Puggala Paññatti - Das Buch der Charaktere

Dreier-Darstellung

97-99. Die Hoffnung

97. Welcher Mensch gilt als "hoffnungslos"?

Da ist ein Mensch sittenlos, dem Bösen ergeben, unrein, von argwöhnischem Wesen, von versteckter Tat, ein falscher Asket, sich als Asketen ausgebend, ein falscher Jünger, sich als Jünger ausgebend, ist innerlich verdorben, befleckten Herzens, voll von Unrat. Der erfährt: ,Ein Mönch mit solchem Namen hat durch Vernichtung des Wahns noch bei Lebzeiten die wahnlose Gemütserlösung und Weisheitserlösung erlangt, sie selber erkannt und verwirklicht.' Da denkt er nicht: ,Wann werde denn auch ich durch Vernichtung des Wahns noch bei Lebzeiten die wahnlose Gemütserlösung und Weisheitserlösung erlangen, sie selber erkennen und verwirklichen?' Diesen Menschen nennt man hoffnungslos.

98. Welcher Mensch gilt als "hoffnungsvoll"?

Da ist ein Mensch sittenrein, dem Guten ergeben. Der erfährt: ,Ein Mönch mit solchem Namen hat durch Vernichtung des Wahns noch bei Lebzeiten die wahnlose Gemütserlösung und Weisheitserlösung erlangt, sie selber erkannt und verwirklicht.' Da ist ihm also zumute: ,Wann werde denn auch ich durch Vernichtung des Wahns noch bei Lebzeiten die wahnlose Gemütserlösung und Weisheitserlösung erlangen, sie selber erkennen und verwirklichen?' Diesen Menschen nennt man hoffnungsvoll.

99. Welcher Mensch gilt als "hoffnungsgestillt"?

Da hat ein Mensch durch Vernichtung des Wahns noch bei Lebzeiten die wahnlose Gemütserlösung und Weisheitserlösung erlangt, sie selber erkannt und verwirklicht. Der erfährt: ,Ein Mönch mit solchem Namen hat durch Vernichtung des Wahns noch bei Lebzeiten die wahnlose Gemütserlösung und Weisheitserlösung erlangt, sie selber erkannt und verwirklicht.' Da denkt er nicht: Wann werde denn auch ich durch Vernichtung des Wahns noch bei Lebzeiten die wahnlose Gemütserlösung und Weisheitserlösung erlangen, sie selber erkennen und verwirklichen ?' Und warum nicht? Was da einst in ihm, dem Unerlösten, an Erlösungsdurst bestanden hatte, das ist in ihm gestillt. Diesen Menschen nennt man hoffnungsgestillt.


100-105. Die drei Kranken

100. Was sind da die drei den Kranken ähnliche Menschen und was die drei Kranken?

Mag da ein gewisser Kranker zuträgliche Speisen erhalten oder nicht erhalten, mag er zuträgliche Arzneien erhalten oder nicht erhalten, mag er einen tüchtigen Wärter erhalten oder nicht erhalten: er genest eben nicht von seiner Krankheit.

Mag da ein gewisser Kranker zuträgliche Speisen erhalten oder nicht erhalten, mag er zuträgliche Arzneien erhalten oder nicht erhalten, mag er einen tüchtigen Wärter erhalten oder nicht erhalten: er genest eben von seiner Krankheit.

Ein anderer Kranker aber genest nur dann von seiner Krankheit, wenn er zuträgliche Speisen erhält und es ihm daran nicht fehlt, wenn er zuträgliche Arzneien erhält und es ihm daran nicht fehlt, wenn er einen tüchtigen Wärter erhält und es ihm daran nicht fehlt.

Für jenen Kranken nun, der nur dann von seiner Krankheit genest, wenn er zuträgliche Speisen, zuträgliche Arzneien und einen tüchtigen Wärter erhält und es ihm daran nicht fehlt: für jenen Kranken wird Krankenkost verordnet, wird Krankenarznei verordnet, wird ein Krankenwärter verordnet. Neben diesem Kranken aber hat man auch den anderen Kranken aufzuwarten.

Ebenso nun auch sind drei den Kranken ähnliche Menschen in der Welt anzutreffen: welche drei?

Mag da ein gewisser Mensch den Vollendeten zu sehen bekommen oder nicht zu sehen bekommen, mag er die vom Vollendeten verkündete Lehre und Ordnung zu hören bekommen oder nicht zu hören bekommen: er gewinnt eben nicht den rechten Pfad, die Vollkommenheit im Guten.

