was klar erkannt vom großen Weisen:
die
vier Wahrheiten,die wohl schwer zu schauen sind,
gesammelt
tief im SELBSTund achtsam wohl erreicht
mit Weisheit das? Ach, das, - wann wird es endlich
sein?
1099
Wann
werd’ dieFormen ich, so unbegrenzt, die Töne,
die
Welt desRiechens, Schmeckens, Tastens und des Denkens
als
Flammen seh’n,an Stilleräume fest gebunden,
zur Weisheit fähig sein? Wann wird mir das zuteil?
1100
Wann
werde ich beischlecht gesprochnem Wort
aus
diesem Grundverwirrt nicht länger sein, -
und
wenn gelobt, ichwerd’ aus diesem Grund
auch nicht zufrieden sein? Wann wird mir das
zuteil?
1101
Wann
wögen Holz undGras und Schlinggewächse,
die
Khandhas und dieDinge, unermeßlich,
die
Innen- und dieAußenreiche alle,
mir gleich? Ach, das, - wann wird es mir zuteil?
1102
Wann
wird die dunkleRegenwolke mich
mit
frischem Wasser,der die Robe ich im Wald
den
Weg, den Weise fortgegangen,trage,
beregnen? Das, - ach, wann wird’s endlich sein?
1103
Wann
werd’ ich denbeschopften Pfau im tiefen Wald
und
den Dijo hoch imGebirge singen hören?
Wann,
wenn vom Sitzerhoben, mag das Todlos-Ziel
ich mir ersinnen? Das, - wann wird es endlich sein?
1104
Wann
werd’ demGanges ich, der Yamunā und Sarassatī,
die
in den Abgrundstürzen, in den Höllenschlund,
nicht
haftend wohl entkommenganz mit hoher Macht,
den schrecklichen? Ach, das, - wann wird es sein?
1105
Wann
werd’ ich, wieder Elefant im Kampf,
zerbrechen
zu denSinnen meinen Willen?
Wann
werf’ ich allesUnreine von mir,
von der Vertiefung angezogen? Wann wird’s sein?
1106
Wann,
wie ein Bettlervoller Schulden einen Schatz
gewinnt,
von seinenGläubigern gepreßt,
werd’
ich zufriedensein, weil icherfaßt die Botschaft
desgroßen Weisen? Das, - wann wird es sein?
1107
Ach,
viele Jahre hab’ich um die Drei gebeten,
im
Haus das Lebenreicht dir nun wohl aus, -
wenn
ich erst einmalbin hinausgezogen,
dann bindest du an Pflicht, o Herz, nicht länger
dich.
1108
Hab
ich dich, Herz,nicht um die Drei gebeten?
Im
Berg mit buntenFlügeln fliegen viele Vögel,
Mahindas
Donnerstimmemächtig hallt zurück:
sie werden den erfreu’n, der sich im Wald vertieft.
1109
Bei
der FamilieFreunde, Liebe und Verwandte,
am
Spiel die Freudeund das Sinnenreich der Welt, -
das
alles will ichlassen - ist’s erreicht,
bist du dann auch, mein Herz, zufrieden wohl?
1110
Mir
gilt das nurallein, nicht gilt das anderen,
gebunden
immer nuran’s Klagen, ach, warum?
All
das ist zitterndeBewegung, sah ich da,
verließ das Haus, voll Sehnsucht nach dem
Todlosweg.
1111
Nurrecht
spricht er, der Höchste der Zweifüßigen,
der
große Fähige,das Menschenvolk zu zähmen:
das
Herz, das unruhvolle,einem Affen ähnlich,
das nicht befreit vom Reiz, ist schwer
zurückzuhalten.
1112
Die
vielen Sinneslüste,süß, den Geist erfreuend,
an
die istfestgebunden dieses Torenvolk, -
sie
wünschen sichnur Leid, die Wiederwerden wollen,
vom Herzen fehlgeführt, in dunkle Welt gestoßen.
1113
Der
Pfauen und derReiher Schrei hallt durchs Gehölz,
der
Panther und derTiger Macht bin ausgesetzt, -
beim
Körper jedenWunsch gib auf und säume nicht:
so wohl mich, Herz, vom Früheren entbindest du.
1114
Entfalte
dieVertiefungen, die Fähigkeiten,
die
Kräfte, die Erwachungsglieder,Sammlungsübung,
unddie
Drei Wissen, ist berührt die Buddhabotschaft!
So wohl mich, Herz, vom Früheren entbindest du.
1115
Entfalte
diesen Weg,um das Todlose zu erlangen,
den,
der hinausführt,in All-Leidens-Ende taucht,
den
achtgliedrigen,gut zu aller Flecken Reinigung!
So wohl mich, Herz, vom Früheren entbindest du.
1116
„Ach,
Leiden nur!“So sieh die Gruppen gründlich an!
Und
wenn das Leidenaufsteigt, so entfern’ es gleich!
Hier
jetzt demLeiden mache rasch ein Ende!
So bindest du mich, Herz, nicht an das Früher mehr!
1117
„Das
Nichtbeständige istLeiden!“ So durchschaue gründlich!
„Die
Leere ist Nichtselbst!“-“Das Übel ist Zerstörung!“
Gedankengänge
endloshalte an im Herzen!
So bindest du mich, Herz, nicht an das Früher mehr!
1118
Kahl,
mißgestaltet undzum Fluch gelangt,
die
Schale in der Hand,bei den Familien bettelnd,
schließ
an dich andes Lehrers Wort,des großen Weisen!
So bindest du mich, Herz, nicht an das Früher mehr!
1119
Gezügelt
in dirselbst nur zwischen Straßen gehend,
bei
den Familien,bei den Lüsten nicht im Geiste haftend,
gleichwie
der Mondin klarer Vollmondnacht:
so bindest du mich, Herz, nicht an das Früher mehr!
1120
Ein
Waldbewohner ister und Almosengänger,
Friedhofsbewohner,Müllplatzlumpenträger,
ein
Sitzenbleiberist er, froh stets am Extrem:
so bindest du mich, Herz, nicht an das Früher mehr!
1121
Hast
Bäume dugepflanzt, suchst Früchte an der Wurzel,
dazu
den ganzen Baumzu fällen wünschst:
so
gleiches, Herz,ist, was du mit mir machst,
wenn du ans Unbeständ’ge, Schwankende mich bindest.
1122
Formlos,
ferngehend,einsam nur noch wandernd,
nicht
wirst du jetztzu Willen mir mehr sein!
Leidvoll
sind Sinnenlüste,stechend, voller Furcht!
Auf das Nibbānam nur den Geist gerichtet, werd’ ich
gehn!
1123
Nicht
wegen Mißgeschick,nicht aus Schamlosigkeit,
nicht
weil ich’sdachte bloß, nicht weil ich Qualen litt,
auch
nicht um derVerehrung willen zog ich fort:
bin einzig dir, mein Herz, gehorsam nur gefolgt.
1124
Das
Wenigwünschenwird gelobt von guten Menschen,
das
Stolzaufgeben unddie Stille alles Leidens, -
so
wohl mich, Herz,du dann auch bindest fest,
jetzt gehst du noch in der gewohnten Bahn.
1125
Der
Durst,Nichtwissen und das liebgeword’ne Liebe,
die
schönen Formenund die Glücksgefühle,
die
angenehmen Sinnesdränge,sie sind ausgespien, -
zum Ausgespienen noch zurückzukehren, kann ich
nicht.
1126
Allüberall
bin ichdir, Herz, zu Willen nur gewesen -
durch
zahlloseGeburten hin hast du mich nicht gestört,
das
inn’re Werdenwar voll Dankbarkeit für dich,
doch Leiden nur hast du dem lang Gewanderten
gebracht.
1127
Du
nur allein, meinHerz, machst zum Brahmanen uns,
du
uns zum Kriegerund zum Königsweisen machst, -
einmal
wir Bürgerund dann Arbeiter wir werden,
zum Götterstatus kommen wir auch ebenso.
1128
Durch
dich alleinwir müssen Riesen werden,
durch
dich alleinwir müssen Höllenwesen werden,
dann
auch zum Tierreichkommen wir zu einer Zeit,
und auch Gespensterstatus wird uns auferlegt.
1129
Nicht
wirst du michjetzt mehr verletzen immer wieder,
nur
einen kurzenAugenblick wie Maskenspiel seh ich dich an,
verrückt
zu sein, dueben nur von mir verlangst, -
was denn, mein Herz, nur hab ich wohl an dir
versäumt?
1130
Dies
Herz gingfrüher immer nur auf Wanderschaft,
wohin
es wollte, wo esLust fand, wie sein Glück, -
das
werd’ ich gründlichzügeln mir von heute an,
wie Elefanten bricht der Stachelstockdompteur.
1131
Der
Lehrer lenktemeinen Geist auf diese Welt
als
unbeständig, alsnicht fest, als ohne Kern, -
springfreudig
auf, meinHerz! Vernimm des Siegers Botschaft!
Und hilf mir durch die große Flut, so schwer zu
kreuzen!
1132
Nichts
ist jetzt so,mein Herz, mehr, wie es früher war,
ich
hab genug, indeinen Machtbereich zurückzukehren, -
zum
großen Weisenzog ich fort, in seiner Botschaft,
die so wie ich sind, tragen keinen Untergang.
1133
Die
Berge, Ozeane,Flüsse und die reiche Erde,
vier
Himmelsrichtungenund Richtungen dazwischen:
sind
alle nichtbeständig und vom Dreifachwerden überrannt, -
wohin gegangen, Herz, du wirst da Glück genießen?
1134
O
weh, das Künftige!Was wirst du, Herz, noch mit mir machen?
Du
hast genug, meinHerz, an Macht jetzt ausgeübt!
Niemals
sollst du denleeren Blasebalg mehr öffnen,
o weh, aus dem, gefüllt, neun Ströme fließen.
1135
Von
Ebern, Antilopendicht besucht,
am
Abhang mit demschön geformten Gipfel,
vom
Wasser und vomRegen übersprengt in dem Gehölz:
dorthin ins Höhlenhaus gegangen, wirst du froh
sein.
1136
Mit
blauem Nacken,schönem Schopf und bunten Flügeln,
mit
reichgeschmücktem Federkleid die Vögel,
süß
ihre Stimme undder Donner dunkel brüllend:
sie werden den erfreu’n, der sich im Wald vertieft.
1137
Hat
dann der Gottgeregnet auf das vierfältige Gras, -
in
voller Blüte,einer Wolke ähnelnd, das Gehölz, -
werd’
ich im Berge einemBaume gleich dann liegen,
das wird mir sanft sein, einer Baumwollflocke
ähnelnd.
1138
So
werde ich’s jetzttun, gleichwie der Meister,
was
dabei wird erlangt,das möge mir genügen, -
nur
immer das ichwerde tun, ganz voller Eifer,
gleichwie ein Katzenfell, das gut gewalkt.
1139
So
werde ich’s jetzttun, gleichwie der Meister,
was
dabei wirderlangt, das möge mir genügen, -
mit
Tatkraft werd’ich Macht noch über dich gewinnen,
wie über’n Elefant geschickter
Stachelstockdompteur.
1140
Mit
dir als wohlgezähmtem,in sich stehendem,
gleichwie
ein Trainingslehrermit aufrechtem Pferd:
ich
kann den gutenWeg verfolgen glücklich,
der von den Herzbeschützenden wird stets geübt.
1141
Ans
Denkobjekt mitaller Kraft band ich dich fest,
wie
Elefanten an demPfahl mit festem Seil, -
dann
gut bewachtmir, mit der Sati recht entfaltet,
unangelehnt an alles Werden wirst du sein.
1142
Mit
Weisheit istzerspalten, der dem Abweg folgte,
im
Joch sich zügelndgeht er nun auf rechtem Weg, -
hast
du geseh’nEntstehen, Nichtsein, Neu-Entstehen,
ein wahrer Erbe wirst du sein des Spitzenredners.
1143
Der
ich anvierfacher Verwirrung Macht bin hingegeben,
im
Ochsenkreis, meinHerz, führst du mich nur herum, -
willst
du dich dem nicht,der die Fesselbanden schneidet,
verbinden, dem erbarmungsreichen, großen Muni?
1144
Gleichwie
das Wild,ganz frei im glänzenden Gehölz
den
schönen Bergbetrat, der Wolken als Girlande trug:
so
wirst du dort imunbeweglichen Gebirg dich freu’ n,
wirst ohne Zweifel, Herz, ans and’re Ufer schreiten.
1145
Die
deinem Willen,deinem Einfluß weiter folgen,
die
Männer und dieFrauen auch, was sie an Glück erfahren:
wie
töricht sindsie, die dem Māra-Einfluß folgen,
am Werden tief erfreut, sie dir, mein Herz, nur
dienen.
MOGGALLĀNO
1146
Als
Waldgänger,Almosengänger,
nur
mit derSammelschale froh,
laßt
brechen uns desTodes Heer,
wir innen gut Gesammelten!
1147
Als
Waldgänger,Almosengänger,
nur
mit derSammelschale froh,
wir
schütteln durchdes Todes Heer,
gleichwie das Reethaus der „Trompeter“.
1148
Baumwurzelsitzer,Standhafte,
nur
mit derSammelschale froh,
laßt
brechen uns desTodes Heer,
wir innen gut Gesammelten!
1149
Baumwurzelsitzer,Standhafte,
nur
mit derSammelschale froh,
wir
schütteln durchdes Todes Heer,
gleichwie das Reethaus der „Trompeter“.
1150
In
einerKnochenkettenhütte,
auf
die das Fleischist aufgenäht,
pfui,
sag ich, dieauch voll Gestank,
ein fremder Körper, meingemacht, -
1151
ein
Sack voll Mist,mit Haut verschmiert,
die
Brustgeschwulstdämonisch stark, -
neun
Ströme sind indeinem Körper
und diese fließen überall.
1152
Und
diesen deinenNeunstromkörper,
voll
von Gestank,von Schmutz umgeben,
ihn
wird ein Bhikkhuimmer meiden,
wie Jauchegrub’, wer Reines liebt.
1153
Wenn
so das Volk eswürde wissen,
gleichwie
es weißnun einmal ich:
von
weitem würde esdich meiden,
wie Kotplatz in der Regenzeit.
1154
So
ist es wohl, dugroßer Held,
wie
du, Asket, eseinfach sagst:
hier
sinken viele anmir nieder,
gleichwie in Staub ein alter Bulle.
1155
Im
Himmelsraumweithin verblassend,
wer
da sich denkt,hineinzumalen
mit
einer völligander’ n Farbe,
dem würde nur Verdruß entsteh’n.
1156
An
solch einraumgleiches Gemüt,
im
Inneren wohl gutgesammelt, -
an
Schlechtgemütnicht halte dich,
wie Feuermasse flieht der Vogel.
1157
Sieh
dieseschmuckgemachte Puppe,
den
Wundenkörper,aufgebaut,
den
kranken, vonGedanken voll,
der Dauer und Bestand nicht hat!
1158
Da
kam in mir derSchrecken auf,
da
war in mir einHaaressträuben
bei
ihm, mit Vielemausgestattet,
bei Sāriputto, der erloschen.
1159
Vergänglich,wahrlich,
die Sankhāras,
Entstehn-Vergehenunterworfen,
entstanden,
hörensie schon auf:
nur ihre Stille ist das Glück.
1160
Das
Feine wahrlichsie durchdringen,
gleichwie
Haarspitzemit dem Pfeil,
die
die fünf Gruppenwirklich sehen
als Anderes und nicht als Selbst.
1161
Und
die, die sehendie Sankhāras
als
Anderes undnicht als Selbst,
durchdringen
auchdas Feine noch,
gleichwie Haarspitze mit dem Pfeil.
1162
Gleichwie
von einemSchwert berührt
an
seiner glühendheißen Spitze:
um
Sinnenlustreizaufzugeben,
zieh’ achtsam man als Mönch hinaus.
1163
Gleichwie
von einemSchwert berührt
an
seiner glühendheißen Spitze:
um
Werdensreizeaufzugeben,
zieh’ achtsam man als Mönch hinaus.
1164
Ermahnt
vomSelbstenfalteten,
von
dem, der letztenKörper trägt,
ich
den Palast derMutter von Migāro
mit einer Fußzehe erschütterte.
1165
Nicht
ist für den,der nachgiebig,
nicht
ist für den,der kaum beharrlich
Nibbānam
wirklich zuerreichen,
das Aller-Fesseln-Ledigwerden.
1166
Und
dieser jungeBhikkhu hier,
er
ist ein wahrlichhöchster Mensch:
trägt
seinen letztenKörper ab,
hat schon besiegt das Māro-Lasttier.
1167
In
Bergesspalteschlagen Blitze,
in
den Vebhāro undden Pandavo, -
in
Bergesspaltgegangen sich vertieft
der Sohn des unvergleichlich Solchen.
1168
Im
Innern still, imInnern froh,
mit
fernemLager-Sitz, ein Muni,
ein
Erbe er desBuddhabesten,
von Brahmā selber tief verehrt.
1169
Den
innen Stillen,innen Frohen,
mit
fernemLager-Sitz, den Muni,
den
Erben ihn desBuddhabesten,
verehr’, Brahman’, den Kassapo.
1170
Wer
hundertfachGeburt einginge,
Geburten
alle alsBrahmane,
zum
Segen als einVedenkenner
unter den Menschen immer wieder, -
1171
wenn
einerhochgelehrt auch wäre
und
der Drei VedenJenseitsgänger:
dessen
Verehrung istnicht einmal
den kleinsten Teil von sechzehn wert.
1172
Wer
auf die achtBefreiungen
zur
Morgenzeit sichschon gestützt,
nach
vorne und nachrückwärts hin
und dann erst um Almosen geht:
1173
So
einen Bhikkhunicht beleid’ge,
das
Selbst nichtgrab dir ab, Brahmane!
Bring
tief in dirden Stolz zur Ruh
beim
Araham vonsolcher Art!
Schnell
mit dem Handgrußgib die Ehre!
Nicht bringe dich um deinen Kopf!
1174
Wer
nicht die wahreLehre sieht,
vor
denGeburtenkreis gestellt,
geht
hin und her aufkrummem Pfad,
dem Abweg rennt er immer nach.
1175
Gleichwie
ein Wurm,von Kot beschmiert,
von
den Sankhāras angezogen:
versunken
in Gewinnund Ehre,
vergeblich geht der Potthilo.
