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Die Edikte des Kaisers Asoka

1. Separat-Edikt: Unparteiliche Gerichtsbarkeit
Auf Devānampriyas Geheiß sollen die Beamten in Tosali, die mit der
Rechtsprechung in der Stadt betraut sind, folgendermaßen instruiert werden: Was
ich für richtig halte, das wünsche ich auch in die Tat umzusetzen und mit
geeigneten Mitteln zu verwirklichen. Das wesentlichste Mittel zur Erreichung
dieses Zieles aber ist nach meiner Ansicht die Anweisung, die ich euch gebe.
Denn ihr seid mit vielen Tausenden lebender Wesen beschäftigt und sollt die
Zuneigung dieser Menschen gewinnen.
Alle Menschen aber sind meine Kinder. Wie ich meinen Kindern wünsche, sie
möchten in jeder Beziehung Heil und Glück in dieser Welt und in der anderen Welt
erlangen, so wünsche ich dies auch allen anderen Menschen. Ihr wißt aber noch
nicht, wie weitgehend diese meine Zielsetzung ist. Ein einzelner mag es wohl
verstehen, aber auch er versteht es nur zum Teil, nicht ganz. Richtet also eure
Aufmerksamkeit hierauf, auch wenn ihr schon gut mit Kenntnissen versorgt zu sein
glaubt.
Es kommt in der Handhabung der Gerichtsbarkeit vor, daß ein Mensch Gefängnis
und harte Behandlung erleiden muß. Dabei gelingt es dem einen, die Kassierung
der Gefängnisstrafe zu erwirken, während viele andere Menschen noch weiter
leiden müssen. In solchem Fall müßt ihr bemüht sein, Unparteilichkeit walten zu
lassen. Dies gelingt aber nicht, wenn folgende Gemütsbewegungen beteiligt sind:
Neid, Zorn, Grausamkeit, Ungeduld, Scheu vor wiederholter Anstrengung, Trägheit
und Energielosigkeit. Ihr sollt aber bemüht sein, diese Gemütsbewegungen nicht
in euch aufkommen zu lassen. Die Voraussetzung hierfür aber ist das Freisein von
Zorn und Ungeduld. Wer träge ist, wird sich nicht aufraffen, aber man muß sich
in Bewegung setzen, vorwärts schreiten, vorankommen. Wer dies beachtet, wird zu
euch sprechen: Seht zu, daß ihr eure Pflicht erfüllt, denn so und so lautet die
Anweisung Devānampriyas. Wer dies befolgt, erwirbt sich hohes Verdienst, wer es
nicht befolgt, lädt große Schuld auf sich. Wer dies nicht befolgt, wird weder in
himmlische Welt gelangen, noch die Gunst des Königs erwerben. Denn es kann keine
innere Befriedigung geben, wenn man diese Pflicht unvollkommen erfüllt. Wenn ihr
dies aber befolgt, werdet ihr in himmlische Welt gelangen und auch mir gegenüber
eure Pflicht tun.
Dieses Edikt soll jeweils zur Tishya-Konstellation allen Beamten zu Gehör
gebracht werden. Und von Zeit zu Zeit soll es der einzelne auch zwischen den
Tishya-Zeiten lesen. Wenn ihr aber so handelt, dann werdet ihr imstande sein,
eure Pflicht zu erfüllen. Dieses Edikt wurde hier zu dem Zwecke eingemeißelt,
damit die Justizbeamten der Stadt allezeit bemüht seien, die Bevölkerung vor
ungerechter Freiheitsbeschränkung oder harter Behandlung zu bewahren. Deshalb
werde ich auch alle fünf Jahre einen hohen Beamten von sanfter, umgänglicher
Gemütsart und freundlichem Auftreten entsenden, um festzustellen, ob man dies
alles beachtet und so verfährt, wie ich es angeordnet habe.
Auch der Prinz wird aus Ujjeni zum gleichen Zweck einen Beauftragten
entsenden, und es werden nicht mehr als drei Jahre darüber vergehen, ebenso wird
aus Takkasila ein Beauftragter kommen. Wenn diese Beamten entsandt werden, dann
werden sie gewissenhaft feststellen, ob alles so ausgeführt wird, wie es der
König angeordnet hat.
