Jātakam, Wiedergeburtsgeschichten

175. Die Erzählung von dem Sonnenanbeter (Adiccupatthana-Jataka)

„Wahrhaftig, unter allen Wesen“

 

§A. Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen betrügerischen Mönch.

 

§B. Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, wurde der Bodhisattva im Reiche Kasi in einer Brahmanenfamilie wiedergeboren. Nachdem er herangewachsen war und zu Takkasila die Wissenschaften erlernt hatte, betätigte er die Weltflucht der Weisen. Er erlangte die Erkenntnisse und die Vollkommenheiten und wohnte, von einer großen Asketenschar umgeben, als Lehrer der Schar im Himalaya. Nachdem er dort lange geweilt, stieg er, um sich mit Salz und Saurem zu versehen, vom Berge herunter und nahm in der Nähe von einem Dorfe in einer Laubhütte seine Wohnung.

Als aber die Asketenschar sich entfernt hatte, um Almosen zu sammeln, kam ein gieriger Affe nach der Einsiedelei, machte in der Laubhütte ein Durcheinander, goss das Wasser aus den Wassergefäßen aus, zerbrach die Krüge und machte seinen Unrat in dem Feuerhause. — Nachdem nun die Asketen dort die Regenzeit verbracht hatten, verabschiedeten sie sich von den Bewohnern des benachbarten Dorfes, indem sie sagten: „Jetzt ist im Himalaya wieder eine liebliche Fülle von Blüten und Früchten; wir wollen dorthin zurückkehren.“ Die Leute erwiderten: „Ihr Herren, morgen wollen wir mit Almosenspenden nach der Einsiedelei kommen; wenn ihr diese verzehrt habt, so geht.“ Und am nächsten Tage nahmen sie viele feste und flüssige Speise mit und gingen dorthin.

Als der Affe sie sah, dachte er bei sich: „Wenn ich die Leute durch eine Betrügerei für mich gewinne, werde ich sie veranlassen, auch mir feste und flüssige Speise zu bringen.“ Und als ob er den Asketenwandel führte, als ob er tugendhaft geworden wäre, stellte er sich unweit von den Asketen hin, indem er die Sonne anbetete. Da die Leute ihn sahen, sagten sie: „Wer bei Tugendhaften wohnt, wird selbst tugendhaft“; und sie sprachen folgende Strophe:

§1. „Wahrhaftig, unter allen Wesen
befinden sich auch Tugendreiche.
Den Affen seht, den elenden;
der Sonne bringt Verehrung er.“

Als der Bodhisattva sah, wie die Leute so dessen Tugend rühmten, entgegnete er: „Da ihr den tugendhaften Wandel dieses gierigen Affen nicht kennt, seid ihr über einen unpassenden Gegenstand befriedigt.“ Und er sprach folgende zweite Strophe:

§2. „Nicht ist bekannt euch sein Verhalten;

ihr lobt ihn, weil ihr ihn nicht kennt.

Das Feueropfer störte er;

zerbrochen hat er uns den Krug.“

Als die Leute merkten, dass der Affe ein Betrüger sei, nahmen sie Erdklumpen und Knüttel und schlugen ihn damit; darauf gaben sie der Asketenschar das Almosen. Die Asketen aber kehrten in den Himalaya zurück und gelangten später, in ununterbrochene Ekstase versunken, in den Brahma-Himmel.

 

§C. Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beschlossen hatte, verband er das Jataka mit folgenden Worten: „Damals war der Affe dieser Betrüger, die Asketenschar war die Buddhagemeinde, der Lehrer der Schar aber war ich.“

Ende der Erzählung von dem Sonnenanbeter


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