101. Mag da ein gewisser Mensch den Vollendeten zu sehen bekommen oder nicht zu sehen bekommen, mag er die vom Vollendeten verkündete Lehre und Ordnung zu hören bekommen oder nicht zu hören bekommen: er gewinnt eben den rechten Pfad, die Vollkommenheit im Guten.

102. Ein anderer Mensch aber gewinnt nur dann den rechten Pfad, die Vollkommenheit im Guten, wenn er den Vollendeten zu sehen bekommt und es ihm daran nicht fehlt, wenn er die vom Vollendeten verkündete Lehre und Ordnung zu hören bekommt und es ihm daran nicht fehlt.

Für jenen Menschen nun, der nur dann den rechten Pfad, die Vollkommenheit im Guten gewinnt, wenn er den Vollendeten zu sehen bekommt und es ihm daran nicht fehlt, wenn er die vom Vollendeten verkündete Lehre und Ordnung zu hören bekommt und es ihm daran nicht fehlt: für jenen Menschen hat der Vollendete den Vortrag der Lehre verordnet. Neben diesem Menschen aber ist auch den anderen die Lehre vorzutragen.

Diese drei den Kranken ähnliche Menschen sind in der Welt anzutreffen.

 

103—105. [Genaue Wiederholung von Nr. 32—34.]


106-108. Die Worte

106. Welcher Mensch spricht Worte, die dem Kote gleichen?

Da spricht ein Mensch die Unwahrheit. Kommt er in eine Gesellschaft oder unter Leute oder unter Verwandte oder in eine Versammlung, oder wird er vor Gericht geladen und als Zeuge befragt: ,Komm, lieber Mann, was du weißt, das sage aus', so antwortet er, wenn er nichts weiß: ,Ich weiß es'; oder wenn er etwas weiß, so antwortet er: ,Ich weiß nichts'. Wenn er nichts gesehen hat, so antwortet er: ,Ich habe es gesehen'; oder wenn er etwas gesehen hat, so antwortet er: ,Ich habe nichts gesehen'. So spricht er um seiner selbst willen oder um eines anderen willen oder um irgend eines Vorteils willen eine bewußte Lüge. Dieser Mensch, sagt man, spricht Worte, die dem Kote gleichen.

107. Welcher Mensch spricht Worte, die den Blumen gleichen?

Da hat ein Mensch das Lügen verworfen, vom Lügen hält er sich fern. Kommt er in eine Gesellschaft oder unter Leute oder unter Verwandte oder in eine Versammlung, oder wird er vor Gericht geladen und als Zeuge befragt: ,Komm" lieber Mann, was du weißt, das sage aus', so antwortet er, wenn er nichts weiß: ,Ich weiß nichts'; oder wenn er etwas weiß, so antwortet er: ,Ich weiß es'. Wenn er nichts gesehen hat, so antwortet er: ,Ich habe nichts gesehen'; oder wenn er etwas gesehen hat, so antwortet er: ,Ich habe es gesehen'. So spricht er weder um seiner selbst willen, noch um eines anderen willen, noch um irgend eines Vorteils willen eine bewußte Lüge. Dieser Mensch, sagt man, spricht Worte, die den Blumen gleichen.

108. Welcher Mensch aber spricht Worte, die dem Nektar gleichen?

Da spricht ein Mensch solche Worte, die edel sind, dem Ohr wohltuend, liebreich, zum Herzen dringend, höflich, vielen lieb und angenehm. Dieser Mensch, sagt man, spricht Worte, die dem Nektar gleichen.


109-111. Die Herzen

109. Welcher Mensch besitzt ein Herz, das einem Geschwüre gleicht?

Da ist ein Mensch jähzornig und äußerst erregbar. Wenn man ihm auch nur das Geringste sagt, so wird er ärgerlich, gerät in Zorn und Wut, wird eigensinnig, legt Verstimmung, Groll und Mißtrauen an den Tag.

Gleichwie da nämlich ein schlimmes Geschwür, mit einem Span oder einer Scherbe angestoßen, heftig Eiter absondert: ebenso ist da ein Mensch jähzornig und äußerst erregbar. Wenn man ihm auch nur das Geringste sagt, so wird er ärgerlich, gerät in Zorn und Wut, wird eigensinnig, legt Verstimmung, Groll und Mißtrauen an den Tag. Dieser Mensch, sagt man, besitzt ein Herz, das einem Geschwüre gleicht.