1176
Und
diesen siehe,der dort kommt,
den
Sāriputto, gutzu sehen,
den,
der befreit aufbeiden Wegen,
in seinem Innern gut gesammelt.
1177
Der
frei vom Pfeil,der löste Fessel,
dreiwissensmächtig,Tod
verlassend,
der
Gaben würdigunter Menschen,
Verdienstfeld, nicht zu übertreffen.
1178
Sieh
diese vielenGötter hier,
die
mächtigen, dieruhmvollen,
zehntausende
vonGöttern sind es,
und
allen Brahmāgeht voran, -
den
Moggallāno ehrensie,
sie stehen mit dem Handgruß da.
1179
„Verehrung
dir, derMenschen Edler!
Verehrung
dir, duhöchster Mensch,
bei
dem dieEinflüsse erschöpft!
Der Gaben würdig bist du, Herr!“
1180
Verehrt
wird er vonMensch und Gott,
geboren
als ein Todbesieger,-
wie
weißer Lotusnicht am Wasser,
an den Sankhāras klebt er nicht.
1181
Wer
blitzesschnelldie tausendfache Welt
erkannt,
der ist demBrahmā gleich, -
wer
meistert dieMagie, und Gehn und Kommen
auch bei der Gottheit immer sieht, ist Bhikkhu.
1182
Wie
Sāriputto wer mitWeisheit,
mit
Tugend und mitinn’rem Frieden
zum
andern Ufer gingals Mönch,
könnt’ so wie er ein Höchster sein.
1183
Unendlich
mehr alshunderttausend
an
Selbsten könnteich zugleich erschaffen, -
ich
bin in Wundern sehrgeschickt,
bin Meister in den höh’ren Kräften.
1184
Als
Sammlungs-Wissensmeisterzur Vollendung kam
der
Moggallāno indes Losgelösten Botschaft, -
als
Weiser er zerriß,gesammelt in den Sinnen,
gleichwie der Elefant die faule Ranke, seine Bande.
1185
Verehrt
von mir derMeister ist,
getan
des BuddhoWeisung ist,
und
abgelegt dieschwere Last,
der ganze Werdensfluß entfernt.
1186
Zu
welchem Zweck ichzog hinaus,
vom
Haus in dieHauslosigkeit,
der
Zweck ist nunvon mir erreicht:
all meiner Fesseln Untergang.
1187
Von
welcher Art warwohl die Hölle,
wo
Dussi wurde heißgequält,
als
er den JüngerVidhuro verletzt
und Kakusandho, den Brahmanen?
1188
An
hundert spitzeEisendornen,
die
mußt’ er alleinnen fühlen:
von
solcher Art warwohl die Hölle,
wo
Dussi wurde heißgequält,
als
er den JüngerVidhuro verletzt
und Kakusandho, den Brahmanen.
1189
Wer
dieses wirklichtief versteht,
ein
Bhikkhu, echterBuddhajünger:
verletzt
du einensolchen Bhikkhu,
sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.
1190
Mitten
im Ozean siestehen,
Vimānas,
die Äonendauern, -
wie
Lapislazuli sieglänzen,
im
Lichte glühend,blendend hell, -
himmlische
Nymphentanzen dort,
und alle in verschied’nen Farben.
1191
Wer
dieses wirklichtief versteht,
ein
Bhikkhu, echterBuddhajünger:
verletzt
du einensolchen Bhikkhu,
sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.
1192
Vom
Buddho wahrlichernst ermahnt,
erwartet
von derBhikkhuschar,
er
den Palast derMutter von Migāro
mit einer Fußzehe erschütterte.
1193
Wer
dieses wirklichtief versteht,
ein
Bhikkhu, echterBuddhajünger:
verletzt
du einensolchen Bhikkhu,
sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.
1194
Der
den Palast derVejayanter
mit
einer Fußzeheerschütterte, -
von
magisch höh’rer Kraftgetragen,
die Gottheit in Verwirrung brachte.
1195
Wer
dieses wirklichtief versteht,
ein
Bhikkhu, echterBuddhajünger:
verletzt
du einensolchen Bhikkhu,
sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.
1196
Der
im Palast derVejayanter
den
Sakko rundumglücklich fragt:
„Verstehst
du,Freund, denn wirklich auch
des
DurstversiegensFreiheitsstufen?“
Und
Sakko dannerklärte ihm
gefragte Frage, wie’s so ist.
1197
Wer
dieses wirklichtief versteht,
ein
Bhikkhu, echterBuddhajünger:
verletzt
du einensolchen Bhikkhu,
sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.
1198
Der
da den Brahmāgründlich fragt,
ganz
nah an derSudhamma-Halle:
„Hast
du, Freund,heute noch die Ansicht,
die
Ansicht, die dufrüher hattest?
Siehst
du nicht, wiezu Ende geht
das Strahlen in der Brahmawelt?“
1199
Und
Brahmā dannerklärte ihm
gefragte
Frage, wie’sso ist:
„Nicht
hab ich,Herr, jetzt mehr die Ansicht,
die Ansicht, die ich früher hatte.
1200
Ich
sehe, wie zuEnde geht
das
Strahlen in derBrahmawelt, -
wie
könnte ichfalsch sagen noch:
Bin immerwährend, ewig da!“
1201
Wer
dieses wirklichtief versteht,
ein
Bhikkhu, echterBuddhajünger:
verletzt
du einensolchen Bhikkhu,
sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.
1202
Der
da des großenNeru Spitze
in
der Befreiung vorsich sah,
den
Wald deröstlichen Videher,
die Männer, auf dem Boden liegend:
1203
Wer
dieses wirklichtief versteht,
ein
Bhikkhu, echterBuddhajünger:
verletzt du einen solchen Bhikkhu,
sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.
1204
Nicht
wahrlich jedas Feuer denkt:
„Ich
halte hier denToren fest!“
Der
Tor jedoch, dasbrennend Feuer
verletzend, wird von ihm verbrannt.
1205
Und
ebenso auch du,du Māra,
verletzend
den Tathāgato,
wirst
brennen dirdas eigne Selbst,
gleichwie der Tor ans Feuer rührt.
1206
Nein,
kein Verdiensterzeugte Māro,
verletzend
den Thatāgato,-
was
denkst du nunwohl, Schlechter, du?
Nicht mich das Schlechte quält jetzt mehr.
1207
Was
du auch machst,d i r stirbt das Schlechte
für
lange Zeit, duEndiger!
Ach,
Māra, lasse abvom Buddho!
Trag’ kein Verlangen mehr nach Bhikkhus!
1208
So
er den Māro tieferschreckte,
der
Bhikkhu in demWalde Bhesakalā.
Und
da der dummeTorengeist
grad auf der Stelle schon verschwand.
VANGÍSO
1209
Ach,
mich, der dochhinausgezogen
vom
Haus in dieHauslosigkeit,
Gedanken
überfallenda,
verwegene, vom Dunklen, diese:
1210
Vornehme,
großeBogenschützen,
geübt
in festemBogengriff,
sie
mögen ganzumgeben mich,
wohl tausend, die nicht flüchten sich, -
1211
wenn
dann so vielund noch viel mehr
an
Frauen werden zumir kommen,
nicht
werden sieerschrecken mich:
bin in den Dhammas fest gegründet.
1212
Als
einst von ihmich hab gehört,
vomBuddha-Sonnenanverwandten,
den
Weg, der zumNibbānam führt:
dorthin nur noch zog mich der Geist.
1213
Zu
dem, der so, nurso noch lebt,
du,
Schlechter,kommst noch mal heran, -
so
werd’ ich, Tod,mit dir verfahren:
du siehst mich auf dem Weg nicht mehr.
1214
Die
Unlust und dieLust verlassend
und
wirklich alleshausgewohnte Denken:
das
Triebholz lasseer nicht wachsen irgendwo, -
wer frei von Trieb, ist triebholzlos, d e r ist ein
Bhikkhu.
1215
Was
hier auf dieserErde, in der Luft
zur
Form geworden,weltgetaucht ist, was auch immer:
es
schwindet, allesnicht beständig.
Die so erwägen, leben frei bis hin zum Ende.
1216
An
Haftensmächte istdas Volk gebunden,
es
sieht und hört,lehnt ab und denkt, -
den
Willen möge manvertreiben, frei von Wünschen,
wer dabei nicht wird schmutzig, d e n nennt man
Muni.
1217
Sie
hängen sich anachtundsechzig Denkmodelle,
an
Massendenkenhingegeben, ohne Dhammo, -
wer
keiner Sektefolgt mehr irgendwo,
nach keinem Strohhalm greift, d e r ist Bhikkhu.
1218
Schon
lange glücklichist er und gesammelt,
nicht
falsch, nurweise, ohne Gier:
den
Stille-Weg hater erreicht, ein Muni, -
ursächlich ist erloschen er, erträgt die Zeit.
1219
Den
Stolz gib auf, oGotama,
den
Weg des Stolzeslasse ohne Rest!
In
diesen Weg desStolzes ganz vernarrt,
bist voller Reue lange du gewesen.
1220
Durch
Heuchelei sindsie beschmutzt, die Menschen,
durch
Stolzzerstört, sie fallen in die Hölle, -
sie jammern dann für lange Zeit,
weil stolzzerstört sie in die Hölle kamen.
1221
Nicht
jammertsicherlich ein Bhikkhu mehr,
ein
Wegbezwinger,der recht vorwärts geht, -
nur
Ruhm und Glücker da erfährt.
„Ein Dhammaseher!“ So heißt er in Wahrheit.
1222
Darum
nicht brachliegt er, ist ohne Stolz,
die
Hemmungenaufgebend, ist er rein, -
den
Stolz aufgebendohne Rest,
durch Wissen ist er Endiger, hat sich beruhigt.
1223
Von
Sinnenlustreizwerd’ gebrannt,
das
Herz wird mirrundum verbrannt, -
gut
das Verlöschenzeige mir,
aus Mitgefühl, o Gotama!
1224
Nur
durch derWahrnehmung Verkehren
das
Herz wird dirrundum verbrannt, -
das
Zeichen derErscheinung meide:
das Schöne ist mit Reiz verbunden.
1225
Durch
das Nichtschönedir das Herz entfalte!
Einspitzig
sei undgut gesammelt!
Die
Sati richte aufden Körper!
Sei einer reich an Überdruß!
1226
Das
Zeichenlose auchentfalte,
Stolzneigung
ziehaus dir heraus!
Hast
du den Stolz gründlicherfasst,
im Frieden wirst du ruhig leben.
1227
Nur
solches Wort manmöge sprechen,
wodurch
das Selbstsich nicht erhitzt
und
das die andernnicht verletzt:
das ist ein wohlgesprochnes Wort.
1228
Ein
liebes Wort nurspreche man,
ein
Wort, das freudigwird begrüßt, -
nicht
greife auf dieschlechten Dinge,
zu andern wird nur lieb gesprochen!
1229
Die
Wahrheit isttodloses Wort,
dies
ist Gesetz vonaltersher, -
in
Wahrheit, Sinnund in der Lehre
es spricht der Stille festgegründet.
1230
Das
Wort, das derErwachte spricht,
das
still hin zumNibbānam führt,
das
allem Leid einEnde macht:
das ist der Worte höchstes, ja!
1231
Der
tiefe,weisheitsvolle Kluge,
der
Weg und Abweggründlich kennt,
Sāriputto,
der großeWeise,
die Lehre zeigtden Mönchen auf.
1232
In
kurzer Form zeigter sie auf,
in
voller Breitespricht er auch, -
dem
Vogel, der dastimmlos sitzt,
bricht er die Einsicht einfach auf.
1233
Von
ihm, der soaufzeigen kann,
sie
hören honigsüßeRede,
mit
einer Stimmevoller Schönheit,
so
angenehm und gutzu hören, -
erhob’nen
Herzens,voller Freude,
das Ohr ihm leihen alle Mönche.
1234
Am
Vollmondtage heut’zur Reinigung
fünfhundert
Bhikkhussind gekommen da,
die
Fesselbandeabgetrennt,
nicht zitternd, frei von Wiederwerden, Weise.
1235
Ein
Radbeweger wieein König,
von
Freunden ist erreich umgeben, -
und
rundherum ersucht, erforscht
das Ende dieses großen Ozeans.
1236
So
haben sie denKampf gewonnen, -
den
Karawanenführer,nicht zu übertreffen,
die
Jüngerehrfürchtig umsitzen,
Dreiwisser, die den Tod verlassen.
1237
Sie
alle des Erhab’nenSöhne, -
Geplapper
gibt eshier nicht mehr, -
den,
der denDurstpfeil hat entfernt,
sie ehr’n, den Sonnenanverwandten.
1238
Ein
weit’res Tausendnoch an Bhikkhus
den
Sugato ganzstill umsitzt,
der
zeigt diefleckenlose Lehre:
Nibbānam - frei von aller Furcht.
1239
Sie
hören dieseweite Lehre,
vom
ganz Erwachtenaufgezeigt, -
und
wahrlich strahltder ganz Erwachte,
erhöht vor seiner Bhikkhuschar.
1240
Ein
Elefant heißtdu, Erhab’ner,
der
großen WeisenSiebenter, -
wie
eine große Wolkekamst du:
die Jünger nun beregnest du.
1241
Die
Mittagsstillehab verlassen,
zu
seh’n den Lehrer,trug Verlangen, -
ein
Jünger dich, dugroßer Held,
zu deinen Füßen grüßt: Vangīso.
1242
Den
Seitenweg, denPfad des Māro meisternd,
er
wandert und brichtauf des Geistes Dürren, -
den
seht, der Bandenlocker machen kann:
sein Essen auch gleichmäßig er verteilt.
1243
Nur
zu dem Zweck,die Woge zu durchkreuzen,
du
vielfach aufgezeigtenWeg erklärst, -
und
beim Todlosen,das erklärt,
die Dhammaseher stehen uneinnehmbar.
1244
Er
machte Licht,hindurchzuschaun,
er
sah des ganzenDauerns Überwindung, -
als
er erkannt,verwirklichte die Spitze,
er zeigte auf das Zehner-All-Gefäß.
1245
Wer
bei so gutgezeigter Lehre,
geht
lässig mitbegriffner Lehre um?
Darum
nun in derWeisung des Erhab’nen
nicht lässig sei man, folge stets verehrend nach.
1246
Am
Buddho isterwacht der Thero,
Kondanno
ernsthaftzog hinaus:
zuteil
wirdihm das Wohl-Erfahren
der Einsamkeiten oft und oft.
1247
Was
da ein Jüngerschaffen kann,
wenn
er des LehrersWeisung tut:
all
das ist ihmzuteil geworden,
der niemals lässig hat geübt.
1248
Der
tief Erfahrene,Dreiwisser,
der
Herzenskundetiefer Kenner,
Kondanno
er, derBuddha-Erbe,
zu Füßen grüßt den Lehrer er.
1249
Der
bei dem „Elefanten“saß,
den
Muni, LeidensJenseitsgänger,
die
Jüngerehrfürchtig umsitzen,
Dreiwisser, die den Tod verlassen.
1250
Mit
seinem Geistdurchsucht er sie,
Moggallāno
vongroßer Macht:
das
Herz von ihnener erforscht,
das frei ist, ohne jedes Haften.
1251
So
den allseitsVollendeten,
den
Muni, LeidensJenseitsgänger,
den,
der mit allemausgestattet,
umsitzen sie, den Gotamo.
1252
Gleichwie
der Mond,von dunkler Wolke frei,
im
Dunst aufleuchtet,ohne Flecken strahlt,
so
auch, Angirasa,du großer Muni,
durchstrahlst mit deinem Ruhm die ganze Welt.
1253
Von
Poesie berauscht,wir früher wanderten
von
Dorf zu Dorf,von Stadt zu Stadt, -
dann
sah ich ihn,den ganz Erwachten,
den aller Dinge Jenseitsgänger.
1254
Er
zeigte mir dieLehre auf,
der
Muni, LeidensJenseitsgänger, -
die
Lehre hörten wirund wurden ruhig:
Vertrauen stieg in uns da auf.
1255
Als
dessen Wort ichangehört,
die
Gruppen und dieSinnenreiche,
die
Elemente aucherkannte,
zog ich in die Hauslosigkeit.
1256
Für
viele wahrlichnur zum Wohle
erscheinen
die Tathāgatas:
für
Frauen und fürMänner auch,
für alle, die der Weisung folgen.
1257
All
denen nunwahrlich zum Wohle
Erwachung
haterlangt der Muni,
für
Mönche und fürNonnen auch,
die den Zehngliederweg gegangen.
1258
Wohl
aufgezeigt vomAugenmächt’gen,
vomBuddha-Sonnen-Anverwandten,
die
vierfach edlenWahrheiten,
aus Mitleid mit den Atemwesen.
1259
Das
Leid und allesLeid-Enstehen,
und
auch des LeidensÜberwindung,
den
edelenAchtgliederweg,
der hin zur Leidensstille führt.
1260
So
sind die Dinge,wie gesagt,
geschaut
von mir, sowie sie sind:
das
höchste Ziel habich erreicht,
getan des Buddho Weisung ist.
1261
Willkommen,wahrlich,
war es mir,
war
mir des BuddhoGegenwart, -
von
allenmitgeteilten Dingen
das beste, das erlangte ich.
1262
Das
tief’re Wissenhab’ vollendet,
den
Ohrbereichgereinigt ganz,
Dreiwisserbin,
magiegewaltig,
die Herzenswege kenne ich.
1263
Ich
frage nun denLehrer, den vollendet Weisen,
der
hier und heutealle Zweifel hat zerstreut:
ein
Mönch ist in Aggālavogestorben,
erkannt, berühmt, in sich erloschen ganz.
1264
Nigrodho,
so istdessen Name,
von
dir verlieh’n,Erhab’ner, dem Brahmanen, -
das
ehrte er undlebte, die Erfahrung suchend,
voll Tatkraft und den Dhammo fest im Blick.
1265
Den
Jünger, Sakyer,wir nun alle,
wir
wünschen zuverstehen, du All-Auge:
bereit
ist uns zumHören jetzt das Ohr,
du bist uns Lehrer, du unübertroffen bist.
1266
Ach,
löse uns denZweifel, laß es mich erfahren,
den
ganz Erloschenenerkennen, erdweit Weiser!
Hier
in der Mittesprich zu uns, All-Auge,
wie Sakko, Führer der eintausend Götter!
