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Digha Nikāya - Die Längere Sammlung
Mahā Vagga - Großes Buch
Zweiter Teil - Erste Rede
14. Mahāpadāna Sutta, Offenbarung
[Fortsetzung von 14.1]
„Da ist nun, ihr Mönche, König Bandhuma auf dem Richterstuhle gesessen, hatte
Vipassi den Prinzen an der Seite sitzen, und erkannte zu Recht. Alsbald aber,
ihr Mönche, hat Vipassi der Prinz, an der Seite des Vaters da sitzend,
untersucht und untersucht und die Sachen wie recht und billig entschieden. 'Er
untersucht und untersucht, der Prinz, und entscheidet die Sachen wie recht und
billig', sagte man: und so wurde denn, ihr Mönche, Vipassi del Prinz immer noch
weiter eben 'Vipassi', 'Klaräugig' mit Namen genannt.
„Da hat nun, ihr Mönche, König Bandhuma dem Prinzen Vipassi drei Paläste
erbauen lassen, einen für den Herbst, einen für den Winter, einen für den
Sommer, und versah sie mit den fünf Wunschgenüssen. So hat da, ihr Mönche,
Vipassi der Prinz im Herbstpalaste die vier herbstlichen Monate zugebracht, von
unsichtbarer Musik bedient, und stieg nicht vom Söller herab.
„Nun aber, ihr Mönche, mochte sich Vipassi der Prinz, als viele Jahre, viele
Jahrhunderte, viele Jahrtausende vergangen waren, an seinen Wagenlenker wenden:
„Lasse mir, bester Wagenlenker, prächtige Wagen bespannen: wir wollen eine
Ausfahrt machen, in die schöne Umgebung hinaus.'
'Sehr wohl, Hoheit', sagte da, ihr Mönche, gehorsam der Wagenlenker zu
Vipassi dem Prinzen. Und er ließ prächtige Wagen bespannen und dann melden:
'Bereit stehn, Hoheit, die prächtigen Wagen: wie es dir nun belieben mag.'
„Da bestieg denn, ihr Mönche, Vipassi der Prinz einen prächtigen Wagen und
fuhr, gefolgt von manchen anderen, in die Gegend hinaus, nach einem Garten hin.
Da sah, ihr Mönche, Vipassi der Prinz, auf seiner Fahrt nach dem Garten hin,
einen alten Mann, giebelförmig geknickt, verkrümmt, auf Krücken gestützt
schlotternd dahin schleichen, siech und welk. Als er ihn gesehn, wandte er sich
an den Wagenlenker:
'Was hat nur, bester Wagenlenker, dieser Mann getan? Seine Haare sind doch
nicht wie bei anderen, sein Leib ist doch nicht wie bei anderen!'
- 'Das ist, Hoheit, ein Alter, wie man sagt.'
- 'Was ist das nur, bester Wagenlenker, ein Alter, wie man sagt?'
- 'Das ist, Hoheit, ein Alter, wie man sagt: der hat nun nicht mehr lange zu
leben.'
'Wie aber, bester Wagenlenker: bin auch ich dem Alter unterworfen, kann dem
Alter nicht entgehn?'
'Auch du, Hoheit, und wir alle sind dem Alter unterworfen, können dem Alter
nicht entgehn.'
'Wohlan denn, bester Wagenlenker, es ist genug für heute mit der Gartenfahrt,
und laß, uns gleich zum Schlosse zurückkehren.'
'Sehr wohl, Hoheit', sagte da, ihr Mönche, gehorsam der Wagenlenker zu
Vipassi dem Prinzen. Und er fuhr nun gleich nach dem Schlosse zurück. Da hat
denn, ihr Mönche, Vipassi der Prinz, im Schlosse zurückgezogen, schmerzlich
betroffen darüber gebrütet: 'O Schande sag, ich da über die Geburt, da ja doch
am Gebornen das Alter zum Vorschein kommen muß.'
'Aber nun ließ, ihr Mönche, König Bandhuma den Wagenlenker kommen und sprach
also zu ihm:
'Gewiß, bester Wagenlenker, war der Prinz mit der Fahrt nach dem Garten
zufrieden, gewiß, bester Wagenlenker, war der Prinz von der Fahrt nach dem
Garten entzückt?'
'Nein, Majestät, der Prinz war mit der Fahrt nach dem Garten nicht zufrieden,
nein, Majestät, der Prinz war von der Fahrt nach dem Garten nicht entzückt.'
