Theragāthā und Therīgāthā

Die Lieder der Mönche und Nonnen

Aus dem Pāli übersetzt von Ekkehard Saß

 

Konstanz 2000

 

Universität Konstanz

Fachbereich Geschichte und Soziologie

Forschungsprojekt „Buddhistischer Modernismus“

Forschungsbericht 17

Herausgeber: Prof. i.R. Dr. D. Kantowsky

Fach D 38, D 78457 Konstanz

E-Mail: Detlef.Kantowsky@uni-konstanz.de

 

Als elektronische Publikation erschienen im Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS) - http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2000/571

Eine Auswahl von rund fünfhundert Versen der Nonnen und Mönche mit ausführlichen Kommentaren und Erläuterungen zum Text erscheint im Frühjahr 2001 in der „Schriftenreihe“ der Deutschen Buddhistischen Union. Bestellungen über den Buchhandel oder direkt bei: Deutsche Buddhistische Union, Amalienstrasse 71, D 80799 München. Telefon: 089/280104, Fax: 281053, email: dbu@dharma.de

[Auf stillem Pfad - Lieder von Mönchen und Nonnen des Buddho, Eine Auswahl aus den Theragāthā und Therīgāthā des Pālikanon; 220 Seiten DIN A5; ISBN 3-9804620-3-X; 19,00 €]

 

Copyright: Ekkehard Saß, 2000

Herstellung: Universität Konstanz

Fachbereich Soziologie und Geschichte Forschungsprojekt „Buddhistischer Modernismus“

 

[Die Zweitveröffentlichung auf dieser Webseite erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Herausgebers. Neu eingefügt wurde die Rezension von E. Thriemer.]

 

Inhaltsverzeichnis [Seitenzahlen im Original]

Vorwort                                       5

Einleitung 7

Theragāthā 23

Therīgāthā 203

 

REZENSION VON EDGARTHRIEMER

      Mehr als hundert Jahre nach demdichterisch einfühlsamen Wurf von Karl Eugen Neumann erscheint eine zweitedeutsche Übersetzung aus dem Pāli, die versucht eine möglichst genaueEntsprechung des Originals in Wort und Satzbau zu vermitteln.

Neben den Reden des GotamaBuddhas, die seine erhabene Lehre in unerschöpflicher Weise ausbreitet, bewahrtder Pāli-Kanon auch eine Sammlung von Dichtungen der ersten Jünger undJüngerinnen des Meisters, Thera- und Therīgāthā, die man als das Buch von derNachfolge Buddhas bezeichnen darf. Im Leben und in den Taten haben die Lehrenhier Ausdruck gefunden.

Wir haben  263 namentlich genannte Mönche vor uns mitihren  1279 Gāthās und  72 Nonnen mit ihren  520 Versen. Im vorliegenden Buch finden wireine Auswahl von ca.  500 Versen derNonnen und Mönche. Die Schönheit und Klarheit vieler Gedanken und Gleichnissekann uns heute noch stark berühren. Klaus Mylius schreibt darum mit Recht inseiner zusammenfassenden Darstellung der frühbuddhistischen Literatur: „Indiesen beiden Sammlungen (Theragāthā und Therīgāthā) hat die religiöse Lyrikihre höchste Entfaltung im Rahmen des Pāli-Kanons erlangt“.

Welche Themen behandeln nun dieVerse?

Es ist die „Lehre der Alten“, dasLob der Einsamkeit, die innere Schulung und Vertiefung, die absoluteGenügsamkeit, den Gleichmut, das innere Wohl des Ungebundenseins, dasaufmerksame Betrachten der Vergänglichkeit. Die hohe Qualität derNaturbeschreibungen wird den Leser begeistern. Die Probleme des Mönchslebenskommen zur Sprache, der Kampf mit den Triebkräften, extreme asketischeSelbstquälereien, die vom Buddha als nicht hilfreich selbst erfahren undabgelehnt wurden. Das Aufbrechen des Kastenwesens durch den Buddha wirdvermittelt, der Wert des „guten Freundes“.

Über die „erstaunlichenNonnenlieder“ zitiert Ekkehard Sass aus einem Brief von Detlef Kantowsky: „DieTherīgāthā scheinen mir viel authentischer zu sein als die Lieder der Mönche.Es sind Geschichten zu ganz konkreten Heilungskarrieren“. Es sind echteBekenntnisse, Schicksale treten hervor in einer besonderen Offenheit, wie derVerlust von Kindern oder des geliebten Mannes, das Elend des Leibes und desAlters, persönliche Tragödien. Ein starkes weibliches Selbstbewusstsein tauchtauf und damit ein Modell für den Befreiungskampf der Frau.

Beide Sammlungen sind Berichte vonErfahrungen und vermitteln daher eine große Lebendigkeit und Realität, weshalbsie auch heute noch aktuell und hilfreich sein können. Für professionelleBuddhologen galten die Lieder schon immer als eine Fundgrube für dieForschungen zu den sozialen Verhältnissen in Indien zur Zeit Buddhas.Neuerdings besteht ein aktuelles Interesse der „feminist movement“ an denTexten. Die Verse sind aber vor allem sehr bewegende Zeugnisse über spirituelleErfahrungen auf dem Weg der Befreiung, über Zweifel und Kämpfe, über Einsicht,Glück und Frieden.

Im Vorwort des Herausgebers derKarl Eugen Neumann’schen Übersetzung von 1923 ist zu lesen: „Sollten nun diese Lieder, die lebendigen Zeugeneiner großen Vergangenheit, diese Herzensergüsse der ersten Buddhisten, heutenur mehr Literatur, als schöne Dichtungen genossen werden oder sollte es jetztnicht wieder manche geben, denen das Meisterwort Anlass zur Besinnung und zurernsten Arbeit an sich selber wird?“

Ekkehard Sass gibt in sehreindringlicher Weise Antwort auf diese Frage. In seiner umfassenden Einleitunglässt er uns spüren, wie diese Übertragung für ihn ein Stück Lebensgeschichtewurde, wie die Sogwirkung dieser Texte für ihn zum Weg wurde, wie der täglicheliebevolle Umgang mit der Pālisprache zur Meditation wurde, wie er versuchtedie sprachliche Genauigkeit zu ergründen und in der rhythmischen Sprache zu bleiben.Wie er aber auch nach jahrelangen Übungen an Grenzen stieß, die zu kritischenÜberlegungen führten. An der „Härte der Realität“ bricht so manches hohe Idealfast komisch zusammen und der ganze „Nimbus der Erhabenheit“ löst sich wieNebel in der Sonne auf.

Auch Ekkehard Sass reklamiert fürsich wie einst Karl Eugen Neumann „liebevolle Behandlung, Aufmerksamkeit undFleiss bei jedem Vers.“ Er ließ sich immerhin sechs Jahre Zeit für diesorgfältige Übertragung .Befasste sich täglich nur mit einem Vers. Karl EugenNeumann ging wie ein Komponist mit den Versen um, suchte eine „deutscheKomposition“. Ekkehard Sass versucht eine möglichst „originalnaheAnschmiegung“. Das Pāli sollte durchklingen. Textvergleiche mit den Versen vonKarl Eugen Neumann machen den Unterschied deutlich. Ekkehard Sass bemerkt, dassalles christlich belastete Sprachgut in seiner Übertragung nichts zu suchenhat. Ein Wort wie „Sünde“ etwa gibt es im Pāli gar nicht. Seine Aufforderungsich mit dem Pālideutsch allmählich zu befreunden, fällt leicht. Dass hier einesprachlich zeitgemäße und korrekte Übertragung vorliegt, ist offensichtlich. ObKarl Eugen Neumann auch heute noch als unantastbar gilt, weil er „so genialwar, dass er nicht mehr zu übertreffen ist“, muss nach  100 Jahren zu Recht in Frage gestellt werden.

Hier liegt nun eine großartigeÜbersetzung vor, von jemandem der weiß, worum es geht. Möge diese Übertragungder Lieder durch Ekkehard Sass vielen Menschen auf ihrem „Stillen Pfad“hilfreich sein. Ein Glossar mit ausführlichen Erklärungen buddhistischerKernbegriffe aus moderner Sicht und Anmerkungen zu den Versen werden geradeNeulingen auf dem Buddhaweg großen Nutzen bringen.

 Edgar Thriemer.

 (28.Feb.2003)

 

VORWORT

Die Thera- und Therī-Gāthā, die „Lieder“besonders befähigter Mönche und Nonnen, gehören als achtes bzw. neuntes Stückdes Khuddakanikāya zum klassischen Pāli-Kanon. Sie wurden von H. Oldenberg undR. Pischel für die Pali Text Society ediert (London 1883) und liegen in der neubearbeiteten 2. Auflage von K.R. Norman und L. Alsdorf seit 1966/71 vor.

Als „Lieder der Mönche und Nonnen“ wurden sieerstmals von K.E. Neumann in eine westliche Sprache übersetzt (1899, 2. Auflage1923). Dieser Übertragung ins Deutsche folgte 1910/13 eine englischeÜbersetzung von C.A.P. Rhys Davids (2. Auflage 1937).

Mehr als hundert Jahre nach dem grossen,dichterisch-einfühlsamen Wurf von Karl Eugen Neumann erscheint also jetzt imMedium moderner Datenerfassung und -verbreitung eine zweite deutscheÜbersetzung aus dem Pali, die versucht, eine möglichst genaue Entsprechung desOriginals in Wort und Satzbau zu vermitteln.

Zur besonderen Bedeutung derTexte für das Verständnis der ursprünglichen Lehre des Buddha hier dieEinschätzung von Klaus Mylius in seiner „Geschichte der altindischen Literatur“(Berlin 1988):

Über beiden Sammlungen könnte der Leitsatzstehen:

„Frei von Wünschen leben wir ohne Hoffnung undFurcht!“ Diese Tendenz haben natürlich Theragāthā und Therīgāthā mit anderenbuddhistischen Texten gemeinsam. Was diese beiden Sammlungen dagegenunverkennbar heraushebt, sind die Berichte über die persönlichen Erfahrungen,die hier vorgelegt werden. Die Texte erhalten dadurch zum grossen Teil die Notedes Lebendigen und in gewissem Sinne Realen. Dadurch und durch diestreckenweise sehr schöne Lyrik haben beide Sammlungen für den Buddhologengrossen Wert. (S. 311)

Was die „Lieder“ aberdarüberhinaus so aufschlußreich macht, sind die ganz unterschiedlichen Inhalteund der jeweils besondere Darstellungsstil der Mönche bzw. Nonnen. Dazu noch einmalKlaus Mylius:

Die Therīgāthā möchte man,insgesamt gesehen, doch noch höher bewerten. Es ist zunächst klarzustellen, daßhier tatsächlich Frauen als Autoren gewirkt haben - ein Faktum, das früher inAnbetracht der Abneigung des Buddhas gegenüber Frauen und weiblichenAktivitäten bezweifelt worden ist. Freilich ist nicht sicher, ob wirklich alleTherīgāthā von Frauen herrühren, doch sollte diese offene Frage das Gesamtbildnicht beeinträchtigen. Zwischen Theragāthā und Therīgāthā bestehen sowohl inhaltlichals auch in der Ausführung bestimmte Unterschiede. Die Naturbeschreibungentreten in den Therīgāthā zurück, dafür berühren die Erzählungen der Nonnen instärkerem Maße das reale Leben. Oft sind es - und das sicherlich in Wahrheit -persönliche Tragödien, die eine Frau dazu bestimmt haben, das Familienlebenaufzugeben und eine Anhängerin des Erhabenen zu werden. Als häufigste Ursachewird der Verlust eines geliebten Kindes genannt, nach welchem die ihresLieblings beraubte Mutter Trostund Zuflucht zu FüßendesBuddha gesucht hat. Voll greller Kontraste sind die Berichte ehemaligerProstituierter über ihre frühere Lebensführung und den Seelenfrieden, den sienunmehr als Nonnen geniessen. ....

Neben diesen Motiven offenbaren sich jedoch gelegentlich auch andere,die gewiß nicht weniger real gewesen sind. In Nr. 11 gibt nämlich eine Nonneunverhohlen ihrer Freude darüber Ausdruck, daß sie durch ihre Mitgliedschaft imBuddha-Orden sowohl vom mühseligen Reisdreschen als auch von ihrem ungeliebtenEhemann befreit worden ist. Das war gewiss kein Einzelfall, und es gibtallerlei Hinweise der zeitgenössischen Quellen, daß der Sangha nichtausschließlich aus edlen Motiven aufgesucht wurde. Es versteht sich also, daßdie Therīgāthā eine ausserordentlich wertvolle Fundgrube für Forschungen überdie soziale Stellung der Frau im alten Indien darstellen. (S. 312/13)

Bei dieser buddhologischenEinschätzung der „Lieder“ als sozialhistorischer Fundgrube zur sozialenStellung der Frauen im alten Indien ist es nicht geblieben. Im Zuge derEmanzipation spirituell motivierter Frauen von männlich geprägten Lehr- undLebensformen beobachten wir heute eine engagierte Auseinandersetzung mit diesenkanonischen Texten. Kathryn R. Blackstone hat im einleitenden Kapitel ihresBuches über „Women in the Footsteps of the Buddha“ (Curzon Press, 1998) diejüngste Diskussion referiert und fasst den besonderen Stellenwert gerade der „Therīgāthā“für die Frauen-Bewegung so zusammen (S. 11):

The Therīgāthā bears witnessto the claim of feminist scholars that women have a history of independentthought and action. Though the text is far from a feminist rebellion againstsex discrimination, it does relate the experiences and perceptions of a groupof female renunciants who engaged in an alternate lifestyle that liberated’them to some extent from the gender expectations of their social world. In thisway, the Therīgāthā provides us all, Buddhists and feminists alike, with amodel of women’s persistent and effective struggle for liberation.

Noch wichtiger aber mag fürLeserinnen und Leser der folgenden Neuübersetzung das Ergebnis derdetaillierten Textvergleiche der Mönchs- und Nonnen-Lieder und derThemenauszählungen sein.Kathryn Blackstone fasstdazu wie folgt zusammen:

The personalization of the Therīgāthā and the abstraction of the Theragāthāindicate that the authors understand central features of Buddhist doctrinedifferently. The therīs contemplate the doctrine of impermanence by reflectingupon their own life histories, their own experiences of relationshipstransforming, and their own bodies aging. They see the delusory perception ofpermanence and stability as it has been experienced in their own lives. Theyovercome the delusion by reflecting upon their own experiences. The theras alsoknow the delusion of permanence to be the main obstacle to their quest forliberation, but they contemplate the impermanence of others. They do notreflectan their own experience, but ratherconcentrate an the environment around them, abstracting impermanence fromthemselves.

Thus we see that althoughboth must overcome a false perception, their methods of doing so differ. Thetherīs internalize the obstacles and must combat them in their own psyches. Thetheras externalize the obstacles and conquer them by isolating themselves awayfrom them.(S. 110/11).

PersönlicheAuseinandersetzung mit dem eigenen Erleben und der selbst erfahrenenWirklichkeit auf der einen, abstrakte Generalisierungen von Lehrmeinungen unddie Projektion eigener Betroffenheiten auf die Aussenwelt auf der anderen Seite- gerade deswegen bin ich froh, daß ich Ekkehard Saß nicht lange bitten musste,auch die so ungleich anschaulicheren Schilderungen der Nonnen neu zuübersetzen: Möge seine Arbeit vielen Menschen hilfreich sein!

Bodman, im Herbst 2000                                                                                 DetlefKantowsky

 

 

EINLEITUNG

Über zwanzig Jahre ist esher, seit ich zum erstenmal diesen „Liedern“ begegnet bin, die den frühenMönchen und Nonnen des Buddho zugeschrieben werden. Im Zuge meiner „Gier“ nachallem, was mit Buddhismus zu tun hatte, waren es vor allem die drei großenBände der Übertragungen aus dem Pāli-Kanon von Karl Eugen Neumann, die michnach der Umschau in allen buddhistischen Schulen in ihren Bann zogen. Es warschon fast beängstigend, wie ich der Sogwirkung dieser Texte erlag, wie siemich sozusagen mit Haut und Haar verschlingen wollten, wie sie mich dazubrachten, eigene Schritte auf einem Weg zu tun, der mich mit jedem Schrittleidfreier zu machen versprach.

Der dritte Neumann-Band mit den vierwichtigsten Verssammlungen aus dem „gemischten“ Korb des Pāli-Kanons schiennoch einmal die „Lehre der Alten“ in verdichteter Form zu enthalten und sie aussehr unterschiedlichen Blickwinkeln zu vermitteln. Die erdrückende Fülle mitihren beschwörenden Wiederholungen störte mich damals nicht. Ich las und lasund staunte und staunte und fragte und fragte, - und fand immer wieder einzelneprägnant formulierte Gedanken, denen ich begeistert zustimmen, die ich längerbetrachten konnte.

Etwas seltsam Endgültigesging von diesen Texten aus. Es konnte einem zuweilen angst und bange werden vorso viel Entsagung und Weltflucht, die einzig zum höchsten Glück führen sollten.Doch ließ ich mir meine lebenslange Zustimmung zu einem Friedensweg nicht durchasketische Übertreibungen verderben. Überhaupt verlief meine ganze Annäherungan die „Lehre des Buddho“ ganz fern von allen traditionellen Bindungen aufindividuellem, autodidaktischem Wege. Der abendländische Humanismus, nicht dasChristentum, blieb mein Nährboden. Aus der „Lehre des Buddho“ nahm ich mirimmer nur das heraus, was mir von Nutzen sein konnte, was mich noch glücklichermachen konnte, als ich vielleicht schon war. Niemals war Resignation meineTriebfeder.

Einer seltsamen „Lyrik“ begegnete ich da. Siebewegte sich von einem einfachen Vierzeiler allmählich zu immer höherenVers-Türmen - und dabei verkündeten sie doch allemal schon zum Ende gekommen zusein, zum endgültigen Frieden, zum Verlöschen aller Lebenstriebe. Nur wenigeNamen, die als „Verfasser“ genannt wurden, waren mir vertraut, wie die dergroßen Nachfolger aus den Sutten: Sāriputto, Anando, Moggallāno, Revato und wiesie alle heißen. Manche Verse waren mir aus der Lektüre schon bekannt, anderewiederholten sich auffallend oft unter verschiedenen Namen, als wären dabestimmte Texte wie in das Gehirn eingeprägt worden, quasi eingestempelt. Der „wacheMeister“ war immer gegenwärtig und um das Ausführen seiner Anweisungen ging es.Man vertraute ihm blind. Und man entwickelte einen durchaus praktischen Sinnfür die Übungen, die zu tun er empfahl. Daß auf diesem Weg alles anders verliefals üblich, das gerade gefiel mir. Die Armut an persönlichen Bekenntnissenvergaß ich über der sich wiederholenden Botschaft der Stille. Vor allem war esdas Lob der Einsamkeit und Zurückgezogenheit, das mich begeisterte, denn ichsuchte sie selbst, als ich auf die Fünfzig zuging und sie intensiv zuerforschen begann.

In kleinen Dosen zogich mir einzelne Zeilen aus den Sammlungen heraus, manchmal nur ein einzigesWort, und begann, es in mein Leben hineinzunehmen, ihm sozusagen Odemeinzublasen.

Die „Experimente“mit dem Dhammo, der „Lehre“, begannen. Sie sollten Einfluß auf mein Lebennehmen, es behutsam ein wenig weiter umformen, vor allem es friedvoller,gelassener, noch toleranter machen. Ich nahm die Ideale auf, die ich in meinerJugend schon als Ziele gesehen und verfolgt hatte, verlieh ihnen noch einegrößere Verbindlichkeit. Die „Überprüfung meiner Friedfertigkeit“ begann.

Was sich also vorzwanzig Jahren schon stark einprägte und einen gewissen Vorsatzcharaktererhielt, waren etwa einzelne Zeilen und Gedanken aus Neumanns Übertragungen der„Lieder“:

Herr Gotamo, der gänzlich durch die Dingesieht. –

Von Kummer spürt er keine Spur. –

Geborgen bin ich, einsam, ungesellt. –

Ein rechtes Wort, ich hab’s gehört. –

Den Tod bedenk ich ohne Angst. –

Allein im Walde leben einsam wir. –

Verweile gern, wo keiner weilt, wo allesjubelt, juble nicht. –

Wie leicht ist, wahrlich, doch mein Leib. –

Kein Dasein hat Beharrlichkeit. –

Der Erbe allereignenTat. –

Und stoß die Menge mächtig ab. –

Gedenken taugt uns einzig an Vergänglichkeit. –

Ich freue mich des Lebens nicht, ich freue mich des Sterbens nicht. –

O sieh, wie stark die Lehre wirkt. –

Geborgen bin ich, kenne keinen Haß. –

Den besten Lehrer fand ich da, den Lenker,der wie keiner lenkt. –

Auf mich allein sei mein Verlaß. –

Die freien Lüfte sind uns liebste Freunde. –

Das eigne Heil, man soll es sehn. –

Den Dingen forschen nach bis auf den Grund. –

Die reine Mitte hielt ich recht. –

Binaller Bruder, aller Freund. –

Mit sich in Frieden, selberfroh gefestigt. –

Wehrlos in dieserWaffenwelt. –

Die letzte Zeile machte ich sogar zum Titeleiner Rundfunksendung über Wehrdienstverweigerung.

Neumanns Sprache mit ihren zum Teilaltertümlichen, ungebräuchlich gewordenen und arg „gewitzigten“ Wendungen nahmich als historisch bedingt hin. Über manche „Ungereimtheiten“ sah ich hinweg.Die Prägnanz und Schönheit einzelner Sprüche machte alles wieder wett. Über dieNähe oder Ferne zum Original konnte ich damals nichts sagen, da ich des Pālinoch nicht mächtig war. Neumanns eigener Begeisterung über seine Nachdichtungenkonnte ich mich nicht entziehen. So schrieb er im Vorwort zu seinerDhammapada-Übertragung 1892:

„Vorliegende Umdichtung isteine getreues Abbild des Textes. Trotzdem, oder vielleichtweil sie die ursprünglichen Metra wiedergibt, schließt sie sich dem Original,meist bis auf den Wortlaut, vollständig an, fast einem Gipsabgusse nach einerAntike vergleichbar. Daß sie also in keiner Weise den Urtext ersetzen kann,versteht sich. Jedoch halte ich sie für die erste wirkliche Übersetzung: derKenner möge urteilen. Das große deutsche Volk aber, dem ich sie widme, mögekommen und sich daran erquicken.“

Erste Zweifel an Neumanns „Gipsabgüssen“kamen auf, als ich einige Jahre später, 1986, auf die Dhammapada-Übertragungvon Paul Dahlke stieß, die Helmut Klar 1969 auf eigene Kosten neu herausbrachteund die glasklaren Erläuterungen von Dahlke neu faßte. Aus dieser Übertragungvon 1919 spürte ich sofort eine besondere „Echtheit“. Dahlke scheute sichnicht, auch für uns ungewohnte Wortverbindungen zu benutzen und sogewissermaßen vom Pāli her die deutsche Sprache dynamisierend zu „behandeln“.Das Büchlein wurde für mich zum täglichen Begleiter.

Ein Freund vonHelmut Klar schenkte mir wenig später dessen mit Schreibmaschine geschriebene Pālifassungdes Dhammapadam, die zugleich Klars Neuordnung der Verse unter anderenÜberschriften enthielt. Das war meine erste Begegnung mit der Pālisprache, wennich von den unter Buddhisten viel gebrauchten „Fachwörtern“ absehe, die siegerne im Munde führen.

Als alter Sprachenliebhaber wurde ich nunneugierig auf dieses geheimnisvolle Pāli. Schon 1950 war ich kurz einmal aufHindustani gestoßen, fing sogar an, die Devanāgari-Schrift zu üben. Das war nunnicht nötig, da es die Pālitexte seit über hundert Jahren in europäischerUmschrift gab. Kurz entschlossen bestellte ich mir Warders Pāli-Einführung inenglischer Sprache und fing an, täglich Pāli zu lernen. Zum erstenmal konnteich nun die so oft gelesenen deutschen Sätze aus den Lehrreden des Pālischreiben, lesen und sprechen. Das berührte mich schon seltsam tief. Ichstaunte, wie leicht mir das Verständnis der Grammatik und Formen fiel. Meinlebenslanges Studium von Sprachen trug nun seine Früchte. Und wie verwandtwaren doch die deutsche und die alte indische Sprache (eine ja nur von sehrvielen und nicht die, welche Gotamo sprach).

Mit der Anschaffung des großen Pāli-Englisch-Lexikonsvon Rhys Davids und William Stede (Ersterscheinung 1921, sieben mal neugedruckt, zuletzt 1986) stand mir ab 1989 nichts mehr im Wege (ich festigte underweiterte gleich noch mein Englisch dabei).

Der tägliche, liebevolle Umgang mit der Pālisprachewurde ein ganz wesentlicher Teil meiner „Übung“, wurde zur „Meditation“, zumNachdenken mit bestimmten Folgen. Das ging so weit, daß ich schließlich schonbeim Aufschlagen des Lexikons ruhig und besonnen wurde und die Lehrinhalte fastkörperlich spürte. Bald flog die Mittlere Sammlung der Lehrreden aus Englandheran und nun konnte ich mich endlich an der Quelle laben und begann, täglich Pālizu lesen und erschloß mir mehr und mehr das Original.

Zum Beginn meines Ruhestandes mit 60 Jahren(1992), den ich auf meine Weise ernst nehmen wollte - zur Ruhe kommen, in derRuhe stehen bleiben -, wünschte ich mir weitere Schriften von der Pāli-Text-Gesellschaft:die Längere Sammlung der Lehrreden und die Verse der Mönche und Nonnen.

Meine Freude an dem immertieferen Eindringen in das Pāli wuchs mit jedem Tag. Das Erschließen derüberlieferten Lehrsätze und Betrachtungen blieb tägliche Übung. Die Merksätze,die ich mir in den vergangenen Jahren in deutscher Sprache aufgeschriebenhatte, konnte ich nun mit dem Original vergleichen und viel besser und tieferverstehen. Ich spürte bei den mir zugänglichen Übertragungen ins Deutscheleichte Abweichungen, Ungenauigkeiten und sogar gelegentlich „Irrtümer“ auf.Der Wunsch, mich immer mehr nur noch dem Original, der „Quelle“ anzuvertrauen,wurde stärker und stärker.

1992 begann ich dannals tägliche Übung, in einen Kalender jeweils einen kurzen oder längeren Textauf Pāli zu schreiben und darunter die genau entsprechende deutsche Fassung derWörter, wie sie mir das Lexikon verriet. Dabei fand ich besonders hilfreich dieetymologischen Hinweise auf die große indo-germanische Sprachfamilie. Ich stießauf eine überraschende und unerwartete Verwandtschaft. (Nāsā heißt z.B. dieNase und Nāmam der Name).

Zuerst erschloß ich mir aufdiese Weise Texte aus den Sutten, dann mehr und mehr aus den großenVerssammlungen, dem Dhammapadam und den Versen der Mönche und Nonnen. Wenn miretwas zu einer Zeile oder einem Gedanken oder Gleichnis einfiel, schrieb ichdarunter meine eigenen Überlegungen, versuchte, mir selbst klarzumachen, was wohljeweils gemeint sein könnte, was davon überhaupt übertragbar auf eine realeSituation in meinem Alltag war. So wurde der „tote Geist“, der auf einemPalmblatt und Papier objektiviert worden war, von einem lebenden Geist derGegenwart aufgegriffen und behandelt.

Karohi                                      dipam               attano.

Mache                                      Insel                 des Selbsts.

Wie sollte darübernicht auch heute nachgedacht werden können? An diesem Tag und auch immer wiederan neuen, anderen Tagen? Die Tagesereignisse in meinem Leben hielt ich inStichworten in dem Kalender fest und sah sie, wenn möglich, im Spiegel desjeweiligen Dhammatextes. Zuweilen erschloß ich mir für einen Tag auch nur eineinziges Pāliwort und begann, darüber nachzudenken oder etwas aufzuschreiben.Aniccam, nirodho, nibbānam, sankhāro, indriyam, visallo, santi waren etwasolche Wörter. Und das war für mich durchaus eine Art „Lehr-Ergründung“ als einwichtiges Hilfsmittel auf dem Wege, als ein „Erwachensglied“.

So erfuhr ich eine großeBereicherung meines Lebens durch die Beschäftigung mit der Pālisprache und denInhalten des urbuddhistischen Kanons. Ich konnte sehr vieles in mein täglichesLeben hineinnehmen und in der Meditation, dem stillen Sitzen auf meinemHolzklotz, fruchtbar machen.

Der Wunsch, eine eigene größere Übertragungaus dem Pāli ins Deutsche zu versuchen, wurde groß und so wählte ich 1993 danndas Dhammapadam, diese berühmte und vielübersetzte Spruchsammlung als erstesVersuchsobjekt. Die Verse hatten mich nun schon viele Jahre begleitet, und ichhatte das Manuskript von Helmut Klar zur Hand. Die Prägnanz, Kürze undSchlichtheit dieser Vierzeiler regte mein Dichtertalent besonders an.

Im Sinne der „Zeitlosigkeit“ der Lehre wollteich mir Zeit für diese Arbeit lassen und doch nicht säumen. So zwang ich mich,jeden Tag e i n e n Vers Wort für Wort zu erschließen (ich schrieb mir unterjedes Pāliwort das entsprechende deutsche Wort) und „entschlossen“ zuversuchen, die beste deutsche Version zu finden und sie dann auch so stehen zulassen ohne noch weiter groß zu zweifeln und zu grübeln. Dahlkes Übertragungdiente mir dabei als Kontrolle. Ich begann im Februar 1993 und übertrug denletzten Vers (423) am 10.3.1994. Ein ganzer Zettelkasten hatte sich mit Versengefüllt, die ich dann auch einmal in die Klarsche Abfolge brachte.

Ich war täglich überrascht,wie mühelos sich die deutsche Sprache an das Altindische anschmiegen ließ. Ichbrauchte nicht einmal in den Zeilen zu springen und konnte sogar oft dieReihenfolge der Wörter in einer Zeile beibehalten, was mir oft sehr sinnvollerschien. Also übertrug ich etwa statt des „normalen“ Satzes: „Des BuddhoBotschaft ist getan“ die Pālireihenfolge wörtlich: „Getan des Buddho Botschaftist.“ (Mit deutlicher Anfangsbetonung des Vollbrachten). Ich lobte dieunglaubliche Geschmeidigkeit der deutschen Sprache und mutete ihr das Äußerstezu. Das Metrum verlangte zwar dann doch gewisse „Opfer“, doch war immer mehrmöglich, als ich zunächst vermutete. Vom Leser allerdings wird nun einegehörige Portion Mitarbeit verlangt, eine gewisse Anstrengung oft, um hinterden Sinn des jeweiligen Verses zu kommen. Viele Verse müssen eigentlich längerbedacht werden, bis ein gewisses AHA erscheint. Das ist auch gut so, denn eshandelt sich ja hier im Grunde nicht um lyrische „Dichtkunst“, sondern umernste Empfehlungen zu einem glücklicheren, leidfreieren Leben. Das, was Hegel „dieAnstrengung des Begriffs“ nannte, also der geistige Prozeß, einen Begriff mitimmer neuem Leben zu erfüllen, ist hier in hohem Maße verlangt. Vor allem immerwieder bei den unübersetzt gebliebenen Begriffen, von denen wir nie wissenkönnen, ob sie überhaupt im Sinne der alten Inder zu erfassen sind. Es gilt,jede „Begriffsstutzigkeit“ zu überwinden, ein Wort völlig unbefangen und neuauf- und anzunehmen, es von innen her mit neuem Leben zu erfüllen, auch jeweilsaus der eigenen Lebenserfahrung heraus. Dazu ist das Pāli in hohem Gradeprädestiniert, ist es doch eine dynamische, kausative Sprache, mit der sichleicht festgehämmerte Denkbarrieren niederreißen lassen.

Daß meine Übertragung nun schon die 13. deutscheVersion geworden war, störte mich in keiner Weise. In englischer Sprache sollenweltweit 70 Übertragungen des Dhammapadam zu finden sein. Und fast gleichzeitigmit mir saß schon wieder ein Liebhaber dieser Verssammlung an einerProsaübertragung aus dem Englischen, ohne eigene Pālikenntnisse, - und fandsogar einen Verleger.

Weil mir alles so gut von der Hand gegangenwar, suchte ich nach einem neuen Objekt für meine Übertragungskünste. Mitmeinem Pāli-Original in der Hand hatte ich schon öfter in Neumanns Übertragungder Mönchs- und Nonnenverse hineingesehen, neugierig, wie „genau“ er eigentlichübertragen hatte. Und gleich ging das große Verwundern los über die Nähe undFerne zum Original, über den großen Sprachverlust, der oft eintrat. Ja, gelegentlichmeinte ich, reine Phantasie vor mir zu haben.

Besonders „schöne“ Verse versuchte ich schoneinmal in eine genauere Fassung zu bringen. Tauschte einzelne Wörter aus: das „Nichtirgendetwas“schien mir mehr auszusagen als das „Von Kummer frei“. „Befreit“ mehr als „heilig“.„Vertrauend“ mehr als „fromm“.

Ich sah mir die Bedeutungder Namen an, die über den Versen standen und erkannte, daß sie oft eine ArtÜberschrift oder Inhaltsangabe für die folgenden Verse waren. Also eigentlichschon Anstöße zu Übungen, die dem jeweiligen „Sprecher“ wichtig waren. Unterdiesem Blickwinkel verblaßte auch die Vorstellung, es bei den Namen in jedemFall mit einer „historischen“ Gestalt zu tun zu haben. Die Namen selbst konntenschon zu Anregungen für jeden Tag werden, enthielten eine Art Vorsatzprogramm:Lichthüter, Allfreund, Sorgenfrei, Glückgewinner, Brahmadeich, Ohnegleichen,Ruhmgewinner, Freudiger, Floß, Allwunsch, Glücksessenz, Tugendhafter,Mettagewinner.

Die „Überprüfungen“ bei Neumann verstärktenin mir immer mehr die Überzeugung, daß es nach nun bald 100 Jahren an der Zeitwäre, eine genauere und sprachlich modernere Fassung zu versuchen. Auch einigeFreunde äußerten das Bedürfnis nach einer „besseren“ Übertragung. Es tauchenbei Neumann ja Wörter auf, die längst außer Gebrauch gekommen sind. Wer weißnoch, daß Zagel für Schwanz steht, was glaues Glück ist, ein Höllengauch, eineungehießene Welt, daß Hindin für Hirschkuh und Ilph für Elephant steht, daßgewitzigt eigentlich weise meint, und was da einig weien könnte? Ganz abgesehenvon der christlichen Überfärbung, die in vielen Wörtern zu finden ist, wieSünde, Sündenknecht, fromm, abbüßen und ähnliche.

Mein Entschluß, eine neue Gesamtübertragungder Möchsverse zu wagen, festigte sich, als Alfred Weil einige meinerNeu-Übertragungen von Mönchs- und Nonnenversen in sein Buch „Wege zurTodlosigkeit“ aufnahm.

Ich zögerte nicht mehr lange und schrieb am25. August 1994 „ Thag 1“ in meinen Kalender - und fuhr, wie gehabt, geduldigTag für Tag und Jahr für Jahr fort, die gewaltige Textmasse zu erfassen und zuerschließen.

Die Schwierigkeitsgrade wechselten bei denMönchsversen stärker als in der Spruchsammlung des Dhammapadam. Doch ließ sichdas bewährte Prinzip gut fortsetzen. In einem großen Zettelkasten sammelte ichdie gefundene deutsche Version für jeden Vers ein. Rätselhaftes ließ ich ersteinmal offen. Viele bekannte Verse aus dem Dhammpadam fand ich wieder und,schwer zu deuten, Standardverse, die unter verschiedenen Namen mehrfachwiederkehrten. Zum Beispiel „Bin tief erfreut am Leben nicht, bin tief erfreutam Tode nicht.“ Bei 1279 Versen hatte ich Arbeit für mehrere Jahre vor mir. Ichwollte mir wieder bewußt Zeit lassen. Der Kalender war ein guter Ansporn zumDranbleiben. Wieder konfrontierte ich die Ereignisse meines Lebens mit denLehrinhalten der Verse.

Es ging mir vor allem um das Ergründen dersprachlichen Genauigkeit. Jedes einzelne Wort wurde im Lexikon nachgeschlagen,jede Verbform genau erfaßt. Gerade bei den Verbformen fand ich in denÜbertragungen die größten Ungenauigkeiten. Unschätzbaren Dienst bei dieser

Verbforschungsarbeit leistete mir die Pāligrammatikvon Achim Fahs, der eine Liste seltener Verbformen erstellte, wofür ihm größterDank gebührt. Nur ganz selten hatte er mal eine Verbform nicht aufgeführt.

Wieder waren mir die etymologischen Hinweisevon großer Hilfe bei der Suche nach einem passenden deutschen Wort.

Mit den alten Versmaßendieser „asketischen Poesie“ (Neumann) konnte ich mich nicht beschäftigen.Neumann sprach von der „herben Unbeugsamkeit und feinen Geschmeidigkeit“ dieserVerse. Da ist wohl etwas dran. Um in der rhythmischen Sprache zu bleiben,entschloß ich mich - wie Neumann -, weitgehend den schlichten Jambus zubenutzen. Nur ganz selten gab es einen Wechsel zum Trochäus (durchgehend nurbei der Nonne Ambapāli). An die Länge der Zeilen hielt ich mich, wenn nurirgend möglich, genau, doch mußte sie ab und zu wegen des Verständnisses umeine Silbe verlängert werden. Die vierfüßige Zeile herrscht in beiden Sprachennun vor. Längere Zeilen sind aber auch oft im Original zu finden.

Neumann ging wie ein Komponist mit den Versenum. In einem Brief an seinen Freund Giu­seppe de Lorenzo, den italienischenÜbersetzer aus dem Pālikanon, kritisierte er dessen Verfahren, Zeile für Zeilezu übertragen, wobei schlechte Prosa herausgekommen sei und meinte, dieindischen Gāthās würden genau so viel „liebevolle Behandlung und Aufmerksamkeitund heißen Fleiß“ erfordern wie die Sonette von Shakespeare (die Lorenzo auchübertragen hatte).

Und er schildert dann sein „Verfahren“:

„Glaubst Du etwa,ich hätte einen einzigen Vers übersetzt, ohne ihn vorher auswendig zu kennen,de coro, by heart, und ohne ihn immer und immer wieder nach allen Seiten hin zudrehn, bis er endlich eine entsprechende Form angenommen? So habe ichgelegentlich an bloßen vier Zeilen zwei und drei volle Tage unermüdlichgearbeitet, auf dem Sofa liegend, auf Spaziergängen, inderTramway, überall. Anders geht es nicht.“

Auch ich habe es mir nicht leicht gemacht undreklamiere liebevolle Behandlung, Aufmerksamkeit und Fleiß bei jedem Vers. Dochging es mir nicht um eine „deutsche Komposition“, sondern um eine möglichstoriginalnahe Anschmiegung. Ich mutete der deutschen Sprache sehr viel dabei zu.Ich wollte sozusagen das Pāli hindurchklingen lassen, die Eigentümlichkeiteneiner alten Sprache nicht verwischen, die hohe Bildkraft vieler Wörter nichtdurch blasse Begriffe schwächen. Früh-indisches Denken gaben doch Wörter wiederwie „Vogelweg“ für „Himmelsraum“, „Gott“ für „Wolke“, „Trompeter“ für „Elefant“,„Schüttler“ für „störrisches Pferd“. Ein „Nichtfreund“ klingt viel sanfter alsunser „Feind“. „Schlecht“ ist milder als „böse“.

Alles christlich belastete Sprachgut hatte inmeiner Übertragung nichts zu suchen. Ein Wort für „Sünde“ etwa gibt es garnichtim Pāli. Die in beiden Sprachen gerne verwendeten engen Wortverbindungen wollteich auch gerne erhalten und versuchte zuweilen, die Original­Worttürmenachzubauen. So ist dann zu lesen: Fesselungsgewitterwolke, Kernholzlehre,Satiplattform, Nibbānapfad, Himmelssinnenlüste, Schmutz-Dürre-Kummer, derBuddha­Sonnen-Anverwandte, der Sammlungs-Wissensmeister, das Mārolasttier, derNeunstromkörper, Gras-Holz-Äste-Blattwerk. Der Bindestrich in diesenÜbertragungen ist dann oft als ein „und“ zu lesen. Also bei Lager-Sitz ist anLager und Sitz gedacht, die ja für einen Asketen oft identisch sind. Ich denke,das ist dem Leser zuzumuten. Er wird sich mit meinem „Pālideutsch“ allmählichbefreunden und allmählich besser verstehen, was mit den Wortverbindungengemeint gewesen sein könnte.

Das große Streitwortattā habe ich stets mit SELBST übersetzt und nicht reflexiv abgeschwächt. Eswird so am deutlichsten, was mit diesem Begriff in buddhistischer Prägunggemeint war. („Das SELBST ist nur des Selbstes Schützer.“)

Meine Interpunktion ist als Lesehilfe gedachtund soll das Verständnis eines Verses erleichtern. Sie hat nichts mit denüblichen Regeln zu tun.

Die Nähe zum Original in der gehobenenrhythmischen Sprache des Vers- und Spruchcharakters war also oberstes Ziel.Eine Wiedergabe in „erklärender“ Prosa hielt ich für unangebracht und völligreizlos.

Meine Arbeitsweise mögen nun einige Beispiele verdeutlichen.

Accāraddhamhi                                                                        viriyamhi

Beim zu sehr Sichanstrengen                                                    beider Tatkraft

satthā                                       loke                                         anuttaro

der Lehrer                                inder Welt                               unübertroffen

vinopamam                               karitvā                                      me

das Lautengleichnis                   gemacht habend                        mir

dhammam                                 desesi                                       cakkhumā

die Lehre                                  wiesauf                                    derSehende (Augehabende)

 

Neumann überträgt:

Und heftig büßt’ ich, allzu hart:

da kam der Meister her zu mir

und ließ mich kennen, gab mir kund

das Gleichnis von der LauteKlang.

Ich versuchte, denZeilen und der Wortbedeutung treu zu bleiben und faßte aufdeutsch:

Bei allzu überspannter Tatkraft

der Lehrer, in der Welt der höchste,

das Lautengleichnis er mir gab,

wies so die Lehreauf, der Seher.

Wie weit einesprachliche Anpassung (Anschmiegung) möglich ist, möge noch Vers 614 zeigen

Sīlam                         balam                                appatimam

die Tugend                Kraft                                 unvergleichlich

sīlam                         āvudham                            uttamam

die Tugend                Waffe                                höchste

sīlam                         ābharanam                         settham

die Tugend                Schmuck                           bester

sīlam                         kavacam                            abbhutam

die Tugend                Panzer                               außergewöhnlich.

Neumann übertrug:

Der Tugend eignet größte Kraft,

der Tugend eignet beste Wehr,

der Tugend eignet hellster Schmuck,

ein wunderbares Panzerhemd.

Ich versuchte, dem lapidarenWortwerk treu zu bleiben und übertrug:

Die Tugend: Kraft - ganz unvergleichlich,

die Tugend: Waffe - höchster Art,

die Tugend: Schmuckstück -allerbestes,

die Tugend: Panzer -ungewöhnlich.

Wie verschieden dieEntdeckungen im Versgebirge der alten Texte auf diese Weise sind, mögen nocheinige Beispiele zeigen.

Thag 350 Neumann:

Von Gliederreißen gleich versucht

im wilden Walde, hainbehaust,

in rauher Regel, zäher Zucht,

wie magst du, Mönch,beharren so?

Ich behielt das Pāliwort für„Rheuma“ bei und übertrug:

Wenn du von Windkrankheit befallen

beim Leben in dem lichten Wald,

in rauhen Weidegrund geworfen:

wie wirst du, Mönch, wohl handeln dann?

Thag 355 Neumann:

Ich will dich häkeln fest, o Herz,

genau wie Ilphen ins Gestöck,

will nicht im Bösen bei dir stehn,

du fleischgewordnerFlausenbalg!

Ich übertrug:

Ich werde fest dich binden, Herz,

am Torpflock, wie den Elefanten!

Nicht dich zum Schlechten werd’ ich drängen,

du Sinnen-Netz, du leibgebor’nes!

Thag 673 Neumann:

Und hell und heller wird mir nun,

ich kenn’ der Wahrheit köstlich Wort,

verkündet recht, verkündet rein,

das alles Hangen heilen kann.

Ich übertrug:

Ich komme mehr und mehr zum Frieden,

seit ich gehört die Lehre allzu köstlich, -

die frei von Reiz gezeigte Lehre,

nicht haftend mehrallüberall.

Und noch drei Beispiele ausder Nonnenversen:

Thīg 137 Neumann:

Sein Wort, ich hab es wohl gehört;

gewandert bin ich weiter dann

als Nonne, hold genommen auf:

und helle Spur warbald erspäht.

Meine Version:

Als seine Lehre ich gehört,

zog ich in die Hauslosigkeit, -

ich band mich an des Lehrers Wort,

verwirklichte den Glückespfad.

Thīg 490 Neumann:

Wie Kokosnüsse locktuns Lust,

wie Aas, wonach derGeier giert,

wie Träume trügenlügt die Lust,

ist ausgeborgt wie Bettelputz.

Meine Version:

Baumfrüchten gleich die Sinnenlüste sind,

Fleischfetzen gleich, die Leiden bringen nur, -

den Träumen gleich, sie täuschen etwas vor,

die Sinnenlüste sindgleichsam gelieh’nes Gut.

Thīg 508 Neumann:

Um kleines Erdenglück, um Wonne winzig nur

mag nicht verleugnen hohes Heil,

nicht schnappen nach der Angel schnell

und wie der Fischgefangensein.

Meine Version:

Auch nicht um allerkleinstes Sinnenglück

gib auf das weite, weite Innenglück!

Nicht wie ein Fisch verschluck den Angelhaken!

Du wirst danach brutal nurabgeschlachtet!

Die Frage, ob wir in den Versen „wirklich“Zeugnisse der Frühzeit haben oder die literarische Sammlung eines oder mehrererspäterer Autoren, wird sich wohl nie eindeutig klären lassen. Mönche und Nonnenals verkappte Dichter, die gar kein Ende finden im „Schmieden“ von Versen?Gotamo als emphatischer „Sänger“? „Habt ihr mich je so sprechen gehört?“ fragteder frisch „Erwachte“ seine ersten Mönche. Darin liegt wohl das Bewußtseineines neuen Umgangs mit der üblichen Sprache, ein Angehobensein, das wie vonselbst in ein Metrum fließt, um das Gewicht einer Erkenntnis, einer tiefenErfahrung zu betonen. Deshalb muß auch die Wiedergabe dieser Verse in einemlängeren Prosatext immer unbefriedigend bleiben, kann dem Original nichtgerecht werden, zeigt nur, was da überhaupt so gesagt wurde. 1996 brachteChristine Schoenwerth in Utting eine solche Übertragung der Mönchsverse herausnach einer englischen Fassung.

Das „Buddhawort“ in den Lehrreden bleibt jaeher schlicht, sachlich und klar, Verse kommen nicht allzu häufig vor und wenneinmal, dann nur am Schluß als Verdichtung und Zusammenfassung des zuvorGesagten. Sie wirkten auf mich fast immer als Zusatz eines talentiertenSchreibers. Und nun haben wir 263 namentlich genannte Mönche vor uns mit ihrenein bis 73 strophigen Gedichten und auch noch 73 Nonnen mit 522 Versen.

Daß die Verse insgesamt in der altindischenLiteratur einen hohen Rang einnehmen, darüber kann es für denunvoreingenommenen Leser keinen Zweifel geben. Die Schönheit und Klarheit vielerGedanken und Gleichnisse kann uns heute noch stark berühren.

Klaus Myliusschreibt darum mit Recht in seiner zusammenfassenden Darstellung derfrühbuddhistischen Literatur:

„In diesen beiden Sammlungen (Theragāthā undTherīgāthā) hat die religiöse Lyrik ihre höchste Entfaltung im Rahmen des Pāli-Kanonserlangt.“

Daß hier unterschiedlicheAutoren am Werk gewesen sind, steht für europäische Indologen fest. Ebenso wiedie unterschiedliche Zeit der Entstehung dieser Lieder.„Beide Textesind in einem unordentlichen Zustand und werden den Anforderungen, die man anBestandteile eines Kanons stellen zu dürfen glaubt, nicht gerecht. So gibt eszahlreiche Wiederholungen, und zahlreich sind auch die Fälle, in denenoffensichtlich zusammengehörige Texte getrennt stehen. Vermutlich ist schon dieursprüngliche Redaktion sehr nachlässig vorgenommen worden, und dieÜberlieferung hat diesen Zustand beibehalten.“(Mylius)

Diese Beobachtung kann ichnach meinem jahrelangen Umgang mit den Versen nur bestätigen. Nicht nur, daßich immer neue Wörter nachschlagen mußte, auch Verskonstruktion undSatzstellung änderten sich mit dem Umfang der Gedichte. Die unterschiedlicheKlarheit und Flüssigkeit einzelner Versgruppen (Gedichte) könnte durchaus einenRückschluß auf verschiedene Autoren geben. Und es schien mir gut, dieunterschiedliche Sprachfertigkeit in einer Übertragung nicht wegzuglätten. DieIndologen sind auch der Überzeugung, daß bestimmte Begriffe sich erst spätherausgebildet haben und in sehr alten Texten überhaupt nicht zu finden sind.Dazu zählt z.B. der Begriff „kilesa“ für „Fleck, Beschmutzung“. Daß sich eineSprache im Laufe von Jahrhunderten verändert, ist ja ganz selbstverständlich.

Welche Themen behandeln nun diese Verse? Esfindet sich in ihnen alles, was mit der „Lehre der Alten“ zusammenhängt, wiesie uns im Pālikanon überliefert ist. An erster Stelle das Lob der Einsamkeit,des zurückgezogenen Lebens, der inneren Sammlung und Vertiefung, der absolutenGenügsamkeit.

Man möchte mit dem Mönchsleben alte Gewohnheitenablegen, neue gewinnen, die vor allem zum Gleichmut führen. Das sanfte, innereWohl des Ungebundenen, von allen Pflichten Ledigen wird gelobt. Keine Pflichtender Welt gegenüber gibt es, nur noch Pflichten der „Lehre“ gegenüber, die ausdem Kreislauf der „Wiedergeburten“ befreien will.

Mit vielen Gleichnissen ist diese Spracheangefüllt, ist getragen vom Pathos der inneren Ergriffenheit, desHochgehobenseins im seelisch-geistigen Streben. Ein abgrundtiefer Ernst liegtin diesen Gedanken und Betrachtungen. Keine Spur von Humor ist zu finden beidem Versuch, das Lebensleiden zu beenden.

Sehr stark kommt das Bewußtsein durch, zueiner „Elite“ zu gehören, „gegen den Strom“ zu schwimmen, etwas ganz Feines undBesonderes gefunden zu haben, eigentlich das Beste, was es überhaupt nur gebenkann.

Im Mittelpunkt immer wieder das aufmerksameBetrachten der Vergänglichkeit. Man will dem „Māro“, dem „Endiger“, auf dieSchliche kommen, seine Listen durchschauen, ihm nicht in die Fänge geraten, jaihn sogar „blind“ machen, indem man leicht und glücklich in der „Vertiefung“verschwindet.

Man sucht das Reich der Stille, wie es derLehrer gesucht hat, man sucht wie er den „allerbesten Friedenspfad“ und folgtgehorsam und hingebungsvoll allen seinen Empfehlungen, gibt eigenes Nachdenkenvöllig auf. Man bedenkt und wiederholt nur immer wieder die Hauptlehrsätze zurLeidensüberwindung. So wird allmählich die Angst vor allem, was kommt,besonders eben vor dem Tod, überwunden, und immer dabei das Freudensglückbetont, wozu auch die Wahrnehmung der Natur im Jahreswechsel gehört.

Der Felsen dient alsVorbild für Unerschütterlichkeit, kein Orkan kann ihn vom Fleck bewegen, - derBaum als Gleichnis für Abgeschiedenheit und Ruhe: unbewegt steht er da,elastisch im Winde sich bewegend, nachgebend, ohne zu zerbrechen, - der stilleSee als Identifikationsobjekt, um selbst so still zu werden, - oder so stillwie das tiefe Meer unter der wogenden Oberfläche.

Auch der eigene Körper kann zum Gleichniswerden: die Knochen sind beständiger und „ruhiger“ als der wirbelnde undgrübelnde Geist. Hier bekommt die Achtsamkeit auf den Körper ihre hoheBedeutung.

Die hohe Qualität der Naturbeschreibungenwird jeden Leser begeistern. Bunte Fasane, Scharen von roten Insekten,Raubvögel, die Herde von Kühen, die kletternden Gemsen, Donner und Blitz, diedunklen Regenwolken mit ihren Gestalten, Fische und die zahllosen Laute derTiere, das Blühen der Bäume und Blumen, die Großartigkeit des Gebirges, - alldas tritt sehr plastisch vor Augen.

Der Elefant als das größte undmajestätischste Tier dient als Gleichnis für den Buddho und seine großenJünger. Der Löwe jagt uns den heilsamen Schreck vor der Vergänglichkeit ein,darum heißt eine Lehrrede auch „Das Löwengebrüll“. Das Pferd aus edler Zuchtläßt sich zähmen, so auch der übungswillige Mönch und Mensch. Der Stier ziehtgeduldig den Pflug, so auch müssen wir unsere Pflichten übernehmen und alle Notdurchstehen.

Der Affe ist immerdas Gleichnis für die sprunghaften Gedanken, den flatternden, unruhigen Geist. „Stehstill, du Affe, rase nicht!“ heißt es darum auch.

