Theragāthā - Elfer-Bruchstück

Sankicco

597
DER VATER:
WAS willst du, Sohn, in Wälder ziehn?
Verbrechern eignet solcher Brauch!
Dir ziemt es rasch und rüstig sein,
Asketen lass' du einsam gehn.
 
DER SOHN:
598
Gleichwie der Herbstwind heulend rast
Und rasch und rüstig Wolken treibt,
So stürmt in mir Gedankensturm
Und rafft und reißt mich einsam fort
 
599
Ein weißer Wurm, geringelt kraus,
Der dort im Beinhaus hin und wider kroch,
Hat eilig Einsicht mir verliehn,
Des Leibes Ekel innig offenbart.
 
600
Um den kein Mensch sich kümmern mag,
Der selber keinen kennen will:
Ein solcher Mönch lebt wohlgemut,
Kein Sehnen sehrt ihn, kein Begehr.
 
601
Der stille See im Felsgestein,
Der Gemsen Labsal, Affen Lust,
Beblüht vom blauen Wasserstern,
Mein Felsenjoch gefällt mir wohl.
 
602
Ich bin geweilt im Waldesgrund,
In Bergesgrotte, Felsengruft,
An Orten, öde, ungekannt,
Wo Bären, Panther kommen, gehn.
 
603
«Man soll sie schlagen, schlachten hin,
Die Wesen sollen leiden hier!»:
Von solcher Absicht weiß ich nichts,
Von übler, von gemeiner Art.

604
Gedient hab' ich dem Meisterherrn,
Gewirkt hab' ich des Wachen Werk:
Die schwere Last ist abgelegt,
Die Daseinsader ausgedarrt.
 
605
Warum ich aus dem Hause fort
Als Bettler hingezogen bin:
Ergründet hab' ich ihn, den Grund,
Denn alle Bande sind zersprengt.
 
606
Ich freue mich des Sterbens nicht,
Ich freue mich des Lebens nicht:
Gelassen wart' ich ab die Zeit,
Gleichwie der Söldner seinen Lohn.
 
607
Ich freue mich des Sterbens nicht,
Ich freue mich des Lebens nicht:
Gelassen wart' ich ab die Zeit,
Gewitzigt weise, wissensklar.


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