DER EINZIGE WEG

III. ALLGEMEINE ÜBUNGSANWEISUNGEN

31

Das Innehalten beim reinen Beobachten

Ud.I.10

„Da hast du denn, Bahiya, dich in solcher Weise zu üben: Das Gesehene soll lediglich ein Gesehenes sein; das Gehörte lediglich ein Gehörtes; das mit den anderen Sinnen Wahrgenommene lediglich ein so Wahrgenommenes [17]; das Erkannte lediglich ein Erkanntes." [18]

32

Unterbrochene und ununterbrochene Meditation

S.47.10

Savatthi. Nachdem sich der Ehrwürdige Ananda eines Morgens angekleidet hatte, begab er sich, mit Gewand und Schale versehen, zu einem Nonnenkloster. Dort angelangt, setzte er sich auf vorbereitetem Sitze nieder. Die Nonnen kamen heran und, nachdem sie den Ehrwürdigen Ananda ehrerbietig begrüßt hatten, setzten sie sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, sprachen jene Nonnen zum Ehrwürdigen Ananda also:

"Es haben hier, Herr Ananda, viele Nonnen, ihren Geist fest gegründet in den vier Grundlagen der Achtsamkeit, ein köstliches, stetig wachsendes Ergebnis erfahren."

„So ist es, Schwestern. So ist es, Schwestern. Wahrlich, o Schwestern, wer da als Mönch oder Nonne mit einem Geiste weilt, der fest gegründet ist in den vier Grundlagen der Achtsamkeit, von dem ist zu erwarten, daß er ein köstliches, stetig wachsendes Ergebnis erfahren wird."

Und der Ehrwürdige Ananda, nachdem er jene Nonnen durch ein Lehrgespräch unterwiesen, ermahnt, angeregt und erfreut hatte, erhob sich von seinem Sitz und entfernte sich. Darauf ging der Ehrwürdige Ananda in Savatthi um Almosenspeise, und nach Rückkehr vom Almosengang, nach beendetem Mahl, begab er sich zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, berichtete er dem Erhabenen von seinem Besuch im Nonnenkloster. Und der Erhabene sprach:

„So ist es, Ananda. So ist es, Ananda. Wahrlich, o Ananda, wer da als Mönch oder Nonne mit einem Geiste weilt, der fest gegründet ist in den vier Grundlagen der Achtsamkeit, von dem ist zu erwarten, daß er ein köstliches, stetig wachsendes Ergebnis erfahren wird.

Da weilt, Ananda, ein Mönch beim Körper in Betrachtung des Körpers, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Überwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt. In ihm, der so beim Körper in Betrachtung des Körpers weilt, tritt da, mit dem (betreffenden) körperlichen Vorgang als Objekt, körperliche Erregung auf oder geistige Schlaffheit, oder der Geist verliert sich nach außen. Dieser Mönch, o Ananda, soll dann seinen Geist zu irgend einer erhebenden Vorstellung hinwenden. [19] Hat er den Geist zu irgendeiner erhebenden Vorstellung hingewandt, so entsteht in ihm Freude. Im freudig Gestimmten entsteht Entzücken, entzückten Geistes beruhigt sich das Innere, mit beruhigtem Inneren empfindet er Glück, und des Glücklichen Geist sammelt sich. Da überlegt er also: Zu welchem Zwecke ich den Geist dahin wandte, dieser Zweck ist nun erfüllt. Sollte ich mich nicht jetzt davon abkehren?' [20] Und er kehrt sich davon ab, erwägt und überlegt nicht mehr.[21] Frei von Erwägen und überlegen bin ich, nach innen achtsam, glücklich!', so weiß er.

Ferner, o Ananda, weilt ein Mönch bei den Gefühlen in Betrachtung der Gefühle, beim Geisteszustand in Betrachtung des Geisteszustandes, bei den Geistobjekten in Betrachtung der Geistobjekte, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Überwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt. In ihm, der so . . . weilt, tritt da, mit einem Gefühl, einem Geisteszustand, einem Geistobjekt als Objekt, körperliche Erregung auf oder geistige Schlaffheit, oder der Geist verliert sich nach außen. Dieser Mönch, o Ananda, soll dann seinen Geist zu irgendeiner erhebenden Vorstellung hinwenden. Hat er den Geist zu irgendeiner erhebenden Vorstellung hingewandt, so entsteht in ihm Freude. Im freudig Gestimmten entsteht Entzücken, entzückten Geistes beruhigt sich das Innere, mit beruhigtem Inneren empfindet er Glück, und des Glücklichen Geist sammelt sich. Da überlegt er also: ,Zu welchem Zwecke ich den Geist dahin wandte, dieser Zweck ist nun erfüllt. Sollte ich mich nicht jetzt davon abkehren?' Und er kehrt sich davon ab, erwägt und überlegt nicht mehr. Frei von Erwägen und Überlegen bin ich, nach innen achtsam, glücklich!', so weiß er.

So, Ananda, vollzieht sich unterbrochene Meditation. [22]

Und wie, Ananda, vollzieht sich ununterbrochene Meditation? [23]

Läßt, Ananda, der Mönch seinen Geist nicht durch Außenliegendes unterbrechen, so weiß er: Ununterbrochen durch Außenliegendes ist mein Geist." [24] Und er weiß: Beim Früheren wie Späteren (der Übung) [25] ist er ohne Stockung [26], frei, ohne Unterbrechung.' Und er weiß nun: Beim Körper weile ich in Betrachtung des Körpers, eifrig, wissensklar und achtsam, - glücklich bin ich!'

Läßt, Ananda, der Mönch seinen Geist nicht durch Außenliegendes unterbrechen, so weiß er: Ununterbrochen durch Außenliegendes ist mein Geist.' Und er weiß: Beim Früheren wie Späteren (der Übung ist er ohne Stockung, frei, ohne Unterbrechung.' Und er weiß nun: ,Bei den Gefühlen weile ich in Betrachtung der Gefühle, beim Geisteszustand in Betrachtung des Geisteszustandes, bei den Geistobjekten in Betrachtung des Geistobjektes, eifrig, wissensklar und achtsam, - glücklich bin ich!'

So, Ananda, vollzieht sich ununterbrochene Meditation.

So habe ich denn, Ananda, die unterbrochene Meditation gezeigt und die ununterbrochene Meditation. Was da ein Meister für seine Schüler tun kann, ihr Wohl wünschend, aus Mitleid und Erbarmen, das habe ich für euch getan. Hier sind, Ananda, Bäume und leere Klausen! Pfleget Vertiefung, Ananda! Seid nicht nachlässig, damit ihr später nicht Reue empfindet! Dies sei euch unser Gebot!"

Also sprach der Erhabene. Beglückten Herzens freute sich der Ehrwürdige Ananda über das Wort des Erhabenen.


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