Die spezifischenProbleme eines Mönchslebens, wie es damals geführt wurde, kommen zur Sprache:die Last des Almosengangs, aber auch die Freude, die damit verbunden sein kann.Die Gefahr, von Familien allzu sehr verehrt und geliebt zu werden, wird benanntund gelegentlich ist ein gewisser asketischer Hochmut herauszuhören, wenn davongesprochen wird, daß ein „Laie“, der nicht Mönch werden will, „schlecht“ ist,weil er nicht so intensiv strebt. Von „Toren“ ist darum auch viel die Rede, dienichts „verstanden“ haben, die nicht den „echten“ von dem „falschen“ Mönch zuunterscheiden wissen.

Zentral - ganz unnatürlich, die Gesetze desrealen Lebens auf den Kopf stellend - der Kampf mit den Triebkräften, vor allemmit dem Geschlechtsdrang. Daraus erwächst für europäische Leser und Leserinneneine schwer zu ertragende Abwertung, ja geradezu Verachtung des weiblichenGeschlechts, die von einer tiefen neurotischen Störung zeugt und nicht gerade „lehrgemäß“ist. Verachtung, Abwertung sollen ja gerade aufgehoben werden. Mit diesemasketischen Kampf zusammen hängt die übertriebene Abwehr aller sinnlichenReize. Man glaubt, sie durch Abwertung überwinden zu können und wird nur immerstärker in ihren Bann gezogen. Selbst ein weiblicher Leichnam kann einen Mannnoch sexuell erregen. Das wird beschrieben und daraus soll eine „befreiende“Einsicht kommen.

Es finden sich auch die extremen asketischenSelbstquälereien wieder, die vom Buddho als nicht hilfreich selbst erfahren undabgelehnt wurden. Man möchte etwas erzwingen, was sich nicht erzwingen läßt.Nicht essen, nicht trinken, bis endlich der „Durstpfeil“ raus ist. Man lief 55Jahre schmutzverkrustet herum, aß nur einmal im Monat, rupfte sich Haare undBart aus, stand immer nur auf einem Bein, aß trockenen Kot, saß immer nur undlegte sich nie hin, - all die uralten indischen Selbstquälereien tauchen auf,bis der Buddho belehrt: „Durch inneres Wohlsein gelangt man zum Frieden, nichtdurch Schmerzensaskese.“ Erinnerungen an frühere schöne Momente im Hauslebensollen nicht mehr aufkommen. Im Asketentum heißt es, nur immer voller Sehnsuchtnach Freiheit zu sein.

In einigen Versen wird das Aufbrechen desKastenwesens durch den Buddho vermittelt. Jeder soll sich auf den Weg machenkönnen, auch ein Schilfbrecher, ein Schauspieler, ein Straßenkehrer, einBehinderter (in der Ordensregel allerdings ausgeschlossen). Das Regelwerkeinzuhalten, ist das größte Glück: so gibt man jeden Eigenwillen völlig auf,gibt seine individuelle Freiheit hin.

Man sollte auch möglichst viele Verwandte zurLehre bringen, zur Weltflucht. Der Wert des „guten Freundes“ steht hoch imKurs. Einer, der schon weiter ist, der „viel gehört“ hat, dem soll man sichanschließen.

Und man glaubt, sich an frühere „Aufenthalte“zu erinnern, also auch an frühere Lebensläufe in anderen Körpern. An die Zeitenin der Unterwelt, im Tierschoß, in der Menschenwelt, in der Himmelswelt und inder formlosen Welt. So wird es einem in der Meditation (Vertiefung) deutlich,wenn man immer nur daran denkt. So glaubt man dann zu „wissen“. Einer rühmtsich, 500 lange Weltzeitalter in einer Nacht zurückdenken zu können. Derindische Geist kennt keine Grenzen.

Man erzählt, was man alles an Reichtumaufgegeben hat und wie viel schöner es ist, jetzt so „leicht“ zu leben. Man hatdie Dhammafreude gegen die Weltfreude eingetauscht. Und am besten ist es „natürlich“,schon als ganz junger Mensch in den Orden zu gehen. Mit 15 erlaubt es dieRegel. Mit 20 frühestens kann einer „ordiniert“ werden. In den Versen wird vonsieben­und achtjährigen Kindern berichtet. Aber es ist nie zu spät, „in dieLehre“ zu gehen. Auch mit 120 kann man noch weise und frei werden.

Ganz zentral die hohe Verehrung dem Lehrer,dem Buddho gegenüber. Ihm werden endlos viele Beiwörter gegeben, er ist ja der,dem nachgestrebt wird, der immer wieder anspornt und ermuntert, sich frei vonallen Lebensfesseln zu machen. Der Zweifel am „Erwachten“ ist darum immerwieder zu überwinden und dabei hilft einzig das tiefe Vertrauen in seine „Lehre“,seinen Saddhammo.

Der Buddho ist der Menschenhöchster, des Leidens Jenseitsgänger, der Augenmächtige, derSonnen-Anverwandte, der Licht-Erzeuger, das All-Auge, der Menschenzähmer, derLehrer aller Weisen, der Dhammakönig, der Fragenkenner, der Furchtlose, derWorterfüller, der Göttergott, der Groß-Erbarmer, der Welt-Beschützer. DerSangho gilt als Selbstschutz, in ihm ist man am besten aufgehoben, um nichtwieder zurückzukehren in das „niedere“ Weltleben, solange man noch kein Munigeworden ist. Immer gilt es, die Zeit zu nutzen, nicht nachlässig zu sein. DasGeistige steht im Mittelpunkt. Möglichst keine körperliche Arbeit. Man will dieLust töten, die Sinne einstülpen, keine Wünsche mehr haben, wunschlos glücklichsein.

Nach drei Jahren und fünf Monaten so etwaschrieb ich am 24.1.1998 den letzten Mönchsvers in meinen Kalender. Aber nochwaren längst nicht alle Verse übertragen. Viele standen noch mit Fragezeichenund unübersetzten Strophen da. Das weitere Aufchließen der Verse zog sich dannmit vielen Unterbrechungen noch bis zum 16. September 1999 hin. Ich wollteunbedingt die Übertragung zum Abschluß bringen und auch gegen wachsende, großeinnere Widerstände zwang ich mich, die Lücken in meinem Zettelkasten allmählichzu schließen. Das Nachschlagen von unbekannten Wörtern wollte kein Ende nehmen,je weiter ich an den Schluß der Sammlung kam. Der Eindruck, daß sich hier dochsehr verschiedene Sprachschichten versammelt hatten, vertiefte sich.

Die kritische Haltunggegenüber den Botschaften dieser Verse verstärkte sich so sehr, daß sichstreckenweise sogar eine Art Widerwille einstellte gegenüber dieser dann dochim Kern lebensverachtenden Askese. Der „Aufbau der realen Welt“ erschien hiervollkommen verdreht: das schwächste Glied, der Geist, wurde zum „absoluten“Alleinherrscher erhoben und sollte „Unmögliches möglich machen“. Möglichkeitund Wirklichkeit gerieten hier vollkommen durcheinander. Der Geist bleibt dochimmer angewiesen auf die starken Kräfte der Natur, des Leibes und der Seele,kann doch nur m i t ihnen und nicht g e g e n sie zur Reife kommen. Daß ausdieser „Lehre der Alten“ andere „Lehren“ sich entwickeln mußten, dieumfassender und klüger vorgingen mit der „Zähmung des Menschen“, schien mirjetzt vollkommen einsichtig zu sein. Die „Lehre des Buddho“ war nicht als „Dogma“verkündet worden, sondern als eine ganz realistische Anleitung zu einemglücklichen, leidfreien Leben. (Wenn so etwas überhaupt möglich ist.)

Eine neue Übung begann fürmich: an der Leidbefreiungslehre nicht zu leiden. Den Blick weit zu machen, die„Sozialpolitik“ eines frühen Mönchtums in buchloser Zeit zu durchschauen, seineigenartig eingeengtes Wertesystem zu überprüfen und durch vernachlässigte,neue, hohe Werte zu erweitern. Es wurde nötig, sich von falscher Ehrfurcht (dieimmer etwas mit Angst und Enge zu tun hat) frei zu machen, einmal wieder zulachen, um zu einer „gesunden“ Einstellung zu kommen. Die Arbeit an derAutobiographie des Buddho gemeinsam mit Detlef Kantowsky erwies sich alsaußerordentlich fruchtbar. Im freieren Umgang mit dem Original der Lehrredenfand ich neuen Mut, mich der gebundenen Verssprache wieder zuzuwenden.

Als ich dann mit einer letzten großenAnstrengung alle noch fehlenden, unübersetzt im Kalender stehen gebliebenenVerse deutsch gefaßt hatte, fragte ich vorsichtig bei zwei buddhistischenVerlagen an, ob sie eine Veröffentlichung der Neufassung wagen wollten. KeinInteresse. Neumann galt als unantastbar. „Er ist so genial, daß er nicht mehrzu übertreffen ist.“ Ich hörte allerdings auch andere Stimmen, sogar sehrkompetente, die ein sehr großes Interesse an einer getreueren Neuübertragungbekundeten. Also blieb wohl wieder nur die kleine Auflage im Selbstverlag. An30 Verlage mich zu wenden, wie Neumann vor 100 Jahren, hatte ich nicht diegeringste Lust. Selbst als ich die heute viel günstigere und offene Haltungallem Buddhistischen gegenüber in Erwägung zog.

Zu meiner großen Freude setzte sich dannDetlef Kantowsky im Herbst 1999 für meine Sache ein und entschloß sich, miteiner Auswahl aus den Mönchsversen seine Schriftenreihe der UniversitätKonstanz „Buddhistischer Modernismus“ abzuschließen. Es sollte der Band 17werden. Er war der einzige, der freundschaftlich verbunden Anteil an meinerArbeit nahm, dem ich gelegentlich auch Proben meiner Übertragungen schickte. ImVergleich mit Neumann konnte er sie durchweg loben. Das war eine guteErmunterung zum Abschluß des Werkes.

In brieflichem und telefonischem Austauschmit Detlef Kantowsky wurden mir dann noch einzelne, spezifisch indische Ritualeklar, die meine Wortwahl bestätigten oder ganz selten in Frage stellten. Beieiner Bestattung von Toten ist sowohl das Wort „baden“ als auch „waschen“möglich. Nicht jeder Tote in Indien konnte schließlich an den Ganges gebrachtwerden. Mit dem Wasser allgemein „reinigt“ man den Toten, stellt sich dabeivor, ihn von allen „Unreinheiten“, die sich „karmisch“ an seinem Körperverdichtet hatten, zu befreien.

Die für unser westliches Verständnisunmögliche Aufnahme von Kindern in den Sangho ist, indisch gesehen, ganz „normal“.Schon in vorbuddhistischer Zeit wurden Kinder einem Guru (Brahmanen)anvertraut, in die Lehre gegeben. Sie lernten bei ihm die Veden auswendig, umin der noch „buchlosen“ Zeit zu helfen, die „heiligen“ Texte sicher und genauzu überliefern. Das galt in frühbuddhistischer Zeit auch für die „Lehrreden“,als sie nur mündlich weitergegeben werden konnten. Man wußte die hohenGedächtnisleistungen im Kindesalter zu nutzen. Was allerdings auch dasunabhängige, eigene Denken stark beeinträchtigte. Das Denkprogramm wurde aufdiese Weise ein für allemal fixiert.

Als wir dann gemeinsam über Inhalt und Aufbaudes Buches nachdachten, kamen wir bald darauf, daß die Nonnenverse, die zurSammlung gehören, unter den Tisch fallen würden, falls ich nicht daran ginge,nun auch noch die 520 Nonnenverse zu übertragen. Dazu hatte ich zunächst nichtdie allergeringste Lust. Ich wollte vorläufig nichts vom Übersetzen wissen.Doch dann wuchs in mir die Überzeugung, daß es gut wäre, auch noch dieNonnenverse zu übertragen, um das historische Werk vollkommen in einerNeufassung zugänglich zu machen. Auch hatten wir öfter von Frauen zu hörenbekommen, daß sie gerne die Verse in einer neuen Gestalt lesen würden. Nein,die Frauen durften wirklich nicht unter den Tisch fallen.

Meine Erschöpfung warvergessen, neue Begeisterung flammte auf und schon ging ich an die ersten Verseund konnte nicht genug staunen, wie leicht sie mir, sozusagen wie von selbst,in unsere gute deutsche Sprache rutschten. Vielleicht trug die jahrelange Übungnun ihre Früchte. Vielleicht war die Sprache der Frauen auch anders als die derMänner. Die Themen waren auch anders. Es tauchten Erzählungen auf, echteBekenntnisse. Schicksale traten da vor mein Auge, die mich berührten. Hierherrschte eine besondere Offenheit. Kein Vers gab mir ein Rätsel auf. Ich sahund merkte sofort, daß ich hier zügiger vorankommen würde und übertrug täglichmehrere Verse. Allerdings hatten wir auch einen Termin für das Buch ins Augegefaßt, und so ein Termin ist ein gehöriger „Stachelstock“.

Zu meiner Verwunderung geschah es, daß ich ingut vier Monaten (vom 23.10.99 bis zum 29.2.2000) alle Verse „im Kasten“ hatte.(Von 73 meist namentlich genannten Nonnen).

Ich hatte hier, im Gegensatzzu den Mönchsversen, die ich ganz unabhängig übertrug, Neumanns Fassung vorAugen und fand besonders große Unstimmigkeiten mit dem Original. Oft sogargravierende Fehler, so daß ich schon die Vermutung hatte, er hätte vielleichtdamals unter Zeitdruck gestanden, um sein großes Übersetzungswerk zu vollenden.

Dererste Leser dieser neugefaßten Nonnenverse war Detlef Kantowsky. Er schriebmir:„Die Therīgāthā scheinen mir vielauthentischer zu sein als die Lieder der Mönche: Nicht so viel Redundanz derimmer wieder gleichen stereotypen Heils- und Loslass-Formeln, sondern „Geschichten“zu ganz konkreten „Heilungs-Karrieren“. Diese Weibergeschichten sind einfachviel schöner und anregender als die vergleichsweise drögen Aussagen der HerrenMönche, die sich eher wohl die Zunge oder sonstwas abschneiden würden, bevorsie so frank und frei berichten!“

Im Vordergrund der Nonnenverse steht dieTrauer um den Verlust von Kindern oder des geliebten Mannes. Des BuddhoPflegemutter zog im Alter viele Frauen mit in die Hauslosigkeit. Sie war es jaauch, die den Nonnenorden überhaupt wollte und ins Leben rief, auch unter denabschreckenden Sonderregeln, die der Sohn den Frauen auferlegte.

Im Alter sieht man das Elend des Leibes,erfährt Überdruß am Leben und möchte frei werden von der Last des Wiedergeborenwerdens.Man möchte dasewige Gebären aufgeben, die Todesangst überwinden, im Sanghoglücklich werden, am Bettelleben froh sein, wie Dörrgemüse in einem Topf nurnoch liegen.

Auch hier das Lob der Einsamkeit, der Stille,der Versenkung. Die Bemühung, sich von aller weiblichen Schönheit undSelbstverliebtheit zu lösen, wird ausgedrückt. Dem Werben eines Mannes willkeine Frau mehr nachgeben.

Oft fällt es schwer, ruhig und still zuwerden. Eine Frau macht immer wieder Anläufe, will sich sogar das Leben nehmen:da blitzt es auf und das Herz wird erlöst. Das Bild eines gezähmten Elefantenspornt an. Oder der Fluß des Wassers, der von oben nach unten verläuft. Dialogemit Māro finden sich, darin taucht ein neues, starkes, weiblichesSelbstbewußtsein auf, das sich dem Manne in keiner Weise unterlegen fühlt.Nonnen werden zu Ermunterinnen auf dem Weg und zu großen Lehrrednerinnen. DasLob der Freundschaft zu anderen Nonnen auch hier. Ehemalige Dirnen geben ihrLeben auf und folgen dem Buddho. Eine Frau pilgerte 50 Jahre lang, bis sie denBuddho traf und Einsicht erlangte.

Das Ideal des Verlöschens wie eine Lampe wirdgeschildert: der Docht wird eingezogen, nichts brennt mehr. Die völligeAbwertung der Sinnenlust ist auch von den Frauen verinnerlicht. Die große Wendewird geschildert: von Saus und Braus zu stillem Glück. Wenn eine Frau demBuddho und seiner Lehre folgt, haben nicht einmal reiche Prinzen und Königeeine Chance. Māro versucht immer wieder umzustimmen, die Frau bleibt hart undunbeugsam.

Die große Verehrungdes Meisters auch hier. Mit all den bekannten schönen Beinamen. Eine Mutterüberredet ihren Sohn zum „stillen Pfad“. Ein Brahmane wird belehrt, daß Badenund Waschen nicht viel Sinn hat. Auf das neue Denken kommt es an. Eine Tochtersingt ihrem Vater das Lob des Asketentums, befreit es vom Makel des Faulenzer-und Schmarotzertums. Mönche leisten geistiges Werk, dienen als Vorbilder.

Eine Frau will ihren Gatten beschwören, nichthinauszuziehen, aber er bleibt hart. Selbst als die Frau droht, das gemeinsameKind zu töten. Als sie dann vom Buddho hört, kommt die große Einsicht, siepreist ihn und läßt den Mann ziehen.

In einer Brahmanenfamilie bringt die Tochterihren Vater zum Buddho, beide begeben sich auf den stillen Pfad.

EineGoldschmiedstochter, die entsagt hat, wird vom Götterkönig Sakko verehrt. Einejunge Frau kann ihren Ehemann nicht zufriedenstellen und versteht seinVerhalten nicht. Erklärt sich das mit früherem Fehlverhalten alsweibersüchtiger Mann. Am Schluß der Sammlung wird’s dann wieder märchenhaft,wenn sie erzählt, daß sie als männliches Tier kastriert wurde.

Um den Namen derMönche und Nonnen tiefer auf die Spur zu kommen, bestellte ich mir in Englanddas Lexikon der Pāli-Eigennamen von Malalasekera, das gerade 1997 neu aufgelegtwurde. (Erstauflage in den dreißiger Jahren). In drei dicken Bänden ist daalles erfaßt, was überhaupt im Laufe der Jahrhunderte an Namen in Textenauftauchte. Leider wurde die Etymologie der Namen nur ganz selten deutlich, wasmich sehr enttäuschte und mich wieder auf meine eigenen Mutmaßungenzurückführte. Ich konnte darum auch nicht alle Namen zu übertragen versuchen.Mein Vorschlag hinter dem Pālinamen soll auch nur eine Richtung andeuten. Fürdie Genauigkeit kann ich nicht bürgen, doch dürfte der Hinweis oft hilfreichsein. Bei allzu schwierigen Kombinationen ließ ich die Übersetzung eher weg.Die Erklärung wäre zu lang geworden: z.B. „einer, der den Almosengang zugleichals Last und auch als Kraft gebend empfindet“. Oft sind Namen auch Anspielungenauf bestimmte Charakterzüge. So wenigstens versucht der Kommentator vielehundert Jahre später einen Namen zu erklären: „Kletterpflanze“ für einen, dersich gerne anklammert und nicht so recht alleine zurechtkommt.

Die Geschichte einer Übertragung ist einStück Lebensgeschichte geworden. Ein inneres Aufspüren alter Quellen auseigener Erfahrung bei aller fremden Verwandtschaft mag genügend Rechtfertigungfür den Versuch darstellen.

Bei den guten Hilfsmitteln, die mir zurVerfügung standen, ließ sich wohl wesentlich sicherer arbeiten als vor 100Jahren, als die Sprachforschung noch in den Anfängen steckte. Nur ganz seltenblieb auch das Lexikon die Auskunft schuldig, rätselte man auch dort herum, wasgemeint gewesen sein könnte, welche Lesart wohl Sinn ergäbe. Die Namenbestimmter asiatischer Pflanzen waren oft nur lateinisch angegeben oder es warvon einer „Baumart“ die Rede, oder einer „Vogelart“. Nichts war aufdeutsch auszumachen. Tiere wurden früher oft mit Beinamenversehen. Zum Beispiel heißt eine rote Insektenart, die massenhaft auftritt: „DieIndrahirten“. Da mußte ich dann zu unsvertrautenBezeichnungen greifen.

Nur zuweilen blieb es dochschwer, ganz genau zu erfassen, was eigentlich mit Anspielungen und einzelnenWörtern gemeint war. Ich mußte mich in diesen Fällen auf ein mutiges Deuteneinlassen, auf eine Interpretation, die noch einigen Sinn ergab. Bei den „Fahnenrätsel“in den Versen 967 und 968 half mir Hellmuth Hecker auf die Spur. Es soll da aneine Wiedergeburtsgeschichte Nr. 514 erinnert werden. Also ein sehr späterVers.

Es werden immer Grenzenbestehen bleiben, die kein Übersetzer durchbrechen kann. Die weitegeschichtliche und kulturelle Distanz zwischen dem alten Indien und demmodernen Europa darf nicht vergessen werden. Wir meinen wohl, die in langenZeiträumen geprägten Vorstellungen und Welterklärungen zu verstehen und könnendoch nie ganz sicher sein, ob wir wirklich begreifen, was da früher mit soerstaunlicher Gewißheit gesagt und behauptet wurde. Unser Gehirn arbeitet ganzanders als das Gehirn eines Inders, für den die Welt vor 2500 Jahren eineinziges Rätsel war und das mythologische Bewußtsein sich nur zögernd durch einneues, rationales Denken veränderte. Wir dürfen bei der übertragenen Lektüre dieseralten Dichtung nicht vergessen, daß das Wort immer nur Symbol eines Gedankensist, - es vertritt ihn,kann aber nie die Erfahrungvermitteln, die den Gedanken einmal entstehen ließ.

Was für Erfahrungenheute mit diesen Versen zu machen wären, habe ich am eigenen Beispiel zuerzählen versucht. Jeder Leser wird da seinen eigenen Zugang und seine eigeneAntwort finden müssen.

Baden-Baden                                                                                                  EkkehardSaß

Sommersonnenwende 2000

 

 

THERAGĀTHĀ

 

SUBHÚTI

1

Gedeckt, mein Hüttchen,angenehm, geschützt, -

so regne, Gott, wie’sdir genehm!

Mein Geist ist rechtgesammelt, ist befreit, -

in inn’rer Glut ich lebe, - regne, Gott!

MAHĀKOTTHIKO

2

Ganz still geworden,abgelassen,

die Texte sprechendunverwirrt:

er schüttelt ab dieschlechten Dinge,

gleichwie das Blatt vom Baum der Wind.

KANKHĀREVATO

3

Sieh diese Weisheitder Tathāgatas!

Wie Feuer, das insich zusammenfällt,

sind sie, die Lichtund Einsicht-Augen geben,

die den Willkomm’nen nehmen jeden Zweifel!

PUNNO MANTĀNIPUTTO

4

Mit Starken sitzeman zusammen,

mit Weisen, die denSinn erschauen:

den Sinn, den großenund den tiefen,

der schwer zuschauen, fein, subtil,

die Weisen nurerreichen ihn,

nicht lässig und mit wachem Blick.

DABBO (fähig)

5

Zu zähmen schwer,durch Zähmen nur gezähmt:

der Dabbo, derzufrieden, weit vom Zweifel,

ein Sieghafter, deraller Furcht entgangen, -

der Dabbo, ganz erloschen, steht im SELBST.

SÍTAVANIYO (Kühlwäldler)

6

Tief in den kühlenWald ging dieser Mönch,

allein, zufriedenund im Selbst gesammelt,

ein Sieghafter, derfrei von Haaressträuben,

schützend die Sati, die zum Körper geht, entschlossen.

BHALLIYO

7

Wer von sich stießdes Todeskönigs Heer,

wie Binsenbrücke schwacherKraft die große Woge,

ein Sieghafter, deraller Furcht entgangen:

der ist gezähmt, erloschen ganz, steht in sich selbst.

VÍRO (Held)

8

Zu zähmen schwer, durchZähmung nur gezähmt:

der Held, der ganzzufrieden, weit vom Zweifel,

ein Sieghafter, derfrei von Haaressträuben,

der Held, erloschen ganz, steht in sich selbst.

PILINDAVACCHO

9

Bin angekommen,nicht gegangen,

nicht ist dasschlechter Rat für mich:

von allenmitgeteilten Dingen

kam, was das Beste ist, auf mich.

PUNNAMĀSO (Dickbohne)

10

Er lebte voller Wünsche hier wie dort, -

wer wissend ist, beruhigt, hält das Selbst

von allen Dingen völlig unbeschmiert,

der mag verstehn der WeltEntstehensfurcht.

CÚLAGAVACCHO (Klein-Kalb)

11

Ein freudenreicherBettelmönch,

beim Dhammo, den derBuddho lehrt,

mag er denStillepfad erreichen,

Sankhāra-Ruhe, tiefes Glück.

MAHĀGAVACCHO (Groß-Kalb)

12

An Weisheit starkund im Besitz von Tugend,

gesammelt, anVertiefung froh und achtsam,

den Sinn nur sehend,nimmt das Mahl er ein,

und wartet ab die Zeit hier, frei von Reiz.

VANAVACCHO (Waldkalb)

13

Die schwarze Wolkeglänzt in Farben,

das kühle Wasserträgt sie rein, -

mit Indrahirten ganzbedeckt,

die Felsen, sie erfreuen mich.

SĀMANERO DES VANAVACCHO (Novize des Vanavaccho)

14

Der nahe Lehrersprach mich an:

„Von hierich gehe, Sīvaka.

Im Dorf nur lebt derKörpermir.

Zum Wald ist mir derGeist gegangen,

selbst wenn ichliege, geh ich schon:

nicht gibt es Haften dem, der schaut.“

KUNDADHĀNO (gebeugt sich haltend)

15

Fünf spalte ab, fünflasse los,

fünf weitereentfalte dir, -

ein Mönch, der diefünf Fährten sieht,

wird „Flut-Entkomm’ner“ wohl genannt.

BELATTHASÍSO

16

Gleichwie ein gutesRassepferd

den Pflug bewegt mitschmucker Mähne

und ohne jede Müheläuft:

so auch bei Tag undNacht für mich

es laufen ohne jedeMühe

die Glücksmomente, köderlos.

DĀSAKO (von Sklavenart)

17

Wenn einer trägeist, ein großer Esser,

ein Schläfer, dernur liegt, sich hin und her wälzt,

gleichwie ein großerEber, voll gemästet, -

stets wieder in den Schoß geht solch ein Dummkopf.

SINGĀLAPITĀ (Schakalvater)

18

Er war des BuddhoErbe ganz,

ein Mönch im Besakalā-Wald:

mit dem Gedanken andie Knochen

durchdrang er dieseErde ganz, -

ich denk, er wirdden Sinnenreiz

ganz schnell auf diese Weise los.

KULO

19

Das Wasser leitendie Kanälebauer,

die Pfeilemacherschlichten sich den Pfeil,

das Holz dieZimmerleute schlichten,

das SELBST sich zähmen Tugendhafte.

AJITO

20

Beim Tode bin ichohne Furcht,

beim Leben ohnejeden Wunsch,

den Körper leg’ icheinmal ab,

klar wissend, voller Achtsamkeit.

NIGRODHO

21

Nicht fürchte ichmich vor der Furcht,

der Lehrer weiß umdie Todlosigkeit.

Wo Furcht nichtlänger stehen bleibt,

nur diesen Weg die Mönche schlagen ein.

CITTAKO (von Schmuckart)

22

Die blauen,buntbehalst, beschopft,

die Pfauen schrei’nin Kāramvi, -

die kühlen Winderauschen sanft:

den Schlafenden sie zurVertiefung wecken.

GOSĀLO (Rinderstall)

23

Ich habe nun imBambusdickicht

gegessen meinensüßen Reis

und sah, im Innernvoller Frieden,

der Gruppen Auf- undNiedergang, -

zum Felsen werd’ ichgehn zurück,

die Einsamkeit zu pflegen dort.

SUGANDHO (Wohlduft)

24

Zog fort vor einerRegenzeit,

sieh nurder Lehre Kerngesetz:

drei Wissen habe icherlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

NANDIYO (Freudiger)

25

Ist inn’rer Glanzzur Frucht geworden,

im Geiste wessen daauch immer:

setzt du zu solchemMönch dich hin,

zum Leiden, Dunkler, sinkst du ab.

ABHAYO (Furchtloser)

26

Gehört diewohlgesprochne Rede

des Buddha-Sonnen-Anverwandten,

durchdrang ich dadie, ach, so feine,

wie Haaresspitze mit dem Pfeil.

LOMASAKANGIYO (mit behaarten Gliedern)

27

Das feste Gras, dasMühlsteinklicken,

den Duft der Wurzelund des Schilfs

aus meiner Brust ichwerde treiben:

und nur die Einsamkeit noch pflegen.

JAMBUGĀMIKAPUTTO (Rosenapfeldörflersohn)

28

Vielleicht aufsKleid nicht mehr bedacht,

vielleicht amSchmuck nicht mehr erfreut,

vielleicht dentugendechten Duft

du lebst, als Führer unterm Volk?

HĀRITO (der Einnehmende)

29

Hast feucht gemachtdu dieses SELBST,

wie Pfeilemacherseinen Pfeil,

hast du das Herz dirgrad gemacht:

Nichtwissen spalte, Hārita!

UTTIYO

30

Ist eine Krankheitda entstanden,

die Sati rasch bautsich mir auf:

„Die Krankheit istentstanden da,

es ist jetzt Zeit, nichts geh’n zu lassen!“

GAHYARATÍRIYO

31

Berührt von Bremsenund von Mücken

im Wald, im tiefen,weiten Forst:

wie Elefant anKampfesfront,

dort mög’ er achtsam sich gedulden.

SUPPIYO (Wohllieb, Gutlieb)

32

Zum Alterslosen mitdem Altern,

und mit dem Brennen hinzur Kühle:

so schaffe ich dietiefste Stille,

den Übungsfrieden, unerreicht.

SOPĀKO (der Ausgestoßene)

33

Gleichwie bei einemeinz’ gen Kind,

dem lieben, gut siemöge sein:

so auch bei allem,was da atmet,

allüberall nur gut mögst sein!

POSIYO (der Gedeihende)

34

Nicht abgesunkendiese Wünsche,

so immer wieder nahmich wahr, -

ging aus dem Dorfzum Wald hinaus,

von da zum Haus ichtrat heran, -

hab mich erhobendann, ging fort

und sagte nichts,bin Posiyo.

SĀMAÑÑAKĀNI (der Asketenschaftliche)

35

Das Glück, wer Glückersehnt, gewinnt es sich durch Tat.

Er kommt zu Ruf dannund es wächst sein Ruhm, -

wer diesen edlen,achtgliedrigen, graden, rechten

entfaltet, diesen Weg, der zum Todlosen führt.

KUMĀPUTTO

36

Ach, gut ist das Gehörte,- gut ist das Verhalten,

gut ist immer, nichtim Haus zu wohnen,

das Fragen nach demSinn, Verehrungswerk:

das ist Asketenschaft des Nichtmehrwas.

KUMĀPUTTASSA SAHĀYAKO (des Kumaputtassa Freund)

37

In Vielfaltsland siegehen hin,

sie schweifen ausganz ungezügelt,

die Sammlungunterlassen sie:

was soll imKönigreich das Wandern?

Drum man gebe aufden Zorn,

vertiefe sich ohn’ Gegenüber!

GAVAMPATI (Kuh-Herr, Leiter)

38

Wer da die Eidechsemit Geistmacht bannte,

der, Gavampati,haftet nicht, ist wunschlos, -

den hin zumAllverkehr gegangnen großen Muni,

die Götter selbst verehr’n des Werdens Jenseitsgänger.

TISSO (Drei)

39

Gleichwie von einemSchwert berührt

an seiner glühendheißen Spitze:

um Sinnenlustreizaufzugeben,

zieh achtsam man als Mönch hinaus.

VADDHAMĀNO (Wuchsgeist)

40

Gleichwie von einemSchwert berührt

an seiner glühendheißen Spitze:

um Werdensreizeaufzugeben,

zieh achtsam man als Mönch hinaus.

SIRIVADDHO (Glückswuchs)

41

In Felsenspaltenschlagen Blitze

beim Vebhāro undPandavo, -

doch in derBergesspalte sich vertieft

der Sohn des unvergleichlich Solchen.

KHADIRAVANIYO (Akazienwäldler)

42

Cāla, Upacāla und Sīsūpacāla!

Bleibt ihr nun wohlin voller Achtsamkeit?

Gekommen ist, der feinstes Haar durchschießt.

SUMANGALO (Glück verheißend)

43

Ach, frei zu sein,befreit, wie gut ist das!

Befreit bin ich vondrei der Buckellasten:

von meinenNahrungen, von meinen Pflügen,

von allen meinenkleinen Äckern!

Wenn sie auch hiernoch sind und hier und hier:

ich hab genug vonihnen, hab genug, -

vertiefe dich,Sumangala, vertiefe dich!

Nicht lässig lebe du, Sumangala!

SĀNU (Gebirgskamm, Grat)

44

Sie weinen, Mama, umden Toten,

den keiner hier imLeben sieht, -

mich Lebenden siesehen, Mama,

warum, Mama, beweinst du mich?

RAMANÍYAVIHĀRÍ (Entzückt lebend)

45

Wie gut trainiertesRassepferd,

ist es gestolpert,wieder steht:

so auch, wer klarhier sehen kann,

der recht geschickte Buddha-Jünger.

SAMIDDHI (Gedeihen)

46

Vertrauend bin ichausgezogen

vom Haus in dieHauslosigkeit, -

Sati und Weisheitsind gediehen,

das Herz istwohlgesammelt mir, -

schneid’ ab die Lustzu den Gestalten!

Nicht weiter wirst du mich verwirren!

UJJAYO (Hochsieg)

47

Verehrung sei Dir,Buddhaheld!

Du bist befreitallüberall.

Dein Leben inVollkommenheit,

das lebe ich, von Einfluß frei.

SANJAYO (der Geborene)

48

Seit ichhinausgezogen bin

vom Haus in dieHauslosigkeit,

erkenne ich keinDenken mehr,

das haßverbunden ist, unedel.

RĀMANEYYAKO (der freudig Geartete)

49

Beim Amsellied undFinkenschlag,

beim Flötenton derNachtigall

pocht mir das Herznicht schneller mehr,

der ich zum Einssein nur geneigt.

VIMALO (frei von Schmutz)

50

Die Erde wirdbesprengt, es bläst

der Wind, der Blitzgeht in der Wolke, -

ganz ruhig werdendie Gedanken:

das Herz ist wohlgesammelt mir.

GODHIKO (Eidechsler)

51

Der Gott, er regnetgleichwie Wohlgesang, -

bedeckt meinHüttchen, angenehm, geschützt, -

und auch mein Herzist wohlgesammelt mir:

so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!

SUBĀHU (Gut, arm zu sein)

52

Der Gott, er regnetgleichwie Wohlgesang, -

bedeckt mein Hüttchen,angenehm, geschützt, -

und auch das Herzist wohlgesammelt auf den Körper:

so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!

VALLIYO (Kletterpflanze)

53

Der Gott, er regnetgleichwie Wohlgesang, -

bedeckt mein Hüttchen,angenehm, geschützt, -

dort wohne ich ganzohne Lässigkeit:

so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!

UTTIYO

54

Der Gott, er regnetgleichwie Wohlgesang, -

bedeckt meinHüttchen, angenehm, geschützt, -

dort wohne ich, ganzohne Zweiten:

so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!

ANJANĀVANIYO (Anjanāwäldler)

55

Baut’ mir aus langemStuhl ein Hüttchen,

bin eingetaucht imWalde Anjanā:

drei Wissen sind vonmir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

KUTIVIHĀRÑÍ (Hüttenbewohner)

56

Wer lebt in diesemHüttchen? Ein Mönch

in diesem Hüttchenlebt, von Lustreiz frei

und wohlgesammelt indem Herzen.

So wisse denn, meinguter Freund:

nicht bautest du umsonst das Hüttchen dir.

KUTIVIHĀRÍ (Hüttenbewohner)

57

Dies hier, er sagt,ist eine alte Hütte,

nach and’rer, neuerHütte sehnt er sich. -

Den Wunsch nacheiner Hütte, gib ihn auf!

Nur Leiden, Mönch, bringt wieder neue Hütte!

RAMANÍYAKUTIKO (Schönhüttler)

58

Entzückend schönmein Hüttchen ist,

Vertrauensgabe,Geist erfreuend.

Nicht ziel’ ich mehrnach jungen Mädchen, -

ihr, die ihr dorthin zielt, geht nur zu Frauen!

KOSALLAVIHĀRÍ (tüchtiger Bewohner)

59

Nur aus Vertrauenzog ich fort,

im Wald baut’ ichein Hüttchen mir:

nicht lässig bin undglühend ernst,

verstehend ganz, voll Achtsamkeit.

SÍVALI

60

Sie trugen Fruchtmir, die Gedanken,

mit denen ich betratdie Hütte:

durch WissenFreiheit werd’ erlangen,

die Stolzneigung ich gebe auf.

VAPPO (Säer, Sämann)

61

Es sieht, der sieht,den Sehenden,

und den, der nichtsieht, sieht er auch, -

wer nicht sieht, denNichtsehenden

und den auch, der da sieht, nicht sieht.

VAJJIPUTTO (Sohn des Ausgeschlossenen)

62

Allein und einzelnleben wir im Wald,

verlassen im Gehölzden Baumsitz nicht, -

um den beneiden,ach, so viele mich,

wie Höllische zum Himmel Strebende.

PAKKHO (der Krüppel)

63

Die Toten fallen überTote,

die Gierigen sindwieder angekommen, -

getan die Pflicht,die frohe, schöne:

mit Glück ist nun erlangt das Glück.

VIMALAKONDAÑÑO (Sohn des Bimbisāro)

64

Dem Baumbenanntenbin erschienen,

geboren unter weißerFlagge, -

ganz ohne Stolz mitWeisheitsflagge

die große Flagge er zerstörte.

UKKHEPAKATAVACCHO (weggeworfen gemacht Kalb)

65

Den Kalbsstatus, denhob er auf

(den Kälbchenstatushob er auf), -

was er gelernt invielen Jahren,

das trägt er jetztden Hausnern vor,

wenn er da sitzt, erhaben-froh.

MEGHIYO (der Wolkenartige)

66

Es lehrte da dergroße Held,

der aller DingeJenseitsgänger, -

als dessen Lehre ichgehört,

ich blieb in seinerNähe froh:

drei Wissen sind vonmir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

EKADHAMMASAVANÍYO (daseine Ding ist angenehmzu hören)

67

Die Fleckenausgebrannt von mir,

die Werdenswurzelnausgezogen:

erschöpft ist derGeburtenkreis,

nicht gibt es mehr ein Wiederwerden.

EKUDDĀNIYO (Eins-Zusammenbinder)

68

Dem Hochgesinnten,Nichtberauschten,

dem Muni, der aufMuniwegen übt:

nicht Sorgen sind mehreinem solchen,

der still geworden und stets achtsam.

CHANNO (geeignet)

69

Gehörtdes Großen Lehre, an Geschmack so reich,

vom Besten derAllwissenskenntnis aufgezeigt,

den Weg ging ich, umzum Todlosen zu gelangen,

binKenner jetzt des Pfads zum tiefstenÜbungsfrieden.

PUNNO (der Volle)

70

Die Tugend gilt wohlals die Spitze,

der Weise aber istderHöchste

bei allen Menschenund bei Göttern:

er istder Tugend-Weisheit Sieg.

VACCHAPĀLO (Kalbshüter, Baumhüter)

71

Den äußerst feinen,zarten Sinn zu sehn vermögen,

und die, im Geistgeschickt, im innern Schutz leben,

die gerne folgenallen Buddha-Tugendhaften:

Nibbānam ist nicht schwer für sie mehr zu erreichen.

ĀTUMO (Selbst)

72

Wie Bambussprößling,gut gewachsen bis zur Spitze,

sehr schwer zu brechenist, zu festem Holz geworden

so sprach ich schwerzu meinem Weibe, gut versorgt:

„Ach, laß nun zu, daß ich hinausgezogen jetzt!“

MANAVO (der Junge)

73

Sah den Gealterten, denLeidenden, den Kranken,

den Toten sah ich, der zumLebensende kam:

darum verließ ich alles, zoghinaus,

gab auf die Sinnenfreuden, die den Geist entzückten.

SUYĀMANO (gut Wachender)

74

Den Sinnenwillen,Abneigung

und Schlaffheit beidem Mönch,

das Grübeln innen,Zweifelschwanken:

das ganz und gar gibt es nicht mehr.

SUSĀRADO (Gutherbst)

75

Gut ist das Seh’nder bestens Eingeübten,

der Zweifel spaltetsich und Wachsein wächst, -

den Toren machen siezu einem Weisen,

darum ist gut einsolch Zusammentreffen.

PIYANJAHO (Liebes aufgebend)

76

Bei denHochfliegenden will fallen,

bei Fallenden willfliegen hoch:

will wohnen bei denWohnungslosen,

bei Fröhlichen will micht nicht freu’n.

HATTHĀROHAPUTTO (Hand nicht rot)

77

Dies Herz ging früher immernur auf Wanderschaft,

wohin es wollte, wo es Lustfand, wie sein Glück, -

das werd’ ich gründlichzügeln mir von heute an,

wie Elefanten bricht der Stachelstockdompteur.

MENDASIRO (Widderkopf)

78

DasViel-Geburten-Wandelkreisen

durchwandert’ ichund fand heraus,

der ich zu Leidennur geboren,

daß Leidensmasse falscher Weg.

RAKKHITO

(der Bewachte, Beschützte)

79

Hab aufgegeben jedenReiz,

und jeden Haß ausmir gezogen,

Verblendung ist vonmir gegangen:

bin kühl geworden, bin erloschen.

UGGO (der Mächtige)

80

Was ich getan auchhab an Werk,

sei’s wenig nur undsei es viel:

all das ist rundumnun getilgt -

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

SAMITIGUTTO (Versammlungsbewacht)

81

Was ich getan auchhab an Schlechtem,

zuvor in anderenGeburten,

hier muß es jetzterfahren werden,

ein andres Feld gibt es nicht mehr.

KASSAPO

82

Wo immer reicheBettelgaben

glückbringend sind,von Ängsten frei:

dorthin, meinSöhnchen,gehe du,

nicht sei durch Sorge du besiegt!

SÍHO (der Löwe)

83

Du Löwe, lebe lässignicht!

Bei Tag und Nachtsei niemals faul!

Entfalte denheilsamen Dhammo!

Laß ab vom Körperhaufen schnell!

NÍTO (der Geleitete, Geführte)

84

Die ganze Nacht hater durchschlafen,

am Tag macht ihnGesellschaft froh. -

Wann wird wohl,wahrlich, solch ein Tor

des Leidens Ende sich bereiten? (endlich machen?)

SUNĀGO (der gute Elefant)

85

Das inn’reGeistesbild erkennend weise,

den Einsamkeitsgeschmackmag er erfahren, -

vertiefend sich alsAchtsamer und Kluger,

mag er erlangen Glück, frei von der Welt.

NĀGITO (kleiner Elefant)

86

Da draußen gibt esViele, die was andres lehren,

doch zum Nibbānam führtkein andrer Weg als dieser:

nur gut den Sanghoder Erhabene berät,

der Lehrer selbst läßt seine offne Hand uns sehen.

PAVITTHO (eingetreten)

87

Die Gruppen wirklichsind gesehen,

All-Werdensströmesind gebrochen,

erschöpftGeburtenkreislauf ist,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

AJJUNO (Silber)

88

Ich konnte wahrlichmir das Selbst

vom Wasser heben aufden Grund,

war wie aus großerFlut gezogen,

als ich die Wahrheiten durchdrang.

DEVASABHO (Götterhalle)

89

HerausgezogenSchmutz und Schlamm,

die Klippen alleferngehalten,

befreit von Flutenund von Fesseln,

die Stolzesarten all zerstört.

SĀMIDATTO (Eignerselbst)

90

Fünf Khandhas sindrundum erkannt,

zerspalten bleibtihr Wurzelwerk:

Geburtenkreislaufist erschöpft,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

PARIPUNNAKO (Vollender)

91

Nicht gibt es Maßfür feinstes Schmecken,

was ich an Schatzheut hab genossen,

als Gotamo, derweithin sieht,

der Buddho mir die Lehre zeigte.

VIJAYO (Sieger)

92

Bei wem dieEinflüsseerschöpft,

wer an der Nahrungnicht mehr hängt,

wer leer geworden,zeichenlos,

wem Freisein nur istWeidegrund:

gleichwie imHimmelsraum den Geiern,

der Spur von ihm ist schwer zu folgen.

ERAKO (der in Bewegung Setzende, seine Stimme Erhebende)

93

Leidvoll ist Lust, oEraka!

Nicht Glück bringtLust, o Eraka!

Wer sich nach Sinnenlüstensehnt,

ersehnt das Leiden,Eraka!

Wer Sinnenlüstenicht ersehnt,

ersehnt nicht Leiden, Eraka!

METTAJI (Mettagewinner, Mettaeroberer)

94

Verehrung demErhabenen,

dem Sakyersohn so vollerGlanz,

Durch den die Spitzeist erreicht,

der Spitzenlehre aufgezeigt. (ev. Gipfel)

CAKKHUPĀLO (Augenhüter)

95

Blind bin ich mitgetrübtem Auge,

aus wilder Gegendsprang ich fort:

auch schlafend werd’ich nun nicht gehen

mit einem schlechten Freunde mehr.

KHANDASUMANO (Wohlgeist im Alter)

96

Wie eine Blume ließich los

die Zeit der achtzigLebensjahre, -

hab mich anHimmelswohl erfreut,

und mit dem Rest bin ich erloschen.

TISSO (Drei)

97

Zurück ließ ich denSchatz an Bronze,

das viele angehäufteGold,

nahm nur die Schalenoch aus Ton:

dies ist für mich die zweite Weihe.

ABHAYO (Furchtlos)

98

Hat er Gestaltgesehn, Sati vergessen,

den Geist auf das,was lieb, gerichtet,

fühlt er mit tieferregtem Herzen

und haftend bleibtes immer stehn, -

so wachsenihm die Einflußkräfte,

die neu zur Werdenswurzel führen.

UTTIYO

99

Hat er den Klanggehört, Sati vergessen,

den Geist auf das,was lieb, gerichtet,

fühlt er mit tieferregtem Herzen

und haftend bleibtes immer stehn, -

so wachsenihm die Einflußkräfte,

die zum Samsāro ihn nur führen.

DEVASABHO (Götterhalle)

100

Von rechtem Mühenganz erfaßt,

den Satistand alsWeidegrund:

von Freiheitsblütenüberdeckt,

erlischt er ganz, von Einfluß frei.

BELATTHAKĀNI

101

Verließ den Hausstander, tat nichts am SELBST,

macht seinen Mund zueinem Pflug, gefräßig, träge:

gleichwie ein großerEber, vollgemästet,

stets wieder in den Schoß geht solch ein Dummkopf.

SETUCCHA (Sechserbrücke)

102

Wenn sie vom Stolzsind tief getäuscht,

bei den Sankhārasgeistbeschmutzt,

bei Spende-Nichtspendeerregt:

Samādhi sie erlangen nicht.

BANDHURO (Verwandter)

103

In dem hier seh ichkeinen Sinn, kein Glück,

das Dhamma-Schmeckenmich befriedigt,

trank feinstesSchmecken, allerhöchstes:

nicht werd’ ich da mit Gift Bekanntschaft machen.

KHITTAKKO (der Geworfene)

104

Wie leicht istwahrlich mir der Körper,

durchdrungen ganzmit weitem Freudensglück, -

wie Baumwollflocke,die vom Wind bewegt,

so treibt mein Körper leicht dahin.

MALITAVAMBHO (Unreines verachtend)

105

Nicht unzufriedenbleibe wohnen,

sei froh und geheruhig fort!

Was nicht von Wohlbegleitet ist,

mög’st du nicht leben weiten Auges.

SUHEMANTO (Gut-Winter)

106

Bei einemHundert-Zeichen-Ziel,

dashundert Merkmale enthält:

ein Glied nur siehtder Dumme da,

und hundert sieht der Weise wohl.

DHAMMASAVO (Dhammahörer)

107

Ich zog hinaus - wogalles ab -

vom Haus in dieHauslosigkeit, -

drei Wissen habe icherlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

DHAMMASAVAPITU (Vater des Dhammahörers)

108

AlsHundertzwanzigjähriger

ich zog in dieHauslosigkeit:

drei Wissen habe icherlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

SANGHARAKKHITO (Sanghabeschützt)

109

Nicht wird bei dem,der höchstes Wohl nur immer wünscht,

in Einsamkeit erseiner Weisung voll gerecht,

lebt er dort nur mitungezähmten Sinneskräften,

gleichwie ein Reh von zartem Alter tief im Walde.

USABHO (Bulle)

110

Die Bäume auf denBergesgipfeln treiben aus,

von höchster Wolkesind sie neu besprengt:

dem Freund derEinsamkeit, der „Wald“ wahrnimmt,

dem Usabho läßt das mehr Wohl entstehen.

JENTO

111

Schwer ist derAuszug, schwer ist der Verbleib im Haus, -

die Lehretief, - schwer ist es, Reichtum zu erlangen, -

armselig ist dasLeben uns auf beide Weise:

da paßt’s zu denken stets das Nichtbeständige.

VACCHAGOTTO

112

Dreiwisserbin, groß im Vertiefen,

die inn’re Stillekenn’ ich gut,

den tiefen Sinn habich erschlossen

getan des Buddho Weisung ist.

VANAVACCHO (Waldkalb)

113

Das Wasser in denvielen Klippen,

in denen wilde Tierehausen,

mit Wasserpflanzenganz bedeckt,

die Felsen, sie erfreuen mich.

ADHIMUTTO (Hingegeben)

114

Dem, der den Körperlüstern ehrt,

der schon verlassenwird vom Leben, -

dem, der nachLeibeswohl nur giert:

woher ist dem Asketsein gut?

MAHĀNĀMO (großer Name)

115

Verlassen wollt’ ersich im Berge,

voll Wurzel- undvoll Baumgeflecht,

in dem Nesādaka-Gebirge

mit der berühmtengrünen Decke.

PĀRĀPARIYO (Jenseitserfasser)

116

Hab sechsBerührungen gelassen,

bewacht das Tor undgut gezügelt,

die Leidenswurzelausgespien:

erlangt hab ich Einfluß-Versiegen.

YASO (Ruhm)

117

Gut eingeölt und gutgekleidet,

mit jedem Unterhaltgeschmückt:

drei Wissen icherlangte schon,

getan des Buddho Weisung ist.

KIMBILO (Wurmloch)

118

Gleichwie ein Fluchbricht das Verwehen ein,

ich seh an mir schonandere Gestalt,

doch wenn ichaufmerksam und achtsam bin,

an einen andern ich erinnere das Selbst.

VAJJIPUTTO

119

Geh unters langeWurzelwerk der Bäume!

Nibbānam tief imHerzen siedle an!

Vertiefe Dich, oGotama, nicht lässig!

Was wird Gebabbel Dir noch weiter tun?

ISIDATTO (Meisterselbst)

120

Fünf Gruppen sindrundum erkannt,

sie stehn, ihrWurzelwerk gespalten, -

das Leidversiegenist erlangt,

erlangt hab ich Einfluß-Versiegen.

UTTARO (der Hohe)

121

Keinirgend Werden ist beständig,

Sankhāras sind auchewig nicht, -

nur Khandhas tauchenimmer auf

und gleiten fort schon immer wieder.

122

Als ich dies Elendklar erkannt,

gab ich den Wunschnach Werden auf, -

kam raus aus allenSinnesdrängen,

erfuhr den Einfluß-Untergang.

PINDOLABHĀRADVĀJO

123

Nicht ist dies Lebenda für Not,

die Nahrung nichtfür Herzensnähe, -

die Nahrung stelltden Körper auf:

so sah ich, gehe suchend nun.

124

Als „Schmutz“ hab’ iches bald erkannt:

Gruß und Verehrungbei Familien, -

ist feiner Pfeil,schwer auszuziehn,

schwer läßt man Gastfreundschaft bei Schlechten.

VALLIYO („der Binder“)

125

Der Affe aus denFünfertoren

an dieser Hüttedrängt hinaus.

Durchs Tor er wandertviel herum,

klopft immer wieder: bum, bum, bum.

126

Steh still, du Affe!Rase nicht!

Verhalt’ dich nichtwie früher mehr!

Mit Weisheit halt’ich dich zurück,

wirst nicht mehr in die Ferne schweifen.

GANGATIRIYO (der Gangesuferbewohner)

127

Drei Palmenwedelreichten aus

zur Gangesuferhüttemir, -

die Schädelschalenahm ich mir,

zog Müllplatzfetzenrobe an.

128

Im Laufe zweierganzer Jahre

hab ich ein einzigWort gesprochen, -

im Laufe dann desdritten Jahrs

die Dunkelwand war schon durchbrochen.

AJINO (Ziegenhäutler)

129

Selbst wenn er einDrei-Wisser ist,

der Tod gelassen,einflußfrei:

„Hat nichtsverstanden“, so die Toren

verleumden ihn, die nicht erkennen.

130

Doch wer zu essenund zu trinken

ganz ohne Müh’bekommt, der Mensch,

auch wenn vonschlechter Art er ist,

ist er von ihnen doch geehrt.

MELAJINO

131

Als ich die Lehreangehört

beim Meister, der soruhig sprach:

kein Zweifel wurdemir bewußt

beim Alleswisser, Unbesiegten.

132

Beim Menschenführer,Karawanenführer, (großen) Helden,

beim Besten-Höchstenaller Lenker.