'Was ist denn, bester Wagenlenker, dem Prinzen bei seiner Gartenfahrt
begegnet?'
'Begegnet, Majestät, ist dem Prinzen bei seiner Gartenfahrt ein alter Mann,
giebelförmig geknickt, verkrümmt, auf Krücken gestützt schlotternd
dahinschleichend, siech und welk. Als er ihn gesehn, wandte er sich also an
mich:
'Was hat nur, bester Wagenlenker, dieser Mann getan? Seine Haare sind doch
nicht wie bei anderen, sein Leib ist doch nicht wie bei anderen!' - 'Das ist,
Hoheit, ein Alter, wie man sagt.' - 'Was ist das nur, bester Wagenlenker, ein
Alter, wie man sagt?' -' Das ist, Hoheit, ein Alter, wie man sagt: der hat nun
nicht mehr lange zu leben.' -' Wie aber, bester Wagenlenker: bin auch ich dem
Alter unterworfen, kann dem Alter nicht entgehn?' - 'Auch du, Hoheit, und wir
alle sind dem Alter unterworfen, können dem Alter nicht entgehen.'
'Wohlan denn, bester Wagenlenker, es ist genug für heute mit der Gartenfahrt,
und laß' uns gleich zum Schlosse zurückkehren.' - 'Sehr wohl, Hoheit', sagte ich
da, Majestät, gehorsam zu Vipassi dem Prinzen und bin gleich nach dem Schlosse
zurückgefahren. Er aber, Majestät, der Prinz, im Schlosse zurückgezogen,
schmerzlich betroffen, brütet darüber: 'O Schande sag' ich da über die Geburt,
da ja doch am Gebornen das Alter zum Vorschein kommen muß'.
„Da hat nun, ihr Mönche, König Bandhuma bei sich erwogen: 'Möchte doch nicht
etwa Vipassi der Prinz dem Thron entsagen, möchte doch nicht etwa Vipassi der
Prinz aus dem Hause in die Hauslosigkeit ziehen, möchte doch nicht etwa das Wort
der zeichenkundigen Priester wahr werden!'
„So hat dann, ihr Mönche, König Bandhuma Vipassi den Prinzen immer noch
reichlicher mit den fünf Wunschgenüssen versehn, auf daß Vipassi der Prinz den
Thron besteigen sollte, auf daß Vipassi der Prinz nicht aus dem Hause in die
Hauslosigkeit ziehn sollte, auf daß das Wort der zeichenkundigen Priester nicht
Wahrheit würde. So wurde denn, ihr Mönche, Vipassi der Prinz mit den fünf
Wunschgenüssen umgeben und überall damit bedient.
„Nun aber, ihr Mönche, mochte sich Vipassi der Prinz, als viele Jahre, viele
Jahrhunderte, viele Jahrtausende vergangen waren, an seinen Wagenlenker wenden:
'Lasse mir, bester Wagenlenker, prächtige Wagen bespannen: wir wollen eine
Ausfahrt machen, in die schöne Umgebung hinaus.'
'Sehr wohl, Hoheit', sagte da, ihr Mönche, gehorsam der Wagenlenker zu
Vipassi dem Prinzen. Und er ließ prächtige Wagen bespannen und dann melden:
'Bereit stehn, Hoheit, die prächtigen Wagen: wie es dir nun belieben mag.'
„Da bestieg denn, ihr Mönche, Vipassi der Prinz einen prächtigen Wagen und
fuhr, gefolgt von manchen anderen, in die Gegend hinaus, nach einem Garten hin.
Da sah, ihr Mönche, Vipassi der Prinz, auf seiner Fahrt nach dem Garten hin,
einen siechen Mann, leidend, schwer bresthaft, mit Kot und Harn beschmutzt
daliegen, von anderen gehoben, von anderen bedient. Als er ihn gesehn, wandte er
sich an den Wagenlenker:
'Was hat nur, bester Wagenlenker, dieser Mann getan? Seine Augen sind doch
nicht wie bei anderen, seine Stimme ist doch nicht wie bei anderen!'
'Das ist, Hoheit, ein Kranker, wie man sagt.'
'Was ist das nur, bester Wagenlenker, ein Kranker, wie man sagt?'
'Das ist, Hoheit, ein Kranker, wie man sagt: o daß er doch von diesem
Siechtum genesen könnte!'
'Wie aber, bester Wagenlenker: bin auch ich der Krankheit unterworfen, kann
der Krankheit nicht entgehn?'
'Auch du, Hoheit, und wir alle sind der Krankheit unterworfen, können der
Krankheit nicht entgehn.'