2. Separat-Edikt: Behandlung der Grenzbewohner
Auf Devānampriyas Geheiß sollen der Prinz und die Beamten in Tosali
folgendermaßen instruiert werden: Was ich für richtig halte, das wünsche ich
auch in die Tat umzusetzen und mit geeigneten Mitteln zu verwirklichen. Das
wesentlichste Mittel zur Erreichung dieses Zieles aber ist nach meiner Ansicht
die Anweisung, die ich euch gebe.
Alle Menschen sind meine Kinder. Wie ich meinen Kindern wünsche, sie möchten
in jeder Beziehung Heil und Glück in dieser Welt und in der anderen Welt
erlangen, so wünsche ich dies auch allen anderen Menschen.
Es könnte sich wohl bei den noch nicht unterworfenen Grenzstämmen die Frage
erheben: Was hat der König mit uns vor? Mein Wunsch bezüglich der Grenzstämme
ist jedoch lediglich, daß sie einsehen lernen, Devānampriya wünscht, sie möchten
ohne Furcht sein und Zutrauen haben. Sie sollen nur Glück von mir empfangen,
kein Leid, und sie sollen folgendes einsehen lernen: Devānampriya wird uns
vergeben, was irgend vergeben werden kann. Aufgrund meiner Anweisungen sollen
sie dem moralischen Gesetz folgen und Glück erlangen in dieser Welt und in der
anderen Welt.
Ich gebe euch diese Anweisung, um meine Pflicht zu erfüllen, indem ich euch
anweise und euch meinen Willen kund tue. Das ist mein fester Vorsatz. Wenn ihr
so handelt, dann werdet ihr eure Pflicht erfüllen. Und ihr sollt jene
Grenzstämme mit Zutrauen erfüllen, damit sie einsehen lernen: Devānampriya ist
zu uns wie ein Vater. Devānampriya liebt uns wie sich selbst, und wir gelten für
Devānampriya soviel wie seine eigenen Kinder. Wenn ich euch aber Anweisungen
gegeben und euch meinen Willen kund getan habe, so werde ich hierfür überall
Aufsichtsbeamte einsetzen. Denn es liegt bei euch, den Grenzbewohnern Zutrauen
einzuflößen und für ihr Heil und ihr Glück in dieser und in der anderen Welt zu
sorgen. Wenn ihr so handelt, werdet ihr in himmlische Welt gelangen und mir
gegenüber eure Pflicht erfüllen.
Dieses Edikt wurde eingemeißelt, damit die Beamten stets bestrebt seien, den
Grenzbewohnern Zutrauen einzuflößen und sie zu sittlicher Lebensführung
anzuhalten. Dieses Edikt soll alle vier Monate zur Tishya-Konstellation
vorgelesen werden. Wünschenswerter aber ist es, daß es der einzelne von Zeit zu
Zeit auch zwischen den Tishya-Tagen liest. Wenn ihr so handelt, werdet ihr
meinen Anordnungen Folge leisten.
Das Brahmagiri-Felsen-Edikt:
Die Frucht des sittlichen Strebens
Der königliche Prinz und die hohen Beamten von Suvarnagiri sollen den Beamten
von Isila Gesundheit wünschen und ihnen folgendes mitteilen:
Devānampriya gibt folgende Anweisung: Mehr als zweieinhalb Jahre bin ich nun
Laienanhänger. Während des ersten Jahres jedoch war ich nicht sehr strebsam. Vor
etwas mehr als einem Jahr jedoch bin ich dem Mönchsorden nähergetreten, und
seitdem bin ich sehr strebsam. Die Menschen Indiens aber, die während jener Zeit
keine Verbindung mit der Götterwelt hatten, haben jetzt wieder Verbindung mit
der Götterwelt. Denn das ist die Frucht strebenden Bemühens.
Es kann dies aber nicht nur durch einen Menschen von hohem Rang erreicht
werden, sondern nach Wunsch kann auch der kleine Mann durch strebendes Bemühen
den hohen Himmel erreichen. Zu diesem Zweck habe ich diesen Aufruf erlassen,
damit die kleinen Leute und die von hohem Rang sich in dieser Weise strebsam
zeigen und damit die Bevölkerung der angrenzenden Länder dies einsieht, auf daß
solch strebendes Bemühen von langer Dauer sei. Denn es liegt mir am Herzen,
diese Angelegenheit zu fördern, sie ganz besonders zu fördern.
Diesen Aufruf habe ich auf einer Reise erlassen. 256 Tage bin ich unterwegs
gewesen.