Und auf dem Weg, demÜbungspfad,

den Zweifel gibts nicht mehr für mich.

RĀDHO (Gelungen)

133

Wie in ein Haus, dasschlecht gedeckt,

der Regenungehindert dringt,

so in ein Herz, dasnicht geübt,

der Reiz der Sinnenwünsche dringt.

134

Wie in ein Haus, dasgut gedeckt,

kein Regenungehindert dringt,

so in ein Herz, dasgut geübt,

kein Reiz der Sinnenwünsche dringt.

SURĀDHO

135

Erschöpft ist nunvon mir Geburt,

gelebt dieSiegerbotschaft schon,

verlassen das, was „Netz“genannt,

der Werdensführer ganz entfernt.

136

Aus welchem Grundich zog hinaus

vom Haus in dieHauslosigkeit,

den Grund hab ichgefunden mir:

All-Fesselwerk-Beseitigung.

GOTAMO

137

Im Glück nurschlafen stets die Munis,

die nicht an Frauenmehr gebunden,

die wahrlich stetszu schützen sind,

bei denen Wahrheit schwer erlangbar.

138

Zu töten gingen wirdie Lüste

und sind jetzt freivon jeder Schuld, -

jetzt gehen wir zumNibbānam hin,

wo, angelangt, man nicht mehr trauert.

VASABHO (Bulle)

139

Zuerst er tötet sichdas Selbst,

dann tötet er dieAnderen, -

er tötet gut getötetSelbst,

wie mit der Falle einen Vogel.

140

Nicht machtBrahmanen Außenfarbe,

die Innenfarbe machtBrahmanen, -

bei wem sichschlechte Taten finden,

der dunkel ist, Sujampati!

MAHĀCUNDO (großer Elfenbeinschnitzer)

141

Durch Hörwunschnimmt Gehörtes zu,

Gehörtes bringtWeisheitsvermehrung,

durch Weisheit manden Sinn versteht,

erkannter Sinn bringt Glück mit sich.

142

Sucht weit entfernteLager-Sitze auf!

Verbleiben möge manin Fesselfreiheit!

Wenn sich die Freudedort noch nicht einstellt,

im Sangho lebe man im Selbstschutz achtsam.

JOTIPĀLO (Lichthüter)

143

Und die mit Hilfevon Gewalt,

mit vielfachzweck-gebundnerTat,

die Menschen immerweiter hindern,

die grob im Umgangsind, die Leute,

die streuen da nurimmer aus,

denn keine Tat geht je verloren.

144

Was er auch tut, derMann, an Tat:

ob gut sie oder obsie schlecht, -

er ist stets ganz ihrErbe eben,

was er für Tat auch immer tut.

HERAÑÑAKĀNI (Goldschmied)

145

Es gehen hin dieTage-Nächte,

das Leben wird zuEnde sein, -

die Zeit derSterblichen verdorrt,

gleichwie der Flüßchen Wasserlauf.

146

Und dann nur immerschlechte Taten

vollbringt der Torund wird nicht wach, -

und späterhin fühlter nur Bitteres,

nur schlechte Frucht wird ihm zuteil.

SOMAMITTO (Freund einer Baumart)

147

Auf kleines Holz nuraufgestiegen,

will sitzen er ingroßer Flut, -

so grad nur bis zurTrägheit kommend,

im Guten Lebenderwohl sitzt.

Darum er möge dasvermeiden,

was träge ist und Mindertatkraft.

148

Mit Abgeschiedenen,mit Edlen,

mit Selbstgesammelten,Vertiefern,

mit immerTatkraft-Angefüllten,

mit Weisen möge er nur leben.

SABBAMITTO (Allfreund)

149

Der Mensch amMenschen ist gebunden,

gestützt vom Menschenist der Mensch, -

der Mensch vomMenschen wird gequält,

es quält der Mensch das Menschenkind.

150

Wer durch denMenschen hat Gewinn,

den Menschen, dergeboren ist?

Den Menschen laßich, gehe nun, -

wie sehr hab ich gequält den Menschen.

MAHĀKĀLO (die hohe Zeit)

151

Die dunkle Frau, soübergroß, der Krähe gleich,

den Schenkelausgespreizt und auch den andern Schenkel,

den Arm hat sie gespreiztund auch den andern Arm,

das Haar hat sie gespreiztund ihre Dickmilchbrust:

so sitzt sie da, vertrauensvoll ergeben ganz.

152

Wer dieses wahrlichnicht erkannt und darauf baut,

der geht ins Leidenimmer wieder, dieser Träge, -

darum der MenschenBaustoff sollte er nicht liefern:

„Nicht werd ich wieder mit gespalt’nem Kopfe liegen!“

TISSO (Drei)

153

Viel Feinde er nurstets bekommt,

der Kahle, den dieRobe deckt,

erlangt er leicht zuessen, trinken,

die Kleidung und das Lager auch.

154

Dies als Gefahr,wenn er erkannt,

zeigt er beiSpendern große Scheu, -

mit wenig nur, nichtausgedörrt,

mag achtsam wandern wohl der Mönch.

KIMBILO (Der den Wurm der Vergänglichkeit sieht)

155

Im Osten, in demBambuswald,

die Sakyersöhne,meine Freunde,

die ließen nichtgeringen Reichtum,

am Bettelschalenmahl nun froh,

156

die voller Tatkraft,Selbst-entschlossen,

die ständig fest imStreben sind:

sie freu’ n sich ander Dhammafreude,

wenn sie gelassen Weltenfreude.

NANDO (der Freudige)

157

Nicht bis zum Grundhab ich gedacht,

dem Körperschmuckgab ich mich hin,

unruhig, schwankendwar ich nur,

vom Sinnenlustreiz arg geplagt.

158

Dem Wegetüchtigenich bin,

demBuddha-Sonnen-Anverwandten,

vom Grunde her nunganz gefolgt:

zog aus dem Sein das Herz heraus.

SIRIMĀ (der Glanzvolle)

159

Die einen wohl, sieloben ihn,

wenn ungesammelt istdas Selbst:

den Narren lobendiese einen,

ist ungesammelt ganz das Selbst.

160

Die anderen, sietadeln ihn,

wenn ungesammelt istdas Selbst:

den Narren tadelnandere,

ist gut gesammelt ganz das Selbst.

UTTARO (der Hohe)

161

Die Khandhas sindvon mir erkannt,

der Durst von mirherausgezogen,

entfaltet dieErwachungsglieder,

erlangt der Einfluß-Niedergang.

162

Der ich die Khandhastief erkannt

und hab’ entferntden Netzesspanner,

entfaltet dieErwachungsglieder:

erlöschen werd’ ich, einflußfrei.

BHADDAJI (der Glück gewinnende)

163

„Aufschrei“ - so wardes Königs Name,

aus Gold war seinPalast gebaut:

ging in die Breitesechzehnfach,

nach oben, heißts, auf tausend Wegen.

164

Mißt tausendPfeilschuß, 100 Kuppeln,

geschmückt mitgoldgewirkten Flaggen, -

es tanzten dort dieSänger froh,

sechstausend wohl in sieben Gruppen.

SOBHITO (der Geschmückte)

165

Alsachtsam-weisheitsvoller Mönch,

mit Einsatz allerTatkraftmacht,

500 langeWeltzeitalter

in einer Nacht dacht’ ich zurück.

166

Die vier Satipatthānasgut,

die sieben und achtgeworden schon:

500 langeWeltzeitalter

in einer Nacht dacht’ ich zurück.

VALLIYO (Kletterpflanze, Bast)

167

Was da zutun mit fester Tatkraft,

was da zu tun, ausWunschwelt aufzuwachen,

ich wird’ es tun, wird’nichts versäumen:

sieh diese Tatkraft, angespannt!

168

Und Du,erkläre mir den Weg,

der ins Todlosegerade eingetaucht! (dringt)

Mit Muni-Sein ichwerde Muni werden,

wie Gangesstrom das Meer erreicht.

VÍTASOKO (Sorgenfrei)

169

„Die Haare werd’ ichscheren mir!“

So ging ich zumHaarschneider hin.

Da nahm den Spiegelich zur Hand,

betrachtete das Corpus lang.

170

Leer ist der Körper,sah ich da:

im BlindseinDunkelheit ging fort.

Die Kleider allelegt’ ich ab:

nicht gibt es mehr ein Wiederwerden.

PUNNAMĀSO (Dickbohne (Vollmond?))

171

Fünf Hemmungen, ichhob sie auf,

um Yogafrieden zuerlangen, -

den Dhammaspiegelnahm ich mir:

Erkenntnis-Schauen ganz des Selbst.

172

Als ich betrachtet’diesen Körper,

das ganze Innen unddas Außen:

von innen und vonaußen da

„leer ist der Körper“, sah ich nur.

NANDAKO (Freudiger)

173

Gleichwie ein gutesRassepferd,

ist es gestolpert,wieder steht

und mehr noch zeigtErgriffenheit,

nicht hängen läßt die Wagendeichsel:

174

So den mit Schauenwohl Verseh’nen,

den Voll-Erwachten-Schülerda,

den Durchtrainiertenmich behaltet,

den Sohn des Buddho, legitim.

BHARATO (der Getragene)

175

Komm, Nandaka, wirgehen jetzt

ganz nahe zumVertiefer hin,

das Löwenbrüllenwoll’n wir brüllen

im Angesicht des Buddhabesten.

176

Aus tiefem Mitleidwohl für uns,

für uns zog erhinaus, der Muni,

ist an das Ziel füruns gelangt,

hat alle Fesseln abgetan.

BHĀRADVĀJO (Last-Kraft)

177

Es brüllen so dieWeisheitsvollen,

wie Löwen in derFelsenspalte, -

die Helden, die inKämpfen siegen,

besiegten Māro und sein Nehmen.

178

Der Lehrer wird vonmir verehrt,

geschätzt der Dhammound der Sangho, -

ich bin so froh,mein Sinn ist heiter:

sah schon den Sohn, den Einflußfreien.

KANHADINNO (Dunkel gegeben)

179

Bin immer nah denEdelmenschen

und hab’ die Lehrenoft gehört, -

was ich gehört, werd’ich verfolgen,

ins Todlos geradewegs getaucht.

180

Den Werdensreiz hab’ich zerschlagen mir,

nicht wieder wirdder Werdensreiz erscheinen, -

nicht war er mehr,nicht wird er mir mehr sein,

und auch nicht jetzt wird er mir mehr erscheinen.

MIGASIRO (Wildtierkopf)

181

Als ichhinausgezogen war,

auf wahreBuddhaweisung hin,

da wurd’ ich freiund hob mich hoch,

entkam dem Kern der Sinnenlust.

182

Ich sah nur noch aufBrahmā hin,

da wurde mir dasHerz befreit:

„Undankbar ist dieFreiheit mir!

Die Fesseln all’ sind abgetan!“

SIVAKO (Glück verheißend)

183

Vergänglich sind dieHausnersachen

zu allen Zeiten,immer wieder, -

den Hauserbauer, werda sucht,

hat Leidgeburt nur immer wieder.

184

Du, Hauserbauer,bist durchschaut,

nicht wieder wirstein Haus du bau’n!

Die Rippen all’gebrochen sind,

der Giebel völligeingestürzt.

Ein Herz, das ausder Bahn geworfen,

das wird hier eben abgetan.

UPAVĀNO (Hochwunsch)

185

Der heil, der rechtging in der Welt,

an Schmerzen isterkrankt der Muni.

Wenn sich hierheißes Wasser findet,

dem Muni gibs, Brahmane, du!

186

Verehrt sei’n dieZu-Ehrenden!

Die Zu-Bedienendenbedient!

Geschätzt sei’n dieZu-Schätzenden:

so wünsche ich zu folgen nur.

ISIDINNO (Herrscher gegeben)

187

Durchschaut von mirdie dhammatreu’n Upāsakas:

„VergänglichSinnenfreuden“, sagen sie

und sind erregt beiOhrenringjuwelen,

die sich nach Kindern und nach Frauen sehnen.

188

Schon lange Zeit siekennen wohl den Dhammo:

„VergänglichSinnenfreuden“, sprechen sie, -

doch Reiz zu brechen,reicht die Kraft nicht hin,

so haften sie an Kind und Frau und Reichtum.

SAMBULAKACCĀNO

189

Ein Gott gibt Regenjetzt, ein Gott läßt Regenströme pladdern,

allein bin ich intiefer Wildnis, leb’ in einer Höhle, -

der ich allein intiefer Wildnis bin, in einer Höhle,

kenn’ keine Furcht, bin nicht erstarrt, bin ohne Haaressträuben.

190

Für mich ist diesdes Dhammo eigenstes Gesetz,

daß ich allein in tieferWildnis leb’ in einer Höhle,

bin ohne Haaressträuben, kenn’ keine Furcht, bin nicht erstarrt.

KHITAKO

191

Bei wem istfelsengleich das Herz,

steht fest und wanktnicht hin und her,

ist nicht erregt beischönen Dingen,

bei den bewegendennicht bebt:

bei wem entfaltet sodas Herz,

woher noch Leiden wird da kommen?

192

Bei mir istfelsengleich das Herz,

steht fest und wanktnicht hin und her,

ist nicht erregt beischönen Dingen,

bei den bewegendennicht bebt:

mir ist entfaltet sodas Herz,

woher mir Leiden noch wird kommen?

SONG POTIRIYAPUTTO

193

Nicht ist so lang zuschlafen jetzt,

die Nacht trägtihren Sternenkranz,

tief anzuschauen istsie eben,

die Nacht, für den, der wissen will.

194

Vom Elefantenrückenfallen,

will der Trompetervorwärtsgeh’ n:

im Kampfe tot zusein, ist besser,

als wenn im Leben ich besiegt.

NISABHO (Leitbulle unter Menschen)

195

Fünf Sinnensträngegab ich auf,

die lieben, die denGeist enzückt, -

und aus Vertrauenzog ich fort,

des Leidens Endiger will sein.

196

Bin nicht erfreut amTode mehr,

bin nicht erfreut amLeben mehr, -

die Zeit nur wünscheich herbei,

sie tief verstehend, achtsam stets.

USABHO (Bulle)

197

Als wenn einMangosproß erscheint,

schlang um dieSchulter ich die Robe, -

ich saß mitElefantennacken,

ins Dorf umAlmosen ich trat.

198

Den Elefantenrückentragend,

durchzogErgriffenheit mich tief, -

hinausgehoben warich da,

erlangt der Einflußniedergang.

KAPPATAKURO (Schmutzlumpen-rauh)

199

Das ist Schmutzlumpenträger Kappatakuro,

er zog sich an, wasschwer nur ist zu tragen, -

das Todlos-Bettelschälchenhat das Dhamma-Maß,

der Weg ist da, Vertiefungen zu sammeln.

200

Nun schwanke du nicht,Kappata, mehr hin und her!

Nicht sei beim Ohrmehr schweifend ungezügelt! -

Nicht hast, oKappata, du dann das Maß gekannt,

wenn in der Sanghamitte wird dein Auge schwer.

KUMĀRAKASSAPO

201

Ach, der Buddho!Ach, der Dhammo!

Ach, Vollkommenheitdes Lehrers!

Wo den so geformtenDhammo,

wird verwirklichen der Jünger.

202

In unzählbarenWeltzeitlagern

war ich in Körpereingefügt,

von denen dieser seider letzte:

zu Ende sei diesKörperhäufchen,

Geburts- undTodeswandelkreisen:

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

DHAMMAPĀLO (Dhammahüter)

203

Wer wahrlich schonals junger Bhikkhu

sich bindet an dieBuddha-Weisung,

ganz wach unter denSchlafversunk’nen,

nicht sinnlos ist für den das Leben.

204

Darum an das Vertrau’n,die Tugend,

an Klarheit, an dasDhamma-Schau’n

mag schließen sichder Weise an,

erinnernd sich der Buddha Weisung.

BRAHMĀLI (Brahma-Damm (Deich))

205

Bei wem die Sinnesind zur Ruh’ gekommen,

wie Pferde, die einTrainer gut gezähmt, -

wer Stolz gelassen,wer von Einfluß frei,

die Götter selbst beneiden einen solchen.

206

Bei mir die Sinnesind zur Ruh’ gekommen,

wie Pferde, die einTrainer gut gezähmt, -

hab Stolz gelassen,bin von Einfluß frei,

die Götter mich beneiden, einen solchen.

MOGHARĀJĀ (Vergeblich-König)

207

Von schlechter Haut,du, doch von gutem Geist,

du Mogharājā,immerfort gesammelt, -

die langenwinterlichen Frostzeitnächte,

Mönch, der du bist, wie wirst du sie durchstehen?

208

Die reichen ErntenMagadhās,

ich hab von ihnenwohl gehört, -

doch ist dasStrohdachhüttchen besser,

als dort wie andere im Glück zu leben.

VISĀKHO PANCĀLIPUTTO

209

Nicht heb’ er hochund nicht umkreise er die andern,

er lass’ nichtfallen den, der rüberging, - bewege nichts, -

nicht vom verlor’nen Ruhm er bei den Treffen spreche,

der unverwirrt und maßvoll redet, gut in Übung.

210

Für den, der allerfeinstentiefen Sinn sieht,

im Geist geschicktund wie im Windschutz lebt,

wer willig folgt derBuddha-Tugend-Art:

Nibbānam ist für den nicht schwer erreichbar.

CÚLAKO (Haarknoten)

211

Es schrei’n die Pfau’n,mit schöner Krone, schönem Federschmuck,

mit schönemBlauhals, schöner Brust, dem schönen Donnerruf, -

und schön begrastliegt diese große Erde da,

gut angefüllt mit Wasser ist der Regenwolkenhimmel.

212

Wie wohlgestaltetist dem Geistesfrohen das Vertiefte!

Wer leichthinauszieht, der bejaht die gute Buddhaweisung:

den schönen, überausso reinen, feinen, schwer zu seh’nden,

berühre ihn, den höchsten, unerschütterlichen Weg!

ANÚPAMO (Ohnegleichen)

213

Zum Freudenstolz kamdieses Herz, -

den Pfahl desStolzes stellst du auf,

gehst immer geradedort nur hin,

wohin der Pfahl, der Klotz, dich führt.

214

Ich nenne, Herz,dich: Unglückswurf!

Dich nenn’ ich,Herz, verräterisch!

Zum selt’nen Lehrerkam ich hin:

zum Unglück drängte er mich nicht.

VAJJITO (vermieden, entsagt)

215

Den Weltenlauf solange Zeit,

auf Fährten vieldurchstreifte ich,

sah nicht die edlenWahrheiten:

ein blind geword’ner Massenmensch.

216

Da war ich lässiglänger nicht,

entschilfte alleWeltenläufe,

die Fährten alleschnitt ich ab:

nicht gibt es jetzt ein Wiederwerden.

SANDHITO (verbunden)

217

Beim Bodhi-Baum, imgrünen Glanz,

beim hochgewachs’nen,starken Baum

den einenBuddha-Ziel-Gedanken

erfuhr ich voller Achtsamkeit.

218

Sind einunddreißigKappas jetzt,

daß den Gedanken icherfuhr, -

durch dieseneinzigen Gedanken

kam ich zum Einfluß-Untergang.

ANGGANIKABHARADVAJO (Fleck-Last-Stärke (wacker))

219

Grundlose Reinheitsuchte ich,

dem Feuer huldigt’ich im Wald, -

den Reinheitswegverstand ich nicht,

unsterblich wollte sein durch Qual.

220

Durch Glück erfuhrich da das Glück:

sieh’ diesesDhamma-Heilsgesetz.

Drei Wissen sind vonmir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

221

Verwandt dem Brahmāwar ich einst,

jetzt nun binwahrlich ich Brahmane:

im Dreifachwissenbin gebadet,

hab ausgelernt, bin wissend jetzt.

PACCAYO (Stütze)

222

Fünf Tage war ichfort vom Haus,

war übungswillig,ohne Geist, -

als ich das Klosterda betrat,

der Herzentschluß mir wurde klar:

223

Nicht werd’ ichessen, werd’ nicht trinken,

will aus dem Klosterfort nicht geh’n, -

werd’ sehend davonab nicht fallen,

bis Durstpfeil ist herausgezogen.

224

So harrte ichgeduldig aus, -

sieh nun derTatkraft weites Streben:

drei Wissen sind vonmir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

BĀKULO

225

Wer Pflichten, dielang fällig sind,

erst späterauszuführen wünscht:

fürs Glück raubt ersich jede Chance

und später nur bedauert er.

226

Was er zu tunwünscht, mag er sagen,

was nicht zu tun,das sag’ er nicht, -

den, der nichts tut,der stets nur redet,

durchschauen tief die Weisen wohl.

227

Ein wahres Glück istdas Nibbānam,

vom Recht-Erwachtenaufgezeigt:

das sorglos,schmutzfrei, voller Frieden,

wo Leiden ganz zur Ruhe kommt.

DHANIYO (Gläubiger)

228

Wenn einer Glück zuleben wünscht,

voll Sehnen imAsketentum:

die Sanghapflichtnehm’ er nicht leicht,

die Robe, Trinken und das Essen.

229

Wenn einer Glück zuleben wünscht,

voll Sehnen imAsketentum:

wie Schlangen- oderMauseloch,

mag nutzen er den Lager-Sitz.

230

Wenn einer Glück zuleben wünscht,

voll Sehnen imAsketentum:

wie immer auch, seier zufrieden,

eineinzig Ding entfalte er.

MĀTANGAPUTTO (Mutterglied-Sohn)

231

Zu kalt ist es, esist zu heiß,

zu weit schon istdie Nacht, sagt er, -

so werden Taten unterlassen

und Zeit versäumt der junge Mann.

232

Doch wer an Kälteund an Hitze

nicht mehr, als andas Strohdach denkt

und tut, was einemMann gebührt,

der wird vom Glück nicht mehr verlassen.

233

Den Strauch, dasKusagras, das Reet,

die Wurzel, duftend,Stroh und Binsen

aus meiner Brustwerd’ ich vertreiben,

die Einsamkeit nur still entfaltend.

KHUJJASOBHITO (Buckelglanz)

234

Die schmuckreichsprechen, viel gehört,

Asketen aus Pātaliputto,

bei ihnen eingewisser Alter

am Tore steht, der „Buckelglanz“.

235

Die schmuckreichsprechen, viel gehört,

Asketen aus Pātaliputto,

bei ihnen eingewisser Alter

am Tore steht, vom Wind bewegt.

236

Mit wahrlich Hohem,mit Gewünschtem

und mit im KampfeSiegendem,

mit Brahmaleben wohlgeübt:

so dieses Glückvermehret sich.

VĀRANO (Elefant)

237

Wer hier auch immerunter Menschen

den andern Wesen tutGewalt:

von dieser Welt undvon der andern,

von beiden ist beraubt der Mann.

238

Doch wer mitliebevollem Geist

für alle Wesen hatErbarmen:

viel bringt der wohlaus sich hervor

Verdienst, von solcher Art ein Mann.

239

Zum Gutessprecher üb’er sich,

zu einem, derAsketen folgt,

zum Einsamsitzer,still verborgen,

zu einem, dem der Geist gestillt.

PASSIKO (Sehender)

240

Allein vertrauendwohl der Weise

bei seinen nichtvertrau’nden Nächsten,

derLehr-Sinn-Tugend-Mächtige

gereicht zum Heil der Anverwandten.

241

Als das Erbarmen siegetadelt,

ermahnte dieVerwandten ich:

aus der Verwandten nahenLiebe

Verehrung zeigten sie den Mönchen.

242

Die schon gegangen,die gestorben,

erlangten dreifachHimmelsglück:

die Brüder mein, dieMutter auch

genießen helle Sinnenlust.

YASOJO (Ruhmgeboren)

243

Der Zeitvorausgegangen scheint er,

der hager, Adern-nur-bedeckt,

das Maß kennt er beiSpeis und Trank,

nicht schwachen Geistes ist der Mann.

244

Berührt von Bremsenund von Mücken

im Wald, im riesigenGehölz:

wie’ n Elefant vornan der Kampffront,

voll Achtsamkeit hielt er dort durch.

245

Wie Brahmā ist man,so allein,

und wie ein Gott, soman zu zweit, -

wie’nDorf schon ist es,so zu dritt,

Tumult ist, was darübergeht.

SĀTIMATTIYO (Allzu-Maßvoll)

246

Du warst dir frühervoll Vertrauen,

das gibt es heutenicht für dich, -

was dir auch immer dasbedeutet:

nicht gibt’s für mich ein Schlechtverhalten.

247

Nicht stetig,schwankend ist Vertrauen, -

so ist erkannt daswohl von mir.

Sie sind erregt, siesind entregt,

da, wo zum Schwinden kommt der Muni.

248

Gekocht dem Muniwird das Mahl,

ein bißchen immerbei Familien.

Den Bettelgang ichwerde gehen

es gibt die Beinkraft wohl in mir.

UPĀLI

249

Nur aus Vertrauen zogich fort,

als Neuer ging ichneu hinaus,

schloß mich denguten Freunden an,

beim reinen Leben gar nicht lasch.

250

Nur aus Vertrauenzog ich fort,

als Neuer ging ichneu hinaus.

Im Sangho lebend alsein Mönch,

die Regel mag der Wache üben.

251

Nur aus Vertrauenzog ich fort,

als Neuer ging ichneu hinaus.

Kommts gut, kommtsschlecht: er kennt das Heil, -

so mag er leben unverehrt.

UTTARAPĀLO (Höchstes-Hüter)

252

Den Weisen,wahrlich, mich den stillen,

den Ganz-das-Ding-Durchdenkenden:

fünf Sinnensträngein der Welt,

die täuschenden, befielen mich.

253

Fand Freude da in MārosReich,

war festemPfeilschuß ausgeliefert:

doch konnte ichdem Todeskönig

aus seiner Schlinge wohl entkommen.

254

All-Sinnen-Lust, ichgab sie auf,

All-Werdensdrängesind gebrochen,

geschwunden ganzGeburtenkreisen,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

ABHIBHÚTO (gemeistert)

255

Ach, hört auf mich,Verwandte alle,

soviel ihr hierversammelt seid!

Die Lehre werd’ ichauf euch zeigen:

leidvoll Geburt ist immer wieder.

256

Ach, fangt doch an!Ach, geht hinaus!

Den Bund schließtmit der Buddhabotschaft!

Zermalmt des Todesganzes Heer,

wie Haus aus Schilf der Elefant!

257

Wer in der LehreRegelwerk

nicht lässig fortanleben wird,

wird lassen denGeburtenkreislauf,

des Leidens Ende wird er machen.

GOTAMO

258

Viel kreisend in dieUnterwelt ich ging,

zur Welt der Totenging ich immer wieder,

wohl auch inleidensvollen Schoß der Tiere:

so viel gelebt, so lange hab’ ich schon.

259

Auch menschlich Werdenhabe ich mit Glück erfüllt,

zum Himmelskörperging ich nicht nur einmal:

in dem Bereich derFormen und des Formlosen,

des Wederwahr- noch Nichtwahrnehmens stand ich.

260

All das Entfaltensah ich kernlos da,

geschaffen,schwankend, immer nur bewegt, -

als ich erkannt dasgroße Selbst-Entfalten,

die Stille nur ich wollte achtsam reinigen.

HĀRITO (der Einnehmende)

261

Wer Pflichten, die langfällig sind,

erst späterauszuführen wünscht:

fürs Glück raubt ersich jede Chance

und später nur bedauert er.

262

Was er zu tunwünscht, mag er sagen,

was nicht zu tun,das sag’ er nicht, -

den, der nichts tut,der stets nur redet,

durchschauen tief die Weisen wohl.

263

Ein wahres Glück istdas Nibbānam,

vom Recht-Erwachtenaufgezeigt:

das sorglos,schmutzfrei, voller Frieden,

wo Leiden ganz zur Ruhe kommt.

VIMALO (Schmutzfrei)

264

Gab man die schlechtenFreunde auf,

man schließ’ sichbesten Menschen an:

bei ihrem Rat manmöge bleiben,

verlangend nach dem steten Glück.

265

Auf kleines Holz nuraufgestiegen,

will sitzen er ingroßer Flut, -

so grad nur bis zurTrägheit kommend,

im Guten Lebenderwohl sitzt.

Darum er möge dasvermeiden,

was träge ist und Mindertatkraft.

266

Mit Abgeschiedenen,mit Edlen,

mitSelbstgesammelten, Vertiefern,

mit immerTatkraft-Angefüllten,

mit Weisen möge er nur leben.

NAGASAMĀLO (Elefant mit Girlande)

267

Geschmückt, invollem Kleiderstaat,

Girlanden tragend,Sandel duftend,

auf breiter Straßeeine Frau

tanzt zur Musik als Tänzerin.

268

Beim Bettelgang tratich hinzu,

im Gehen icherblickte sie,

die schön geschmücktim Kleiderstaat,

wie Todesschlinge ausgelegt.

269

Da mir die klareGeistausrichtung

zum Ursprung hinging in mir auf:

Gefahr mir wurdeoffenbar,

und Überdruß stellte sich ein.

270

Da löste sich dasHerz mir ab.

Ach, siehder Lehre Kerngesetz!

Drei Wissen sind nunvoll erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

BHAGU (Glücksmensch)

271

Ich war im Innernwie gelähmt,

ging aus dem Klosterda hinaus, -

zum Gehplatz nunbegab ich mich,

dort eben fiel ich auf den Boden.

272

Als ich die Gliederabgerieben,

von neuem auf denGehplatz trat,

ging auf dem Platzich auf und ab,

im Inneren mir gut gesammelt.

273

Da mir die klareGeistausrichtung

zum Ursprung hinging in mir auf:

Gefahr mir wurdeoffenbar,

und Überdruß stellte sich ein.

274

Da löste sich dasHerz mir ab.

Ach, siehder Lehre Kerngesetz!

Drei Wissen sind nunvoll erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

SABHIYO

275

Die anderen begreifennicht:

„Laßt uns den Todhier immer sehn!“

Doch denen, diebegreifen dort,

die Kämpfe werden endlich still.

276

Und wenn dieNichtbegreifenden

bewegen sichgleichwie ein Aal, -

so die den Dhammotief begreifen,

bei Kranken sind Gesunden gleich.

277

Jedwede Tat, dielasch getan,

und jede Regel, diebeschmutzt,

ein Brahmaleben,zweifelhaft:

nicht bringt das jemals große Frucht.

278

Im Brahmaleben wer beiandern

Verehrung nichterlangen kann,

der ist weit weg vomechten Dhammo,

gleichwie die Wolke von der Erde.

NANDAKO (Freudiger)

279

Pfui sei, was vollerSchlechtgeruch,

was aus der Māraseitesickert!

Neun Ströme sind’sbei deinem Körper,

die fließen, fließen immer zu.

280

Ach, denke fest, wasabgetragen!

Sink’ ab nicht vomTathāgato!

Die Himmel bringendir nicht Freude,

um wieviel weniger die Menschen!

281

Die da nun Toren,Dumme sind,

beraten schlecht,verblendungsvoll:

nur solche finden danoch Freude,

wo Māro seine Schlinge warf.

282

Bei welchen aberGier und Haß,

Nichtwissen sind vomReiz befreit:

die finden da nichtFreude mehr,

zertrennt der Faden, fesselfrei.

JAMBUKO

283

Wohl fünfundfünzigJahre lang

nur Staub undSchmutz trug ich an mir,

aß einmal monatlichein Mahl,

das Haar, den Bart ich rupfte mir.

284

Auf einem Beinestand ich still,

den Sitz vermied ichganz und gar,

den Kot, derausgetrocknet, aß ich,

nicht Äußerung erlaubt’ ich mir.

285

In dieser Artverlief mein Tun,

viel schlechte Wegeging ich lang.

Da trug mich fortdie große Woge:

zur Buddha-Zuflucht ging ich hin.

286

Dies Zufluchtgehensieh nur an!

Ach, siehder Lehre Kerngesetz!

Drei Wissen sind vonmir erlangt:

getan des Buddho Weisung ist.

SENAKO

287

Willkommen,wahrlich, du mir warst,

du Gaya, Gaya, kleingeraten,

an der ich sahden Vollerwachten,

den, der die höchste Lehre wies.

288

Den großen Leuchter,Lehrer vieler,

der an die Spitzekam, den Führer

in dieser göttlichreichen Welt,

den Sieger, unwägbar zu sehn,

289

Groß-Elefanten,großen Helden,

den großen Glanz,den Einflußfreien,

der allen Einflußausgedörrt,

den Lehrer, der ganz ohne Furcht. -

290

Den lange soBeschmutzten, wahrlich,

mich, der vomAnsichtsseil gebunden,

befreite derErhabene

von Fesseln all, den Senako.

SAMBHÚTO (der Entstandene)

291

Wer, wenn viel Zeitist, eilig hastet,

bei Zeit, die rennt,will langsam sein:

mit oberflächlichemGetue

der Tor zum Leiden geht hinab.

292

Ihm schwindet allesGute hin,

wie in derDunkelnacht der Mond, -

in einen schlechtenRuf gelangt er,

bei Freunden wird er nur blockiert.

293

Wer, wenn viel Zeitist, langsam handelt,

bei Zeit, die rennt,sich sputen will:

mit gründlich wohlbedachtemTun

das Glück erlangt der Weise sich.

294

Ihmwird vollkommenalles Gute,

wie in derStrahlennacht derMond,

zu Ruhm und Ruf gelangt erbald,

bei Freunden wird er nicht blockiert.

RĀHULO

295

Mit beidem bin ichgut versehn,

„Rāhula-Glück“ siesahn in mir:

daß ich der Sohn desBuddho bin,

und daß ich durch Dinge sehe.

296

Daß ich dieEinflüssebeseitigt,

daß nicht mehr istein Wiederwerden.

BinArahat, der Gabenwürdig,

hab Dreifachwissen, Todlosblick.

297

Die Sinnenblingen,Netzbedeckten,

verborgen unterDurstes Decke,

mit Lässigfesselfestgebunden:

wie Fische sind sie vor dem Netz.

298

Die Sinnenlust habich gelassen,

zerschnitten gut desMāro Band,

samt Wurzel zog denDurst ich aus:

bin kühl geworden, bin erloschen.

CANDANO

299

Mit reinem Goldeganz bedeckt,

von vielenSklavinnen verehrt,

das Kind auf ihreHüfte nehmend:

so kam das Weib zu mir heran.

300

Da sah ich sie denArm ausstrecken,

die Mutter meineseignen Sohnes, -

geschmückt war sieund schön gekleidet,

wie eine Todesfalle ausgelegt.

301

Da mir die klareGeistausrichtung

zum Ursprung hinging in mir auf:

Gefahr mir wurdeoffenbar,

und Überdruß stellte sich ein.

302

Da löste sich dasHerz mir ab.

Ach, siehder Lehre Kerngesetz!

Drei Wissen sind nunvoll erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

DHAMMIKO (Dhamma-Art, -artig)

303

Der Dhammo wirklichschützt den Dhamma-Geher,

der Dhammo, gutgeübt, bringt Glück mit sich:

dies ist der Lohnbei gut geübtem Dhammo:

nicht schlechten Weg geht stets der Dhamma-Geher.

304

Der Dhammo nicht undder Nichtdhammo

ergeben beidegleiche Furcht -

der Nichtdhammo zurHölle führt,

der Dhammo sorgt für guten Weg.

305

Darum bei Dhammasmach den Willen auf,

sich freuend so mitsolchem Sugato -

beim Dhammo bestenSugatos die Jünger stehn,

geführt die Steten werden, Zufluchtspitzengänger.

306

Gebrochen ist derSchwellung Grund,

das Durstnetz istherausgezogen -

Samsāro ist verdorrt,nicht gibt es etwas,

gleichwie der Mond bei klarer Vollmondnacht.

SABBAKO (der überall ist)

307

Ach, wenn der Kranichmit rein-weißer Flügeldecke

vor dunkler Wolkevoller Furcht erschrocken ist

und eilen wird zuseinem Schlafplatz, der ihn birgt:

dann macht der Fluß, die Ajakaranī, mich froh.

308

Ach, wenn der Kranich,schön in seinem reinen Weiß

vor dunkler Wolkevoller Furcht erschrocken ist,

und sucht dieFelsenhöhle, sich ganz schutzlos sehend:

dann macht der Fluß, die Ajakaranī, mich froh.

309

Wie sollten dortdenn nicht erfreu’ n

die Apfelbäumezweifach da,

die leuchten an derUferböschung,

weit hinter dieser großen Höhle.

310

Die „Gierigen“, siegaben die Gemeinschaft auf,

die Frösche stoßenlangsam ihr Gequake aus:

„Nicht ist jetztZeit den Bergesflüssen fern zu sein,

die Ajakaranī schenkt Frieden, Glück und Freude.“

MUDITO (der Freudige)

311

Ich zog hinaus, dasLeben suchend,

und fand zurMönchsgemeinschaft hin, -

dort das Vertrauenich gewann,

und setzte feste Tatkraft ein.

312

Die Lust will ausdem Leib ich brechen,

die Fleischesmassensoll’n verdorren,

von meinen beidenKniegelenken

die Beine sollen fallen ab.

313

Ich werd’ nichtessen, nicht ins Dorf geh’n,

mag dieses Klosternicht verlassen,

nicht eher mich zurSeite legen,

bis ich den Durstpfeil ausgezogen.

314

So harrte ichgeduldig aus, -

sieh nur derTatkraft weites Streben:

drei Wissen sind vonmir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

RĀJADATTO (Königsgabe)

315

Als Mönch ging ichzum Leichenplatz,

sah eine Frau dorthingeworfen,

nicht eingehüllt inguten Hanf,

zernagt von Würmern durch und durch.

316

Was manche ekligwidert an,

wenn sie gesehn dasTote, Schlechte:

das lockte Sinnenreizhervor,

wie blind ich war in diesem Strom.

317

Nur durch gekochtenBrei von Reis,

ging ich aus solchemOrt hinaus:

so wurd’ ichachtsam, tief verstehend,

und seitlich näherte ich mich.

318

Da mir die klareGeistausrichtung

zum Ursprung hinging in mir auf:

Gefahr mir wurdeoffenbar,

und Überdruß stellte sich ein.

319

Da löste sich dasHerz mir ab.

Ach, siehder Lehre Kerngesetz!

Drei Wissen sind nunvoll erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

SUBHÚTO (Gutgeworden)

320

Wer nicht ans Jochsich jocht das SELBST,

der Mann, derwünscht, die Pflicht zu tun,

der, wenn erhandelt, nichts erlangt,

der ist für mich ein Unglückszeichen.

321

Verloren hat er einerobert Land,

will eins er lassen,mag es sein wie Unglückswurf,

doch wenn er allelassen will,

mag er ein Blinder sein, gleich-ungleich er nicht sieht.

322

Was er zu tunwünscht, mag er sagen,

was nicht zu tun,das sag’ er nicht, -

den, der nichts tut,der stets nur redet,

durchschauen tief die Weisen wohl.

323

Gleichwie die Blumeleuchtend glänzt,

in Farbe strahlend,ohne Duft,

so ist das rechtgesprochne Wort

fruchtlos für den, der es nicht tut.

324

Gleich wie die Blumeleuchtend glänzt,

in Farbe strahlend,voller Duft,

so ist das recht gesprochneWort

fruchtreich für den, der es auch tut.

GIRIMĀNANDO (Bergfroh)

325

Es regnet,Wolkengott, wie Wohlgesang,

gedeckt meinHüttchen, angenehm, geschützt:

in ihm ich lebevoller Frieden, still,

so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!

326

Es regnet,Wolkengott, wie Wohlgesang,

gedeckt meinHüttchen, angenehm, geschützt:

in ihm ich lebe mitgestilltem Geist,

so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!

327

Es regnet, Wolkengott,wie Wohlgesang,

gedeckt meinHüttchen, angenehm, geschützt:

in ihm ich lebe frei vomReiz der Lust,

so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!

328

Es regnet,Wolkengott, wie Wohlgesang,

gedeckt meinHüttchen, angenehm, geschützt:

in ihm ich lebe freivon jedem Haß,

so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!

329

Es regnet,Wolkengott, wie Wohlgesang,

gedeckt meinHüttchen, angenehm, geschützt:

in ihm ich lebe vonVerblendung frei,

so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!

SUMANO (Gutgeist)

330

Nach welchen Dhammas ich verlangte,

der Meister gab siehelfend mir -

das Todlose ersehnteich,

getan hab ich, was mir zu tun.

331

Erlangt ist undverwirklicht schon

der Dhammo, durchsich selbst erfahren -

Erkenntnis rein, vonZweifel frei,

erklär ich ihn wohl bis zum Schluß.

332

Den alten Aufenthaltich weiß,

das Himmelsauge istgeklärt,

der Lehre Sinn istvoll erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

333

Nicht lässig bin ichin der Übung,

in reicher,vielgehörter Weisung.

All Einflüsse sindausgedörrt,

nicht gibt es mehr ein Wiederwerden.

334

Belehrt hat mich einEdler, wahrlich,

erbarmend hat er mirgeholfen, -

so blendungslos istdeine Botschaft,

bin Lehrling, der sich gut geübt.

VADDHO (der Wachsende)

335

Gut, wahrlich, daßdie Mutter mir

den Stachelstock vorAugen führte:

als ihre Rede ichgehört,

ermahnt durch dieErzeugerin,

war ich vollTatkraft, strebte selbst:

erlangte höchste Einsicht dann.

336

BinAraham, der Gabenwürdig,

bin dreifachwissend, Todlosseher, -

besiegt ist desNamuci Heer,

ich lebe jetzt als Einflußfreier.

337

Im Innern und imÄußeren,

was da an Einflüssenerschien,

ist alles restlosabgeschnitten

und nichts tut sich da wieder kund.

338

Und weise nun dieSchwester da

sprach diesensinnerfüllten Satz:

jetzt ist nun leiderauch zu mir

die tiefe Neigung dir geschwunden.

339

Zu End gebracht dasLeiden ist,

dies ist der letzteKörperhaufen.

Geburt undTodeskreisen endet:

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

NADÍKASSAPO (Fluß-Kassapo)

340

Zu meinem Glück derBuddho, wahrlich,

zum Fluß Neranjaram erkam, -

als dessen Lehre ichgehört,

die falsche Ansicht gab ich auf.

341

Ich opferte dieHochspruchopfer,

das Feueropferopfert’ ich:

„Dies ist dieReinheit“ immer denkend,

ein blind gewordner Massenmensch.

342

Ins Ansicht-Dickichttief gefallen,

an Altem hängend,ganz getäuscht:

was unrein war, ichdacht’ als rein,

ganz blind geworden, närrisch fast.

343

Die falsche Ansichtgab ich auf,

die Werdensfesselnsind zerbrochen, -

ich opfre jetzt dasGabenfeuer,

verehre den Tathāgato.

344

Verblendung all, ichgab sie auf,

der Werdensdurst istaufgebrochen -

zu End’ gedörrtGeburtenkreislauf:

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

GAYĀKASSAPO

345

Frühmorgens, mittagsund des Nachts,

drei lange Male Tagfür Tag,

stieg ich insWasser, in den Strom

der Gaya, dieser kleinen Gaya.

346

Was von mirausgeführt an Schlechtem

in anderen Geburtenfrüher,

das dacht’ ichabzuwaschen hier:

in solcher Ansicht stand ich fest.

347

Ich hört’ daswohlgesproch’ne Wort

vom Lehr-Sinn tiefverbundnem Weg, -

den wahren,wesentlichen Sinn

betrachtete ich gründlich da.

348

Hab abgebadet allesSchlechte,

bin ohne Schmutz,beherrscht und rein,

binrein, des ReinenErbe jetzt,

des Buddho Sohn, von ihm gezeugt.

349

Getaucht in denAcht-Gliederstrom,

wusch allesSchlechte ich hinweg:

drei Wissen habe icherlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

VAKKALI

350

Wenn du vonWindkrankheit befallen

beim Leben in demlichten Wald,

in rauhen Weidegrundgeworfen:

wie wirst du, Mönch, wohl handeln dann?

351

Mit tiefemFreudensglück, mit weitem,

durchdringend diesenKörperhaufen,

das Rauhe allesüberstehend:

werd’ leben ich im lichten Wald.

352

Entfaltend dieSatipatthānas,

die Fähigkeiten unddie Kräfte,

Erwachungsliederauch entfaltend:

werd’ leben ich im lichten Wald.

353

Weil ich dieTatkräftigen, Strebenden,

die immer fest sichMühenden,

die Friedlichen,Geeintensah:

werd’ leben ich im lichten Wald.

354

Nur folgend noch demGanz-Erwachten,

dem Höchst-Gezähmtenund Gesammelten,

ganz ohne TrägheitTag und Nacht:

werd’ leben ich im lichten Wald.

VIJITASENO (besiegtes Heer)

355

Ich werde fest dichbinden, Herz,

am Torpflock, wieden Elefanten!

Nicht dich zum Schlechtenwerd ich drängen,

du Sinnen-Netz, du Leibgebor’nes!

356

Bist du gezügelt,nicht du gehst,

gleichwie zur Toröffnungder Elefant nicht kommt,

und nicht dasHerzensunglück immer wieder

besiegend, nur erfreut am Schlechten, wirst du leben.

357

Wie den „Trompeter“,ungezähmt,

in neuen Stall derStachelstockdompteur

mit Kraft zurücktreibtden, der störrisch,

so werd’ zurück ich treiben dich.

358

Gleichwie ein edlesPferd, zur Zähmung fähig,

ein exzellenterTrainer zähmt zum Rassepferd,

so auch ich werdezähmen dich,

gegründet fest in den fünf Kräften.

359

Mit Sati band ichnieder dich,

beherrscht im SELBSTdich werd’ ich zähmen,

das Tatkraftjoch istnicht gelöst:

von jetzt an wirst nicht fern mehr gehn, du Herz!

YASADATTO (Ruhmselbst)

360

Im Herzen tadelndnur, der Tor,

hört er dieSiegerbotschaft an:

so fern ist er vomSaddhammo,

gleichwie die Erde von der Wolke.

361

Im Herzen tadelndnur, der Tor,

hört er dieSiegerbotschaft an:

er schwindet weg vomSaddhamo,

gleichwie auf dunkler Seit’ der Mond.

362

Im Herzen tadelndnur, der Tor,

hört er dieSiegerbotschaft an:

er trocknet aus imSaddhammo,

gleichwie der Fisch im Kaum-noch-Wasser.

363

Im Herzen tadelndnur, der Tor,

hört er dieSiegerbotschaft an:

er wächst nicht fortim Saddhammo,

gleichwie im Boden faule Saat.

364

Doch wer mit ganzzufriednem Herzen

hört sich dieSiegerbotschaft an,

warf alle Einflüssehinaus,

verwirklichte dasUnbewegte:

mag sich erlangenhöchsten Frieden,

verlöscht, von allem Einfluß frei.

KUTIKANNO

365

Die Aufnahme hab icherlangt,

befreit bin ich, bineinflußfrei, -

und der Erhab’ne damich sah,

im Klosterbund sah er mich leben.

366

Viel von der Nachtder Bhagavā

verbrachte unter freiemHimmel, -

der leicht im Glückewohnt, der Lehrer,

den Wohnbereich betrat er dann.

367

Er breitete die Robeaus,

das Lager nahm er,Gotamo,

dem Löwen gleich inBergeshöhle,

von Angst und Schrecken völlig frei.

368

Da führte er schönesGespräch,

des VollerwachtenSchüler er:

die gute Lehre Sonosprach

im Angesicht des Buddhabesten.

369

Fünf Gruppen hat ervoll erkannt,

entfaltet hat er dasGerade, -

will er erlangenhöchsten Frieden,

wird er erlöschen, einflußfrei.

KOSIYO (Eule)

370

Wer der Verehrten Redekennt, der Kluge,

zu diesem EinflußLiebe sich erzeugt,

der heißt „Ergeben“und ist wahrlich Weiser:

er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.

371

Wen hat ein großesMißgeschick befallen

und fühlt den inn’renFrieden nicht gehemmt,

der heißt wohl „Standfeststark“und ist ein Weiser:

er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.

372

Wer wie der Ozeansteht ohne Wünsche,

tiefgründig-weise,sehend feinsten Sinn,

der heißt „Nicht-Einnehmbar“und ist ein Weiser:

er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.

373

Hat viel gehört undist ein Dhammahalter,

beim Dhammo lebt erganz entlang dem Dhammo,

der heißt „Was fürein Mensch!“ und ist ein Weiser:

er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.

374

Und wer desAusgesprochnen Sinn versteht

und so, wie er denSinn versteht, auch handelt,

der heißt „Im Sinnelebend“, ist ein Weiser:

er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.

URUVELAKASSAPO

375

Gesehn hab ich dieWunderdinge

des Gotamo, deshochgerühmten, -

doch mocht ich michvor ihm nicht beugen,

von Eifersucht und Stolz getäuscht.

376

Als er mein Denkengleich erkannte,

ermahnte mich derbeste Lenker, -

ich ward ergriffenganz von ihm,

gemeistert war das Haaressträuben.

377

Hab früher Flechtennur getragen.

Was ich an kleinerMacht besaß,

verleugnete ich ganzund gar,

zog in der Siegerbotschaft aus.

378

War mit dem Opfereinst zufrieden,

hab’s Sinnenelementgeschätzt, -

danach den Reiz undauch den Haß,

die Blendung auch zog ich heraus.

379

Weiß meinen altenAufenthalt,

das Himmelsauge istgeklärt,

hab Macht, erkenneandrer Herzen,

das Himmelsohr erlangte ich.

380

Zu welchem Zweckhinausgezogen

vom Haus in dieHauslosigkeit,

der Zweck ist nunvon mir erreicht:

die Fesseln alle fielen ab.

TEKICCHAKĀNI (die heilbaren Sachen)

381

Das Reiskorn istgeerntet,

zum Dreschen liegtder Reis, -

nicht mag ichNahrung mehr,

wie ich einst pflügte.

382

Erinnre an den Buddhodich, den unermeßlichen!

Ganz klar, vontiefer Freude leibberührt,

wirst immer sein du ganz erhoben.

383

Erinnre an den Dhammodich, den unermeßlichen!

Ganz klar, vontiefer Freude leibberührt,

wirst immer sein du ganz erhoben.

384

Erinnre an den Sanghodich, den unermeßlichen!

Ganz klar, vontiefer Freude leibberührt,

wirst immer sein du ganz erhoben.

385

Ganz unter freiemHimmel lebst du

in winterlicherKälte diese Nächte, -

von dieser Kältenicht berührt, geschlagen,

betrittst du den torbalkenfesten Klosterort.

386

Vier Unermeßlichkeitenwerde ich berühren,

und werd’ mit ihnennur noch glücklich leben, -

nicht werd’ vonKälte ich geschlagen,

wenn unerschüttert bleibe ich.

MAHĀNĀGO (großer Elefant)

387

Wer unter seinenMitbrüdern

Verehrung nichterfahren kann,

der trocknet aus imSaddhammo,

gleichwie der Fisch im Kaum-noch-Wasser.

388

Wer unter seinenMitbrüdern

Verehrung nichterfahren kann,

der wächst nichtfort im Saddhammo,

gleichwie im Boden faule Saat.

389

Wer unter seinen Mitbrüdern

Verehrung nicht erfahren kann.

Fern ist er vom Nibbānamweit,

fern von des Dhammakönigs Botschaft.

390

Wer unter seinen Mitbrüdern

Verehrung wohlerfahren kann,

der wird verlassennicht vom Saddhammo,

gleichwie der Fisch im Reichlich-Wasser.

391

Wer unter seinenMitbrüdern

Verehrung wohlerfahren kann,

der recht gedeiht imSaddhammo,

gleichwie im Boden gute Saat.

392

Wer unter seinen Mitbrüdern

Verehrung wohlerfahren kann,

ganz nahe ist er dem Nibbānam,

ganz nah’ des Dhammakönigs Botschaft.

KULLO (das Floß)

393

Zum Leichenplatzging Kullo hin,

sah eine Frau dorthingeworfen,

nicht eingehüllt inguten Hanf,

zernagt von Würmern durch und durch.

394

Den kranken, unreinen und faulen,

sieh, Kullo, diesen Körperhaufen,

aus dem es sickert nur und trieft,

von Toren überaus genossen.

395

Als ich den Dhammaspiegel nahm,

der zum Erkenntnis-Schauen führt,

betrachtete ich diesen Körper,

als leer und eitel innen-außen.

396

Wie das ist, so dieses hier,

wie dieses hier, so ist das da, -

wie unten ist, so oben ist,

wie oben ist, so unten ist.

397

Wie es bei Tag, soist’s bei Nacht,

wie es bei Nacht, so ist’s bei Tag,

wie’s früher ist, so ist es später,

wie später, was es früher auch

398

Musik im Fünfergruppenspiel

löst keine solche Freude aus,

wie der auf Einsgespitzte Geist

bei dem, der recht den Dhammo sieht.

MĀLUNKYAPUTTO

399

Dem Menschenwesen, das da lässig lebt,

der Durst wächst wie ein langes Rankenkraut, -

das treibt von einerWelt zur andern hin

und sucht sich Frucht, wie in dem Wald der Affe.

400

Wen dieser üble Durst besiegt,

das feste Haften inder Welt,

dem wachsen alle Sorgen an,

wie aufschießt langes Wiesengras.

401

Wer diesen üblen Durst besiegt,

so schwer zu zwingen in der Welt,

dem fallen alle Sorgen ab,

wie Wasser perlt vom Lotusblatt.

402

Das sag ich euch:zum Glück für euch!

Euch, die ihr hier versammelt seid:

dem Durste grabt die Wurzel aus,

dem Wiesengras geht auf den Grund,

damit nicht, wie der Strom das Schilf,

der Tod euch breche immer wieder.

403

Erfüllt nur stetsdas Buddhawort!