1267
Was
für Gerüche hier,was für Verblendungswege,
für
Fehl-Erkenntnisse,für Zweifelfälle:
an
den Tathāgato siekommen nicht heran, -
dies Auge ist das höchste aller Männer.
1268
Wenn
niemals nun einMensch die üblen Flecken,
gleichwie
der Windden Wolkenberg entfernen mag,
nur
dunkel würde seindie ganze Welt, erloschen,
die Leuchtenden, sie könnten sie nicht hell mehr
machen.
1269
Und
nur die WeisenLicht-Erzeuger werden:
nur
immer so noch,Weiser, kann ich denken, -
bei
den Klarsehendenwir kamen an, verstehend, -
in der Versammlung lege uns nun offen den Kappo.
1270
Laßhören
deine Rede schnell, so angenehm,
als
wenn ein Schwan,sich streckend, ruhig singt
mit
voller Stimme,gut in Gang gesetzt:
wir alle, die wir aufrecht gingen, hören.
1271
Geburt
und Tod habich gelassen ohne Rest,
nicht
hängend an demMönchsgeschenk ich werde sprechen,
nicht
Wunscherfüllerbei gemeinem Volk,
Einsiedler werd’ ich bei Tathāgatas.
1272
Die
volle Antwort,die wird mich bewegen,
aus
heller Weisheitist sie vorgeholt, -
der
sich mit diesem letztenHandgruß tief verneigt,
nicht täusche wissend ihn, du höchster Weiser!
1273
Mehr
als die besteEdel-Lehre hast gefunden,
nicht
täuschewissend mich, du Mann von höchster Tatkraft, -
wie
Wasser, von derHitze ohne Hitze heiß,
dein Wort ersehne ich, laß das Gehörte regnen!
1274
Zu
welchem Ziel dasBrahmaleben führte
Kappāyano?Vielleicht
war’s ganz umsonst?
Erlosch
er von demAnfang? Blieb ein Haftensrest?
Wie wurde er befreit? - Das woll’n wir hören.
1275
„Er
brach ihn auf, denDurst nach Geist und Körper,
des
Durstes Strom,der lange schlafend lag, -
er
überschrittGeburt und Tod ganz ohne Rest.“
So der Erhab’ne sprach, der beste von den Fünfen.
1276
Ich
hab’s gehört undwerde ruhig, -
dein
Wort, duSiebenter der Weisen,
hab
nicht umsonstich wohl erfragt:
nicht hat enttäuscht mich der Brahmane.
1277
So
wie er sprach, sotat er auch
er
war des Buddhoechter Jünger,
riß
aufdes Todes großes Netz,
vom Hinterlist’gen fest gespannt.
1278
Es
sah, Erhab’ner,den Beginn
des
ganzen Haftens,Kappiyo, -
es
überwand Kappāyano
das Todesreich, das höchste noch.
1279
Den
Göttergott ichgrüße ehrend
und
deinen Sohn,Zweifüßer Bester,
der
nachgebor’n demgroßen Helden,
den Elefanten aus des Elefanten Brust.
THERÍGĀTHĀ
EINE UNBEKANNTE
1
O
glücklich schlafenun, du Therī,
hast
dich mitLumpentuch bedeckt, -
gestillt
ist nun indir der Reiz,
wie Dörrgemüse in dem Topf.
MUTTĀ (die Befreite)
2
O
Muttā, lös’ dichaus den Jochen,
gleichwie
der Mondaus Rāhu-Griff!
Mit
einem freigeword’nenHerzen
genieße schuldlos Bettelnahrung!
PUNNĀ (die Volle)
3
O
Punnā, fülle dichmit Dhammas,
gleichwie
der Mondam Vollmondtag!
Mit
Weisheit ganzund gar vollendet,
die Dunkelmasse brich du auf!
TISSĀ (die Drei)
4
O
Tissā, übe du dieÜbung!
Nicht
dieses Joch dulasse los!
Von
allen Jochenganz befreit,
geh in der Welt von Einfluß frei!
EINE ANDERE TISSĀ
5
O
Tissā, binde dichan Dhammas,
nicht
kleinstenAugenblick laß los!
Die
kurz nur säumtenjammern dann:
derHölle sind sie ausgeliefert.
DHÍRĀ (die Weise)
6
O
Dhīrā, das Beendenfasse,
Wahrnehmungsstille,tiefes
Glück!
Ach,
neige zum Nibbānamdich,
zum Übungsfrieden höchster Art.
EINE ANDERE DHÍRĀ
7
O
Dhīrā mit denweisen Dingen,
du
Bhikkhunī,entfaltet ganz,
nun
trage deinenletzten Leib,
hast du besiegt das Māro-Lasttier.
MITTĀ (die Freundin)
8
Vertrauend
zogest duhinaus,
o
Mittā, sei anFreundschaft froh!
Entfalte
nurheilsame Dinge,
um Übungsfrieden zu erreichen!
BHADRĀ (die Glückliche)
9
Vertrauend
zogest duhinaus,
o
Bhadrā, sei amGlücke froh!
Entfalte
nurheilsame Dinge,
den Übungsfrieden höchster Art!
UPASAMĀ (die Friedvolle, Stille)
10
Upasamā,
o kreuz’die Woge,
das
Todesreich, dasimmer folgt!
Nun
trage deinenletzten Leib,
hast du besiegt das Māro-Lasttier!
MUTTĀ (die Befreite)
11
So
gut befreit binich nun frei,
dreiBuckellasten
bin ich los:
vom
Mörser und vomStößel ja,
und
von dem BuckelEhemann.
Frei
bin ich vonGeburt und Tod,
der Werdensstrom, er ist entfernt.
DHAMMADINNĀ (die Dhammagegebene)
12
Die
Willenskräfte haltean!
Und
sei im Geisteweit gespannt!
Ist’s
Herz anSinnenlüste nicht gebunden,
„stromaufwärts“ wird es dann genannt.
VISĀKHĀ (die Gegabelte, Maimond)
13
Erfüllt
dieBuddhaweisung recht!
Wenn
sie getan,bereut man nichts.
Habt
ihr die Füßerasch gereinigt,
zur Seite setzet euch dann hin!
SUMANĀ (die Frohsinnige)
14
Sind
Element’ alsLeid geseh’n,
nicht
in Geburt vonneuem geh!
Bist
du denWerdenswillen los,
im Frieden wirst du wandern dann.
UTTARĀ (die Höchste)
15
Im
Körper wargezügelt ich,
im
Reden und imDenken auch, -
des
Durstes Wurzelzog ich aus,
bin kühl geworden, bin erloschen.
SUMANĀ, DIE IM ALTER HINAUSZOG
16
Sei
glücklich, Alte,in dir selbst,
hast
dich mitLumpentuch bedeckt, -
gestillt
ist nun indir der Reiz,
bist kühl geworden, bist erloschen.
DHAMMĀ (die im Dhammo Stehende)
17
Als
ich um Almosengegangen,
auf
einen Stockgestützt und schwach,
mit
Gliedern, diemir zitterten:
da
stürzte auf dieErde ich, -
als
ich die Not imKörper sah,
da wurde ich im Herzen frei.
SANGHĀ (die im Sangho Stehende)
18
Verließ
das Haus undzog hinaus,
verließ
den Sohn,das liebe Vieh,
verließ
den Lustreizund den Haß:
Nichtwissen
habe ichbeseitigt,
des
Durstes Wurzelzog ich aus,
bin still geworden, bin erloschen.
NANDĀ (die Freudenvolle)
19
Den
kranken, unreinenund faulen,
sieh,
Nandā, diesenKörperhaufen!
Durch
Unschönes dasHerz entfalte,
das einspitzige, gut gesammelte!
20
Das
Zeichenlose direntfalte!
Die
Stolzesneigungtreibe aus!
Hast
du den Stolzgründlich durchdrungen,
im Frieden wirst du wandern dann.
JENTÍ
21
Was
sieben sindErwachensglieder,
die
Wege zum Nibbānamhin:
entfaltet
sind sievon mir alle,
wie von dem Buddho aufgezeigt.
22
Erkannt
hab denErhab’nen ich:
dies
ist der letzteKörperhaufen,
erschöpft
ist derGeburtenkreislauf,
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
EINE UNBEKANNTE THERÍ
23
So
gut befreit binich nun frei,
frei
bin ich von demStößelwerk!
Der
Schamlose locktnicht mehr in den Sonnenschatten,
mein Reistopf ist nun leer geworden.
24
Den
Lustreiz und dasHassen auch
ich
spalte weitereifrig auf, -
geh
unter eineBaumeswurzel:
„Ach, welch ein Glück!“ - ich glücklich mich
vertiefe.
ADDHAKĀSÍ (die Halb-Kāsī-Frau)
25
Im
weiten ganzen Kāsiland
war
mir erfreulicheinst Gewinn, -
als
dann die Stadtden Preis gemacht,
da sank mein Wert zum Nichtwert ab.
26
Da
wurd’ ich müdeder Gestalt,
ermüdend
löste ichmich los:
nicht
länger imGeburtenkreislauf
mag
kreisen wieder,wieder ich, -
drei
Wissen sindverwirklicht nun,
getan des Buddho Weisung ist.
CITTĀ (die Geschmückte)
27
Und
wenn ich auch ganzhager bin
und
krank nun undauch äußerst schwach,
auf
einen Stock michstützend geh’ ich
und steige ins Gebirge hoch.
28
Die
Robe hab ichabgelegt,
die
Bettelschaleumgestülpt, -
im
Fels ich stützteda das SELBST:
Die Dunkelmasse ich durchdrang.
METTIKĀ (die Mettareiche)
29
Und
wenn ich auch imLeiden bin
und
schwach und weitentfernt der Jugend,
auf
einen Stock michstützend geh ich
und steige ins Gebirge hoch.
30
Die
Robe hab ichabgelegt,
die
Bettelschaleumgestülpt, -
im
Felsen hab ichmich gesetzt:
und
da das Herz sichlöste mir, -
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
MITTĀ (die Freundin)
31
Am
vierzehnten, amfünfzehnten
und
auch am achteneiner Monatshälfte
bewahrend
gut denWochengang,
und die acht Glieder gut verbindend:
32
Uposathā
beging ichso
und
freute mich amGötterreich.
Und
heut’ mit einemeinz’gen Mahl
und
kahl, bedecktmit einer Robe,
das
Götterreicherseh’ n ich nicht,
im Herzen zügl’ ich alle Furcht.
ABHAYĀS MUTTER (die Furchtlose)
33
Was,
Mama, oberhalbder Fußsohle
und
was da unterhalbder Haaresspitze:
betrachte
diesenganzen Körper
als unrein und nur faulig riechend.
34
Und
als ich dannverweilt so,
entfernt’
ich allenReiz aus mir, -
das
Fieber ist nunabgeschnitten,
bin kühl geworden, bin erloschen.
ABHAYĀ (die Furchtlose)
35
Ach,
Abhayā,zerbrechlich ist der Körper,
wo
immer Wesen,Menschen sind!
Ich
lege einmal abden Leib,
in vollem Wissen, achtsam ganz.
36
Bei
vielen, vielenLeidensdingen
stets
anNichtlässigkeit erfreut,
des
Durstes Ende haberreicht:
Getan des Buddho Weisung ist.
SĀMĀ (die Dunkelbraune)
37
Vier
Male und auchfünfmal noch
ging
aus dem Klosterich hinaus,
erreichte
nicht desHerzens Stille,
im Geiste kraftlos mich bemühend.
38
Doch
in der achtenNacht sodann
zog
ich den Durstaus mir heraus, -
bei
vielenleidensvollen Dingen
war
ich nichtlässig, war nur froh:
Das
Durstversiegenist erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
EINE ANDERE SĀMĀ
39
Es
sind jetztfünfundzwanzig Jahre,
daß
ichhinausgezogen bin, -
ich
weiß es tief inmeinem Herzen,
daß niemals ich zur Ruhe kam.
40
Erreichte
nicht desHerzens Stille,
im
Geiste kraftlosmich bemühend. -
Doch
kam ich inErgriffenheit,
erinnernd mich der Siegerbotschaft.
41
Bei
vielenleidensvollen Dingen
war
ich nichtlässig, war nur froh:
Das
Durstversiegenist erlangt,
getan
des BuddhoWeisung ist.
Heut
ist für michdie siebte Nacht,
daß aller Durst ist nun verdorrt.
UTTAMĀ (die Hohe)
42
Vier
Male und auchfünfmal noch
ging
aus dem Klosterich hinaus,
erreichte
nicht desHerzens Stille,
im Geiste kraftlos mich bemühend.
43
Da
traf ich eineBhikkhunī,
der
ich michanvertrauen konnte, -
und
sie wies mir denDhammo auf:
die Gruppen, Sinnenreiche, Elemente.
44
Als
ihre Lehre ichgehört,
wie
diese sieerklärte mir,
saß
sieben Tage ichallein im Kreuzsitz,
erfüllt
mit Freude,tiefem Glück.
Am
achten streckteich die Füße aus:
die Dunkelmasse war zerstoben.
EINE ANDERE UTTAMĀ
45
Was
sieben sindErwachungsglieder,
die
Wege zum Nibbānamhin:
entfaltet
sind sievon mir alle,
wie von dem Buddho aufgezeigt.
46
Der
Leerheit hellesSammlungszeichen
hab
ich erlangt, wieich gewünscht.
BinTochter
aus derBrust des Buddho,
stets am Nibbānam tief erfreut.
47
All’
Sinnenlüstesind gespalten,
die
Himmlischen, diemenschlichen:
erschöpft
ist derGeburtenkreis,
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
DANTIKĀ (die Zähmerin)
48
Ging
aus derMittagsstille fort,
hinauf
zum GipfelGeierberg.
Da
einenaufgetauchten Elefanten
erblickte ich am Flussesufer.
49
Ein
Mann nahm seinenStachelstock,
„Gib
deinen Fuß!“ erbittet ihn.
Der
Elefant strecktseinen Fuß,
der Mann besteigt den Elefanten.
50
Den
Ungezähmten sahgezähmt,
der
Menschen Einflußunterworfen:
Da
ließ ich sammelnsich den Geist,
als in den Wald ich war gegangen.
UBBIRÍ (die Erschrockene)
51
„Ach,
Mama Jīvā !“so im Walde klagst du.
Zum
SELBST nur findehin, o Ubbirī!
Anvierundachtzigtausend
wohl,
sie
alle hießen „Jīvā“einst,
und
wurden hier amPlatz verbrannt.
Um welche nun wohl trauerst du?
52
Du
zogst heraus denPfeil mir wahrlich,
der,
schwer zu sehn,im Herzen steckt.
Mir,
die von Trauerüberwältigt,
die Tochter trieb die Trauer fort.
53
Heut’
bin vom Pfeileich befreit,
gestillt
bin ich,erloschen ganz, -
zum
Buddho, Dhammound zum Sangho
ich geh zur Zuflucht, zu dem Muni.
SUKKĀ (die Weiße)
54
Was
hab in Rājagahāich getan?
Die
Menschen trankendort nur immer Honig.
Sie
folgen nicht derSukkā nach,
wenn sie die Buddhabotschaft weist.
55
Dabei
ist sie keinHindernis,
benetzt
nicht, gibtnur inn’re Kraft,
nur
Weise, denk’ich,trinken sie,
wie Wolkenguß der Reisende.
56
Du
Weiße mit denweißen Dhammas,
von
Reizen frei,gesammelt ganz,
nun
trage deinenletzten Leib,
hast du besiegt das Māro-Lasttier.
SELĀ (die Kristallene)
57
Nicht
ist ein Auswegaus der Welt,
was
wirst du tun mitEinsamkeit?
Genieße
nur dieSinnesfreuden,
damit du später nichts bereust!
58
Schwertspitzengleichdie
Lüste sind,
Scharfrichterklotzder
Khandhas nur:
was
Sinnesfreude dubenennst,
das ist nur Unlust jetzt für mich.
59
Die
Freude istgetötet ganz,
die
Dunkelmasseaufgebrochen, -
begreife
endlich,Schlechter, du:
erschlagen bist du, Endiger!
SOMĀ (nach einer Baumart)
60
Das,
was denMeistern gilt zu schaffen,
den
Stand, derschwer ist zu erlangen,
nicht
ist das beiZweifingerweisheit
zu schaffen möglich einer Frau.
61
Das
Frausein, was tutdas zur Sache
bei
einem Herzen,das in sich gesammelt?
Erkenntnis
stets insich bewegt
und recht den Dhammo schauen kann?
62
Die
Freude istgetötet ganz,
die
Dunkelmasseaufgebrochen, -
begreife
endlich,Schlechter, du:
erschlagen bist du, Endiger!
BHADDĀ KAPILĀNÍ (die glückliche Rote)
63
Der
Sohn des Buddhound sein Erbe,
Kassapo,
tief insich gesammelt,
deralten
Aufenthalt erfuhr,
den Himmel und den Abfall sieht, -
64
Geburtversiegen
haterlangt,
vollendet
Wissen alsein Muni:
mit
diesen dreienWissensmächten
Dreiwisser ist er, ist Brahmane.
65
So
eben auch dierote Bhaddā,
Dreiwisserin,
denTod verlassend,
trägt
ihren letztenLeib nun ab,
hast jetzt besiegt das Māro-Lasttier.
66
Wirsahn
die Not in dieser Welt,
da
zogen beide wirhinaus, -
sind
nun von Einflußfrei, gezähmt,
sind kühl geworden, sind erloschen.
EINE UNBEKANNTE BHIKKHUNÍ
67
Es
sind jetztfünfundzwanzig Jahre,
daß ich
hinausgezogen bin,
und
nicht einFingerschnalzen lang
erfuhr des Herzens Ruhe ich.
68
Erreichte
nicht desHerzens Stille,
von
Lustreiz war ichüberflutet, -
mit
ausgestrecktenArmen klagend,
ging in das Kloster ich hinein.
69
Da
traf ich eineBhikkhunī,
der
ich michanvertrauen konnte, -
und
sie wies mir denDhammo auf:
die Gruppen, Sinnenreiche, Elemente.
70
Als
ihre Lehre ichgehört,
ging
ich an ihreSeite hin:
den
alten Aufenthaltich weiß,
das Himmelsauge ist geklärt.