Weiter spricht Devānampriya so: Man soll der Mutter und dem Vater sowie den
Alten gehorchen. Den Tieren gegenüber soll man stets Mitgefühl zeigen. Man soll
die Wahrheit sprechen. Diese moralischen Tugenden soll man verwirklichen. Der
Schüler soll dem Lehrer Ehrfurcht bezeugen, und auch gegenüber Verwandten soll
man sich benehmen, wie es sich gehört. Es ist dies eine alte Regel und führt zu
langem Leben. So soll man handeln. Geschrieben vom Schreiber Chapada.
Das Calcutta-Bairat-Bhabra-Felsen-Edikt:
Empfehlung heiliger Schriften
Der Magadha-König Priyadārsin grüßt den Mönchsorden und wünscht den Mönchen
und Nonnen Gesundheit und Wohlbefinden.
Ihr wißt, ehrwürdige Herren, wie groß meine Hochachtung und meine Zuneigung
zum Buddha, zur Lehre und zum Mönchsorden ist. Was auch, ehrwürdige Herren, vom
Erhabenen, dem Buddha, gesprochen worden ist, alles das ist wohlgesprochen.
Was aber nun, ehrwürdige Herren, mir geeignet erscheint, der rechten Lehre
Dauer zu sichern, das will ich darlegen. Es sind, ehrwürdige Herren, folgende
Abschnitte aus den Lehrreden, nämlich: Vinayasamukase (Kompendium des Vinaya =
Patimokkha), Aliyavasani (A.X.20), Anagatabhayani (A.V.77-80), Munigatha
(Sn.207-220), Moneyyasute (A.III.120), Upatisapasine (Vinaya Pitaka Mahavagga
I.23) und die an Rahula gerichtete Rede des erhabenen Buddha über die
Unwahrhaftigkeit (M 61). Ich möchte wünschen, ehrwürdige Herren, daß viele
Mönche und Nonnen diese Abschnitte der Lehrreden oft hören und darüber
nachdenken.
Das Gleiche gilt für die Laienanhänger und Laienanhängerinnen.
Ich lasse, ehrwürdige Herren, dieses Edikt einmeißeln, damit die Menschen
meine Absichten kennen lernen.
1. Pfeiler-Edikt: Liebe zum moralischen Gesetz
Der König Devānampriya Priyadārsin spricht so: 26 Jahre nach meiner Krönung
habe ich dieses moralische Edikt einmeißeln lassen. Glückseligkeit in dieser
Welt und in der anderen Welt ist nur zu erlangen durch sehr große Liebe zum
moralischen Gesetz, sehr eingehende Selbstprüfung, sehr große Folgsamkeit, sehr
große Scheu vor Vergehen und sehr große Anstrengung. Diese Sehnsucht nach einem
moralischen Lebenswandel, diese Liebe zum moralischen Gesetz, ist infolge der
von mir erteilten Belehrung von Tag zu Tag im Zunehmen und wird noch weiter
zunehmen. Auch meine Beamten, die hohen sowohl wie die niederen und mittleren,
fügen sich dem moralischen Gesetz und erfüllen es getreulich. So können sie auch
einen Wankelmütigen zur Erfüllung seiner Pflicht anhalten. Ebenso verhalten sich
die Beamten in den Grenzgebieten. Denn ihre Anweisung lautet folgendermaßen: Sie
sollen Schutz gewähren, wie es das moralische Gesetz vorschreibt, sie sollen
Gaben verteilen nach dem moralischen Gesetz, sie sollen Glück stiften nach dem
moralischen Gesetz und sie sollen Selbstbeherrschung im Reden üben entsprechend
den Vorschriften des moralischen Gesetzes.
2. Pfeiler-Edikt: Rechter Lebenswandel
Der König Devānampriya Priyadārsin spricht so: Rechter Lebenswandel ist gut.
Was bedeutet aber rechter Lebenswandel? Das Unterdrücken der bösen
Leidenschaften, viele gute Taten, Mitleid, Freigebigkeit, Wahrhaftigkeit und
Reinheit. Die Gabe der tieferen Einsicht habe ich auf mannigfache Weise anderen
Wesen zukommen lassen. Den Menschen, den Vierfüßlern, den Vögeln und den
Wassertieren habe ich viel Gutes getan, sogar das Leben habe ich ihnen
geschenkt. Und viele andere gute Taten habe ich vollbracht.