Die kleinste Zeit verschwendet nicht!

Die rechte Zeit verpaßt, die klagen,

sind ausgeliefert Höllenreich.

404

Trägheit ist Schmutz allüberall,

trägheitsbefallenist der Schmutz, -

durch Nichtträgheit,durch tiefes Wissen

ziehst du heraus den Pfeil des Selbst!

SABBADĀSO (All-Sklave)

405

Es sind jetzt fünfundzwanzig Jahre,

seit ich hinausgezogen bin, -

doch nicht ein Fingerschnalzen lang

errang ich Stille im Gemüt.

406

Fand nicht des Herzens einz’gen Punkt,

vom Sinnenlustreiz stets geplagt.

Die Arme streckt’ich weinend aus,

ging fort vom klösterlichen Ort.

407

Ans Schwert nun werde ich mich halten,

wo liegt der Sinn im Leben mir?

Wie denn, die Übung klar vor Augen,

nicht sollte sterben, wer wie ich?

408

Dann nahm das Messer ich zur Hand,

dem Lager näherte ich mich, -

schon rund geführt das Messer war,

des Selbstes Ader zu durchtrennen.

409

Da mir die klare Geistausrichtung

zum Ursprung hinging in mir auf:

Gefahr mir wurde offenbar,

und Überdruß stellte sich ein.

410

Da löste sich dasHerz mir ab.

Ach, sieh der Lehre Kerngesetz!

Drei Wissen sind nun voll erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

KĀTIYĀNO

411

Erhebe dich und setz dich, Kātiyāna!

Gib dich dem Schlaf nicht hin und rufe wach dich:

damit dich Müden nicht der Lässigkeitsverwandte

mit seiner Fall’ besieg’, der Todeskönig!

412

Gleichwie die Flut des großen Ozeans,

so dich Geburt und Alter überkommen, -

drum baue gut dieInsel deines Selbst (des Selbstes Insel du),

nicht gibt es andern Schutz, soweit das Wissen.

413

Erobert hat der Meister diesen Weg,

hat Haften und Geburts- und Alternsfurcht verwunden,

drum sei nun Nacht für Nacht nicht lässig mehr,

gib ganz dich hin und ziehe fest das Joch!

414

Die alten Fesselnstreife alle ab!

Freu dich an Robe, Messer, Kahlkopf, Bissen!

Nicht mehr an Spielund Spaß und nicht an Schlaf

mehr binde dich! Vertiefe dich, Kātiyāna!

415

Vertiefe dich undsiege, Kātiyāna!

Bist auf demYoga-Friedensweg schon kundig!

Hast du erlangt die Reinheit,nicht zu übertreffen:

wirst du erlöschen, wie durch Wasser Feuerglut!

416

Die Lampe bringt nurkleines Licht hervor,

vom Windeausgeblasen wie der Blitz, -

so auch sei du undgreife hier nichts auf!

Den Māro, du, vomIndrastamm, den schüttle ab!

Bist bei Gefühlen jaschon frei von Reiz, -

die Todeszeit wart ab, hier kühle geworden!

MIGAJĀLO (Wildfallensteller)

417

Bin gut belehrt vomSehenden,

vomBuddha-Sonnen-Anverwandten,

der alle Fesselnabgestreift,

das All-Umkreisen hat gestoppt.

418

Er führt hinaus, erkreuzt hinauf,

des Durstes Wurzeldörrt er aus, -

hat er dasWurzelgift zerstört,

veranlaßt er Beruhigung.

419

Zieht aus derNicht-Erkenntnis Wurzel,

macht auf das Endealler Taten,

hüllt ein, was imBewußtsein lebt,

Erkenntnis-Keil fällt so herab.

420

Er zeigt dieVielfalt der Gefühle,

befreit vom Drang, siefestzuhalten, -

das Werden nur alsKohlengrube

betrachtet durch Erkenntnis er.

421

Er hat Geschmack,ist gut und tief,

das Alter und denTod er wendet:

der edle,achtgliedrige Weg,

der Leiden stillend glückliche.

422

Hat einer Tat alsTat erkannt,

und das Ergebnis alsErgebnis, -

Entstehn der Dingeaus dem Grund:

wie Licht vermag erdann zu sehn, -

geht hin zum Friedendann, der Stille,

der vom Ende ist beglückt.

JENTO PUROHITAPUTTO

423

Von dem Geburtsrauschwar berauscht ich,

von Reichtum und vonHerrschern auch,

von Form, von Farbeund Gestalt -

als Rauschberauschter lebte ich.

424

Nicht bei mir selbstdas Gleiche immer

bedachte ich inhohem Maß:

war stolzverdorben,war ein Tor,

hielt steif die hochgeschwungne Fahne.

425

Die Mutter und denVater nicht,

noch andre zuVerehrende,

nicht irgendeinengrüßte ich,

von Stolz verhärtet, ohne Achtung.

426

Als ich denSpitzenführer sah,

von allen Lenkernden best-höchsten,

der leuchtet wie diehelle Sonne,

vom Bhikkhu-Sangho hochgeehrt:

427

Da spie den Stolz und Rauschich aus

und tief beruhigt im Gemüt

begrüßte mit dem Kopfe ich

von allen Wesen wohl den Höchsten.

428

Da waren Stolz und dieVerachtung

schon aufgegeben, wohlentfernt, -

Ich-Bin-Stolz ganzdurchschnitten schon,

des Stolzes Arten all zerstört.

SUMANO (Gutgeist)

429

Als Neuer zog ichaus dem Haus,

war von Geburt erstsiebenjährig, -

mit inn’rer Macht hatt’ ichbesiegt

den abgefall’nen Indra, groß und mächtig.

430

Des nahen Meistersklares Wasser

vom großenAnotatto-See,

ich nahm es auf. Alser es sah,

der Meister darauf dieses sprach:

431

Ach, Sāriputta, diesen sieh,

der dort herankommt, diesenKnaben!

Den Wassertopf hat ergenommen,

im Innern gut gesammelt wohl.

432

Mit Anmut folgt erseiner Pflicht,

und schön führt erBewegung aus:

Novize er desAnuruddho,

auf inn’re Kraft vertrauend ganz.

433

Nur Training gibtein Rassepferd,

durch Guten wird mangut gebaut, -

geleitet wohl vonAnuruddho,

ist Pflicht getan, ist abgeübt.

434

Erreicht isthöchster Frieden jetzt,

dasUnerschütterliche da, -

und der NovizeSumano:

„Es wisse keiner von mir!“ wünscht.

NAHĀTAKAMUNI (Bademeister-Muni)

435

Wenn du von Windkrankheitbefallen,

beim Leben in dem lichtenWald,

in rauhen Weidegrundgeworfen:

wie wirst du, Mönch wohl handeln dann?

436

Mit tiefem Freudensglück,mit weitem,

durchdringend diesenKörperhaufen,

das Rauhe allesüberstehend:

werd’ leben ich in lichtem Wald.

437

Entfaltend siebenErwachungsglieder,

die Fähigkeiten unddie Kräfte,

Vertiefungsfeinheitganz erreicht:

so werd’ ich leben einflußfrei.

438

Das von den Fleckenganz befreite,

das reine Herz, dasnicht verwirrte,

im Innern oft undoft betrachtend:

so werd’ ich leben einflußfrei.

439

Was innen mir undaußen mir

an Einflußströmentauchte auf,

sie all sind restlosabgeschnitten

und rühren sich nicht wieder mehr.

440

Fünf Gruppen sindrundum erkannt,

sie stehn entwurzeltnur noch da:

das Leidens-Ende isterreicht,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

BRAHMADATTO (Brahmagegeben, Brahmagabe)

441

Wer ohne Zorn, wohernoch Zorn?

Wer da gezähmt, gleichmäßiglebt,

wer durch Erkenntnisrecht befreit, -

wer ist wie dieser still geworden?

442

Der macht sich ebendadurch schlechter,

wer einem Zornentgegenzürnt, -

wer einem Zorn nichtgegenzürnt,

siegt in dem Kampf, schwer zu ersiegen.

443

Zu beider Wohlseinlebt er da:

zum Wohl sich selbstund auch des andern, -

wenn er den anderenerregt erkennt

und achtsam dabeiruhig wird.

(Zum Wohl des Selbst und auch des Andern)

444

Bei dem, der beiderHeiler ist,

des Selbst und auchdes Anderen,

die Leute denken: „Welchein Tor!“

Die wahrlich nicht die Lehre kennen.

445

Wenn einmalhochkommt dir der Zorn,

denk’ übersSägegleichnis nach!

Kommt dir beimSchmecken auf die Gier,

erinn’re dich ans Sohnfleischgleichnis!

446

Stürmt dir das Herzeinmal davon

bei Sinnesreizen,Werdensdingen,

halt’ es mit Satischnell zurück,

wie schlechtes Rind, das Korn verschlingt!

SIRIMANDO (Glücks-Essenz)

447

Auf Zugedecktespladdert Regen,

auf Offnes pladdertRegen nicht, -

darum: waszugedeckt, deckt ab,

so pladdert darauf Regen nicht.

448

Vom Tod geschlagenist die Welt,

das Alter schleichtum sie herum,

vom Pfeil desDurstes tief durchbohrt,

vom Duft des Wünschens stets verführt.

449

Vom Tod geschlagenist die Welt,

das Alter wirbeltsie herum,

schlägt um sich,immer ohne Schutz,

wie mit dem Stock bestrafter Dieb.

450

Sie kommen an wieFeuermassen:

Tod, Krankheit,Alter, diese drei, -

sie zu verlassen,fehlt die Kraft,

kein Tempo gibt’s, um fortzurennen.

451

Nicht nutzlos seidas Tagewerk,

im Kleinen nicht, imGroßen nicht, -

denn welche Nachtauch immer geht,

mit jeder nimmt das Leben ab.

452

Für den, der geht,für den, der steht,

für den, der sitzt,für den, der liegt:

die letzte Nacht,sie kommt heran,

nicht bleibt dir Zeit zum Lässigsein.

SABBAKAMO (Allwunsch)

453

Er ist zweifüßig, istnicht rein,

schlecht riechendläuft er stets herum,

von Vielem ist seinKörper voll,

es sickert da und dort heraus.

454

Das wilde Tier sitztin der Falle,

am Angelhaken hängtder Fisch, -

den Affen wie mitKlebemasse,

so hindern sie den Massenmenschen.

455

Die Formen, Tön’,Geschmäck’, Gerüche,

Berührungen, denGeist erfreuend:

dies sind derSinnenstränge fünf,

zu sehn in der Gestalt der Frau.

456

Sie alle, dieverfolgen sie

erregten Herzens,Massenmenschen:

vermehren nur dasLeichenfeld

und häufen Weiterwerden auf.

457

Doch wer sich fernvon ihnen hält,

wie einenSchlangenkopf vom Fuß,

der dieses Haften inder Welt

kann achtsam überkommen dann.

458

Da ich dieSinnen-Not gesehn,

gesehn das Lassenals den Frieden:

bin ich befreit vonallen Lüsten,

erlangt hab ich das Einfluß-Ende.

SUNDARASAMUDDO (Schön-Ozean)

459

In reichem Schmuck,gekleidet schön,

Girlanden tragend,reich geziert,

und rot gefärbt diebeiden Füße,

in feinen Schühchen steckt die Dirne.

460

Da legte sie dieSchühchen ab,

nachdem den Handgrußsie getan, -

und schmeichelndweich und zart zu mir

mit einem Lächeln leis sie sprach:

461

„So jung bist duhinausgezogen.

Bleib stehen hierauf meinem Platz!

Genieß der MenschenSinnenfreuden!

Ich gebe Reichtumdir, Besitz!

Die Wahrheit kann ichdir versprechen!

Das Feuer in dir trag ich weg!

462

Und wenn wir beidealt geworden,

uns auf den Stocknur stützen noch,

dann ziehen b e i d ewir hinaus, -

das wär ein Glückswurf, zweifach gut!“

463

Als ich die Bittendeso sah,

die Dirne, die denHandgruß gab,

in reichem Schmuck,gekleidet schön,

die Todesschlinge ausgelegt:

464

Da mir die klareGeistausrichtung

zum Ursprung hinging in mir auf:

Gefahr mir wurdeoffenbar,

und Überdruß stellte sich ein.

465

Da löste sich dasHerz mir ab.

Ach, siehder Lehre Kerngesetz!

Drei Wissen sind nunvoll erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

LAKUNTAKO (der Zwerg)

466

Die Andern sind imMangopark,

im tiefen Wald istBhaddiyo, -

samt Wurzel ziehtden Durst er aus:

dort glücklich er Vertiefung übt.

467

Es freun sich manchean den Trommeln,

an Lauten- und anGlockenspiel, -

und ich bin unterBaumeswurzel

froh an des Buddho Weisung nur.

468

Der Buddho kann mirHöchstes geben,

was er erlangt, istHöchstes mir, -

ich richte bei derganzen Welt

die Sati ständig auf den Leib.

469

Die mich aus derGestalt nur dachten,

und die nach meinerStimme gingen:

dieWillensreiz-Einfluß-Besetzten,

sie kennen mich nicht, diese Menschen.

470

Tief in sich selbstkennt er sich nicht

und außen weit, dasieht er nicht:

der Tor schließtüberall sich aus,

den, wahrlich, reißt der Stimmklang fort.

471

Tief in sich selbstkennt er sich nicht

und außen weit, dasieht er klar:

wer Außenfrucht nurimmer sieht,

auch den reißt schnell der Stimmklang fort.

472

Doch wer tief in sichselbst sich kennt

und außen immerweiter sieht:

wer nicht sichausschließt, wenn er sieht,

den reißt der Stimmklang nicht mehr fort.

BHADDO (der Glückliche)

473

Ihr Sohn, dereinzige, ich war,

der Mutter lieb, demVater lieb, -

mit vielen Pflichtenlebte ich,

hielt mein Versprechen immer ein.

474

Und sie, aus reinemMitgefühl,

Sinnvolles liebend,Wohl nur wünschend,

sie beide, Vater undauch Mutter,

dem Buddho übergaben mich.

475

„Mühsam erzogen istder Sohn,

ein zarter Knabevoller Glück,

den geben wir dir,großer Schutzherr,

dem Sieger jetzt zum Diener hin.“

476

Als mich der Meisteraufgenommen,

da zu Anando sagteer:

„Nimm diesen schnellim Orden auf!

Ein Rassepferd wird bald er sein!“

477

Als aufgenommen michder Lehrer,

ging in das Klosterhin der Sieger, -

die Sonne war nochnicht gesunken,

da wurde ich im Herzen frei.

478

So nahm der Lehrermir den Durst.

Zurück aus seinerEinsamkeit,

„Komm, Bhadda!“sagte er zu mir.

Das war für mich die Ordensweihe.

479

Nach der Geburt imsiebten Jahr

erlangte ich dieOrdensweihe.

Drei Wissen sind vonmir erreicht:

Ach, siehder Lehre Kerngesetz!

SOPĀKO

480

Sah imTerrassenschatten ihn,

den Höchsten, gehenauf und ab, -

da ging ich langsamzu ihm hin,

begrüßte ihn, den höchsten Menschen.

481

„Deckt meineSchulter erst die Robe,

und falt’ ich unterihr die Hände,

werd’ ich demFehlerlosen folgen,

dem Höchsten aller Lebewesen.“

482

Da Fragen stellte eran mich,

der Fragenkenner,Wissende, -

und furchtlos ganzund ohne Angst

erklärte sie dem Meister ich.

483

Und über dieserFragen Antwort

erfreut war der Tathāgato,-

sah hin auf seineBhikkhu-Schar,

sprach dieses Sinnwort vor sich hin:

484

„Wie gut für Magadhā,Angāna,

wo dieser allesleicht genießt:

die Robe und denBettelgang,

den Unterhalt undLager-Sitz,

das Aufstehn und denrechten Gang, -

wie gut für sie“ - so sagte er.

485

„Sopāka, heute bistzu mir,

zu sehen mich,herangekommen -

grad dieser Schritt,Sopāka, eben

soll dir die Ordensweihe sein.“

486

War sieben Jahr nachder Geburt,

als ich dieOrdensweihe nahm, -

trag ab nun meinenletzten Leib.

Ach, dieses Dhamma-Kerngesetz!

SARABHANGO (Schilfbrecher)

487

Das Schilf mitHänden brach ich los,

zerschnitt es, bauteeine Hütte, -

darum sie gaben „Schilfbrecher“

als Namen mir, mich zu benennen.

488

Nicht ziemt es sichmir heute mehr,

das Schilf mitHänden loszubrechen, -

ist nicht derÜbungsweg erklärt

von Gotamo, so reich an Ruhm?

489

Die ganzeausgemachte Krankheit

als Schilfbrecherich sah nicht früher, -

hab diese Krankheitnun durchschaut

beim Worterfüller-Übergott.

490

Auf welchem Weggegangen ist Vipassī,

auf welchem Weg auchSikhī und Vessabhū,

Kakusandho, Konāgamanound Kassapo:

auf dem ging immer gradeaus auch Gotamo.

491

Befreit vom Durstund frei vom Haften,

sind sieben Buddhasabgetaucht, -

sie haben aufgezeigtden Dhammo,

sind selbst zum Dhammo ganz geworden.

492

Die vier der edlenWahrheiten,

aus Mitgefühl mitallen Wesen:

das Leiden, dasEntstehn, der Weg,

das Ende, Leidensuntergang.

493

Aus wem das Leidensich entwindet,

das im Samsāroendlos hält,

für den ist beimZerfall des Körpers,

bei Trockenwerdendieses Lebens

ein andresWiederwerden nicht:

„Befreit nun bin ich ganz und gar!“

MAHĀKACCĀYANO

494

An Tat nicht viel ermöge machen,

das Volk er mögemeiden, nicht hinausgehn, -

wer eifrig ist,Geschmack ergiert,

verläßt das Wohl, das Glück nur bringt.

495

„Das ist nur Staub!“erkannte ich, -

Gruß und Verehrungbei Familien

gleicht feinemPfeil, schwer zu entfernen.

Schwer ist zu lassen Gastfreundschaft bei Schlechten.

496

Mit anderm nichtvergleiche man

die schlechte Tatdes Sterblichen, -

man sollte dieserselbst nicht folgen,

als Tatverwandter einer Mutter.

497

Nicht durch das Wortsind andre Räuber

nicht durch das Wortsind andre Muni -

erst wenn das eigneSELBST verschwindet,

erfahren es die Götter dann.

498

Die anderen begreifennicht:

„Laßt uns den Todhier immer sehn!“

Doch denen, diebegreifen dort,

die Kämpfe werden endlich still.

499

Er lebt jetzt alsein Weiser nur. -

Hateiner Reichtum fahren lassen

und tiefe Weisheitnicht erlangt,

lebt er im wahren Reichtum nicht.

500

Ja, alles hört ermit dem Ohr,

ja, alles sieht ermit dem Auge, -

was er gesehn,gehört, der Weise,

verdient er, alles nicht zu lassen?

501

Der Sehende ist ihmwie blind,

der Hörende ist ihmwie taub,

der Weisheitsvolleihm wie stumm,

der Starke wie einSchwächling nur, -

und dann beimaufgesprungnen Sinn

er möge ruhn, als schliefe er.

SIRIMITTO (Glücksfreund)

502

Wer ohne Zorn und ohneGroll,

von Täuschung undVerleumdung frei, -

wer so geartet ist alsMönch,

klagt wahrlich nach dem Tode nicht.

503

Wer ohne Zorn und ohneGroll,

von Täuschung undVerleumdung frei, -

ein immer torbewachterMönch,

klagt wahrlich nach dem Tode nicht.

504

Wer ohne Zorn und ohneGroll,

von Täuschung undVerleumdung frei, -

der im Verhalten gute Mönch

klagt wahrlich nach dem Tode nicht.

505

Wer ohne Zorn undohne Groll,

von Täuschung undVerleumdung frei, -

der immer guteFreund als Mönch

klagt wahrlich nach dem Tode nicht.

506

Wer ohne Zorn undohne Groll,

von Täuschung undVerleumdung frei, -

dergute Weisheit hatals Mönch

klagt wahrlich nach dem Tode nicht.

507

Vertrauen zum Tathāgato,

wer das, nichtschwankend, aufgebaut,

bei wem auch dasVerhalten gut,

von Edlen nur geliebt, gelobt, -

508

wer bei dem Sanghoklar geworden,

das Sehen gradgerichtet hat:

der wird nichtBettler mehr genannt,

geht unverblendet durch das Leben.

509

Darum an das Vertrau’n,an Tugend,

an Klarheit und dasDhamma-Sehen

sich schließe an derwirklich Weise,

nur folgend noch der Buddhas Botschaft.

MAHĀPANTHAKO (der große Wegler)

510

Als ich das ersteMal ihn sah,

den Lehrer, der ganzohne Furcht,

da fühlte ich michtief ergriffen:

hatt’ angeschaut der Menschen Besten (Höchsten).

511

Mit Glanz an Händenund an Füßen,

wer will verweisenden, der kam, -

wer will, der einensolchen Lehrer

erlangt hat, ihn noch ferner missen?

512

Darum mein Kind und meineFrau,

den Reichtum-Wohlstandwarf ich weg, -

schnitt ab die Haareund den Bart

und zog in die Hauslosigkeit.

513

Das Übungslebenfüllt’ ich aus,

war bei den Sinnengut gezügelt, -

verehrend tief denganz Erwachten,

ich lebte völlig unbesiegt.

514

Mein Trachten warvon da an nur

fest im Gemütverankertmir:

mag keinenAugenblick mich setzen

zum Durstpfeil, der herausgezogen.

515

Auf diese Weiselebte ich.

Sieh nur, wasTatkraft-Streben kann:

drei Wissen sind vonmir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

516

Ich weiß nun, wo ichfrüher war,

das Himmelsauge istgeklärt, -

binArahat, der Gabenwürdig,

bin abgelöst, von Wünschen frei.

517

Ins Dämmerlicht derdunklen Nacht

brach hell derSonnenaufgang ein, -

mein ganzer Durstwar ausgedörrt,

ich nahm den stillen Kreuzsitz ein.

BHÚTO (Geworden - Natur)

518

Wenn „Leiden ist dasAlter und der Tod“ der Weise,

wo töricht sind undfestgebunden Massenmenschen,

das Leiden tief erkennend,achtsam sich vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

519

Wenn er das Leidenbringende Verhaftetsein,

den Vielfaltsknoten,der nur Leiden in sich birgt,

den Durst verlassenhat und achtsam sich vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

520

Wenn er den glücklichen,Zweimal-Viergliederpfad,

den höchsten Weg zurReinigung von allem Schmutz

mit Weisheit hatgeschaut und achtsam sich vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

521

Wenn er das staub-und kummerfreie Ungeschaff’ne,

den stillen Pfad zurReinigung von allem Schmutz

entfaltet und durchtrenntdie ganzen Fesselbanden:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

522

Wenn tief im Himmelmächtig dröhnt die Wolkenpauke

und Regen wirbeltüberall auf Vogelwegen

und still der Mönchin seinem Berge sich vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

523

Wenn bunte Blüten aufdem Strom der Flüsse wirbeln,

als hätten sie mitreichem Kopfschmuck sich geputzt,

er still am Ufer sitztund heiter sich vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

524

Wenn in der Nacht, intiefer Einsamkeit des Waldes

die Götter aus derKehle, Zähne zeigend, brüllen

und still der Mönchin seinem Berge sich vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

525

Wenn denGedankenstrom des Selbst er in sich hemmt,

und im Gebirge sichin Felsenspalte schmiegt,

sich frei von Furchtund inn’rer Dürre leicht vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

526

Wenn glücklich erSchmutz-Dürre-Kummer hat vertrieben

ganz ohne Riegel,ohne Sucht, vom Pfeil befreit,

am Ende allerEinflußmächte sich vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

KĀLUDĀYÍ

527

Es glühen hellrotjetzt die Bäume, Herr,

sie tragen Frucht,das Blätterdach entlaubt!

Die glühendFlammenden, sie wollen sagen:

„Zeit ist es, großer Held, Erlösung auszukosten.“

528

Die blüh’nden Bäume,die den Geist erfreu’n,

allüberall siesenden Düfte aus, -

will lassen das Erlangte,Frucht nicht wünschen,

jetzt ist die Zeit, um fortzugehen, Held!

529

Es ist jetzt nichtzu kalt und nicht zu heiß,

die rechteJahreszeit zum Wandern, Herr, -

sie mögen sehenDich, die Sakyer, Kolyer,

wenn Du die Rohini im Westen überquerst.

530

Mit Hoffen wirdgepflügt das Feld,

die Saat mit Hoffenwird gesät,

mit Hoffen geht manHandel ein,

der Ozean anReichtum bringt, -

bei welchem Hoffenfest ich stehe,

dies Hoffen möge mir gedeihen.

531

Ach, immer wiedersäen sie die Saat,

ach, immer wiederregnet Götterkönig,

ach, immer wiederPflüger pflügen Felder,

ach, immer wieder kommt das Reich zu Reichtum!

532

Ach, immer wiedergehn umher die Bettler,

ach, immer wiedergeben Gabenherren,

ach, immer wieder,wenn die Gabenherren gegeben,

ach, immer wieder gehen sie zum Himmelsort!

533

Der Held gewiß dasWesensjoch erkennt,

in welchem Stamm erwird gebor’n, der Weise -

„ich denke ICH“ - sogeht der Göttergott,

durch den gebor’n des Muni Wahrheitsname.

534

Suddhodano der Vaterhießdes großen Weisen,

des Buddho Mutteraber trug den Namen Māyā, -

sie nahm das Buddhawesenauf in ihren Schoß,

und als ihr Körper brach, sie freute sich im Himmel.

535

Als Gotami gestorben,ging sie fort von hier,

mit Himmelssinnenlüstenwar sie reich begliedert,

sie freute sich anden fünf weiten Sinnesbahnen,

umgeben glücklich von den hohen Götterscharen.

536

Des Buddho Sohn binich, Unmögliches erreichend,

desunvergleichlichen Angīraso,

des Vaters Vaterbist du wahrlich mir, o Sakka,

bist eigentlich, o Gotama, Großvater mir.

EKAVIHĀRIYO (der Alleinlebende)

537

Nicht vor mir undnicht hinter mir,

wenn keinen anderenes gibt:

wie äußerst angenehmist das

dem, der allein im Walde lebt!

538

Darum werd’ ichalleine geh’n

in tiefen Wald,Buddhagelobt,

so wohl dem, deralleine lebt,

dem Mönch, der in sich selbst nur strebt.

539

Ach, wie tutYogi-Freude wohl,

wenn man demElefanten folgt!

Allein, den Sinnerlebend, rasch,

werd’ treten ich in tiefen Wald.

540

Im aufgeblühtenkühlen Wald,

im Kühlen einerBergeshöhle,

wenn ich die Gliederfeucht benetzt,

werd’ auf und ab ich geh’n allein.

541

Für mich allein,ganz ohne zweiten,

im wunderbarengroßen Wald:

wann werde ich dorteinmal leben

vollendet ganz, von Einfluß frei?

542

So möge mir, derhandeln will,

der tiefe Wunschalsbaldgelingen!

Bemühen will ichredlich mich,

kein andrer tut für andern was.

543

Ich lege mir denPanzer an,

betreten werde ichden Wald,

nicht eher wiederaus ihm gehn,

bis ich erreicht das Einfluß-Ende.

544

Im Winde, der michdort umweht,

im kühlen, Wohldufttragenden,

Unwissen werde ichzerbrechen,

im Stillsitz einer Bergesspitze.

545

Im Wald, von Blütenganz bedeckt,

im Kühlen einerBergesgrotte,

mit tiefemFreiheitsglück beglückt,

bin froh ich in der Bergeshöhle.

546

Vollendet bin ich imEntschluß,

gleichwie der Mond amVollmondtag, -

All-Einfluß hab ichüberwunden,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

MAHĀKAPPINO

547

Wer das, was nochnicht da, klug in Vorausschau sieht:

das Wohl, den Nutzenund das Nichtwohl, dieses Doppel,

bei dem, der haßt, -bei dem, der Wohl nur wünscht,

sie sehen keine Kluft, die stets den Frieden suchen.

548

Bei wem dieAtem-Achtsamkeit

vollendet, gutentfaltet ist,

mit jedem Schrittund Tritt durchübt (vermehrt)

wie sie vom Buddhoaufgezeigt:

der strahlt in dieseganze Welt,

gleichwie der wolkenfreie Mond.

549

Ach, wahrlich weißist jetzt mein Herz,

unmeßbar weit undgut entfaltet,

durchdrungen ist es,hochgespannt

und strahlt in jede Richtung hin.

550

Er lebt jetzt alsein Weiser nur, -

hateiner Reichtum fahren lassen

und tiefe Weisheitnicht erlangt,

lebt er im wahren Reichtum nicht.

551

Die Weisheit nimmtGehörtes wahr,

die Weisheit mehrAnsehn und Ruf,

von Weisheit tiefergriffner Mann,

selbst noch im Leiden findet er das Glück.

552

Nicht gilt die Lehreheute nur,

nicht wunderbar undnicht erstaunlich:

geboren wird undSterben kommt, -

was ist daran wohl so erstaunlich?

553

Geborenem folgt ohnePause (unaufhörlich)

das Leben und dersich’re Tod, -

(das Leben ständigund der Tod)

die immer neu Gebor’nensterben:

von solcher Art sind Atemwesen.

554

Nicht ist dasMaßstab eines tief’ren Sinns,

was Lebenssinn dervielen andern Menschen, -

die Totenklage führtzu keinem Ruhm,

wird nicht gelobt von strebenden Brahmanen.

555

Dem Weinendenerkranken Aug’ und Körper,

zerstört wirdSchönheitskraft und Kraft des Geistes,

von Herzen froh sindalle seine Feinde,

die Wohlgesonnenen sind glücklich nicht.

556

Darum sich sehne,wer Familie hat,

nach weisen Menschen,die gehört schon viel,

mit ihnen wird erWeisheit reich entfalten

und kreuzen mit dem Schiff den Strom, den vollen.

CULAPANTHAKO (Kleinwegler)

557

Ganz langsam warmein Gehen nur,

verachtet war ichnur bisher, -

der Bruder beugtesich zu mir:

„Geh Du jetzt in das Haus hinein!“

558

Ich war wieabgeknickt in mir,

als ich beimLagerraum des Sanghaparks

trübsinnig dortalleine stand,

mich einzig sehnend nach der Weisung.

559

Da der Erhab’ne kamheran,

den Kopf berührtesanft er mir,

nahm mich behutsamdann am Arm,

betrat mit mir den Sanghapark.

560

Aus Mitleid wohl derMeister da

das Fußtuchüberreichte mir:

dies, widme Dich, g an z rein zu machen,

das eine Ende ist schon rein.

561

Als ich dies Wortvon ihm gehört,

lebt’ ich mit seinerWeisung froh,

gab ganz mich demSamadhi hin,

um zu erfassen höchsten Sinn.

562

Ich weiß nun, wo ichfrüher war,

das Himmelsauge istgeklärt,

drei Wissen sind vonmir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

563

Viel tausendmal hatsich das Selbst

gebaut, geformt derPanthako, -

saß in dem schönenMangohain,

bis er die Todeszeit erkannt.

564

Da mir der Lehrersandte zu

den Boten für dieTodeszeit, -

und als die Zeit bekanntgemacht,

ging durch die Luft ich hin zu ihm.

565

Als ichverehrt des Lehrers Füße,

zu seiner Seitesetzt’ ich mich, -

und wie er sitzendmich erkannt,

nahm mich der Lehrer bei sich auf!

566

„Das Opfer dieserganzen Welt,

die Gaben nahm eralle an,

ist das Verdienstfeldaller Menschen, -

ihr nahmt sie an, die reiche Gabe.“

KAPPO (der Geeignete)

567

Mit aller ArtenHausschmutz voll,

ein einzig großesKot-Entstehen,

gleichwie ein Teich,der ganz verrottet,

wie große Beule, großer Dschungel.

568

Von Eiter und vonBlut ganz voll,

in eine Dunggrubegesunken,

von Wasser triefendist der Körper,

strömt immer Fauliges nur aus.

569

EinSechzig-Sehnen-Angebinde,

mit Fleisch alsSchmiere zugeschmiert,

ins Futteral derHaut gebunden,

ein Körper faulig, ohne Nutzen.

570

Die Knochen zumVerbund gebunden,

mit Sehnenschnürenfestgezurrt,

durch vielerleiZusammenspiel

entsteht dann die Bewegungsart.

571

Nur immer ausgesetztdem Tod,

dem Todeskönig immernah:

wenn er diesausgespieen hat,

gehter, wohin er will, der Mann.

572

Gehemmt durchUnwissen der Körper,

mit Viererfesselganz gefesselt,

in eine Woge sinktder Körper,

ein Neigungsnetz weit ausgebreitet.

573

Fünffache Hemmunghält ihn fest,

ganz mit Gedankenausgefüllt,

der Durst durchziehtihn wurzelgleich,

Verblendungsdach hält ihn bedeckt.

574

So dieser Körpersich bewegt,

von Tun und Handelnangetrieben, -

Glück baut sich auf- und bricht entzwei,

nur Vielfaltwerden stets erscheint.

575

Die sich den Leib zueigen machen,

die blinden Toren, Massenmenschen,

vermehren nur denFriedhof schrecklich,

ergreifen immer Wiederwerden.

576

Doch die den Leib zulassen wissen,

wie einekotbeschmierte Schlange,

die Werdenswurzelausgespien:

die löschen aus, von Einfluß frei.

UPASENO

577

Den abgeschied’nen,wenig lauten,

von wilden Tierennur besuchten,

den Lagersitz derMönch benutze,

zurückgezogen übe er.

578

Vom Abfallhaufennahm er sich,

vom Friedhof und vomWegesrand -

und machte draus dieRobe sich:

die rauhe Robe trage er.

579

Bescheiden ganz denGeist gemacht,

mit gleichem Schrittvon Stamm zu Stamm,

um Brockenspeise geh’der Mönch,

ein Torbewachter, wohl gezügelt.

580

Mit Rauhem geh’ ersich zufrieden,

find’ nur Geschmackan stillem Platz,

dem, der nur nachGeschmäcken giert,

vertiefungsfroh ist nicht der Geist.

581

An Wünschen arm undstets zufrieden,

ganz abgeschiedenleb’ der Muni, -

laß sich mitHaushaltern nicht ein

und mit Hauslosen gleichfalls nicht.

582

Wie dumm und auchwie stumm,

das Selbst er solltesehen so, -

nicht allzu lang’ ersollte leuchten

in Sanghamitte, er, der Weise.

583

Nicht er beleid’ ge,wen auch immer,

Verletzung gebe erganz auf,

gezügelt im Systemder Regeln,

kennt er das Maß auch recht beim Essen.

584

Leicht greift er aufdas Sammlungszeichen,

erkennt, was in denGeist einströmt,

an Stille schließeer sich an,

im Zeitfluß an das weite Sehen.

585

Versehn mit Tatkraftund mit Ausdauer,

sei er ansÜbungsjoch gebunden,

ist nicht dasLeidensend’ erreicht,

mag zum Vertrauen gehn der Weise.

586

Dem so im GeisteLebenden,

dem Mönch, der sodas Reine liebt,

dem schwinden alleEinflüsse,

zum tiefen Frieden er gelangt.

GOTAMO

587

Er mög’ erschließensich den Sinn,

betrachten danngesproch’nes Wort:

was hier und heuteauf ihn paßt,

der zum Asketentum gekommen.

588

Er suche hier denguten Freund

und nehme auf dasweite Übungsfeld

und wünsche, vonVerehrten viel zu hören:

das ist für den Asketen passend.

589

Den Buddhas zolle erVerehrung,

beim Dhammo habe erRespekt,

den Sangho seh’ ervoller Achtung!

Das ist für den Asketen passend.

590

Am Gutverhaltenangebunden,

rein der Erwerb,untadelhaft,

im Geiste tief insich gegründet,

das ist für den Asketen passend.

591

Zu vieles Handeln ervermeide,

sei ruhig in derLeibbewegung,

schließ’ an den hohenGeist sich an:

das ist für den Asketen passend.

592

Im Wald geleg’neLager-Sitze,

fern abgelegen,ringsum still,

zu teilen nur miteinem Muni:

das ist für den Asketen passend.

593

Die Tugend und dieweite Wahrheit,

der Lehren tiefes,wirkliches Ergründen,

der Wahrheitenvolles Erfassen:

das ist für den Asketen passend.

594

Entfalten mag er: „Nichtbeständig!“

Und den Gedanken: „Nichtdas Selbst!“ und „Unrein!“

Und an der Welt dasNichterfreutsein!

Das ist für den Asketen passend.

595

Entfalten dieErwachungsglieder,

die Pfade inn’rerMacht, die Sinneskräfte,

den achtgliedrigen,edlen Weg:

das ist für den Asketen passend.

596

Den Durst, den gebeauf der Muni,

samt Wurzeln rode erdie Einflüsse,

er lebe ganz in sichbefreit:

das ist für den Asketen passend.

SAMKICCO

597

Was findest Du amWalde, Vater?

Wie Ujjuhāno tief imRegen?

Die Höhenwinde tunDir wohl?

Die Einsamkeit der Meditierer?

598

Gleichwie derHöhenwind die Wolken

vorübertreibt inRegenzeit,

so mich Gesichteüberkamen,

die an die Einsamkeit gebunden.

599

Der gar nicht weißeRabenvogel,

der auf demLeichenfeld in Scharen lebt,

ließ Sati grad inmir entsteh’n,

die auf Reizfreiheit zielt am Körperhaufen.

600

Wenn wen die andernnicht beschützen,

und wer die andernnicht beschützt,

der ist ein Mönch,den Glück bewohnt,

bei Sinneslüsten ohn’ Verlangen.

601

Das Wasser in denvielen Klippen,

in denen wilde Tierehausen,

mit Wasserpflanzenganz bedeckt,

die Felsen, sie erfreuen mich.

602

Ich hab gelebt intiefen Wäldern,

in Schluchten und indunklen Höhlen,

mein Lager und meinSitzwar einsam,

von wilden Tieren nur besucht.

603

„Die tötet nur undschlachtet sie!

Nur Leid die Wesensoll’n erfahren!“

Von d e r Gesinnungweiß ich nichts,

der unedlen und haßverbundnen.

604

Verehrt von mir derMeister ist,

getan des BuddhoWeisung ist,

und abgelegt dieschwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

605

Zu welchem Zweck ichzog hinaus,

vom Haus in dieHauslosigkeit,

der Zweck ist nunvon mir erreicht:

all meiner Fesseln Untergang.

606

Bin tief erfreut amTode nicht,

bin tief erfreut amLeben nicht,

die Todeszeit ichwarte ab,

gleichwie der Dienerseinen Lohn.

(zur Todeszeit(Sterbezeit) ich schaue aus,

gleichwie der Knecht auf seinen Lohn.)

607

Bin tief erfreut amTode nicht,

bin tief erfreut amLeben nicht,

die Todeszeit ichwarte ab,

verstehend alles, achtsam ganz.

SÍLAVĀ (der Tugendhafte)

608

Die Tugend nur ihrmögt hier üben,

in dieser Welt guteingeübt!

Denn ist die Tugendganz erlangt,

erschließt sie sichdem treuen Dienst.

(Denn Tugend nur denAll-Erfolg

bringt nahe, wird gedienet ihr.)

609

Die Tugend schützesich der Weise,

wenn er erwünschtsich dreifach Glück:

das Lob und denGewinn von Wohlfahrt

und nach dem Tod im Himmel Freude.

610

Der Tugendhafteviele Freunde

durch seine Zügelungsich gewinnt,

der Tugenlose vonden Freunden

beraubt ist durch sein Schlechtverhalten.

611

Auch nicht ein wenigLob, nicht Ruhm

der tugendlose Mannbekommt, -

doch Lob und Ruhmund vieles Preisen

der Tugendhafte stets bekommt.

612

Beginn ist Tugendund ist Stütze,

der guten DingeMutterschoß

im Angesichte allerDinge:

darum die Tugend kläre man.

613

Maß ist und Zügelungdie Tugend,

des Herzens freudigeErhellung

(des Herzenstiefstes Freudenwort)

ist auch die Furt jaaller Buddhas:

darum die Tugend kläre man.

614

Die Tugend: Kraft -ganz unvergleichlich,

die Tugend: Waffe -höchster Art,

die Tugend:Schmuckstück - allerbestes,

die Tugend: Panzer - ungewöhnlich.

615

Die Tugend: Brücke -fest gegründet,

die Tugend: Duft -unübertrefflich,

die Tugend: Salbe -allerbeste,

wohin sie weht, in jede Richtung.

616

Die Tugend: Vorsorge- die Spitze,

die Tugend:Reisezehrung - höchste,

die Tugend:allerbester Führer,

wohin man geht, in jede Richtung.

617

Hier schon den Tadeler bekommt

und nach dem Todeerst, der Dumme,

allüberall der dummeTor,

in Tugenden ganz ungesammelt.

618

Hier schon den gutenRuf bekommt,

danach im Himmelauch, der Heit’re,

der überall istheiter, weise,

in Tugenden ist gut gesammelt.

619

Die Tugend eben hierist Spitze,

der Weise aber istderHöchste

bei Menschen und beiGöttern auch:

der Tugend und der Weisheit Sieg.

SUNÍTO (der Straßenfeger)

620

In niederm Stammgeboren bin,

ein Armer mit nurwenig Nahrung, -

geringes Werk, daswar mein Teil:

war Blütenrestentferner nur.

621

Verabscheut war ichvon den Menschen,

geschmäht war ichund nur verachtet, -

hatt’ niedrig meinenGeist gemacht

und grüßte noch die vielen Leute.

622

Dann sah ich ihn,den Vollerwachten,

vom Bhikkhu-Sanghotief verehrt,

wie er hineinging,großer Held,

nach Magadhā, der Menschen höchster.

623

Ich legte ab den Korbund Besen,

ihn zu verehren gingzu ihm, -

und voll Erbarmenmit mir fühlend,

stand vor mir da der Menschen höchster.

624

Als ichverehrt des Lehrers Füße,

zur Seite stellteich mich dann, -

die Ordensweihe icherbat

von aller Wesen Höchsten mir.

625

Und da dermitleidvolle Lehrer,

der aller WeltErbarmer ist:

„Komm, Bhikkhu!“einfach zu mir sprach, -

das war schon meine Aufnahme.

626

Alleine dann imtiefen Wald

ich lebte, war nichtträge dort,

erfüllte ganz desLehrers Wort,

wie es gelehrt der Sieger mich.

627

Des Nachts zurersten Wachezeit

früh’rer Geburtgedachte ich, -

des Nachts zurmittler’n Wachezeit,

das Himmelsauge wargeklärt, -

des Nachts, zurletzten Wachezeit

die Dunkelmasse ich vertrieb.

628

Im Dämmerlichte dannder Nacht,

dem Sonnenaufgangschon entgegen,

der Indo und derBrahmā kamen,

verehrten mit dem Handgruß mich:

629

„Verehrung Dir, DuRassemensch!

Verehrung Dir, Duhöchster Mensch!

Die Einflüsse hastDu erschöpft,

bist gabenwürdig, edler Herr!“

630

Als mich der Lehrerso gesehn,

vom Göttersanghotief verehrt,

zog Lächeln übersein Gesicht,

und diesen Sinnspruch er da sagte:

631

„Durch glühendernstes Brahmaleben,

durch Zügelung unddurch Bezähmung,

dadurch ist einBrahmane man, -

dies Höchstes des Brahmanentums.“

SONO KOLIVISO

632

Der in dem Reichewar verherrlicht,

des Königs AngoDiener nur,

heut’ bei den Lehrenwird verherrlicht:

Sono, des Leidens Jenseitsgänger.

633

Fünf spalte ab, fünflasse los,

fünf weitereentfalte dir, -

ein Mönch, der diefünf Fährten sieht,

wird „Flut-Entkomm’ ner“ wohl genannt.

634

Dem aufgeblas’nen,lässigen,

dem außen wünschendenBhikkhu

die Tugend,Sammlung, Weisheit auch

zu der Vollendung nicht gelangt.

635

Was da zu tun, wirdabgelehnt,

was nicht zu tun,das wird gemacht, -

den Aufgeblas’nen,Lässigen,

die Einflußmächte wachsen an.

636

Bei welchen aber,recht begonnen,

die Sati stets zumKörper geht:

was nicht zu tun,wird nicht verfolgt,

ausdauernd tun sie,was zu tun.

Bei denen, diebewußt und achtsam,

gehn Einflüsse zum Guten hin.

637

Auf gradem Wege, demerklärten,

geht nur voran,kehrt niemals um!

vom SELBST her sporn’das Selbst man an,

Nibbānam kann gewonnen werden.

638

Bei allzuüberspannter Tatkraft,

der Lehrer, in derWelt der höchste,

das Lautengleichniser mir gab,

wies so die Lehre auf, der Seher.

639

Als dessen Wort ichangehört,

lebt’ ich an seinerWeisung froh, -

zur inn’ren Stillebracht’ ich mich,

zum höchsten Zieldrang ich hindurch:

drei Wissen sind vonmir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

640

Wer der Entsagunghingegeben,

der Einsamkeit tiefim Gemüt,

wer derNichtfeindschaft hingegeben,

und auch des Lebensbrennstoffs Ende, -

641

Wer dem Durst-Endehingegeben,

und auch demNichtverblendungsgeist, -

wer sah desSinnenreichs Erscheinen:

der wird im Herzen recht befreit.

642

Für den, derwirklich recht befreit,

für den im Herzenstillen Mönch,

häuft sich Getanesnicht mehr an,

und Pflichten gibt es auch nicht mehr.

643

Gleichwie der Felseneinzig fest

vom Winde nichterschüttert wird,

so sind die Form,Geschmack und Ton,

Geruch, Berührung und das alles.

644

Erwünschte Dinge,unerwünschte,

nicht gehen einensolchen an, -

sein Herz stehtfest, ist ganz entjocht,

Vergehensieht es überall.

REVATO

645

Seit ichhinausgezogen bin

vom Haus in dieHauslosigkeit,

erkenn’ ich keineAbsicht mehr,

die unedel, mit Haß verbunden.

646

„Ach, tötet diese!Schlachtet sie!

Die Wesen sollenLeid erfahren!“

Nicht mehr erkenn’ich solche Absicht

in dieser langen Zwischenzeit.

647

Die Mettā hab ichtief erkannt,

hab unermeßlich sieentfaltet,

mir Schritt fürSchritt vertraut gemacht,

wie von dem Buddho aufgezeigt.

648

Binaller Freund,Gefährte aller,

fühl’ mich mit allenWesen eins, -

den Metta-Geistentfalte ich,

bin ohne Feindschaft immer froh.

649

DasUneinnehmbar-Unerschütterliche

bringt tiefe Freudein mein Herz, -

das Brahmawohnen ichentfalte,

von schlechten Menschen nicht verfolgt.

650

Gedankenstille haterreicht,

des VollerwachtenSchüler er,

tief in den edlenStand des Schweigens

ist er getaucht für alle Zeit.

651

Wie im Gebirg dasFelsmassiv

ist unbewegt gutaufgestellt:

so derverblendungsfreie Mönch

wie das Gebirge nicht mehr zittert.

652

Bei einemfleckenlosen Menschen,

der immer nur dasReine sucht,

Haarspitzenmaß desSchlechten

gleichwie ein Wolkenmaß erscheint.

653

Gleichwie die Stadt,dicht an der Grenze,

bewacht von innenund von außen,

so hüt’ man sich daseigne Selbst,

die kleinste Zeit verschwend’ man nicht!

654

Bin tief erfreut amTode nicht,

bin tief erfreut amLeben nicht,

die Todeszeit ichwarte ab,

gleichwie der Diener seinen Lohn.

655

Bin tief erfreut amTode nicht,

bin tief erfreut amLeben nicht,

die Todeszeit ichwarte ab,

verstehend alles, achtsam ganz.

656

Verehrt von mir derMeister ist,

getan des BuddhoWeisung ist,

und abgelegt dieschwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

657

Zu welchem Zweck ichzog hinaus,

vom Haus in dieHauslosigkeit,

der Zweck ist nunvon mir erreicht:

all meiner Fesseln Untergang.

658

„Strebt eifrig ohneLässigkeit!“

Nur dies ist meineUnterweisung.

Wohlan, ich werdeganz erlöschen,

befreit bin ich allüberall.

GODATTO (Kuhselbst)

659

Gleichwie ein gutesRassepferd,

ans Joch gebunden,Joch erträgt,

bedrückt von allzuschwerer Last,

dem Zuggeschirr sich nicht entwindet:

660

So in der Weisheitsind zufrieden,

gleichwie das Meermit seinem Wasser,

die andere nichtmehr verachten:

das ist die Edelart der Wesen.

661

Wenn in der Zeit dieZeit erfahren,

zumWerden-Nichwerden gegangen:

die Menschen gehnzum Leid hinab,

sie klagen hier als Junge schon.

662

Die hochgestimmt vomGlücksereignis,

vom Leidensumstandtief bedrückt:

zweifach die Torensind geschlagen,

die das,was wirklich ist, nicht sehn.

663

Doch die beim Leidund auch beim Glück

die Naht der Mitteüberschritten,

die stehen wie dieIndrasäule:

sind nicht erhoben, nicht bedrückt.

664

Nicht vom Gewinn,nicht vom Verlust,

vom Ruhm nicht undvom Ansehn nicht,

vom Tadel nicht, auchnicht vom Lob,

vom Leiden nicht und nicht vom Glück -

665

Allüberall schmiertnichts sie zu (benetzt sie nichts),

wie Wassertropfennicht den Lotus,

allüberall sindGlückeshelden,

allüberall sind unbesiegt.

666

Wer rechtlich zuGewinn nicht kommt,

und wer Gewinnunrecht erhält:

derrechtlich Nichtgewinn ist besser,

als unrechtmäßiger Gewinn.

667

Und Ruhm gibt es beiWeisheitsarmen,

bei Weisheitsvollenkeinen Ruhm, -

kein Ruhm ist besserbei den Weisen,

nicht dieser Ruhm bei Weisheitsarmen.

668

Und bei den Dummengibt es Loben,

bei Weisen gibt esöfter Tadel, -

der Tadel besser istbei Weisen,

als aller Toren Lobgesang.

669

Es gibt ein Glückaus Sinnenlust,

ein Leiden aus derEinsamkeit, -

Einsamkeitsleidenbesser ist,

als sinnenlusterzeugtes Glück.

670

Es gibt ein Lebenungesetzlich,

gesetzlich gibt eseinen Tod, -

der Tod gesetzlichbesser ist,

als wollt’ man leben ungesetzlich.

671

Die Sinnenwirbelaufgegeben,

die stillen Geistsim Werdensstrom,

sie gehen in derWelt nicht haftend,

nicht gibt es für sie lieb-unlieb.

672

Entfaltend dieErwachungsglieder,

die Fähigkeiten unddie Kräfte,

erlangen sie den höchstenFrieden,

erlöschen sie, von Einfluß frei.

ANNĀKONDANNO (einer der ersten fünf Mönche)

673

Ich komme mehr undmehr zum Frieden,

seit ich gehört dieLehre allzuköstlich, -

die frei von Reizgezeigte Lehre,

nicht haftend mehrallüberall.

(läßt haften nicht allüberall.)

674

Ach, viele Bilder inder Welt

auf diesem weitenErdenkreis,

verwirren, meineich, das Denken, -

das Schöne ist mit Reiz verbunden.

675

Wie Staub, vom Windeaufgewirbelt,

die Regenwolkeniederschlägt,

so werden ruhig dieGedanken,

wenn man mit Weisheit das durchschaut.

676

„Sankhāras alle sindvergänglich.“

Wenn man mitWeisheit das durchschaut,

dann wird verdrossenman am Leiden.

Das ist der Weg zur Reinigung.

677

„Sankhāras alleleidvoll sind.“

Wenn man mitWeisheit das durchschaut,

dann wird verdrossenman am Leiden.

Das ist der Weg zur Reinigung.

678

„Die Dhammas all’sind nicht das SELBST.“

Wenn man mitWeisheit das durchschaut,

dann wird verdrossenman am Leiden.

Das ist der Weg zur Reinigung.

679

Am Buddho isterwacht der Thero,

Kondanno läßt dieWelt zurück:

verlassen sindGeburt und Tod,

wer Brahmaleben hat vollendet.

680

Die Wogenfalle:fester Pfahl,

Gebirge, schwierigaufzubrechen, -

sind aufgespaltenPfahl und Falle,

ist Fels gespalten,schwer zu brechen:

wer kreuzte,rüberging versenkt,

befreit ist er von Mārafessel.

681

Wer ruh’los,schwankend ist als Mönch,

zu Freunden kommt erschnell, die schlecht:

er sitzt in einergroßen Woge,

von einer Welle überdeckt.

682

Wer nicht mehr ruh’losund nicht schwankend,

wer klug ist, vollerSinnenzüglung,

ein guter Freund,ein weiser Mensch:

des Leidens Endiger mag sein.

683

Der Zeitvorausgegangen scheint er,

der hager,Adern-nur-bedeckt,

das Maß kennt er beiSpeis und Trank,

nicht schwachen Geistes ist der Mann.

684

Berührt von Bremsenund von Mücken

im Wald, im riesigenGehölz:

wie’ n Elefant vornan der Kampffront,

voll Achtsamkeit hielt er dort durch.

685

Bin tief erfreut amTode nicht,

bin tief erfreut amLeben nicht,

die Zeitlichkeit ichwarte ab,

gleichwie der Diener seinen Lohn.

686

Bin tief erfreut amTode nicht,

bin tief erfreut amLeben nicht,

die Zeitlichkeit ichwarte ab,

verstehend alles, achtsam ganz.