'Wohlan denn, bester Wagenlenker, es ist genug für heute mit der Gartenfahrt,
und laß' uns gleich zum Schlosse zurückkehren.'
'Sehr wohl, Hoheit', sagte da, ihr Mönche, gehorsam der Wagenlenker zu
Vipassi dem Prinzen. Und er fuhr nun gleich nach dem Schlosse zurück. Da hat
denn, ihr Mönche, Vipassi der Prinz, im Schlosse zurückgezogen, schmerzlich
betroffen darüber gebrütet: 'O Schande sag' ich da über die Geburt, da ja doch
am Gebornen das Alter zum Vorschein kommen muß, die Krankheit zum Vorschein
kommen muß'.
„Aber nun ließ, ihr Mönche, König Bandhuma den Wagenlenker kommen und sprach
also zu ihm:
'Gewiß, bester Wagenlenker, war der Prinz mit der Fahrt nach dem Garten
zufrieden, gewiß, bester Wagenlenker, war der Prinz von der Fahrt nach dem
Garten entzückt?'
'Nein, Majestät, der Prinz war mit der Fahrt nach dem Garten nicht zufrieden,
nein, Majestät, der Prinz war von der Fahrt nach dem Garten nicht entzückt.'
'Was ist denn, bester Wagenlenker, dem Prinzen bei seiner Gartenfahrt
begegnet?'
'Begegnet, Majestät, ist dem Prinzen bei seiner Gartenfahrt ein siecher Mann,
leidend, schwer bresthaft, mit Kot und Harn beschmutzt daliegend, von anderen
gehoben, von anderen bedient. Als er ihn gesehn, wandte er sich also an mich:
'Was hat nur, bester Wagenlenker, dieser Mann getan? Seine Augen sind doch nicht
wie bei anderen, seine Stimme ist doch nicht wie bei anderen!' - 'Das ist,
Hoheit, ein Kranker, wie man sagt.' - 'Was ist das nur, bester Wagenlenker, ein
Kranker, wie man sagt?' - 'Das ist, Hoheit, ein Kranker, wie man sagt: o daß er
doch von diesem Siechtum genesen könnte!' - 'Wie aber, bester Wagenlenker: bin
auch ich der Krankheit unterworfen, kann der Krankheit nicht entgehn?' - 'Auch
du, Hoheit, und wir alle sind der Krankheit unterworfen, können der Krankheit
nicht entgehn.'
'Wohlan denn, bester Wagenlenker, es ist genug für heute mit der Gartenfahrt,
und laß' uns gleich zum Schlosse zurückkehren.' - 'Sehr wohl, Hoheit', sagte ich
da, Majestät, gehorsam zu Vipassi dem Prinzen und bin gleich nach dem Schlosse
zurückgefahren. Er aber, Majestät, der Prinz, im Schlosse zurückgezogen,
schmerzlich betroffen, brütet darüber: 'O Schande sag' ich da über die Geburt,
da ja doch am Gebornen das Alter zum Vorschein kommen muß, die Krankheit zum
Vorschein kommen muß'.'
„Da hat nun, ihr Mönche, König Bandhuma bei sich erwogen: 'Möchte doch nicht
etwa Vipassi der Prinz dem Thron entsagen, möchte doch nicht etwa Vipassi der
Prinz aus dem Hause in die Hauslosigkeit ziehn, möchte doch nicht etwa das Wort
der zeichenkundigen Priester wahr werden!'
„So hat dann, ihr Mönche, König Bandhuma Vipassi den Prinzen immer noch
reichlicher mit den fünf Wunschgenüssen versehn, auf daß Vipassi der Prinz den
Thron besteigen sollte, auf daß Vipassi der Prinz nicht aus dem Hause in die
Hauslosigkeit ziehn sollte, auf daß das Wort der zeichenkundigen Priester nicht
Wahrheit würde. So wurde denn, ihr Mönche, Vipassi der Prinz mit den fünf
Wunschgenüssen umgeben und überall damit bedient.
„Nun aber, ihr Mönche, mochte sich Vipassi der Prinz, als viele Jahre, viele
Jahrhunderte, viele Jahrtausende vergangen waren, an seinen Wagenlenker wenden:
'Lasse mir, bester Wagenlenker, prächtige Wagen bespannen: wir wollen eine
Ausfahrt machen, in die schöne Umgebung hinaus.'