Dieses moralische Edikt ließ ich einmeißeln, damit die Menschen
dementsprechend handeln mögen und damit es lange Zeit überdauere. Wer aber
dementsprechend handelt, der vollbringt ein gutes Werk.
3. Pfeiler-Edikt: Selbsterkenntnis
Der König Devānampriya Priyadārsin spricht so: Die Menschen betrachten
gewöhnlich nur das Gute, das sie getan haben und denken: Diese gute Tat habe ich
getan. Nicht so betrachten sie dagegen das Böse, das sie getan haben: Diese böse
Tat habe ich getan, oder: Das ist ein Vergehen. Gewiß ist diese Erkenntnis auch
nicht leicht.
Man sollte sich aber an folgende Betrachtungsweise gewöhnen:
Unbeherrschtheit, Grausamkeit, Zorn, Anmaßung und Neid haben den Charakter eines
moralischen Vergehens. Möge ich mich nicht selbst hierdurch ins Verderben
stürzen! Ganz besonders aber soll man sich folgende Tatsache vor Augen halten:
Dieses üble Verhalten nutzt mir vielleicht in dieser Welt, jenes andere gute
Verhalten aber dient meinem Heil in jener Welt.
4. Pfeiler-Edikt: Befugnisse und Pflichten der Justizbeamten
Der König Devānampriya Priyadārsin spricht so: 26 Jahre nach meiner Krönung
ließ ich dieses moralische Edikt einmeißeln. Meine Justizbeamten sind mit dem
Volk, mit vielen Hunderttausenden von Lebewesen beschäftigt. Ich habe nun
bestimmt, daß Belohnungen und Bestrafungen dem selbständigen Ermessen der
Justizbeamten anheimgestellt werden sollen, damit die Justizbeamten mit
Selbstvertrauen und ohne Furcht ihre Aufgaben erfüllen können, der Bevölkerung
des Landes Heil und Glück bringen und sich wohltätig erweisen möchten. Sie
werden ihre Aufmerksamkeit auf die Ursachen von Glück und Leid richten und
werden die Menschen des Landes entsprechend dem moralischen Gesetz ermahnen, auf
daß sie glücklich werden in dieser Welt und in der anderen Welt.
Aber auch die Justizbeamten sind an meine Anordnungen gebunden. Sie sollen
meinen Gesandten gehorchen, die meinen Willen kennen. Und die Gesandten werden
auch einige von den Justizbeamten ermahnen, auf daß sie mein Vertrauen gewinnen
können. Denn wie man ruhig ist, wenn man sein Kind einer geschickten Amme
übergeben hat und sich sagen kann: Die geschickte Amme wird sich bemühen, mein
Kind gut zu versorgen, ebenso sind die Justizbeamten von mir eingesetzt zum Heil
und Glück der Bevölkerung des Landes. Damit aber die Justizbeamten furchtlos und
zuversichtlich ihre Aufgaben erfüllen können, deshalb habe ich bestimmt, daß
Belohnungen und Bestrafungen ihrem selbständigen Ermessen anheimgestellt sein
sollen.*
*[In der Unabhängigkeit der Richter von den örtlichen Machthabern sieht Asoka
mit klarem staatsmännischem Blick die Voraussetzung für eine geordnete
Rechtsprechung und die Grundlage eines Rechtsstaates].
Verlangt werden aber muß folgendes: Unparteilichkeit bei der Rechtsprechung
und Unparteilichkeit bei Bestrafungen.
Mein Befehl aber geht dahin, daß den Gefangenen, über die der Urteilsspruch
gefällt ist und die zum Tode verurteilt sind, eine Frist von drei Tagen gewährt
werden soll. Dann werden etwa vorhandene Verwandte die Justizbeamten zu einer
nochmaligen Überprüfung zugunsten des Lebens der Gefangenen veranlassen, oder
wenn niemand da ist, der solche nochmalige Überprüfung veranlassen könnte,
werden die Gefangenen fromme Gaben spenden und sich im Hinblick auf die andere
Welt dem Fasten unterwerfen. Denn es ist mein Wunsch, daß sie, wenn ihre Zeit
abgelaufen ist, Glück in der anderen Welt erlangen möchten. Und so wächst im
Volke in mannigfacher Weise die praktische Betätigung des moralischen Gesetzes
sowie die Selbstzucht und das Spenden von Gaben.