71
Rundum-Erkenntnishab
ich nun,
der
Hörbereich istauch geklärt, -
die
hohen Kräftesind verwirklicht,
erlangt
hab ich dasEinfluß-Ende:
sechs
tiefe Wissensind verwirklicht,
getan des Buddho Weisung ist.
VIMALĀ (die Fleckenlose - eine frühere Hure)
72
Berauscht
vonglänzender Gestalt,
von
Schönheit undvon weitem Ruhm,
von
meiner Jugendhochgetragen,
verachtete die andern ich.
73
Ich
schmückte diesenKörper aus,
gekleidet
bunt, ichtöricht murmelte:
stand
vor desFreudenhauses Tür,
warf wie ein Jäger Schlingen aus.
74
Ich
zeigte meinenFlitterschmuck,
ließ
reichlich dasVerborg’ne sehn,
rief
Täuschungvielfach nur hervor,
verlachte noch das Männervolk.
75
Heut’
geh ich hin umAlmosen,
bin
kahl, von Robenur bedeckt,
ich
sitze unterBaumeswurzel,
erfahre Freisein von Gedanken.
76
Die
Jocheabgeschnitten alle,
die
himmlischen undmenschlichen, -
verworfen
alleEinflüsse:
bin kühl geworden, bin erloschen.
SÍHĀ (die Löwin)
77
Nicht
bis zum Grundhab ich gedacht,
war
nur vonSinnenreiz geplagt, -
war
früher vollerUnruh’ nur,
im Herzen kraftlos übte ich.
78
War
eingebunden nurin Flecken,
bedachte
stets dasZiel des Glücks
und
fand nichtEbenmaß des Herzens,
das unterm Lustreiz-Einfluß stand.
79
Ganz
hager, blaß undohne Farbe
zog
sieben Jahre ichumher, -
und
nicht bei Tage,nicht bei Nacht
fand ich das Glück in meiner Qual.
80
So
nahm ich dann dasfeste Seil,
ging
in den tiefenWald hinein:
das
Beste, icherhäng’ mich hier,
mag nicht zurück mehr in die Welt.
81
Schon
war dieSchlinge fest geknüpft,
gebunden
an den Astdes Baums:
ich
zog die Schlingezu am Hals -
da wurde ich im Herzen frei.
NANDĀ (die Freudige)
82
Den
kranken,unreinen und faulen,
sieh,
Nandā, diesenKörperhaufen!
Durch
Unschönes dasHerz entfalte,
das einspitzige, gut gesammelte!
83
Wie
dieses ist, soist auch jenes,
wie
jenes ist, soist auch dieses, -
entsendet
schlechtenFaulgeruch,
von Toren einzig nur begrüßt.
84
So
ich nun diesenmir betrachte,
bei
Tag und Nachtvoll Eifer stets, -
und
durch die eigneWeisheit dann
den ganzen Überdruß ich sehe.
85
Und
als ich ohneLässigkeit
bis
auf den Grunderforschte ihn,
so
wie der Körperwirklich ist,
sah ich von innen und von außen.
86
Da
fand ich Überdrußam Körper,
und
innen wurde ichentreizt:
nicht
lässig und nunganz entjocht,
bin still ich jetzt, bin ich erloschen.
NANDUTTARĀ (die Freudenhöchste)
87
Das
Feuer und auchMond und Sonne,
und
auch dieGottheit ich verehrte, -
ging
an die Furt somancher Flüsse,
stieg in das Wasser auch hinein.
88
Ich
nahm sehr vieleRegeln an,
den
halben Kopf ichschor mir kahl,
und
auf der Erde warmein Lager,
ein Nachtmahl nahm ich niemals ein.
89
Ich
war an Schmuckund Putz erfreut,
mit
Baden und mitfeinen Ölen
bediente
diesenKörper ich,
von Sinnenlustreiz war geplagt.
90
Als
ich Vertrauendann gewann,
zog
ich in dieHauslosigkeit, -
ich
sah den Körper,wie er ist:
der Sinnenlustreiz war entfernt.
91
All
Werden ist nunabgeschnitten,
die
Wünsche undVerlangen auch, -
von
allen Jochen binich frei:
die Stille fand im Innern ich.
MITTAKĀLI (die dunkle Freundin)
92
War
aus Vertrauenausgezogen
vom
Haus in dieHauslosigkeit, -
ich
wanderte vonhier nach dort,
voll Eifer nach Gewinn und Ehre.
93
Gab
auf dasallerhöchste Ziel,
dem
nied’ren Zielich folgte nur, -
kam
inder Triebe Machtbereich,
Asketenziel erkannt’ ich nicht.
94
Da
wurde ichergriffen tief,
als
ich in meinerZelle saß:
bin
auf den Abwegschon geraten,
des Durstes Macht mich überkam.
95
Nur
kurz noch bleibtdas Leben mir,
Alter
und Krankheites zerreiben, -
bevor
der Körper wirdzerbrochen,
nicht bleibt mir Zeit zum Lässigsein.
96
So
sah ich an dieWirklichkeit,
der
Khandhas Auf-und Untergang:
mit
freiem Herzenstand ich auf,
getan des Buddho Weisung ist.
SAKULĀ (mit der Familie)
97
In
meinem Hauselebte ich, -
die
Lehre hört’ icheines Bhikkhus:
ich
sah diefleckenlose Lehre,
Nibbānapfad, den ewigen.
98
Ich
ließ den Sohnund auch die Tochter,
das
Geld und Schätzegab ich auf, -
die
Haare ließ ichschneiden ab,
zog fort in die Hauslosigkeit.
99
Da
übte ich dieStille dann,
entfaltete
dengraden Weg,
gab
auf die Gier undauch den Haß
und all die schlechtenEinflüsse.
100
War Bhikkhunī geworden nun,
erinnert’ mich an Vorgeburt, -
das
Himmelsauge wargeklärt,
von Flecken frei und gut entfaltet.
101
Sankhāras
sah alsfremd ich an,
bedingt
entstandenzum Verfall:
entzog
mich allenEinflußmächten,
bin kühl geworden, bin erloschen.
SONĀ (der Bodhibaum eines früheren Buddho)
102
Zehn
Kinder habe ichgeboren
aus
diesemKörperhaufen hier, -
bin
drüber alt undschwach geworden,
als ich zu einer Nonne ging.
103
Sie
zeigte mir dieLehre auf:
die
Khandhas,Sinnenreiche, Elemente.-
Und
als die Lehreich gehört,
schnitt ich die Haare ab, zog fort.
104
Und
mir, die ich nuninnig übte,
das
Himmelsaugeklärte sich:
ich
weiß nun altenAufenthalt,
wo ich zuvor habe gelebt.
105
Das
Zeichenlose ichentfalte,
auf
Eins gerichtet,gut gesammelt, -
im
Augenblick warich befreit,
ganz ohne Haften, schon erloschen.
106
Fünf
Khandhas sindrundum erkannt,
sie
stehen nunentwurzelt da, -
hab
festen Grund,bin frei von Wünschen:
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
BHADDĀ (die Glückliche)
107
Ganz
ohne Haare,staubbekrustet,
mit
e i n e m Tuchich lebte früher.
Im
Fehlerlosen sahich Fehler,
im Fehler aber Fehlerloses.
108
Ging
aus derMittagsstille fort
zum
Gipfel auf denGeierberg, -
ich
sah den Buddho,fleckenfrei,
vor seiner ganzen Bhikkhuschar.
109
Ich
sank aufs Knieund ehrte ihn,
vor
seinen Augen gabden Handgruß.
„Komm,
Bhaddā!“sagte er da nur.
Das war schon meine Aufnahme.
110
In
Angabin gewandert, Magadhā,
in
Vajjī, Kāsī undin Kosalā, -
schuldlos
durchfünfzig Jahre hin
genoß des Reichs Almosen ich.
111
Verdienst
erzeugteer wohl viel,
der
wirklich weiseLaienmann,
der
Baddhā eine Robegab,
die ganz befreit von allen Fesseln.
PATĀCĀRĀ (die Mantelgeherin)
112
Mit
Pflügen pflügensie das Feld,
sie
säen Samen indie Erde,
ernähren
Frauen unddie Kinder,
zu Reichtum finden so die Männer.
113
Und
ich, mit Tugendausgestattet,
des
Lehrers Weisungfolgend nur,
erreiche
das Nibbānamnicht,
das niemals Träge, Unruhvolle?
114
Da
wusch ich meineFüße mir,
am
Wasser wurde esmir klar:
den
Weg des Wasserssah ich da,
wie
es vom Hoch zumNieder kam:
ich
rief das Herzzur Sammlung auf,
wollt’ es wie gutes Pferd erkennen.
115
Als
eine Lampe ichgenommen,
ging
ich ins Klosterdann zurück,
sah
mir das Lagerachtsam an
und setzte mich dann auf das Bett.
116
Dann
nahm die Pinneich heraus
und
zog den Dochtnach unten sacht:
und
beim Nibbānammeiner Lampe
da wurde frei ich im Gemüt.
DREIßIG ALTE BHIKKHUNÍS ERKLÄREN VOR PATĀCĀRĀ IHR
WISSEN
117
„Die
Keule haben sieergriffen
und
mahlen dann dasKorn, die Männer,
ernähren
Frauen unddie Kinder,
zu Reichtum finden so die Männer.
118
Erfüllt
dieBuddha-Weisung nur,
nach
der es niemalsReue gibt!
Ganz
schnellwascht euch die Füße ab
und
setzt euch dannzur Seite hin!
An
Herzensfriedenangejocht,
erfüllt die Buddha-Weisung nur!“
119
Als
sie dies Wortnun angehört,
der
Patācārā Weisungso,
da
wuschen sie dieFüße sich
und
setzten sich zurSeite hin.
An
Herzensfriedenangejocht,
erfüllten sie die Buddhaweisung.
120
Zur
ersten Wache inder Nacht
der
Vorgeburtgedachten sie, -
zur
Mittelwache inder Nacht
das
Himmelsaugeklärten sie, -
zur
letzten Wache inder Nacht
die Dunkelmasse sprengten sie.
221
Und
aufgestandengrüßten sie
„Erfüllt ist deine Weisung nun!
Wie
Indra seinendreißig Göttern
-
im Kampfe niemalsje besiegt -
wirst
du uns Vorbildimmer bleiben, -
dreiwissend sind wir, einflußfrei.“
CANDĀ (die Mondartige)
122
Auf
schlechtem Wegich früher war,
war
Witwe und warkinderlos,
war
ohne Freunde undVerwandte,
ein Mahl und Kleid bekam ich kaum.
123
Die
Schale nahm ichund den Stock
und
bettelte vonStamm zu Stamm, -
ließ
mich vonKälte-Hitze quälen,
zog sieben Jahre so umher.
124
Als
ich die Bhikkhunīsah wieder,
wie
leicht sie Speisund Trank bekam,
ging
zu ihr undsprach ein Wort:
„Ich zog in die Hauslosigkeit.“
125
Und
in dem Mitgefühlmit mir,
nahm
Patācārā michdann auf, -
und
als sie dadurchmich ermuntert,
sie zog mich hin zu höchstem Ziel.
126
Als
ihre Rede ichgehört,
ich
folgte ihrerWeisung nur, -
umsonst
war nichtder Schwester Mahnung:
dreiwissend bin ich, einflußfrei.
FÜNFHUNDERT FRAUEN BEI PATĀCĀRĀ
127
„Den,
dessen Weg dunicht erkennst,
der
Angekomm’nen,der Gegang’nen,
den
Sohn, - woherist er gekommen? -
„Ach, du mein Sohn!“ beweinest du?
128
Und
wenn du dessenWeg erkänntest,
der
angekommen, dergegangen,
du
würdest um ihntrauern nicht:
so ist nun das Gesetz der Wesen.
129
Gewünscht
nicht, kamvon dort er an,
ist
unerlaubt vonhier gegangen, -
woher
er nun auchangekommen,
er blieb für kurze Tage nur.
130
Von
hier auf andernWeg gelangt,
von
dort er wiederandern geht, -
als
toter Geist inMenschenform
samsārakreisend
wirder gehn:
wie
er gekommen, sogegangen -
was soll da alles Klagen noch?“
131
Du
zogst den Pfeilmir wahrlich aus,
der,
schwer zu sehn,im Herzen steckt, -
mir,
die von Trauerüberwältigt,
triebst du die Sohnestrauer aus.
132
Bin
heute von demPfeil befreit,
gestillt
und ganzerloschen schon.
Zum
Buddho, Dhammound zum Sangho
ich geh zur Zuflucht, zu dem Muni.
VĀSITTHÍ (die Haus-Frau)
133
Von
Sohnestrauer nurbedrängt,
wie
außer Sinnen,unbewußt,
ganz
nackend und mitwirren Haaren,
so irrt’ ich hier und dort herum.
134
Auf
Straßen, überAbfallberge,
auf
Leichenplätzen,Karrenwegen
trieb
ich drei Jahremich herum,
von Hunger und von Durst gequält.
135
Da
sah ich ihn, denSugato,
der
in die StadtMithilā kam,
den
allerUngezähmten Zähmer,
den ganz Erwachten, frei von Furcht.
136
Da
faßte ich mein Herzzusammen,
begrüßte
ihn undtrat zu ihm:
er
zeigte mir dieLehre auf,
aus Mitgefühl, der Gotamo.
137
Als
seine Lehre ichgehört,
zog
ich in dieHauslosigkeit, -
ich
band mich an desLehrers Wort,
verwirklichte den Glückespfad.
138
Die
Sorgen all sindabgetrennt,
verlassen
nun,beendet ganz:
erkannt
ist nun vonmir der Grund,
aus dem die Sorgen wachsen auf.
KHEMĀ (die Friedvolle, Sichere)
139
Du
bist so jung undschöngestaltet,
auch
ich bin jungund jugendfrisch,
zu
der Musik imFünferklang
geh, Khemā, und ergötze dich!
140
Bei
diesem faulenKörper hier,
dem
elenden,zerbrechlichen,
ich
quäle und ichschäme mich:
der Sinnendurst ist ausgezogen.
141
Schwertspitzengleich
die Lüste sind,
der
Khandhas Blockdes Scharfrichters, -
was
du alsSinnenlust erklärst,
das ist jetzt Unlust nur für mich.
142
Allüberall
entferntdie Freude,
die
Dunkelmasse istdurchbrochen, -
so
wisse nun, duSchlechter, du,
geschlagen bist du, Endiger!
143
Das
Sternenheerverehrend wohl,
das
Feuer hütend indem Wald,
die
echte Wahrheit wißtihr nicht, -
ihr Toren so an Reinheit dachtet.
144
Doch
ich bin nunverehrend nur
den
ganz Erwachten,höchsten Menschen,
bin
frei von allemLeiden nun, -
des Lehrers Weisung ich erfülle.
SUJĀTĀ (die Wohlgeborene)
145
Herausgeputzt
undschön gekleidet,
umkränzt
mit Blumen,Sandelduft benetzt
und
überall mitSchmuck bedeckt,
von Dienerinnenschar geehrt.
146
Ich
hatte Speise undGetränk genommen
und
reichlich festesKnabberzeug,
war
aus dem Haushinausgefahren,
den schönen Park besuchte ich.
147
Dort
freut’ ichmich, vergnügte mich,
fuhr
in mein eignesHaus zurück, -
ein
Kloster sah ichund betrat es,
bei Sāketa im Walde Anjanam.
148
Als
ich das Lichtder Welt geseh’n,
begrüßt
ich es undtrat heran, -
es
zeigte mir dieLehre auf
aus Mitgefühl, der Sehende.
149
Als
ich den großenHerrn gehört,
die
Wahrheit dadurchdrang ich ganz
und
dort diefleckenlose Lehre, -
berührte gleich den Todlospfad.
150
Als
ich begriffenden Saddhammo,
zog
ich in dieHauslosigkeit, -
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
umsonst nicht war die Buddhaweisung.
ANOPAMĀ (die Unvergleichliche)
151
In
hohem Stande bingeboren,
mit
viel Besitz undreichen Gütern, -
mit
Schönheit anGestalt versehn,
als Tochter Majjhas bin geboren.
152
Ersehnt
bin ich vonKönigssöhnen,
von
Reicher Söhnenheiß begehrt, -
zum
Vater wurd’ geschicktein Bote:
„Gebt mir Anopamā zu sehn!
153
So
viel wie diesewert nun ist,
die
Tochter dein,Anopamā:
Achtfaches
werde ichdir geben
an Gold und an Juwelen auch.“
154
Da
sah den ganzErwachten ich,
den
Weltbesten,unübertroffen, -
ich
ehrte ihn zuseinen Füßen
und dann zur Seite stellt’ ich mich.
155
Er
zeigte mir dieLehre auf,
aus
Mitgefühl, derGotamo, -
und
als ich saß aufmeinem Platz,
berührte ich die dritte Frucht.
156
Ich
ließ die Haareschneiden ab,
zog
fort in dieHauslosigkeit, -
und
heut hab ich diesiebente (siebte) Nacht,
daß aller Durst dahingewelkt.
MAHĀPAJĀPATÍ (große Hauptfrau, die Nachkommen hat)
157
Dir,
Buddha, Held,Verehrung sei,
von
allen WesenHöchster, dir!
Du
hast vom Leidenmich befreit
und auch das andre viele Volk!
158
Das
ganze Leiden isterkannt,
der
Grund desDurstes ist verdorrt:
der
edeleAchtgliederweg,
das Aufhör’n ist von mir berührt.
159
Mutter,
Sohn undVater, Bruder,
und
Großmutter ichfrüher war, -
die
Wirklichkeit ichnicht erkannte,
fand aus dem Kreislauf nicht heraus.
160
Erschaut
hab denErhab’nen ich,
dies
ist die letzteAnhäufung:
erschöpft
ist derGeburtenkreis,
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
161
In
frischerTatkraft, ernst sich mühend
und
ständig fest inihrem Streben,
auf
gradem Weg dieJünger sieh:
das ist der Buddhas Ehrerweisen (Ehr-Erweisen)
162
Für
viele wahrlichnur zum Nutzen
Māyā
gebar denGotamo:
von
Krankheit undvon Tod Geschlag’nen
die Leidenmasse er vertrieb.
GUTTĀ (die Bewachte)
163
Ach,
Guttā, warumzogst du fort?
GabstSohn
und dasGehäufte auf?
Nur
das noch immerzuentfalte:
nicht unter Herzensmacht gerate!