'Sehr wohl, Hoheit' sagte da ihr Mönche, gehorsam der Wagenlenker zu Vipassi
dem Prinzen. Und er ließ prächtige Wagen bespannen und dann melden: 'Bereit
stehn, Hoheit, die prächtigen Wagen: wie es dir nun belieben mag.'
'Da bestieg denn, ihr Mönche, Vipassi der Prinz einen prächtigen Wagen und
fuhr, gefolgt von manchen anderen, in die Gegend hinaus, nach einem Garten hin.
Da sah, ihr Mönche, Vipassi der Prinz, auf seiner Fahrt nach dem Garten hin,
eine große Menge Menschen zusammengelaufen und in allerhand düsteren Gewändern
sich durcheinander drängen. Als er sie gesehn, wandte er sich an den
Wagenlenker:
'Was ist da nur, bester Wagenlenker, für eine große Menge Menschen
zusammengelaufen und drängt sich in allerhand düsteren Gewändern durcheinander?'
'Da ist, Hoheit, ein Toter, wie man sagt.'
'Wohlan denn, bester Wagenlenker, laß' uns zu jenem Toten hinfahren.'
'Sehr wohl, Hoheit', sagte da, ihr Mönche, gehorsam der Wagenlenker zu
Vipassi dem Prinzen und lenkte den Wagen zu jenem Toten hin. Da sah, ihr Mönche,
Vipassi der Prinz einen Verstorbenen, Toten. Als er ihn gesehn, wandte er sich
an den Wagenlenker:
'Was ist das nur, bester Wagenlenker, ein Toter, wie man sagt?'
'Das ist, Hoheit, ein Toter, wie man sagt: der wird nun nicht mehr von Mutter
oder Vater oder anderen verwandten Sippen wiedergesehn, und auch er wird Mutter
oder Vater oder andere verwandte Sippen nicht wiedersehn.'
'Wie aber, bester Wagenlenker: bin auch ich dem Tode unterworfen, kann dem
Tode nicht entgehn? Werde auch ich nicht vom König oder der Königin oder anderer
verwandter Sippe wiedergesehn werden, und werde auch ich den König oder die
Königin oder andere verwandte Sippen nicht wiedersehn?'
'Auch du, Hoheit, und wir alle sind dem Tode unterworfen, können dem Tode
nicht entgehn; auch dich wird der König oder die Königin oder andere verwandte
Sippen nicht wiedersehn, und auch du wirst den König oder die Königin oder
andere verwandte Sippen nicht wiedersehn.'
'Wohlan denn, bester Wagenlenker, es ist genug für heute mit der Gartenfahrt,
und laß' uns gleich zum Schlosse zurückkehren.'
'Sehr wohl, Hoheit', sagte da, ihr Mönche, gehorsam der Wagenlenker zu
Vipassi dem Prinzen. Und er fuhr nun gleich nach dem Schlosse zurück. Da hat
denn, ihr Mönche, Vipassi der Prinz, im Schlosse zurückgezogen, schmerzlich
betroffen darüber gebrütet: 'O Schande sag' ich da über die Geburt, da ja doch
am Gebornen das Alter zum Vorschein kommen muß, die Krankheit zum Vorschein
kommen muß, der Tod zum Vorschein kommen muß.'
'Aber nun ließ, ihr Mönche, König Bandhuma den Wagenlenker kommen und sprach
also zu ihm:
'Gewiß, bester Wagenlenker, war der Prinz mit der Fahrt nach dem Garten
zufrieden, gewiß, bester Wagenlenker, war der Prinz von der Fahrt nach dem
Garten entzückt?' 'Nein, Majestät, der Prinz war mit der Fahrt nach dem Garten
nicht zufrieden, nein Majestät, der Prinz war von der Fahrt nach dem Garten
nicht entzückt.'
'Was ist denn, bester Wagenlenker, dem Prinzen bei seiner Gartenfahrt
begegnet?'
'Begegnet, Majestät, ist dem Prinzen bei seiner Gartenfahrt eine große Menge
Menschen, die, zusammengelaufen, in allerhand düsteren Gewändern sich
durcheinander drängten. Als er sie gesehn, wandte er sich also an mich:
'Was ist da nur, bester Wagenlenker, für eine große Menge Menschen
zusammengelaufen und drängt sich in allerhand düsteren Gewändern durcheinander?'