5. Pfeiler-Edikt: Spezielle Tierschutzbestimmungen
Der König Devānampriya Priyadārsin spricht so: 26 Jahre nach meiner Krönung
ordnete ich an, daß folgende Lebewesen nicht getötet werden dürfen: nämlich
Papageien, Stare ... Enten, Schwäne,.. Kraniche, Fledermäuse, Ameisen,....
Steingarneelen, .... Nashörner, weiße Tauben und Haustauben, sowie alle
Vierfüßler, die weder Nutztiere sind, noch der Nahrung dienen. Ziegen,
Mutterschafe und Sauen, soweit sie trächtig sind oder säugen, dürfen nicht
getötet werden, und das gleiche gilt für ihre Jungen bis zum Alter von sechs
Monaten. Es sollen auch keine Kapaune geschaffen werden.
Fruchthülsen, die lebende Wesen enthalten, sollen nicht verbrannt werden.
Wälder sollen nicht sinnlos oder, um Lebewesen zu vernichten, niedergebrannt
werden. Lebende Wesen sollen nicht mit anderen lebenden Wesen gefüttert werden.
Fische dürfen nicht getötet und nicht verkauft werden zu den drei Jahreszeiten –
Vollmondtagen und zur Tishya-Konstellation an drei Tagen, nämlich am 14., am 15,
und am 1. Tage, sowie stets am Uposathatage. An diesen Tagen sollen auch alle
anderen Tierarten in den Elefantengehegen und in den Fischweihern nicht getötet
werden.
Jeden 8. Tag des halben Monats, am 14., am 15., zur Tishya- und
Punarvasu-Konstellation, an den Jahreszeiten – Vollmondtagen und an den
Festtagen sollen Bullen nicht kastriert werden. Ferner sollen auch Ziegenböcke,
Widder, Eber und andere Tiere, die gewöhnlich kastriert werden, an diesen Tagen
nicht kastriert werden. Zur Tishya- und Punarvasu-Konstellation und an den
Jahreszeiten – Vollmondtagen, sowie während 14 Tagen zu den Jahreszeiten –
Vollmondtagen sollen den Pferden und Rindern nicht Zeichen eingebrannt werden.
In dem Zeitraum von 26 Jahren nach meiner Krönung habe ich 25 mal die
Freilassung der Gefangenen angeordnet.
6. Pfeiler-Edikt: Liebe zu allen Wesen
Der König Devānampriya Priyadārsin spricht so: 12 Jahre nach meiner Krönung
habe ich moralische Edikte einmeißeln lassen zum Heil und Glück der Menschen,
damit sie nicht dagegen verstoßen und damit sie in mancherlei Hinsicht
moralische Fortschritte machen sollten. Indem ich so an das Heil und das Glück
der Menschen denke, richte ich meine Aufmerksamkeit nicht nur auf meine
Verwandten, sondern auf alle Menschen nahe und fern, auf daß ich sie zum Glück
führe und ich belehre sie dementsprechend. So richte ich meine Aufmerksamkeit
auf alle Teile der Bevölkerung. Auch habe ich alle religiösen Vereinigungen mit
mannigfachen Ehrungen geehrt. Besonders wichtig aber erscheint es mir, das Volk
persönlich zu besuchen. 26 Jahre nach meiner Krönung habe ich dieses moralische
Edikt einmeißeln lassen.
7. Pfeiler-Edikt: Asokas großer Rechenschaftsbericht
Der König Devānampriya Priyadārsin spricht so: Schon in früherer Zeit hatten
die Könige den Wunsch, die Menschen möchten durch Vervollkommnung ihres
sittlichen Lebenswandels Fortschritte machen. Die Menschen aber machten keine
Fortschritte durch angemessene Vervollkommnung ihres sittlichen Lebenswandels.
Mit Bezug hierauf spricht der König Devānampriya Priyadārsin so: Mir kam der
Gedanke: Wie könnte man wohl die Menschen dazu bewegen? Wie könnte man wohl die
Menschen dazu bringen, Fortschritte zu machen durch angemessene Vervollkommnung
ihres sittlichen Lebenswandels? Wie könnte ich sie wohl emporheben durch
Vervollkommnung ihres sittlichen Lebenswandels ?
In Bezug hierauf spricht der König Devānampriya Priyadārsin so: Mir kam
folgender Gedanke: Ich werde Aufrufe zur moralischen Lebensführung erlassen, und
ich werde Belehrungen über das moralische Gesetz veranlassen. Wenn die Menschen
dies hören, werden sie freudig gehorchen, werden sich aufraffen und werden durch
Vervollkommnung ihres sittlichen Lebenswandels große Fortschritte machen.