164
Vom
Herzen sindgetäuscht die Wesen,
an
Märos Reich sindsie erfreut, -
imVielgeburtenwandelkreisen
sie strömen hin - und wissen nichts.
165
Den
Sinnenwillen,Abgestoßensein,
den
Glauben anPersönlichkeit,
dasTugendregelwerkverfechten,
den Zweifel noch als fünftes dann:
166
hast
alle dieseFesseln
du
aufgegeben,Bhikkhunī,
die
alle nur zumDiesseits führen,
wirst du hierher nicht wiederkehren.
167
Hast
du den Reiz,den Stolz und falsches Wissen,
und
inn’re Unruhganz gelassen,
die
Fesseln alledurchgeschnitten:
dem Leid ein Ende wirst du machen.
168
Hast
du entferntGeburtenkreisen,
rundum
erkannt dasWiederwerden:
Bist
du JETZT schonganz gestillt,
und friedvoll wirst du weiterleben.
VIJAYĀ (die Siegende)
169
Erst
viermal undauch fünfmal dann
ging
aus dem Klosterich hinaus,
fand
im Gemüt zurStille nicht,
beim Herzen bleib nur machtlos ich.
170
Zu
einer Bhikkhunīich ging,
respektvoll
ichbefragte sie, -
sie
zeigte mir dieLehre auf:
die Elemente, Sinnenreiche,
171
die
vier der edlenWahrheiten,
die
Fähigkeiten unddie Kräfte
Erwachungsgliederund
Achtgliederweg,
um zu dem höchsten Ziel zu kommen.
172
Als
ihre Rede ichgehört,
befolgte
ihre Weisungich:
und
in der Nacht zurersten Wache
der Vorgeburt gedachte ich,
173
und
in der Nacht zurMittelwache
das
Himmelsaugeklärte sich,
und
in der Nacht zurletzten Wache
die Dunkelmasse ich durchstieß.
174
Mit
Freudensglückden Körper ganz
durchdrang
ich undverweilte dort:
am
siebten Tagstreckt’ ich die Füße:
die Dunkelmasse war durchstoßen.
UTTARĀ (die Höhere)
175
„Die
Keule haben sieergriffen
und
mahlen dann dasKorn, die Männer,
ernähren
Frauen unddie Kinder,
zu Reichtum finden so die Männer.
176
Strebt
eifrig nachder Buddhaweisung,
was
d a getan,bereut man nicht, -
habt
rasch die Füßeihr gewaschen,
zur einen Seite setzt euch hin!
177
Habt
ihr das Herzbereit gemacht,
einspitzig,
gut insich gesammelt,
betrachtet
nur nochdie Sankhāras
als anders und nicht mehr als SELBST!“
178
Als
ihre Rede ichgehört,
der
Patācārā guteWeisung,
und
mir die Füßedann gewaschen,
trat ich an eine Seite hin.
179
Und
in der Nacht zurersten Wache
der
Vorgeburtgedachte ich,
und
in der Nacht zurMittelwache
das Himmelsauge klärte sich.
180
Und
in der Nacht zurletzten Wache
die
Dunkelmasse ichdurchstieß:
„Drei
Wissen habeich erkannt,
getan ist deine Weisung nun.
181
Wie
Sakko seinendreißig Göttern
-
im Kampfe niemalsje besiegt -
werd’
ich einVorbild immer bleiben,
dreiwissend bin ich, einflußfrei.“
CĀLĀ (die Schüttelnde)
182
Die
Sati habe ichgepflegt,
als
Bhikkhunī geübtdie Fähigkeiten,
durchdrungen
habeich den Stillepfad,
Sankhāra-Frieden, tiefes Glück.
183
Was
für ein Zeichen!Kahl bist du!
Wirst
als Asketin angesehn!
Und
keiner Sektehängst du an!
Was wanderst du verwirrt umher?
184
Da
draußen wohl dievielen Sekten,
die
nur an Meinungensich klammern,
verstehen
alle nichtden Dhammo,
sind nicht der Lehre wahre Kenner.
185
Es
ist imSakyerstamm geboren
der
Buddho ohneGegenmenschen, -
der
zeigte mir denDhammo auf,
um Meinungen zu überwinden.
186
Das
Leiden und dasLeid-Entstehen,
des
LeidensÜberwindung dann,
den
edelenAchtgliederweg,
der hin zur Leidensstille führt.
187
Als
seine Lehre ichgehört,
da
blieb ich in derWeisung froh, -
drei
Wissen habe icherlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
188
Die
Freude istgetötet ganz,
die
Dunkelmasseaufgebrochen, -
begreife
endlich,Schlechter, du:
erschlagen bist du, Endiger!
UPACĀLĀ (die Abschüttelnde)
189
Ich
habe achtsam undmit klarem Auge
als
Bhikkhunī geübtdie Fähigkeiten,
durchdrungen
habeich den Stillepfad,
von schlechten Menschen nicht verfolgt.
190
Warum
bejahst dunicht Geburt?
Geborener
genießtdie Sinnenreize.
Genieße
alleSinnesfreuden!
Sei hinterher nicht voller Reue!
191
Für
den Geborenenist Tod,
der
Hände und derFüße Schneiden,
dasPeitschen-Fessel-Elend
droht:
Geborener zum Leiden geht.
192
Er
ist imSakyerstamm geboren
der
ganz Erwachte,unbesiegt, -
er
zeigte mir denDhammo auf,
das Überwinden der Geburt.
193
Das
Leiden und dasLeid-Entstehen,
des
LeidensÜberwindung dann,
den
edelenAchtgliederweg,
der hin zur Leidensstille führt.
194
Als
seine Lehre ichgehört,
da
blieb ich in derWeisung froh, -
drei
Wissen habe icherlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
195
Die
Freude istgetötet ganz,
die
Dunkelmasseaufgebrochen, -
begreife
endlich,Schlechter, du:
erschlagen bist du, Endiger!
SÍSÚPACĀLĀ (die Kopfschüttelnde)
196
Als
Bhikkhunī, alsTugendhafte,
in
Fähigkeiten gutgezügelt,
will
ich den Stillepfaderreichen,
den ungemischten, stärkenden.
197
Die
Dreiunddreißigund die Yāmāgötter,
die
stillzufriednenGötter auch:
die
Götter, die vollSchöpfungsfreude
und
Götter, dieselbstmächtig sind:
dorthin
nurrichte du das Herz,
wo du zuvor vollendet warst!
198
Die
Dreiunddreißigund die Yāmāgötter,
die
stillzufriednenGötter auch,
die
Götter, die vollSchöpfungsfreude
und Götter, die selbstmächtig sind:
199
von Werdenszeit zu Werdenszeit
sie sind nur in sich selbst verliebt,
verwinden nicht die Eigenliebe,
durchkreisen
nur Geburt undTod.
200
In
Flammen steht dieganze Welt,
die
ganze Welt inBrand gesetzt,
es
lodert nur dieganze Welt,
die ganze Welt, sie zittert nur!
201
Den
ohne Zittern,ohne Gleichen,
von
Massenmenschennicht befolgt,
den
Dhammo mir der Buddhowies,
dorthin nur zieht mich nun der Geist.
202
Als
seine Lehre ichgehört,
da
blieb ich in derWeisung froh, -
drei
Wissen habe icherlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
203
Die
Freude istgetötet ganz,
die
Dunkelmasseaufgebrochen, -
begreife
endlich,Schlechter, du:
erschlagen bist du, Endiger!
VADDHAMĀTĀ (Mutter des Vaddho, des Wachsenden)
204
Mutter:
Nicht
komme, Vaddha,in der Welt
ein
Wunsch dir immerwieder auf!
Nicht,
Söhnchen,immer, immer wieder
nimm an dem Leiden weiter teil!
205
Glücklich
sind,Vaddha, die Munis,
sind
wunschlos,schnitten Zweifel weg, -
ganz
kühl geworden,selbstgezähmt,
sie leben hier von Einfluß frei.
206
Mit
diesen Meisternfolge nur
dem
Weg, der dichzum Schauen führt,
das
Leiden hier zuEnde bringt:
das, Vaddha, nur entwickle dir!
207
Vaddho:
Selbstsicher,wahrlich,
redest du
von
diesem Ziel,Erzeugerin, -
ich
denke nun, meinMütterchen:
ein Wünschen gibt es nicht für dich.
208
Mutter:
Sankhāras.
Vaddha,welche immer,
die
niedrig, hochund in der Mitte,
die
fein auch und amfeinsten sind:
ein Wünschen gibt es nicht für mich.
209
Die
Einflüsse sindall erschöpft,
hab,
niemals lässig,mich vertieft:
drei
Wissen sind vonmir erlangt,
getan des Buddho Weisung ist.
210
Vaddho:
Erhaben,
wahrlich,meine Mutter
den
Stachelstock sozeigte mir,
sprach
Verse von demhöchsten Ziel,
gleichsam aus tiefem Mitgefühl.
211
Als
ihre Rede ichgehört,
ermahnt
von derErzeugerin,
ergriff
die Lehremich zutiefst,
die hin zum Übungsfrieden führt.
212
Ich
kämpfte nun undstrebte selbst
bei
Tag und Nachtvoll Eifer ganz, -
und
von der Mutterso ermuntert,
berührte ich den höchsten Frieden.
KISĀGOTAMÍ (die hagere Gotamidin)
213
Die gute Freundschaft wird vom Muni,
wenn er die Welt zeigt, hoch gelobt, -
wenn einer gute Freundschaft teilt,
kann auch ein Tor ein Weiser sein.
214
Man
folge gutenMenschen nur,
so
wächst dieWeisheit, wenn man folgt, -
wenn
man den gutenMenschen folgt,
kann man von allen Leiden lösen sich.
215
Das
Leiden kannerkennen man,
und
auch des LeidensUrsprung dann,
das
Aufhören und denAchtgliederweg,
die vierfach edlen Wahrheiten.
216
„Leidvoll
dasFrausein“ - ist erklärt
vom
Trainer, der dieMenschen zähmt, -
der
Ehestand istLeiden auch,
und manche Erstgebärenden
217
durchschneiden
sichdie Kehle gar, -
und
zarte, jungeMädchen schlucken Gift,
wenn
sie derMenschenmörder traf
und beide großes Unglück nur erleiden.
218
Als
vor derNiederkunft ich ging hinaus,
sah
ich denEhegatten tot am Weg, -
und
als ich dann dasKind geboren hatte,
ging ich ins eigne Haus nicht mehr zurück.
219
Zwei
Kinder starbenmir und auch der Mann:
am
Weg der Toteeiner armen Frau, -
und
Mutter, Vaterund auch Bruder,
sie brennen schon auf einem Scheiterhaufen.
220
O
du Familienlose, Arme, du!
Erlitten
hast duunermeßlich Leiden!
Dir
flossen Tränenfort und fort
durch viele tausende Geburten!
221
Ich
sah dich in demLeichenfeld,
dann
auchverzehrtest Kinderfleisch, -
fern
der Familie,nur noch tadelnswert,
als Witwe ich zum Todlosen gelangte.
222
Entfaltet
ist deredle Weg,
achtgliedrig,
derzum Todlos führt, -
Nibbānam
habe ichverwirklicht,
den Dhammaspiegel sah ich an:
223
Ich
bin vom Pfeilenun entschnitten,
die
Last ist endlichabgelegt,
getan
ist, was zutun ich hatte. -
Kisāgotami,
dieschon Therī,
im Herzen ganz befreit, dies sprach.
UPPALAVANNĀ (die Lotusfarbige)
224
Sie
beide, Mutterund auch Tochter,
sie
waren meineNebenfrauen, -
das
war mir tiefErgriffensein,
ein seltsam starkes Haaresträuben.
225
O
Schande überschmutz’ge Lüste,
sie
riechenschlecht, sind voller Dornen,
wenn
Mutter da undTochter auch
zu meinen Nebenfrauen wurden!
226
Als
bei den LüstenNot ich sah,
und
im Verzicht denfesten Frieden,
zog
ich aus Rājagahoaus,
vom Haus in die Hauslosigkeit.
227
Den
alten Aufenthaltich weiß,
das
Himmelsauge istgeklärt, -
Rundum-Erkenntnis
habich nun,
der Hörbereich ist auch geklärt.
228
Die
hohen Kräftesind verwirklicht,
erlangt
hab ich dasEinfluß-Ende:
sechs
tiefe Wissensind verwirklicht,
getan des Buddho Weisung ist.
229
Als
ich die höh’reKraft entfaltet,
gelangte
zum Vimānoich,
verehrtedort
des BuddhoFüße,
des Weltenschützers, ruhmesreich.
230
Bist
hin zum blüh’ndenPādapo gegangen,
alleine
stehst duunter Baumeswurzeln, -
und
auch nichtirgendeiner ist dir Zweiter:
du Törin, fürchtest du dich nicht vor Wilden?
231
Vor
hunderttausendwilden Menschen auch,
die
sich in ihrerArt versammelt hätten,
kein
Härchen sträubtesich vor Angsterregung, -
was wirst mir du, o Māra, tun, alleine?
232
Ich
werde jetztverschwinden ganz,
den
Bauch ich werdeauch betreten,
und
zwischenAugenbrauen stehn:
mich, die dort steht, die siehst du nicht!
233
Das
Herz hab ich inder Gewalt,
der
Machtpfad, erist wohl entfaltet, -
sechs
tiefe Wissensind verwirklicht,
getan des Buddho Weisung ist.
234
Schwertspitzengleich
die Lüste sind,
der
Khandhas Blockdes Scharfrichters, -
was
du alsSinnenlust erklärst,
das ist jetzt Unlust nur für mich.
235
Die
Freude istgetötet ganz,
die
Dunkelmasseaufgebrochen, -
begreife
endlich,Schlechter, du:
erschlagen bist du, Endiger!
PUNNIKĀ (die Volle)
236
Als
Wasserträgerin imKühlen
ging
ich zum Wasserstets hinab,
erschrocken
vor derSchwestern Stock:
geplagt von Furcht vor Zornesworten.
237
Vor
wem, Brahmane,du erschrickst,
der
immer du insWasser stiegest,
und
an den zitterndsteifen Gliedern
die Kälte allzu starkempfindest?
238
Als
Wissende, oFreundin, du,
o
Punnikā befragstdu mich,
den,
der da gutesWerk nur tut
und schlechtes Werk verhindern will.
239
Wer
da als Alter,wer als Junger
ein
schlechtes Werkfür sich vollbringt,
der
wird durchWasseruntertauchen
von seinem schlechten Werk befreit.
240
Wer
hat dir diesesdenn erklärt
als
Nichtwisser dem,der nicht weiß:
daß
bloßesWasseruntertauchen
von schlechtem Werke schon befreit?
241
Zum
Himmel werdensie nun geh’n,
die
Frösche all undSchildkröten,
die
Schlangen und dieKrokodile
und all die andern Wasserwesen.
242
Die
Schafe schlachten,Schweine schlachten,
die
Fischer und dieWildtierfänger,
die
Räuber auch undihre Henker,
die
andern all,die Schlechtes tun:
sie
würden auch durchsWassertauchen
von schlechtem Werke schon befreit.
243
Wenn
alle dieseStröme dir
das
Schlechte, einstgetan, vertrieben,
sie
trieben auchVerdienst dir fort,
und du, du bliebest außerhalb.
244
Vor
wem, Brahmane,du erschrickst,
der
immer du insWasser stiegest,
das
lasse du, oFrommer, sein,
die Kälte soll die Haut nicht treffen.
245
Den
falschen Wegverfolgte ich,
den
edlen Weg dufügtest mir, -
das
Wassertauchen,meine Freundin,
und diesen Mantel geh ich dir.
246
Nur
deiner soll derMantel sein,
nicht
wünsche einenMantel ich, -
wenn
du dichfürchtest vor dem Leiden,
wenn dir das Leiden gar nicht lieb:
247
dann
tue niemalsschlechtes Werk,
im
Offnen nicht undnicht geheim!
Wenn
du ein wirklichschlechtes Werk
einmal wirst tun oder auch tust:
248
wirst
du vom Leidenniemals frei,
es
folgt auch dem,der vor ihm rennt.
Wenn
du dichfürchtest vor dem Leiden,
wenn dir das Leiden gar nicht lieb:
249
dann
geh zum Buddhoals zur Zuflucht,
zum
Dhammo und zumSangho geh!
Und
sammle deineTugenden!
Das wird dir nur zum Nutzen sein!
250
Ich
geh zum Buddhoals zur Zuflucht,
zum
Dhammo geh ichund zum Sangho,
die
Tugenden ichsammle mir,
das wird mir nur zum Nutzen sein.
251
Brahmaverwandter
warich früher,
jetzt
bin ich,wahrlich, ein Brahmane, -
drei
Wissen haberfahren ich:
bin Sotthiyo, bin Bademeister.