'Da ist, Hoheit, ein Toter, wie man sagt.' - 'Wohlan denn, bester
Wagenlenker, laß' uns zu jenem Toten hinfahren.' - 'Sehr wohl, Hoheit', sagte
ich da, Majestät, gehorsam zu Vipassi dem Prinzen und lenkte den Wagen zu jenem
Toten hin. Da sah, Majestät, der Prinz einen Mann, der gestorben war, einen
Toten. Als er ihn gesehn, wandte er sich also an mich:
'Was ist das nur, bester Wagenlenker, ein Toter, wie man sagt?' - 'Das ist,
Hoheit, ein Toter, wie man sagt: der wird nun nicht mehr von Mutter oder Vater
oder anderen verwandten Sippen wiedergesehn, und auch er wird Mutter oder Vater
oder andere verwandte Sippen nicht wiedersehn.' - 'Wie aber, bester Wagenlenker:
bin auch ich dem Tode unterworfen, kann dem Tode nicht entgehn? Werde auch ich
nicht vom König oder der Königin oder anderer verwandter Sippe wiedergesehn
werden, und werde auch ich den König oder die Königin oder andere verwandte
Sippen nicht wiedersehn?' - 'Auch du, Hoheit, und wir alle sind dem Tode
unterworfen, können dem Tode nicht entgehn; auch dich wird der König oder die
Königin oder andere verwandte Sippen nicht wiedersehn, und auch du wirst den
König oder die Königin oder andere verwandte Sippen nicht wiedersehn.' - 'Wohlan
denn, bester Wagenlenker, es ist genug für heute mit der Gartenfahrt, und laß'
uns gleich zum Schlosse zurückkehren.' - 'Sehr wohl, Hoheit', sagte ich da,
Majestät, gehorsam zu Vipassi dem Prinzen und bin gleich nach dem Schlosse:
zurückgefahren. Er aber, Majestät, der Prinz, im Schlosse zurückgezogen,
schmerzlich betroffen, brütet darüber: 'O Schande sag' ich da über die Geburt,
da ja doch am Gebornen das Alter zum Vorschein kommen muß, die Krankheit zum
Vorschein kommen muß, der Tod zum Vorschein kommen muß'.
„Da hat nun, ihr Mönche, König Bandhuma bei sich erwogen: 'Möchte doch nicht
etwa Vipassi der Prinz dem Thron entsagen, möchte doch nicht etwa Vipassi der
Prinz aus dem Hause in die Hauslosigkeit ziehn, möchte doch nicht etwa das Wort
der zeichenkundigen Priester wahr werden!'
„So hat dann, ihr Mönche, König Bandhuma Vipassi den Prinzen immer noch
reichlicher mit den fünf Wunschgenüssen versehn, auf daß Vipassi der Prinz den
Thron besteigen sollte, auf daß Vipassi der Prinz doch nicht aus dem Hause in
die Hauslosigkeit ziehn sollte, auf daß das Wort der zeichenkundigen Priester
doch nicht Wahrheit würde. So wurde denn, ihr Mönche, Vipassi der Prinz mit den
fünf Wunschgenüssen umgeben und überall damit bedient.
„Nun aber, ihr Mönche, mochte sich Vipassi der Prinz, als viele Jahre, viele
Jahrhunderte, viele Jahrtausende vergangen waren, an seinen Wagenlenker wenden:
'Lasse mir, bester Wagenlenker, prächtige Wagen bespannen: wir wollen eine
Ausfahrt machen, in die schöne Umgebung hinaus.'
'Sehr wohl, Hoheit', sagte da, ihr Mönche, gehorsam der Wagenlenker zu
Vipassi dem Prinzen. Und er ließ prächtige Wagen bespannen und dann melden:
'Bereit stehen, Hoheit, die prächtigen Wagen: wie es dir nun belieben mag.'
„Da bestieg denn, ihr Mönche, Vipassi der Prinz einen prächtigen Wagen und
fuhr, gefolgt von manchen anderen, in die Gegend hinaus, nach einem Garten hin.
Da sah, ihr Mönche, Vipassi der Prinz, auf seiner Fahrt nach dem Garten hin,
einen kahlgeschornen Mann, einen Pilger im fahlen Gewande. Als er ihn gesehen,
wandte er sich an den Wagenlenker:
'Was hat nur, bester Wagenlenker, dieser Mann getan? Sein Schädel ist doch
nicht wie bei anderen, sein Gewand ist doch nicht wie bei anderen?'
'Das ist, Hoheit, ein Pilger, wie man sagt.'
'Was ist das nur, bester Wagenlenker, ein Pilger, wie man sagt?'