Aus diesem Grunde habe ich Aufrufe zur moralischen Lebensführung erlassen und
habe mannigfache Belehrungen über das moralische Gesetz angeordnet, damit auch
meine Beamten, denen die Sorge für so viele Menschen anvertraut ist, diesen
Menschen Belehrung zuteil werden lassen und ihnen im einzelnen Aufklärung geben.
Auch die Justizbeamten, denen die Sorge für so viele Hunderttausende von
Lebewesen obliegt, haben von mir Anweisung erhalten: So und so sollt ihr mein
gutwilliges Volk belehren!
Devānampriya Priyadārsin spricht so: Da ich dies im Auge hatte, habe ich
Säulen mit moralischen Anweisungen errichtet, habe ich Hüter des Rechtes und der
Moral eingesetzt, habe ich Aufrufe zum rechten Lebenswandel erlassen.
Devānampriya Priyadārsin spricht so: An den Straßen habe ich Feigenbäume
anpflanzen lassen, die Tieren und Menschen Schatten spenden sollen. Auch
Mangohaine habe ich anpflanzen lassen. Alle acht Ko (1Ko = 1,8km) habe ich
Brunnen graben lassen. Viele Erfrischungshallen habe ich an den verschiedensten
Plätzen bauen lassen zur Benutzung für Tiere und Menschen. Aber alles, was
äußerer Nutzen heißt, ist nur von geringer Bedeutung. Wie von mir ist das Volk
auch schon von früheren Königen mit mannigfachen, segensreichen Einrichtungen
bedacht worden. Ich aber habe dies getan, damit die Menschen den Forderungen des
moralischen Gesetzes gehorchen sollen.
Devānampriya Priyadārsin spricht so: Die von mir bestellten Hüter des Rechtes
und der Moral sind beschäftigt mit vielfachen Aufgaben zum Segen der Büßer und
auch der Bürger, und sie kümmern sich um alle religiösen Vereinigungen.
Bestimmte Beamte sind beauftragt, sich um die Angelegenheiten des buddhistischen
Mönchsordens zu kümmern. Andere sollen sich um die Brahmanen und die Ajivikas
kümmern, und wieder andere sollen sich um die Niganthas und um die anderen
religiösen Vereinigungen kümmern. So sind verschiedene Beamte mit
Spezialaufgaben bei den einzelnen religiösen Vereinigungen beauftragt. Aber die
Hüter des Rechtes und der Moral sind sowohl bei diesen wie auch bei allen
anderen religiösen Vereinigungen tätig.
Der König Devānampriya Priyadārsin spricht so: Diese und viele andere Beamte
sind beauftragt mit der Verteilung meiner und der Königinnen Gaben, und für
meinen ganzen Hof weisen sie Gelegenheiten zum Wohltun nach, hier und im ganzen
Lande. Auch mit der Verteilung der Gaben meiner Söhne und der anderen Prinzen
sind auf meine Veranlassung hin Beamte beschäftigt zwecks Förderung moralisch
wertvoller Taten und um der Erfüllung der sittlichen Pflichten willen. Von
moralisch wertvoller Tat und Erfüllung der sittlichen Pflichten aber kann man
sprechen, wenn auf diese Weise Mitleid, Freigebigkeit, Wahrhaftigkeit, Reinheit,
Milde und Güte bei den Menschen zunehmen.
König Devānampriya Priyadārsin spricht so: In allen guten Taten, die ich
getan habe, richtet sich das Volk nach meinem Beispiel und handelt
dementsprechend. Dadurch hat bei den Menschen zugenommen und wird noch weiter
zunehmen der Gehorsam gegen Mutter und Vater; Gehorsam gegen verehrungswürdige
Personen, Folgsamkeit gegenüber den Alten, freundliches Benehmen gegen Brahmanen
und Büßer, gegen Arme und Notleidende, ja sogar gegen Sklaven und Diener.
König Devānampriya Priyadārsin spricht so: Diese Vervollkommnung der
sittlichen Lebensführung haben die Menschen auf zweierlei Wegen erlangt, durch
Moralvorschriften und durch eigene Überzeugung. Hierbei richten
Moralvorschriften indes nur wenig aus, mehr dagegen vermag die eigene
Überzeugung. Eine Moralvorschrift war es z.B., wenn ich bestimmte Lebewesen für
unverletzlich erklärte. Und auch andere Moralvorschriften habe ich erlassen.