AMBAPĀLÍ (Mangobaumhüterin)
252
Glänzend
schwarz undsamtner Bienenfarbe gleich,
lange
Locken fielenmir vom Kopf herab, -
durch
das Alter sindsie Hanf und Borke gleich:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
253
Duftend
wie einrundum gut gefüllter Korb,
steckten
Blüten überBlüten mir im Haar, -
durch
das Alterriechen sie nach Hasenhaar:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
254
Wie
Gebüsch, das dichtbepflanzt, beschnitten ist,
waren
mit Kamm undNadeln sie so reich geschmückt, -
durch
das Alter sinddie Haare dünn geworden:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
255
Duftend
zart und reichmit dunklem Gold geschmückt,
schön
sie waren, meineschmuck geflochtnen Zöpfe, -
durch
das Alter istnun kahl der Kopf geworden:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
256
Wie
von einem Malerkunstvoll nachgezogen,
schön
sie warenfrüher, meine Augenbrauen, -
durch
das Alter hängentief sie in den Runzeln:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
257
Glänzend,
leuchtend,wie ein seltenes Juwel,
meine
Augen warendunkelschwarz und lang, -
durch
das Alter sindsie nun geschlagen, trübe:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
258
Sanft
geschwungenragte meine Nase vor,
schön
war sie in meinervollen Jugendzeit, -
durch
das Alter gleichtsie ausgespülter Flußbank:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
259
Wie
ein Armband, kunstvollausgeführt, geschmiedet,
schön
sie waren,diese Linien meiner Ohren, -
durch
das Alterhängen tief sie in den Runzeln:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
260
Kleinen
Pinsangknospenin der Farbe gleich,
schön
sie warenfrüher, meine blanken Zähne, -
durch
das Alter sindsie ausgebrochen, gelb:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
261
In
der Lichtungeines Waldgehölzes ging ich,
wie
der Kuckuck habich flötensüß gesungen, -
durch
das Alterkrächz’ ich nur noch dann und wann:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
262
Sanfter
Muschelgleich gebogen, blank gerieben,
schön
war früherauch mein Nacken, wie er glänzte, -
durch
das Alter istgebrochen er, zerstört:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
263
Frei
sie kreistenwie ein Riegelholz, sie beide,
schön
sie waren,meine Arme früher, -
durch
das Alter sindsie schlapp, gleich der Trompetenblume:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
264
Feine
Ringe, ganz ausGold, sie schmückten einmal,
schön
sie waren,meine beiden Hände früher, -
durch
das Alter sindsie nun wie Wurzeln zum Verkauf:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
265
Lust
erregend fest,sie standen beide hoch,
schön
sie waren, meinebeiden Brüstchen früher, -
trockne
Beutel sindsie, ohne Wasser jetzt:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
266
Wie
ein flaches Stück,aus feinstem Gold poliert,
schön
er war, meinglatter Körper früher, -
der
ist nun mitfeinen Fältchen überdeckt:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
267
StarkemSchlangenleibe
waren beide gleich,
schön
sie waren,meine Schenkel früher, -
durch
das Alter sindsie nun wie Bambusrohre:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
268
Meine
Knöchel schmücktenfeine, goldne Spangen,
schön
sie waren,meine Beine früher, -
durch
das Alter sindsie nun wie Sesamhalme:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
269
Wie
gefüllt mitBaumwolle sie beide waren,
schön
sie waren,meine Füße früher, -
durch
das Alter sindsie krumm, verschrumpelt:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
270
Solcher
Artwar dieser ganze Körperhaufen,
altersschwach
ist erein Haus nur voller Leiden, -
abgebröckelt
ist derPutz vom alten Haus:
Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht
anders.
ROHINI (rote Kuh)
271
Vater:
„Asketen!“
So machstdu mir klar!
„Asketen!“
Dabei wirstdu wach!
Nur
den Asketensprichst du Lob!
Asketinwirst nun selber werden!
272
Zu
essen und zutrinken reichlich
an
die Asketen duverschenkst, -
o
Rohini, ich fragdich jetzt:
wodurch sind dir Asketen lieb?
273
Das
Nichtstun liebensie, sind faul,
von
andrer Gabenleben sie, -
sie
jagen nur nachsüßen Freuden:
wodurch sind dir Asketen lieb?
274
Tochter:
Schonlange
du mich, wahrlich, Vater,
nach
den Asketen sobefragst.
Ich
werde direrzählen nun
von ihrem Weisheit-Tugend-Streben.
275
Das
Tun sie lieben,sind nicht faul,
sind
besten WerkesTuer nur:
die
Gier, den Haßsie geben auf,
dadurch sind mir Asketen lieb.
276
Die
dreifach Wurzelnalles Schlechten
vernichten
sie, dieReines tun,
bis
alles Schlechteaufgegeben:
dadurch sind mir Asketen lieb.
277
Das
Körperwerk istihnen rein,
das
Redewerk auchebenso,
das
Geisteswerk istihnen rein:
dadurch sind mir Asketen lieb.
278
Fleckenlos
wie dasPerlmutt
sind
rein sie, innenso wie außen,
voll
sind sie vonden hellen Lehren:
dadurch sind mir Asketen lieb.
279
Sie
hörten viel,sind Dhammaträger,
sind
edel, die denDhammo leben,
den
Sinn sie und denDhammo weisen:
dadurch sind mir Asketen lieb.
280
Sie
hörten viel,sind Dhammaträger,
sind
edel, die denDhammo lieben,
ihr
Geisteinspitzig, achtsam stets:
dadurch sind mir Asketen lieb.
281
Sie
gehen weit undachtsam stets,
die
Texte sprechendunverwirrt,
des
Leidens Ende sieverstehen:
dadurch sind mir Asketen lieb.
282
Durch
welches Dorfsie wandern auch,
sie
sehen keinenirgend an,
frei
von Verlangengehen sie:
dadurch sind mir Asketen lieb.
283
Und
nicht den Bauchsie füllen sich,
nicht
ihren Topf,nicht ihr Gefäß,
Vollkommenheiterstreben
sie:
dadurch sind mir Asketen lieb.
284
Sie
greifen nichtnach blankem Gold,
auch
nicht nach Geldund nicht nach Silber,
was
da auch kommt,sie lassen’s gehen:
dadurch sind mir Asketen lieb.
285
Sie
zogen fort ausvielen Stämmen,
aus
vielen Ländernauch sogar,
sind
sich in Liebezugetan:
dadurch sind mir Asketen lieb.
286
Vater:
Zum
Wohle, wahrlich,du Verehrte,
bist
du uns, Rohini,geboren, -
vertraust
dem Buddhound dem Dhammo,
dem Sangho auch,verehrst sie ernst.
287
Du
hast begriffendieses ganz:
Verdienstfeld,
nichtzu übertreffen.
Und
auch von mir nundie Asketen
bekommen
eine guteGabe:
hier
ist das Opferaufgebaut,
ein großes wird es für uns sein.
288
Tochter:
Wenn
du dichfürchtest vor dem Leiden,
wenn
dir das Leidengar nicht lieb,
so
geh zum Buddho,deiner Zuflucht,
zum
Dhammo und zumSangho einzig,
versammle
deineTugenden,
das wird zum Wohle dir nur sein!
289
Vater:
Ich
geh zum Buddho,meiner Zuflucht,
zum
Dhammo und zumSangho einzig,
versammle
meineTugenden,
das wird zum Wohle mir nur sein.
290
Brahmaverwandter
warich früher,
jetzt
bin ichwirklich ein Brahmane, -
Dreiwissensmeisterbin
ich nun,
ich hab erkannt und bin ein Bademeister.
CĀPĀ (die Schwankende, Zitternde) (sehr alt)
291
Kālo:
Trug
einen Stockeinst in der Hand,
jetzt
bin einWildtierjäger ich, -
durch
meine Gier,aus schlimmem Sumpf
ich konnte nicht hinübergeh’n.
292
Sie
dachte, michganz stolz zu machen,
die
Cāpā, die den Sohnmir schenkte, -
zu
Cāpā schnitt dasBand ich ab,
werd’ aus dem Haus von neuem zieh’n.
293
Cāpā:
Nicht
sei mir böse,großer Held!
Nicht
sei mir böse,großer Muni!
Nicht
gibt es fürden Zornerregten
das Reinsein, woher heißes Streben!
294
Kālo:
Ich
werde fort aus Nālāgehen,
wer
wird in Nālā wohnennoch?
Sie
fesseln dort mitWeibsgestalt
Asketen, die den Dhammo leben.
295
Cāpā:
Ach,
komm doch, Kālo,komm zurück!
Genieß
die Lüste wiezuvor!
Ich
will dirunterworfen sein
mit allen, die Verwandte sind!
296
Kālo:
Von
diesem nur dervierte Teil,
wie
du es sagst, dugute Cāpā:
für
einen tieferregten Mann
mag das erhebend wahrlich sein.
297
Cāpā:
Ach,
Kālo, wie einFeuer die Akazie
dort
auf demBergesgipfel blüht, -
wie
eine Windenrankeblüht,
auf einer Insel die Trompetenblume,-
298
mit
Sandelöl ganzeingerieben,
Benaresseide
hülltmich ein:
die
ich so strahlendschön jetzt bin,
willst du verlassen, gehst nun fort?
299
Kālo:
Der
Vogelfängerseinen Vogel,
wie
er ihn doch zufesseln wünscht!
Mit
deinerfesselnden Gestalt
nicht mich wirst du herunterdrücken.
300
Cāpā:
Und
diese meineSohnesfrucht
hab,
Kālo, ich fürdich gebracht, -
und
mich, die guteSohnesmutter,
willst du verlassen, gehst nun fort?
301
Kālo:
Die
Weisen lassenihre Söhne,
Verwandte
auch undden Besitz,
es
ziehen fort diegroßen Helden,
wie ein Elefant sein Seil zerreißt.
302
Cāpā:
Und
wenn ich dirjetzt diesen Sohn
mit
einem Stock undMesser gar
zu
Bodenniederschlagen würde:
um Sohnestrauer gehst du nicht!
303
Kālo:
Wenn
du den SohnSchakalen auch
und
wilden Hundenübergäbst,
nicht
m i c h, duüble Sohnesmacherin,
wirst wieder du zur Umkehr bringen.
304
Cāpā:
Nun
denn, so sei dasGlück mit dir!
Wohin
nun, Kālo,wirst du gehn?
In
welches Dorf? Inwelche Stadt?
In welche Zentren? Königsstädte?
305
Kālo:
Wir
scharten früherum uns Schüler,
als
Nichtasketenhielten für Asketen uns,
von
Dorf zu Dorf wirzogen hin,
von einem Ort zur Königsstadt.
306
Doch
der Erhabene,der Buddho,
ganz
nah am FlußNeranjarā,
um
alles Leiden aufzugeben,
den
Dhammo wies erauf den Wesen, -
ich
gehe jetzt inseine Nähe,
e r wird für mich der Lehrer sein.
307
Cāpā:
Den
Gruß nun mögestdu ihm sagen,
dem
Weltenschützerhöchster Art,
hast
du ihn rechtsherum umgangen,
magst du ihm eine Gabe weih’n.
308
Kālo:
Das
wird uns nunwohl möglich sein,
so
wie du es gesagt,o Cāpā:
den
Gruß werd ichfür dich jetzt sagen
dem
Weltenschützerhöchster Art,
hab
ich ihn rechtsherum umgangen,
werd ich ihm eine Gabe weih’ n.
309
Und
Kālo ging von danun fort,
ganz
nah zum FlußNeranjarā,
erblickte
dort denganz Erwachten,
wie er aufwies den Todlospfad.
310
Das
Leiden und dasLeidentstehen,
des
LeidensÜberwindung auch,
den
edelenAchtgliederweg,
der hin zur Leidenruhe führt.
311
Er
fiel zu seinenFüßen nieder
und
ging um ihn dannrechts herum, -
gab
ihm der CāpāGabe hin,
zog
fort in dieHauslosigkeit. -
Drei
Wissen sind vonihm erlangt:
getan des Buddho Weisung ist.
SUNDARÍ (die Schöne, Gute, Nette)
312
Sujāto,
derBrahmane:
O
Herrin, deinetoten Kinder,
verschlungen
habensie dich früher,
du
hast bei Tag undauch bei Nacht
dich übermäßig stark betrübt.
313
Sie
alle sind heutschon verschlungen,
die
sieben Kinder,du Brahmanin, -
Vāsetthā,
welchesist der Grund,
daß du dich nicht mehr stark betrübst?
314
Sundarī:
So
viele hundertKinder schon,
VerwandtenscharenHunderte,
hat
dieVergangenheit verschlungen:
wie mir, so dir, Brahmane, du.
315
Den
Ausweg hab ichjetzt erkannt,
aus
der Geburt undaus dem Tod:
nicht
klage ich,nicht weine ich,
nicht mehr betrübe ich mich sehr.
316
Sujāto:
Wie
wunderbar wohl,o Vāsetthā,
ist
dieses Wort, dasdu da sprichst!
Sag,
wessen Lehre duerkannt,
daß du so großes Wort aussprichst.
317
Sundarī:
Es
ist, Brahmane,der Erwachte, -
ganz
nah demStädtchen Mithilā,
um
aufzugeben allesLeiden,
die Lehre zeigt er auf den Wesen. (den Dhammo)
318
Von
ihm, Brahmane,dem Geheilten
die
Lehre hört’ ich,frei von Wünschen,
dort
hab erkannt ichrechte Lehre,
den Kindeskummer trieb ich fort.
319
Sujāto:
So
werde ich auchgehen jetzt
ganz
nah zumStädtchen Mithilä, -
vielleicht
daß derErhabene
von allem Leiden mich befreite.
320
Es
sah den Buddhoder Brahmane,
den
ganz Befreiten,ohne Wünschen, -
es
zeigte ihm dieLehre auf
der Muni, Leidens Jenseitsgänger:
321
das
Leiden und dasLeidentstehen,
des
Leidens Überwindungauch,
den
edelenAchtgliederweg,
der hin zur Leidensruhe führt.
322
Dort
er begriff dierechte Lehre,
fand
am Hinausziehnselber Freude, -
Sujāto
in dreiNächten schon
an die drei Wissen rührte an.
323
Sujāto:
Komm,
Wagenlenker,gehe nun
und
fahre mir zurückden Wagen, -
zu
der genesenenBrahmanin sprich
„Gezogen
fort istder Brahmane,
Sujāto
in dreiNächten schon
an das Dreiwissen rührte an.“
324
Und
als den Wagen ergenommen
und
Tausend noch,der Wagenlenker,
zu
der genesenenBrahmanin sprach:
„Gezogen
fort istder Brahmane, -
Sujāto
in dreiNächen schon
an das Dreiwissen rührte an.“
325
Sundarī:
Den
Wagen und diePferde auch
und
Tausend noch, duWagenlenker,
da
ich gehörtBrahmanen-Dreierwissen,
als volle Schale geh ich dir.
326
Wagenlenker:
Dein
sollen sein derWagen und die Pferde
und
auch dieTausend, du Brahmanin!
Ich
werde auchhinaus nun ziehn,
ganz in die Näh’des besten Weisen.
327
Mutter:
Den
Elefant, dieKuh, das Pferd
undEdelstein-Juwelenschmuck,
den
ganzen Reichtumgab er auf:
dein
Vater isthinausgezogen, -
genieß
den Reichtum,Sundarī,
du bist die Erbin deines Stamms!
328
Sundarī:
Den
Elefant, dieKuh, das Pferd
undEdelstein-Juwelenschmuck,
den
schönen Reichtumgab er auf:
mein
Vater isthinausgezogen,
von
Trauer um denSohn geplagt, -
ich
werde ziehenauch hinaus,
von Brudertrauer tief geplagt.
Sundarī bittet bei den Nonnen um Aufnahme. Eine
Nonne spricht:
329
Gedeihen
möge deinEntschluß –
was
du erstrebst, o Sundarī!
Die
Abfallbrockensammle ein
in
deinerMüllplatzfetzenrobe:
diejenigen,
die daserlangen,
in andrer Welt sind einflußfrei.
330
Sundarī:
Mir,
Schwester, dieich so geübt,
das
Himmelsaugeklärte sich, -
ich
weiß um meineVorgeburt,
wo ich gelebt habe zuvor.
331
Auf
dich gestützt,du Gute, du,
des
Therī -Sanghoechte Zierde,
drei
Wissen hab ichjetzt erlangt, -
getan des Buddho Weisung ist.
332
Erlaube
es mir,Schwester, nun:
ich
möchte nachSavatthī gehn,
das
Löwenbrüllenwerd ich brüllen,
ganz nahe bei dem Buddhabesten.
333
Nonne:
Sieh,
Sundarī, denLehrer
mit
Haut von goldengelberFarbe,
derUngezähmterZähmer
ist,
den ganz Erwachten, ohne Furcht!
334
Sundarī:
Sieh,
Sundarī, dienäherkommt,
die
ganz befreit,frei von Verlangen,
die
frei von Reizund ganz entjocht,
die tat die Pflicht, von Einfluß frei.
335
Benares
habe ichverlassen,
in
Deine Nähe bingekommen,
zu
hören dich, ogroßer Held:
zu Füßen ehrt dich Sundarī.
336
Du
bist der Buddho,Du der Lehrer,
bin
Deine Tochternun, Brahmane!
Aus
deiner Brust,dem Mund geboren,
tat ich die Pflicht, von Einfluß frei.
337
Der
Buddho:
Willkommen
seist du,Glückliche,
du
bist nur rechthier angekommen:
so
kommen dieGezähmten an,
des
Lehrers Füßeehren sie,
die
frei von Reizund ganz entjocht,
getan die Pflicht, von Einfluß frei.
SUBHĀ (die Schöne, Glänzende, Strahlende)
338
Als junges Mädchen, reingekleidet,
die Lehre hörte ich schon früher, -
und mir, die ich nicht lässig war,
Wahrheitsverständnis ging da auf.
339
Da
kam mir bei denSinneslüsten
die
Unlust wie vormSchmuckstück an:
das
Ichsein sah ichvoller Furcht,
ersehnte nur Entsagung noch.
340
Verwandtenschar
habich verlassen,
die
Sklaven und dieArbeiter,
die
reichen Feldermeines Dorfes,
die
schönen, die ichso genossen, -
hinausgezogen
gabich auf
Besitz, der nicht gering zu schätzen.
341
So
zog ich ausVertrauen fort,
war
im Saddhammo gutbewandert, -
nicht
passend wär esda für mich,
die
sich nach garnichts weiter sehnt
und
alles Gold undalles Silber
gelassen hat, zurückzukehren.
342
Das
Silber nicht undnicht das Gold
führt
zum Erwachen,führt zur Stille, -
nicht
dieses istAsketen eigen,
nicht dieses ist der Edlen Schatz.
343
Schafft
nurVerlangen und schafft Rausch,
Verblendung,
läßtden Schmutz anwachsen,
führt
nur zu Angstund vielen Sorgen,
nicht gibt es hierbei festen Stand.
344
Erregt
sind sie undwerden lässig,
beschmutzen
ihrenGeist, die Menschen,
sind
nur einanderHindernis,
und fallen einzeln in den Streit.
345
Das
Töten, Fesselund Bedrängnis,
das
Klagen überRaub-Verlust:
bei
den von Lüstenso Ergriff’nen
wird immer Unglück nur gesehn.
346
Ihr
seid, Verwandte,keine Freunde!
Was
bindet ihr anLüste mich!
Versteht,
daß ichhinausgezogen,
bei Lüsten nur die Furcht noch sehe!
347
Durch
Gold nicht undauch nicht durch Geld
erschöpfen
sich dieEinflußmächte, -
nicht
Freunde,Mörder sind die Lüste,
sind Feinde nur, sind Pfeil und Fessel.
348
Ihr
seid, Verwandte,keine Freunde!
Was
bindet ihr anLüste mich!
Versteht,
daß ichhinausgezogen,
bin kahl, bedeckt mit einer Robe.
