SUTTA-NIPĀTA, Lehr-Dichtungen

II:8. Das Boot (Nāvā-Sutta)

 

316

Durch wen die Lehre man verstehen lernte,
Man möge ihn verehren, wie ein Gott den Indra!
Ein so Verehrter, jenem wohlgesinnt im Herzen,
Wird, wissensreich, die Lehre ihm erklären.

 


Dieser Vers bezieht sich lt. K auf die Verehrung und Dankbarkeit, die Sāriputta dem Mönch Assajji zollte, von dem er zum ersten Mal die Lehre hörte.


 

317

Auf diese lauschend, hingegeben, voller Ernst,
Und lebend, wie der Lehre es entspricht,
Verständig wird er sein, scharfsinnig und gedankentief,
Wer solchem Lehrer unermüdlich sich gesellt.

 

318

Doch wenn man minderwertigem Toren dient,
Der nichts vom Sinn versteht* und eifersüchtig**,
Zum Lehrverständnis wird man da nicht kommen,
Wird sterben, unbefreit von Zweifel.

 


* Der nichts vom Sinn versteht, oder: der nicht das Ziel erfaßt

** Eifersüchtig, nämlich, lt. K, auf den inneren Fortschritt des Schülers, dem der Lehrer nicht nachfolgen kann.


 

319

Wie wenn ein Mann hinabsteigt in den Fluß,
Der, angeschwollen, reißend schnell dahinströmt,
Er wird dann, fortgerissen, mit der Strömung treiben.
Wie könnte andere er hinüberretten?

 

320

So auch wird ohne Lehrverständnis bleiben,
Wer nie bei Wissensreichen hat dem Sinn gelauscht.
Wer selber ohne Kenntnis, unbefreit vom Zweifel,
Wie könnte andere er begreifen machen?

 

321

Doch wer bestiegen hat ein starkes Boot,
Mit Ruder und mit Steuer wohl versehen,
Der mag mit ihm erretten viele andere,
Ist er erfahren hierin und geschickt, voll Umsicht.

 

322

So auch ein Wissensmeister, innerlich gereift,
Der kenntnisreich ist, ohne Wankelmut*,
Er, der versteht, mag andere auch begreifen machen,
Die willig hören und die reif sind zu empfangen**.

 


* Ohne Wankelmut (avedhamāno); in K aufgefaßt als: unberührt von den acht Wechselfällen (loka-dhamma) des Lebens.

** Die reif sind zu empfangen (upanis'ūpapannā); wtl.: versehen mit den Voraussetzungen (upanissaya) nämlich. lt. K, für die Erreichung der Wege und Ziele des Edlen Pfades. Gemeint dürften aber wohl die Voraussetzungen für spirituellen Fortschritt im Allgemeinen sein, nicht nur für jene höchsten Stufen.


 

323

Daher geselle man sich edlem Menschen,
Der einsichtsvoll ist und an Wissen reich.
Den Sinn erfassend* und nach ihm auch lebend,
Erfahren in der Lehre, wird man Glück erlangen.

 


* Den Sinn erfassend (aññāya attham); kann auch mit 'Heil', 'Ziel' wiedergegeben werden; s. v. 58 mit Anm. (aññāya atthāni).


II:9. Wie muß ein Mensch sich führen? (Kimsīla-Sutta)

 

324 (DER FRAGENDE)

Wie muß ein Mensch sich führen,
wie sich verhalten und welch' Werke pflegen,
Daß völlige Gewißheit und das höchste Ziel er findet?

 

325 (DER ERHABENE)

Er ehre die Bejahrten und sei ohne Eifersucht.
Er kenne wohl die Zeit, Ehrwürdige zu besuchen.
Wird Lehrgespräch gehalten, schätz' er solchen Augenblick
Und lausche eifrig dann den wohlgesprochenen Worten.

 

326

Ehrwürdiger Gegenwart such' er zu rechter Zeit.
Des Starrsinns sich entäußernd, sei er voller Demut.
Das Ziel, die Lehre, Zügelung und Reinheitsleben, -
Dessen gedenkend, richt' er danach seinen Wandel.

 

327

In der Lehre beglückt, an der Lehre erfreut,
Fest in der Lehre und der Lehrergründung kundig,
Soll er nicht reden, was nicht würdig ist der Lehre,
Gehaltvoll gute Worte sollen ihn begeistern.

 

328

Das Lachen, Schwätzen, Jammern und Sich-Ärgern,
Das Heucheln, Trügen, Gieren und der Dünkel,
Die Heftigkeit und Barschheit, Sittentrübung und Verblendung, -
Dies lassend, leb' er unverblendet, das Herz mit Stetigkeit gerüstet.

 

329

Die gute Rede hat als Kern Begreifen,
Das Wissen und Begreifen hat als Kern die Sammlung.
Doch nicht wächst Weisheit und das Wissen,
Wenn hastig ist der Mensch und lässig.

 

330

Doch die die Lehre lieben, die der Heiligen Vermächtnis,
Unübertrefflich wird ihr Wort, ihr Denken und ihr Handeln
In Frieden, Sanftmut, Sammlung sind sie tief verwurzelt,
Zum Kern des Wissens und der Weisheit sind sie hingelangt!

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