Durch die eigene Überzeugung aber erhält die Vervollkommnung der sittlichen
Lebensführung der Menschen einen viel stärkeren Antrieb und hierdurch wird dann
schonende Behandlung der Wesen und das Meiden des Tötens erreicht.
Diese Anordnungen erließ ich, damit sie Geltung haben, solange meine Söhne
und Urenkel regieren, solange Mond und Sonne scheinen, damit die Menschen
dementsprechend handeln. Wer aber dementsprechend handelt, der wird dadurch
Segen in dieser Welt und in der anderen Welt gewinnen. Dieses moralische Edikt
ließ ich 27 Jahre nach meiner Krönung einmeißeln. In Bezug hierauf spricht
Devānampriya: Dieses moralische Edikt soll überall eingemeißelt werden, wo
Steinpfeiler oder Steintafeln verfügbar sind, auf daß es lange Zeit überdauere.
Rummindei-Pfeiler-Edikt: Besuch in Lumbini
Der König Devānampriya Priyadārsin kam 20 Jahre nach seiner Krönung
persönlich hierher und bezeugte seine Verehrung, weil der Buddha, der Weise aus
dem Stamme der Sakya, hier geboren worden ist. Er ließ eine Säule mit einem
Tiersymbol und einen Steinpfeiler errichten, um anzuzeigen, daß der Erhabene
hier geboren worden ist. Das Dorf Lumbini aber befreite er von Abgaben und ließ
es teilnehmen an seinem Reichtum.
Sanchi-Pfeiler-Edikt: Keine Ordensspaltung
Der Mönchsorden darf nicht gespalten werden. Der Orden der Mönche und Nonnen
soll geeint bleiben, solange meine Söhne und Urenkel regieren und solange Sonne
und Mond scheinen. Der Mönch aber oder die Nonne, die eine Spaltung dieses
Mönchsordens hervorruft, soll weiße Kleider* angelegt bekommen und soll
angewiesen werden, sich an einem Ort aufzuhalten, der für Mönche nicht
zugelassen ist. Denn es ist mein Wunsch, daß der Orden einig sei und lange Zeit
bestehen möge.
* Die Tracht der Laien war weiß. Die Mönche trugen das gelbe Gewand.
Sarnath-Pfeiler-Edikt: Keine Ordensspaltung
Devānampriya .... Pataliputra ....
Der Mönchsorden darf nicht gespalten werden. Der Mönch oder die Nonne, die
eine Spaltung des Mönchsordens hervorruft, soll weiße Kleider angelegt bekommen
und angewiesen werden, sich an einem Ort aufzuhalten, der für Mönche nicht
zugelassen ist. Dieses Edikt soll dem Orden der Mönche und dem Orden der Nonnen
zur Kenntnis gebracht werden.
Devānampriya spricht so: Eine Abschrift dieses Ediktes soll in eurer Kanzlei
hinterlegt werden. Eine weitere Abschrift aber soll den Laienanhängem
ausgehändigt werden.
Die Laienanhänger aber sollen jeden Uposatha-Tag zusammenkommen, um diese
Anweisung vertrauensvoll anzuhören, und ständig sollen auch die hohen Beamten an
den Uposatha-Tagen erscheinen, um diese Anweisungen vertrauensvoll anzuhören und
die Bedeutung derselben zu erfassen.
In euren ganzen Amtsbereich aber sollt ihr Beauftragte entsenden, die genau
nach dem Buchstaben dieser Anweisung verfahren sollen.
In gleicher Weise sofft ihr auch die Entsendung von Beauftragten in die
Außenposten veranlassen, die genau nach dem Buchstaben dieser Anweisung
verfahren sollen.
König Priyadārsin schenkte diese Nyagrodha-Höhle den Ajivikas 12 Jahre nach
seiner Krönung.
König Priyadārsin schenkte diese Höhle in den Khalatika-Bergen den Ajivikas
12 Jahre nach seiner Krönung.*
* Diese schlichten Widmungstafeln an den Wänden der für die brahmanischen
Ajivikas in den Trapp-Stein geschlagenen Höhlentempel sind die schönsten
Denkmäler für Asokas Toleranz. Beweisen sie uns doch, daß er seine Worte auch in
Taten umsetzte, indem er auch die nichtbuddhistischen Sekten förderte.
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