687

Verehrt von mir der Meisterist,

getan des BuddhoWeisung ist,

und abgelegt dieschwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

688

Aus welchem Grundich ausgezogen

vom Haus in dieHauslosigkeit,

der Grund ist nun von mirerreicht,

was soll mir noch das Wälderleben?

UDĀYI

689

Den Menschgewordenen Erwachten,

den selbstgezähmtGesammelten,

den Wandernden aufBrahmapfad,

den, der an Geistesruhe froh:

690

Den alle Menschentief verehren,

den aller DingeJenseitsgänger,

die Götter selbstverehren diesen,

sohab’s als Araham gehört.

691

All Fesselwerkvergangen ist,

im Wald er zum Nibbānamkam,

anSinnenlustentsagung froh,

wie frei von Felsgeröll das Gold.

692

Wie glänzt dochdieser Elefant

in demHimalaya-Gebirge!

Von allenElefantennamen

der Wahrheitsname höchster ist.

693

Den Elefanten werd’ich euch erklären,

von ihm geht nieBedrängnis aus:

Sanftmut undFreisein von Gewalt

zwei Füße sind des Elefanten.

694

Die Sati und dieklare Einsicht

des Elefanten andernFüße,

Vertrau’n als Rüsselhat der große Elefant,

(Vertrau’n desElefanten Rüssel)

Gleichmut als weißesElfenbein.

(Gleichmut das weiße Elfenbein)

695

Die Sati Nacken,Kopf die Weisheit,

das Forschen ist dasDhammadenken,

der Dhammaschoß dasrechte Wohnen (sein Aufenthalt),

die Einsamkeit istdessen Schwanz.

(die Abgeschiedenheit sein Schwanz)

696

Der sich vertieft,am Atem froh,

und ist im Innerngut gesammelt, -

es geht der Elefantgesammelt,

es steht der Elefant gesammelt.

697

Gesammelt liegt derElefant,

im Sitzen ist erauch gesammelt, -

stets ist derElefant gezügelt,

diesElefanten-Meisterschaft.

698

Er ißt untadelhafteDinge,

die tadelhaften ißter nicht,

verdeckte Nahrung ererlangt,

Zusammenhorten meidet er.

699

Die Fessel fein, dieFessel grob,

jedwede Bindungschnitt er ab,

wohin auch immer ernur geht,

ganz ohne Wünsche geht er da.

700

Gleichwie im Wasserer entsteht,

der weiße Lotus,weiterwächst

und nicht benetztvom Wasser wird,

von reinem Duft, der Geist (das Herz) erfreut:

701

So auch ist in derWelt entstanden

der Buddho, in derWelt er lebt,

wird nicht benetzt mehrvon der Welt,

gleichwie vom Wasser nicht der Lotus.

702

Das große Feuersteht in Flammen,

nur ohne Nahrunghört es auf, -

sind alle Kohlenausgebrannt:

„erloschen“ wird das wohl benannt.

703

Um zu verstehn, wasdas bedeutet,

ein Gleichniszeigten Kluge auf:

es sehn die großenElefanten

den Elefanten elefantgezeigt.

704

Von Reizen frei, vonHassen frei,

von Blendung frei,von Einfluß frei,

den Körper läßt derElefant,

wird ganz erlöschen, einflußfrei.

ADHIMUTTO (der Hingegebene)

705

Zum Zweck des Opferns,des Besitzes

zerstörten früherwir so viel, -

zurück blieb nichtsals lauter Furcht,

es zittern alle, alle klagen.

706

Du bist in Dir nichtvoller Furcht

schön strahlst Duwie aus tiefer Ruhe, -

warum nicht bist Duvoller Klagen

bei solcher großen Furcht umher?

707

Es gibt im Innerenkein Leid

dem, der nichtswünscht, Du Hauptmann, Du, -

die Ängste all sindüberwunden

dem, der die Fessel abgestreift.

708

Wenn alles Werdenausgeschöpft,

der Dhammo ist ganzklar erschaut,

nicht gibt es längerTodesfurcht,

als wär die Last schon abgelegt.

709

Mein Brahmaleben istvollbracht

und auch der Weg istganz entfaltet:

vorm Tode ist mirnicht mehr bang,

ist aller Krankheit Ende nur.

710

Mein Brahmaleben istvollbracht,

und auch der Weg istganz entfaltet:

sah ohne Süße allesWerden,

getrunknes Gift, schnell ausgespien.

711

BinJenseitsgänger,Haftensfreier,

tat, was zu tun, binEinflußfreier,

zufrieden, wenn dasLeben endet (wenn die Zeit vorbei)

wie freigekommen aus dem Schlachthaus.

712

Wer höchstesDhammatum erlangt,

in aller Welt siehtkeinen Sinn,

ist aus demFlammenhaus befreit,

beim Tode jammert er nicht mehr.

713

Was es auch anVerbindung gibt

und wo er Werdenauch erlangt:

all dies ist ohneAusweg stets,

so ward’s gesagt vom großen Weisen.

714

Wer dieses wirklichso versteht,

wie es vom Buddhoaufgezeigt,

nicht greift er mehrnach einem Werden,

als wär’ es glüh’nde Eisenkugel.

715

Nicht gibt es mehrfür mich „Ich war“ -

„Ich werde sein“gibt es nicht mehr -

Sankhāras werdennicht mehr sein:

was gäbe es zu klagen da?

716

Das reine Kommenaller Dhammas,

die reine Dauer derSankhāras:

wer das, so wie eswirklich, sieht,

der kennt nicht Furcht, Du Hauptmann, Du.

717

Gleich Gras undFeuerholz ist Welt -

wenn er mit Weisheitdas so sieht,

hat er nichtMein-Empfinden mehr,

„Nicht gibt es Mein!“ er nicht beklagt.

718

Bin unzufrieden mitdem Leibe,

beim Werden bin ichohne Wunsch, -

der Körper wirdzerbrechen einst,

ein anderer wird nicht mehr sein.

719

Was ihr zu tun habtmit dem Leibe,

das tut, wenn ihr esdenn so wünscht!

Nicht wird in mir,dadurch bedingt,

Haß oder Liebe zu euch sein. -

720

Als diese Rede siegehört,

die alle Haaresträuben läßt,

die Schwerter legtensie zu Boden,

die Jünglinge, und sprachen dies:

721

Was hast Du da nur,Herr, vollbracht?

Wer ist Dein Lehrerwohl gewesen?

Auf Grund von wessenLehre wohl

wird so erlangt Klaglosigkeit?

722

Der All-Erkenner,Alles-Seher,

der Sieger ist einLehrer mir, -

der Groß-Erbarmerist mein Meister,

der aller Welt einHeiler ist.

(der ganz erbarmensweite Meister)

723

Er zeigte dieseLehre auf,

die zum Versiegenführt, die höchste, -

auf Grund von dessenLehre ja

wird so erlangt die Klaglosigkeit.

724

Als angehört desWeisen gutes Wort die Räuber,

da legten sie die Schwerterab und ihre Waffen, -

die einen lösen sichvon ihrem Tun,

die anderen entschlossen sich hinauszuziehn.

725

Und als sie angelangtin des Sugato Botschaft,

entfaltet die Erwachungsglieder-Kräfte,Weise,

von scharfem Geist,die Sinne gut in der Gewalt:

berührten sie Nibbānapfad, den ungeschaffnen.

PĀRĀPARIYO

726

Dem Samano kam einGedanke,

dem Pārāpariyo,einem Bhikkhu,

dem einsamen, demsitzenden,

dem abgeschied’nen Sich-Vertiefer:

727

Welch eine Regel magein Mensch,

und welche Übung,welch Verhalten

sich selbst zurPflicht erlegen auf,

und nicht auch irgendetwas quälen?

728

Der MenschenSinnesfähigkeiten

zum Wohle und zumNichtwohl führ’n:

die unbeschütztenführ’n zum Nichtwohl,

und die beschützten hin zum Wohle.

729

Die Sinne immer gutbeschützend,

die Sinne wie einHirt bewachend:

ist das sich selbstzur Pflicht geworden,

nicht wird dann irgendwas gequält.

730

Wem Augensinn zu denGestalten

hineineilt und nichtgehalten wird,

wer die Gefahr dabeinicht sieht,

der wird vom Leiden nicht befreit.

731

Und wem derOhrensinn zu Tönen

hineilt und nichtgehalten wird,

wer die Gefahr dabeinicht sieht,

der wird vom Leiden nicht befreit.

732

Wer das Entkommennicht kann seh’n,

wenn die Gerüche erverfolgt,

der wird nicht freivon allem Leid,

an die Gerüche hingegeben.

733

Des Sau’ren und desSüßen Spitze,

des Bitter’n Spitzesich erinnernd,

an denGeschmacksdurst festgebunden,

das Herz kommt zum Erwachen nicht.

734

Der schönen sich,nicht abgestoßen,

sich der Berührungenerinnernd,

erregt, vom Reizeüberwältigt,

vielfältig findet sich das Leiden.

735

Wer seinen Geist beidiesen Dingen

nicht recht vermagzu schützen sich,

von da folgt ihm dasLeiden nach

bei eben allen diesen Fünfen.

736

Mit Eiter und mitBlut gefüllt

ist dieses vielerleiGerippe,

zum Heldenmanngemacht und schön,

wie eine Schachtel hübsch bemalt.

737

Scharf stechend istGeschmack des Süßen,

des Lieben Fesselungist Leiden, -

wie Messer, ganzbeschmiert mit Honig,

daß es beschmiert, man nicht begreift.

738

Gestalt der Frau,Geschmack der Frau,

und auch Berührungeiner Frau,

bei Frauendüften,wer erregt:

der Erregte vielfältig findet sich das Leiden (findet in sich).

739

Ach, dieseFrauenströme alle,

durchfließen ständigfünf bei Fünfen, -

bei ihnen einen Wallzu bauen,

wer dazu fähig, heldenhaft:

740

Der ist im Vorteil,Lehr-Sinnkundig,

der ist geschickt,der ist ganz wachsam, -

er mag nun tun volltiefer Freude

die Pflicht, dem Lehr-Sinn ganz verbunden.

741

Dann sitzt er, insich fest gezügelt,

vermeidet Pflicht,die nutzlos ist!

„Nicht d a s istPflicht!“ hat er gedacht,

nicht träge, immer wachsam sehend.

742

Und was da sinnvollist gezügelt,

und was entsteht anDhammafreude,

das übernehmt undhaltet aufrecht,

das, wahrlich, ist die höchste Freude!

743

Wer da mit großen,schlauen Reden

die Andern zumBegehren treibt,

der hat getötet,führt zum Klagen,

brach mit Gewalt bei Andern ein.

744

So wie beim Bau’nmit Bolzen einen Bolzen

schlägt tief hineinder starke Mann:

so auch die Sinnemit den Sinnen

schlägt tief hinein der Tüchtige.

745

Vertrauen, Tatkraftund die Sammlung (Samādhi)

und Sati-Weisheit stetsentfaltend:

hat fünf mit Fünfener getötet,

ganz unverwirrt geht der Brahmane.

746

Der ist im Vorteil,lehrsinnkundig,

begriff den Kern derUnterweisung,

mit allem ist erganz beim Buddho:

ein solcher Mann läßt Glück gedeih’n.

TELAKĀNI (einer mit kleinen Mengen Öl)

747

Ach, lange in derÜbung eifrig,

die Lehre hab ichdurchgedacht,

des GeistesGleichmaß fand ich nicht, -

so fragt’ ich Wand’rer und Brahmanen:

748

Wer ging zumJenseits in der Welt?

Wer tauchte insTodlose ein?

Ach, wessen Lehrenehm’ ich an,

den höchsten Sinn ganz zu begreifen?

749

Am Innenhaken saßich fest,

gleichwie ein Fischden Köder schluckt, -

saß glücklich inMahindas Falle,

dem Vepacitti gleich, dem Riesen.

750

Ich zieh’ ihn an,ich lös’ ihn nicht

mit diesem Jammern,diesem Klagen. -

Wer wird dasWeltband lösen mir

und mein Erwachentief erfahren?

751

Ach, welcher Wand’rerund Brahmane

zeigt dasZerbrechliche mir auf?

Ach, wessen Lehrenehm’ ich an,

das Alter und den Tod zu bannen?

752

An Schwanken,Zweifel festgeknotet,

an Ärgerkräfteangebunden,

in Zorn geraten,geistverhärtet,

im Wünschen voller Heftigkeit, -

753

des Durstes Bogenwird gespannt,

mitzwei mal fünfzehn ausgestattet:

sieh diesenselbstgemachten Toren,

wie er gespalten in sich steht!

754

Gab fremde Ansichtennicht auf,

Gedankenpfeil, sospitz geschärft, -

von ihm durchbohrt,ich bin geplagt,

bin wie ein Blatt, vom Wind bewegt.

755

Wenn ich im Innernmich erhebe,

schnell wird gequältdas Meingefühl,

die sechs Berührungsreicheund der Körper,

wo er sich drängt allüberall.

756

Den seh ich nicht,des Heilens kundig,

der mir den Pfeilentfernen kann, -

mit seiner reichen,überlegnen Lehre,

nicht anders mir das Schwanken nimmt.

757

Wer ohne Messer,ohne Wunde

den Pfeil, der mirim Innern liegt,

und nicht verletzendalle Glieder,

den Pfeil wird einmal mir entfernen?

758

Der Dhammameisterist der Beste,

zieht böses Gift ausmir heraus, -

mir, der ich in dieTiefe fiel,

hat rettend er die Hand gezeigt.

759

In klaren See binich getaucht,

trag keinen Staubmehr nah an mir,

getrocknet Täuschungist und Ärger,

die Trägheit nicht mehr ausgebreitet.

760

Die Unruhwolke hatgedonnert,

dieFesselungsgewitterwolke:

die Führerführ’n zu falscher Ansicht,

sind in Gedanken reizgebunden.

761

Es fließen überalldie Ströme,

das Schlinggewächssteht fest im Boden:

die Ströme wer kannsie wohl stauen?

Das Schlinggewächs, wer spaltet es?

762

„Zieht eine GrenzeIhr, o Herr,

zu dieser StrömeAll-Abwenden!“ -

„Nicht soll Dichgeistgemachter Strom

wie einen Baum gewaltsam reißen!“

763

So gab mir, der inFurcht geboren,

im Diesseits sichdas Jenseits wünscht,

der Lehrer Schutzund Weisheitswaffe,

als ich dem Weisen-Orden folgte.

764

Auf Stufen, gutgebaut und rein,

die Kernholzlehreehern fest

gab er, der ichgetragen nun:

„Sei ohne Furcht!“ er sprach zu mir.

765

Die Sati-Plattformstellt’ ich auf,

bestieg sie undbetrachtete

all das, was früherich bedachte,

wie das am Körper frohe Volk.

766

Und als ich da denWeg nun sah,

aufs Rettungsbootstieg ich hinauf,

stand auf dem Selbstnicht länger fest,

die Furt sah ich, die allerhöchste.

767

Den Pfeil, der ausdem Selbst entstanden,

der Werdensbahnennur vermehrt,

an diesem nicht mehrfortzubau’n,

er zeigte auf den Weg, den höchsten.

768

So lange Zeit ichschlafend ruhte,

so lange Zeit steh’ich nun fest:

der Buddho nahm dieFessel mir,

zog böses Gift aus mir heraus.

RATTHAPĀLO (Reichshüter)

769

Sieh dieseschmuckgemachte Puppe,

den Wundenkörper,aufgebaut,

den kranken, vonGedanken voll,

der Dauer und Bestand nicht hat!

770

Sieh die Gestalt, soschmuck gemacht,

juwelenschwer am Ohrder Ring,

die Knochen sieh,mit Haut bedeckt,

darüber leuchtet Kleiderpracht.

771

Sieh nur die Füße,rot lackiert,

den Mund, mit Farbegrell geschminkt, -

wohl recht, denToren zu verblenden,

nicht den, der’s andre Ufer sucht.

772

In Zöpfen fällt dasHaar herab,

die Augen glänzeneingesalbt, -

wohl recht, denToren zu verblenden,

nicht den, der’s andre Ufer sucht.

773

Der Salbentopf wirdneu bemalt,

der faule Körperwird geschmückt, -

wohl recht, denToren zu verblenden,

nicht den, der’s andre Ufer sucht.

774

Der Jäger legteseine Schlinge,

nicht fiel das Wildauf ihn herein, -

das Futter nahmenwir und gehen,

der Fallensteller schreit umsonst.

775

Zerschnitten ist desJägers Schlinge,

nicht fiel das Wildauf ihn herein, -

das Futter nahmenwir und gehen,

es klagt der wilde Jäger nun.

776

Ich sehe in der Weltwohl reiche Menschen,

von dem Besitz siegeben nicht, verblendet,

sie gier’ n nachReichtum, horten nie genug,

ersehnen mehr und mehr an Sinnenlüsten.

777

Der König mit Gewaltdie Erde nahm,

die ozeanumgebengroße er bewohnt,

diesseits des Ozeansgenügt ihm nicht,

das Jenseits auch des Ozeans ersehnt er sich.

778

Der König und dieandern vielen Menschen,

nicht frei von Durstzum Tode sie gelangen,

im Mangelfühlenlassen sie den Körper,

bei Lüsten in der Welt ist nicht Genügen.

779

Es weinen dieVerwandten, raufen Haare,

„Weh uns noch nichtGestorbenen!“ sie sagen,

mit einem Kleid bedeckt,sie tragen ihn hinaus,

verbrennen ihn auf einem Scheiterhaufen.

780

Er wird verbrannt,mit Pflöcken angestoßen,

ein einziges Gewand bliebsein Besitz, -

für einen Sterbendensind sie nicht Schutz,

Verwandte nicht, noch Freunde, Kameraden.

781

Die Erben tragenfort, was er besaß,

das Wesen aber gehtnach seinen Werken, -

nicht folgt denSterbenden der Reichtum nach,

und auch nicht Kinder, Frauen und das Reich.

782

Nicht langes Lebenschafft er sich mit Reichtum,

und mit Besitz er auchdas Alter nicht zerschlägt,

nur äußerst kurz istLeben, sagen Weise,

ist ewig nicht, Verwandlung sein Gesetz.

783

Gewiß, auch Armerühren an Berührung,

der Tor, der Weise,sie sind gleich berührt, -

der Tor durchTorheit wie geschlagen liegt,

der Weise zittert nicht, faßt ihn Berührung.

784

Darum ist Weisheitbesser noch als Reichtum,

durch sie man zurVollendung hier gelangt, -

ganz ohne Sinn indiesem, jenem Leben

nur schlechte Werke tun, die ganz verblendet.

785

Es kommt das geist’geWesen in die andre Welt,

setzt den Samsāroimmer weiter fort, -

auch wer gering anWeisheit, tief vertrauend:

es kommt das geist’ge Wesen in die andre Welt.

786

Gleichwie einRäuber, der beim Einbruch wird ergriffen,

durch eig’ ne Tatsich tötet, welcher schlecht geartet:

so Spät’rer nach demTod in andrer Welt

durch eig’ne Tat sich tötet, welcher schlecht geartet.

787

Die Sinnenlüste, buntund süß, den Geist erfreuend,

mit Form um Formzermalmen sie das Herz, -

ich sah Gefahr nurbei den Sinnessträngen,

darum bin ich hinausgezogen, König.

788

Baumfrüchten gleiches fallen hin die Jungen,

die Frauen jung undauch die Alten, bricht der Körper, -

als ich auch dies gesehn,zog ich hinaus, o König,

das blattlose Asketentum ist eben besser.

789

Vertrauend bin ichausgezogen,

kam bei der Siegerbotschaftan,

untadelig meinAuszug ist,

schuldlos genieße ich das Mahl.

790

Die Lüsteflammenstehendsah,

Goldmünzen als einscharfes Schwert,

die Schöße nur alsLeidempfängnis,

und vor den Höllen große Angst.

791

Als die Gefahr ichklar gesehn,

Ergriffenheit kamüber mich,

ich war durchdrungen- und dann still,

kam hin zum Einfluß-Untergang.

792

Verehrt von mir derMeister ist,

getan des BuddhoWeisung ist,

und abgelegt dieschwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

793

Zu welchem Zweck ichzog hinaus

vom Haus in dieHauslosigkeit,

der Zweck ist nunvon mir erreicht:

all meiner Fesseln Untergang.

MĀLUNKYAPUTTO

794

Sieht er Gestalt,vergißt die Sati,

bedenkt dies Zeichennur als „lieb“,

ist er im Herzentief erregt,

dran festgebunden bleibt er stehn.

795

Ihm mehren dieGefühle sich,

Gestalten immer mehrentstehn, -

Verlangen undVerdruß in einem,

sein Herz wird ihmverdorben ganz, -

so häuft er weiterLeiden an,

„fern vom Nibbānam“ wird’s genannt.

796

Hört er Getön,vergißt die Sati,

bedenkt dies Zeichennur als „lieb“,

ist er im Herzentief erregt,

dran festgebunden bleibt er stehn.

797

Ihm mehren dieGefühle sich,

und Töne immer mehrentstehn, -

Verlangen undVerdruß in einem,

sein Herz wird ihmverdorben ganz, -

so häuft er weiterLeiden an,

„fern vom Nibbānam“ wird’s genannt.

798

Riecht er Geruch,vergißt die Sati,

bedenkt dies Zeichennur als „lieb“,

ist er im Herzentief erregt,

dran festgebunden bleibt er stehn.

799

Ihm mehren dieGefühle sich,

Gerüche immer neuentstehn, -

Verlangen undVerdruß in einem,

sein Herz wird ihmverdorben ganz, -

so häuft er weiterLeiden an,

„fern vom Nibbānam“ wird’s genannt.

800

Schmeckt erGeschmack, vergißt die Sati,

bedenkt dies Zeichennur als „lieb“,

ist er im Herzentief erregt,

dran festgebunden bleibt er stehn.

801

Ihm mehren dieGefühle sich,

Geschmäcke immer neuentstehn, -

Verlangen und Verdrußin einem,

sein Herz wird ihmverdorben ganz, -

so häuft er weiterLeiden an,

„fern vom Nibbānam“ wird’s genannt.

802

Spürt er Getast,vergißt die Sati,

bedenkt dies Zeichennur als „lieb“,

ist er im Herzentief erregt,

dran festgebunden bleibt er stehn.

803

Ihm mehren die Gefühlesich,

Berührung immer neuentsteht, -

Verlangen undVerdruß in einem,

sein Herz wird ihmverdorben ganz, -

so häuft er weiterLeiden an,

„fern vom Nibbānam“ wird’s genannt.

804

Hat er gedacht,vergißt die Sati,

bedenkt dies Zeichennur als „lieb“,

ist er im Herzentief erregt,

dran festgebunden bleibt er stehn.

805

Ihm mehren dieGefühle sich,

Gedankendinge stetsentstehn, -

Verlangen undVerdruß in einem,

sein Herz wird ihmverdorben ganz, -

so häuft er weiterLeiden an,

„fern vom Nibbānam“ wird’s genannt.

806

Erregt er n i c h tsich bei Gestalten,

sieht die Gestalt,stellt Sati auf:

ist er im Herzennicht erregt,

nicht dran gebunden bleibt er stehn.

807

Selbst wenn er nunerblickt Gestalt,

sich einläßt auchauf das Gefühl,

wird’s abgebaut,nicht angehäuft:

so dieser lebt inAchtsamkeit,

so häuft er sichnicht Leiden an,

„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.

808

Erregt er n i c h tsich bei Getön,

hört einen Ton,stellt Sati auf:

ist er im Herzennicht erregt,

nicht dran gebunden bleibt er stehn.

809

Selbst wenn er nunGetöne hört,

sich einläßt auchauf das Gefühl,

wird’s abgebaut,nicht angehäuft:

so dieser lebt inAchtsamkeit,

so häuft sich nichtLeiden an,

„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.

810

Erregt er n i c h tsich bei Gerüchen,

riecht den Geruch, stelltSati auf:

ist er im Herzennicht erregt,

nicht dran gebunden bleibt er stehn.

811

Selbst wenn er denGeruch gerochen,

sich einläßt auchauf das Gefühl,

wird’s abgebaut,nicht angehäuft:

so dieser lebt inAchtsamkeit,

so häuft er sichnicht Leiden an,

„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.

812

Erregt er n i c h tsich bei Geschmäcken,

schmeckt erGeschmack, stellt Sati auf:

ist er im Herzennicht erregt,

nicht dran gebunden bleibt er stehn.

813

Selbst wenn er denGeschmack genießt,

sich einläßt auchauf das Gefühl,

wird’s abgebaut,nicht angehäuft:

so dieser lebt inAchtsamkeit,

so häuft er sichnicht Leiden an,

„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.

814

Erregt er n i c h tsich bei Getast,

fühlt er Getast,stellt Sati auf:

ist er im Herzennicht erregt,

nicht dran gebunden bleibt er stehn.

815

Selbst wenn er das Getast nur spürt,

sich einläßt auch auf das Gefühl,

wird’s abgebaut, nicht angehäuft:

so dieser lebt inAchtsamkeit,

so häuft er sich nichtLeiden an,

„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.

816

Erregt er sich nichtbei Gedanken,

denkt er ein Ding,stellt Sati auf:

ist er im Herzennicht erregt,

nicht dran gebunden bleibt er stehn.

817

Selbst wenn er nundas Ding gedacht,

sich einläßt auchauf das Gefühl,

wird’s abgebaut,nicht angehäuft:

so dieser lebt inAchtsamkeit,

so häuft er sichnicht Leiden an,

„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.

SELO

818

Vollkommen ist derLeib und glänzend,

so wohl geboren,schön zu seh’n:

goldfarben bist,Erhab’ner, Du!

Weiß ist Dein Zahn! Bist voller Kraft!

819

Bei einem Mann, derwohl geboren,

bestimmte Zeichensind zu finden:

sie alle sind anDeinem Körper,

des Großen Menschen Leibmerkmale.

820

Hell ist das Auge,gut ist das Gesicht,

dem Brahmā gleichsein großer Glanz:

inmitten derAsketenschar

gleichwie die Sonne leuchtest Du.

821

Ein so schön anzuseh’nderMönch

mit schimmernd goldgefärbterHaut:

was find’st Du amAsketensein,

der Du so höchste Schönheit hast?

822

Ein König wohlverdienst zu sein,

ein Herrscher, Herrder Wagenlenker,

und an vierErden-Enden siegreich,

des Rosenapfelhains Gebieter.

823

Die Krieger und dieHerrscher auch,

verbunden sind siealle Dir, -

Du Königskönig,Menschenkönig,

regiere nun, o Gotama!

824

Der Buddho:

Ein König bin ichwahrlich, Sela,

ein Dhammakönighöchster Art, -

mit meinem Dhammostoß das Rad ich an,

das Rad, das nicht zurückzudreh’n.

825

Selo:

Als ganz erwachterkennst Du Dich?

Ein Dhammakönighöchster Art?

„Mit meinem Dhammostoß das Rad ich an“,

so sprichst Du zu mir, Gotama.

826

Wer ist nunHeerführer des Herrn,

der Jünger, der demLehrer folgt?

Wer führt das allesweiter fort,

das Dhamma-Rad, in Gang gesetzt?

827

Der Buddho:

Das von mirangestoßne Rad, Sela,

das Dhamma-Rad vonhöchster Art,

der Sāriputtofortbewegt,

so gleichend dem Tathāgato.

828

Was zu erkennen, isterkannt,

was zu entfalten,ist entfaltet,

was loszulassen, istgelassen:

darum bin Buddho ich, Brahmane.

829

Gib auf an mir denletzten Zweifel

und öffne mir DeinHerz, Brahmane, -

schwer zu erlangenist das Sehen

der ganz Erwachten, wahrlich, immer.

830

Schwer zu erlangenin der Welt

Erscheinung ist, dieimmer währt:

ein Buddhobin, Brahmane, ich,

ein Pfeilchirurg, von höchster Art.

831

Brahmageworden, ohneGleichen,

bin ich einTodesheerzermalmer, -

die Feinde alle sindgebannt,

ich freue mich, woher noch Furcht?

832

Selo:

Dies nun, IhrHerren, wohl beachtet,

wie einer spricht,der’ s Auge hat:

der Pfeilchirurg,der große Held,

dem Löwen gleich, brüllt er im Wald.

833

Den Brahmaart’gen,ohne Gleichen,

denTodesheerzermalmenden,

wer ihn gesehn,sollt’ klar nicht werden,

selbst wenn von niedriger Geburt?

834

Wer’s wünscht, dermöge folgen mir,

wer’s nicht wünscht,möge weitergehn.

Hier werd’ ich jetztnach draußen ziehn,

der höchsten Weisheit wahrlich nah.

835

Die Jünger des Selo:

Wenn dies dem Herrenso gefällt,

das Lehrgebot desganz Erwachten,

auch wir nachdraußen werden ziehn,

der höchsten Weisheit wahrlich nah.

836

Selo:

Dreihundert derBrahmanen hier,

sie bitten mit demHandgruß nun:

„Das Brahmalebenwoll’n wir führ’n

in Deiner Nähe, Bhagavā!

837

Der Buddho:

Gut ist erklärt, dasBrahmaleben,Sela,

ist klar zu sehn undzeitlos gültig, -

die Weltabkehr istungetrübt

für einen, der nicht lässig übt.

838

Die Jünger des Selo:

Die Zuflucht habenwir genommen,

und schon am achtenTag, o Seher,

nach sieben Nächten,Bhagavā,

sind wir gezähmt in Deiner Lehre.

839

Du bist der Buddho,bist der Lehrer,

bist Māro-Überwinder,Muni, -

Du hast dieNeigungen gespalten,

hinüber hilfst Du diesem Volk.

840

Der Lebensbasis bistentkommen,

die Einflüsse hastDu zerstört, -

dem Löwen gleich,ganz ohne Haften,

hast aufgegeben Angst und Schrecken.

841

Selo:

Dreihundert dieserBhikkhus hier,

sie stehen mit demHandgruß da:

die Füße, Held, ostrecke aus,

die Elefanten wollen ehr’n den Meister (Lehrer).

BHADDIYO (der Glückerfüllte)

842

Da war aufElefantennacken

ein feines Tuch mirausgebreitet, -

ich habe guten Reisgegessen,

mit klarer Brühe übergossen.

843

Heut lebt im Glückbeharrlich er,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

844

Staublumpen trägt beharrlicher,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

845

Um Gaben gehtbeharrlich er,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

846

Drei Roben trägtbeharrlich er,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

847

Im Gleichschrittgeht beharrlich er,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

848

Alleine sitztbeharrlich er,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

849

Die Brocken kriegtbeharrlich er,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

850

Nie ißt zu spätbeharrlich er,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

851

Im Walde lebtbeharrlich er,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

852

Am Baume sitztbeharrlich er,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

853

Lebt untermHimmelsraum beharrlich,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

854

Lebt auf demLeichenfeld beharrlich,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefungübt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

855

Nimmt jedenLumpensitz beharrlich,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

856

Sitzt ohne Pausestets beharrlich,

mit seiner Sammelschalefroh,

Vertiefung übt er, nichtmehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

857

Hat wenigWünsche nur beharrlich,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

858

Ist ganz zufriedenstets beharrlich,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

859

Lebt abgeschiedenganz beharrlich,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

860

Liebt nicht Gemeinschaftganz beharrlich,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

861

Setzt immer Tatkraftein beharrlich,

mit seinerSammelschale froh,

Vertiefung übt er,nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

862

Ich ließ zurück denSchatz an Bronze,

das schwere Goldließ ich zurück,

nahm eine Schale nuraus Ton

und wusch sie zweimal gründlich aus.

863

Ich schirmt’ mich abmit hohem Zaun

und sicherte (überprüfte)die Speicher alle,

zum Schutz hielt ichein Schwert in Händen,

nur voller Furcht ich lebte früher.

864

Und heute glücklich,unerschrocken,

ganz frei von Angstund jeder Furcht,

vertieft sich, inden Wald getaucht,

der Sohn der Godhā, Baddhiyo.

865

Auf Tugendgruppenfest mich gründend,

Sati und Weisheitrecht entfaltend,

erlangte ich so nachund nach

all meiner Fesseln Untergang.

ANGULIMĀLO (Fingergirlande)

866

Beim Gehen sagst Du,Du Asket: „Ich stehe!“

Und mich nennst Dubeim Stehen „nicht stehend“.

Ich frage Dich,Asket, nun nach dem Sinn:

warum stehst Du und warum steh’ ich nicht?

867

Fest stehe ich,Angulimāla, überall,

bei allen Wesen legt’ich ab den Stock

(bei allem, wasgeworden)

Du aber bei denWesen ungezügelt bist:

darum steh’ ich undDu, der nicht steht, bist.

(bist einer, der nicht steht)

868

Jetzt endlich mirder hochverehrte, große Weise

im großen Walde, derAsket, erschien, -

ich werde lassentausendfaches Schlechte:

hab’ ihn gehört, den Vers, dhammagebunden.

869

So jetzt der RäuberSchwert und scharfe Waffe

in tiefe Grube,Abgrund, „Hölle“ warf, -

der Räuber grüßtedes Sugato Füße,

um Ordensweihe er den Buddho bat.

870

Der Buddho nun, dermitleidvolle Weise,

der Lehrer dieserWelt mit ihren Göttern,

das „Komm’ Bhikkhu!“sprach er nur einfach aus:

das war für ihn das ganze Bhikkhuwerden.

871

Wer früher immerlässig war

und später dannnicht lässig mehr,

der bringt einLeuchten in die Welt,

gleichwie der wolkenfreie Mond.

872

Bei wem die schlechtgetane Tat

mit heilsam Gutemwird bedeckt,

der bringt einLeuchten in die Welt,

gleichwie der wolkenfreie Mond.

873

Wer in der Tat alsjunger Mönch

sich bindet an dieBuddha-Weisung,

der bringt einLeuchten in die Welt,

gleichwie der wolkenfreie Mond.

874

Die Feind mir mögen’sLehrgespräch anhören!

DieFeind mir binden sich an Buddhaweisung!

DieFeind mir mögen jene Menschen teilen,

die diesen Dhammo fähig sind zu lehren!

875

Die Feind mir - beiden Lehren der Geduld,

den ungehindertlobenswerten,

sie mögen hör’ n dieLehr’ zur rechten Zeit

und dann nach ihrer Weisung handeln!

876

Ach, niemals mögeeiner mich verletzen,

auch einen andernnicht und wen auch immer, -

er möge finden indie tiefste Stille

und schützen die, die zittern - und die zitterfrei!

877

Das Wasser leitendie Kanälebauer,

die Pfeilemacherschlichten sich den Pfeil,

das Holz dieZimmerleute schlichten,

das SELBST sich zähmen Tugendhafte.

878

Nur mit dem Stockdie einen zähmen,

mit Stachelhaken undmit Peitsche, -

ganz ohne Stock undohne Schwert

bin ich gezähmt von einem Großen.

879

„Gewaltfrei“ wareinmal mein Name,

und voll Gewalt warich doch früher, -

heut’ trage ich denwahren Namen,

denn nicht verletz’ ich irgendeinen.

880

Ein Räuber ichvorher nur war,

„Angulimālo“ weitbekannt, -

getragen von dergroßen Woge,

zur Buddhazuflucht ging ich hin.

881

Die Bluthand ichvorher nur war,

„Angulimālo“, weitbekannt, -

das Zufluchtgehensieh nur an:

die Werdensstütze ist entfernt.

882

Nur schlechtes Werkhab ich getan,

ging oft auffalschen Wegen nur, -

berührt nun von derKammafrucht,

kann schuldlos essen ich das Mahl.

883

An Lässigkeit siebinden sich,

die Menschen,töricht, ohne Wissen, -

Nichtlässigkeit derWeise sich

beschützt, wie seinen besten Schatz.

884

An Lässigkeit nichtbind’ man sich,

sei nicht mitSinnenreiz vertraut, -

wer sich vertieft,nicht lässig ist,

gelangt zu einem reichen Glück.

885

Bin angekommen, gingnicht fort,

nicht ist diesschlechter Rat für mich, -

was an den Dingenist zu teilen,

das Beste, das erlangte ich.

886

Bin angekommen, gingnicht fort,

nicht ist diesschlechter Rat für mich, -

drei Wissen sind vonmir erlangt:

getan des Buddho Weisung ist.

887

Im Walde, unterBaumeswurzel,

in Bergen und inHöhlen auch:

wo ich auch früherimmer stand,

war angsterfüllt mein wirrer Geist.

888

So glücklich liegeich und stehe,

so glücklich führeich das Leben,

nicht in der Handdes Māro mehr:

ach, dieser Lehrer voll Erbarmen!

889

Aus Brahmastämmenging ich vor,

beidseitig vonNordwestursprung, -

heut’ bin ich Sohndes Sugato,

des Dhammakönigs, meines Lehrers.

890

Vom Durst befreit,an nichts mehr haftend,

bewachten Tors undgut gesammelt, -

die Sorgenwurzelausgespien,

hab ich erlangt das Einfluß-Ende.

891

Verehrt hab’ meinenLehrer ich,

getan des BuddhoWeisung ist, -

ist abgelegt dieschwere Last,

die Werdensstütze ist entfernt.

ANURUDDHO (der Hingegebene)

892

Verlassen Mutter undden Vater,

Verwandte, Schwesterund den Bruder, -

fünf Sinnesbahnenaufgegeben:

Anuruddho sich nun vertieft.

893

Er ließ auf Tanz,Gesang sich ein,

erwachte sanft beiLautenklang, -

dadurch er kam zurReinheit nicht,

an Māros Reich war er erfreut.

894

Und dies nun langsamüberwindend,

erfreut er sich desBuddho Weisung, -

die ganze Wogeüberwindend,

Anuruddho sich nun vertieft.

895

Form, Ton, Geschmackund den Geruch,

Berührung, die denGeist erfreu’n:

dies alles langsamüberwindend,

Anuruddho sich nun vertieft.

896

Vom Bettelgangzurückgekehrt,

alleine, nicht zuzweit, ein Muni:

er sucht sichAbfallumpen aus,

Anuruddho, von Einflußfrei.

897

Er wählte, nahm undreinigte,

er färbte, trug dasTuch, der Muni:

ein Abfallumpenträger,klug,

Anuruddho, von Einflußfrei.

898

Wer voller Wünsche,unzufrieden,

gesellig lebt,umhergetrieben,

für den sind allediese Dinge

nur schlecht und voller Schmutzigkeit.

899

Wer achtsam ist undohne Wunsch,

zufrieden ist undunverstört,

froh an derEinsamkeit, voll Glück,

bereit, stets Tatkraft einzusetzen:

900

Für den sind allediese Dinge

nur heilsam, zumErwachen führend, -

von jedem Einflußfrei ist er.

So hat’s gesagt der große Weise.

901

Wie ich gesonnen, ererkannte,

der Lehrer, in derWelt der höchste, -

mit seinemgeistgeschaff’nen Körper,

durch Geistmagie er kam zu mir.

902

Als die Gesinnungfest in mir,

noch weiterhin erzeigte auf:

dernichtvielfalterfreute Buddho

die Nichtvielfalt er zeigte auf.

903

Als ich die Lehretief erkannt,

ich lebte in derBotschaft froh, -

drei Wissen sind vonmir erlangt,

getan des Buddho Botschaft ist.

904

Nun sind esfünfundfünfzig Jahre,

daß ich ein Stillesitzerbin, -

und fünfundzwanzigJahre sind’s,

daß ich die Trägheit aus mir trieb.

905

Nicht war mehr Ein-und Ausatmen

dem Geiste, der festin sich steht, -

von Wünschen frei,in Stille mündend,

ist der, der sieht, rundum erloschen.

906

Mit einem Herzen,das nicht klebt,

besiedelte er dasGefühl, -

wie einer Lampe dasVerlöschen,

Befreiung des Gemüts geschah.

907

Dies sind dieallerletzten jetzt

des Muni fünfBerührungen, -

nicht and’re Dhammaswerden sein

beim ganz Erwachten, voll Erlosch’nen.

908

Nicht ist jetzt mehrein Wiederkehren

im Götterleib, derNetze wirft:

erschöpft ist derGeburtenlauf,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

909

Wer blitzesschnelldie tausendfache Welt

erkannt, der ist demBrahmā gleich, -

wer meistert dieMagie, und Gehn und Kommen

auch bei der Gottheit immer sieht, ist Bhikkhu.

910

Ein Essensträger warich früher,

ein Vagabund, derNahrung nahm, -

an den Asketen gabich’s weiter,

zu meinem allerhöchsten Ruhm.

911

Ich wurd’ imSakyastamm geboren,

„Anuruddho“ mannannte mich, -

versorgt mit Tanzund mit Gesang,

erwacht’ ich sanft bei Lautenklang.

912

Dann sah ich ihn,den Vollerwachten,

den Lehrer, der ganzohne Furcht, -

bei ihm das Herz zurRuhe fand:

ich zog in die Hauslosigkeit.

913

Die alten Stättenich nun kenne,

dort, wo ich früherhab’ gelebt, -

unter dendreiunddreißig Göttern

stand ich, als Sakka dort geboren.

914

Und an vierErden-Enden siegreich,

als RosenapfelhainesHerr,

ganz ohne Stock undohne Schwert,

dem Dhammo treu ich unterwies.

915

Von da noch sieben,da noch sieben,

Geburtenkreisenvierzehnmal,

den Aufenthalt werd’ich erkennen,

wenn in der Götterwelt ich stehe.

916

In demfünfgliedrigen Samādhi,

dem stillen, ganzauf Eins gerichtet,

die Körperstille icherlangte:

das Himmelsauge sich mir klärte.

917

Das Lebenswandern ich erkenne,

der Wesen Kommen und ihr Gehen,

ihr Immer-wieder-Anderswerden,

in der fünfgliedrigenVertiefung stehend.

918

Verehrt hab meinen Lehrer ich,

getan des Buddho Weisung ist, -

ist abgelegt die schwere Last,

die Werdensstütze ist entfernt.

919

Im Bambusdorf der Vajji-Leute

werd’ ich bei meinem Lebensende,

geborgen unterm Bambusbusch,

erlöschen, ganz von Einflußfrei.

PĀRĀPARIYO

920

Dem Pilgernden kam ein Gedanke

im blütenreichen, großen Wald,

dem Einspitzigen, Sitzenden,

dem Abgeschied’nen,Sich-Vertiefenden:

921

Wie anders war beim Weltbeschützer,

beim standhaften, beim höchsten Menschen,

noch das Verhalten seiner Bhikkhus, -

wie anders ist es jetzt zusehen!

922

Vor Kälte, Sonnenwind, als Schutz

das Lendentuch bedeckte sie,

das Maß einhaltend, aßen sie,

zufrieden stets auf jedeWeise.

923

Ob vorzüglich oder dürftig,

ob es wenig oder viel:

nur zum Lebensgang sie aßen,

ohne Gier, nicht zugeneigt.

924

Zum Lebensgang an Ausstattung,

an Medizin, dann an Versorgung

nicht allzu viel verlangten sie,

wie alle, die amEinfluß-Ende.

925

Im Walde unter Baumeswurzeln,

in tiefen Schluchten und in Höhlen,

die Abgeschiedenheit sie pflegten

und lebten nur nochhingegeben.

926

In Demut fest und leicht ertragend,

voll Sanftmut und nicht starren Herzens,

ganz ungeschwächt, nicht schwatzhaft lärmend,

den Sinn der Lehre nurbedenkend.

927

Daher war stets so angenehm

ihr Gang, ihr Essen, ihr Besuch, -

geschmeidig wie ein Strom von Öl

war die Bewegung ihresKörpers.

928

Von allem Einfluß ganz befreit,

in der Vertiefung und im Glücke groß:

erloschen sind jetzt diese Theras,

jetzt gibt’s nur wenigsolcher Art.

929

Durch aller heilsam guten Dinge

und aller Weisheit Untergang

die höchste wohl in jeder Hinsicht,

die Siegerbotschaft wirdzerstört.

930

Und naht der unheilvollen Dinge

und der Beschmutzungen die Zeit, -

durch rechte Abgeschiedenheit

sie bleiben dem Saddhammotreu.

931

Wenn die Beschmutzungen sich mehren,

ergreifen sie das ganze Volk,

sie spielen, denk’ ich, mit den Toren,

wie mit Verrückten dieDämonen.

932

Die überwältigt sind von Schmutz,

die da und dort herumgeirrt,

die Menschen bei den Schmutzobjekten

sind selbstbesessen, jammernlaut.

933

Ist aufgegeben der Saddhammo,

sie streiten miteinander sich,

geraten in die Ansichtsfallen:

„Nur dies ist besser“,denken sie.

934

Den Reichtum, Sohn und auch die Frau

sie warfen weg und zogen fort, -

um volle Kelle baten sie,

doch nicht die Pflichten übten sie.

935

Den Bauch siestopfen voll beim Essen,

und legen sichbehaglich lang,

Gespräche führensie, wenn wach,

die unser Lehrer hat getadelt.

936

Sie übenHandwerkskünste aus,

die schätzen sie undlernen sie, -

gestillt tief innensind sie nicht,

„Asketenziel“ - es bleibt zurück.

937

Den Ton, das Öl, diePuderpaste,

das Wasser, Sitz undNahrungsmittel

den Haushältern siepreisen an,

daß die verlangen mehr und mehr.

938

Mit Zahnholz und mitHolzapfel,

mit Blumen und mitKaubarem

sind sie aufBettelpfad versehn,

mit Früchten auch vom Mangobaum.

939

Heilmittel haben siewie Ärzte

und Pflichten,gleich den Haushältern,

wie eine Hure stehensie im Schmuck,

sind Herrscher wie aus Kriegerkaste.

940

Betrüger sind sie,Hintergeher,

sind falsche Zeugenvoller Tücke

und wenden vieleListen an,

das Fleischliche genießen sie.

941

Sie spiegelnUnterweisung vor

und haben nichts alsList verfolgt, -

zum Unterhalt mitKniff und Trick

sie sammeln großen Reichtum an.

942

Sie rufen dieVersammlung ein

zum Tätigsein, nichtDhammahören, -

den Dhammo lehrensie die andern

um Selbstgewinn, nicht um das Ziel.

943

Um Sanghareichtumstreiten sie,

als Sangho völligaußerhalb, -

von Anderer Gewinnsie leben,

sind ohne Scheu und nicht sich schämen.

944

Sie üben nicht aufdiese Weise,

als kahlgeschor’neRobenträger, -

Verehrung sie sichwünschen grad,

von Lohn und Gastfreundschaft betört.

945

So sind nun vieleabgefallen, -

und abwärts jetztist’s nicht so leicht,

das Unerreichte zuerreichen

und das Erreichte recht zu schützen.

946

Wie über eineDornenstelle

er gehe ohne dieSandalen,

die Sati in sichaufgestellt:

so in dem Dorf der Muni gehe.

947

Hat er gedacht anfrüh’re Yogis,

an ihr Geloben sicherinnert:

was immer bleibt anletzter Zeit,

er kann berühren Todlospfad.

948

Als dies gesagt imWeidenhain

der Pilger, der dieSinne zwang,

der Brāhmanoerlöschte ganz,

der Meister, frei von Wiederwerden.

PHUSSO (der Klare)

949

Als er all dieseSanften sah,

im Selbst entfaltet,gut gezügelt,

ein Weiser derPandarasa’s

befragte Phusso, sprach ihn an:

950

Was wird anWille, was an Wunsch,

was an Erscheinungalles sein

in fernen,zukünftigen Zeiten?

Das mir erkläre, so gefragt.

951

„So höre nun dasWort von mir!“

Der Weise sprach zuPandaro.

„Und gründlich auchbehalte es!

Ich werd’ erklären Zukunft Dir.“

952

Von Zorn verzehrtund böswillig,

scheinheilig, starr,betrügerisch,

voll Neid und vollerMeinungen:

so werden sie in Zukunft sein.

953

Sie rühmen sich derLehrerkenntnis,

der tiefen,Jenseitsküstenweide, -

leichthin sie ehr’ nden Dhammo nicht,

einander schenken sie nicht Achtung.

954

Viel an Gefahren inder Welt

erscheinen werdenkünftighin, -

und die wohlaufgezeigte Lehre

beschmutzen werden Törichte.

955

Die schwach anTugend sind im Sangho,

die spielen sich alsWeise auf, -

die werden stark anEinfluß sein,

viel schwatzen, weil sie nicht „gehört“.

956

Und selbst die Gutenauch im Sangho,

die sich nach wahremZweck verhalten,

sie werden schwachan Einfluß sein,

von scheuem Geist und ohne Ziel.

957

An hellem Silber,reinem Gold,

an Land, Besitz, anSchafen, Ziegen,

an Sklavin, Sklavewohl die Dummen

ergötzen werden künftig sich.

958

Stets reizbar sindsie, diese Toren,

und im Verhaltenungesammelt, -

dreist werdenwandern sie umher,

streitlustig wie die wilden Tiere.

959

Ganz unruhvoll siewerden sein,

von schwarzer Robenur bedeckt, -

falsch-harteSchwätzer, aufgeblasen,

sie werden leben wie die Edlen.

960

Mit Öl geglättetihre Haare,

ganz zapplig, mitgeschminkten Augen,

sie werden gehn aufbreiter Straße,

mit Weißgefärbter ganz bedeckt.

961

Was nicht verachtetvon Befreiten,

das rechtgefärbteHeil’genbanner:

verachten werden siedie Gelbe,

in Weiße immer nur vernarrt.

962

Gewinnerpicht siewerden sein,

nur träge, vongeringer Tatkraft, -

voll Überdruß amstillen Wald,

sie werden nahe Dörfern wohnen.

963

Nur denen, dieGewinn erlangen,

am schlechten Lebenstets erfreut,

nur denen folgen sienoch nach

und teilen mit den Zügellosen.

964

Und die, die zuGewinn nicht kommen,

die werden nichtmehr recht verehrt, -

und auch denliebenswerten Weisen

nicht folgen werden solche mehr.

965

Was eingefärbt mitfremder Farbe,

sie tadeln stets daseigne Banner

und der SektiererBanner auch, -

sie werden tragen nur das Weiße.

966

Nicht achtenswertwird wohl die Gelbe

zu jener Zeit dannihnen sein, -

ein tiefes Denken andie Gelbe

den Mönchen wird nicht länger sein.

967

Dem, der von Leidenüberwältigt,

vom Pfeildurchbohrt, so sehr gequält,

der ganz bewußtegroße Schrecken

dem Elefanten war nicht auszudenken.

968

Als der Sechszähnerdort gesehen

die gut gefärbteHeil’ genfahne,

da eben sprach erdiese Verse,

der Elefant, die sinnerfüllten:

969

Wer nicht befreitvon Flecken ist

und zieht die gelbeRobe an,

von allerZähmungswahrheit fern,

verdient die Gelbe wahrlich nicht.

970

Wer alle Fleckenausgespien,

in Tugendwohlgsammelt ist,

zur Zähmungswahrheithingelangt,

verdient die Gelbe wahrlich sich.

971

Wer im Verhaltenfalsch, der Dumme,

gemein, nurSinnenlüsten folgend,

im Geiste wanderndund nicht rein:

verdient die Gelbe wahrlich nicht.

972

Doch im Verhalten,wer vollendet,

vom Reize frei,gesammelt ist,

den Geist auf’sWeiße nur gerichtet:

verdient die Gelbe wahrlich sich.

973

Der unruhvolle,stolze Tor,

bei dem es Tugendgar nicht gibt,

das Weißgewandverdient er sich, -

die Gelbe, was soll sie ihm taugen?

974

Die Mönche und dieNonnen auch,

im Geist gestört undohne Ehrfurcht,

all jene vollerMettageist

sie werden tadeln in der Zukunft.

975

Und selbst wenn alteMönche lehren,

die Toren, die dieRobe tragen,

nicht lauschenwerden diese Dummen,

gemein, nur Sinnenlüsten folgend.

976

Und die soeingeübten Toren,

die sich einandernicht verehren,

sie werden nicht denLehrer achten,

wie Schüttler nicht den Wagenlenker.

977

So in derzukünftigen Zeit

der Weg wirdanzusehen sein

der Mönche und derNonnen auch,

wenn angelangt die letzte Zeit.

978

Bevor dies alleskommt heran,

der Zukunftübergroßer Schrecken:

sanft redend seid,freundlich gesinnt!

Einander seid euch Ehrende!

979

Seid liebevoll undhabt Erbarmen!

Seid in der Tugendgut gesammelt!

Macht Tatkraft aufund strebt im Selbst!

Steht immer fest in eurer Übung!

980

Ist Lässigkeit alsAngst gesehn,

Nichtlässigkeit alsFrieden bringend:

entfaltet denAchtgliederweg!

Berühretdes Todlosen Pfad!

SĀRIPUTTO

981

Recht lebend,achtsam stets und tief bedenkend,

in der Gedankenführungnie mehr lässig,

im Innern froh undgut in sich gesammelt,

allein zufrieden: den wohl nenntman ,Mönch’.

982

Wenn Frisches er undTrock’nes ißt,

nie sei er allzustark gesättigt,

mit leerem Magen,mäß’ger Nahrung,

achtsam ein Mönch mag wandern gehn.

983

Hat er vier Bissenoder fünf

gegessen, trinke ernoch Wasser:

genug ist das zumleichten Leben

für einen Mönch, in sich entschlossen.

984

Das Regelfolgennimmt er an,

die Robe reicht ihmvöllig aus:

genug ist das zumleichten Leben

für einen Mönch, in sich entschlossen.

985

Wer mit gekreuztenBeinen sitzt,

die Kniee netzt derRegen nicht:

genug ist das zumleichten Leben

für einen Mönch, in sich entschlossen.