349
Die
Abfallbrockensamml’ ich ein
in
meinerMüllplatzfetzenrobe:
ach,
dieses nun paßtganz zu mir,
für Hauslossein der feste Grund.
350
Vom
großen Weisensind die Lüste ausgespien,
die
himmlischen undauch die menschlichen,
im
Friedensstandsind sie gelöst,
gemündet nun in stetes Glück.
351
Ließ
mich aufSinnenlüste ein,
bei
denen keinenSchutz es gibt:
nicht
Freunde,Mörder sind die Lüste,
sindfeuermassengleiches Leiden.
352
Gefährlich
ist das,voller Furcht,
bringt
nur Verdruß,ist wie ein Dorn,
Begierde
istZerrissensein,
ist tiefer Anlaß zur Verwirrung.
353
Ein
Angriff,schreckliche Erscheinung,
sind
Lüste wie einSchlangenkopf,
nur
Toren findenFreude dran,
die blindgeword’nen Massenmenschen.
354
Sind
Wesen tief imSinnenschlamm,
unwissend
Viele inder Welt,
das
Ende sieerkennen nicht,
das Ende von Geburt und Tod.
355
Den
Weg, der abwärtsführt, sie gehn,
die
Menschen,sinnenlustbedingt,
so
Vielem, wahrlich,folgen sie,
was Krankheit ihrem Selbst nur bringt.
356
So
zeugen sie sichkeine Freunde,
sie
quälen sich imeignen Schmutz,
am
Weltenköderfestgebunden,
in Sinnenlüsten-Todesbanden.
357
Berauschend
sind sieund verlockend,
die
Lüste sind nurHerz erdrückend:
nur
um die Wesen zubeschmutzen,
stellt rasch der Māro seine Falle.
358
Gefahren
endlos sinddie Lüste,
ein
einzig Leiden,einzig Gift,
gering
an Süße, Gramnur machend,
die helle Hälfte trocknend aus.
359
Ich
habe alles dieserfahren,
das
Unglück,sinnenlustbedingt:
nicht
werd ichdorthin wieder gehn,
bin am Nibbānam stets erfreut.
360
Hab
Lüsten nun denKampf erklärt,
nur
kühl zu werden,wünsche ich,
nicht
lässig werdich weiter bleiben,
bis ihre Fesseln sind gefallen.
361
Den
sorgen-,fleckenfreien, stillen,
achtgliedrigen,
dergrade ist:
d
e n Weg ich gehenun entlang,
den Weise überschritten haben.
362
Seht
nun die Lehre,ihren Sinn,
seht
Subhā an, desGoldschmieds Tochter:
sie
wurde ganz vonFehlern frei,
vertieft sich unter Baumeswurzel.
363
Heut
ist der achteTag des Auszugs,
den
Dhammo schmückich mit Vertraun, -
gut
zügelteUppalavannā:
ich hab Dreiwissen, ließ den Tod.
364
Befreite
Sklavin binich, ohne Schuld,
binBhikkhunī
mitFähigkeiten:
von
allen Jochen binich frei,
tat, was zu tun, bin einflußfrei.
365
Und
Sakko mit derGötterschar
kam
da mit inn’rerMacht heran:
es
ehrte da der Herrder Wesen
die Subhā, eines Goldschmieds Tochter.
SUBHĀ (die Schöne, „Augenausreißerin“)
366
Im
schönen Mangohainvon Jivako
Subhā,
die Bhikkhunī,dort ging, -
da
hielt einWeiberheld sie auf.
Denselben sprach nun Subhā an:
367
Warum
verfehlst dudich an mir,
daß
du, michhindernd, vor mir stehst?
Für
eine, diehinauszog, Freund,
Kontakt zu einem Manne schickt sich nicht.
368
In
ernster Weisungmeines Lehrers
hab
ich geübt, wasaufgezeigt vom Sugato:
den
Reinheitsweg sofrei von allen Flecken, -
was stehst du, mich nur hindernd, da vor mir?
369
Der
tief Verstörtevor der Unverstörten,
der
ganz Beflecktevor der Flecken-Makellosen,
die
überall im Geistfrei:
was stehst du, mich nur hindernd, da vor mir?
370
Weiberheld:
Wie
jung bist du undvoller Unschuld,
was
wird dir dasHinausziehn tun?
Leg
ab die gelbeRobe doch!
Komm, laß uns aneinander freun im Blütenwald!
371
Süß
wehen Düfteüberall,
mit
Blütenstaub dieBäume sind bedeckt:
der
erste Frühling,angenehme Zeit!
Komm, laß uns aneinander freun im Blütewald!
372
Die
Knospen brechenauf an allen Bäumen,
sie
rauschenkräftig, von dem Wind bewegt:
ach,
welche Freudewirst du da erfahren,
wenn du allein wirst in den Wald eintauchen?
373
Raubtiere
werdenfolgen dir
und
der „Trompeter“,der im Schlamm sich wälzt, -
ganz
ohne Freund zugehen wünschst du
in den verlassenen, so schrecklich großen Wald?
374
Wie
eine Puppe, dieaus Gold gemacht,
wie
Himmelsnymphegehst im Götterpark, -
in
feiner Seide ausBenares, schön,
strahlst du in Kleidern, Unvergleichliche!
375
Ich
möchte ganz indeiner Macht nur sein,
wenn
wir im lichtenWalde beide weilen!
Nicht
ist mir liebernoch als du
ein Wesen, du Vögelchen mit sanften Augen!
376
Wenn
du mein Worterfüllen wirst,
so
gehe glücklich,lebe du im Haus!
Von
dem Palastbeschirmt, bekleidet,
zu Diensten sollen dir die Frauen sein!
377
Und
feine Seide ausBenares trägst du,
sieh
die Girlandean, so rot gefärbt!
Mit
reichlich Goldund Edelsteinen, Perlen,
werd’ ich auf alle Arten schmücken dich!
378
Das
weiße Lakenraschelt, es ist rein,
die
woll’ ne Deckeund Matratze sind stets neu:
besteige
nun dieskostbar schöne Bett,
mit Sandel reich verziert und dem Geruch von
Kernholz!
379
Den
Lotus aus demWasser losgerissen,
wie
es ein Unmenschnur zustandebringt:
so
wirst du auch indeinem Brahmaleben
mit eignen Gliedern in das Alter gehn!
380
Subhā:
Was
siehst du hierals Kernholz an?
Voll
Leichen istdas, Leichenplatzvermehrung!
Zerbrechen
muß dochdieser Körper,
dendu erblickt und nun verblendet siehst!
381
Weiberheld:
Die
Augen sie sindähnlich einem Reh,
dem
kleinen Vogelähnlich im Gebirge:
seit
ich in deineschönen Augen sah,
wächst mehr und mehr die Sinnenfreude.
382
Dem
Lotus gleich,der in die Höhe kam,
so
fleckenlos,goldgleich ist dein Gesicht:
seit
ich in deineschönen Augen sah,
wächst mehr und mehr der Sinnentrieb.
383
Noch
in der Fernewill ich mich erinnern
an
deine langenWimpern, an den reinen Blick:
nicht
ist mir liebernoch als deins
ein Auge, du Vögelchen mit sanften Augen!
384
Subhā:
Auf
falschem Wegwünschst du zu gehn,
den
Mond suchst duals Spielzeug dir,
über
den Meruwünschst zu springen,
der du der Buddhatochter folgst.
385
Nicht
gibt es in derWelt mit ihren Göttern Reiz,
der
jetzt mich nochvermag zu treffen, -
ich
kenne keinensolchen mehr,
auf meinem Weg ist er zerstört mit seinen Wurzeln.
386
In
heiße Kohlengrubist er geworfen,
als
Schale voller Giftgeschätzt, -
ich
kenne keinensolchen mehr,
auf meinem Weg ist er zerstört mit seinen Wurzeln.
387
Bei
einer, die nochnicht betrachtet hat,
mag
auch der Lehrerunterwiesen haben,
wenn
du nach s o l ch e r ein Verlangen hast:
die e t w a s schon versteht, betrübst du nur.
388
Bei
m i r jedoch,die ungeschmäht, verehrt,
bei
Wohl und Weh dieSati aufgestellt,
die
weiß: „Unreinist das Geschaffene!“ -
allüberall der Geist nichts mehr beschmiert.
389
Ich
bin dieSchülerin des Sugato
und
fahr den Wagenden Achtgliederweg, -
den
Pfeil zog ichheraus, von Einfluß frei,
ging in die Häuserleere ein, erfreue mich.
390
Erkannt
hab ich dieschön bemalte Puppe,
aus
frischem Holzeneu geschnitzt,
mit
vielen Schnüren,vielen Stöcken
zusammen festgebunden, um zu tanzen.
391
Wenn
Schnüre, Stöckesind entfernt,
und
ohne Haltgelassen, sind verstreut:
nicht
läßt sichfinden, was in Stücke brach,
worauf der Geist sich dort noch stützen könnte.
392
In
diesem Gleichnisseh ich meine Glieder,
getrennt
von Dhammasrollen sie nicht weiter, -
getrennt
von Dhammasrollt nicht weiter,
worauf der Geist sich dort noch stützen könnte.
393
Wie
da aufRauschgelb herrlich hingeschmiert,
sahst
eine Wandbemalt du voller Farben, -
bekamst
dabei, wasausgetauscht, zu sehn:
die Weisheit unter Menschen, sie ist nutzlos.
394
Du
hast nur eineTäuschung hochgeschätzt,
wie
goldenen Baum ineinem schönen Traum.
Du
Blinder rennstnur Leerem hinterher,
siehst unter Menschen eine Schwindelschau.
395
Wie
eine Kugel aufden Berg gelegt,
die
Iris in der Mitte,voller Tränen,
und
Augenschleimentsteht hier immer neu:
vielfältig ist die Augenart geballt.
396
Sie
riß es aus, dasso schön anzusehn,
sie
gab es hin,hielt nichts im Geiste fest:
„Wohlan,
nun nimmdein Auge endlich mit!“
So gab sie es dem Mann für alle Zeiten.
397
Dem
schwand dahinfür alle Zeit der Reiz,
bat
auf der Stelleum Verzeihung sie
„Das
Heil sei dir,du Brahmalebende!
Nicht wieder Gleiches wird dir noch geschehn!
398
Geschlagen
hast dusolchen Menschen,
wie
brennend Feuerihn umarmt, -
werd
ich nach einerSchlange greifen?
Heil sei dir weiter! Und verzeihe uns!“
399
Befreit
war da die Bhikkhunī
und
ging zumBuddhabesten hin, -
als
sie das Zeichendes verdienstvoll Besten sah,
ihr Auge war so, wie es früher war.
ISIDĀSÍ (die weise Sklavin)
400
Dort
in der Stadt,die nach der Blume heißt,
Pātaliputta
auf derErde,
gab
es den feinstenTeil vom Sakyerstamme,
zwei Bhikkhunīs, ganz tugendhaft.
401
Isidāsī
war dort dieeine,
die
zweite Bodhi, sīlareich,-
sie
freuten sich ander Vertiefung,
die viel gehört, die Flecken tilgten.
402
Sie
gingen beide umAlmosen,
und
nach dem Mahlsie reinigten die Schalen, -
im
Glück derEinsamkeit sie saßen dann
und sprachen miteinander diese Worte:
403
Bistliebenswert,
oSchwester Isidāsī,
die
Jugend schwandnoch nicht dir hin, -
welch
eine Faltesahst du, die dich störte,
daß du an Weltentsagung bandest dich?
404
Und
sie, anEinsamkeit gebunden,
geschickt,
die Lehreaufzuweisen,
Isidāsī
sprachdieses Wort:
So höre, Bodhi, wie ich zog hinaus!
405
Dort
in Ujjenī, inder besten Stadt,
mein
Vater, tugendstreng,war Schatzmeister.
Ich
bin nun seineeinz’ge Tochter,
lieb, angenehm und wertgehalten.
406
Da
wünschte eineraus Saketam mich,
kam
an, er war aushöchstem Stamm,
ein
Schatzmeister,unendlich reicher noch,
dem gab mich Väterchen leicht hin.
407
Vor
seiner Schwiegermutter,seinem Schwiegervater
am
frühen Morgenschon verbeugt’ ich mich,
den
Kopfgruß gabich, warf zu Füßen mich,
so wie ich immer unterwiesen war.
408
Und
die da warenmeines Mannes
Schwestern,
Brüder,Dienerschaft,
wenn
ich nur sahGelegenheit,
gab scheu ich ihnen einen Sitz.
409
An
Speise undGetränk und Knabberzeug,
was
dort gespeichertalles war,
ich
hielt es wertund trug es auf,
gab jedem, was mir passend schien.
410
Früh
morgens schonerhob ich mich
und
ging hinüber indas Haus,
wusch
vor derSchwelle Hände, Füße,
ging dann mit Handgruß zu dem Ehemann.
411
Den
Kamm, die Spangeund die Augenschminke,
den
Spiegel auchholt’ ich hervor,
und
machte sorgsammich zurecht,
um schön für meinen Herrn zu sein.
412
Den
Reis bereiteteich selber zu,
die
Schüssel wuschich selbst ihm aus,
wie
eine Mutter istzu ihrem einz’gen Kind,
so den Ernährer mein umhegte ich.
413
Doch
dann zu mir, dieallerhöchsten Dienst getan,
zur
Dienerin, die ihrenStolz zerschlug
und
nie genugvollbringen konnte,
zur Tugenhaften, der Ernährer war nur schlecht.
414
Er
sprach zu seinerMutter und zum Vater:
„Ich
bitte umErlaubnis, werde gehn, -
mit
Isidāsī, diesemjungen Kalb,
kann ich nicht unter einem Dach mehr wohnen!“
415
„Nicht
so, du Sohn,sprich’ dich doch aus!
Isidāsī
ist weise,sie kann unterscheiden,
niemals
genug kannsie vollbringen, -
was nur gefällt dir nicht an ihr, du Sohn?“
416
„Nicht
sie mitirgendetwas mich verletzt,
doch
kann ich nichtmit Isidāsī, diesem Kalb,
sie
stößt mich ab,ich hab genug von ihr:
ich bitte um Erlaubnis, werde gehn!“
417
Als
diese Rede siegehört,
die
Schwiegermutterund der Schwiegervater fragten mich:
„Was
wurde wohl vondir versäumt?
Sprich nur vertrauensvoll die Wahrheit!“
418
„Nicht
habe irgendetwasich versäumt,
und
auch Verletzungrechn’ ich mir nicht an, -
kein
übles Wort warmöglich mir zu sagen,
für das mich hassen könnte der Ernährer.“
419
Sie
brachten michzurück zum Haus des Vaters,
ich
war verwirrt vorlauter Schmerz, -
doch
gab nicht auf,das Kind ich wollte schützen:
„Siegreich und schön sind wir wie Lacchi!“
420
Dann
gab mich Papaeinem Reichen
ins
Haus, von einemzweiten Stamm,
für
einen halbenKaufpreis nur,
für den der Schatzmeister bekommen mich.
421
In
dessen Hausewohnt’ ich einen Monat,
er
nahm mich gernezu sich auf,
gleich
einerSklavin, die den Dienst versah,
nichts Schlechtes tat, vollkommen in der Tugend.
422
Um
Brocken bettelndzog er fort, -
zu
dem Gebändigten,Gezähmten sprach mein Vater:
„Da
du doch bistmein Schwiegersohn,
leg ab den Fetzen und die kleine Schale!“
423
Da
blieb er wohneneinen halben Monat,
dann
sprach zumVäterchen er: „Ach, nun gib mir
den
Fetzen, Schaleund den Becher!
Um Brocken bettelnd werd’ ich wieder ziehen fort.“
424
Dasprach
zu ihm der Papa und die Mama
und
dieVerwandtenschar, versammelt alle:
„Was
macht sie dirdenn hier nicht recht?
Sprich schnell, sie wird es recht dir machen!“
425
So
angesprochen,sagte er:
„Kann
ich das Selbstmir sein, ist’s mir genug, -
mit
Isidāsī, diesemjungen Kalb,
kann ich nicht unter einem Dach mehr wohnen!“
426
Als
er entlassen undgegangen war,
dacht’
ich alleinefür mich nach,
ging
auch, Erlaubniszu erbitten,
zu sterben oder fortzuzieh’n.
427
Da
kam gegangenSchwester Jinadattā,
zu
einem Weidegrundewandernd,
zum
Vaterhaus, dieRegeln gut behaltend,
die viel gehört, vollendet in der Tugend.
428
Und
als sie unsgesehen hatte,
stand
ich vom Sitzeauf, erklärt’ mich ihr, -
sie
setzte sich, ichfiel zu Füßen ihr
und reichte ihr zu essen hin:
429
gab
Speise und Getränkund Knabberzeug,
was
da gespeichertalles war, -
als
sie gesättigtwar, da sagte ich:
„Ach, Schwester, du, ich wünsch hinauszuziehn.“
430
Da
sprach dasVäterchen zu mir:
„H
i e r eben,Töchterchen, leb’ du die Lehre!
Mit
Speise undGetränk befriedigend
Asketen und die Zwiegebor’nen.“
431
Da
sprach ich dannzum Väterchen
und
weinte, beugtemit dem Handgruß mich:
„Ich
hab wohlSchlechtes nur vollbracht,
dies Kammam werd’ zunichte machen!“
432
Da
sprach zu mir dasVäterchen:
„Erreiche
dasErwachen und die Spitzenlehre!
Nibbānam
mögest duerlangen,
das da verwirklichte Zweifüßer Bester!“
433
Von
Mutter und vonVater nahm ich Abschied
und
von versammelterVerwandtenschar. -
War
sieben Tage dahinausgezogen:
drei Wissen ich berührte schon.
434
In
meinem Selbsterkannt ichsieben der Geburten,
bei
welcher was fürFrucht, Ergebnis kam. -
Das
werd ich dirsoweit erklären.
So höre zugeeinten Geistes!
435
Da
in der StadtErakakaccho
ein
Goldschmied warich, äußerst reich,
vom
Jugendrausch warich berauscht,
besuchteeines Andern Frau.
436
Als
ich dannabgeschieden war,
da
schmort’ ichlange in der Hölle, -
und
als ich reifmich dort erhob,
trat ich in eines Affen Schoß.
437
Und
sieben Tage nachdem Kammam der Geburt
ein
großer Affe,Herdenführer, mich kastrierte:
dies
eben war die Kammafrucht,
weil ich zu eines Andern Frau gegangen.