110. Welcher Mensch aber besitzt ein Herz, das dem Blitze gleicht?

Da erkennt ein Mensch der Wirklichkeit gemäß: ,Dies ist das Leiden'; erkennt der Wirklichkeit gemäß: ,Dies ist die Entstehung des Leidens'; erkennt der Wirklichkeit gemäß: ,Dies ist die Aufhebung des Leidens'; erkennt der Wirklichkeit gemäß: ,Dies ist der zur Aufhebung des Leidens führende Pfad'.

Gleichwie da nämlich ein Mensch in der Dunkelheit und Finsternis der Nacht beim plötzlichen Aufleuchten des Blitzes mit seinen Augen die Gegenstände erkennen möchte: ebenso auch erkennt da ein Mensch der Wirklichkeit gemäß: ,Dies ist das Leiden'; erkennt der Wirklichkeit gemäß: ,Dies ist die Entstehung des Leidens'; erkennt der Wirklichkeit gemäß: ,Dies ist die Aufhebung des Leidens'; erkennt der Wirklichkeit gemäß: ,Dies ist der zur Aufhebung des Leidens führende Pfad'. Dieser Mensch, sagt man, besitzt ein Herz, das dem Blitze gleicht.

[Über die aufblitzende Leidenserkenntnis beim Eintritt in die vier Pfade der Heiligkeit s. Anm. zu Nr. 20.]

111. Welcher Mensch aber besitzt ein Herz, das dem Diamanten gleicht?

Da erlangt ein Mensch durch Zerstörung des Wahns noch bei Lebzeiten die wahnlose Gemütserlösung und Weisheitserlösung, sie selber erkennend und verwirklichend.

Gleichwie es nämlich für den Diamanten nichts gibt, was unzerstörbar wäre, weder Perle noch Stein: ebenso auch erlangt da ein Mensch durch Zerstörung des Wahns noch bei Lebzeiten die wahnlose Gemütserlösung und Weisheitserlösung, sie selber erkennend und verwirklichend. Dieser Mensch, sagt man, besitzt ein Herz, das dem Diamanten gleicht.


112-114. Die Augen

112. Welcher Mensch gilt als "Blinder"?

Da fehlt einem Menschen ein solches Auge, das ihn befähigt, die noch unerrungenen Reichtümer zu erringen und die errungenen Reichtümer zu vermehren. Und es fehlt ihm ein solches Auge, das ihn befähigt, das Heilsame und Unheilsame zu erkennen, das Verwerfliche und das Untadelige, das Gemeine und das Edle, den Gegensatz von Gut und Böse. Diesen Menschen bezeichnet man als Blinden.

113. Welcher Mensch aber gilt als "Einäugiger"?

Da besitzt ein Mensch ein solches Auge, das ihn befähigt, die noch nicht errungenen Reichtümer zu erringen und die errungenen Reichtümer zu vermehren. Aber es fehlt ihm ein solches Auge, das ihn befähigt, das Heilsame und das Unheilsame zu erkennen, das Verwerfliche und das Untadelige, das Gemeine und das Edle, den Gegensatz von Gut und Böse. Diesen Menschen bezeichnet man als Einäugigen.

114. Welcher Mensch aber gilt als "Zweiäugiger"?

Da besitzt ein Mensch ein solches Auge, das ihn befähigt, die noch nicht errungenen Reichtümer zu erringen und die errungenen Reichtümer zu vermehren.

Und er besitzt ein solches Auge, das ihn befähigt, das Heilsame und Unheilsame zu erkennen, das Verwerfliche und das Untadelige, das Gemeine und das Edle, den Gegensatz von Gut und Böse. Diesen Menschen bezeichnet man als Zweiäugigen.


115-117. Dreierlei Zuhörer

115. Welcher Mensch hat einen Verstand, der dem umgestülpten Topfe gleicht?

Da begibt sich ein Mensch häufig zum Kloster, um bei den Mönchen die Lehre zu hören. Und die Mönche tragen ihm die Lehre vor, die im Anfang erhabene, in der Mitte erhabene, am Ende erhabene, dem Sinne wie dem Wortlaut nach, verkünden ein durchaus vollkommenes, geläutertes Asketentum. Während er aber dort auf seinem Platze sitzt, denkt er weder über den Anfang, noch die Mitte, noch das Ende jener Rede nach. Und auch, wenn er sich von jenem Platze erhoben hat, denkt er weder über den Anfang, noch die Mitte, noch das Ende jener Rede nach.