986

Wer Glück alsleidvoll nur noch sah,

und Leiden sah alsPfeilverwundung,

und zwischen beidenauch nicht war:

in welcher Welt was mag er sein?

987

„Mir bleibe fernein Übelwünscher,

ein Träger, vongeringer Tatkraft,

der nichts gehörtund ohne Ehrfurcht!“

In welcher Welt was mag er sein?

988

Wer viel gehört undweise ist,

in Tugenden, wer gutgesammelt,

an Herzensstilleangejocht:

der soll als Vorbild nah mir stehn!

989

Wer an die Vielfaltangejocht,

ein vielfalttieferfreutesTier,

der hat verfehltschon das Nibbānam,

den Übungsfrieden höchster Art.

990

Doch wer dieVielfalt aufgegeben,

auf demNichtvielfaltwege froh,

erreichte das Nibbānamschon,

den Übungsfrieden höchster Art.

991

Im Dorfe oder auchim Walde,

im tiefen Land undauf der Höhe:

wo Heilgewordeneverweilen,

das ist ein angenehmer Ort.

992

Wie angenehm dieWälder sind,

wo nicht sich freutdas ganze Volk,

nur die EntreiztenFreude finden,

nicht die, die Sinnenlüste suchen!

993

Dem Klugen, der den Tadelspricht,

nur solchem Weisenschließ dich an!

Dem, der sichanschließt einem solchen,

gehts besser nur, nicht schlechter mehr.

994

Er möge raten,unterweisen,

von Niedrigem haltenzurück, -

so ist er liebBesonnenem,

unlieb dem Nichtbesonnenen.

995

Dem andern der erhab’ne Buddho

die Lehre zeigteauf, der Seher, -

und während er dieLehre zeigte,

lieh ich mein Ohr, den Sinn erforschend.

996

Das war mirblendungsfreies Hören,

befreit bin ich, vonEinfluß frei, -

nicht mehr nach früh’remAufenthalt,

auch nicht nach einem Himmelsauge,

997

nach tieferHerzenskunde Macht,

nach Weitergehn undWiederkehren,

nach HörbereichesReinigung

ein Streben gab es da für mich.

998

An Baumeswurzelhingesetzt,

geschoren kahl,robenbedeckt,

an Weisheit nun derhöchste Thero,

Upatisso sich tief versenkt.

999

Gedankenstille haterreicht

des VollerwachtenJünger er, -

tief in den edlenStand des Schweigens

ist er getaucht für alle Zeit.

1000

Wie im Gebirg dasFelsmassiv

ist unbewegt gutaufgestellt,

so derverblendungsfreie Mönch

wie das Gebirge nicht mehr zittert.

1001

Bei einemfleckenlosen Menschen,

der immer nur dasReine sucht,

Haarspitzenmaß desSchlechten

gleichwie ein Wolkenmaß erscheint.

1002

Bin tief erfreut amTode nicht,

bin tief erfreut amLeben nicht, -

den Körper werd’ ichlegen ab:

aufmerksam, voller Achtsamkeit.

1003

Bin tief erfreut amTode nicht,

bin tief erfreut amLeben nicht, -

den Körper werd’ ichlegen ab:

gleichwie der Diener seinen Lohn.

1004

Die beiden Seiteneben dieses Todes:

nicht einem Todespäter und nicht früher

folgt weiterhin, gehtniemals mehr zugrunde!

Die kleinste Zeit verschwendet nicht!

1005

Gleichwie die Stadt,dicht an der Grenze,

bewacht von innenund von außen,

so hüte dir daseigne Selbst,

die kleinste Zeit verschwende nicht.

1006

Ganz still geworden,abgelassen,

die Texte sprechendunverwirrt:

er schüttelt ab dieschlechten Dinge,

gleichwie das Blatt vom Baum der Wind.

1007

Ganz still geworden,abgelassen,

die Texte sprechendunverwirrt:

zieh ab dieschlechten Dinge all,

gleichwie das Blatt vom Baum der Wind.

1008

Ganz still geworden,ohne Kummer,

im Glück geborgen,unverwirrt,

schön in der Tugend,voller Weisheit:

des Leidens Endiger er sei.

1009

Vertraut sich nichtden Einzelgängern an,

bei Hausnern weder,noch bei Pilgern auch, -

gewesen gut, sindsie nicht länger gut,

nicht gut gewesen, sind sie wieder gut.

1010

Der Sinnendrang undAbneigung,

die schlaffeTrägheit eines Mönchs,

die Unruh’ und dasZweifelschwanken:

fünf Geistesflecken sind dies wohl.

1011

Wen die Verehrungnicht macht stolz

und auch dieNichtverehrung nicht,

die Sammlung nichtins Wanken kommt,

wer immerfort nicht lässig bleibt:

1012

Den, der beharrlichsich vertieft,

die feine Schau imInnern sieht,

am Haftensuntergangerfreut:

den nennt mit Recht man „wahrer Mensch“.

1013

Das große Meer, dieErde nicht,

Gebirge nicht undnicht der Wind:

zum Gleichnisreichen sie nicht hin

des Lehrers, der dieFreiheit lehrt.

(der so gut befreit.)

1014

Das Rad hält er inGang, der Thero,

groß an Erkenntnisund gesammelt, -

er ist wie Erde,Wasser, Feuer,

erregt sich nicht und wird nicht schlecht.

1015

An Weisheit istvollendet er,

ist weit an Einsicht,großer Muni:

nicht träge scheinter träg’ zu sein,

für immer lebt erloschen er.

1016

Verehrt von mir derMeister ist,

getan des Buddho Weisungist

und abgelegt dieschwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

1017

„Strebt eifrig ohneLässigkeit!“

Nur dies ist meineUnterweisung.

Wohlan, ich werdeganz erlöschen,

befreit bin ich allüberall.

ĀNANDO

1018

Mit Boshaftem undZornigen,

mit Selbstischem,Zerstörungsfrohem

nicht Freundschaftschließt der Weise wohl:

schlecht ist mit schlechten Menschen Umgang.

1019

Mit demVertrauend-Liebenswerten,

derWeisheit sucht undviel gehört

wohl Freundschaftschließt der Weise sich:

Glück ist mit guten Menschen Umgang.

1020

Sieh dieseschmuckgemachte Puppe,

den Wundenkörper,aufgebaut,

den kranken, vonGedanken voll,

der Dauer und Bestand nicht hat!

1021

Der viel gehört, einGlanzredner,

des Buddhoumsichtiger Diener,

der Lastenlose, ganzEntjochte:

das Lager macht sich Gotamo.

1022

Von Einfluß frei undganz entjocht,

hält er nicht fest,ist voll erloschen, -

so trägt er seinenletzten Leib,

Geburt- und Todesjenseitsgänger.

1023

Bei wem die Lehrenfest gegründet,

beim Buddha-Sonnenanverwandten:

auf dem Nibbāna-Wanderweg

steht sicher dieser Gotamo.

1024

Als er erwacht,behielt er zweiundachtzig,

zweitausend schonals Bhikkhu noch:

das warenvierundachtzigtausend,

die diese Lehren vorwärtsbrachten.

1025

Der Mensch, derwenig nur gehört,

demOchsen gleich vormPflug er altert,

die Fleischesmassenwachsenihm,

die Weisheit aber wächst ihm nicht.

1026

Wer viel gehört undden, der kaum gehört,

mit dem Gehörtenganz verachtet,

gleichwie einblinder Lampenhalter,

so eben scheint mir der zu sein.

1027

An den, der viel gehört,schließ er sich an,

nd das Gehörte lasseer nicht schwinden,

es ist die Wurzelganz des Brahmalebens,

darum sei er ein wahrer Dhammaträger.

1028

Das Wortgefüge kennter, kennt den Sinn,

und um den Weg derSprache weiß er wohl, -

das gut Erfaßte faßter gut in sich,

bewegt den Sinn, erforscht ihn klug.

1029

Auf die Geduld zieltder den Willen,

was er gewagt, daswägt er ab,

zur rechten Zeitstrengt er sich an,

im Innern ist er gut gesammelt.

1030

Der viel gehört, denDhammaträger,

den weisheitsreichenBuddhajünger,

den LehrverständnisWünschenden,

den teilt euch, den, der so geartet.

1031

Der viel gehört, derDhammaträger,

der Schatzhüterdes großen Weisen,

das Auge dieserganzen Welt,

der zu verehren, der so viel gehört.

1032

Der Dhammafreud’ge,Dhammafrohe,

den Dhammo stetsBedenkende:

des Dhammo stetsgewahr, der Mönch,

vom Dhammo fällt er nicht mehr ab.

1033

Wer nur dasKörperselbst verehrt,

den lasse er undrichte sich nicht auf, -

wer Leibeswohlseinnur begehrt,

woher Asketen-Leichtigkeit?

1034

Nicht leuchten mehrdie Himmel alle,

die Dhammas kommenmir nicht in den Sinn, -

daß mir der guteFreund gegangen,

wie Dunkelheit scheint das zu sein.

1035

Ach, hingegangen derGefährte,

er lebt nicht mehr,der gute Lehrer, -

jetzt gibt es nurnoch einen Freund:

die Sati, die zum Körper geht.

1036

Die Alten alle sindvergangen,

mit Neuen mich nichtmehr verbindet:

so heut’ allein ichmich vertiefe,

gleichwie zur Regenzeit die Vögel.

1037

Zum Sehen kamen sieherbei

aus fremden Ländern,viele Menschen:

Geopfert seien nichtdie Hörer!

Sie mögen meinen Orden sehn!

1038

Zum Sehen kamen sieherbei,

so zahlreich fremderLänder Menschen:

der Meister gibtGelegenheit,

nicht weist sie ab, der’s Auge hat.

1039

Die ganzenfünfundzwanzig Jahre,

die auf demÜbungsweg ich bin,

nicht Lustgedankekam mehr auf:

Sieh nur des Dhammo Kerngesetz!

1040

Die ganzenfünfundzwanzig Jahre,

die auf demÜbungsweg ich bin,

nicht Haßgedanke kammehr auf:

Sieh nur des Dhammo Kerngesetz!

1041

Die ganzenfünfundzwanzig Jahre,

hab dem Erhab’nen ichgedient

mit liebevollemKörperwerk,

gleichwie der Schatten, der nicht weicht.

1042

Die ganzenfünfundzwanzig Jahre

hab dem Erhab’nenich gedient

mit liebevollemRedewerk,

gleichwie der Schatten, der nicht weicht.

1043

Die ganzenfünfundzwanzig Jahre

hab dem Erhab’nenich gedient

mit liebevollem Geisteswerk,

gleichwie der Schatten, der nicht weicht.

1044

Dem Buddho, der gingauf und ab,

von hinten folgteich ihm nach, -

als er den Dhammoaufgezeigt,

da stieg Erkenntnis in mir auf.

1045

Mir bleibt nun etwasnoch zu tun,

ich übe noch, binohne Geisteskraft, -

der Meister fandNibbānam ganz,

der mit uns hat so stark gefühlt.

1046

Da kam in mir derSchrecken auf,

da war in mir einHaaressträuben

bei ihm, demHöchstes ganz gelang,

beim ganz Erwachten, der erloschen.

1047

Der viel gehört, derDhammaträger,

der Schatzhüterdes großen Weisen,

das Auge dieserganzen Welt:

Ānando ist erloschen ganz.

1048

Der viel gehört, derDhammaträger,

der Schatzhüterdes großen Weisen,

das Auge dieserganzen Welt

des Blindseins Dunkelheit vertreibt.

1049

Der aufrecht geht,der achtsam ist,

der festentschlossen ist, der Weise,

der den Saddhammoträgt, ein Thero:

Ānando, die Juwelenmine.

1050

Verehrt von mir derMeister ist,

getan des BuddhoWeisung ist

und abgelegt dieschwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

MAHĀKASSAPO (der große Kassapo)

1051

Nicht von der Mengehoch verehrt man lebe,

man ist bedrängt,kommt schwer zur Sammlung, -

die Massenvolkversammlungist nur leidvoll,

und so geseh’n, die Menge man nicht möge.

1052

Nicht zu Familienmöge gehn der Muni,

er wird bedrängt,kommt schwer zur Sammlung, -

wer gierig nurGeschmack begehrt,

gibt auf das Ziel, das einzig Glück nur bringt.

1053

„Das ist nur Staub!“So habe ich erkannt, -

Gruß und Verehrungbei Familien

gleicht einem Pfeil,schwer zu entfernen:

schwer ist zu lassen Gastfreundschaft bei Schlechten.

1054

Vom Lager-Sitz erhobich mich,

die Stadt um Almosenbetrat, -

zu einemleprakranken Mann, der aß,

respektvoll stellte ich mich hin.

1055

Er reichte mit derlinken Hand

mir einen Bissen dannherüber,

und als den Bissen ermir gab,

ein Finger löste sich ihm ab.

1056

An eine Baumwurzelmich lehnend,

den Bissen dann nahmich zu mir, -

beim Essen und auchnach dem Essen

den Ekel gab es nicht für mich.

1057

Nur Weggeworfenes -die Nahrung,

und fauler Harn -die Medizin,

der Lager-Sitz - dieBaumwurzel,

und Kehrichtlumpen -seine Robe:

wer dieses fähig istzu tragen,

der ist Vier-Himmels-Enden-Mann.

1058

Wo manche tiefhinunterstürzen

beim Klettern in demFelsgebirge,

da wohl des Buddhoguter Erbe,

klar wissend, vollerAchtsamkeit,

von magisch-starkerKraft getragen,

der Kassapo klimmt leicht hinauf.

1059

Vom Bettelgangzurückgekehrt,

auf Felsen stieg derKassapo, -

vertieft sich ohnejedes Haften,

verlassen ganz von Furcht und Schrecken.

1060

Vom Bettelgangzurückgekehrt,

auf Felsen stieg derKassapo, -

vertieft sich ohnejedes Haften,

bei Brennenden schon ganz erloschen.

1061

Vom Bettelgangzurückgekehrt,

auf Felsen stieg derKassapo, -

vertieft sich ohnejedes Haften,

tat, was zu tun, von Einfluß frei.

1062

Buschrosen inGirlanden weit,

dies Stückchen Erdefreut den Geist,

Trompeter hallt hierschön herauf:

die Felsen, sie erfreuen mich.

1063

BlauschwarzeWolkenformen glänzen,

die kühlen Wassertragen Reinheit, -

von roten Käfernganz bedeckt,

die Felsen, sie erfreuen mich.

1064

Die Wolkenspitzenaufgerichtet,

dem schönstenTürmchendach so gleich, -

der Ruf der Geierhallt so schön:

die Felsen, sie erfreuen mich.

1065

Begossen sind dieschönen Gründe,

die Berge, von denWeisen aufgesucht, -

voll tönen sie vomPfauenschrei:

die Felsen, sie erfreuen mich.

1066

Es reicht dem, derVersenkung liebt,

mir Strebenden, derachtsam ist, -

es reicht mir, derdas Ziel so liebt,

dem in sich strebenden Bhikkhu.

1067

Es reicht mir, derdas Leichtsein liebt,

mir Strebendem, derMönch nun ist, -

es reicht mir, derdas Joch nur liebt,

dem in sich Strebenden von solcher Art.

1068

Die ganz vonFlachsblüten besetzt,

gleichwie vonHimmelswolkendecke,

und die von vielenVögeln überstreut:

die Felsen, sie erfreuen mich.

1069

Nicht überstreut vonHaushaltern,

von Wildtiergruppennur besucht,

von ganz verschiednenVögeln überstreut:

die Felsen, sie erfreuen mich.

1070

Das Wasser in denvielen Klippen,

in denen wilde Tierehausen,

mit Wasserpflanzenganz bedeckt,

die Felsen, sie erfreuen mich.

1071

Musik imFünfergruppenspiel

löst keine solcheFreude aus,

wie der auf Einsgespitzte Geist

bei dem, der recht den Dhammo sieht.

1072

An Tat nicht viel ermöge machen,

das Volk er mögemeiden, nicht hinausgehn, -

wer eifrig ist,Geschmack ergiert,

verläßt das Wohl, das Glück nur bringt.

1073

Das große Werk mansetze nicht in Gang,

vermeide das, wasnicht zum Ziele führt, -

es quält der Körper sich,ermüdet,

und voller Leiden nicht zur Ruh’ er findet.

1074

Mit Lippensieg alleinenur

das Selbst manniemals sehen kann,

steifnackig geht manda einher,

und „Ich bin besser!“ denkt man nur.

1075

Nicht besser, besserdoch zu sein,

so denkt der Torwohl sich das Selbst,

nichtkönnen Weise ihn da loben,

den steif im Geist geword’nen Mann.

1076

Wer beim Gedanken „Besserbin ich!“

„Nicht bin ichbesser!“ wiederum,

„Geringer bin ichoder gleich!“

nicht eingebildet sich erregt, -

1077

den Klugen, der nurrecht noch spricht,

in aller Tugend gutgesammelt,

an Seelenfriedenangeschlossen,

den können Weise loben wohl.

1078

Wer zu den eignenBrahmamönchen

Verehrung nichtgewinnen kann,

entfernt ist der vonwahrer Lehre,

wie von der Wolke ist die Erde.

1079

Bei welchen Scham,Gewissenscheu

ist immer richtigaufgestellt,

im Wachsen ist dasBrahmaleben:

bei denen endet Wiederwerden.

1080

Ein Mönch, derunruhvoll und schwankend,

mit Müllplatzlumpennur bedeckt:

gleichwie ein Aff’mit Löwenfell,

bringt er dadurch kein Leuchten auf.

1081

Wer nicht unruhig,wer nicht schwankend,

wer klug, gezügeltbei den Sinnen,

der glänzt mitseinen Müllplatzlumpen,

dem Löwen gleich in Bergeshöhle.

1082

Hier diese vielen,vielen Götter,

die mächtigen, diehochgerühmten,

zehntausend Göttersind es wohl,

die alle Brahmā angehören.

1083

DenDhamma-Heerführer, den Weisen,

groß in Vertiefungund gesammelt,

den Sāriputto sieverehren

und stehen mit dem Handgruß da:

1084

„Verehrung Dir, derMenschen Edler!

Verehrung Dir, derMenschen Höchster!

Was Dir so klar,versteh’n wir nicht:

auf was gestützt, man sich vertieft, -

1085

wie wunderbar istder Erwachten

so tiefer, eig’nerWeidegrund!

Wir können ihn nichtrecht erkennen,

die, Haar durchbohrend, wir versammelt.“

1086

Als er so bei denGötterscharen

den hochverehrtenAraham,

den Sāriputto danngesehen,

dem Kappino ein Lächeln kam.

1087

Soweit wie auf demBuddhafeld

ist hingestellt eingroßer Muni:

genau’ste Bahn michzeichnet aus,

den, der mir ähnlich ist, nicht gibt es.

1088

Verehrt von mir derMeister ist,

getan des Buddho Weisungist

und abgelegt dieschwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

1089

Nicht bei der Robe,nicht beim Lager,

beim Essen nichtwird er beschmutzt, -

der Gotamo istunermeßlich,

wie Lotusblüteunbenetzt vom Wasser, -

geneigt zum Weltaufgeben und dem Dreierwerden fern.

1090

Die Sati richten istsein Nacken,

Vertrauen ist dieHand des großen Muni,

die Weisheit istsein Kopf in großem Wissen, -

stets geht im Leben er erloschen.

TĀLAPUTO (Fächerpalmengefäß (Schauspieldirektor))

1091

Wann werde ich in tiefen Bergeshöhlen,

wann ganz allein und ohne zweiten wohnen,

als nicht beständig alles Werden sehend, -

daß dies geschieht, wann wird es endlich sein?

1092

Wann werde ich dasStückelkleid wohl tragen,

ein Muni, gelbgekleidet, ohne Mein und völlig frei?

Wann werd’den Reiz, die Abwehr ich, Verblendung

gelassen haben, voller Glück am Berghang wohnen?

1093

Wann werd’ denunbeständigen, krankheitsgeschlag’nen,

den Leib, der stets vonTod und Verfall bedroht,

durchschau’n undwerde wohnen, frei von aller Furcht

allein im Wald? Ach, das, - wann wird es endlich sein?

1094

Wann werd’ ich das,was Furcht erzeugt und Leiden bringt,

den Durst, der ranktund in die Vielfaltstäuschung führt,

hab’ ich das scharfeWeisheitsschwert ergriffen erst,

zerschlagen diese Mächte? Das auch, - wann wird’s sein?

1095

Wann, wenn ich vondem mächtig starken Weisheitsfeuer,

vom Lehrer allerWeisen tief ergriffen bin,

werd’ ich das Māra-eig’neHeer kraftvoll vertreiben

vom Löwenthron? Ach, das, - wann wird es endlich sein?

1096

Wann habe höflichich bei den Zusammenkünften

erschaut denWerdensstrom mit denen, die den Dhammo ehren?

Wann bin mitwirklich sehenden, besiegten Sinnen

ich einer, der sich müht? - Wann wird das endlich sein?

1097

Wann werden mich derträge Hunger und der Durst,

die Glutwinde, dieKäfer und die Schlangen auch

nicht länger plagen,wenn ich in der Bergeshöhle

mir selbst nur Zielbin? Ach, wann wird dasendlich sein?

1098

Wann hab’ ich nun,was klar erkannt vom großen Weisen:

die vier Wahrheiten,die wohl schwer zu schauen sind,

gesammelt tief im SELBSTund achtsam wohl erreicht

mit Weisheit das? Ach, das, - wann wird es endlich sein?

1099

Wann werd’ dieFormen ich, so unbegrenzt, die Töne,

die Welt desRiechens, Schmeckens, Tastens und des Denkens

als Flammen seh’n,an Stilleräume fest gebunden,

zur Weisheit fähig sein? Wann wird mir das zuteil?

1100

Wann werde ich beischlecht gesprochnem Wort

aus diesem Grundverwirrt nicht länger sein, -

und wenn gelobt, ichwerd’ aus diesem Grund

auch nicht zufrieden sein? Wann wird mir das zuteil?

1101

Wann wögen Holz undGras und Schlinggewächse,

die Khandhas und dieDinge, unermeßlich,

die Innen- und dieAußenreiche alle,

mir gleich? Ach, das, - wann wird es mir zuteil?

1102

Wann wird die dunkleRegenwolke mich

mit frischem Wasser,der die Robe ich im Wald

den Weg, den Weise fortgegangen,trage,

beregnen? Das, - ach, wann wird’s endlich sein?

1103

Wann werd’ ich denbeschopften Pfau im tiefen Wald

und den Dijo hoch imGebirge singen hören?

Wann, wenn vom Sitzerhoben, mag das Todlos-Ziel

ich mir ersinnen? Das, - wann wird es endlich sein?

1104

Wann werd’ demGanges ich, der Yamunā und Sarassatī,

die in den Abgrundstürzen, in den Höllenschlund,

nicht haftend wohl entkommenganz mit hoher Macht,

den schrecklichen? Ach, das, - wann wird es sein?

1105

Wann werd’ ich, wieder Elefant im Kampf,

zerbrechen zu denSinnen meinen Willen?

Wann werf’ ich allesUnreine von mir,

von der Vertiefung angezogen? Wann wird’s sein?

1106

Wann, wie ein Bettlervoller Schulden einen Schatz

gewinnt, von seinenGläubigern gepreßt,

werd’ ich zufriedensein, weil icherfaßt die Botschaft

desgroßen Weisen? Das, - wann wird es sein?

1107

Ach, viele Jahre hab’ich um die Drei gebeten,

im Haus das Lebenreicht dir nun wohl aus, -

wenn ich erst einmalbin hinausgezogen,

dann bindest du an Pflicht, o Herz, nicht länger dich.

1108

Hab ich dich, Herz,nicht um die Drei gebeten?

Im Berg mit buntenFlügeln fliegen viele Vögel,

Mahindas Donnerstimmemächtig hallt zurück:

sie werden den erfreu’n, der sich im Wald vertieft.

1109

Bei der FamilieFreunde, Liebe und Verwandte,

am Spiel die Freudeund das Sinnenreich der Welt, -

das alles will ichlassen - ist’s erreicht,

bist du dann auch, mein Herz, zufrieden wohl?

1110

Mir gilt das nurallein, nicht gilt das anderen,

gebunden immer nuran’s Klagen, ach, warum?

All das ist zitterndeBewegung, sah ich da,

verließ das Haus, voll Sehnsucht nach dem Todlosweg.

1111

Nurrecht spricht er, der Höchste der Zweifüßigen,

der große Fähige,das Menschenvolk zu zähmen:

das Herz, das unruhvolle,einem Affen ähnlich,

das nicht befreit vom Reiz, ist schwer zurückzuhalten.

1112

Die vielen Sinneslüste,süß, den Geist erfreuend,

an die istfestgebunden dieses Torenvolk, -

sie wünschen sichnur Leid, die Wiederwerden wollen,

vom Herzen fehlgeführt, in dunkle Welt gestoßen.

1113

Der Pfauen und derReiher Schrei hallt durchs Gehölz,

der Panther und derTiger Macht bin ausgesetzt, -

beim Körper jedenWunsch gib auf und säume nicht:

so wohl mich, Herz, vom Früheren entbindest du.

1114

Entfalte dieVertiefungen, die Fähigkeiten,

die Kräfte, die Erwachungsglieder,Sammlungsübung,

unddie Drei Wissen, ist berührt die Buddhabotschaft!

So wohl mich, Herz, vom Früheren entbindest du.

1115

Entfalte diesen Weg,um das Todlose zu erlangen,

den, der hinausführt,in All-Leidens-Ende taucht,

den achtgliedrigen,gut zu aller Flecken Reinigung!

So wohl mich, Herz, vom Früheren entbindest du.

1116

„Ach, Leiden nur!“So sieh die Gruppen gründlich an!

Und wenn das Leidenaufsteigt, so entfern’ es gleich!

Hier jetzt demLeiden mache rasch ein Ende!

So bindest du mich, Herz, nicht an das Früher mehr!

1117

„Das Nichtbeständige istLeiden!“ So durchschaue gründlich!

„Die Leere ist Nichtselbst!“-“Das Übel ist Zerstörung!“

Gedankengänge endloshalte an im Herzen!

So bindest du mich, Herz, nicht an das Früher mehr!

1118

Kahl, mißgestaltet undzum Fluch gelangt,

die Schale in der Hand,bei den Familien bettelnd,

schließ an dich andes Lehrers Wort,des großen Weisen!

So bindest du mich, Herz, nicht an das Früher mehr!

1119

Gezügelt in dirselbst nur zwischen Straßen gehend,

bei den Familien,bei den Lüsten nicht im Geiste haftend,

gleichwie der Mondin klarer Vollmondnacht:

so bindest du mich, Herz, nicht an das Früher mehr!

1120

Ein Waldbewohner ister und Almosengänger,

Friedhofsbewohner,Müllplatzlumpenträger,

ein Sitzenbleiberist er, froh stets am Extrem:

so bindest du mich, Herz, nicht an das Früher mehr!

1121

Hast Bäume dugepflanzt, suchst Früchte an der Wurzel,

dazu den ganzen Baumzu fällen wünschst:

so gleiches, Herz,ist, was du mit mir machst,

wenn du ans Unbeständ’ge, Schwankende mich bindest.

1122

Formlos, ferngehend,einsam nur noch wandernd,

nicht wirst du jetztzu Willen mir mehr sein!

Leidvoll sind Sinnenlüste,stechend, voller Furcht!

Auf das Nibbānam nur den Geist gerichtet, werd’ ich gehn!

1123

Nicht wegen Mißgeschick,nicht aus Schamlosigkeit,

nicht weil ich’sdachte bloß, nicht weil ich Qualen litt,

auch nicht um derVerehrung willen zog ich fort:

bin einzig dir, mein Herz, gehorsam nur gefolgt.

1124

Das Wenigwünschenwird gelobt von guten Menschen,

das Stolzaufgeben unddie Stille alles Leidens, -

so wohl mich, Herz,du dann auch bindest fest,

jetzt gehst du noch in der gewohnten Bahn.

1125

Der Durst,Nichtwissen und das liebgeword’ne Liebe,

die schönen Formenund die Glücksgefühle,

die angenehmen Sinnesdränge,sie sind ausgespien, -

zum Ausgespienen noch zurückzukehren, kann ich nicht.

1126

Allüberall bin ichdir, Herz, zu Willen nur gewesen -

durch zahlloseGeburten hin hast du mich nicht gestört,

das inn’re Werdenwar voll Dankbarkeit für dich,

doch Leiden nur hast du dem lang Gewanderten gebracht.

1127

Du nur allein, meinHerz, machst zum Brahmanen uns,

du uns zum Kriegerund zum Königsweisen machst, -

einmal wir Bürgerund dann Arbeiter wir werden,

zum Götterstatus kommen wir auch ebenso.

1128

Durch dich alleinwir müssen Riesen werden,

durch dich alleinwir müssen Höllenwesen werden,

dann auch zum Tierreichkommen wir zu einer Zeit,

und auch Gespensterstatus wird uns auferlegt.

1129

Nicht wirst du michjetzt mehr verletzen immer wieder,

nur einen kurzenAugenblick wie Maskenspiel seh ich dich an,

verrückt zu sein, dueben nur von mir verlangst, -

was denn, mein Herz, nur hab ich wohl an dir versäumt?

1130

Dies Herz gingfrüher immer nur auf Wanderschaft,

wohin es wollte, wo esLust fand, wie sein Glück, -

das werd’ ich gründlichzügeln mir von heute an,

wie Elefanten bricht der Stachelstockdompteur.

1131

Der Lehrer lenktemeinen Geist auf diese Welt

als unbeständig, alsnicht fest, als ohne Kern, -

springfreudig auf, meinHerz! Vernimm des Siegers Botschaft!

Und hilf mir durch die große Flut, so schwer zu kreuzen!

1132

Nichts ist jetzt so,mein Herz, mehr, wie es früher war,

ich hab genug, indeinen Machtbereich zurückzukehren, -

zum großen Weisenzog ich fort, in seiner Botschaft,

die so wie ich sind, tragen keinen Untergang.

1133

Die Berge, Ozeane,Flüsse und die reiche Erde,

vier Himmelsrichtungenund Richtungen dazwischen:

sind alle nichtbeständig und vom Dreifachwerden überrannt, -

wohin gegangen, Herz, du wirst da Glück genießen?

1134

O weh, das Künftige!Was wirst du, Herz, noch mit mir machen?

Du hast genug, meinHerz, an Macht jetzt ausgeübt!

Niemals sollst du denleeren Blasebalg mehr öffnen,

o weh, aus dem, gefüllt, neun Ströme fließen.

1135

Von Ebern, Antilopendicht besucht,

am Abhang mit demschön geformten Gipfel,

vom Wasser und vomRegen übersprengt in dem Gehölz:

dorthin ins Höhlenhaus gegangen, wirst du froh sein.

1136

Mit blauem Nacken,schönem Schopf und bunten Flügeln,

mit reichgeschmücktem Federkleid die Vögel,

süß ihre Stimme undder Donner dunkel brüllend:

sie werden den erfreu’n, der sich im Wald vertieft.

1137

Hat dann der Gottgeregnet auf das vierfältige Gras, -

in voller Blüte,einer Wolke ähnelnd, das Gehölz, -

werd’ ich im Berge einemBaume gleich dann liegen,

das wird mir sanft sein, einer Baumwollflocke ähnelnd.

1138

So werde ich’s jetzttun, gleichwie der Meister,

was dabei wird erlangt,das möge mir genügen, -

nur immer das ichwerde tun, ganz voller Eifer,

gleichwie ein Katzenfell, das gut gewalkt.

1139

So werde ich’s jetzttun, gleichwie der Meister,

was dabei wirderlangt, das möge mir genügen, -

mit Tatkraft werd’ich Macht noch über dich gewinnen,

wie über’n Elefant geschickter Stachelstockdompteur.

1140

Mit dir als wohlgezähmtem,in sich stehendem,

gleichwie ein Trainingslehrermit aufrechtem Pferd:

ich kann den gutenWeg verfolgen glücklich,

der von den Herzbeschützenden wird stets geübt.

1141

Ans Denkobjekt mitaller Kraft band ich dich fest,

wie Elefanten an demPfahl mit festem Seil, -

dann gut bewachtmir, mit der Sati recht entfaltet,

unangelehnt an alles Werden wirst du sein.

1142

Mit Weisheit istzerspalten, der dem Abweg folgte,

im Joch sich zügelndgeht er nun auf rechtem Weg, -

hast du geseh’nEntstehen, Nichtsein, Neu-Entstehen,

ein wahrer Erbe wirst du sein des Spitzenredners.

1143

Der ich anvierfacher Verwirrung Macht bin hingegeben,

im Ochsenkreis, meinHerz, führst du mich nur herum, -

willst du dich dem nicht,der die Fesselbanden schneidet,

verbinden, dem erbarmungsreichen, großen Muni?

1144

Gleichwie das Wild,ganz frei im glänzenden Gehölz

den schönen Bergbetrat, der Wolken als Girlande trug:

so wirst du dort imunbeweglichen Gebirg dich freu’ n,

wirst ohne Zweifel, Herz, ans and’re Ufer schreiten.

1145

Die deinem Willen,deinem Einfluß weiter folgen,

die Männer und dieFrauen auch, was sie an Glück erfahren:

wie töricht sindsie, die dem Māra-Einfluß folgen,

am Werden tief erfreut, sie dir, mein Herz, nur dienen.

MOGGALLĀNO

1146

Als Waldgänger,Almosengänger,

nur mit derSammelschale froh,

laßt brechen uns desTodes Heer,

wir innen gut Gesammelten!

1147

Als Waldgänger,Almosengänger,

nur mit derSammelschale froh,

wir schütteln durchdes Todes Heer,

gleichwie das Reethaus der „Trompeter“.

1148

Baumwurzelsitzer,Standhafte,

nur mit derSammelschale froh,

laßt brechen uns desTodes Heer,

wir innen gut Gesammelten!

1149

Baumwurzelsitzer,Standhafte,

nur mit derSammelschale froh,

wir schütteln durchdes Todes Heer,

gleichwie das Reethaus der „Trompeter“.

1150

In einerKnochenkettenhütte,

auf die das Fleischist aufgenäht,

pfui, sag ich, dieauch voll Gestank,

ein fremder Körper, meingemacht, -

1151

ein Sack voll Mist,mit Haut verschmiert,

die Brustgeschwulstdämonisch stark, -

neun Ströme sind indeinem Körper

und diese fließen überall.

1152

Und diesen deinenNeunstromkörper,

voll von Gestank,von Schmutz umgeben,

ihn wird ein Bhikkhuimmer meiden,

wie Jauchegrub’, wer Reines liebt.

1153

Wenn so das Volk eswürde wissen,

gleichwie es weißnun einmal ich:

von weitem würde esdich meiden,

wie Kotplatz in der Regenzeit.

1154

So ist es wohl, dugroßer Held,

wie du, Asket, eseinfach sagst:

hier sinken viele anmir nieder,

gleichwie in Staub ein alter Bulle.

1155

Im Himmelsraumweithin verblassend,

wer da sich denkt,hineinzumalen

mit einer völligander’ n Farbe,

dem würde nur Verdruß entsteh’n.

1156

An solch einraumgleiches Gemüt,

im Inneren wohl gutgesammelt, -

an Schlechtgemütnicht halte dich,

wie Feuermasse flieht der Vogel.

1157

Sieh dieseschmuckgemachte Puppe,

den Wundenkörper,aufgebaut,

den kranken, vonGedanken voll,

der Dauer und Bestand nicht hat!

1158

Da kam in mir derSchrecken auf,

da war in mir einHaaressträuben

bei ihm, mit Vielemausgestattet,

bei Sāriputto, der erloschen.

1159

Vergänglich,wahrlich, die Sankhāras,

Entstehn-Vergehenunterworfen,

entstanden, hörensie schon auf:

nur ihre Stille ist das Glück.

1160

Das Feine wahrlichsie durchdringen,

gleichwie Haarspitzemit dem Pfeil,

die die fünf Gruppenwirklich sehen

als Anderes und nicht als Selbst.

1161

Und die, die sehendie Sankhāras

als Anderes undnicht als Selbst,

durchdringen auchdas Feine noch,

gleichwie Haarspitze mit dem Pfeil.

1162

Gleichwie von einemSchwert berührt

an seiner glühendheißen Spitze:

um Sinnenlustreizaufzugeben,

zieh’ achtsam man als Mönch hinaus.

1163

Gleichwie von einemSchwert berührt

an seiner glühendheißen Spitze:

um Werdensreizeaufzugeben,

zieh’ achtsam man als Mönch hinaus.

1164

Ermahnt vomSelbstenfalteten,

von dem, der letztenKörper trägt,

ich den Palast derMutter von Migāro

mit einer Fußzehe erschütterte.

1165

Nicht ist für den,der nachgiebig,

nicht ist für den,der kaum beharrlich

Nibbānam wirklich zuerreichen,

das Aller-Fesseln-Ledigwerden.

1166

Und dieser jungeBhikkhu hier,

er ist ein wahrlichhöchster Mensch:

trägt seinen letztenKörper ab,

hat schon besiegt das Māro-Lasttier.

1167

In Bergesspalteschlagen Blitze,

in den Vebhāro undden Pandavo, -

in Bergesspaltgegangen sich vertieft

der Sohn des unvergleichlich Solchen.

1168

Im Innern still, imInnern froh,

mit fernemLager-Sitz, ein Muni,

ein Erbe er desBuddhabesten,

von Brahmā selber tief verehrt.

1169

Den innen Stillen,innen Frohen,

mit fernemLager-Sitz, den Muni,

den Erben ihn desBuddhabesten,

verehr’, Brahman’, den Kassapo.

1170

Wer hundertfachGeburt einginge,

Geburten alle alsBrahmane,

zum Segen als einVedenkenner

unter den Menschen immer wieder, -

1171

wenn einerhochgelehrt auch wäre

und der Drei VedenJenseitsgänger:

dessen Verehrung istnicht einmal

den kleinsten Teil von sechzehn wert.

1172

Wer auf die achtBefreiungen

zur Morgenzeit sichschon gestützt,

nach vorne und nachrückwärts hin

und dann erst um Almosen geht:

1173

So einen Bhikkhunicht beleid’ge,

das Selbst nichtgrab dir ab, Brahmane!

Bring tief in dirden Stolz zur Ruh

beim Araham vonsolcher Art!

Schnell mit dem Handgrußgib die Ehre!

Nicht bringe dich um deinen Kopf!

1174

Wer nicht die wahreLehre sieht,

vor denGeburtenkreis gestellt,

geht hin und her aufkrummem Pfad,

dem Abweg rennt er immer nach.

1175

Gleichwie ein Wurm,von Kot beschmiert,

von den Sankhāras angezogen:

versunken in Gewinnund Ehre,

vergeblich geht der Potthilo.

1176

Und diesen siehe,der dort kommt,

den Sāriputto, gutzu sehen,

den, der befreit aufbeiden Wegen,

in seinem Innern gut gesammelt.

1177

Der frei vom Pfeil,der löste Fessel,

dreiwissensmächtig,Tod verlassend,

der Gaben würdigunter Menschen,

Verdienstfeld, nicht zu übertreffen.

1178

Sieh diese vielenGötter hier,

die mächtigen, dieruhmvollen,

zehntausende vonGöttern sind es,

und allen Brahmāgeht voran, -

den Moggallāno ehrensie,

sie stehen mit dem Handgruß da.

1179

„Verehrung dir, derMenschen Edler!

Verehrung dir, duhöchster Mensch,

bei dem dieEinflüsse erschöpft!

Der Gaben würdig bist du, Herr!“

1180

Verehrt wird er vonMensch und Gott,

geboren als ein Todbesieger,-

wie weißer Lotusnicht am Wasser,

an den Sankhāras klebt er nicht.

1181

Wer blitzesschnelldie tausendfache Welt

erkannt, der ist demBrahmā gleich, -

wer meistert dieMagie, und Gehn und Kommen

auch bei der Gottheit immer sieht, ist Bhikkhu.

1182

Wie Sāriputto wer mitWeisheit,

mit Tugend und mitinn’rem Frieden

zum andern Ufer gingals Mönch,

könnt’ so wie er ein Höchster sein.

1183

Unendlich mehr alshunderttausend

an Selbsten könnteich zugleich erschaffen, -

ich bin in Wundern sehrgeschickt,

bin Meister in den höh’ren Kräften.

1184

Als Sammlungs-Wissensmeisterzur Vollendung kam

der Moggallāno indes Losgelösten Botschaft, -

als Weiser er zerriß,gesammelt in den Sinnen,

gleichwie der Elefant die faule Ranke, seine Bande.

1185

Verehrt von mir derMeister ist,

getan des BuddhoWeisung ist,

und abgelegt dieschwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

1186

Zu welchem Zweck ichzog hinaus,

vom Haus in dieHauslosigkeit,

der Zweck ist nunvon mir erreicht:

all meiner Fesseln Untergang.

1187

Von welcher Art warwohl die Hölle,

wo Dussi wurde heißgequält,

als er den JüngerVidhuro verletzt

und Kakusandho, den Brahmanen?

1188

An hundert spitzeEisendornen,

die mußt’ er alleinnen fühlen:

von solcher Art warwohl die Hölle,

wo Dussi wurde heißgequält,

als er den JüngerVidhuro verletzt

und Kakusandho, den Brahmanen.

1189

Wer dieses wirklichtief versteht,

ein Bhikkhu, echterBuddhajünger:

verletzt du einensolchen Bhikkhu,

sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.

1190

Mitten im Ozean siestehen,

Vimānas, die Äonendauern, -

wie Lapislazuli sieglänzen,

im Lichte glühend,blendend hell, -

himmlische Nymphentanzen dort,

und alle in verschied’nen Farben.

1191

Wer dieses wirklichtief versteht,

ein Bhikkhu, echterBuddhajünger:

verletzt du einensolchen Bhikkhu,

sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.

1192

Vom Buddho wahrlichernst ermahnt,

erwartet von derBhikkhuschar,

er den Palast derMutter von Migāro

mit einer Fußzehe erschütterte.

1193

Wer dieses wirklichtief versteht,

ein Bhikkhu, echterBuddhajünger:

verletzt du einensolchen Bhikkhu,

sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.

1194

Der den Palast derVejayanter

mit einer Fußzeheerschütterte, -

von magisch höh’rer Kraftgetragen,

die Gottheit in Verwirrung brachte.

1195

Wer dieses wirklichtief versteht,

ein Bhikkhu, echterBuddhajünger:

verletzt du einensolchen Bhikkhu,

sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.

1196

Der im Palast derVejayanter

den Sakko rundumglücklich fragt:

„Verstehst du,Freund, denn wirklich auch

des DurstversiegensFreiheitsstufen?“

Und Sakko dannerklärte ihm

gefragte Frage, wie’s so ist.

1197

Wer dieses wirklichtief versteht,

ein Bhikkhu, echterBuddhajünger:

verletzt du einensolchen Bhikkhu,

sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.

1198

Der da den Brahmāgründlich fragt,

ganz nah an derSudhamma-Halle:

„Hast du, Freund,heute noch die Ansicht,

die Ansicht, die dufrüher hattest?

Siehst du nicht, wiezu Ende geht

das Strahlen in der Brahmawelt?“

1199

Und Brahmā dannerklärte ihm

gefragte Frage, wie’sso ist:

„Nicht hab ich,Herr, jetzt mehr die Ansicht,

die Ansicht, die ich früher hatte.

1200

Ich sehe, wie zuEnde geht

das Strahlen in derBrahmawelt, -

wie könnte ichfalsch sagen noch:

Bin immerwährend, ewig da!“

1201

Wer dieses wirklichtief versteht,

ein Bhikkhu, echterBuddhajünger:

verletzt du einensolchen Bhikkhu,

sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.

1202

Der da des großenNeru Spitze

in der Befreiung vorsich sah,

den Wald deröstlichen Videher,

die Männer, auf dem Boden liegend:

1203

Wer dieses wirklichtief versteht,

ein Bhikkhu, echterBuddhajünger:

verletzt du einen solchen Bhikkhu,

sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.

1204

Nicht wahrlich jedas Feuer denkt:

„Ich halte hier denToren fest!“

Der Tor jedoch, dasbrennend Feuer

verletzend, wird von ihm verbrannt.

1205

Und ebenso auch du,du Māra,

verletzend den Tathāgato,

wirst brennen dirdas eigne Selbst,

gleichwie der Tor ans Feuer rührt.

1206

Nein, kein Verdiensterzeugte Māro,

verletzend den Thatāgato,-

was denkst du nunwohl, Schlechter, du?

Nicht mich das Schlechte quält jetzt mehr.

1207

Was du auch machst,d i r stirbt das Schlechte

für lange Zeit, duEndiger!

Ach, Māra, lasse abvom Buddho!

Trag’ kein Verlangen mehr nach Bhikkhus!

1208

So er den Māro tieferschreckte,

der Bhikkhu in demWalde Bhesakalā.

Und da der dummeTorengeist

grad auf der Stelle schon verschwand.

VANGÍSO

1209

Ach, mich, der dochhinausgezogen

vom Haus in dieHauslosigkeit,

Gedanken überfallenda,

verwegene, vom Dunklen, diese:

1210

Vornehme, großeBogenschützen,

geübt in festemBogengriff,

sie mögen ganzumgeben mich,

wohl tausend, die nicht flüchten sich, -

1211

wenn dann so vielund noch viel mehr

an Frauen werden zumir kommen,

nicht werden sieerschrecken mich:

bin in den Dhammas fest gegründet.

1212

Als einst von ihmich hab gehört,

vomBuddha-Sonnenanverwandten,

den Weg, der zumNibbānam führt:

dorthin nur noch zog mich der Geist.

1213

Zu dem, der so, nurso noch lebt,

du, Schlechter,kommst noch mal heran, -

so werd’ ich, Tod,mit dir verfahren:

du siehst mich auf dem Weg nicht mehr.

1214

Die Unlust und dieLust verlassend

und wirklich alleshausgewohnte Denken:

das Triebholz lasseer nicht wachsen irgendwo, -

wer frei von Trieb, ist triebholzlos, d e r ist ein Bhikkhu.

1215

Was hier auf dieserErde, in der Luft

zur Form geworden,weltgetaucht ist, was auch immer:

es schwindet, allesnicht beständig.

Die so erwägen, leben frei bis hin zum Ende.

1216

An Haftensmächte istdas Volk gebunden,

es sieht und hört,lehnt ab und denkt, -

den Willen möge manvertreiben, frei von Wünschen,

wer dabei nicht wird schmutzig, d e n nennt man Muni.

1217

Sie hängen sich anachtundsechzig Denkmodelle,

an Massendenkenhingegeben, ohne Dhammo, -

wer keiner Sektefolgt mehr irgendwo,

nach keinem Strohhalm greift, d e r ist Bhikkhu.

1218

Schon lange glücklichist er und gesammelt,

nicht falsch, nurweise, ohne Gier:

den Stille-Weg hater erreicht, ein Muni, -

ursächlich ist erloschen er, erträgt die Zeit.

1219

Den Stolz gib auf, oGotama,

den Weg des Stolzeslasse ohne Rest!

In diesen Weg desStolzes ganz vernarrt,

bist voller Reue lange du gewesen.

1220

Durch Heuchelei sindsie beschmutzt, die Menschen,

durch Stolzzerstört, sie fallen in die Hölle, -

 sie jammern dann für lange Zeit,

weil stolzzerstört sie in die Hölle kamen.

1221

Nicht jammertsicherlich ein Bhikkhu mehr,

ein Wegbezwinger,der recht vorwärts geht, -

nur Ruhm und Glücker da erfährt.

„Ein Dhammaseher!“ So heißt er in Wahrheit.

1222

Darum nicht brachliegt er, ist ohne Stolz,

die Hemmungenaufgebend, ist er rein, -

den Stolz aufgebendohne Rest,

durch Wissen ist er Endiger, hat sich beruhigt.

1223

Von Sinnenlustreizwerd’ gebrannt,

das Herz wird mirrundum verbrannt, -

gut das Verlöschenzeige mir,

aus Mitgefühl, o Gotama!

1224

Nur durch derWahrnehmung Verkehren

das Herz wird dirrundum verbrannt, -

das Zeichen derErscheinung meide:

das Schöne ist mit Reiz verbunden.

1225

Durch das Nichtschönedir das Herz entfalte!

Einspitzig sei undgut gesammelt!

Die Sati richte aufden Körper!

Sei einer reich an Überdruß!

1226

Das Zeichenlose auchentfalte,

Stolzneigung ziehaus dir heraus!

Hast du den Stolz gründlicherfasst,

im Frieden wirst du ruhig leben.

1227

Nur solches Wort manmöge sprechen,

wodurch das Selbstsich nicht erhitzt

und das die andernnicht verletzt:

das ist ein wohlgesprochnes Wort.

1228

Ein liebes Wort nurspreche man,

ein Wort, das freudigwird begrüßt, -

nicht greife auf dieschlechten Dinge,

zu andern wird nur lieb gesprochen!

1229

Die Wahrheit isttodloses Wort,

dies ist Gesetz vonaltersher, -

in Wahrheit, Sinnund in der Lehre

es spricht der Stille festgegründet.

1230

Das Wort, das derErwachte spricht,

das still hin zumNibbānam führt,

das allem Leid einEnde macht:

das ist der Worte höchstes, ja!

1231

Der tiefe,weisheitsvolle Kluge,

der Weg und Abweggründlich kennt,

Sāriputto, der großeWeise,

die Lehre zeigtden Mönchen auf.

1232

In kurzer Form zeigter sie auf,

in voller Breitespricht er auch, -

dem Vogel, der dastimmlos sitzt,

bricht er die Einsicht einfach auf.

1233

Von ihm, der soaufzeigen kann,

sie hören honigsüßeRede,

mit einer Stimmevoller Schönheit,

so angenehm und gutzu hören, -

erhob’nen Herzens,voller Freude,

das Ohr ihm leihen alle Mönche.

1234

Am Vollmondtage heut’zur Reinigung

fünfhundert Bhikkhussind gekommen da,

die Fesselbandeabgetrennt,

nicht zitternd, frei von Wiederwerden, Weise.

1235

Ein Radbeweger wieein König,

von Freunden ist erreich umgeben, -

und rundherum ersucht, erforscht

das Ende dieses großen Ozeans.

1236

So haben sie denKampf gewonnen, -

den Karawanenführer,nicht zu übertreffen,

die Jüngerehrfürchtig umsitzen,

Dreiwisser, die den Tod verlassen.

1237

Sie alle des Erhab’nenSöhne, -

Geplapper gibt eshier nicht mehr, -

den, der denDurstpfeil hat entfernt,

sie ehr’n, den Sonnenanverwandten.

1238

Ein weit’res Tausendnoch an Bhikkhus

den Sugato ganzstill umsitzt,

der zeigt diefleckenlose Lehre:

Nibbānam - frei von aller Furcht.

1239

Sie hören dieseweite Lehre,

vom ganz Erwachtenaufgezeigt, -

und wahrlich strahltder ganz Erwachte,

erhöht vor seiner Bhikkhuschar.

1240

Ein Elefant heißtdu, Erhab’ner,

der großen WeisenSiebenter, -

wie eine große Wolkekamst du:

die Jünger nun beregnest du.

1241

Die Mittagsstillehab verlassen,

zu seh’n den Lehrer,trug Verlangen, -

ein Jünger dich, dugroßer Held,

zu deinen Füßen grüßt: Vangīso.

1242

Den Seitenweg, denPfad des Māro meisternd,

er wandert und brichtauf des Geistes Dürren, -

den seht, der Bandenlocker machen kann:

sein Essen auch gleichmäßig er verteilt.

1243

Nur zu dem Zweck,die Woge zu durchkreuzen,

du vielfach aufgezeigtenWeg erklärst, -

und beim Todlosen,das erklärt,

die Dhammaseher stehen uneinnehmbar.

1244

Er machte Licht,hindurchzuschaun,

er sah des ganzenDauerns Überwindung, -

als er erkannt,verwirklichte die Spitze,

er zeigte auf das Zehner-All-Gefäß.

1245

Wer bei so gutgezeigter Lehre,

geht lässig mitbegriffner Lehre um?

Darum nun in derWeisung des Erhab’nen

nicht lässig sei man, folge stets verehrend nach.

1246

Am Buddho isterwacht der Thero,

Kondanno ernsthaftzog hinaus:

zuteil wirdihm das Wohl-Erfahren

der Einsamkeiten oft und oft.

1247

Was da ein Jüngerschaffen kann,

wenn er des LehrersWeisung tut:

all das ist ihmzuteil geworden,

der niemals lässig hat geübt.

1248

Der tief Erfahrene,Dreiwisser,

der Herzenskundetiefer Kenner,

Kondanno er, derBuddha-Erbe,

zu Füßen grüßt den Lehrer er.

1249

Der bei dem „Elefanten“saß,

den Muni, LeidensJenseitsgänger,

die Jüngerehrfürchtig umsitzen,

Dreiwisser, die den Tod verlassen.

1250

Mit seinem Geistdurchsucht er sie,

Moggallāno vongroßer Macht:

das Herz von ihnener erforscht,

das frei ist, ohne jedes Haften.

1251

So den allseitsVollendeten,

den Muni, LeidensJenseitsgänger,

den, der mit allemausgestattet,

umsitzen sie, den Gotamo.

1252

Gleichwie der Mond,von dunkler Wolke frei,

im Dunst aufleuchtet,ohne Flecken strahlt,

so auch, Angirasa,du großer Muni,

durchstrahlst mit deinem Ruhm die ganze Welt.

1253

Von Poesie berauscht,wir früher wanderten

von Dorf zu Dorf,von Stadt zu Stadt, -

dann sah ich ihn,den ganz Erwachten,

den aller Dinge Jenseitsgänger.

1254

Er zeigte mir dieLehre auf,

der Muni, LeidensJenseitsgänger, -

die Lehre hörten wirund wurden ruhig:

Vertrauen stieg in uns da auf.

