SUTTA-NIPĀTA, Lehr-Dichtungen

ANHANG B

 

Erklärende Texte aus anderen Werken

1. Aus dem Samyutta-Nikāya, Band III

XXII 3. Haliddikāni I

 

So habe ich gehört. Einst weilte der Ehrwürdige Mahā-Kaccāna unter dem Volke von Avanti, auf einem Berge in der Nähe von Adlershorst.

Da begab sich Haliddikāni, der Hausvater, zum Ehrwürdigen Mahā-Kaccāna, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder.

Seitwärts sitzend sprach Haliddikāni, der Hausvater, zum Ehrwürdigen Mahā-Kaccāna also:

"Gesagt wurde dies vom Erhabenen, im 'Achter-Buch', in den 'Fragen des Māgandiya' (Sn. 844):

 

Das Haus verlassend, ohne Heimstatt wandernd,
Vertrauten Umgang pflegt der Muni nicht im Dorfe.
Leer von Begierden, Künftiges nicht ersehnend,
Nicht mag er mit der Menge führen Streitgespräch.
 
Okam pahāya aniketasārì
gāme akubbam muni santhavāni
kāmehi ritto apurakkharāno
katham na viggayha janena kayirā.

Wie nun, o Herr, ist in ausführlicher Weise der Sinn dieses kurzgefaßten Ausspruchs des Erhabenen zu verstehen?"

"Das Element 'Körperlichkeit', o Hausvater, ist das Haus (oka) des Bewußtseins. Das durch Gier an das Körperlichkeits-Element gebundene Bewußtsein wird 'sich im Hause ergehend' (oka-sāri) genannt.

Das Element 'Gefühl' - das Element 'Wahrnehmung' - das Element 'Gestaltungen' ist das Haus des Bewußtseins. Das durch Gier an das Gefühls-Element - das Wahrnehmungs-Element - das Gestaltungs-Element gebundene Bewußtsein wird 'sich im Hause ergehend' genannt. So, o Hausvater, 'ergeht man sich im Hause' (oka-sārī).

Wie nun, o Hausvater, ergeht man sich nicht im Hause? Was da, o Hausvater hinsichtlich des Elementes 'Körperlichkeit' - des Elementes 'Gefühl' - des Elementes 'Wahrnehmung' - des Elementes 'Gestaltungen' - des Elementes 'Bewußtsein' Wille, Gier, Ergötzen und Begehren ist, das Sich-Anschließen und Anhangen, das Sich-Festlegen, Eingewöhnen und Hinneigen des Geistes, - das ist vom Vollendeten aufgegeben, einer entwurzelten Palmyra-Palme gleich gemacht, zum Nichtsein gebracht, unfähig gemacht, künftig wieder zu entstehen. Daher heißt es: der Vollendete ergeht sich nicht im Hause. So, o Hausvater 'ergeht man sich nicht im Hause' (anokasārī).

Wie nun, o Hausvater, 'ergeht man sich in der Heimstatt' (niketasārī)? Wegen des Umherschweifens in der Heimstatt der Form-Vorstellungen - Ton-Vorstellungen - Duft-Vorstellungen - Geschmacks-Vorstellungen - Berührungs-Vorstellungen - geistigen Vorstellungen, wegen der Bindung an sie, - deswegen spricht man von einem, 'der sich in der Heimstatt ergeht' (niketasārī).

Wie nun, o Hausvater, ergeht man sich nicht in der Heimstatt (aniketasārī)? Das Umherschweifen in den Form-Vorstellungen - Ton-Vorstellungen - Duft-Vorstellungen - Geschmacks-Vorstellungen - Berührungs-Vorstellungen - geistigen Vorstellungen, die Bindung daran, - das ist vom Vollendeten aufgegeben, einer entwurzelten Palmyra-Palme gleich gemacht, zum Nichtsein gebracht, unfähig gemacht, künftig wieder zu entstehen. Daher heißt es: Der Vollendete ergeht sich nicht in der Heimstatt. So, o Hausvater, 'ergeht man sich nicht in der Heimstatt'.