438
Als
ich von dortverschwunden war,
gestorben
war imSindhuwald,
mit
einem Auge nurund lahm
trat ich in einer wilden Ziege Schoß.
439
Zwölf
Jahre hab ichda gelebt,
kastriert,
trug Knabennur herum, -
durch
Würmer rollt’ich weiter, taugte nicht:
weil ich zu eines Andern Frau gegangen.
440
Als
ich von dortverschwunden war,
wurd’
ich von einesHändlers Kuh geboren,
ein
Kalb, gefärbtwie Kupfer da mit Lack,
und auch kastriert im zwölften Monat dann.
441
Vor
einen Pflug wurdich gespannt,
und
einen Wagenmußt ich ziehn,
und
blind ich rollteweiter, taugte nicht:
weil ich zu eines Andern Frau gegangen.
442
Als
ich von dortverschwunden war,
gebar
mich auf derStraße eine Haussklavin, -
nicht
Frau war ichund auch nicht Mann:
weil ich zu eines Andern Frau gegangen.
443
Nach
dreißig Jahrenwar ich tot,
als
eines FuhrmannsTochter wurd’ geboren, -
in
Elend lebt’ ich,großer Armut,
vom Würfelglückswurf nur der Gläubiger.
444
Dann
mich von dortein Handelsmann
mit
überfließendreichem Wohlstand,
die
Klagende, erschleppte fort
und raubte siedem Vaterhaus.
445
Als
ich dannsechzehn Jahre zählte,
im
Jugendglanz zusehen war,
mich
junges Mädchennahm sein Sohn zur Frau,
Giridāso, so war sein Name.
446
Er
nahm noch eineandre Frau,
die
tugendhaft undgut geartet, hochgerühmt,
die
dem Ernährertief ergeben war, -
doch ich begegnete mit Feindschaft ihr.
447
Dies
alles ist dieKammafrucht,
die
kam, um mich nurständig zu verletzen,
die
ich als Sklavinwillig diente doch, -
dem ist ein Ende nun von mir gemacht.
SUMEDHĀ (die gute Weise)
448
Dort
in der StadtMantāvatī,
des
Königs Koncobeste Frau,
die
hatte eineTochter Sumedhā,
so liebenswert der Unterweisung folgend.
449
Voll
Tugend,wortgewandt, die viel gehört,
sie
war erzogen inder Buddha-Unterweisung, -
sie
ging zu Mutterund zu Vater hin
und sprach: „Ihr beide, hört mir, bitte, zu!
450
Nur
am Nibbānam binich froh,
nicht
ewig ist, wasda geworden, sogar nicht Göttliches, -
um
wieviel aber mehrdie leeren Sinnesfreuden,
die so gering an Süße und so reich an Qual!
451
Scharf
sind dieSinnenlüste, schlangengleich,
nur
Toren sindberauscht von ihnen,
sindlange
Zeit derHölle ausgeliefert,
die Leidenden, sie werden dort geschlagen.
452
Sie
klagen da, dieSchlechtes taten,
erleiden
Strafe,sind von schlechter Einsicht,
die
stets mitKörper, Wort und Geist
ganz ungezügelt sind, die Toren.
453
Die
Toren, sie sindohne Weisheit, ohne Willen,
sie
sind gefangen imEntstehn des Leidens,
begreifen
nicht,wenn es wird aufgezeigt,
erwachen auch nicht zu den edlen Wahrheiten.
454
Die
Wahrheiten, oMama, die vom Buddhabesten aufgezeigt,
die
allermeisten jabegreifen diese nicht,
die
sich erfreuentief an dem, was wurde,
die sich ersehnen, bei den Göttern zu erscheinen.
455
Auch
bei den Götterndas Erscheinen ist nicht ewig,
was
auch zum Werdenkommt, ist nicht beständig, -
und
nichterschrecken sich die Toren
vor dem, was immer neu sich zeugt.
456
Vier
Fährten zurBestrafung und zwei Wege,
was
sie auch immerda erlangen:
für
die, die einerStrafe unterworfen,
nicht gibt es Fortziehn aus den Höllen.
457
Gebt
mir Erlaubnisbeide, fortzuziehen
im
Wort des Buddho,der zehn Kräfte hat!
Im
Stillen unverkrampftich werden streben,
um aufzugeben so Geburt und Tod.
458
Was
soll ich mit Gewordenem,das Freude brachte,
dem
Körper, diesemUnglückswurf, ganz ohne Kern?
Ach,
zum Beendendieses Werdensdurstes
stimmt doch jetzt zu: ich werde fort nun ziehn.
459
Bei
dem Erscheinender Erwachten
ist
falsche Zeit verlassen,rechte Zeit erlangt, -
die
Sīlas und dasBrahmaleben
mag lebenslang ich nicht verletzen.“
460
So
sprach SumedhāMutter, Vater an:
„Nicht
werd ich nunmehr Nahrung zu mir nehmen,
den
Haushalt auf michnehmend, bindem Tod ich nah,
ich werde seinen Machtbereich verlassen.“
461
Die
Mutter weinte davor Schmerz,
ihr
Vater wardurchaus von Herzen froh, -
doch
einig warenbeide zu versöhnen
die auf der Erde der Terrasse lag.
462
„Steh
auf, du Kindchen,ach, was soll die Trauer?
Gegeben
bist du in Vāranavatī
dem
König Anikaratto,vollendet schön,
dem bist du, wahrlich, doch gegeben.
463
Die
Hauptfrau wirstdu bei ihm sein,
des
KönigsAnikaratto Gemahlin, -
die
Silas,Brahmaleben und das Fortziehn,
wie schwer ist das zu tun, du Kindchen!
464
Im
Reich herrscht derBefehl, das Geld, die Macht,
nur
Wohlstand gibtes, reizend sind die Mädchen:
genieße
du denReichtum nur der Sinnenlüste!
Die Hochzeit mögst du halten, Kind!“
465
Da
sprach zu ihnenSumedhā:
„Nicht
solches! Waszum Werden kam, ist kernlos, -
das
Fortziehn,wahrlich, wird nun sein,
die Hochzeit ist dabei nur wie der Tod.
466
Was
soll mir dieserKörper, faulend, unrein,
voll
fürchterlichenGiftgeruchs,
der
Leichnam, dieserHautsack voller Aas,
der Leib, aus dem nur immer Unreines gesickert!
467
Was
soll mir, dieich da verstehe,
der
ekelhafte,fleisch- und blutbeschmierte,
der
Wohnort für denWürmerclan, die Geiernahrung?
Wem wird denn dieser Körper da gegeben?
468
Nicht
lang mehr wirder auf den Leichenplatz getragen,
der
Körper, der dannnicht mehr fühlt,
wird
weggeworfen wieein grober Klotz
von den entsetzten eigenen Verwandten.
469
Gelassen
auf dem Leichenplatzals Andrer Nahrung,
sie
waschen ihn mitAbscheu und Entsetzen,
die
eignen Elternsind entsetzt,
wie erst das ganze allgemeine Volk!
470
Gefesselt
sind siean den Körper ohne Kern,
an
diese Knochen-,diese Sehnensammlung,
vom
Fluß des Speichelsund der Tränen ganz gefüllt,
an diesen Körper, der nur fault.
471
Wer
ihn nach außenhat gestülpt,
das
Innen hat zumAußen da gemacht,
der
müßte den Geruchertragen,
vor dem die eigne Mutter selbst sich ekelte.
472
Das
Reich derKhandhas und der Elemente,
es
ist gefügt, dieWurzel der Geburt, -
im
Grunde ist esLeiden, stößt nur ab:
ach, wessen Hochzeit sollte ich da wünschen?
473
Da
würden Tag fürTag dreihundert Speere
von
neuem immer neuden Körper treffen,
würd
ein Jahrhundertlang das Töten währen:
ach, besser eben ist des Leidens Untergang!
474
,DemTöten
mag sichunterwerfen, wer da weise’,
so
lautet es, desLehrers Wort, -
,langist
für alle dieder Weltenlauf,
die immer wieder da getötet werden!’
475
Ach,
bei denGöttern, bei den Menschen,
im
Schoß der Tiere,unter Asuras,
bei
den Gespenstern,in den Höllen:
das Töten wird gegeben ohne jedes Maß.
476
In
Höllen viele dortbekommen Strafen,
beschmutzen
sichdort immer neu, -
und
auch bei Götterngibt es keinen Schutz:
nur im Nibbānaglück, nicht andern gibt es.
477
Und
die erlangten danun das Nibbānam,
ans
Wort gebundendessen, der zehn Kräfte hat,
ganz
unbetroffen sievereinen sich,
Geburt und Tod nun endlich aufzugeben.
478
Noch
heut, oVäterchen, ich werde gehn!
Was
solln mirReichtümer, die ohne Kern?
Der
Sinnenlüste binich überdrüssig,
sind ausgespien, wie Palme aus dem Grund gezogen.“
479
So
eben sprach siezu dem Vater,
und
Anikaratto, demsie gegeben war,
er
kam, in gelblich-rotenSchmuck gehüllt,
zur Hochzeit, zu der festgesetzten Zeit.
480
Da
ihre schwarzen,dichten, weichen Haare
sie
schnitt miteinem scharfen Schwerte ab,
Sumedhā,
und verbargsich im Palaste,
in die Vertiefung, in die erste, ging sie ein.
481
Und
als sie diesedann erreicht,
und
Anikaratto zurStadt gekommen,
in
dem Palaste nunSumedhā
Vergänglichkeitswahrnehmung recht entfaltete.
482
Sie
richtete denGeist in e i n e Bahn,
und
Anikaratto stiegschnell hinauf, -
mit
Edelstein undGold geschmückt die Glieder,
bat er mit Handgruß die Sumedhā:
483
„Im
Reich herrscht derBefehl, das Geld, die Macht,
nur
Wohlstand gibtes, reizend sind die Mädchen,
genieße
du denReichtum nur der Sinnenlüste,
das Sinnenglück ist schwer erfahrbar in der Welt!
484
Ein
ganzes Reichgeht dir verloren,
genieße
Reichtum undverteile Gaben!
Sei
länger dochnicht trübsinnig!
Den Eltern bringst du großes Leid!“
485
Ihn
ganz alleinsprach nun Sumedhā an,
die
an den Lüstennichts mehr fand, von Täuschung frei:
„Sei
an den Sinnenlüstenn i c h t erfreut!
Sieh in den Sinnenlüsten nur Gefahr!
486
Mandhātā,
König dervier Erdteile,
er
war die Spitzealler Lustgenießenden,
und
unbefriedigt istauch er gestorben,
nicht waren alle Wünsche ihm erfüllt.
487
Wenn
es Juwelenauch, die sieben, regnete
vom
Himmel aus zehnRichtungen allüberall:
nicht
gibtsBefriedigung bei Sinnenlüsten,
ganz unbefriedigt eben sterben Menschen.
488
Dem
Schwertblattgleich sind alle Sinnenlüste,
die
Lüste gleicheneinem Schlangenkopf,
wie
Feuerglut, sieflammen wieder auf,
sie ähneln einer langen Knochenkette.
489
Beständig
nicht, nurwechselnd sind die Lüste,
sind
voller Leiden,wie ein starkes Gift,
wie
Eisenkugel sindsie, die da glüht,
die Wurzel aller Not,sind Leidensfrucht.
490
Baumfrüchten
gleichdie Sinnenlüste sind,
Fleischfetzen
gleich,die Leiden bringen nur, -
den
Träumen gleich,sie täuschen etwas vor,
die Sinnenlüste sind gleichsam gelieh’nes Gut.
491
Dem
Schwerterzaunegleich sind Sinnenlüste,
sind
Krankheit,Schwäre, Not, Verwirrung,
sie
sind der heißenKohlengrube ähnlich,
sind Wurzel aller Not, sind Furcht und Töten.
492
So
sind nur vollerLeiden Sinnenlüste,
erklärt
stets alseineinzig Hindernis!
Ach,
geht nur! Nichtbei dem, was da geworden,
gibt es Vertrauen für mein eignes Selbst.
493
Was
wird für michein Andrer tun,
da
meinem Selbst derKopf in Flammen steht?
Die
Fesseln da desAlters und des Todes,
deren Zerschlagen gilt es zu erstreben.“
494
Und
als sie nun dieTür geöffnet hatte
und
Mutter, Vaterund Anikaratto
dort
auf dem Bodensitzen sah,
sie weinen sah, da sprach sie dieses:
495
„Lang
ist der TorenWeltenlauf
und
immer wiederwird geweint
ohn’
Anfang, ohneEnde bei des Vaters Tod,
beim Mord des Bruders und beim Mord des Selbsts.
496
Ach,
Träne,Muttermilch und Blut:
ohn’
Anfang, ohne Endelauft ihr im Samsāro!
Erinnert
euch an dasDurchwandertsein der Wesen
und daran, wie die Knochen sich gehäuft!
497
Erinnert
euch an dievier Ozeane,
die
Tränen,Muttermilch und Blut gefüllt!
Erinnert
euch andieses Weltzeitalter
der Kochenhaufen, dem Vepullo gleich!
498
Ohn’
Anfang, ohneEnde seid ihr durchgewandert,
geführt
durch diesegroße Rosenapfel-Insel, -
wie
endlos eineKette von Jujubekernen,
es kommen Mutter, Vater nicht hervor.
499
Erinnert
euch anGras-Holz-Äste-Blattwerk,
das
anghäuft ohn’ Anfang,ohne Ende!
Für
jeden Vaternehmt vierfingerbreiten Ast:
die Väter aller Väter kämen nicht hervor!
500
Erinnert
euch derblinden Schildkröte,
zuvor
im Ozean unddann im Ruderjoch,
den
Kopf nur in derGegenrichtung:
an dieses Gleichnis, Menschsein zu erlangen!
501
Erinnert
euch an dieGestalt, schaumfetzengleich,
an
diesen Körper-Unglückswurf,ganz ohne Kern!
Die
Gruppen seht alsnicht in sich beständig!
Erinnert euch der vielen Qualen in der Hölle!
502
Erinnert
euch ansLeichenplatzvermehren
durch
alle dieGeburten immer wieder!
Erinnert
euch derÄngste vor den Krokodilen!
Erinnert euch an die vier Wahrheiten!
503
Da
es das Todlosenun einmal gibt,
was
soll da noch derfünffach scharfe Trank!
Die
Sinnenfreudenalle miteinander
sindschärfer noch als fünffach Scharfes!
504
Da
es das Todlosenun einmal gibt,
was
soll da noch dieFieberglut der Lüste?
Die
Sinnenfreudenalle miteinander,
sie brennen, kochen, schütteln, stören nur!
505
Wenn
ihr ganz ohneFeinde leben könnt,
was
soll’n dievielen Feinde bei den Lüsten?
Mit
König, Feuer,Räuber, Wasser, Lieblosen
die Lüste sind verbunden, haben viele Feinde!
506
Wenn
es Befreiungdoch nun einmal gibt,
was
soll da bei denLüsten Todesfessel?
In
allen Lüstensitzt die Todesfessel!
Wer Lüste liebt, fällt immer nur in Leiden.
507
Wer
da in dieentflammte Fackel greift,
verbrennt,
läßt ersie eben rasch nicht los, -
wie
Feuerglut sindalle Sinnenlüste,
verbrennen alle, die nicht lassen können!
508
Auch
nicht umallerkleinstes Sinnenglück
gib
auf das weite,weite Innenglück!
Nicht
wie ein Fischverschluck den Angelhaken!
Du wirst danach brutal nur abgeschlachtet!
509
Die
Lust beiSinnenlüsten mußt du zähmen,
gleichwie
den Hund,der an der Kette liegt, -
die
Lüste werdensonst wie Kohlen sein,
auf dem Candālas hungrig braten deinen Hund!
510
Und
unermeßlichreiches Leiden,
und
in dem Herzenviel an Trübsinn
wirst
du erfahren,lustgebunden:
gib auf die wechselvollen Lüste!
511
Da
es das Alterslosenun mal gibt,
was
sollen da dieLüste, die nur altern?
Von
Tod und Krankheitsind ergriffen
Geburten alle und allüberall!
512
Dies
ist dasAlterslose, dies das Todlose,
dies
ist der Weg desAlters-Todeslosen, frei von Kummer:
der
ohne Feinde,unbedrängte,
der ungestörte, ohne Furcht und Qual!
513
Erreicht
ist dasTodlose schon von Vielen,
und
heute noch ist’szu erlangen:
wer
sich bis auf denGrund verjocht,
der kann an keinen Stolz sich binden mehr.“
514
So
sprach Sumedhāeindringlich,
Sankhārafreude
galtihr nun nicht mehr, -
beschwichtigendAnikaratto,
ihr Haar am Boden Sumedhā berührte.
515
Da
stand Anikarattoauf
und
mit dem Handgrußbat er ihren Vater:
„Gebt
frei Sumedhānun, hinauszuziehn,
sie hat Befreiungswahrheit wohl gesehn!“
516
Und
freigegeben vonden Eltern,
zog
sie hinaus, erschrockenüber Angst und Sorge. -
Und
sie verwirklichtesechsfaches Wissen,
die Spitzenfrucht der ernsthaft Strebenden.
517
Erstaunlich,wahrlich,
und ganz wunderbar
war
das Nibbānamdieses Königsmädchens!
Wo
sie in früh’remAufenthalt gelebt,
erklärte sie noch in der letzen Zeit.
518
„Bei
dem erhab’nenKonāgamano
im
Sanghapark beineuem Aufenthalt,
da
waren wir dreiFreundinnen zusammen
und gaben da ein Kloster als Geschenk.
519
Und
zehnmal,hundertmal dann auch,
zehnhundert
Hunderteund hundertmal
erschienen
wir dabei den Göttern,
was sag ich da erst bei den Menschen.
520
Und
bei den Götternwaren machtvoll wir begabt,
was
sag ich da erstbei den Menschen:
war
erste Frau desKönigs mit den sieben Juwelen:
ich war da sein Juwel als Frau.
521
Daswar
der Grund, die Quelle und die Wurzel,
so
wirkt Geduld wohlin des Lehrers Weisung.
Das
war die erstegute Fügung,
das war Nibbānam für die Dhammafrohe.“
522
So
sie berichten,die da wohl vertrauen,
das
Wort desallerhöchsten Weisen, -
sie
wenden sich vomWerdensstrome ab,
und abgewendet, lösen sie sich los!