1255

Als dessen Wort ichangehört,

die Gruppen und dieSinnenreiche,

die Elemente aucherkannte,

zog ich in die Hauslosigkeit.

1256

Für viele wahrlichnur zum Wohle

erscheinen die Tathāgatas:

für Frauen und fürMänner auch,

für alle, die der Weisung folgen.

1257

All denen nunwahrlich zum Wohle

Erwachung haterlangt der Muni,

für Mönche und fürNonnen auch,

die den Zehngliederweg gegangen.

1258

Wohl aufgezeigt vomAugenmächt’gen,

vomBuddha-Sonnen-Anverwandten,

die vierfach edlenWahrheiten,

aus Mitleid mit den Atemwesen.

1259

Das Leid und allesLeid-Enstehen,

und auch des LeidensÜberwindung,

den edelenAchtgliederweg,

der hin zur Leidensstille führt.

1260

So sind die Dinge,wie gesagt,

geschaut von mir, sowie sie sind:

das höchste Ziel habich erreicht,

getan des Buddho Weisung ist.

1261

Willkommen,wahrlich, war es mir,

war mir des BuddhoGegenwart, -

von allenmitgeteilten Dingen

das beste, das erlangte ich.

1262

Das tief’re Wissenhab’ vollendet,

den Ohrbereichgereinigt ganz,

Dreiwisserbin, magiegewaltig,

die Herzenswege kenne ich.

1263

Ich frage nun denLehrer, den vollendet Weisen,

der hier und heutealle Zweifel hat zerstreut:

ein Mönch ist in Aggālavogestorben,

erkannt, berühmt, in sich erloschen ganz.

1264

Nigrodho, so istdessen Name,

von dir verlieh’n,Erhab’ner, dem Brahmanen, -

das ehrte er undlebte, die Erfahrung suchend,

voll Tatkraft und den Dhammo fest im Blick.

1265

Den Jünger, Sakyer,wir nun alle,

wir wünschen zuverstehen, du All-Auge:

bereit ist uns zumHören jetzt das Ohr,

du bist uns Lehrer, du unübertroffen bist.

1266

Ach, löse uns denZweifel, laß es mich erfahren,

den ganz Erloschenenerkennen, erdweit Weiser!

Hier in der Mittesprich zu uns, All-Auge,

wie Sakko, Führer der eintausend Götter!

1267

Was für Gerüche hier,was für Verblendungswege,

für Fehl-Erkenntnisse,für Zweifelfälle:

an den Tathāgato siekommen nicht heran, -

dies Auge ist das höchste aller Männer.

1268

Wenn niemals nun einMensch die üblen Flecken,

gleichwie der Windden Wolkenberg entfernen mag,

nur dunkel würde seindie ganze Welt, erloschen,

die Leuchtenden, sie könnten sie nicht hell mehr machen.

1269

Und nur die WeisenLicht-Erzeuger werden:

nur immer so noch,Weiser, kann ich denken, -

bei den Klarsehendenwir kamen an, verstehend, -

in der Versammlung lege uns nun offen den Kappo.

1270

Laßhören deine Rede schnell, so angenehm,

als wenn ein Schwan,sich streckend, ruhig singt

mit voller Stimme,gut in Gang gesetzt:

wir alle, die wir aufrecht gingen, hören.

1271

Geburt und Tod habich gelassen ohne Rest,

nicht hängend an demMönchsgeschenk ich werde sprechen,

nicht Wunscherfüllerbei gemeinem Volk,

Einsiedler werd’ ich bei Tathāgatas.

1272

Die volle Antwort,die wird mich bewegen,

aus heller Weisheitist sie vorgeholt, -

der sich mit diesem letztenHandgruß tief verneigt,

nicht täusche wissend ihn, du höchster Weiser!

1273

Mehr als die besteEdel-Lehre hast gefunden,

nicht täuschewissend mich, du Mann von höchster Tatkraft, -

wie Wasser, von derHitze ohne Hitze heiß,

dein Wort ersehne ich, laß das Gehörte regnen!

1274

Zu welchem Ziel dasBrahmaleben führte

Kappāyano?Vielleicht war’s ganz umsonst?

Erlosch er von demAnfang? Blieb ein Haftensrest?

Wie wurde er befreit? - Das woll’n wir hören.

1275

„Er brach ihn auf, denDurst nach Geist und Körper,

des Durstes Strom,der lange schlafend lag, -

er überschrittGeburt und Tod ganz ohne Rest.“

So der Erhab’ne sprach, der beste von den Fünfen.

1276

Ich hab’s gehört undwerde ruhig, -

dein Wort, duSiebenter der Weisen,

hab nicht umsonstich wohl erfragt:

nicht hat enttäuscht mich der Brahmane.

1277

So wie er sprach, sotat er auch

er war des Buddhoechter Jünger,

riß aufdes Todes großes Netz,

vom Hinterlist’gen fest gespannt.

1278

Es sah, Erhab’ner,den Beginn

des ganzen Haftens,Kappiyo, -

es überwand Kappāyano

das Todesreich, das höchste noch.

1279

Den Göttergott ichgrüße ehrend

und deinen Sohn,Zweifüßer Bester,

der nachgebor’n demgroßen Helden,

den Elefanten aus des Elefanten Brust.

 

 

THERÍGĀTHĀ

 

 

EINE UNBEKANNTE

1

O glücklich schlafenun, du Therī,

hast dich mitLumpentuch bedeckt, -

gestillt ist nun indir der Reiz,

wie Dörrgemüse in dem Topf.

MUTTĀ (die Befreite)

2

O Muttā, lös’ dichaus den Jochen,

gleichwie der Mondaus Rāhu-Griff!

Mit einem freigeword’nenHerzen

genieße schuldlos Bettelnahrung!

PUNNĀ (die Volle)

3

O Punnā, fülle dichmit Dhammas,

gleichwie der Mondam Vollmondtag!

Mit Weisheit ganzund gar vollendet,

die Dunkelmasse brich du auf!

TISSĀ (die Drei)

4

O Tissā, übe du dieÜbung!

Nicht dieses Joch dulasse los!

Von allen Jochenganz befreit,

geh in der Welt von Einfluß frei!

EINE ANDERE TISSĀ

5

O Tissā, binde dichan Dhammas,

nicht kleinstenAugenblick laß los!

Die kurz nur säumtenjammern dann:

derHölle sind sie ausgeliefert.

DHÍRĀ (die Weise)

6

O Dhīrā, das Beendenfasse,

Wahrnehmungsstille,tiefes Glück!

Ach, neige zum Nibbānamdich,

zum Übungsfrieden höchster Art.

EINE ANDERE DHÍRĀ

7

O Dhīrā mit denweisen Dingen,

du Bhikkhunī,entfaltet ganz,

nun trage deinenletzten Leib,

hast du besiegt das Māro-Lasttier.

MITTĀ (die Freundin)

8

Vertrauend zogest duhinaus,

o Mittā, sei anFreundschaft froh!

Entfalte nurheilsame Dinge,

um Übungsfrieden zu erreichen!

BHADRĀ (die Glückliche)

9

Vertrauend zogest duhinaus,

o Bhadrā, sei amGlücke froh!

Entfalte nurheilsame Dinge,

den Übungsfrieden höchster Art!

UPASAMĀ (die Friedvolle, Stille)

10

Upasamā, o kreuz’die Woge,

das Todesreich, dasimmer folgt!

Nun trage deinenletzten Leib,

hast du besiegt das Māro-Lasttier!

MUTTĀ (die Befreite)

11

So gut befreit binich nun frei,

dreiBuckellasten bin ich los:

vom Mörser und vomStößel ja,

und von dem BuckelEhemann.

Frei bin ich vonGeburt und Tod,

der Werdensstrom, er ist entfernt.

DHAMMADINNĀ (die Dhammagegebene)

12

Die Willenskräfte haltean!

Und sei im Geisteweit gespannt!

Ist’s Herz anSinnenlüste nicht gebunden,

„stromaufwärts“ wird es dann genannt.

VISĀKHĀ (die Gegabelte, Maimond)

13

Erfüllt dieBuddhaweisung recht!

Wenn sie getan,bereut man nichts.

Habt ihr die Füßerasch gereinigt,

zur Seite setzet euch dann hin!

SUMANĀ (die Frohsinnige)

14

Sind Element’ alsLeid geseh’n,

nicht in Geburt vonneuem geh!

Bist du denWerdenswillen los,

im Frieden wirst du wandern dann.

UTTARĀ (die Höchste)

15

Im Körper wargezügelt ich,

im Reden und imDenken auch, -

des Durstes Wurzelzog ich aus,

bin kühl geworden, bin erloschen.

SUMANĀ, DIE IM ALTER HINAUSZOG

16

Sei glücklich, Alte,in dir selbst,

hast dich mitLumpentuch bedeckt, -

gestillt ist nun indir der Reiz,

bist kühl geworden, bist erloschen.

DHAMMĀ (die im Dhammo Stehende)

17

Als ich um Almosengegangen,

auf einen Stockgestützt und schwach,

mit Gliedern, diemir zitterten:

da stürzte auf dieErde ich, -

als ich die Not imKörper sah,

da wurde ich im Herzen frei.

SANGHĀ (die im Sangho Stehende)

18

Verließ das Haus undzog hinaus,

verließ den Sohn,das liebe Vieh,

verließ den Lustreizund den Haß:

Nichtwissen habe ichbeseitigt,

des Durstes Wurzelzog ich aus,

bin still geworden, bin erloschen.

NANDĀ (die Freudenvolle)

19

Den kranken, unreinenund faulen,

sieh, Nandā, diesenKörperhaufen!

Durch Unschönes dasHerz entfalte,

das einspitzige, gut gesammelte!

20

Das Zeichenlose direntfalte!

Die Stolzesneigungtreibe aus!

Hast du den Stolzgründlich durchdrungen,

im Frieden wirst du wandern dann.

JENTÍ

21

Was sieben sindErwachensglieder,

die Wege zum Nibbānamhin:

entfaltet sind sievon mir alle,

wie von dem Buddho aufgezeigt.

22

Erkannt hab denErhab’nen ich:

dies ist der letzteKörperhaufen,

erschöpft ist derGeburtenkreislauf,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

EINE UNBEKANNTE THERÍ

23

So gut befreit binich nun frei,

frei bin ich von demStößelwerk!

Der Schamlose locktnicht mehr in den Sonnenschatten,

mein Reistopf ist nun leer geworden.

24

Den Lustreiz und dasHassen auch

ich spalte weitereifrig auf, -

geh unter eineBaumeswurzel:

„Ach, welch ein Glück!“ - ich glücklich mich vertiefe.

ADDHAKĀSÍ (die Halb-Kāsī-Frau)

25

Im weiten ganzen Kāsiland

war mir erfreulicheinst Gewinn, -

als dann die Stadtden Preis gemacht,

da sank mein Wert zum Nichtwert ab.

26

Da wurd’ ich müdeder Gestalt,

ermüdend löste ichmich los:

nicht länger imGeburtenkreislauf

mag kreisen wieder,wieder ich, -

drei Wissen sindverwirklicht nun,

getan des Buddho Weisung ist.

CITTĀ (die Geschmückte)

27

Und wenn ich auch ganzhager bin

und krank nun undauch äußerst schwach,

auf einen Stock michstützend geh’ ich

und steige ins Gebirge hoch.

28

Die Robe hab ichabgelegt,

die Bettelschaleumgestülpt, -

im Fels ich stützteda das SELBST:

Die Dunkelmasse ich durchdrang.

METTIKĀ (die Mettareiche)

29

Und wenn ich auch imLeiden bin

und schwach und weitentfernt der Jugend,

auf einen Stock michstützend geh ich

und steige ins Gebirge hoch.

30

Die Robe hab ichabgelegt,

die Bettelschaleumgestülpt, -

im Felsen hab ichmich gesetzt:

und da das Herz sichlöste mir, -

drei Wissen sind vonmir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

MITTĀ (die Freundin)

31

Am vierzehnten, amfünfzehnten

und auch am achteneiner Monatshälfte

bewahrend gut denWochengang,

und die acht Glieder gut verbindend:

32

Uposathā beging ichso

und freute mich amGötterreich.

Und heut’ mit einemeinz’gen Mahl

und kahl, bedecktmit einer Robe,

das Götterreicherseh’ n ich nicht,

im Herzen zügl’ ich alle Furcht.

ABHAYĀS MUTTER (die Furchtlose)

33

Was, Mama, oberhalbder Fußsohle

und was da unterhalbder Haaresspitze:

betrachte diesenganzen Körper

als unrein und nur faulig riechend.

34

Und als ich dannverweilt so,

entfernt’ ich allenReiz aus mir, -

das Fieber ist nunabgeschnitten,

bin kühl geworden, bin erloschen.

ABHAYĀ (die Furchtlose)

35

Ach, Abhayā,zerbrechlich ist der Körper,

wo immer Wesen,Menschen sind!

Ich lege einmal abden Leib,

in vollem Wissen, achtsam ganz.

36

Bei vielen, vielenLeidensdingen

stets anNichtlässigkeit erfreut,

des Durstes Ende haberreicht:

Getan des Buddho Weisung ist.

SĀMĀ (die Dunkelbraune)

37

Vier Male und auchfünfmal noch

ging aus dem Klosterich hinaus,

erreichte nicht desHerzens Stille,

im Geiste kraftlos mich bemühend.

38

Doch in der achtenNacht sodann

zog ich den Durstaus mir heraus, -

bei vielenleidensvollen Dingen

war ich nichtlässig, war nur froh:

Das Durstversiegenist erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

EINE ANDERE SĀMĀ

39

Es sind jetztfünfundzwanzig Jahre,

daß ichhinausgezogen bin, -

ich weiß es tief inmeinem Herzen,

daß niemals ich zur Ruhe kam.

40

Erreichte nicht desHerzens Stille,

im Geiste kraftlosmich bemühend. -

Doch kam ich inErgriffenheit,

erinnernd mich der Siegerbotschaft.

41

Bei vielenleidensvollen Dingen

war ich nichtlässig, war nur froh:

Das Durstversiegenist erlangt,

getan des BuddhoWeisung ist.

Heut ist für michdie siebte Nacht,

daß aller Durst ist nun verdorrt.

UTTAMĀ (die Hohe)

42

Vier Male und auchfünfmal noch

ging aus dem Klosterich hinaus,

erreichte nicht desHerzens Stille,

im Geiste kraftlos mich bemühend.

43

Da traf ich eineBhikkhunī,

der ich michanvertrauen konnte, -

und sie wies mir denDhammo auf:

die Gruppen, Sinnenreiche, Elemente.

44

Als ihre Lehre ichgehört,

wie diese sieerklärte mir,

saß sieben Tage ichallein im Kreuzsitz,

erfüllt mit Freude,tiefem Glück.

Am achten streckteich die Füße aus:

die Dunkelmasse war zerstoben.

EINE ANDERE UTTAMĀ

45

Was sieben sindErwachungsglieder,

die Wege zum Nibbānamhin:

entfaltet sind sievon mir alle,

wie von dem Buddho aufgezeigt.

46

Der Leerheit hellesSammlungszeichen

hab ich erlangt, wieich gewünscht.

BinTochter aus derBrust des Buddho,

stets am Nibbānam tief erfreut.

47

All’ Sinnenlüstesind gespalten,

die Himmlischen, diemenschlichen:

erschöpft ist derGeburtenkreis,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

DANTIKĀ (die Zähmerin)

48

Ging aus derMittagsstille fort,

hinauf zum GipfelGeierberg.

Da einenaufgetauchten Elefanten

erblickte ich am Flussesufer.

49

Ein Mann nahm seinenStachelstock,

„Gib deinen Fuß!“ erbittet ihn.

Der Elefant strecktseinen Fuß,

der Mann besteigt den Elefanten.

50

Den Ungezähmten sahgezähmt,

der Menschen Einflußunterworfen:

Da ließ ich sammelnsich den Geist,

als in den Wald ich war gegangen.

UBBIRÍ (die Erschrockene)

51

„Ach, Mama Jīvā !“so im Walde klagst du.

Zum SELBST nur findehin, o Ubbirī!

Anvierundachtzigtausend wohl,

sie alle hießen „Jīvā“einst,

und wurden hier amPlatz verbrannt.

Um welche nun wohl trauerst du?

52

Du zogst heraus denPfeil mir wahrlich,

der, schwer zu sehn,im Herzen steckt.

Mir, die von Trauerüberwältigt,

die Tochter trieb die Trauer fort.

53

Heut’ bin vom Pfeileich befreit,

gestillt bin ich,erloschen ganz, -

zum Buddho, Dhammound zum Sangho

ich geh zur Zuflucht, zu dem Muni.

SUKKĀ (die Weiße)

54

Was hab in Rājagahāich getan?

Die Menschen trankendort nur immer Honig.

Sie folgen nicht derSukkā nach,

wenn sie die Buddhabotschaft weist.

55

Dabei ist sie keinHindernis,

benetzt nicht, gibtnur inn’re Kraft,

nur Weise, denk’ich,trinken sie,

wie Wolkenguß der Reisende.

56

Du Weiße mit denweißen Dhammas,

von Reizen frei,gesammelt ganz,

nun trage deinenletzten Leib,

hast du besiegt das Māro-Lasttier.

SELĀ (die Kristallene)

57

Nicht ist ein Auswegaus der Welt,

was wirst du tun mitEinsamkeit?

Genieße nur dieSinnesfreuden,

damit du später nichts bereust!

58

Schwertspitzengleichdie Lüste sind,

Scharfrichterklotzder Khandhas nur:

was Sinnesfreude dubenennst,

das ist nur Unlust jetzt für mich.

59

Die Freude istgetötet ganz,

die Dunkelmasseaufgebrochen, -

begreife endlich,Schlechter, du:

erschlagen bist du, Endiger!

SOMĀ (nach einer Baumart)

60

Das, was denMeistern gilt zu schaffen,

den Stand, derschwer ist zu erlangen,

nicht ist das beiZweifingerweisheit

zu schaffen möglich einer Frau.

61

Das Frausein, was tutdas zur Sache

bei einem Herzen,das in sich gesammelt?

Erkenntnis stets insich bewegt

und recht den Dhammo schauen kann?

62

Die Freude istgetötet ganz,

die Dunkelmasseaufgebrochen, -

begreife endlich,Schlechter, du:

erschlagen bist du, Endiger!

BHADDĀ KAPILĀNÍ (die glückliche Rote)

63

Der Sohn des Buddhound sein Erbe,

Kassapo, tief insich gesammelt,

deralten Aufenthalt erfuhr,

den Himmel und den Abfall sieht, -

64

Geburtversiegen haterlangt,

vollendet Wissen alsein Muni:

mit diesen dreienWissensmächten

Dreiwisser ist er, ist Brahmane.

65

So eben auch dierote Bhaddā,

Dreiwisserin, denTod verlassend,

trägt ihren letztenLeib nun ab,

hast jetzt besiegt das Māro-Lasttier.

66

Wirsahn die Not in dieser Welt,

da zogen beide wirhinaus, -

sind nun von Einflußfrei, gezähmt,

sind kühl geworden, sind erloschen.

EINE UNBEKANNTE BHIKKHUNÍ

67

Es sind jetztfünfundzwanzig Jahre,

daß ich hinausgezogen bin,

und nicht einFingerschnalzen lang

erfuhr des Herzens Ruhe ich.

68

Erreichte nicht desHerzens Stille,

von Lustreiz war ichüberflutet, -

mit ausgestrecktenArmen klagend,

ging in das Kloster ich hinein.

69

Da traf ich eineBhikkhunī,

der ich michanvertrauen konnte, -

und sie wies mir denDhammo auf:

die Gruppen, Sinnenreiche, Elemente.

70

Als ihre Lehre ichgehört,

ging ich an ihreSeite hin:

den alten Aufenthaltich weiß,

das Himmelsauge ist geklärt.

71

Rundum-Erkenntnishab ich nun,

der Hörbereich istauch geklärt, -

die hohen Kräftesind verwirklicht,

erlangt hab ich dasEinfluß-Ende:

sechs tiefe Wissensind verwirklicht,

getan des Buddho Weisung ist.

VIMALĀ (die Fleckenlose - eine frühere Hure)

72

Berauscht vonglänzender Gestalt,

von Schönheit undvon weitem Ruhm,

von meiner Jugendhochgetragen,

verachtete die andern ich.

73

Ich schmückte diesenKörper aus,

gekleidet bunt, ichtöricht murmelte:

stand vor desFreudenhauses Tür,

warf wie ein Jäger Schlingen aus.

74

Ich zeigte meinenFlitterschmuck,

ließ reichlich dasVerborg’ne sehn,

rief Täuschungvielfach nur hervor,

verlachte noch das Männervolk.

75

Heut’ geh ich hin umAlmosen,

bin kahl, von Robenur bedeckt,

ich sitze unterBaumeswurzel,

erfahre Freisein von Gedanken.

76

Die Jocheabgeschnitten alle,

die himmlischen undmenschlichen, -

verworfen alleEinflüsse:

bin kühl geworden, bin erloschen.

SÍHĀ (die Löwin)

77

Nicht bis zum Grundhab ich gedacht,

war nur vonSinnenreiz geplagt, -

war früher vollerUnruh’ nur,

im Herzen kraftlos übte ich.

78

War eingebunden nurin Flecken,

bedachte stets dasZiel des Glücks

und fand nichtEbenmaß des Herzens,

das unterm Lustreiz-Einfluß stand.

79

Ganz hager, blaß undohne Farbe

zog sieben Jahre ichumher, -

und nicht bei Tage,nicht bei Nacht

fand ich das Glück in meiner Qual.

80

So nahm ich dann dasfeste Seil,

ging in den tiefenWald hinein:

das Beste, icherhäng’ mich hier,

mag nicht zurück mehr in die Welt.

81

Schon war dieSchlinge fest geknüpft,

gebunden an den Astdes Baums:

ich zog die Schlingezu am Hals -

da wurde ich im Herzen frei.

NANDĀ (die Freudige)

82

Den kranken,unreinen und faulen,

sieh, Nandā, diesenKörperhaufen!

Durch Unschönes dasHerz entfalte,

das einspitzige, gut gesammelte!

83

Wie dieses ist, soist auch jenes,

wie jenes ist, soist auch dieses, -

entsendet schlechtenFaulgeruch,

von Toren einzig nur begrüßt.

84

So ich nun diesenmir betrachte,

bei Tag und Nachtvoll Eifer stets, -

und durch die eigneWeisheit dann

den ganzen Überdruß ich sehe.

85

Und als ich ohneLässigkeit

bis auf den Grunderforschte ihn,

so wie der Körperwirklich ist,

sah ich von innen und von außen.

86

Da fand ich Überdrußam Körper,

und innen wurde ichentreizt:

nicht lässig und nunganz entjocht,

bin still ich jetzt, bin ich erloschen.

NANDUTTARĀ (die Freudenhöchste)

87

Das Feuer und auchMond und Sonne,

und auch dieGottheit ich verehrte, -

ging an die Furt somancher Flüsse,

stieg in das Wasser auch hinein.

88

Ich nahm sehr vieleRegeln an,

den halben Kopf ichschor mir kahl,

und auf der Erde warmein Lager,

ein Nachtmahl nahm ich niemals ein.

89

Ich war an Schmuckund Putz erfreut,

mit Baden und mitfeinen Ölen

bediente diesenKörper ich,

von Sinnenlustreiz war geplagt.

90

Als ich Vertrauendann gewann,

zog ich in dieHauslosigkeit, -

ich sah den Körper,wie er ist:

der Sinnenlustreiz war entfernt.

91

All Werden ist nunabgeschnitten,

die Wünsche undVerlangen auch, -

von allen Jochen binich frei:

die Stille fand im Innern ich.

MITTAKĀLI (die dunkle Freundin)

92

War aus Vertrauenausgezogen

vom Haus in dieHauslosigkeit, -

ich wanderte vonhier nach dort,

voll Eifer nach Gewinn und Ehre.

93

Gab auf dasallerhöchste Ziel,

dem nied’ren Zielich folgte nur, -

kam inder Triebe Machtbereich,

Asketenziel erkannt’ ich nicht.

94

Da wurde ichergriffen tief,

als ich in meinerZelle saß:

bin auf den Abwegschon geraten,

des Durstes Macht mich überkam.

95

Nur kurz noch bleibtdas Leben mir,

Alter und Krankheites zerreiben, -

bevor der Körper wirdzerbrochen,

nicht bleibt mir Zeit zum Lässigsein.

96

So sah ich an dieWirklichkeit,

der Khandhas Auf-und Untergang:

mit freiem Herzenstand ich auf,

getan des Buddho Weisung ist.

SAKULĀ (mit der Familie)

97

In meinem Hauselebte ich, -

die Lehre hört’ icheines Bhikkhus:

ich sah diefleckenlose Lehre,

Nibbānapfad, den ewigen.

98

Ich ließ den Sohnund auch die Tochter,

das Geld und Schätzegab ich auf, -

die Haare ließ ichschneiden ab,

zog fort in die Hauslosigkeit.

99

Da übte ich dieStille dann,

entfaltete dengraden Weg,

gab auf die Gier undauch den Haß

und all die schlechtenEinflüsse.

100

War Bhikkhunī geworden nun,

erinnert’ mich an Vorgeburt, -

das Himmelsauge wargeklärt,

von Flecken frei und gut entfaltet.

101

Sankhāras sah alsfremd ich an,

bedingt entstandenzum Verfall:

entzog mich allenEinflußmächten,

bin kühl geworden, bin erloschen.

SONĀ (der Bodhibaum eines früheren Buddho)

102

Zehn Kinder habe ichgeboren

aus diesemKörperhaufen hier, -

bin drüber alt undschwach geworden,

als ich zu einer Nonne ging.

103

Sie zeigte mir dieLehre auf:

die Khandhas,Sinnenreiche, Elemente.-

Und als die Lehreich gehört,

schnitt ich die Haare ab, zog fort.

104

Und mir, die ich nuninnig übte,

das Himmelsaugeklärte sich:

ich weiß nun altenAufenthalt,

wo ich zuvor habe gelebt.

105

Das Zeichenlose ichentfalte,

auf Eins gerichtet,gut gesammelt, -

im Augenblick warich befreit,

ganz ohne Haften, schon erloschen.

106

Fünf Khandhas sindrundum erkannt,

sie stehen nunentwurzelt da, -

hab festen Grund,bin frei von Wünschen:

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

BHADDĀ (die Glückliche)

107

Ganz ohne Haare,staubbekrustet,

mit e i n e m Tuchich lebte früher.

Im Fehlerlosen sahich Fehler,

im Fehler aber Fehlerloses.

108

Ging aus derMittagsstille fort

zum Gipfel auf denGeierberg, -

ich sah den Buddho,fleckenfrei,

vor seiner ganzen Bhikkhuschar.

109

Ich sank aufs Knieund ehrte ihn,

vor seinen Augen gabden Handgruß.

„Komm, Bhaddā!“sagte er da nur.

Das war schon meine Aufnahme.

110

In Angabin gewandert, Magadhā,

in Vajjī, Kāsī undin Kosalā, -

schuldlos durchfünfzig Jahre hin

genoß des Reichs Almosen ich.

111

Verdienst erzeugteer wohl viel,

der wirklich weiseLaienmann,

der Baddhā eine Robegab,

die ganz befreit von allen Fesseln.

PATĀCĀRĀ (die Mantelgeherin)

112

Mit Pflügen pflügensie das Feld,

sie säen Samen indie Erde,

ernähren Frauen unddie Kinder,

zu Reichtum finden so die Männer.

113

Und ich, mit Tugendausgestattet,

des Lehrers Weisungfolgend nur,

erreiche das Nibbānamnicht,

das niemals Träge, Unruhvolle?

114

Da wusch ich meineFüße mir,

am Wasser wurde esmir klar:

den Weg des Wasserssah ich da,

wie es vom Hoch zumNieder kam:

ich rief das Herzzur Sammlung auf,

wollt’ es wie gutes Pferd erkennen.

115

Als eine Lampe ichgenommen,

ging ich ins Klosterdann zurück,

sah mir das Lagerachtsam an

und setzte mich dann auf das Bett.

116

Dann nahm die Pinneich heraus

und zog den Dochtnach unten sacht:

und beim Nibbānammeiner Lampe

da wurde frei ich im Gemüt.

DREIßIG ALTE BHIKKHUNÍS ERKLÄREN VOR PATĀCĀRĀ IHR WISSEN

117

„Die Keule haben sieergriffen

und mahlen dann dasKorn, die Männer,

ernähren Frauen unddie Kinder,

zu Reichtum finden so die Männer.

118

Erfüllt dieBuddha-Weisung nur,

nach der es niemalsReue gibt!

Ganz schnellwascht euch die Füße ab

und setzt euch dannzur Seite hin!

An Herzensfriedenangejocht,

erfüllt die Buddha-Weisung nur!“

119

Als sie dies Wortnun angehört,

der Patācārā Weisungso,

da wuschen sie dieFüße sich

und setzten sich zurSeite hin.

An Herzensfriedenangejocht,

erfüllten sie die Buddhaweisung.

120

Zur ersten Wache inder Nacht

der Vorgeburtgedachten sie, -

zur Mittelwache inder Nacht

das Himmelsaugeklärten sie, -

zur letzten Wache inder Nacht

die Dunkelmasse sprengten sie.

221

Und aufgestandengrüßten sie

 „Erfüllt ist deine Weisung nun!

Wie Indra seinendreißig Göttern

- im Kampfe niemalsje besiegt -

wirst du uns Vorbildimmer bleiben, -

dreiwissend sind wir, einflußfrei.“

CANDĀ (die Mondartige)

122

Auf schlechtem Wegich früher war,

war Witwe und warkinderlos,

war ohne Freunde undVerwandte,

ein Mahl und Kleid bekam ich kaum.

123

Die Schale nahm ichund den Stock

und bettelte vonStamm zu Stamm, -

ließ mich vonKälte-Hitze quälen,

zog sieben Jahre so umher.

124

Als ich die Bhikkhunīsah wieder,

wie leicht sie Speisund Trank bekam,

ging zu ihr undsprach ein Wort:

„Ich zog in die Hauslosigkeit.“

125

Und in dem Mitgefühlmit mir,

nahm Patācārā michdann auf, -

und als sie dadurchmich ermuntert,

sie zog mich hin zu höchstem Ziel.

126

Als ihre Rede ichgehört,

ich folgte ihrerWeisung nur, -

umsonst war nichtder Schwester Mahnung:

dreiwissend bin ich, einflußfrei.

FÜNFHUNDERT FRAUEN BEI PATĀCĀRĀ

127

„Den, dessen Weg dunicht erkennst,

der Angekomm’nen,der Gegang’nen,

den Sohn, - woherist er gekommen? -

„Ach, du mein Sohn!“ beweinest du?

128

Und wenn du dessenWeg erkänntest,

der angekommen, dergegangen,

du würdest um ihntrauern nicht:

so ist nun das Gesetz der Wesen.

129

Gewünscht nicht, kamvon dort er an,

ist unerlaubt vonhier gegangen, -

woher er nun auchangekommen,

er blieb für kurze Tage nur.

130

Von hier auf andernWeg gelangt,

von dort er wiederandern geht, -

als toter Geist inMenschenform

samsārakreisend wirder gehn:

wie er gekommen, sogegangen -

was soll da alles Klagen noch?“

131

Du zogst den Pfeilmir wahrlich aus,

der, schwer zu sehn,im Herzen steckt, -

mir, die von Trauerüberwältigt,

triebst du die Sohnestrauer aus.

132

Bin heute von demPfeil befreit,

gestillt und ganzerloschen schon.

Zum Buddho, Dhammound zum Sangho

ich geh zur Zuflucht, zu dem Muni.

VĀSITTHÍ (die Haus-Frau)

133

Von Sohnestrauer nurbedrängt,

wie außer Sinnen,unbewußt,

ganz nackend und mitwirren Haaren,

so irrt’ ich hier und dort herum.

134

Auf Straßen, überAbfallberge,

auf Leichenplätzen,Karrenwegen

trieb ich drei Jahremich herum,

von Hunger und von Durst gequält.

135

Da sah ich ihn, denSugato,

der in die StadtMithilā kam,

den allerUngezähmten Zähmer,

den ganz Erwachten, frei von Furcht.

136

Da faßte ich mein Herzzusammen,

begrüßte ihn undtrat zu ihm:

er zeigte mir dieLehre auf,

aus Mitgefühl, der Gotamo.

137

Als seine Lehre ichgehört,

zog ich in dieHauslosigkeit, -

ich band mich an desLehrers Wort,

verwirklichte den Glückespfad.

138

Die Sorgen all sindabgetrennt,

verlassen nun,beendet ganz:

erkannt ist nun vonmir der Grund,

aus dem die Sorgen wachsen auf.

KHEMĀ (die Friedvolle, Sichere)

139

Du bist so jung undschöngestaltet,

auch ich bin jungund jugendfrisch,

zu der Musik imFünferklang

geh, Khemā, und ergötze dich!

140

Bei diesem faulenKörper hier,

dem elenden,zerbrechlichen,

ich quäle und ichschäme mich:

der Sinnendurst ist ausgezogen.

141

Schwertspitzengleich die Lüste sind,

der Khandhas Blockdes Scharfrichters, -

was du alsSinnenlust erklärst,

das ist jetzt Unlust nur für mich.

142

Allüberall entferntdie Freude,

die Dunkelmasse istdurchbrochen, -

so wisse nun, duSchlechter, du,

geschlagen bist du, Endiger!

143

Das Sternenheerverehrend wohl,

das Feuer hütend indem Wald,

die echte Wahrheit wißtihr nicht, -

ihr Toren so an Reinheit dachtet.

144

Doch ich bin nunverehrend nur

den ganz Erwachten,höchsten Menschen,

bin frei von allemLeiden nun, -

des Lehrers Weisung ich erfülle.

SUJĀTĀ (die Wohlgeborene)

145

Herausgeputzt undschön gekleidet,

umkränzt mit Blumen,Sandelduft benetzt

und überall mitSchmuck bedeckt,

von Dienerinnenschar geehrt.

146

Ich hatte Speise undGetränk genommen

und reichlich festesKnabberzeug,

war aus dem Haushinausgefahren,

den schönen Park besuchte ich.

147

Dort freut’ ichmich, vergnügte mich,

fuhr in mein eignesHaus zurück, -

ein Kloster sah ichund betrat es,

bei Sāketa im Walde Anjanam.

148

Als ich das Lichtder Welt geseh’n,

begrüßt ich es undtrat heran, -

es zeigte mir dieLehre auf

aus Mitgefühl, der Sehende.

149

Als ich den großenHerrn gehört,

die Wahrheit dadurchdrang ich ganz

und dort diefleckenlose Lehre, -

berührte gleich den Todlospfad.

150

Als ich begriffenden Saddhammo,

zog ich in dieHauslosigkeit, -

drei Wissen sind vonmir erlangt,

umsonst nicht war die Buddhaweisung.

ANOPAMĀ (die Unvergleichliche)

151

In hohem Stande bingeboren,

mit viel Besitz undreichen Gütern, -

mit Schönheit anGestalt versehn,

als Tochter Majjhas bin geboren.

152

Ersehnt bin ich vonKönigssöhnen,

von Reicher Söhnenheiß begehrt, -

zum Vater wurd’ geschicktein Bote:

„Gebt mir Anopamā zu sehn!

153

So viel wie diesewert nun ist,

die Tochter dein,Anopamā:

Achtfaches werde ichdir geben

an Gold und an Juwelen auch.“

154

Da sah den ganzErwachten ich,

den Weltbesten,unübertroffen, -

ich ehrte ihn zuseinen Füßen

und dann zur Seite stellt’ ich mich.

155

Er zeigte mir dieLehre auf,

aus Mitgefühl, derGotamo, -

und als ich saß aufmeinem Platz,

berührte ich die dritte Frucht.

156

Ich ließ die Haareschneiden ab,

zog fort in dieHauslosigkeit, -

und heut hab ich diesiebente (siebte) Nacht,

daß aller Durst dahingewelkt.

MAHĀPAJĀPATÍ (große Hauptfrau, die Nachkommen hat)

157

Dir, Buddha, Held,Verehrung sei,

von allen WesenHöchster, dir!

Du hast vom Leidenmich befreit

und auch das andre viele Volk!

158

Das ganze Leiden isterkannt,

der Grund desDurstes ist verdorrt:

der edeleAchtgliederweg,

das Aufhör’n ist von mir berührt.

159

Mutter, Sohn undVater, Bruder,

und Großmutter ichfrüher war, -

die Wirklichkeit ichnicht erkannte,

fand aus dem Kreislauf nicht heraus.

160

Erschaut hab denErhab’nen ich,

dies ist die letzteAnhäufung:

erschöpft ist derGeburtenkreis,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

161

In frischerTatkraft, ernst sich mühend

und ständig fest inihrem Streben,

auf gradem Weg dieJünger sieh:

das ist der Buddhas Ehrerweisen (Ehr-Erweisen)

162

Für viele wahrlichnur zum Nutzen

Māyā gebar denGotamo:

von Krankheit undvon Tod Geschlag’nen

die Leidenmasse er vertrieb.

GUTTĀ (die Bewachte)

163

Ach, Guttā, warumzogst du fort?

GabstSohn und dasGehäufte auf?

Nur das noch immerzuentfalte:

nicht unter Herzensmacht gerate!

164

Vom Herzen sindgetäuscht die Wesen,

an Märos Reich sindsie erfreut, -

imVielgeburtenwandelkreisen

sie strömen hin - und wissen nichts.

165

Den Sinnenwillen,Abgestoßensein,

den Glauben anPersönlichkeit,

dasTugendregelwerkverfechten,

den Zweifel noch als fünftes dann:

166

hast alle dieseFesseln

du aufgegeben,Bhikkhunī,

die alle nur zumDiesseits führen,

wirst du hierher nicht wiederkehren.

167

Hast du den Reiz,den Stolz und falsches Wissen,

und inn’re Unruhganz gelassen,

die Fesseln alledurchgeschnitten:

dem Leid ein Ende wirst du machen.

168

Hast du entferntGeburtenkreisen,

rundum erkannt dasWiederwerden:

Bist du JETZT schonganz gestillt,

und friedvoll wirst du weiterleben.

VIJAYĀ (die Siegende)

169

Erst viermal undauch fünfmal dann

ging aus dem Klosterich hinaus,

fand im Gemüt zurStille nicht,

beim Herzen bleib nur machtlos ich.

170

Zu einer Bhikkhunīich ging,

respektvoll ichbefragte sie, -

sie zeigte mir dieLehre auf:

die Elemente, Sinnenreiche,

171

die vier der edlenWahrheiten,

die Fähigkeiten unddie Kräfte

Erwachungsgliederund Achtgliederweg,

um zu dem höchsten Ziel zu kommen.

172

Als ihre Rede ichgehört,

befolgte ihre Weisungich:

und in der Nacht zurersten Wache

der Vorgeburt gedachte ich,

173

und in der Nacht zurMittelwache

das Himmelsaugeklärte sich,

und in der Nacht zurletzten Wache

die Dunkelmasse ich durchstieß.

174

Mit Freudensglückden Körper ganz

durchdrang ich undverweilte dort:

am siebten Tagstreckt’ ich die Füße:

die Dunkelmasse war durchstoßen.

UTTARĀ (die Höhere)

175

„Die Keule haben sieergriffen

und mahlen dann dasKorn, die Männer,

ernähren Frauen unddie Kinder,

zu Reichtum finden so die Männer.

176

Strebt eifrig nachder Buddhaweisung,

was d a getan,bereut man nicht, -

habt rasch die Füßeihr gewaschen,

zur einen Seite setzt euch hin!

177

Habt ihr das Herzbereit gemacht,

einspitzig, gut insich gesammelt,

betrachtet nur nochdie Sankhāras

als anders und nicht mehr als SELBST!“

178

Als ihre Rede ichgehört,

der Patācārā guteWeisung,

und mir die Füßedann gewaschen,

trat ich an eine Seite hin.

179

Und in der Nacht zurersten Wache

der Vorgeburtgedachte ich,

und in der Nacht zurMittelwache

das Himmelsauge klärte sich.

180

Und in der Nacht zurletzten Wache

die Dunkelmasse ichdurchstieß:

„Drei Wissen habeich erkannt,

getan ist deine Weisung nun.

181

Wie Sakko seinendreißig Göttern

- im Kampfe niemalsje besiegt -

werd’ ich einVorbild immer bleiben,

dreiwissend bin ich, einflußfrei.“

CĀLĀ (die Schüttelnde)

182

Die Sati habe ichgepflegt,

als Bhikkhunī geübtdie Fähigkeiten,

durchdrungen habeich den Stillepfad,

Sankhāra-Frieden, tiefes Glück.

183

Was für ein Zeichen!Kahl bist du!

Wirst als Asketin angesehn!

Und keiner Sektehängst du an!

Was wanderst du verwirrt umher?

184

Da draußen wohl dievielen Sekten,

die nur an Meinungensich klammern,

verstehen alle nichtden Dhammo,

sind nicht der Lehre wahre Kenner.

185

Es ist imSakyerstamm geboren

der Buddho ohneGegenmenschen, -

der zeigte mir denDhammo auf,

um Meinungen zu überwinden.

186

Das Leiden und dasLeid-Entstehen,

des LeidensÜberwindung dann,

den edelenAchtgliederweg,

der hin zur Leidensstille führt.

187

Als seine Lehre ichgehört,

da blieb ich in derWeisung froh, -

drei Wissen habe icherlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

188

Die Freude istgetötet ganz,

die Dunkelmasseaufgebrochen, -

begreife endlich,Schlechter, du:

erschlagen bist du, Endiger!

UPACĀLĀ (die Abschüttelnde)

189

Ich habe achtsam undmit klarem Auge

als Bhikkhunī geübtdie Fähigkeiten,

durchdrungen habeich den Stillepfad,

von schlechten Menschen nicht verfolgt.

190

Warum bejahst dunicht Geburt?

Geborener genießtdie Sinnenreize.

Genieße alleSinnesfreuden!

Sei hinterher nicht voller Reue!

191

Für den Geborenenist Tod,

der Hände und derFüße Schneiden,

dasPeitschen-Fessel-Elend droht:

Geborener zum Leiden geht.

192

Er ist imSakyerstamm geboren

der ganz Erwachte,unbesiegt, -

er zeigte mir denDhammo auf,

das Überwinden der Geburt.

193

Das Leiden und dasLeid-Entstehen,

des LeidensÜberwindung dann,

den edelenAchtgliederweg,

der hin zur Leidensstille führt.

194

Als seine Lehre ichgehört,

da blieb ich in derWeisung froh, -

drei Wissen habe icherlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

195

Die Freude istgetötet ganz,

die Dunkelmasseaufgebrochen, -

begreife endlich,Schlechter, du:

erschlagen bist du, Endiger!

SÍSÚPACĀLĀ (die Kopfschüttelnde)

196

Als Bhikkhunī, alsTugendhafte,

in Fähigkeiten gutgezügelt,

will ich den Stillepfaderreichen,

den ungemischten, stärkenden.

197

Die Dreiunddreißigund die Yāmāgötter,

die stillzufriednenGötter auch:

die Götter, die vollSchöpfungsfreude

und Götter, dieselbstmächtig sind:

dorthin nurrichte du das Herz,

wo du zuvor vollendet warst!

198

Die Dreiunddreißigund die Yāmāgötter,

die stillzufriednenGötter auch,

die Götter, die vollSchöpfungsfreude

und Götter, die selbstmächtig sind:

199

von Werdenszeit zu Werdenszeit

sie sind nur in sich selbst verliebt,

verwinden nicht die Eigenliebe,

durchkreisen nur Geburt undTod.

200

In Flammen steht dieganze Welt,

die ganze Welt inBrand gesetzt,

es lodert nur dieganze Welt,

die ganze Welt, sie zittert nur!

201

Den ohne Zittern,ohne Gleichen,

von Massenmenschennicht befolgt,

den Dhammo mir der Buddhowies,

dorthin nur zieht mich nun der Geist.

202

Als seine Lehre ichgehört,

da blieb ich in derWeisung froh, -

drei Wissen habe icherlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

203

Die Freude istgetötet ganz,

die Dunkelmasseaufgebrochen, -

begreife endlich,Schlechter, du:

erschlagen bist du, Endiger!

VADDHAMĀTĀ (Mutter des Vaddho, des Wachsenden)

204

Mutter:

Nicht komme, Vaddha,in der Welt

ein Wunsch dir immerwieder auf!

Nicht, Söhnchen,immer, immer wieder

nimm an dem Leiden weiter teil!

205

Glücklich sind,Vaddha, die Munis,

sind wunschlos,schnitten Zweifel weg, -

ganz kühl geworden,selbstgezähmt,

sie leben hier von Einfluß frei.

206

Mit diesen Meisternfolge nur

dem Weg, der dichzum Schauen führt,

das Leiden hier zuEnde bringt:

das, Vaddha, nur entwickle dir!

207

Vaddho:

Selbstsicher,wahrlich, redest du

von diesem Ziel,Erzeugerin, -

ich denke nun, meinMütterchen:

ein Wünschen gibt es nicht für dich.

208

Mutter:

Sankhāras. Vaddha,welche immer,

die niedrig, hochund in der Mitte,

die fein auch und amfeinsten sind:

ein Wünschen gibt es nicht für mich.

209

Die Einflüsse sindall erschöpft,

hab, niemals lässig,mich vertieft:

drei Wissen sind vonmir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

210

Vaddho:

Erhaben, wahrlich,meine Mutter

den Stachelstock sozeigte mir,

sprach Verse von demhöchsten Ziel,

gleichsam aus tiefem Mitgefühl.

211

Als ihre Rede ichgehört,

ermahnt von derErzeugerin,

ergriff die Lehremich zutiefst,

die hin zum Übungsfrieden führt.

212

Ich kämpfte nun undstrebte selbst

bei Tag und Nachtvoll Eifer ganz, -

und von der Mutterso ermuntert,

berührte ich den höchsten Frieden.

KISĀGOTAMÍ (die hagere Gotamidin)

213

Die gute Freundschaft wird vom Muni,

wenn er die Welt zeigt, hoch gelobt, -

wenn einer gute Freundschaft teilt,

kann auch ein Tor ein Weiser sein.

214

Man folge gutenMenschen nur,

so wächst dieWeisheit, wenn man folgt, -

wenn man den gutenMenschen folgt,

kann man von allen Leiden lösen sich.

215

Das Leiden kannerkennen man,

und auch des LeidensUrsprung dann,

das Aufhören und denAchtgliederweg,

die vierfach edlen Wahrheiten.

216

„Leidvoll dasFrausein“ - ist erklärt

vom Trainer, der dieMenschen zähmt, -

der Ehestand istLeiden auch,

und manche Erstgebärenden

217

durchschneiden sichdie Kehle gar, -

und zarte, jungeMädchen schlucken Gift,

wenn sie derMenschenmörder traf

und beide großes Unglück nur erleiden.

218

Als vor derNiederkunft ich ging hinaus,

sah ich denEhegatten tot am Weg, -

und als ich dann dasKind geboren hatte,

ging ich ins eigne Haus nicht mehr zurück.

219

Zwei Kinder starbenmir und auch der Mann:

am Weg der Toteeiner armen Frau, -

und Mutter, Vaterund auch Bruder,

sie brennen schon auf einem Scheiterhaufen.

220

O du Familienlose, Arme, du!

Erlitten hast duunermeßlich Leiden!

Dir flossen Tränenfort und fort

durch viele tausende Geburten!

221

Ich sah dich in demLeichenfeld,

dann auchverzehrtest Kinderfleisch, -

fern der Familie,nur noch tadelnswert,

als Witwe ich zum Todlosen gelangte.

222

Entfaltet ist deredle Weg,

achtgliedrig, derzum Todlos führt, -

Nibbānam habe ichverwirklicht,

den Dhammaspiegel sah ich an:

223

Ich bin vom Pfeilenun entschnitten,

die Last ist endlichabgelegt,

getan ist, was zutun ich hatte. -

Kisāgotami, dieschon Therī,

im Herzen ganz befreit, dies sprach.

UPPALAVANNĀ (die Lotusfarbige)

224

Sie beide, Mutterund auch Tochter,

sie waren meineNebenfrauen, -

das war mir tiefErgriffensein,

ein seltsam starkes Haaresträuben.

225

O Schande überschmutz’ge Lüste,

sie riechenschlecht, sind voller Dornen,

wenn Mutter da undTochter auch

zu meinen Nebenfrauen wurden!

226

Als bei den LüstenNot ich sah,

und im Verzicht denfesten Frieden,

zog ich aus Rājagahoaus,

vom Haus in die Hauslosigkeit.

227

Den alten Aufenthaltich weiß,

das Himmelsauge istgeklärt, -

Rundum-Erkenntnis habich nun,

der Hörbereich ist auch geklärt.

228

Die hohen Kräftesind verwirklicht,

erlangt hab ich dasEinfluß-Ende:

sechs tiefe Wissensind verwirklicht,

getan des Buddho Weisung ist.

229

Als ich die höh’reKraft entfaltet,

gelangte zum Vimānoich,

verehrtedort des BuddhoFüße,

des Weltenschützers, ruhmesreich.

230

Bist hin zum blüh’ndenPādapo gegangen,

alleine stehst duunter Baumeswurzeln, -

und auch nichtirgendeiner ist dir Zweiter:

du Törin, fürchtest du dich nicht vor Wilden?

231

Vor hunderttausendwilden Menschen auch,

die sich in ihrerArt versammelt hätten,

kein Härchen sträubtesich vor Angsterregung, -

was wirst mir du, o Māra, tun, alleine?

232

Ich werde jetztverschwinden ganz,

den Bauch ich werdeauch betreten,

und zwischenAugenbrauen stehn:

mich, die dort steht, die siehst du nicht!

233

Das Herz hab ich inder Gewalt,

der Machtpfad, erist wohl entfaltet, -

sechs tiefe Wissensind verwirklicht,

getan des Buddho Weisung ist.

234

Schwertspitzengleich die Lüste sind,

der Khandhas Blockdes Scharfrichters, -

was du alsSinnenlust erklärst,

das ist jetzt Unlust nur für mich.

235

Die Freude istgetötet ganz,

die Dunkelmasseaufgebrochen, -

begreife endlich,Schlechter, du:

erschlagen bist du, Endiger!

PUNNIKĀ (die Volle)

236

Als Wasserträgerin imKühlen

ging ich zum Wasserstets hinab,

erschrocken vor derSchwestern Stock:

geplagt von Furcht vor Zornesworten.

237

Vor wem, Brahmane,du erschrickst,

der immer du insWasser stiegest,

und an den zitterndsteifen Gliedern

die Kälte allzu starkempfindest?

238

Als Wissende, oFreundin, du,

o Punnikā befragstdu mich,

den, der da gutesWerk nur tut

und schlechtes Werk verhindern will.

239

Wer da als Alter,wer als Junger

ein schlechtes Werkfür sich vollbringt,

der wird durchWasseruntertauchen

von seinem schlechten Werk befreit.

240

Wer hat dir diesesdenn erklärt

als Nichtwisser dem,der nicht weiß:

daß bloßesWasseruntertauchen

von schlechtem Werke schon befreit?

241

Zum Himmel werdensie nun geh’n,

die Frösche all undSchildkröten,

die Schlangen und dieKrokodile

und all die andern Wasserwesen.

242

Die Schafe schlachten,Schweine schlachten,

die Fischer und dieWildtierfänger,

die Räuber auch undihre Henker,

die andern all,die Schlechtes tun:

sie würden auch durchsWassertauchen

von schlechtem Werke schon befreit.

243

Wenn alle dieseStröme dir

das Schlechte, einstgetan, vertrieben,

sie trieben auchVerdienst dir fort,

und du, du bliebest außerhalb.

244

Vor wem, Brahmane,du erschrickst,

der immer du insWasser stiegest,

das lasse du, oFrommer, sein,

die Kälte soll die Haut nicht treffen.

245

Den falschen Wegverfolgte ich,

den edlen Weg dufügtest mir, -

das Wassertauchen,meine Freundin,

und diesen Mantel geh ich dir.

246

Nur deiner soll derMantel sein,

nicht wünsche einenMantel ich, -

wenn du dichfürchtest vor dem Leiden,

wenn dir das Leiden gar nicht lieb:

247

dann tue niemalsschlechtes Werk,

im Offnen nicht undnicht geheim!

Wenn du ein wirklichschlechtes Werk

einmal wirst tun oder auch tust:

248

wirst du vom Leidenniemals frei,

es folgt auch dem,der vor ihm rennt.

Wenn du dichfürchtest vor dem Leiden,

wenn dir das Leiden gar nicht lieb:

249

dann geh zum Buddhoals zur Zuflucht,

zum Dhammo und zumSangho geh!

Und sammle deineTugenden!

Das wird dir nur zum Nutzen sein!

250

Ich geh zum Buddhoals zur Zuflucht,

zum Dhammo geh ichund zum Sangho,

die Tugenden ichsammle mir,

das wird mir nur zum Nutzen sein.

251

Brahmaverwandter warich früher,

jetzt bin ich,wahrlich, ein Brahmane, -

drei Wissen haberfahren ich:

bin Sotthiyo, bin Bademeister.

