Jātakam, Wiedergeburtsgeschichten

242. Die Erzählung von dem Hunde (Sunakha-Jataka)

„Gar töricht ist fürwahr der Hund“

 

§A. Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen Hund, der in der Wartehalle am Ambala-Turme Speisen verzehrt hatte. Von seiner Geburt an hatten ihn Wasserträger aufgenommen und dort verpflegt. In der Folgezeit erhielt er einen dicken Leib, da er immer Reisbrei verzehrte. — Eines Tages nun kam ein Dorfbewohner an diesen Ort. Da er den Hund sah, gab er den Wasserträgern ein Obergewand und ein Kahapana dafür, band ihn an einen Strick und ging mit ihm fort. Während aber der Hund so weggeführt wurde, heulte er nicht, sondern ging immer hinterdrein, indem er das ihm Gegebene verzehrte. Der Mann dachte: „Der Hund liebt mich schon“, und machte ihn vom Stricke los. Kaum war der Hund vom Stricke befreit, so lief er, was er konnte, zur Wartehalle zurück.

Die Mönche, die dies gesehen und den Sachverhalt erfahren hatten, begannen zur Abendzeit in der Lehrhalle folgendes Gespräch: „Freund, der Hund, der sich geschickt von seinen Banden befreit hatte, ist, kaum dass er losgelassen, wieder nach der Wartehalle zurückgelaufen.“ Da kam der Meister und fragte: „Zu welcher Unterhaltung, ihr Mönche, habt ihr euch jetzt hier versammelt?“ Als sie antworteten: „Zu der und der“, sprach er: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, war dieser Hund geschickt, seine Bande zu lösen, sondern auch früher schon war er darin geschickt.“ Und nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

 

§B. Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, nahm der Bodhisattva im Reiche Kasi in einer sehr vermögenden Familie seine Wiedergeburt. Nachdem er herangewachsen war, wählte er das Leben im Hause. — Damals besaß ein Mann zu Benares einen Hund; dieser erhielt Speiseklumpen und wurde dadurch dick von Körper. Nun kam ein Dorfbewohner nach Benares. Dieser sah den Hund, gab dem Manne ein Obergewand und ein Kahapana dafür und nahm den Hund mit, den er an eine Riemenschnur band. Während er so dahinging und ihn am Ende der Schnur gefasst hielt, kam er am Eingang zum Walde an eine Halle. Er ging hinein, band den Hund an, legte sich auf eine Bank und schlief ein.

Zu der Zeit ging der Bodhisattva um irgendeines Geschäftes willen in den Wald. Als er den mit einer Schnur angebundenen Hund dastehen sah, sprach er folgende erste Strophe:

§1. „Gar töricht ist fürwahr der Hund,

der einen Riemen nicht durchbeißt.

Er könnt' sich von der Fessel lösen

und dann vergnügt nach Hause gehn.“

Als dies der Hund hörte, sprach er folgende zweite Strophe:

§2. „Ich hab es schon bei mir erwogen

und in dem Herzen fest beschlossen;

ich warte nur die Zeit noch ab,

bis alles Volk im Schlafe liegt.“

Nachdem er so gesprochen, biss er, als alle Leute in Schlaf gesunken waren, den Riemen durch, lief plötzlich davon und kehrte in das Haus seiner Herren zurück.

 

§C. Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen hatte, verband er das Jataka mit folgenden Worten: „Damals war der Hund derselbe wie jetzt, der weise Mann aber war ich.“

Ende der Erzählung von dem Hunde


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