'Das ist, Hoheit, ein Pilger, wie man sagt: gut ist gerechter Wandel, gut ist
gerader Wandel, gut ist heilsames Wirken, gut ist hilfreiches Wirken, gut ist
nichts zu verletzen, gut ist Erbarmen mit den Wesen.'
'Gut ist er, bester Wagenlenker, der Pilger, wie man sagt: denn gut ist
gerechter Wandel, gut ist gerader Wandel, gut ist heilsames Wirken, gut ist
hilfreiches Wirken, gut ist nichts zu verletzen, gut ist Erbarmen mit den Wesen.
Wohlan denn, bester Wagenlenker, laß' uns zu jenem Pilger hinfahren.'
'Sehr wohl, Hoheit', sagte da, ihr Mönche, gehorsam der Wagenlenker zu
Vipassi dem Prinzen und lenkte den Wagen zu jenem Pilger hin. Da hat nun, ihr
Mönche, Vipassi der Prinz jenen Pilger also angesprochen:
'Was hast du, Bester, nur getan? Dein Schädel ist doch nicht wie bei anderen,
dein Gewand ist doch nicht wie bei anderen?'
'Ich bin, Hoheit, ein Pilger, wie man sagt.'
'Warum aber, Bester, bist du ein Pilger, wie man sagt?'
'Ich bin, Hoheit, ein Pilger, wie man sagt: gut ist gerechter Wandel, gut ist
gerader Wandel, gut ist heilsames Wirken, gut ist hilfreiches Wirken, gut ist
nichts zu verletzen, gut ist Erbarmen mit den Wesen.'
'Gut ist, Bester, daß du ein Pilger bist, wie man sagt: denn gut ist, Bester
gerechter Wandel, gut ist gerader Wandel, gut ist heilsames Wirken, gut ist
hilfreiches Wirken, gut ist nichts zu verletzen, gut ist Erbarmen mit den
Wesen.'
„Dann aber, ihr Mönche, hat Vipassi der Prinz dem Wagenlenker gesagt:
'Wohlan denn, bester Wagenlenker, kehre sogleich mit dem Wagen zum Schlosse
zurück: ich selber werde mir nun auf der Stelle Haar und Bart abschneiden, fahle
Gewänder anlegen und aus dem Hause in die Hauslosigkeit ziehen.'
'Sehr wohl, Hoheit', sagte da, ihr Mönche, gehorsam der Wagenlenker zu
Vipassi dem Prinzen. Und er fuhr sogleich mit dem Wagen nach dem Schlosse
zurück. Vipassi aber der Prinz hat eben auf der Stelle sich Haar und Bart
abgeschnitten, fahle Gewänder angelegt und ist aus dem Hause in die
Hauslosigkeit gezogen.
„Es kam nun, ihr Mönche, in Bandhumati der königlichen Stadt einer großen
Menge Menschen zu Ohren, an vierundachtzigtausend Leuten: 'Vipassi, heißt es,
der Prinz, hat Haar und Bart abgeschoren, fahle Gewänder angelegt und ist aus
dem Hause in die Hauslosigkeit gezogen!' Als sie das gehört hatten, wurde ihnen
also zumute: 'Das ist heute wahrhaftig keine geringe Lehre und Ordnung, das ist
keine geringe Pilgerschaft, wo Vipassi der Prinz, mit geschornem Haar und Barte,
mit fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit gezogen ist!
Vipassi ja gar, der Prinz, sollte, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem
Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit ziehn können: warum denn
aber nicht wir?' Da ist nun, ihr Mönche, eine große Menge Menschen, mit
geschornem Haar und Barte, in fahle Gewänder gekleidet, Vipassi dem Erwachsamen
aus dem Hause in die Hauslosigkeit der Pilgerschaft nach gepilgert. Von dieser
Schar, ihr Mönche, umgeben ist dann Vipassi der Erwachsame über Dörfer, Burgen
und königliche Städte in den Landen von Ort zu Ort gewandert.
„Da ist nun, ihr Mönche, Vipassi dem Erwachsamen, während er einsam
zurückgezogen sann, der Gedanke zum Bewußtsein gekommen: 'Das steht mir wohl
nicht an, daß ich mit einem Haufen verweile; wie, wenn ich nun allein, vom
Schwarme abgesondert, verzöge!' Da ist denn, ihr Mönche, Vipassi der Erwachsame
nach einiger Zeit allein, vom Schwarme abgesondert, geblieben. Anderswohin sind
eben jene Scharen Pilger gezogen, anderswohin Vipassi der Erwachsame.
[Fortgesetzt]
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