Und wie, o Hausvater, 'pflegt man im Dorf vertrauten Umgang'? Da weilt. o Hausvater, ein (Mönch) in Gesellschaft von Hausleuten, von Freude erfüllt, von Sorge erfüllt, froh mit den Frohen, traurig mit den Traurigen, bekümmert er sich um mancherlei vorkommende Angelegenheiten. So, o Hausvater, 'pflegt man vertrauten Umgang im Dorfe.'

Und wie, o Hausvater, pflegt man im Dorfe keinen vertrauten Umgang? Da weilt, o Hausvater, ein (Mönch) nicht in Gesellschaft von Hausleuten, nicht ist er von Freude erfüllt, von Sorge erfüllt; nicht froh mit den Frohen, nicht traurig mit den Traurigen, bekümmert er sich nicht um mancherlei vorkommende Angelegenheiten. So, o Hausvater, pflegt man im Dorfe keinen vertrauten Umgang.

Wie, o Hausvater ist man nicht leer von Begierden (kāmehi aritto)? Da ist einem, o Hausvater, bei den Begierde-Objekten (kāmesu) Gier nicht geschwunden, Wille, Zuneigung, Dürsten, Fiebern und Begehren nicht geschwunden. So, o Hausvater, ist man nicht leer von Begierden.

Und wie, o Hausvater, ist man 'leer von Begierden' (kāmehi ritto)? Da ist einem, o Hausvater, bei den Begierde-Objekten die Gier geschwunden, Wille, Zuneigung, Dürsten, Fiebern und Begehren geschwunden So, o Hausvater, ist man 'leer von Begierden .'

Wie, o Hausvater, ersehnt man Künftiges (purakkharāno)? Da denkt einer, o Hausvater, also: 'O daß mir doch künftig solche Körperlichkeit sei, solches Gefühl, solche Wahrnehmung, solche geistige Gestaltungen, solches Bewußtsein!' So, o Hausvater, ersehnt man Künftiges.

Und wie, o Hausvater, 'ersehnt man Künftiges nicht (apurakkharāno)'? Da denkt einer, o Hausvater, nicht derart: 'O daß mir doch künftig solche Körperlichkeit sei, solches Gefühl, solche Wahrnehmung, solche geistige Gestaltungen, solches Bewußtsein!' So, o Hausvater, 'ersehnt man Künftiges nicht.'

Wie, o Hausvater, führt einer in der Menge Streitgespräch? Da ergeht sich einer in solcher Rede: 'Nicht verstehst du diese Lehre und Disziplin! Ich aber verstehe diese Lehre und Disziplin! Wie solltest du auch diese Lehre und Disziplin verstehen? Auf verkehrtem Wege bist du! Ich aber bin auf dem rechten Wege! Was vorher anzuführen ist, hast du später gesagt; und was später anzuführen ist, hast du vorher gesagt. Meine (Rede) ist sinnvoll, deine unsinnig. Dein Standpunkt ist verkehrt und deine Rede ist widerlegt. Geh nun, verloren hast du im Streitgespräch! Du hast dir eine Niederlage geholt! Oder, wenn du es vermagst, winde dich heraus!' So, o Hausvater, führt einer in der Menge Streitgespräch.

Und wie, o Hausvater, führt einer 'kein Streitgespräch in der Menge'? Da ergeht sich einer nicht in solcher Rede: 'Nicht verstehst du diese Lehre und Disziplin . . .' So, o Hausvater, führt einer 'kein Streitgespräch in der Menge'.

Dies, ist es, o Hausvater, was der Erhabene im 'Achter-Buch-, in den 'Fragen des Māgandiya' gesprochen hat: 'Das Haus verlassend . . .' Und so, o Hausvater, hat man in ausführlicher Weise den Sinn jenes kurzgefaßten Ausspruchs des Erhabenen zu verstehen."


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