Gleichwie aus einem umgestülpten Topfe das darin eingefüllte Wasser wieder herausläuft, nicht drinnen bleibt: genau so ist es, wenn sich da ein Mensch häufig zum Kloster begibt, um bei den Mönchen die Lehre zu hören. Und die Mönche tragen ihm die Lehre vor, die im Anfang erhabene, in der Mitte erhabene, am Ende erhabene, dem Sinne wie dem Wortlaut nach, verkünden ein durchaus vollkommenes, geläutertes Asketentum. Während er aber dort auf seinem Platze sitzt, denkt er weder über den Anfang, noch die Mitte, noch das Ende jener Rede nach. Und auch, wenn er sich von jenem Platze erhoben hat, denkt er weder über den Anfang, noch die Mitte, noch das Ende jener Rede nach. Dieser Mensch, sagt man, hat einen Verstand, der dem umgestülpten Topfe gleicht.

116. Welcher Mensch hat einen Verstand, der dem Schosse gleicht?

Da begibt sich ein Mensch häufig zum Kloster, um bei den Mönchen die Lehre zu hören. Und die Mönche tragen ihm die Lehre vor, die im Anfang erhabene, in der Mitte erhabene, am Ende erhabene, dem Sinne wie dem Wortlaut nach, verkünden ein durchaus vollkommenes, geläutertes Asketentum. Während er zwar dort auf seinem Platze sitzt, denkt er sowohl über den Anfang, als auch die Mitte, als auch das Ende jener Rede nach. Hat er sich aber von jenem Platze erhoben, so denkt er weder über den Anfang, noch die Mitte, noch das Ende jener Rede nach.

Gleichwie ein Mann, auf dessen Schosse mancherlei Eßwaren, wie Sesam, Reis, Süßigkeiten und Brustbeeren ausgebreitet sind, beim Aufstehen von seinem Platze, jene aus Gedankenlosigkeit wegwerfen möchte: genau so ist es, wenn sich da ein Mensch häufig zum Kloster begibt, um bei den Mönchen die Lehre zu hören. Und die Mönche tragen ihm die Lehre vor, die im Anfang erhabene, in der Mitte erhabene, am Ende erhabene, dem Sinne wie dem Wortlaut nach, verkünden ein durchaus vollkommenes, geläutertes Asketentum. Während er zwar dort auf seinem Platze sitzt, denkt er sowohl über den Anfang, als auch die Mitte, als auch das Ende jener Rede nach. Hat er sich aber von jenem Platze erhoben, so denkt er weder über den Anfang, noch die Mitte, noch das Ende jener Rede nach. Dieser Mensch, sagt man, hat einen Verstand, der dem Schosse gleicht.

117. Welcher Mensch hat einen Verstand, der dem aufgerichteten Topfe gleicht?

Da begibt sich ein Mensch häufig zum Kloster, um bei den Mönchen die Lehre zu hören. Und die Mönche tragen ihm die Lehre vor, die im Anfang erhabene, in der Mitte erhabene, am Ende erhabene, dem Sinne wie dem Wortlaut nach, verkünden ein durchaus vollkommenes, geläutertes Asketentum. Während er nun dort auf seinem Platze sitzt, denkt er sowohl über den Anfang, als auch die Mitte, als auch das Ende jener Rede nach. Und auch, wenn er sich von jenem Platze erhoben hat, denkt er sowohl über den Anfang, als auch die Mitte, als auch das Ende jener Rede nach.

Gleichwie in einem aufgerichteten Topfe das eingefüllte Wasser drinnen bleibt, nicht herausläuft: genau so ist, wenn sich da ein Mensch häufig zum Kloster begibt, um bei den Mönchen die Lehre zu hören. Und die Mönche tragen ihm die Lehre vor, die im Anfang erhabene, in der Mitte erhabene, am Ende erhabene, dem Sinne wie dem Wortlaut nach, verkünden ein durchaus vollkommenes, geläutertes Asketentum. Während er nun dort auf seinem Platze sitzt, denkt er sowohl über den Anfang, als auch die Mitte, als auch das Ende jener Rede nach. Und auch, wenn er sich von jenem Platze erhoben hat, denkt er sowohl über den Anfang, als auch die Mitte, als auch das Ende jener Rede nach. Dieser Mensch, sagt man, hat einen Verstand, der dem aufgerichteten Topfe gleicht.


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