AMBAPĀLÍ (Mangobaumhüterin)

252

Glänzend schwarz undsamtner Bienenfarbe gleich,

lange Locken fielenmir vom Kopf herab, -

durch das Alter sindsie Hanf und Borke gleich:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

253

Duftend wie einrundum gut gefüllter Korb,

steckten Blüten überBlüten mir im Haar, -

durch das Alterriechen sie nach Hasenhaar:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

254

Wie Gebüsch, das dichtbepflanzt, beschnitten ist,

waren mit Kamm undNadeln sie so reich geschmückt, -

durch das Alter sinddie Haare dünn geworden:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

255

Duftend zart und reichmit dunklem Gold geschmückt,

schön sie waren, meineschmuck geflochtnen Zöpfe, -

durch das Alter istnun kahl der Kopf geworden:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

256

Wie von einem Malerkunstvoll nachgezogen,

schön sie warenfrüher, meine Augenbrauen, -

durch das Alter hängentief sie in den Runzeln:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

257

Glänzend, leuchtend,wie ein seltenes Juwel,

meine Augen warendunkelschwarz und lang, -

durch das Alter sindsie nun geschlagen, trübe:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

258

Sanft geschwungenragte meine Nase vor,

schön war sie in meinervollen Jugendzeit, -

durch das Alter gleichtsie ausgespülter Flußbank:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

259

Wie ein Armband, kunstvollausgeführt, geschmiedet,

schön sie waren,diese Linien meiner Ohren, -

durch das Alterhängen tief sie in den Runzeln:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

260

Kleinen Pinsangknospenin der Farbe gleich,

schön sie warenfrüher, meine blanken Zähne, -

durch das Alter sindsie ausgebrochen, gelb:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

261

In der Lichtungeines Waldgehölzes ging ich,

wie der Kuckuck habich flötensüß gesungen, -

durch das Alterkrächz’ ich nur noch dann und wann:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

262

Sanfter Muschelgleich gebogen, blank gerieben,

schön war früherauch mein Nacken, wie er glänzte, -

durch das Alter istgebrochen er, zerstört:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

263

Frei sie kreistenwie ein Riegelholz, sie beide,

schön sie waren,meine Arme früher, -

durch das Alter sindsie schlapp, gleich der Trompetenblume:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

264

Feine Ringe, ganz ausGold, sie schmückten einmal,

schön sie waren,meine beiden Hände früher, -

durch das Alter sindsie nun wie Wurzeln zum Verkauf:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

265

Lust erregend fest,sie standen beide hoch,

schön sie waren, meinebeiden Brüstchen früher, -

trockne Beutel sindsie, ohne Wasser jetzt:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

266

Wie ein flaches Stück,aus feinstem Gold poliert,

schön er war, meinglatter Körper früher, -

der ist nun mitfeinen Fältchen überdeckt:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

267

StarkemSchlangenleibe waren beide gleich,

schön sie waren,meine Schenkel früher, -

durch das Alter sindsie nun wie Bambusrohre:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

268

Meine Knöchel schmücktenfeine, goldne Spangen,

schön sie waren,meine Beine früher, -

durch das Alter sindsie nun wie Sesamhalme:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

269

Wie gefüllt mitBaumwolle sie beide waren,

schön sie waren,meine Füße früher, -

durch das Alter sindsie krumm, verschrumpelt:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

270

Solcher Artwar dieser ganze Körperhaufen,

altersschwach ist erein Haus nur voller Leiden, -

abgebröckelt ist derPutz vom alten Haus:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

ROHINI (rote Kuh)

271

Vater:

„Asketen!“ So machstdu mir klar!

„Asketen!“ Dabei wirstdu wach!

Nur den Asketensprichst du Lob!

Asketinwirst nun selber werden!

272

Zu essen und zutrinken reichlich

an die Asketen duverschenkst, -

o Rohini, ich fragdich jetzt:

wodurch sind dir Asketen lieb?

273

Das Nichtstun liebensie, sind faul,

von andrer Gabenleben sie, -

sie jagen nur nachsüßen Freuden:

wodurch sind dir Asketen lieb?

274

Tochter:

Schonlange du mich, wahrlich, Vater,

nach den Asketen sobefragst.

Ich werde direrzählen nun

von ihrem Weisheit-Tugend-Streben.

275

Das Tun sie lieben,sind nicht faul,

sind besten WerkesTuer nur:

die Gier, den Haßsie geben auf,

dadurch sind mir Asketen lieb.

276

Die dreifach Wurzelnalles Schlechten

vernichten sie, dieReines tun,

bis alles Schlechteaufgegeben:

dadurch sind mir Asketen lieb.

277

Das Körperwerk istihnen rein,

das Redewerk auchebenso,

das Geisteswerk istihnen rein:

dadurch sind mir Asketen lieb.

278

Fleckenlos wie dasPerlmutt

sind rein sie, innenso wie außen,

voll sind sie vonden hellen Lehren:

dadurch sind mir Asketen lieb.

279

Sie hörten viel,sind Dhammaträger,

sind edel, die denDhammo leben,

den Sinn sie und denDhammo weisen:

dadurch sind mir Asketen lieb.

280

Sie hörten viel,sind Dhammaträger,

sind edel, die denDhammo lieben,

ihr Geisteinspitzig, achtsam stets:

dadurch sind mir Asketen lieb.

281

Sie gehen weit undachtsam stets,

die Texte sprechendunverwirrt,

des Leidens Ende sieverstehen:

dadurch sind mir Asketen lieb.

282

Durch welches Dorfsie wandern auch,

sie sehen keinenirgend an,

frei von Verlangengehen sie:

dadurch sind mir Asketen lieb.

283

Und nicht den Bauchsie füllen sich,

nicht ihren Topf,nicht ihr Gefäß,

Vollkommenheiterstreben sie:

dadurch sind mir Asketen lieb.

284

Sie greifen nichtnach blankem Gold,

auch nicht nach Geldund nicht nach Silber,

was da auch kommt,sie lassen’s gehen:

dadurch sind mir Asketen lieb.

285

Sie zogen fort ausvielen Stämmen,

aus vielen Ländernauch sogar,

sind sich in Liebezugetan:

dadurch sind mir Asketen lieb.

286

Vater:

Zum Wohle, wahrlich,du Verehrte,

bist du uns, Rohini,geboren, -

vertraust dem Buddhound dem Dhammo,

dem Sangho auch,verehrst sie ernst.

287

Du hast begriffendieses ganz:

Verdienstfeld, nichtzu übertreffen.

Und auch von mir nundie Asketen

bekommen eine guteGabe:

hier ist das Opferaufgebaut,

ein großes wird es für uns sein.

288

Tochter:

Wenn du dichfürchtest vor dem Leiden,

wenn dir das Leidengar nicht lieb,

so geh zum Buddho,deiner Zuflucht,

zum Dhammo und zumSangho einzig,

versammle deineTugenden,

das wird zum Wohle dir nur sein!

289

Vater:

Ich geh zum Buddho,meiner Zuflucht,

zum Dhammo und zumSangho einzig,

versammle meineTugenden,

das wird zum Wohle mir nur sein.

290

Brahmaverwandter warich früher,

jetzt bin ichwirklich ein Brahmane, -

Dreiwissensmeisterbin ich nun,

ich hab erkannt und bin ein Bademeister.

CĀPĀ (die Schwankende, Zitternde) (sehr alt)

291

Kālo:

Trug einen Stockeinst in der Hand,

jetzt bin einWildtierjäger ich, -

durch meine Gier,aus schlimmem Sumpf

ich konnte nicht hinübergeh’n.

292

Sie dachte, michganz stolz zu machen,

die Cāpā, die den Sohnmir schenkte, -

zu Cāpā schnitt dasBand ich ab,

werd’ aus dem Haus von neuem zieh’n.

293

Cāpā:

Nicht sei mir böse,großer Held!

Nicht sei mir böse,großer Muni!

Nicht gibt es fürden Zornerregten

das Reinsein, woher heißes Streben!

294

Kālo:

Ich werde fort aus Nālāgehen,

wer wird in Nālā wohnennoch?

Sie fesseln dort mitWeibsgestalt

Asketen, die den Dhammo leben.

295

Cāpā:

Ach, komm doch, Kālo,komm zurück!

Genieß die Lüste wiezuvor!

Ich will dirunterworfen sein

mit allen, die Verwandte sind!

296

Kālo:

Von diesem nur dervierte Teil,

wie du es sagst, dugute Cāpā:

für einen tieferregten Mann

mag das erhebend wahrlich sein.

297

Cāpā:

Ach, Kālo, wie einFeuer die Akazie

dort auf demBergesgipfel blüht, -

wie eine Windenrankeblüht,

auf einer Insel die Trompetenblume,-

298

mit Sandelöl ganzeingerieben,

Benaresseide hülltmich ein:

die ich so strahlendschön jetzt bin,

willst du verlassen, gehst nun fort?

299

Kālo:

Der Vogelfängerseinen Vogel,

wie er ihn doch zufesseln wünscht!

Mit deinerfesselnden Gestalt

nicht mich wirst du herunterdrücken.

300

Cāpā:

Und diese meineSohnesfrucht

hab, Kālo, ich fürdich gebracht, -

und mich, die guteSohnesmutter,

willst du verlassen, gehst nun fort?

301

Kālo:

Die Weisen lassenihre Söhne,

Verwandte auch undden Besitz,

es ziehen fort diegroßen Helden,

wie ein Elefant sein Seil zerreißt.

302

Cāpā:

Und wenn ich dirjetzt diesen Sohn

mit einem Stock undMesser gar

zu Bodenniederschlagen würde:

um Sohnestrauer gehst du nicht!

303

Kālo:

Wenn du den SohnSchakalen auch

und wilden Hundenübergäbst,

nicht m i c h, duüble Sohnesmacherin,

wirst wieder du zur Umkehr bringen.

304

Cāpā:

Nun denn, so sei dasGlück mit dir!

Wohin nun, Kālo,wirst du gehn?

In welches Dorf? Inwelche Stadt?

In welche Zentren? Königsstädte?

305

Kālo:

Wir scharten früherum uns Schüler,

als Nichtasketenhielten für Asketen uns,

von Dorf zu Dorf wirzogen hin,

von einem Ort zur Königsstadt.

306

Doch der Erhabene,der Buddho,

ganz nah am FlußNeranjarā,

um alles Leiden aufzugeben,

den Dhammo wies erauf den Wesen, -

ich gehe jetzt inseine Nähe,

e r wird für mich der Lehrer sein.

307

Cāpā:

Den Gruß nun mögestdu ihm sagen,

dem Weltenschützerhöchster Art,

hast du ihn rechtsherum umgangen,

magst du ihm eine Gabe weih’n.

308

Kālo:

Das wird uns nunwohl möglich sein,

so wie du es gesagt,o Cāpā:

den Gruß werd ichfür dich jetzt sagen

dem Weltenschützerhöchster Art,

hab ich ihn rechtsherum umgangen,

werd ich ihm eine Gabe weih’ n.

309

Und Kālo ging von danun fort,

ganz nah zum FlußNeranjarā,

erblickte dort denganz Erwachten,

wie er aufwies den Todlospfad.

310

Das Leiden und dasLeidentstehen,

des LeidensÜberwindung auch,

den edelenAchtgliederweg,

der hin zur Leidenruhe führt.

311

Er fiel zu seinenFüßen nieder

und ging um ihn dannrechts herum, -

gab ihm der CāpāGabe hin,

zog fort in dieHauslosigkeit. -

Drei Wissen sind vonihm erlangt:

getan des Buddho Weisung ist.

SUNDARÍ (die Schöne, Gute, Nette)

312

Sujāto, derBrahmane:

O Herrin, deinetoten Kinder,

verschlungen habensie dich früher,

du hast bei Tag undauch bei Nacht

dich übermäßig stark betrübt.

313

Sie alle sind heutschon verschlungen,

die sieben Kinder,du Brahmanin, -

Vāsetthā, welchesist der Grund,

daß du dich nicht mehr stark betrübst?

314

Sundarī:

So viele hundertKinder schon,

VerwandtenscharenHunderte,

hat dieVergangenheit verschlungen:

wie mir, so dir, Brahmane, du.

315

Den Ausweg hab ichjetzt erkannt,

aus der Geburt undaus dem Tod:

nicht klage ich,nicht weine ich,

nicht mehr betrübe ich mich sehr.

316

Sujāto:

Wie wunderbar wohl,o Vāsetthā,

ist dieses Wort, dasdu da sprichst!

Sag, wessen Lehre duerkannt,

daß du so großes Wort aussprichst.

317

Sundarī:

Es ist, Brahmane,der Erwachte, -

ganz nah demStädtchen Mithilā,

um aufzugeben allesLeiden,

die Lehre zeigt er auf den Wesen. (den Dhammo)

318

Von ihm, Brahmane,dem Geheilten

die Lehre hört’ ich,frei von Wünschen,

dort hab erkannt ichrechte Lehre,

den Kindeskummer trieb ich fort.

319

Sujāto:

So werde ich auchgehen jetzt

ganz nah zumStädtchen Mithilä, -

vielleicht daß derErhabene

von allem Leiden mich befreite.

320

Es sah den Buddhoder Brahmane,

den ganz Befreiten,ohne Wünschen, -

es zeigte ihm dieLehre auf

der Muni, Leidens Jenseitsgänger:

321

das Leiden und dasLeidentstehen,

des Leidens Überwindungauch,

den edelenAchtgliederweg,

der hin zur Leidensruhe führt.

322

Dort er begriff dierechte Lehre,

fand am Hinausziehnselber Freude, -

Sujāto in dreiNächten schon

an die drei Wissen rührte an.

323

Sujāto:

Komm, Wagenlenker,gehe nun

und fahre mir zurückden Wagen, -

zu der genesenenBrahmanin sprich

„Gezogen fort istder Brahmane,

Sujāto in dreiNächten schon

an das Dreiwissen rührte an.“

324

Und als den Wagen ergenommen

und Tausend noch,der Wagenlenker,

zu der genesenenBrahmanin sprach:

„Gezogen fort istder Brahmane, -

Sujāto in dreiNächen schon

an das Dreiwissen rührte an.“

325

Sundarī:

Den Wagen und diePferde auch

und Tausend noch, duWagenlenker,

da ich gehörtBrahmanen-Dreierwissen,

als volle Schale geh ich dir.

326

Wagenlenker:

Dein sollen sein derWagen und die Pferde

und auch dieTausend, du Brahmanin!

Ich werde auchhinaus nun ziehn,

ganz in die Näh’des besten Weisen.

327

Mutter:

Den Elefant, dieKuh, das Pferd

undEdelstein-Juwelenschmuck,

den ganzen Reichtumgab er auf:

dein Vater isthinausgezogen, -

genieß den Reichtum,Sundarī,

du bist die Erbin deines Stamms!

328

Sundarī:

Den Elefant, dieKuh, das Pferd

undEdelstein-Juwelenschmuck,

den schönen Reichtumgab er auf:

mein Vater isthinausgezogen,

von Trauer um denSohn geplagt, -

ich werde ziehenauch hinaus,

von Brudertrauer tief geplagt.

Sundarī bittet bei den Nonnen um Aufnahme. Eine Nonne spricht:

329

Gedeihen möge deinEntschluß –

was du erstrebst, o Sundarī!

Die Abfallbrockensammle ein

in deinerMüllplatzfetzenrobe:

diejenigen, die daserlangen,

in andrer Welt sind einflußfrei.

330

Sundarī:

Mir, Schwester, dieich so geübt,

das Himmelsaugeklärte sich, -

ich weiß um meineVorgeburt,

wo ich gelebt habe zuvor.

331

Auf dich gestützt,du Gute, du,

des Therī -Sanghoechte Zierde,

drei Wissen hab ichjetzt erlangt, -

getan des Buddho Weisung ist.

332

Erlaube es mir,Schwester, nun:

ich möchte nachSavatthī gehn,

das Löwenbrüllenwerd ich brüllen,

ganz nahe bei dem Buddhabesten.

333

Nonne:

Sieh, Sundarī, denLehrer

mit Haut von goldengelberFarbe,

derUngezähmterZähmer ist,

den ganz Erwachten, ohne Furcht!

334

Sundarī:

Sieh, Sundarī, dienäherkommt,

die ganz befreit,frei von Verlangen,

die frei von Reizund ganz entjocht,

die tat die Pflicht, von Einfluß frei.

335

Benares habe ichverlassen,

in Deine Nähe bingekommen,

zu hören dich, ogroßer Held:

zu Füßen ehrt dich Sundarī.

336

Du bist der Buddho,Du der Lehrer,

bin Deine Tochternun, Brahmane!

Aus deiner Brust,dem Mund geboren,

tat ich die Pflicht, von Einfluß frei.

337

Der Buddho:

Willkommen seist du,Glückliche,

du bist nur rechthier angekommen:

so kommen dieGezähmten an,

des Lehrers Füßeehren sie,

die frei von Reizund ganz entjocht,

getan die Pflicht, von Einfluß frei.

SUBHĀ (die Schöne, Glänzende, Strahlende)

338

Als junges Mädchen, reingekleidet,

die Lehre hörte ich schon früher, -

und mir, die ich nicht lässig war,

Wahrheitsverständnis ging da auf.

339

Da kam mir bei denSinneslüsten

die Unlust wie vormSchmuckstück an:

das Ichsein sah ichvoller Furcht,

ersehnte nur Entsagung noch.

340

Verwandtenschar habich verlassen,

die Sklaven und dieArbeiter,

die reichen Feldermeines Dorfes,

die schönen, die ichso genossen, -

hinausgezogen gabich auf

Besitz, der nicht gering zu schätzen.

341

So zog ich ausVertrauen fort,

war im Saddhammo gutbewandert, -

nicht passend wär esda für mich,

die sich nach garnichts weiter sehnt

und alles Gold undalles Silber

gelassen hat, zurückzukehren.

342

Das Silber nicht undnicht das Gold

führt zum Erwachen,führt zur Stille, -

nicht dieses istAsketen eigen,

nicht dieses ist der Edlen Schatz.

343

Schafft nurVerlangen und schafft Rausch,

Verblendung, läßtden Schmutz anwachsen,

führt nur zu Angstund vielen Sorgen,

nicht gibt es hierbei festen Stand.

344

Erregt sind sie undwerden lässig,

beschmutzen ihrenGeist, die Menschen,

sind nur einanderHindernis,

und fallen einzeln in den Streit.

345

Das Töten, Fesselund Bedrängnis,

das Klagen überRaub-Verlust:

bei den von Lüstenso Ergriff’nen

wird immer Unglück nur gesehn.

346

Ihr seid, Verwandte,keine Freunde!

Was bindet ihr anLüste mich!

Versteht, daß ichhinausgezogen,

bei Lüsten nur die Furcht noch sehe!

347

Durch Gold nicht undauch nicht durch Geld

erschöpfen sich dieEinflußmächte, -

nicht Freunde,Mörder sind die Lüste,

sind Feinde nur, sind Pfeil und Fessel.

348

Ihr seid, Verwandte,keine Freunde!

Was bindet ihr anLüste mich!

Versteht, daß ichhinausgezogen,

bin kahl, bedeckt mit einer Robe.

349

Die Abfallbrockensamml’ ich ein

in meinerMüllplatzfetzenrobe:

ach, dieses nun paßtganz zu mir,

für Hauslossein der feste Grund.

350

Vom großen Weisensind die Lüste ausgespien,

die himmlischen undauch die menschlichen,

im Friedensstandsind sie gelöst,

gemündet nun in stetes Glück.

351

Ließ mich aufSinnenlüste ein,

bei denen keinenSchutz es gibt:

nicht Freunde,Mörder sind die Lüste,

sindfeuermassengleiches Leiden.

352

Gefährlich ist das,voller Furcht,

bringt nur Verdruß,ist wie ein Dorn,

Begierde istZerrissensein,

ist tiefer Anlaß zur Verwirrung.

353

Ein Angriff,schreckliche Erscheinung,

sind Lüste wie einSchlangenkopf,

nur Toren findenFreude dran,

die blindgeword’nen Massenmenschen.

354

Sind Wesen tief imSinnenschlamm,

unwissend Viele inder Welt,

das Ende sieerkennen nicht,

das Ende von Geburt und Tod.

355

Den Weg, der abwärtsführt, sie gehn,

die Menschen,sinnenlustbedingt,

so Vielem, wahrlich,folgen sie,

was Krankheit ihrem Selbst nur bringt.

356

So zeugen sie sichkeine Freunde,

sie quälen sich imeignen Schmutz,

am Weltenköderfestgebunden,

in Sinnenlüsten-Todesbanden.

357

Berauschend sind sieund verlockend,

die Lüste sind nurHerz erdrückend:

nur um die Wesen zubeschmutzen,

stellt rasch der Māro seine Falle.

358

Gefahren endlos sinddie Lüste,

ein einzig Leiden,einzig Gift,

gering an Süße, Gramnur machend,

die helle Hälfte trocknend aus.

359

Ich habe alles dieserfahren,

das Unglück,sinnenlustbedingt:

nicht werd ichdorthin wieder gehn,

bin am Nibbānam stets erfreut.

360

Hab Lüsten nun denKampf erklärt,

nur kühl zu werden,wünsche ich,

nicht lässig werdich weiter bleiben,

bis ihre Fesseln sind gefallen.

361

Den sorgen-,fleckenfreien, stillen,

achtgliedrigen, dergrade ist:

d e n Weg ich gehenun entlang,

den Weise überschritten haben.

362

Seht nun die Lehre,ihren Sinn,

seht Subhā an, desGoldschmieds Tochter:

sie wurde ganz vonFehlern frei,

vertieft sich unter Baumeswurzel.

363

Heut ist der achteTag des Auszugs,

den Dhammo schmückich mit Vertraun, -

gut zügelteUppalavannā:

ich hab Dreiwissen, ließ den Tod.

364

Befreite Sklavin binich, ohne Schuld,

binBhikkhunī mitFähigkeiten:

von allen Jochen binich frei,

tat, was zu tun, bin einflußfrei.

365

Und Sakko mit derGötterschar

kam da mit inn’rerMacht heran:

es ehrte da der Herrder Wesen

die Subhā, eines Goldschmieds Tochter.

SUBHĀ (die Schöne, „Augenausreißerin“)

366

Im schönen Mangohainvon Jivako

Subhā, die Bhikkhunī,dort ging, -

da hielt einWeiberheld sie auf.

Denselben sprach nun Subhā an:

367

Warum verfehlst dudich an mir,

daß du, michhindernd, vor mir stehst?

Für eine, diehinauszog, Freund,

Kontakt zu einem Manne schickt sich nicht.

368

In ernster Weisungmeines Lehrers

hab ich geübt, wasaufgezeigt vom Sugato:

den Reinheitsweg sofrei von allen Flecken, -

was stehst du, mich nur hindernd, da vor mir?

369

Der tief Verstörtevor der Unverstörten,

der ganz Beflecktevor der Flecken-Makellosen,

die überall im Geistfrei:

was stehst du, mich nur hindernd, da vor mir?

370

Weiberheld:

Wie jung bist du undvoller Unschuld,

was wird dir dasHinausziehn tun?

Leg ab die gelbeRobe doch!

Komm, laß uns aneinander freun im Blütenwald!

371

Süß wehen Düfteüberall,

mit Blütenstaub dieBäume sind bedeckt:

der erste Frühling,angenehme Zeit!

Komm, laß uns aneinander freun im Blütewald!

372

Die Knospen brechenauf an allen Bäumen,

sie rauschenkräftig, von dem Wind bewegt:

ach, welche Freudewirst du da erfahren,

wenn du allein wirst in den Wald eintauchen?

373

Raubtiere werdenfolgen dir

und der „Trompeter“,der im Schlamm sich wälzt, -

ganz ohne Freund zugehen wünschst du

in den verlassenen, so schrecklich großen Wald?

374

Wie eine Puppe, dieaus Gold gemacht,

wie Himmelsnymphegehst im Götterpark, -

in feiner Seide ausBenares, schön,

strahlst du in Kleidern, Unvergleichliche!

375

Ich möchte ganz indeiner Macht nur sein,

wenn wir im lichtenWalde beide weilen!

Nicht ist mir liebernoch als du

ein Wesen, du Vögelchen mit sanften Augen!

376

Wenn du mein Worterfüllen wirst,

so gehe glücklich,lebe du im Haus!

Von dem Palastbeschirmt, bekleidet,

zu Diensten sollen dir die Frauen sein!

377

Und feine Seide ausBenares trägst du,

sieh die Girlandean, so rot gefärbt!

Mit reichlich Goldund Edelsteinen, Perlen,

werd’ ich auf alle Arten schmücken dich!

378

Das weiße Lakenraschelt, es ist rein,

die woll’ ne Deckeund Matratze sind stets neu:

besteige nun dieskostbar schöne Bett,

mit Sandel reich verziert und dem Geruch von Kernholz!

379

Den Lotus aus demWasser losgerissen,

wie es ein Unmenschnur zustandebringt:

so wirst du auch indeinem Brahmaleben

mit eignen Gliedern in das Alter gehn!

380

Subhā:

Was siehst du hierals Kernholz an?

Voll Leichen istdas, Leichenplatzvermehrung!

Zerbrechen muß dochdieser Körper,

dendu erblickt und nun verblendet siehst!

381

Weiberheld:

Die Augen sie sindähnlich einem Reh,

dem kleinen Vogelähnlich im Gebirge:

seit ich in deineschönen Augen sah,

wächst mehr und mehr die Sinnenfreude.

382

Dem Lotus gleich,der in die Höhe kam,

so fleckenlos,goldgleich ist dein Gesicht:

seit ich in deineschönen Augen sah,

wächst mehr und mehr der Sinnentrieb.

383

Noch in der Fernewill ich mich erinnern

an deine langenWimpern, an den reinen Blick:

nicht ist mir liebernoch als deins

ein Auge, du Vögelchen mit sanften Augen!

384

Subhā:

Auf falschem Wegwünschst du zu gehn,

den Mond suchst duals Spielzeug dir,

über den Meruwünschst zu springen,

der du der Buddhatochter folgst.

385

Nicht gibt es in derWelt mit ihren Göttern Reiz,

der jetzt mich nochvermag zu treffen, -

ich kenne keinensolchen mehr,

auf meinem Weg ist er zerstört mit seinen Wurzeln.

386

In heiße Kohlengrubist er geworfen,

als Schale voller Giftgeschätzt, -

ich kenne keinensolchen mehr,

auf meinem Weg ist er zerstört mit seinen Wurzeln.

387

Bei einer, die nochnicht betrachtet hat,

mag auch der Lehrerunterwiesen haben,

wenn du nach s o l ch e r ein Verlangen hast:

die e t w a s schon versteht, betrübst du nur.

388

Bei m i r jedoch,die ungeschmäht, verehrt,

bei Wohl und Weh dieSati aufgestellt,

die weiß: „Unreinist das Geschaffene!“ -

allüberall der Geist nichts mehr beschmiert.

389

Ich bin dieSchülerin des Sugato

und fahr den Wagenden Achtgliederweg, -

den Pfeil zog ichheraus, von Einfluß frei,

ging in die Häuserleere ein, erfreue mich.

390

Erkannt hab ich dieschön bemalte Puppe,

aus frischem Holzeneu geschnitzt,

mit vielen Schnüren,vielen Stöcken

zusammen festgebunden, um zu tanzen.

391

Wenn Schnüre, Stöckesind entfernt,

und ohne Haltgelassen, sind verstreut:

nicht läßt sichfinden, was in Stücke brach,

worauf der Geist sich dort noch stützen könnte.

392

In diesem Gleichnisseh ich meine Glieder,

getrennt von Dhammasrollen sie nicht weiter, -

getrennt von Dhammasrollt nicht weiter,

worauf der Geist sich dort noch stützen könnte.

393

Wie da aufRauschgelb herrlich hingeschmiert,

sahst eine Wandbemalt du voller Farben, -

bekamst dabei, wasausgetauscht, zu sehn:

die Weisheit unter Menschen, sie ist nutzlos.

394

Du hast nur eineTäuschung hochgeschätzt,

wie goldenen Baum ineinem schönen Traum.

Du Blinder rennstnur Leerem hinterher,

siehst unter Menschen eine Schwindelschau.

395

Wie eine Kugel aufden Berg gelegt,

die Iris in der Mitte,voller Tränen,

und Augenschleimentsteht hier immer neu:

vielfältig ist die Augenart geballt.

396

Sie riß es aus, dasso schön anzusehn,

sie gab es hin,hielt nichts im Geiste fest:

„Wohlan, nun nimmdein Auge endlich mit!“

So gab sie es dem Mann für alle Zeiten.

397

Dem schwand dahinfür alle Zeit der Reiz,

bat auf der Stelleum Verzeihung sie

„Das Heil sei dir,du Brahmalebende!

Nicht wieder Gleiches wird dir noch geschehn!

398

Geschlagen hast dusolchen Menschen,

wie brennend Feuerihn umarmt, -

werd ich nach einerSchlange greifen?

Heil sei dir weiter! Und verzeihe uns!“

399

Befreit war da die Bhikkhunī

und ging zumBuddhabesten hin, -

als sie das Zeichendes verdienstvoll Besten sah,

ihr Auge war so, wie es früher war.

ISIDĀSÍ (die weise Sklavin)

400

Dort in der Stadt,die nach der Blume heißt,

Pātaliputta auf derErde,

gab es den feinstenTeil vom Sakyerstamme,

zwei Bhikkhunīs, ganz tugendhaft.

401

Isidāsī war dort dieeine,

die zweite Bodhi, sīlareich,-

sie freuten sich ander Vertiefung,

die viel gehört, die Flecken tilgten.

402

Sie gingen beide umAlmosen,

und nach dem Mahlsie reinigten die Schalen, -

im Glück derEinsamkeit sie saßen dann

und sprachen miteinander diese Worte:

403

Bistliebenswert, oSchwester Isidāsī,

die Jugend schwandnoch nicht dir hin, -

welch eine Faltesahst du, die dich störte,

daß du an Weltentsagung bandest dich?

404

Und sie, anEinsamkeit gebunden,

geschickt, die Lehreaufzuweisen,

Isidāsī sprachdieses Wort:

So höre, Bodhi, wie ich zog hinaus!

405

Dort in Ujjenī, inder besten Stadt,

mein Vater, tugendstreng,war Schatzmeister.

Ich bin nun seineeinz’ge Tochter,

lieb, angenehm und wertgehalten.

406

Da wünschte eineraus Saketam mich,

kam an, er war aushöchstem Stamm,

ein Schatzmeister,unendlich reicher noch,

dem gab mich Väterchen leicht hin.

407

Vor seiner Schwiegermutter,seinem Schwiegervater

am frühen Morgenschon verbeugt’ ich mich,

den Kopfgruß gabich, warf zu Füßen mich,

so wie ich immer unterwiesen war.

408

Und die da warenmeines Mannes

Schwestern, Brüder,Dienerschaft,

wenn ich nur sahGelegenheit,

gab scheu ich ihnen einen Sitz.

409

An Speise undGetränk und Knabberzeug,

was dort gespeichertalles war,

ich hielt es wertund trug es auf,

gab jedem, was mir passend schien.

410

Früh morgens schonerhob ich mich

und ging hinüber indas Haus,

wusch vor derSchwelle Hände, Füße,

ging dann mit Handgruß zu dem Ehemann.

411

Den Kamm, die Spangeund die Augenschminke,

den Spiegel auchholt’ ich hervor,

und machte sorgsammich zurecht,

um schön für meinen Herrn zu sein.

412

Den Reis bereiteteich selber zu,

die Schüssel wuschich selbst ihm aus,

wie eine Mutter istzu ihrem einz’gen Kind,

so den Ernährer mein umhegte ich.

413

Doch dann zu mir, dieallerhöchsten Dienst getan,

zur Dienerin, die ihrenStolz zerschlug

und nie genugvollbringen konnte,

zur Tugenhaften, der Ernährer war nur schlecht.

414

Er sprach zu seinerMutter und zum Vater:

„Ich bitte umErlaubnis, werde gehn, -

mit Isidāsī, diesemjungen Kalb,

kann ich nicht unter einem Dach mehr wohnen!“

415

„Nicht so, du Sohn,sprich’ dich doch aus!

Isidāsī ist weise,sie kann unterscheiden,

niemals genug kannsie vollbringen, -

was nur gefällt dir nicht an ihr, du Sohn?“

416

„Nicht sie mitirgendetwas mich verletzt,

doch kann ich nichtmit Isidāsī, diesem Kalb,

sie stößt mich ab,ich hab genug von ihr:

ich bitte um Erlaubnis, werde gehn!“

417

Als diese Rede siegehört,

die Schwiegermutterund der Schwiegervater fragten mich:

„Was wurde wohl vondir versäumt?

Sprich nur vertrauensvoll die Wahrheit!“

418

„Nicht habe irgendetwasich versäumt,

und auch Verletzungrechn’ ich mir nicht an, -

kein übles Wort warmöglich mir zu sagen,

für das mich hassen könnte der Ernährer.“

419

Sie brachten michzurück zum Haus des Vaters,

ich war verwirrt vorlauter Schmerz, -

doch gab nicht auf,das Kind ich wollte schützen:

„Siegreich und schön sind wir wie Lacchi!“

420

Dann gab mich Papaeinem Reichen

ins Haus, von einemzweiten Stamm,

für einen halbenKaufpreis nur,

für den der Schatzmeister bekommen mich.

421

In dessen Hausewohnt’ ich einen Monat,

er nahm mich gernezu sich auf,

gleich einerSklavin, die den Dienst versah,

nichts Schlechtes tat, vollkommen in der Tugend.

422

Um Brocken bettelndzog er fort, -

zu dem Gebändigten,Gezähmten sprach mein Vater:

„Da du doch bistmein Schwiegersohn,

leg ab den Fetzen und die kleine Schale!“

423

Da blieb er wohneneinen halben Monat,

dann sprach zumVäterchen er: „Ach, nun gib mir

den Fetzen, Schaleund den Becher!

Um Brocken bettelnd werd’ ich wieder ziehen fort.“

424

Dasprach zu ihm der Papa und die Mama

und dieVerwandtenschar, versammelt alle:

„Was macht sie dirdenn hier nicht recht?

Sprich schnell, sie wird es recht dir machen!“

425

So angesprochen,sagte er:

„Kann ich das Selbstmir sein, ist’s mir genug, -

mit Isidāsī, diesemjungen Kalb,

kann ich nicht unter einem Dach mehr wohnen!“

426

Als er entlassen undgegangen war,

dacht’ ich alleinefür mich nach,

ging auch, Erlaubniszu erbitten,

zu sterben oder fortzuzieh’n.

427

Da kam gegangenSchwester Jinadattā,

zu einem Weidegrundewandernd,

zum Vaterhaus, dieRegeln gut behaltend,

die viel gehört, vollendet in der Tugend.

428

Und als sie unsgesehen hatte,

stand ich vom Sitzeauf, erklärt’ mich ihr, -

sie setzte sich, ichfiel zu Füßen ihr

und reichte ihr zu essen hin:

429

gab Speise und Getränkund Knabberzeug,

was da gespeichertalles war, -

als sie gesättigtwar, da sagte ich:

„Ach, Schwester, du, ich wünsch hinauszuziehn.“

430

Da sprach dasVäterchen zu mir:

„H i e r eben,Töchterchen, leb’ du die Lehre!

Mit Speise undGetränk befriedigend

Asketen und die Zwiegebor’nen.“

431

Da sprach ich dannzum Väterchen

und weinte, beugtemit dem Handgruß mich:

„Ich hab wohlSchlechtes nur vollbracht,

dies Kammam werd’ zunichte machen!“

432

Da sprach zu mir dasVäterchen:

„Erreiche dasErwachen und die Spitzenlehre!

Nibbānam mögest duerlangen,

das da verwirklichte Zweifüßer Bester!“

433

Von Mutter und vonVater nahm ich Abschied

und von versammelterVerwandtenschar. -

War sieben Tage dahinausgezogen:

drei Wissen ich berührte schon.

434

In meinem Selbsterkannt ichsieben der Geburten,

bei welcher was fürFrucht, Ergebnis kam. -

Das werd ich dirsoweit erklären.

So höre zugeeinten Geistes!

435

Da in der StadtErakakaccho

ein Goldschmied warich, äußerst reich,

vom Jugendrausch warich berauscht,

besuchteeines Andern Frau.

436

Als ich dannabgeschieden war,

da schmort’ ichlange in der Hölle, -

und als ich reifmich dort erhob,

trat ich in eines Affen Schoß.

437

Und sieben Tage nachdem Kammam der Geburt

ein großer Affe,Herdenführer, mich kastrierte:

dies eben war die Kammafrucht,

weil ich zu eines Andern Frau gegangen.

438

Als ich von dortverschwunden war,

gestorben war imSindhuwald,

mit einem Auge nurund lahm

trat ich in einer wilden Ziege Schoß.

439

Zwölf Jahre hab ichda gelebt,

kastriert, trug Knabennur herum, -

durch Würmer rollt’ich weiter, taugte nicht:

weil ich zu eines Andern Frau gegangen.

440

Als ich von dortverschwunden war,

wurd’ ich von einesHändlers Kuh geboren,

ein Kalb, gefärbtwie Kupfer da mit Lack,

und auch kastriert im zwölften Monat dann.

441

Vor einen Pflug wurdich gespannt,

und einen Wagenmußt ich ziehn,

und blind ich rollteweiter, taugte nicht:

weil ich zu eines Andern Frau gegangen.

442

Als ich von dortverschwunden war,

gebar mich auf derStraße eine Haussklavin, -

nicht Frau war ichund auch nicht Mann:

weil ich zu eines Andern Frau gegangen.

443

Nach dreißig Jahrenwar ich tot,

als eines FuhrmannsTochter wurd’ geboren, -

in Elend lebt’ ich,großer Armut,

vom Würfelglückswurf nur der Gläubiger.

444

Dann mich von dortein Handelsmann

mit überfließendreichem Wohlstand,

die Klagende, erschleppte fort

und raubte siedem Vaterhaus.

445

Als ich dannsechzehn Jahre zählte,

im Jugendglanz zusehen war,

mich junges Mädchennahm sein Sohn zur Frau,

Giridāso, so war sein Name.

446

Er nahm noch eineandre Frau,

die tugendhaft undgut geartet, hochgerühmt,

die dem Ernährertief ergeben war, -

doch ich begegnete mit Feindschaft ihr.

447

Dies alles ist dieKammafrucht,

die kam, um mich nurständig zu verletzen,

die ich als Sklavinwillig diente doch, -

dem ist ein Ende nun von mir gemacht.

SUMEDHĀ (die gute Weise)

448

Dort in der StadtMantāvatī,

des Königs Koncobeste Frau,

die hatte eineTochter Sumedhā,

so liebenswert der Unterweisung folgend.

449

Voll Tugend,wortgewandt, die viel gehört,

sie war erzogen inder Buddha-Unterweisung, -

sie ging zu Mutterund zu Vater hin

und sprach: „Ihr beide, hört mir, bitte, zu!

450

Nur am Nibbānam binich froh,

nicht ewig ist, wasda geworden, sogar nicht Göttliches, -

um wieviel aber mehrdie leeren Sinnesfreuden,

die so gering an Süße und so reich an Qual!

451

Scharf sind dieSinnenlüste, schlangengleich,

nur Toren sindberauscht von ihnen,

sindlange Zeit derHölle ausgeliefert,

die Leidenden, sie werden dort geschlagen.

452

Sie klagen da, dieSchlechtes taten,

erleiden Strafe,sind von schlechter Einsicht,

die stets mitKörper, Wort und Geist

ganz ungezügelt sind, die Toren.

453

Die Toren, sie sindohne Weisheit, ohne Willen,

sie sind gefangen imEntstehn des Leidens,

begreifen nicht,wenn es wird aufgezeigt,

erwachen auch nicht zu den edlen Wahrheiten.

454

Die Wahrheiten, oMama, die vom Buddhabesten aufgezeigt,

die allermeisten jabegreifen diese nicht,

die sich erfreuentief an dem, was wurde,

die sich ersehnen, bei den Göttern zu erscheinen.

455

Auch bei den Götterndas Erscheinen ist nicht ewig,

was auch zum Werdenkommt, ist nicht beständig, -

und nichterschrecken sich die Toren

vor dem, was immer neu sich zeugt.

456

Vier Fährten zurBestrafung und zwei Wege,

was sie auch immerda erlangen:

für die, die einerStrafe unterworfen,

nicht gibt es Fortziehn aus den Höllen.

457

Gebt mir Erlaubnisbeide, fortzuziehen

im Wort des Buddho,der zehn Kräfte hat!

Im Stillen unverkrampftich werden streben,

um aufzugeben so Geburt und Tod.

458

Was soll ich mit Gewordenem,das Freude brachte,

dem Körper, diesemUnglückswurf, ganz ohne Kern?

Ach, zum Beendendieses Werdensdurstes

stimmt doch jetzt zu: ich werde fort nun ziehn.

459

Bei dem Erscheinender Erwachten

ist falsche Zeit verlassen,rechte Zeit erlangt, -

die Sīlas und dasBrahmaleben

mag lebenslang ich nicht verletzen.“

460

So sprach SumedhāMutter, Vater an:

„Nicht werd ich nunmehr Nahrung zu mir nehmen,

den Haushalt auf michnehmend, bindem Tod ich nah,

ich werde seinen Machtbereich verlassen.“

461

Die Mutter weinte davor Schmerz,

ihr Vater wardurchaus von Herzen froh, -

doch einig warenbeide zu versöhnen

die auf der Erde der Terrasse lag.

462

„Steh auf, du Kindchen,ach, was soll die Trauer?

Gegeben bist du in Vāranavatī

dem König Anikaratto,vollendet schön,

dem bist du, wahrlich, doch gegeben.

463

Die Hauptfrau wirstdu bei ihm sein,

des KönigsAnikaratto Gemahlin, -

die Silas,Brahmaleben und das Fortziehn,

wie schwer ist das zu tun, du Kindchen!

464

Im Reich herrscht derBefehl, das Geld, die Macht,

nur Wohlstand gibtes, reizend sind die Mädchen:

genieße du denReichtum nur der Sinnenlüste!

Die Hochzeit mögst du halten, Kind!“

465

Da sprach zu ihnenSumedhā:

„Nicht solches! Waszum Werden kam, ist kernlos, -

das Fortziehn,wahrlich, wird nun sein,

die Hochzeit ist dabei nur wie der Tod.

466

Was soll mir dieserKörper, faulend, unrein,

voll fürchterlichenGiftgeruchs,

der Leichnam, dieserHautsack voller Aas,

der Leib, aus dem nur immer Unreines gesickert!

467

Was soll mir, dieich da verstehe,

der ekelhafte,fleisch- und blutbeschmierte,

der Wohnort für denWürmerclan, die Geiernahrung?

Wem wird denn dieser Körper da gegeben?

468

Nicht lang mehr wirder auf den Leichenplatz getragen,

der Körper, der dannnicht mehr fühlt,

wird weggeworfen wieein grober Klotz

von den entsetzten eigenen Verwandten.

469

Gelassen auf dem Leichenplatzals Andrer Nahrung,

sie waschen ihn mitAbscheu und Entsetzen,

die eignen Elternsind entsetzt,

wie erst das ganze allgemeine Volk!

470

Gefesselt sind siean den Körper ohne Kern,

an diese Knochen-,diese Sehnensammlung,

vom Fluß des Speichelsund der Tränen ganz gefüllt,

an diesen Körper, der nur fault.

471

Wer ihn nach außenhat gestülpt,

das Innen hat zumAußen da gemacht,

der müßte den Geruchertragen,

vor dem die eigne Mutter selbst sich ekelte.

472

Das Reich derKhandhas und der Elemente,

es ist gefügt, dieWurzel der Geburt, -

im Grunde ist esLeiden, stößt nur ab:

ach, wessen Hochzeit sollte ich da wünschen?

473

Da würden Tag fürTag dreihundert Speere

von neuem immer neuden Körper treffen,

würd ein Jahrhundertlang das Töten währen:

ach, besser eben ist des Leidens Untergang!

474

,DemTöten mag sichunterwerfen, wer da weise’,

so lautet es, desLehrers Wort, -

,langist für alle dieder Weltenlauf,

die immer wieder da getötet werden!’

475

Ach, bei denGöttern, bei den Menschen,

im Schoß der Tiere,unter Asuras,

bei den Gespenstern,in den Höllen:

das Töten wird gegeben ohne jedes Maß.

476

In Höllen viele dortbekommen Strafen,

beschmutzen sichdort immer neu, -

und auch bei Götterngibt es keinen Schutz:

nur im Nibbānaglück, nicht andern gibt es.

477

Und die erlangten danun das Nibbānam,

ans Wort gebundendessen, der zehn Kräfte hat,

ganz unbetroffen sievereinen sich,

Geburt und Tod nun endlich aufzugeben.

478

Noch heut, oVäterchen, ich werde gehn!

Was solln mirReichtümer, die ohne Kern?

Der Sinnenlüste binich überdrüssig,

sind ausgespien, wie Palme aus dem Grund gezogen.“

479

So eben sprach siezu dem Vater,

und Anikaratto, demsie gegeben war,

er kam, in gelblich-rotenSchmuck gehüllt,

zur Hochzeit, zu der festgesetzten Zeit.

480

Da ihre schwarzen,dichten, weichen Haare

sie schnitt miteinem scharfen Schwerte ab,

Sumedhā, und verbargsich im Palaste,

in die Vertiefung, in die erste, ging sie ein.

481

Und als sie diesedann erreicht,

und Anikaratto zurStadt gekommen,

in dem Palaste nunSumedhā

Vergänglichkeitswahrnehmung recht entfaltete.

482

Sie richtete denGeist in e i n e Bahn,

und Anikaratto stiegschnell hinauf, -

mit Edelstein undGold geschmückt die Glieder,

bat er mit Handgruß die Sumedhā:

483

„Im Reich herrscht derBefehl, das Geld, die Macht,

nur Wohlstand gibtes, reizend sind die Mädchen,

genieße du denReichtum nur der Sinnenlüste,

das Sinnenglück ist schwer erfahrbar in der Welt!

484

Ein ganzes Reichgeht dir verloren,

genieße Reichtum undverteile Gaben!

Sei länger dochnicht trübsinnig!

Den Eltern bringst du großes Leid!“

485

Ihn ganz alleinsprach nun Sumedhā an,

die an den Lüstennichts mehr fand, von Täuschung frei:

„Sei an den Sinnenlüstenn i c h t erfreut!

Sieh in den Sinnenlüsten nur Gefahr!

486

Mandhātā, König dervier Erdteile,

er war die Spitzealler Lustgenießenden,

und unbefriedigt istauch er gestorben,

nicht waren alle Wünsche ihm erfüllt.

487

Wenn es Juwelenauch, die sieben, regnete

vom Himmel aus zehnRichtungen allüberall:

nicht gibtsBefriedigung bei Sinnenlüsten,

ganz unbefriedigt eben sterben Menschen.

488

Dem Schwertblattgleich sind alle Sinnenlüste,

die Lüste gleicheneinem Schlangenkopf,

wie Feuerglut, sieflammen wieder auf,

sie ähneln einer langen Knochenkette.

489

Beständig nicht, nurwechselnd sind die Lüste,

sind voller Leiden,wie ein starkes Gift,

wie Eisenkugel sindsie, die da glüht,

die Wurzel aller Not,sind Leidensfrucht.

490

Baumfrüchten gleichdie Sinnenlüste sind,

Fleischfetzen gleich,die Leiden bringen nur, -

den Träumen gleich,sie täuschen etwas vor,

die Sinnenlüste sind gleichsam gelieh’nes Gut.

491

Dem Schwerterzaunegleich sind Sinnenlüste,

sind Krankheit,Schwäre, Not, Verwirrung,

sie sind der heißenKohlengrube ähnlich,

sind Wurzel aller Not, sind Furcht und Töten.

492

So sind nur vollerLeiden Sinnenlüste,

erklärt stets alseineinzig Hindernis!

Ach, geht nur! Nichtbei dem, was da geworden,

gibt es Vertrauen für mein eignes Selbst.

493

Was wird für michein Andrer tun,

da meinem Selbst derKopf in Flammen steht?

Die Fesseln da desAlters und des Todes,

deren Zerschlagen gilt es zu erstreben.“

494

Und als sie nun dieTür geöffnet hatte

und Mutter, Vaterund Anikaratto

dort auf dem Bodensitzen sah,

sie weinen sah, da sprach sie dieses:

495

„Lang ist der TorenWeltenlauf

und immer wiederwird geweint

ohn’ Anfang, ohneEnde bei des Vaters Tod,

beim Mord des Bruders und beim Mord des Selbsts.

496

Ach, Träne,Muttermilch und Blut:

ohn’ Anfang, ohne Endelauft ihr im Samsāro!

Erinnert euch an dasDurchwandertsein der Wesen

und daran, wie die Knochen sich gehäuft!

497

Erinnert euch an dievier Ozeane,

die Tränen,Muttermilch und Blut gefüllt!

Erinnert euch andieses Weltzeitalter

der Kochenhaufen, dem Vepullo gleich!

498

Ohn’ Anfang, ohneEnde seid ihr durchgewandert,

geführt durch diesegroße Rosenapfel-Insel, -

wie endlos eineKette von Jujubekernen,

es kommen Mutter, Vater nicht hervor.

499

Erinnert euch anGras-Holz-Äste-Blattwerk,

das anghäuft ohn’ Anfang,ohne Ende!

Für jeden Vaternehmt vierfingerbreiten Ast:

die Väter aller Väter kämen nicht hervor!

500

Erinnert euch derblinden Schildkröte,

zuvor im Ozean unddann im Ruderjoch,

den Kopf nur in derGegenrichtung:

an dieses Gleichnis, Menschsein zu erlangen!

501

Erinnert euch an dieGestalt, schaumfetzengleich,

an diesen Körper-Unglückswurf,ganz ohne Kern!

Die Gruppen seht alsnicht in sich beständig!

Erinnert euch der vielen Qualen in der Hölle!

502

Erinnert euch ansLeichenplatzvermehren

durch alle dieGeburten immer wieder!

Erinnert euch derÄngste vor den Krokodilen!

Erinnert euch an die vier Wahrheiten!

503

Da es das Todlosenun einmal gibt,

was soll da noch derfünffach scharfe Trank!

Die Sinnenfreudenalle miteinander

sindschärfer noch als fünffach Scharfes!

504

Da es das Todlosenun einmal gibt,

was soll da noch dieFieberglut der Lüste?

Die Sinnenfreudenalle miteinander,

sie brennen, kochen, schütteln, stören nur!

505

Wenn ihr ganz ohneFeinde leben könnt,

was soll’n dievielen Feinde bei den Lüsten?

Mit König, Feuer,Räuber, Wasser, Lieblosen

die Lüste sind verbunden, haben viele Feinde!

506

Wenn es Befreiungdoch nun einmal gibt,

was soll da bei denLüsten Todesfessel?

In allen Lüstensitzt die Todesfessel!

Wer Lüste liebt, fällt immer nur in Leiden.

507

Wer da in dieentflammte Fackel greift,

verbrennt, läßt ersie eben rasch nicht los, -

wie Feuerglut sindalle Sinnenlüste,

verbrennen alle, die nicht lassen können!

508

Auch nicht umallerkleinstes Sinnenglück

gib auf das weite,weite Innenglück!

Nicht wie ein Fischverschluck den Angelhaken!

Du wirst danach brutal nur abgeschlachtet!

509

Die Lust beiSinnenlüsten mußt du zähmen,

gleichwie den Hund,der an der Kette liegt, -

die Lüste werdensonst wie Kohlen sein,

auf dem Candālas hungrig braten deinen Hund!

510

Und unermeßlichreiches Leiden,

und in dem Herzenviel an Trübsinn

wirst du erfahren,lustgebunden:

gib auf die wechselvollen Lüste!

511

Da es das Alterslosenun mal gibt,

was sollen da dieLüste, die nur altern?

Von Tod und Krankheitsind ergriffen

Geburten alle und allüberall!

512

Dies ist dasAlterslose, dies das Todlose,

dies ist der Weg desAlters-Todeslosen, frei von Kummer:

der ohne Feinde,unbedrängte,

der ungestörte, ohne Furcht und Qual!

513

Erreicht ist dasTodlose schon von Vielen,

und heute noch ist’szu erlangen:

wer sich bis auf denGrund verjocht,

der kann an keinen Stolz sich binden mehr.“

514

So sprach Sumedhāeindringlich,

Sankhārafreude galtihr nun nicht mehr, -

beschwichtigendAnikaratto,

ihr Haar am Boden Sumedhā berührte.

515

Da stand Anikarattoauf

und mit dem Handgrußbat er ihren Vater:

„Gebt frei Sumedhānun, hinauszuziehn,

sie hat Befreiungswahrheit wohl gesehn!“

516

Und freigegeben vonden Eltern,

zog sie hinaus, erschrockenüber Angst und Sorge. -

Und sie verwirklichtesechsfaches Wissen,

die Spitzenfrucht der ernsthaft Strebenden.

517

Erstaunlich,wahrlich, und ganz wunderbar

war das Nibbānamdieses Königsmädchens!

Wo sie in früh’remAufenthalt gelebt,

erklärte sie noch in der letzen Zeit.

518

„Bei dem erhab’nenKonāgamano

im Sanghapark beineuem Aufenthalt,

da waren wir dreiFreundinnen zusammen

und gaben da ein Kloster als Geschenk.

519

Und zehnmal,hundertmal dann auch,

zehnhundert Hunderteund hundertmal

erschienen wir dabei den Göttern,

was sag ich da erst bei den Menschen.

520

Und bei den Götternwaren machtvoll wir begabt,

was sag ich da erstbei den Menschen:

war erste Frau desKönigs mit den sieben Juwelen:

ich war da sein Juwel als Frau.

521

Daswar der Grund, die Quelle und die Wurzel,

so wirkt Geduld wohlin des Lehrers Weisung.

Das war die erstegute Fügung,

das war Nibbānam für die Dhammafrohe.“

522

So sie berichten,die da wohl vertrauen,

das Wort desallerhöchsten Weisen, -

sie wenden sich vomWerdensstrome ab,

und abgewendet, lösen sie sich los!